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Ein
Buchmaler um 1200 - Zu den Anfängen der Buchmalerei in St. Pölten*
Friedrich Simader
Die Österreichische
Nationalbibliothek in Wien verwahrt mit dem Cvp. 2221 eine Handschrift, die vor
allem ihres Inhalts wegen immer wieder das Interesse der Forschung auf sich
gezogen hat. Sie vereinigt verschiedene Rechtstexte[1], wobei jene besondere Beachtung
verdienen, die auf eine Entstehung im Bereich der Diözese Passau hinweisen und
somit eine eigenständige Produktion von Texten juristischen Inhalts bezeugen:
Auf fol. 39r-45r findet sich die bislang einzige bekannte Überlieferung des
Ordo iudiciarius von Eilbert von Bremen, eines Traktats zum Prozeßrecht,
gewidmet dem Passauer Bischof Wolfger von Erla (1191-1204), gefolgt auf fol.
45r-55v von der vor 1204 verfaßten Medulla matrimonii Altmanns von St. Florian,
einer Monographie zum Eherecht. Schließlich ist auch die Dekretabbrevatio
"Exceptiones ecclesiasticarum regularum" (fol. 62v-118r), eine
glossierte Zusammenstellung von Exzerpten aus dem Decretum Gratiani, von
Interesse, da sich nach jüngsten Untersuchungen der Schwerpunkt der
Überlieferung nach Provenienzen wiederum auf den Bereich des heutigen Ober- und
Niederösterreich konzentriert - neben zwei bayerischen und einer vermutlich
ungarischen Handschrift stammen die weiteren Textzeugen aus St. Florian,
Garsten, St. Pölten, Göttweig und Heiligenkreuz[2].
Aus paläographischen[3]
und inhaltlichen Gründen läßt sich die Handschrift nach W. Stelzer der Zeit um
1200 zuordnen: der Ehetraktat Altmanns von St. Florian wurde ca. ab 1210 vom
Verfasser in ein größeres Werk, die Ysagoge iuris, eingearbeitet, und war
spätestens nach dem 4. Laterankonzil von 1215 in wesentlichen Punkten überholt[4].
Bei dem Wolfger von Erla gewidmeten Ordo iudiciarius Eilberts von Bremen ist
damit zu rechnen, daß er in der Amtszeit des Bischofs zwischen 1191-1204
innerhalb der Diözese rasche Verbreitung fand, was wiederum auf die Zeit um
1200 weist.
Dementsprechend ist auch der
Entstehungsort von Cvp. 2221 in der Diözese Passau vermutet worden. Stelzer konnte
anhand einer Federprobe auf dem Spiegelblatt des hinteren Einbanddeckels
nachweisen, daß sich die Handschrift im 14. Jahrhundert in St. Pölten befunden
hat; seine Nachforschungen bei weiteren Handschriften der ÖNB aus St. Pölten
ergaben sogar, daß sich der Schreiber von Cvp. 2221 auch in einem Teil des Cvp.
2153 (fol. 95r-190v) nachweisen läßt[5]. Dennoch dachte er aus inhaltlichen
Erwägungen in erster Linie an eine Entstehung beider Handschriften in St.
Florian oder im Umkreis des Passauer Bischofs und an eine Bestimmung als
"Ausstattungsstücke" für die um 1200 gegründete Domschule von St.
Pölten[6],
eine Einschätzung, die in der weiteren Literatur übernommen wurde[7]
Unbeachtet blieb bislang der
Buchschmuck der Handschrift - publiziert wurde lediglich eine kleine
Silhouetteninitiale H mit gegenständigen, ausgesparten gefiederten Blattmotiven
im Binnenfeld (fol. 68v)[8],
wobei die SW-Abbildung unterschlägt, daß - wie bei allen Initialen - neben
roter Deckfarbe auch blaßgelbe Striche zum Kolorieren verwendet sind. Die
Eigenart der rund 240 von einer Hand stammenden Silhouetteninitialen[9]
in Cvp. 2221 zeigt sich vor allem bei größeren wie jener auf fol. 93v (Abb. 1):
im Binnenfeld des Q befindet sich oben ein vom Grund ausgespartes Blattmotiv,
kombiniert mit symmetrisch angeordneten, sich einrollenden Bändern und
geperlten Stegen. Die langgezogene Cauda und ihr hakenförmiger Fortsatz werden
von Linien begleitet, die ihrem Verlauf folgen und/oder gebogte Blattformen
andeuten; als Besatz sind wieder geperlte Stege verwendet, die hier u.a.
