Zu beziehen bei http://www.noe.gv.at/service/k/k2/unsere_heimat.htm

Ein Buchmaler um 1200 - Zu den Anfängen der Buchmalerei in St. Pölten*

 

Friedrich Simader

 

Die Österreichische Nationalbibliothek in Wien verwahrt mit dem Cvp. 2221 eine Handschrift, die vor allem ihres Inhalts wegen immer wieder das Interesse der Forschung auf sich gezogen hat. Sie vereinigt verschiedene Rechtstexte[1], wobei jene besondere Beachtung verdienen, die auf eine Entstehung im Bereich der Diözese Passau hinweisen und somit eine eigenständige Produktion von Texten juristischen Inhalts bezeugen: Auf fol. 39r-45r findet sich die bislang einzige bekannte Überlieferung des Ordo iudiciarius von Eilbert von Bremen, eines Traktats zum Prozeßrecht, gewidmet dem Passauer Bischof Wolfger von Erla (1191-1204), gefolgt auf fol. 45r-55v von der vor 1204 verfaßten Medulla matrimonii Altmanns von St. Florian, einer Monographie zum Eherecht. Schließlich ist auch die Dekretabbrevatio "Exceptiones ecclesiasticarum regularum" (fol. 62v-118r), eine glossierte Zusammenstellung von Exzerpten aus dem Decretum Gratiani, von Interesse, da sich nach jüngsten Untersuchungen der Schwerpunkt der Überlieferung nach Provenienzen wiederum auf den Bereich des heutigen Ober- und Niederösterreich konzentriert - neben zwei bayerischen und einer vermutlich ungarischen Handschrift stammen die weiteren Textzeugen aus St. Florian, Garsten, St. Pölten, Göttweig und Heiligenkreuz[2].

Aus paläographischen[3] und inhaltlichen Gründen läßt sich die Handschrift nach W. Stelzer der Zeit um 1200 zuordnen: der Ehetraktat Altmanns von St. Florian wurde ca. ab 1210 vom Verfasser in ein größeres Werk, die Ysagoge iuris, eingearbeitet, und war spätestens nach dem 4. Laterankonzil von 1215 in wesentlichen Punkten überholt[4]. Bei dem Wolfger von Erla gewidmeten Ordo iudiciarius Eilberts von Bremen ist damit zu rechnen, daß er in der Amtszeit des Bischofs zwischen 1191-1204 innerhalb der Diözese rasche Verbreitung fand, was wiederum auf die Zeit um 1200 weist.

Dementsprechend ist auch der Entstehungsort von Cvp. 2221 in der Diözese Passau vermutet worden. Stelzer konnte anhand einer Federprobe auf dem Spiegelblatt des hinteren Einbanddeckels nachweisen, daß sich die Handschrift im 14. Jahrhundert in St. Pölten befunden hat; seine Nachforschungen bei weiteren Handschriften der ÖNB aus St. Pölten ergaben sogar, daß sich der Schreiber von Cvp. 2221 auch in einem Teil des Cvp. 2153 (fol. 95r-190v) nachweisen läßt[5]. Dennoch dachte er aus inhaltlichen Erwägungen in erster Linie an eine Entstehung beider Handschriften in St. Florian oder im Umkreis des Passauer Bischofs und an eine Bestimmung als "Ausstattungsstücke" für die um 1200 gegründete Domschule von St. Pölten[6], eine Einschätzung, die in der weiteren Literatur übernommen wurde[7]

