(VII-2)12 + 5.VI72 + VII86 + 12.VI230 + VII244 + 16.VI436 + VII450 + 7.VI534 + III540. Vor Bl. 1 fehlen 2 Blätter, wahrscheinlich Bildverlust; nach Bl. 11 ein Falz nicht bestimmbar (Lagenverstärkung?); Bl. 316 löst sich aus der Bindung, mit Bl. 317 verbunden; Doppelblatt 537/538 lose. Reklamanten bis 182v sowie 256v.
Wasserzeichen: zwei Varianten von Anker-Wasserzeichen und acht Varianten von Kronen-Wasserzeichen, suchbar in WZIS (via Institutionen und Bestände). Ähnliche Papiere in der Historienbibel Bonn, Universitäts- und Landesbibliothek, Ms. S 712; in der Konrad-von-Megenberg-Handschrift Frankfurt, Stadt- und Universitätsbibliothek, Ms. Carm. 1; dem Trojanerkrieg Berlin, SBB-PK, Ms. germ. fol. 1 und der großen mehrbändigen Bibel Heidelberg, UB, Cod. Pal. germ. 19, Cod. Pal. germ. 20, Cod. Pal. germ. 21, Cod. Pal. germ. 22 und Cod. Pal. germ. 23. Die genannten Werke stammen alle aus den Jahren 1438-1449. Eines der Kronen-Wasserzeichen in Cod. 2914 nach Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 2, 99 und 114, identisch mit Salzburg, Universitätsbibliothek, M II 180 (datiert 1438-40). Zu den in der Lauber-Werkstatt verwendeten Papieren s. Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 1, 75–78 (Cod. 2914 S. 76 erwähnt). Zu allen genannten Handschriften s. Lauber digital.
Schriftart: Bastarda Abgesetzte Verse. (205r, 285r) Schriftverzierungen: Blatt an langem Stiel, mit Quadrifolien gefülltes Oval). Vom Schreiber stammen auch die Rubriken. Eventuell dieselbe Schrift in Salzburg, Universitätsbibliothek, M II 180, 144v-174 (hier zudem ein identisches Wasserzeichen und Illustrationen derselben Stilgruppe). Weitere Schriftvergleiche bei Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 1, 87 und Bd. 2, 114.
Buchmaler: Diebold Lauber Nach Saurma-Jeltsch 2001 (Bd. 1, 98-100, 110) der Malergruppe A der Werkstatt Diebold Laubers zuzuordnen.
Rot gestrichelte Versanfänge, rote Überschriften (diese meistens gleichzeitig Bildüberschriften), rote Lombarden. – (1r) Zum Textbeginn Zierseite mit roter Zierlombarde und davon ausgehenden gewendelten Blattranken; hinter der Initiale ein "Wilder Mann", der zu einer über der Initiale sitzenden "Wilden Frau" hinauf blickt (Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 2, 114: "figürliche Laubwerkinitiale"). – 25 Textillustrationen in kolorierter Federzeichnung, meistens ganzseitig (Ausnahmen 26r, 160r, 280v, 289v, 294v, 425r, hier jeweils einige Textzeilen oberhalb der Überschrift), ungerahmt. Die Darstellungen stehen stets unmittelbar vor einem durch eine Lombarde eingeleiteten Abschnitt (Ausnahme 294v). Ohne Illustration die Abschnitte 13v, 92r, 117r, 164v, 204r, 365r. Zum Verhältnis von Bild und Kapiteleinteilung bei Diebold Lauber s. Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 1, 80-82. Datierung des Cod. 2914 nach Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 2, 114 f. (Nr. I.76) "um 1440-1443", bei Viehhauser-Mery 2009 "um 1440-1445"; nach Martin Roland, in: MeSchVI aufgrund der Stilvergleiche und der Tatsache, dass Cod. 2914 der älteste der drei Parzivalcodices aus der Werkstatt Laubers darstellt, "um 1440".
Bildprogramm: Verse nach Schirok 1985 in eckigen Klammern angegeben, hier als "Parzival". – Zum Vergleich genannte Parzivalhandschriften: "Dresden" ist Sigle für Dresden, Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek, Mscr.Dresd. M.66, "Heidelberg" Sigle für Heidelberg, UB, Cod. Pal. germ. 339, Bd. 1 und Cod. Pal. germ. 339, Bd. 2. Zu den beiden Codices s. Lauber digital.
