Beschreibung ausdrucken  Permalink: https://manuscripta.at/?ID=11016 
Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 1777
MISSALE
Olim: Theol. 22    Pergament   I, 338 Bl.   410/430×300/315   Erzdiözese Salzburg (Steiermark?), um 1440/1450
Provenienz/Letztbesitzer: Schloss Ambras
Literatur zur Handschrift (Anzahl: 9)

Neuzeitliche Blattzählung in Tinte: 1a-7a (das a jeweils später in Bleistift hinzugefügt), 1-329; zusätzlich 228*, 273*. (229-297) originale Foliierung rechts oben in roten römischen Ziffern (i-lxx, ab Beginn des Sanktorale bis zum Ende von Lage 32). VS in Bleistift mit I bezeichnet. – Lagen: IV7a + 17. V170 + III176 + III182 + 4. V222 + (III+1)228* + 10. V327 + I329. Bl. I ist das erste Blatt der ersten Lage. Bl. 224 Einzelblatt. HDS um das Doppelblatt 328/329 gelegt (über den unter dem eigenschlagenen Leder des Einbands liegenden HDS ein weiteres Spiegelblatt aus Pergament geklebt). – Reklamanten rechts unten; (10v) mittig, darüber Kustode (Ius). Häufig Blattzählung innerhalb der Lagen rechts unten noch sichtbar.
Schrift:
(1ar-6av, 1r-328v) Schriftraum: 290/305 × 195/200    Spaltenzahl: 2    Zeilenzahl: 27-28   
Schriftart: Textualis formata (Textura)
Zwei Schriftgrößen. (178r-182r) Kanon, einspaltig, 22 Zeilen. Schriftspiegelbegrenzungen und Zeilengerüst in Tinte, in der ersten Lage die Spalten von bis zum Seitenrand durchgezogenen Doppellinien in Tinte begrenzt, danach einfache Linien, nun auch unterhalb der ersten und oberhalb der ersten Zeile durchgezogen (ebenso ganz zu Beginn bei der zweitobersten und der zweituntersten Zeile) .
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   Deckfarbeninitiale(n)   Ranke(n)/Bordüre(n)   Figürlicher Buchschmuck   Miniatur(en)   
Rote Überschriften. Rot gestrichelte Satzanfänge. Ein- bis dreizeilige rote und blaue Lombarden. – Gelegentlich auf der obersten Zeile große Cadellen in Tintenbraun und/oder Rot (z. B. 19r, 20v, 63r, 103v, 124v, 138r), davon zwei (124v, 138r) als Fleuronnéecadellen gestaltet: (124v) das Ornament aus Knospenreihen, Besatzblättern mit eingekerbtem Rand und kammartig abstehenden Fäden bestehend, die palmettenförmig geschwungene Fibrillen ausbilden; (138r) neben den Fadenkämmen halbpalmettenartiger Besatz, dazu ein "Vogelkopf" als Füllmotiv und eine angedeutete Besatzmaske. – (171v) zu Fronleichnam Fleuronnéeinitiale mit sorgfältig gezeichnetem, olivgrünem Ornament, das aus z. T. ährenförmig in kleinen Medaillons angeordneten, leicht eckig zusammengedrückten Knospen sowie Reihen und Pyramiden von Besatzperlen, einer Besatzspirale und in Häkchen oder schräg gestellten Mäandern auslaufenden Fadenfortsätzen besteht; auch die aneinandergereihten Besatzperlen eckig geformt. – Am Beginn der wichtigsten Messen zwölf vier- bis zehnzeilige Deckfarbeninitialen, davon zwei (17r, 178r) historisiert: 1r (Erster Adventsonntag), 17r (Weihnachten; historisiert: Geburt Christi), 103v (Palmsonntag), 139r (Ostersonntag), 157r (Christi Himmelfahrt), 162v (Pfingstsonntag), 171r (Dreifaltigkeitssonntag), 172v (Dedicatio ecclesiae), 178r (Te-igitur; historisiert: Geißelung Christi), 183r (Erster Sonntag nach der Oktav von Pfingsten), 229r (Anfang des Sanktorale), 237r (Mariä Lichtmess). – (177v) Miniatur: Kreuzigung Christi (Kanonbild, 305×195 mm). – (Auf den Seitenrändern 169r, 175r, 192v Spuren grüner Rankenzeichnungen, 182r minimale Fleuronnéeübungen.)



Einband: 15. Jh.     Gotisch     Streicheisenlinien        
Braunes Leder über Holzdeckeln, stark beschädigt. Rahmung und Rautung durch dreifache Streicheisenlinien. Spuren von je fünf Buckeln und zwei Hakenschließen. Auf dem Rücken Schilder mit Titel und Vorsignaturen (Hofbibliothek).


Kalender und Sanktorale enthalten Einträge, die auf die Erzdiözese Salzburg hinweisen: Depositio s. Rudberti (2ar: 27. März, als Fest, jedoch ohne Offizium), Erentrudis (3av: 30. Juni; 257r Verweis mittels alter Foliierung auf andere Offizien), Translatio sancti Erentrudis (5ar: 4. Sept., ohne Offizium), Translatio s. Rudberti bzw. Virgilii (5ar: 24. bzw. 26. Sept. jeweils als Fest, Offizium 278r–279v), Octava s. Rudberti bzw. Virgilii (5av: 1. bzw. 3. Okt., Offizium 281rv), Maximilianus (5av: 12. Okt., ohne Offizium), Virgil (6ar: 27. Nov, als Fest, jedoch ohne Offizium), Octava sancti Virgilii (6av: 4. Dez.). Der für (Nieder-)Österreich typische hl. Koloman im Kalender erwähnt (5av: 13. Okt., ohne Offizium), ebenso die Hauptheiligen der Salzburger Suffraganbistümer. – Bemerkenswert der weitgehend unberührte Zustand der Handschrift, der bei liturgischen Büchern unüblich ist.
Vorbesitzer 1: Schloss Ambras
Vorbesitzer 2: Wien, Hofbibliothek, 1665, MS. Ambras. 67
(1ar) Ambraser Signatur.
Martin Roland (Forschungsstand 2015, MeSch VI; Redaktion Katharina Hranitzky 2022, mit Ergänzungen)
"Beier 2010", "MeSch VI", "AH"
alle Initien
Missale für den Gebrauch der Erzdiözese Salzburg, lat.
(Ir-Iv) Leer.
(1ar-6av) Kalender.
(7ar-7av) Leer.
(1r-172v) Temporale (bis Fronleichnam).
(172v-174v) Offizien zur Kirch- und Altarweihe.
(174v-176v) Gloria, Credo, Präfationen.
(177r) Leer.
(177v) Kanonbild.
(178r-182r) Canon missae.
(182v) Leer.
(183r-228*r) Temporale (ab dem ersten Sonntag nach der Oktav von Pfingsten).
(228*v) Leer.
(229r-289v) Sanktorale (Sequenzen: u. a. 263ra-263rb AH 55, 73 f., Nr. 62 [De sancta Anna], mit dieser Handschrift, Sigle M; 278va-278vb AH 55, 129 f., Nr. 89 [De sancto confessore], mit dieser Handschrift [hier zum hl. Rupertus], Sigle a; 281rb-281va AH 53, 344 f., Nr. 214 [De sancto Ruperto Salisburgensi], mit dieser Handschrift [Oktav des hl. Rupertus], Sigle G).
(289v-309v) Commune sanctorum.
(310r-315r) Wochentagsmessen.
(315r-325v ) Toten- und Votivmessen.
(325v-328v) Verschiedene Orationen.
(329r-329v) Leer.