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Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 2701
WIENER LEICHHANDSCHRIFT (deutsch)
Olim: Univ. 509    Pergament   I, 50, I* Bl.   235/245×155/165   Östliches Deutschland (?), Mitte 14. Jh.und um 1410/1430 (Federzeichnung)   
Provenienz/Letztbesitzer: Wien, Universitätsbibliothek
Handschrift aus 5 Teilen zusammengesetzt: VS  (IVr-IVv); 1  (1-10) Mitte 14. Jh.; 2  (11-18) Mitte 14. Jh.; 3  (19-50) Mitte 14. Jh.; NS  (I*r-I*v)
Literatur zur Handschrift (Anzahl: 21)

Der Buchblock besteht aus drei Teilen (Faszikeln), die bald nach ihrer Entstehung zusammengebunden wurden. Bl. IV und I* bildeten den ehemaligen Pergamenteinband. Bl. I-III und II*-IV* zum neuen Einband gehörig.

VSIVr-IVv   Pergament   
VD des ehemaligen Pergamenteinbandes.
Teil 11-10   Pergament   Mitte 14. Jh.
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Einfacher Dekor   
Einfache, schnell ausgeführte, rot gestrichelte Cadellen mit gezackten oder kopfstempelförmigen Schäften. (4r, 7v) Knospen im Binnenfeld. (8r-9v) Rubriken, rote Lombarden.
Teil 211-18   Pergament   Mitte 14. Jh.
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Einfacher Dekor   
Rot gestrichelte Cadellen mit einfachem Blatt- und Sternblütendekor, rote Überschriften und Lombarden (17v mit ausgesparten Sternblüten und kritzeligem braunen Liniendekor im Binnenfeld). (18v) rot gesschriebenes Alphabet.
Teil 319-50   Pergament   Mitte 14. Jh.
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Einfacher Dekor   
Rote Überschriften, Lombarden, Strichelung von Majuskeln bzw. kleinen Cadellen. (19r) Schwarz-rote Lombarde.
NSI*r-I*v   Pergament   
HD des ehemaligen Pergamenteinbandes.
Ausstattung: Illuminiert   Figürlicher Buchschmuck   Federzeichnung(en)   
(I*r) auf dem Inneren des ursprünglichen Pergamenteinbandes eine nachgetragene, braune, von dilettantischer Hand ausgeführte Federzeichnung eines Narren in modischem Gewand mit Schellenhaube und roten Schnabelschuhen, der die rechte Hand zu einem Sprechgestus hebt; daneben und darüber offenbar auf die Zeichnung Bezug nehmende Beischriften: (quer, tintenbraun) Wer byn ich daz byst du ac (etc. ?) sowie (rotbraun) Zyn wzn (?); weitere Beischrift auf dem oberen Seitenrand. – Die Lieder, die auf dem Umschlag eingetragen wurden (Irv, I*v), decken, in bewusstem Kontrast zur Minnethematik des nur fragmentarisch erhaltenen Buchblocks, den derb erotischen Bereich des Phänomens "Liebe" ab (Birkhan 2007, 162, 178 f.). Die Beischriften I*r stammen von keinem der Nachtragsschreiber, gehören jedoch in den Kontext der Texte des Umschlags. – Laut mündlicher Auskunft Dr. Erwin Pokorny, Wien, ist die Zeichnung aufgrund der auffälligen Ärmelfortsätze in die Nachfolge internationaler Modeformen einzuordnen, die um 1410-1430 gebräuchlich waren. Eine Entstehung der Zeichnung ist trotz der bescheidenen Qualität nach der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts kaum mehr vorstellbar; vgl. die spätere Darstellung in Cod. 3706 (s. MeSch V, Kat. 175 und Abb. 635). Ob die Zeichnung im Entstehungsgebiet des Buchblocks (Meißen?) oder an einem anderen Ort hinzugefügt wurde, ist vorerst nicht zu entscheiden.

Einband: Neuzeitlicher Gebrauchseinband     Schmucklos        
Pergament über Pappdeckeln, rote Titelschilder auf VD und Rücken. VDS und HDS sowie Recto- bzw. Versoseite der fliegenden Blätter mit violettem, schwarz und weiß geblümtem Schmuckpapier beklebt.


Schreibsprache: Ostmitteldeutsch, schlesisch mit meißnischen Kennzeichen (März 1999, Sp. 1024). – Der Codex besteht aus verschiedenen Einheiten und wurde bis um 1400 erweitert (März 1999, Sp. 1025).
Martin Roland (Forschungsstand 2015, MeSch VI; Redaktion Katharina Hranitzky 2022) [IN BEARBEITUNG]
"Birkhan 2007", "MeSch V", "März 1999", "MeSch VI", "Menhardt I", "Stackmann/Bertau 1981", "Handschriftencensus"
alle Initien
Wiener Leichhandschrift. Einziger bekannter Textzeuge.
(Ir-IVr) Leer.
(IVv) Prior und Nonne (Menhardt I, 136).
(IVv) Das bittere Kraut Minne (Menhardt I, 136). Mit Notation.
(1r) Lied, dt., Fragment. Mit Notation.
(1v) Leer.
(2r-8r) Heinrich von Meissen (Frauenlob) Marienleich, dt. (Stackmann/Bertau 1981). Anfang fehlt. Mit Notation.
   1
8r Expl.   ... (Explicitvermerk) Explicit cantica canticorum vrowenlobiz.
(8r-9v) Heinrich von Meissen (Frauenlob) Marienleich, lat. Fassung, mit dt. Versanfängen (Stackmann/Bertau 1981). 22 Strophen. Ohne Notation.
   1
8r Tit.: (Rot) Nota latinum super canticum canticorum primo. Ey ich sach.
(10r) Lied, dt. Mit Notation.
   1
10r Ich han vorlorn den lybystyn bulen myn ...
(10v) Trinklied, dt. (Menhardt I, 137). Ohne Notation.
(11r-16v) Reinmar von ZweterLeich.
(16v) Reinmar von Zweter (?)Lied (Handschriftencensus: Zuschreibung fraglich).
(17r-44v) Heinrich von Meissen (Frauenlob) Würgendrussel (Strophe 1-3), Minneleich u. a. (Stackmann/Bertau 1981). Größtenteils mit Notation.
   5
17r Tit.: (Oberer Seitenrand, rot) Dis ist vrouwenlobis in der grunen wyse.
Expl.   ... (17v, vor dem notierten Teil, rot, Explicitvermerk) Dis sint dy spruche vrouwenlobis vor syme ende. Amen.
17v Tit.: (Unterer Seitenrand, rot) Dis ist vrouwenlobis in dem wurgindrossil / dy dry/e.
19r (Notierter Teil) Nu geseygyn mich hut got vater suon und ouch heliger geyst ...
34r Tit.: (Rot) Das ist der mynneklichen leych.
34r O wip du hoer erenhaft
(18v) Alphabet.
   1
18v (Unterer Seitenrand, rot) A a a b c d e ...
(44v-49r) Der Wilde Alexander, dt. Mit Notation.
   1
44v Tit.: (Rot) Das ist des wildyn allexandyrs leych.
(49v-50v) Winsbecke, dt., unvollständig. Notation fehlt.
   1
49v Tit.: (Rot) Hy larthe der watyr zynyn zoyn.
(I*r) Federzeichnung, mit Beischriften.
(I*v-IV*v) Leer.