7r = Wie Gahmuret (zum Abschied) begabet wart von der konigin (seiner Mutter) [Parzival 11,9].
26r = Wie der burgaffe (Burggraf von Patelamunt) die wappen erkante und sas uff und reit fur die porte us gegen dem jungen gast [Parzival 43,9]. Die zweite Teilszene weder hier noch in der Dresdner Handschrift dargestellt; in Heidelberg nur die zweite Szene wiedergegeben.
37r = Von eime turneye ze Kanvoleis, wie da Gahmuret die kunigin Herczeloiden erwarb [Parzival 58,27]. Die Königin ist nicht dargestellt (vgl. Dresden und Heidelberg). Turnierszene mit sieben Reitern. Zwei Teilnehmer sind der Helmform (Spangenhelm) entsprechend mit einem Kolben ausgerüstet.77v = Wie frouwe Herczeloide irren sün Parcifalen in einem walde zoch [Parzival 116,5]. Dem Text folgend zusätzlich dargestellt, wie Parzival mit Pfeil und Bogen auf einen Vogel zielt (diese Begebenheit auch in Dresden mitberücksichtigt).
106r = Wie Parcifal ze Gurnemanze kam und in der zuht und wicze lerte [Parzival 161,1]. Diese Szene ist die einzige, die über Dresden und Heidelberg hinausgeht (vgl. Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 1, 216, und Stolz–Viehhauser 2012, 159 f.).
144v = Wie Parcifal ze Munsalvasce kam do der gral und der siche Anfortes was [Parzival 224,1].
160r = Wie Parcifal Sigunen uff einer linden vant [Parzival 249,9]. Sigune sollte dem Text folgend den toten Schionatulander im Arm halten; dies in Dresden und Heidelberg berücksichtigt. Rechts über der Illustration eine kleine, dilettantisch gezeichnete, offenbar später hinzugefügte Ritterfigur.
179v = Wie Parcifal Segramors und Keien nider stach und mit Gawane do für Tūse (für Artuse) fur [Parzival 280,1]. Parzival, links vorne, besiegt einen seiner Gegner (Segremors oder Keie). Hinter Parzival reitet Gawan, der an seiner Kopfbedeckung zu erkennen ist. Nach Schirok 1985, 185, ist die Figur, mit der Gawan spricht, mit Parzival (der also doppelt dargestellt wäre) zu identifizieren; als Thema des Gesprächs sei die gebrochene Lanze zwischen den beiden dargestellt. Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 1, 161 schlägt vor, das Wappen des Besiegten mit dem der Herren von Hutten zu identifizieren.
216v = Hie gant Gawanes offenturen an wie der ze sinem kampfe für und gedaget man Parcifals ein lange wile etc. [Parzival 338,1]. Dargestellt ist Gawan (ganz links), der von Parzival und dem Artus-Kreis Abschied nimmt.
257r = Gawanes not die er uff Schauffan zün leit und wie er dannen der gral süchen reit [Parzival 398,7]. Gawan reitet aus Schanpfanzun weg, Antikonie auf dem Turm blickt ihm nach.
280v = Wie Parcifal Sygunen in der clusen vant [Parzival 433,1].
289v = Wie Parcifal dem Grawen Riter iustieren [Parzival 446,1]; das letzte Wort steht über einem weiß abgedeckten, offenbar kürzeren Wort und auch die Fortsetzung des Textes in der nächsten Zeile wurde mit weißer Farbe abgedeckt (vgl. Stolz–Viehhauser 2012, 160 f.). Der dem Text widersprechende Bildtitel wurde, anders als in Dresden und Heidelberg, nicht verbildlicht; der Erzählung folgend zeigt der Illustrator, wie Parzival dem alten Ritter begegnet. Dabei berücksichtigt er Details wie die Bloßfüßigkeit des Grauen Ritters und seiner Familie, verwandelt allerdings die beiden Jungfrauen in Jünglinge.
294v = Also Parcifal gen Trevriende (!; für Trevrizent) dem einsidel kam [Parzival 453,1].
315v = Also der wirt und Parcifal mit einander lange ze retten umb den gral [Parzival 485,1]. Dargestellt sind Parzival und Trevrizent, die Nahrung suchen. Dem Illustrator war die Identität des Gastgebers mit dem Einsiedler Trevrizent offenbar unklar, da er ihn ganz anders als in der vorhergehenden Szene darstellt (Schirok 1985, 185 f.). Die Darstellung von Nahrungssuche und Brunnen verrät dennoch Textkenntnisse.
