Konkordanz der Bildseiten der Handschriften von
Udalricus Campililiensis (Ulrich von Lilienfeld), Concordantiae caritatis
Zusammengestellt von Martin Roland 

Paris, Bibliothèque nationale de France (BnF), Ms. nouv. acq. lat. 2129

Die Vorlage des Pariser Exemplars

Es besteht kein Zweifel, dass der 1413 in Wien entstandene Budapester Codex allen Illustratoren der Pariser Handschrift vorlag.

 
Als besonders charakteristische Beispiele seien genannt:
Fol. 72v (Christus wird seiner Kleider beraubt): In Budapest (fol. 90v) und daher auch in der unmittelbaren Abschrift in Paris (fol. 72v) wird das zweite Naturbeispiel (Pfau) zur Bildgruppe der Entkleidung Christi veraendert: Statt der Gegenueberstellung eines Baumes, der seine Blaetter verliert, und eines Pfaues, der seine Federn einbuesst, wenn die Blaetter des Baumes zu fallen beginnen (so der Text und die entsprechenden Illustrationen in Lilienfeld [Bild], und New York), wird nun nur noch der Pfau dargestellt, der sich selbst Federn ausreisst (weitere Informationen: link). Im Vergleich zwischen Budapest und Paris zeigt sich, dass die spaetere Version die Architektur vereinfacht, das Hausschild mit dem Pfau aber als offenbar zentrales Indentifikationsobjekt vergroessert.
    
Fol. 121v hat das zweite Naturexemplum des 15. Sonntags nach der (Oktav) von Pfingsten ausnahmsweise einen durch eine grobe Ranke gestalteten Bildhintergrund. Diese Ranke uebernimmt der Zeichner aus dem Budapester Vorbild (fol. 142v).
    Fol. 51v fehlt David im zweiten Typus zum Palmsonntag – so wie in der Budapester Vorlage (fol. 69v) – der abgeschlagene Kopf des Goljat; dieser Erfolg ist ja der Grund, warum die Frauen des Volkes Israel ihn besingt.
    Fol. 150v schreibt der heilige Papst Gregor der Grosse von der Taube des hl. Geistes inspiriert. Um sich in seinem grossen Buch zurechtzufinden, steht ihm ein sinnig konstrueirter Zeilenweiser zur Verfuegung, ein auf einem kleinen Galgen montiertes Gewicht, das offenbar durch ein nicht dargestelltes Gegengewicht in Ballance gehalten wird. Diese mir bisher unbekannte Konstruktion findet sich in identischer Art und Weise in der Budapester Fassung (fol. 171v). Ob es sich dabei tatsaechlich um einen Zeilenweiser handelt, kann freilich auch bezweifelt werden. Es koennte sich auch um eine vom Illustrator in Budapest missverstandene Beleuchtung (haengende Oellampe) handeln.
    Fol. 158v wurde der hl. Florian von einer steinernen Brücke gestossen und erlitt so sein Martyrium. Eine identische Bruecke auch in Budapest, fol. 179v (Abb. in Roland, Lilienfelder Concordantiae, S. 57).

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