Unbeachtet blieb bislang der Buchschmuck der Handschrift - publiziert wurde lediglich eine kleine Silhouetteninitiale H mit gegenständigen, ausgesparten gefiederten Blattmotiven im Binnenfeld (fol. 68v)[8], wobei die SW-Abbildung unterschlägt, daß - wie bei allen Initialen - neben roter Deckfarbe auch blaßgelbe Striche zum Kolorieren verwendet sind. Die Eigenart der rund 240 von einer Hand stammenden Silhouetteninitialen[9] in Cvp. 2221 zeigt sich vor allem bei größeren wie jener auf fol. 93v (Abb. 1): im Binnenfeld des Q befindet sich oben ein vom Grund ausgespartes Blattmotiv, kombiniert mit symmetrisch angeordneten, sich einrollenden Bändern und geperlten Stegen. Die langgezogene Cauda und ihr hakenförmiger Fortsatz werden von Linien begleitet, die ihrem Verlauf folgen und/oder gebogte Blattformen andeuten; als Besatz sind wieder geperlte Stege verwendet, die hier u.a. Dreiviertelpunkte flankieren. In verschiedenen Varianten finden sich diese Motive bei zahlreichen weiteren Initialen, z.B. eine fol. 93v ähnliche Gliederung des Binnenfeldes (fol. 80v, 88v, 111v) oder unterschiedliche ausgesparte, meist gefiederte Blattformen - z.B. vierpaßförmig (fol. 97r), dreiteilig (fol. 104r) oder mit durch Halbkreise betonten Blattkuppen (z.B. fol. 95v, 100r); bei einigen Initialen entstehen auch ausgesparte Muster, deren einzelne Elemente kaum mehr einen pflanzlichen Charakter besitzen (z.B. fol. 71v, 90r, 96v, 97r, 111r). Außen sind den Buchstaben teilweise Rankenausläufer mit abschließendem Blattmotiv (z.B. fol. 18v, 19v, 24v, 31v, 62v) oder Bänder in der Art von fol. 93v (Abb. 1) angesetzt, es überwiegen aber Fortsätze wie der untere Abschluß von fol. 93v, die bei größeren Initialen mit Stegen und Punkten (z.B. 2v, 20v, 92v) oder gitterartig schraffierten Kolben besetzt sind (z.B. fol. 71v, 75v, 80v, 86v).

Der Buchmaler verwendet einen Initialtypus, der am Übergang von romanischer zu gotischer Buchmalerei immer mehr an Bedeutung gewinnt und üblicherweise einen Rang unter den im 12. Jahrhundert dominierenden Rankeninitialen zur weiteren Gliederung eines Textes, etwa für einzelne Kapitel, verwendet wird; die Hierarchie der Buchstabenformen und die unterschiedliche Art ihrer Verzierung zeigen anschaulich die drei Alphabete des bekannten "Reiner Musterbuches", Cvp. 507, aus dem 2. Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts, dessen Silhouetteninitialen ebenso Motive wie geperlte Stege (fol. 4r-5v) oder schraffierte Fruchtkolben (fol. 5r) verwenden[10]. Dem Maler von Cvp. 2221 war die gängige Abstufung der Initialen nicht fremd, wie die Ausstattung des Cvp. 336 der ÖNB[11] zeigt. Der Codex enthält über 150 Silhouetteninitialen unterschiedlicher Größe, die dieselben Motive aufweisen wie in Cvp. 2221 (Abb. 2). Der Beginn des Textes - Vorrede und erste Heiligenvita (fol. 1r) - sind aber durch Rankeninitialen betont, die, wie an den ausgesparten Blattappliken an den Balken der Initiale H (fol. 1r - Abb. 3) zu sehen ist, von derselben Hand stammen (vgl. Abb. 1); weitere Rankeninitialen finden sich vorwiegend am Beginn von Heiligenviten (fol. 73r, 306r, 327r, 394v )[12].

Cvp. 336 bleibt allerdings ein Einzelfall, denn in den weiteren Handschriften, deren Ausstattung sich dem Maler zuordnen läßt - Cvp. 1266[13] (Abb. 4), 2155[14] (Abb. 5), 990[15] und 1643[16] (Abb. 6) - sind nur noch Silhouetteninitialen verwendet, die höchstens Rankenfortsätze besitzen (vgl. Abb. 6). Nicht bei allen Codices ist die Ausstattung so reich wie bei den vorhergehenden: Cvp. 1266 besitzt drei Silhouetteninitialen, die durch ihre Fortsätze die gesamte Höhe des Schriftraums einnehmen (fol. 2v - Abb. 4, 3r, 57r), darüber hinaus aber nur eine kleine dreizeilige Initiale auf fol. 1v, die zudem nicht wie üblich blaßgelb koloriert ist. Gleiches gilt auch für Cvp. 2155, der nur zwei größere Initialen aufweist (fol. 32v und 67r - Abb. 5). Bei diesem und bei Cvp. 990 und 1643 verwendet der Maler nun neben blassem Gelb und Rot auch blaue Deckfarbe, mit der vorwiegend der Buchstabenkörper angelegt wird. In Cvp. 990 (fol. 45, 5v)[17] und dem wieder reicher ausgestatteten Cvp. 1643 begegnen zudem rot/blau gespaltene Buchstaben (z.B. fol. 1r, 70r, 73v, 90v, 144v - Abb. 6); der Motivschatz des Buchschmucks entspricht aber wie bei allen Handschriften den in Cvp. 2221 verwendeten Formen.

Die Farbigkeit der Initialen ist für die chronologische Ordnung der Handschriften von Bedeutung. Um Cvp. 2221, entstanden um 1200, lassen sich Cvp. 336 und 1266 gruppieren, wobei Cvp. 336 aufgrund seiner Rankeninitialen vermutlich die älteste Handschrift darstellt. Cvp. 2155, 990 und 1643 sind später anzusetzen; mit ihren rot/blau gespaltenen Initialen und den roten und blauen Majuskeln stehen vor allem Cvp. 990 und 1643 dem jüngeren Teil von Cvp. 2153 (fol. 95r-190v) nahe, der am Beginn eine rot/blau gespaltene, schmucklose Silhouetteninitiale (fol. 95v) besitzt - dieser Teil überliefert die 1210 verfaßte "Compilatio III" von Papst Innozenz III. (1198-1216)[18] und kann daher erst im 2. Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts, frühestens 1210, kopiert worden sein. Für die spätere Entstehung von Cvp. 1643 spricht auch, daß ein mehrmals verwendetes rautenförmiges Motiv (z.B. fol. 10v, 52v, 88v, 144v - Abb. 6) in den anderen Handschriften fehlt.

Die Provenienz der Gruppe weist - Cvp. 1643 ausgenommen - auf St. Pölten: Cvp. 336, schon 1576 in der Wiener Hofbibliothek nachweisbar, enthält auf fol. 411r-412v einen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts nachgetragenen Bericht über die Auffindung von Reliquien in St. Pölten im Jahre 1209. In Cvp. 2155 ist auf fol. 96v das Testament eines Fridericus de Grillenberg nachgetragen, ausgestellt im Stift im Jahr 1295[19]. Cvp. 1266 stammt, wie aus dem am VD-Spiegel eingeklebten Exlibris hervorgeht, aus dem Besitz des Wiener Bischofs Johannes Fabri (1478-1541)[20], doch der schlichte mittelalterliche Einband - vermutlich noch aus dem 13. Jahrhundert - entspricht in Typus und Technik[21] jenem des Cvp. 2155; zudem wurde wie bei diesem im 15. Jahrhundert auf dem glatten Leder des Vorderdeckels der Titel der Handschrift niedergeschrieben, offenbar um Verwechslungen beim späteren Anbringen der Titelschilder zu vermeiden. Beide Bücher dürften also in St. Pölten gleichzeitig gebunden worden sein und wurden dann, wie Spuren verlorener Beschläge am Hinterdeckel oben zeigen, mit einer Kette an einem Pult oder Regal befestigt aufbewahrt. Cvp. 990 soll aus dem steirischen Gurk stammen und über den Wiener Mediziner und Büchersammler Wolfgang Lazius (1514-1565) in die Hofbibliothek gekommen sein[22]. Allerdings findet sich in der Handschrift weder ein Hinweis auf Lazius noch auf Gurk; der aus dem 15. Jahrhundert stammende Einband der Handschrift - kirschrot gefärbtes Leder mit Streicheisenlinien (3 Linien im Rechteck, 3 in der Diagonale) und Stempeln über Holzdeckeln - entspricht vielmehr, von den Stempeln abgesehen, den Handschriften Cvp. 1203[23] und 850[24] aus St. Pölten, bei denen ebenfalls am HD oben der Beschlag für die Kette fehlt[25]. Zudem trägt die Handschrift auf fol. 3r unten ein in roter Deckfarbe eingetragenes Besitzerzeichen - ein O mit eingeschriebenem T -, das sich, hier in sepiabrauner Tinte ausgeführt, auch in Cvp. 1266 auf fol. 3r findet - beide Handschriften hatten also denselben mittelalterlichen Besitzer, wohl namens Otto; diesem gehörten auch Cvp. 159 und 733, die nicht mit der Gruppe zusammenhängen, sich aber in St. Pölten befunden haben könnten[26].