327v = Hie vohet an wunderlich offenture also Gawan gon Orgeleise (Burg Logroys) kam [Parzival 503,1]. Dargestellt ist, wie Parzival einen Schild und ein Pferd findet; im Hintergrund die Burg.
347r = Also Gawan mit Liscosie (Lischoys Gwellius) vaht an des wassers staden [Parzival 534,9]. Zweikampf zu Pferd; im Hintergrund Wasser mit Schiff und Berg mit Burg.
359r = Aufentürr von Schachttel Marfeilie [Parzival 553,2]. Dargestellt ist eine Dame (Arnive, ev. auch Bene) am Bett Gawans.
384v = Also Gawan den Türkoitten nyder stach und über den Soblins das ris brach [Parzival 592,21]. Zweikampf zu Pferd; der zweite Handlungsteil nur durch den Kranz angedeutet.
409v = Also der wirt (Gawan) nit langer beittet er hies dien hern zü den frowen sitzen [Parzival 631,1].
425r = Vie Artus und Ginofer mit grosser masseine zü Gawans kampf koment [Parzival 655,3]. Dargestellt sind Arnive und Gawan, die von einem Burgfenster aus die Ankunft von Artus und dessen Gefolge beobachten.
440v = Also Parcifal und Gawan mit einander fohtten [Parzival 678,15]. Zweikampf zu Pferd.
456v = Also Parcifal und Gramolantz mit ein ander fohten [Parzival 703,1]. Zweikampf zu Pferd; das Wappen Parzivals wird von Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 1, 161 mit demjenigen der Familien von Raitenbach bzw. von Masbach identifiziert.
479r = Also Parcifal und der heiden (Feirefiz) mit einander stritten [Parzival 738,11]. Zweikampf zu Fuß.
495v = Also Gawan und die schönen frowen gingent für den heiden Pontgefar (Feirefiz) mit einem grossen geschele [Parzival 764,5]. Vor Feirefiz stehen Gawan mit Orgeluse und Arnive und dahinter Sangive und Cundrie mit ihren Männern (vgl. Schirok 1985, 38 und 186).
517r = Also Parcifal des groles herre wart und Anfortas erlost mit siner froge die do geschah [Parzival 796,28a].
Kunsthistorischer Kommentar: Ikonographie. In Cod. 2914 nur 25 (ursprünglich vermutlich 26) Illustrationen gegenüber 64 in Heidelberg, UB, Cod. Pal. germ. 339, Bd. 1 und Cod. Pal. germ. 339, Bd. 2 bzw. (wegen Seitenverlusts nur noch) 46 in Dresden, Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek, Mscr.Dresd. M.66. (Zu beiden Codices s. Lauber digital.) Cod. 2914 vermutlich die älteste der drei Lauberschen Parzivalhandschriften (Stolz/Viehhauser 2012, 156 f.). In Cod. 2914, Dresden und Heidelberg jeweils eigenständige Kompositionen, die Versatzstücke unterschiedlich gruppiert. (Zur Parzival-Ikonographie s. Ott 1992b; Obermaier 2005, hier besondere Berücksichtigung des Herstellungsprozesses bei jedem der Überlieferungsträger.) Einige Illustrationen in Cod. 2914 (z. B. 289v) lassen erkennen, dass der Zeichner nicht nur die Bildüberschriften, sondern auch den Text (zumindest teilweise) gelesen haben muss.
Stil. Ein Zusammenhalt der Bildelemente, aus denen sich die ungerahmten Illustrationen zusammensetzen, wird insbesondere durch Bildmotive, die die Szene einfassen (Bäume, architektonische Versatzstücke), sowie durch Terrainstreifen und weitere Landschaftselemente erreicht. – Nach Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 1, 98-100, 110 ist Cod. 2914 der ab den 1420er Jahren (zwischen 1421 und 1449) aktiven "Gruppe A" zuzuschreiben, bei der die Handschriften wie "Markenartikel" vereinheitlicht werden. In den Werken der Gruppe A, so Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 1, 101 f., „fällt die prägnante Zeichnung auf, indem mit wenigen, sicheren und zugleich lockeren Strichen die Gestalten umrissen werden. