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Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 906
SIMON DE CASSIA (BD. 1)
Olim: Theol. 45    Pergament   234 Bl.   375×265/270   Nürnberg, um 1439
Provenienz/Letztbesitzer: Wien, Hofbibliothek
Literatur zur Handschrift (Anzahl: 10)

Bei Bl. 142, 178, 213, 224 der seitliche Rand abgeschnitten. – Lagen: (IV+1)9 + 27.IV225 + (IV+1)234. Bl. 1 und f. 226 jeweils ohne Gegenblatt. VDS um die erste, HDS um die letzte Lage gelegt. Reklamanten. Die Doppelblätter innerhalb der Lagen z. T. auf den Rektoseiten rechts unten nummeriert (Lagensignaturen, z. B. 172-177), meistens aber offenbar durch Blattbeschnitt verloren.
Schrift: 2 verschiedene Schriften/Schreiber
Schrift 1(2r-132v) Schriftraum: 250/270 × 170/190    Spaltenzahl: 2    Zeilenzahl: 55-65   
Schriftart: Bastarda
Schrift 2(1v, 133r-234v) Schriftraum: 250/270 × 170/190    Spaltenzahl: 2    Zeilenzahl: 55-65   
Schriftart: Bastarda
Von diesem Schreiber auch Wien, ÖNB, Cod. 907 (Bd. 2 zu Cod. 906).
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   Figürlicher Buchschmuck   
Rote Kolumnentitel, Überschriften rot unterstrichen. Satzanfänge rot gestrichelt. Rote Paragraphzeichen. Vereinzelt einzeilige rote Lombarden. Zu Beginn der Kapitel zwei- bis vierzeilige rote Lombarden. An den Anfängen der Bücher sechs- bis 16-zeilige rote Lombarden mit Aussparungen (Bogenreihen, Segmentbögen, geschweifte Klammern, Treppen). – (Bereich 90v-131v, Schreiber 1) Cadellen, z. T. mit Gesichtern (z. B. 127r). – (2r) zum Textbeginn 14-zeilige Fleuronnéeinitiale mit sorgfältig ausgeführtem Ornament. Der Buchstabenkörper schachbrettartig rot und blau geteilt und mit rotem und lila Fleuronnée versehen. Im mittleren Schaft des M wurde eine Ranke mit schmetterlingsförmigen Blättern ausgespart, in die seitlichen Teile des Buchstabens fügen sich Drachen mit faltiger Körperunterseite (gebogte Kontur) ein, deren Zungen in Herzblattranken übergehen. Das Binnenfeld der Initiale ist in Quadrate und Dreiecke gegliedert, in die runde Knospen und spitz zulaufende, ganzrandige Profilblätter eingefügt wurden. Die Außengrundecken mit dreiecksförmig angeordneten Knospenleisten an leicht gebogenen Stielen gefüllt. An das Initialfeld schließen Zierleisten an, die den linken und oberen Rand der Textspalte entlanglaufen. Sie sind aus senkrechten Begleitlinien mit Besatz gebildet, der sich aus einer mehrmals wiederholten Motivkombination aus eingerollten runden Knospen an langen, leicht gebogenen Stielen und Knospenleisten wie im Außengrund zusammensetzt; an diese Elemente schließen kleine Dreipunktmotive an. Die nach oben verlaufende Begleitlinie schwingt auf dem oberen Seitenrand in charakteristischen Zickzackschleifen mit Doppelstricheln an den Schnittpunkten aus. Der Fleuronnéedekor wird durch vollfarbige, in Blau, Weiß und Rot gehaltene Rosetten mit schmalen spitzen Zwischenpetalen bereichert. Auf dem unteren Seitenrand entwachsen drei solcher Rosetten einer ebenfalls vollfarbigen, grünen Ranke mit gewimpertern Blätttern, die sich aus der Fleuronnéezierleiste entwickelt. Im Interkolumium neben dem Ende des Rubrums ein Radmotiv.
Fleuronnéeinitialen in der gleichen Farbigkeit und mit übereinstimmenden Motiven waren in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Nürnberg üblich (z. B. Nürnberg, Stadtbibliothek, Cent. III, 28, 2ra; 1416 datiert, siehe Schneider 1967, 191 f.). Typisch ist insbesondere die häufige Verwendung der von Schnecken abgeleiteten Formen (eingerollte runde Knospen) als Besatz in Verbindung mit Zickzackschlaufen am Ende der Randleisten. Man kann deshalb davon ausgehen, dass Cod. 906 ebenso wie der inhaltlich zugehörige Cod. 907 der ÖNB in Nürnberg hergestellt wurden.

Einband: 15. Jh.     
Originaleinband. Glattes, helles Schweinsleder über nicht abgeschrägten Holzdeckeln. Auf VD und HD Spuren von je fünf Beschlägen und zwei Langschließen. Auf VD oben Spuren eines Titelschilds. Entsprechender Einband bei Cod. 907.


Datierung 1439 in Wien, ÖNB, Cod. 907 (Bd. 2 zu Cod. 906).
Vorbesitzer: Wien, Hofbibliothek, 1576, N 4058
(HDS) Blotius-Signatur (s. Menhardt, Blotius, 89).
Christine Beier (Forschungsstand 2015, MeSch VI; Redaktion Katharina Hranitzky 2022)
"Schneider 1967", "Menhardt, Blotius", "MeSch VI", "Eckermann 1998-2003"
alle Initien
(1r-1va) Leer.
(1vb) Prologus primus. Nachtrag zu 2ra, zwischen Praefatio Johannis de Salerno und Prologus secundus einzufügen.
(2r-230va) Simon de Cassia De vita christiana, libri I-VIII (ed. Eckermann 1998-2003). Fortsetzung in Wien, ÖNB, Cod. 907.
(230vb-234va) Johannes von SalernoTabula zu Simon de Cassia.
(230vb-233rb) Kapitel der Bücher I-VIII.
(234ra-234va) Kapitel des Tractatus de dignitate nominis christiani.
(234va) Kapitel des Tractatus de peccato in generali et in speciali.