Dreiviertelpunkte flankieren. In verschiedenen Varianten finden sich diese
Motive bei zahlreichen weiteren Initialen, z.B. eine fol. 93v ähnliche
Gliederung des Binnenfeldes (fol. 80v, 88v, 111v) oder unterschiedliche
ausgesparte, meist gefiederte Blattformen - z.B. vierpaßförmig (fol. 97r),
dreiteilig (fol. 104r) oder mit durch Halbkreise betonten Blattkuppen (z.B.
fol. 95v, 100r); bei einigen Initialen entstehen auch ausgesparte Muster, deren
einzelne Elemente kaum mehr einen pflanzlichen Charakter besitzen (z.B. fol.
71v, 90r, 96v, 97r, 111r). Außen sind den Buchstaben teilweise Rankenausläufer
mit abschließendem Blattmotiv (z.B. fol. 18v, 19v, 24v, 31v, 62v) oder Bänder
in der Art von fol. 93v (Abb. 1) angesetzt, es überwiegen aber Fortsätze wie
der untere Abschluß von fol. 93v, die bei größeren Initialen mit Stegen und
Punkten (z.B. 2v, 20v, 92v) oder gitterartig schraffierten Kolben besetzt sind
(z.B. fol. 71v, 75v, 80v, 86v).
Der Buchmaler verwendet einen
Initialtypus, der am Übergang von romanischer zu gotischer Buchmalerei immer
mehr an Bedeutung gewinnt und üblicherweise einen Rang unter den im 12.
Jahrhundert dominierenden Rankeninitialen zur weiteren Gliederung eines Textes,
etwa für einzelne Kapitel, verwendet wird; die Hierarchie der Buchstabenformen
und die unterschiedliche Art ihrer Verzierung zeigen anschaulich die drei
Alphabete des bekannten "Reiner Musterbuches", Cvp. 507, aus dem 2.
Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts, dessen Silhouetteninitialen ebenso Motive wie
geperlte Stege (fol. 4r-5v) oder schraffierte Fruchtkolben (fol. 5r) verwenden[10].
Dem Maler von Cvp. 2221 war die gängige Abstufung der Initialen nicht fremd,
wie die Ausstattung des Cvp. 336 der ÖNB[11] zeigt. Der Codex enthält über 150
Silhouetteninitialen unterschiedlicher Größe, die dieselben Motive aufweisen
wie in Cvp. 2221 (Abb. 2). Der Beginn des Textes - Vorrede und erste
Heiligenvita (fol. 1r) - sind aber durch Rankeninitialen betont, die, wie an
den ausgesparten Blattappliken an den Balken der Initiale H (fol. 1r - Abb. 3)
zu sehen ist, von derselben Hand stammen (vgl. Abb. 1); weitere Rankeninitialen
finden sich vorwiegend am Beginn von Heiligenviten (fol. 73r, 306r, 327r, 394v
)[12].
Cvp. 336 bleibt allerdings ein
Einzelfall, denn in den weiteren Handschriften, deren Ausstattung sich dem
Maler zuordnen läßt - Cvp. 1266[13]
(Abb. 4), 2155[14] (Abb. 5),
990[15]
und 1643[16] (Abb. 6) -
sind nur noch Silhouetteninitialen verwendet, die höchstens Rankenfortsätze
besitzen (vgl. Abb. 6). Nicht bei allen Codices ist die Ausstattung so reich
wie bei den vorhergehenden: Cvp. 1266 besitzt drei Silhouetteninitialen, die
durch ihre Fortsätze die gesamte Höhe des Schriftraums einnehmen (fol. 2v -
Abb. 4, 3r, 57r), darüber hinaus aber nur eine kleine dreizeilige Initiale auf
fol. 1v, die zudem nicht wie üblich blaßgelb koloriert ist. Gleiches gilt auch
für Cvp. 2155, der nur zwei größere Initialen aufweist (fol. 32v und 67r - Abb.
5). Bei diesem und bei Cvp. 990 und 1643 verwendet der Maler nun neben blassem
Gelb und Rot auch blaue Deckfarbe, mit der vorwiegend der Buchstabenkörper
angelegt wird. In Cvp. 990 (fol. 45, 5v)[17]
und dem wieder reicher ausgestatteten Cvp. 1643 begegnen zudem rot/blau
gespaltene Buchstaben (z.B. fol. 1r, 70r, 73v, 90v, 144v - Abb. 6); der
Motivschatz des Buchschmucks entspricht aber wie bei allen Handschriften den in
Cvp. 2221 verwendeten Formen.
Die Farbigkeit der Initialen ist
für die chronologische Ordnung der Handschriften von Bedeutung. Um Cvp. 2221,
entstanden um 1200, lassen sich Cvp. 336 und 1266 gruppieren, wobei Cvp. 336
aufgrund seiner Rankeninitialen vermutlich die älteste Handschrift darstellt.
Cvp. 2155, 990 und 1643 sind später anzusetzen; mit ihren rot/blau gespaltenen
Initialen und den roten und blauen Majuskeln stehen vor allem Cvp. 990 und 1643
dem jüngeren Teil von Cvp. 2153 (fol. 95r-190v) nahe, der am Beginn eine
rot/blau gespaltene, schmucklose Silhouetteninitiale (fol. 95v) besitzt -
dieser Teil überliefert die 1210 verfaßte "Compilatio III" von Papst
Innozenz III. (1198-1216)[18]
und kann daher erst im 2. Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts, frühestens 1210,
kopiert worden sein. Für die spätere Entstehung von Cvp. 1643 spricht auch, daß
ein mehrmals verwendetes rautenförmiges Motiv (z.B. fol. 10v, 52v, 88v, 144v -
Abb. 6) in den anderen Handschriften fehlt.
Die Provenienz der Gruppe weist -
Cvp. 1643 ausgenommen - auf St. Pölten: Cvp. 336, schon 1576 in der Wiener
Hofbibliothek nachweisbar, enthält auf fol. 411r-412v einen in der ersten
Hälfte des 14. Jahrhunderts nachgetragenen Bericht über die Auffindung von
Reliquien in St. Pölten im Jahre 1209. In Cvp. 2155 ist auf fol. 96v das
Testament eines Fridericus de Grillenberg nachgetragen, ausgestellt im Stift im
Jahr 1295[19]. Cvp. 1266
stammt, wie aus dem am VD-Spiegel eingeklebten Exlibris hervorgeht, aus dem
Besitz des Wiener Bischofs Johannes Fabri (1478-1541)[20],
doch der schlichte mittelalterliche Einband - vermutlich noch aus dem 13.
Jahrhundert - entspricht in Typus und Technik[21]
jenem des Cvp. 2155; zudem wurde wie bei diesem im 15. Jahrhundert auf dem glatten
Leder des Vorderdeckels der Titel der Handschrift niedergeschrieben, offenbar
um Verwechslungen beim späteren Anbringen der Titelschilder zu vermeiden. Beide
Bücher dürften also in St. Pölten gleichzeitig gebunden worden sein und wurden
dann, wie Spuren verlorener Beschläge am Hinterdeckel oben zeigen, mit einer
Kette an einem Pult oder Regal befestigt aufbewahrt. Cvp. 990 soll aus dem
steirischen Gurk stammen und über den Wiener Mediziner und Büchersammler
Wolfgang Lazius (1514-1565) in die Hofbibliothek gekommen sein[22].
Allerdings findet sich in der Handschrift weder ein Hinweis auf Lazius noch auf
Gurk; der aus dem 15. Jahrhundert stammende Einband der Handschrift - kirschrot
gefärbtes Leder mit Streicheisenlinien (3 Linien im Rechteck, 3 in der Diagonale)
und Stempeln über Holzdeckeln - entspricht vielmehr, von den Stempeln
abgesehen, den Handschriften Cvp. 1203[23]
und 850[24] aus St. Pölten, bei denen ebenfalls
am HD oben der Beschlag für die Kette fehlt[25].
Zudem trägt die Handschrift auf fol. 3r unten ein in roter Deckfarbe
eingetragenes Besitzerzeichen - ein O mit eingeschriebenem T -, das sich, hier
in sepiabrauner Tinte ausgeführt, auch in Cvp. 1266 auf fol. 3r findet - beide
Handschriften hatten also denselben mittelalterlichen Besitzer, wohl namens
Otto; diesem gehörten auch Cvp. 159 und 733, die nicht mit der Gruppe
zusammenhängen, sich aber in St. Pölten befunden haben könnten[26].
Die Handschriften sind nicht die
ältesten illuminierten, die sich aufgrund von Besitzvermerken oder Nachträgen
mit dem niederösterreichischen Augustiner-Chorherrenstift verbinden lassen.
Cvp. 850[27] aus der
ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, in den noch im gleichen Jahrhundert
Traditionsvermerke für das Stift eingetragen wurden, besitzt eine
hinzugebundene Miniatur mit Christus am Kreuz (fol. 1r) und eine Majuskel mit
einem eingezeichneten Köpfchen (fol. 22v), für die sich keine näheren
Vergleichsmöglichkeiten ergeben. Eine kleine Gruppe läßt sich dagegen um den
älteren Teil des bereits erwähnten Cvp. 2153 (fol. 1-94v) bilden, der wohl im
2. Viertel des 12. Jahrhunderts entstanden und mit zwei
Knollenblattrankeninitialen verziert ist[28].
Derselbe Initialstil begegnet im Cvp. 361[29],
dessen Buchschmuck zudem aus Arkaden und Leisten besteht, die zum Teil Tiere
und menschliche Figuren enthalten - mit der Initiale auf fol. 1r von Cvp. 2153
vergleichbare Formen finden sich z.B. bei Initialen auf fol. 1r und 119v oder
bei den Blattkapitellen und Besatzmotiven der Arkaden auf fol. 9v und 10r.
Dieser Handschrift unmittelbar verwandt sind die Kanontafeln (fol. 12r-19v) von
Cvp. 1213[30], deren
Kapitelle und Basen teilweise von menschlichen Figuren, Tieren und Masken
gebildet werden. Neben den gleichartig angelegten schlanken Arkaden stimmt vor
allem der Stil der dargestellten Tiere überein - vgl. z.B. Cvp. 361, fol. 3v
und 4r, mit fol. 12v und 13r von Cvp. 1213 oder die Adler auf fol. 87v von Cvp.
361 mit jenen auf fol. 15r von Cvp. 1213. Die Initialen von Cvp. 1213 sind
wiederum verwandt mit Cvp. 1821[31],
der einen St. Pöltner Besitzvermerk des 12. Jahrhunderts trägt[32].
Darüber hinaus besitzt Cvp. 1213 am Vorderdeckel des Einbands ein
spätmittelalterliches Titelschild, das wohl von derselben Hand beschrieben
wurde wie jenes des oben erwähnten, in St. Pölten gebundenen Cvp. 1266, und am
Einbandrücken befindet sich oben ein altes Signaturschild mit der Nummer '186',
das jenem von Cvp. 1266 (hier '38' ) im Typ genau entspricht - damit ist die
Herkunft aus St. Pölten anzunehmen.
Die genannten Handschriften
könnten daher im 2. Viertel des 12. Jahrhunderts in St. Pölten entstanden sein,
ebenso wie der auch dieser Zeit entstammende, mit drei Initialen ausgestattete
Cod. 41 der Diözesanbibliothek St. Pölten[33], dessen Schmuck sich durch
variantenreichere Blatt- und Blütenformen etwas absetzt. Dann allerdings bricht
die Überlieferung nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung für ein halbes
Jahrhundert ab[34]. Erst
gleichzeitig mit der Gründung einer Domschule - um 1200 wird ein Otto
scholasticus Ypolitensis (nachweisbar 1200-1204) urkundlich genannt, und eine
1209 verfaßte, auf Propst Sigehard Bezug nehmende Persiflage einer Urkunde wird
als Zeichen des Aufschwungs der Schule gewertet[35] - lassen sich mit der Gruppe um Cvp.
2221 wieder Handschriften aus St. Pölten benennen. Zu dieser Zeit ist auf jeden
Fall mit der Existenz eines Skriptoriums zu rechnen, und als dessen Erzeugnisse
sind die sieben Handschriften anzusehen. Gegen eine Einordnung als importierte
"Ausstattungsstücke" spricht, daß nur ein kleiner Personenkreis an
der Herstellung der Codices beteiligt war: neben einem einzigen Buchmaler waren
auch nur wenige Schreiber beteiligt - abgesehen vom Beginn der umfangreichsten
Handschrift, Cvp. 336, fol. 1r-191v, der von zumindest zwei Schreibern stammt[36],
findet sich in allen Handschriften ein westlich geprägter Schrifttyp[37],
der vermutlich auf einen einzigen Schreiber zurückgeht[38].
Auf jeden Fall dürfte die Herstellung der Handschriften beträchtliche Zeit in
Anspruch genommen haben; wäre die St. Pöltner Domschule von außen mit zum
dortigen Verbleib bestimmten Büchern ausgestattet worden, hätte es eher eines
leistungsfähigen Skriptoriums bedurft, das in absehbarer Zeit eine größere
Menge von notwendigen Handschriften bereitstellen kann. So sind die Codices
dieser Gruppe gegenwärtig Zeugen eines kleinen, aber regelmäßigen
Skriptoriumsbetriebs in St. Pölten, der sich in weiterer Folge[39]
wohl immer mehr vergrößerte und ermöglichte, daß Propst Heinrich (1252-1268) um
die Mitte des 13. Jahrhunderts bereits zahlreiche Handschriften zum Zweck des
Kopierens vom Passauer Bischofshof entlehnen konnte[40].
* Dieser Aufsatz ist im Zuge der Arbeiten zu
dem FWF-Projekt "Romanische Buchmalerei in Oberösterreich", geleitet
von Univ.-Prof. Dr. Martina Pippal (Institut für Kunstgeschichte, Wien),
entstanden. - Zur früh- und hochmittelalterlichen Buchmalerei Österreichs ist
im Internet eine Datenbank des Verfassers verfügbar:
"http://mailbox.univie.ac.at/Friedrich.Simader/hssdata.htm".
[1] Zum Inhalt allgemein: Tabulae codicum
manuscriptorum praeter graecos et orientales in Bibliotheca Palatina Vindobonensi
asservatorum II, Wien 1868, 35f. - Zu den Texten und zum Forschungsstand siehe
die Beschreibung von W. Stelzer, Zur Pflege des gelehrten Rechts in der Diözese
Passau um 1200, in: Codices manuscripti 1 (1975), 77-79, und Derselbe,
Gelehrtes Recht in Österreich. Von den Anfängen bis zum frühen 14. Jahrhundert
(Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung,
Ergänzungsband XXVI), Wien-Köln-Graz 1982, 78f., 194-197, 233 - Einband: helles
Rauhleder über Holzdeckeln, ehemals eine Schließe; am VD Signaturschild des 15.
Jhdts., am Rücken oben Spuren eines Beschlags für die Kette; am Rücken rotes
Papier und Papierschilder der ÖNB.
[2] Die jüngste Untersuchung des Textes stammt
von R. Weigand, Die Dekretabbrevatio "Exceptiones ecclesiasticarum
regularum" und ihre Glossen, in: Cristianitè ed Europa. Miscellanea di studi in
onore di Luigi Prosdocimi a cura di Cesare Alzati. Bd. I/2, Rom 1994, 511-529. Zu den hier S. 512-515 gegebenen
Kurzbeschreibungen der Handschriften läßt sich folgendes ergänzen: Hs. 542 der
Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt (Sigle "Da")
wurde jüngst nach Heiligenkreuz lokalisiert - siehe A. Fingernagel, Mainz oder
Heiligenkreuz? Zur romanischen Buchmalerei im niederösterreichischen Zisterzienserstift
Heiligenkreuz, in: Scrinium Berolinense. Tilo Brandis zum 65. Geburtstag, hrsg.
von P. J. Becker (u.a.), Wiesbaden 2000, 43-56. - Clm 6406 (Sigle
"Mb") kommt seiner Signatur nach aus der Freisinger Dombibliothek. -
Cod. 2179 der ÖNB (Sigle "Wb") gehört nicht dem 14. Jahrhundert an,
sondern ist im frühen 13. Jahrhundert vermutlich in Ungarn entstanden; auf fol.
7v findet sich ein Eintrag eines "Iohannes lector colocensis" des 14.
Jahrhunderts; die mit einer Rankeninitiale (fol. 1r) verzierte Handschrift
befand sich demnach im ungarischen Kalocsa.
[3] Stelzer, Recht, 1982 (zit. Anm. 1), 194
Anm. 37.
[4] Stelzer, Recht, 1975 (zit. Anm. 1), 78f.
[5] Stelzer, Recht, 1975 (zit. Anm. 1), 79f.
- Beschreibung bei H. J. Hermann, Die deutschen romanischen Handschriften
(Beschreibendes Verzeichnis der illuminierten Handschriften in Österreich
VIII/2), Leipzig 1926, Nr. 127. Die Datierungen der zwei Teile allerdings bei
Stelzer, 83 Anm. 42f., korrigiert.
[6] Stelzer, Recht, 1975 (zit. Anm. 1), 80.
[7] Vgl. Weigand, Dekretabbrevatio, 1994 (zit.
Anm. 2), 514.
[8] Stelzer, Recht, 1975 (zit. Anm. 1), 78, Abb. 1 - vgl. fol. 79r, 84v, 91v, 107r.
[9] In die Zählung einbezogen wurden alle, die
zumindest mit einem angedeuteten Blattmotiv verziert sind.
[10] Vgl. F. Unterkircher (Kommentar), Reiner
Musterbuch, Faksimile-Ausgabe im Originalformat des Musterbuches aus Codex
Vindobonensis 507 der Österreichischen Nationalbibliothek (Codices selecti
LXIV), Graz 1979. - Zur Datierung der Handschrift vgl. F. Simader, Neue
romanische Handschriften aus dem Zisterzienserstift Rein, in Codices
Manuscripti 33 oder 34 (2001 im Frühjahr im Druck).
[11] Hermann, Handschriften, 1926 (zit. Anm. 5), Nr. 219. Die Beschreibung Hermanns folgt der alten
Foliierung des Codex, die Angaben hier der neueren.
[12] Vergleichbar damit sind aufgrund der mit
einer oder mehreren geperlten Blattrippen versehenen, umgestülpten Blätter
Initialen von Cod. XI/384, Stiftsbibliothek St. Florian, fol. 420r, aus dem
frühen 13. Jahrhundert. Vgl. K. Holter, Romanische Buchkunst aus der
Stiftsbibliothek St. Florian, in: Geschichte und ihre Quellen, Festschrift
Fritz Hausmann (hrsg. von R. Härtel), Graz 1987, 572, Abb. 37, wiederabgedruckt
in: K. Holter, Buchkunst - Handschriften - Bibliotheken: Beiträge zur
mitteleuropäischen Buchkultur vom Frühmittelalter bis zur Renaissance (hrsg.
von G. Heilingsetzer / W. Stelzer), Bd. II, Linz 1996, 1055-1088.
[13] 73 Bll., 270 x 185/190 mm. - Inhalt: siehe
Tabulae codicum (zit. Anm. 1)
I, 1864, 211. - Einband: siehe unten. - Vorsignatur "Univ. 132".
[14] II + 96 Bll., 335 x 235 mm. -
Sammelhandschrift: zum Inhalt siehe Tabulae codicum (zit. Anm. 1),18. - Einband (13. Jhdt., vermutlich
Originaleinband): braun gefärbtes (?) Leder über Holzdeckeln, am VD oben die
mittelalterliche Nummer 10, zu Schild und Aufschrift siehe unten; an der
VD-Außenkante zwei Löcher für Schließenzapfen, am HD zwei vertiefte Felder für
die Schließen, oben Spuren eines Beschlages für die Kette; am Rücken braunes
Papier und Papierschilder der ÖNB. - Vorsignatur "Jur. can. 36".
[15] 145 Bll., 280 x 170 mm. - Inhalt: Petrus de
Riga, Aurora. - Einband beschädigt: kirschrotes Leder mit Streicheisenlinien
und Stempeln (nur noch am HD sichtbar) über Holzdeckeln (siehe auch unten),
ehemals zwei Schließen; am VD Reste eines mittelalterlichen Signaturschilds;
Spuren von fünf Beschlägen, am HD oben zusätzlich für Kette; am Rücken braunes
Papier und Papierschilder der ÖNB. - Vorsignatur “Theol. 326”.
[16] 209 Bll., 210 x 125 mm. - Sammelhandschrift:
siehe Tabulae codicum (zit. Anm. 1) I, 1864, 267f. - Einband (15. Jhdt.)
schlecht erhalten: braunes aufgerauhtes Leder mit Streicheisenlinien (3 im
Rechteck, 3 in der Diagonale) und zerstörten Stempeln am HD über Holzdeckeln,
ehemals zwei Schließen; am VD Reste eines mittelalterlichen Signaturschildes,
am HD oben Spuren eines Beschlages für die Kette; am Rücken aufgeklebtes grünes
Papier und Papierschilder der ÖNB. - Vorsignatur “Theol. 591”.
[17] Die Handschrift besitzt am Beginn des
Prologs fol. 3r eine Silhouetteninitiale S, die durch hakenförmige Ansätze über
die gesamte Höhe des Schriftraums reicht (vgl. etwa Cvp. 1266, fol. 3r), als
Besatz geperlte Stege (teilweise mit seitlichen Stricheln) und Punkte sowie
gestielte Perlen mit drei davon ausgehenden Strichen; ansonsten üblicher Dekor:
reichere Beispiele auf fol. 3v, 4r, 73v, 74r, 80v, 85v und 98v.
[18] Vgl. Stelzer, Recht, 1975 (zit. Anm. 1), 80.
[19] Tabulae codicum (zit. Anm. 1), 18.
[20] Später befand sich der Codex laut
Vorsignatur Univ. 132 in der Wiener Universitätsbibliothek.
[21] Die beiden verlorenen Schließenbänder waren
hier mit Blechen am HD befestigt. Als VD- und HD-Spiegel dienen Blätter einer
französischen (?) Handschrift des 12. Jhdts.
[22] I. Németh, Handschriften und Inkunabeln
Kärntner Provenienz in der ÖNB, in: Carinthia I/174 (1984), 179. Diese Angaben
konnten weder anhand von Akten noch durch einschlägige Literatur bestätigt
werden - vgl. z.B. H. Menhardt, Die Kärntner Bibliotheksreise des Wolfgang
Lazius, in: Festgabe für Dr. Martin Wutte ”Beiträge zur Geschichte und
Kulturgeschichte Kärntens”, Archiv für vaterländische Geschchte und Topographie
24/25 (1936), 101-112.
[23] Zur Handschrift siehe A. Fingernagel / M.
Roland, Mitteleuropäische Schulen I (ca. 1250-1350) [Veröffentlichungen der
Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters, Reihe I, Die
illuminierten Handschriften und Inkunabeln der Österreichischen
Nationalbibliothek, Band 10], Text- und Tafelband, Wien 1997, Nr. 127.
[24] Hermann, Handschriften, 1926 (zit. Anm. 5), Nr. 125.
[25] Vergleichbar ist auch der Einband von Cvp.
2153, der allerdings durch zusätzliche Diagonalen aus 3 Linien gegliedert wird.
[26] In Cvp. 159 ist das Zeichen auf fol. 1r mit
sepiabrauner Tinte, in Cvp. 733 auf fol. 1r mit roter Tinte eingetragen; die
mittelalterliche Provenienz beider Handschriften ist ungeklärt, und ein
Zusammenhang mit der Gruppe besteht nicht - zum Besitzzeichen und Cvp. 159
siehe Hermann, Handschriften, 1926 (zit. Anm. 5), Nr. 206 mit Abbildung unter Anm. 1. Schon Hermann
bezweifelt die Vermutung des Wiener Hofbibliothekars M. Denis, der darin einen
Hinweis auf das bayerische Kloster Ottobeuren sah; der Nachweis anhand
Ottobeurener Handschriften ist nicht zu erbringen - vgl. E. Klemm, Die
Romanischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek, Teil 2: Die
Bistümer Freising und Augsburg, verschiedene deutsche Provenienzen (Katalog der
illuminierten Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek in München III/2),
Text- und Tafelband, Wiesbaden 1988, Nr. 228-233. - Zu Cvp. 733 siehe H. J.
Hermann, Die romanischen Handschriften des Abendlandes mit Ausnahme der
deutschen Handschriften (Beschreibendes Verzeichnis der illuminierten
Handschriften in Österreich VIII/3), Leipzig 1927, Nr. 24. Die Handschrift wird
mit Fragezeichen als französisch eingestuft, scheint aber eher deutscher
Entstehung zu sein.
[27] Wie Anm. 24, Fig. 128 (fol. 1r).
[28] Wie Anm. 5.
[29] Hermann, Handschriften, 1926 (zit. Anm. 5), Nr. 138, Fig. 132 (fol. 6v) und 133 (fol. 119v).
[30] Hermann, Handschriften, 1926 (zit. Anm. 5), Nr. 146, Fig. 138 (fol. 19r) und 139 (fol. 87v).
[31] Hermann, Handschriften, 1926 (zit. Anm. 5), Nr. 126. Das Fest des hl. Hippolytus auf fol. 88r
weist keinerlei Betonung auf.
[32] Vgl. z.B. Cvp. 1213, fol. 25v, mit Cvp.
1821, fol. 78v.
[33] G. Winner, Katalog der Handschriften der
Diözesanbibliothek Sankt Pölten (masch.), St. Pölten 1978, 39f., datiert die
Handschrift viel zu spät ins 1. Viertel des 13. Jahrhunderts.
[34] Da die Zugehörigkeit von Cvp. 361 und 1213
erst unmittelbar vor Drucklegung dieses Aufsatzes erkannt wurde, kann diese
Gruppe nicht ausführlicher besprochen und dokumentiert werden.
[35] G. Winner, Zu den Anfängen der
Bibliotheksgeschichte des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstiftes St. Pölten,
in: Mitteilungsblatt des Kulturamtes. Beilage zum Amtsblatt der Stadt St.
Pölten 23 (1974), 3. - Stelzer, Recht, 1975 (zit. Anm. 1), 80.
[36] Fol. 1r-75va und 75vb-191v; der Schrifttyp
der Überschriften in diesem Bereich entspricht dem hinteren Teil und allen
anderen Handschriften der Gruppe.
[37] Stelzer, Recht, 1982 (zit. Anm. 1), 194
Anm. 37 nennt französische Handschriften.
[38] Trifft das zu, besteht die Möglichkeit, daß
mit diesem Schreiber auch der Buchmaler zu identifizieren ist.
[39] Eine Entstehung um 1220 in St. Pölten wird von
Cod. 60 der Diözesanbibliothek vermutet, gestiftet von einem im Kanonbild (fol.
123v) dargestellten Geistlichen namens Gebehardus - vgl. Winner,
Bibliotheksgeschichte, 1974 (zit. Anm. 31), 3 und PL. V, und Derselbe, St. Pölten, 1978 (zit.
Anm. 30), 52, sowie F. Lackner, Datierte Handschriften in
Niederösterreichischen Archiven und Bibliotheken bis zum Jahr 1600 (Katalog der
datierten Handschriften in lateinischer Schrift in Österreich VIII), Wien 1988,
19.
[40] Bezeugt durch die Kanzlei Bischof Ottos von
Passau - siehe Winner, Bibliotheksgeschichte, 1974 (zit. Anm. 31), 3.