Die Handschriften sind nicht die ältesten illuminierten, die sich aufgrund von Besitzvermerken oder Nachträgen mit dem niederösterreichischen Augustiner-Chorherrenstift verbinden lassen. Cvp. 850[27] aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, in den noch im gleichen Jahrhundert Traditionsvermerke für das Stift eingetragen wurden, besitzt eine hinzugebundene Miniatur mit Christus am Kreuz (fol. 1r) und eine Majuskel mit einem eingezeichneten Köpfchen (fol. 22v), für die sich keine näheren Vergleichsmöglichkeiten ergeben. Eine kleine Gruppe läßt sich dagegen um den älteren Teil des bereits erwähnten Cvp. 2153 (fol. 1-94v) bilden, der wohl im 2. Viertel des 12. Jahrhunderts entstanden und mit zwei Knollenblattrankeninitialen verziert ist[28]. Derselbe Initialstil begegnet im Cvp. 361[29], dessen Buchschmuck zudem aus Arkaden und Leisten besteht, die zum Teil Tiere und menschliche Figuren enthalten - mit der Initiale auf fol. 1r von Cvp. 2153 vergleichbare Formen finden sich z.B. bei Initialen auf fol. 1r und 119v oder bei den Blattkapitellen und Besatzmotiven der Arkaden auf fol. 9v und 10r. Dieser Handschrift unmittelbar verwandt sind die Kanontafeln (fol. 12r-19v) von Cvp. 1213[30], deren Kapitelle und Basen teilweise von menschlichen Figuren, Tieren und Masken gebildet werden. Neben den gleichartig angelegten schlanken Arkaden stimmt vor allem der Stil der dargestellten Tiere überein - vgl. z.B. Cvp. 361, fol. 3v und 4r, mit fol. 12v und 13r von Cvp. 1213 oder die Adler auf fol. 87v von Cvp. 361 mit jenen auf fol. 15r von Cvp. 1213. Die Initialen von Cvp. 1213 sind wiederum verwandt mit Cvp. 1821[31], der einen St. Pöltner Besitzvermerk des 12. Jahrhunderts trägt[32]. Darüber hinaus besitzt Cvp. 1213 am Vorderdeckel des Einbands ein spätmittelalterliches Titelschild, das wohl von derselben Hand beschrieben wurde wie jenes des oben erwähnten, in St. Pölten gebundenen Cvp. 1266, und am Einbandrücken befindet sich oben ein altes Signaturschild mit der Nummer '186', das jenem von Cvp. 1266 (hier '38' ) im Typ genau entspricht - damit ist die Herkunft aus St. Pölten anzunehmen.

Die genannten Handschriften könnten daher im 2. Viertel des 12. Jahrhunderts in St. Pölten entstanden sein, ebenso wie der auch dieser Zeit entstammende, mit drei Initialen ausgestattete Cod. 41 der Diözesanbibliothek St. Pölten[33], dessen Schmuck sich durch variantenreichere Blatt- und Blütenformen etwas absetzt. Dann allerdings bricht die Überlieferung nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung für ein halbes Jahrhundert ab[34]. Erst gleichzeitig mit der Gründung einer Domschule - um 1200 wird ein Otto scholasticus Ypolitensis (nachweisbar 1200-1204) urkundlich genannt, und eine 1209 verfaßte, auf Propst Sigehard Bezug nehmende Persiflage einer Urkunde wird als Zeichen des Aufschwungs der Schule gewertet[35] - lassen sich mit der Gruppe um Cvp. 2221 wieder Handschriften aus St. Pölten benennen. Zu dieser Zeit ist auf jeden Fall mit der Existenz eines Skriptoriums zu rechnen, und als dessen Erzeugnisse sind die sieben Handschriften anzusehen. Gegen eine Einordnung als importierte "Ausstattungsstücke" spricht, daß nur ein kleiner Personenkreis an der Herstellung der Codices beteiligt war: neben einem einzigen Buchmaler waren auch nur wenige Schreiber beteiligt - abgesehen vom Beginn der umfangreichsten Handschrift, Cvp. 336, fol. 1r-191v, der von zumindest zwei Schreibern stammt[36], findet sich in allen Handschriften ein westlich geprägter Schrifttyp[37], der vermutlich auf einen einzigen Schreiber zurückgeht[38]. Auf jeden Fall dürfte die Herstellung der Handschriften beträchtliche Zeit in Anspruch genommen haben; wäre die St. Pöltner Domschule von außen mit zum dortigen Verbleib bestimmten Büchern ausgestattet worden, hätte es eher eines leistungsfähigen Skriptoriums bedurft, das in absehbarer Zeit eine größere Menge von notwendigen Handschriften bereitstellen kann. So sind die Codices dieser Gruppe gegenwärtig Zeugen eines kleinen, aber regelmäßigen Skriptoriumsbetriebs in St. Pölten, der sich in weiterer Folge[39] wohl immer mehr vergrößerte und ermöglichte, daß Propst Heinrich (1252-1268) um die Mitte des 13. Jahrhunderts bereits zahlreiche Handschriften zum Zweck des Kopierens vom Passauer Bischofshof entlehnen konnte[40].



* Dieser Aufsatz ist im Zuge der Arbeiten zu dem FWF-Projekt "Romanische Buchmalerei in Oberösterreich", geleitet von Univ.-Prof. Dr. Martina Pippal (Institut für Kunstgeschichte, Wien), entstanden. - Zur früh- und hochmittelalterlichen Buchmalerei Österreichs ist im Internet eine Datenbank des Verfassers verfügbar: "http://mailbox.univie.ac.at/Friedrich.Simader/hssdata.htm".

[1] Zum Inhalt allgemein: Tabulae codicum manuscriptorum praeter graecos et orientales in Bibliotheca Palatina Vindobonensi asservatorum II, Wien 1868, 35f. - Zu den Texten und zum Forschungsstand siehe die Beschreibung von W. Stelzer, Zur Pflege des gelehrten Rechts in der Diözese Passau um 1200, in: Codices manuscripti 1 (1975), 77-79, und Derselbe, Gelehrtes Recht in Österreich. Von den Anfängen bis zum frühen 14. Jahrhundert (Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband XXVI), Wien-Köln-Graz 1982, 78f., 194-197, 233 - Einband: helles Rauhleder über Holzdeckeln, ehemals eine Schließe; am VD Signaturschild des 15. Jhdts., am Rücken oben Spuren eines Beschlags für die Kette; am Rücken rotes Papier und Papierschilder der ÖNB.

[2] Die jüngste Untersuchung des Textes stammt von R. Weigand, Die Dekretabbrevatio "Exceptiones ecclesiasticarum regularum" und ihre Glossen, in: Cristianitè ed Europa. Miscellanea di studi in onore di Luigi Prosdocimi a cura di Cesare Alzati. Bd. I/2, Rom 1994, 511-529. Zu den hier S. 512-515 gegebenen Kurzbeschreibungen der Handschriften läßt sich folgendes ergänzen: Hs. 542 der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt (Sigle "Da") wurde jüngst nach Heiligenkreuz lokalisiert - siehe A. Fingernagel, Mainz oder Heiligenkreuz? Zur romanischen Buchmalerei im niederösterreichischen Zisterzienserstift Heiligenkreuz, in: Scrinium Berolinense. Tilo Brandis zum 65. Geburtstag, hrsg. von P. J. Becker (u.a.), Wiesbaden 2000, 43-56. - Clm 6406 (Sigle "Mb") kommt seiner Signatur nach aus der Freisinger Dombibliothek. - Cod. 2179 der ÖNB (Sigle "Wb") gehört nicht dem 14. Jahrhundert an, sondern ist im frühen 13. Jahrhundert vermutlich in Ungarn entstanden; auf fol. 7v findet sich ein Eintrag eines "Iohannes lector colocensis" des 14. Jahrhunderts; die mit einer Rankeninitiale (fol. 1r) verzierte Handschrift befand sich demnach im ungarischen Kalocsa.

[3] Stelzer, Recht, 1982 (zit. Anm. 1), 194 Anm. 37.

[4] Stelzer, Recht, 1975 (zit. Anm. 1), 78f.

[5] Stelzer, Recht, 1975 (zit. Anm. 1), 79f. - Beschreibung bei H. J. Hermann, Die deutschen romanischen Handschriften (Beschreibendes Verzeichnis der illuminierten Handschriften in Österreich VIII/2), Leipzig 1926, Nr. 127. Die Datierungen der zwei Teile allerdings bei Stelzer, 83 Anm. 42f., korrigiert.

[6] Stelzer, Recht, 1975 (zit. Anm. 1), 80.

[7] Vgl. Weigand, Dekretabbrevatio, 1994 (zit. Anm. 2), 514.

[8] Stelzer, Recht, 1975 (zit. Anm. 1), 78, Abb. 1 - vgl. fol. 79r, 84v, 91v, 107r.

[9] In die Zählung einbezogen wurden alle, die zumindest mit einem angedeuteten Blattmotiv verziert sind.

[10] Vgl. F. Unterkircher (Kommentar), Reiner Musterbuch, Faksimile-Ausgabe im Originalformat des Musterbuches aus Codex Vindobonensis 507 der Österreichischen Nationalbibliothek (Codices selecti LXIV), Graz 1979. - Zur Datierung der Handschrift vgl. F. Simader, Neue romanische Handschriften aus dem Zisterzienserstift Rein, in Codices Manuscripti 33 oder 34 (2001 im Frühjahr im Druck).

[11] Hermann, Handschriften, 1926 (zit. Anm. 5), Nr. 219. Die Beschreibung Hermanns folgt der alten Foliierung des Codex, die Angaben hier der neueren.

[12] Vergleichbar damit sind aufgrund der mit einer oder mehreren geperlten Blattrippen versehenen, umgestülpten Blätter Initialen von Cod. XI/384, Stiftsbibliothek St. Florian, fol. 420r, aus dem frühen 13. Jahrhundert. Vgl. K. Holter, Romanische Buchkunst aus der Stiftsbibliothek St. Florian, in: Geschichte und ihre Quellen, Festschrift Fritz Hausmann (hrsg. von R. Härtel), Graz 1987, 572, Abb. 37, wiederabgedruckt in: K. Holter, Buchkunst - Handschriften - Bibliotheken: Beiträge zur mitteleuropäischen Buchkultur vom Frühmittelalter bis zur Renaissance (hrsg. von G. Heilingsetzer / W. Stelzer), Bd. II, Linz 1996, 1055-1088.

[13] 73 Bll., 270 x 185/190 mm. - Inhalt: siehe Tabulae codicum (zit. Anm. 1) I, 1864, 211. - Einband: siehe unten. - Vorsignatur "Univ. 132".

[14] II + 96 Bll., 335 x 235 mm. - Sammelhandschrift: zum Inhalt siehe Tabulae codicum (zit. Anm. 1),18. - Einband (13. Jhdt., vermutlich Originaleinband): braun gefärbtes (?) Leder über Holzdeckeln, am VD oben die mittelalterliche Nummer 10, zu Schild und Aufschrift siehe unten; an der VD-Außenkante zwei Löcher für Schließenzapfen, am HD zwei vertiefte Felder für die Schließen, oben Spuren eines Beschlages für die Kette; am Rücken braunes Papier und Papierschilder der ÖNB. - Vorsignatur "Jur. can. 36".

[15] 145 Bll., 280 x 170 mm. - Inhalt: Petrus de Riga, Aurora. - Einband beschädigt: kirschrotes Leder mit Streicheisenlinien und Stempeln (nur noch am HD sichtbar) über Holzdeckeln (siehe auch unten), ehemals zwei Schließen; am VD Reste eines mittelalterlichen Signaturschilds; Spuren von fünf Beschlägen, am HD oben zusätzlich für Kette; am Rücken braunes Papier und Papierschilder der ÖNB. - Vorsignatur “Theol. 326”.

[16] 209 Bll., 210 x 125 mm. - Sammelhandschrift: siehe Tabulae codicum (zit. Anm. 1) I, 1864, 267f. - Einband (15. Jhdt.) schlecht erhalten: braunes aufgerauhtes Leder mit Streicheisenlinien (3 im Rechteck, 3 in der Diagonale) und zerstörten Stempeln am HD über Holzdeckeln, ehemals zwei Schließen; am VD Reste eines mittelalterlichen Signaturschildes, am HD oben Spuren eines Beschlages für die Kette; am Rücken aufgeklebtes grünes Papier und Papierschilder der ÖNB. - Vorsignatur “Theol. 591”.

[17] Die Handschrift besitzt am Beginn des Prologs fol. 3r eine Silhouetteninitiale S, die durch hakenförmige Ansätze über die gesamte Höhe des Schriftraums reicht (vgl. etwa Cvp. 1266, fol. 3r), als Besatz geperlte Stege (teilweise mit seitlichen Stricheln) und Punkte sowie gestielte Perlen mit drei davon ausgehenden Strichen; ansonsten üblicher Dekor: reichere Beispiele auf fol. 3v, 4r, 73v, 74r, 80v, 85v und 98v.

[18] Vgl. Stelzer, Recht, 1975 (zit. Anm. 1), 80.

[19] Tabulae codicum (zit. Anm. 1), 18.

[20] Später befand sich der Codex laut Vorsignatur Univ. 132 in der Wiener Universitätsbibliothek.

[21] Die beiden verlorenen Schließenbänder waren hier mit Blechen am HD befestigt. Als VD- und HD-Spiegel dienen Blätter einer französischen (?) Handschrift des 12. Jhdts.

[22] I. Németh, Handschriften und Inkunabeln Kärntner Provenienz in der ÖNB, in: Carinthia I/174 (1984), 179. Diese Angaben konnten weder anhand von Akten noch durch einschlägige Literatur bestätigt werden - vgl. z.B. H. Menhardt, Die Kärntner Bibliotheksreise des Wolfgang Lazius, in: Festgabe für Dr. Martin Wutte ”Beiträge zur Geschichte und Kulturgeschichte Kärntens”, Archiv für vaterländische Geschchte und Topographie 24/25 (1936), 101-112.

[23] Zur Handschrift siehe A. Fingernagel / M. Roland, Mitteleuropäische Schulen I (ca. 1250-1350) [Veröffentlichungen der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters, Reihe I, Die illuminierten Handschriften und Inkunabeln der Österreichischen Nationalbibliothek, Band 10], Text- und Tafelband, Wien 1997, Nr. 127.

[24] Hermann, Handschriften, 1926 (zit. Anm. 5), Nr. 125.

[25] Vergleichbar ist auch der Einband von Cvp. 2153, der allerdings durch zusätzliche Diagonalen aus 3 Linien gegliedert wird.

[26] In Cvp. 159 ist das Zeichen auf fol. 1r mit sepiabrauner Tinte, in Cvp. 733 auf fol. 1r mit roter Tinte eingetragen; die mittelalterliche Provenienz beider Handschriften ist ungeklärt, und ein Zusammenhang mit der Gruppe besteht nicht - zum Besitzzeichen und Cvp. 159 siehe Hermann, Handschriften, 1926 (zit. Anm. 5), Nr. 206 mit Abbildung unter Anm. 1. Schon Hermann bezweifelt die Vermutung des Wiener Hofbibliothekars M. Denis, der darin einen Hinweis auf das bayerische Kloster Ottobeuren sah; der Nachweis anhand Ottobeurener Handschriften ist nicht zu erbringen - vgl. E. Klemm, Die Romanischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek, Teil 2: Die Bistümer Freising und Augsburg, verschiedene deutsche Provenienzen (Katalog der illuminierten Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek in München III/2), Text- und Tafelband, Wiesbaden 1988, Nr. 228-233. - Zu Cvp. 733 siehe H. J. Hermann, Die romanischen Handschriften des Abendlandes mit Ausnahme der deutschen Handschriften (Beschreibendes Verzeichnis der illuminierten Handschriften in Österreich VIII/3), Leipzig 1927, Nr. 24. Die Handschrift wird mit Fragezeichen als französisch eingestuft, scheint aber eher deutscher Entstehung zu sein.

[27] Wie Anm. 24, Fig. 128 (fol. 1r).

[28] Wie Anm. 5.

[29] Hermann, Handschriften, 1926 (zit. Anm. 5), Nr. 138, Fig. 132 (fol. 6v) und 133 (fol. 119v).

[30] Hermann, Handschriften, 1926 (zit. Anm. 5), Nr. 146, Fig. 138 (fol. 19r) und 139 (fol. 87v).

[31] Hermann, Handschriften, 1926 (zit. Anm. 5), Nr. 126. Das Fest des hl. Hippolytus auf fol. 88r weist keinerlei Betonung auf.

[32] Vgl. z.B. Cvp. 1213, fol. 25v, mit Cvp. 1821, fol. 78v.

[33] G. Winner, Katalog der Handschriften der Diözesanbibliothek Sankt Pölten (masch.), St. Pölten 1978, 39f., datiert die Handschrift viel zu spät ins 1. Viertel des 13. Jahrhunderts.

[34] Da die Zugehörigkeit von Cvp. 361 und 1213 erst unmittelbar vor Drucklegung dieses Aufsatzes erkannt wurde, kann diese Gruppe nicht ausführlicher besprochen und dokumentiert werden.

[35] G. Winner, Zu den Anfängen der Bibliotheksgeschichte des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstiftes St. Pölten, in: Mitteilungsblatt des Kulturamtes. Beilage zum Amtsblatt der Stadt St. Pölten 23 (1974), 3. - Stelzer, Recht, 1975 (zit. Anm. 1), 80.

[36] Fol. 1r-75va und 75vb-191v; der Schrifttyp der Überschriften in diesem Bereich entspricht dem hinteren Teil und allen anderen Handschriften der Gruppe.

[37] Stelzer, Recht, 1982 (zit. Anm. 1), 194 Anm. 37 nennt französische Handschriften.

[38] Trifft das zu, besteht die Möglichkeit, daß mit diesem Schreiber auch der Buchmaler zu identifizieren ist.

[39] Eine Entstehung um 1220 in St. Pölten wird von Cod. 60 der Diözesanbibliothek vermutet, gestiftet von einem im Kanonbild (fol. 123v) dargestellten Geistlichen namens Gebehardus - vgl. Winner, Bibliotheksgeschichte, 1974 (zit. Anm. 31), 3 und PL. V, und Derselbe, St. Pölten, 1978 (zit. Anm. 30), 52, sowie F. Lackner, Datierte Handschriften in Niederösterreichischen Archiven und Bibliotheken bis zum Jahr 1600 (Katalog der datierten Handschriften in lateinischer Schrift in Österreich VIII), Wien 1988, 19.

[40] Bezeugt durch die Kanzlei Bischof Ottos von Passau - siehe Winner, Bibliotheksgeschichte, 1974 (zit. Anm. 31), 3.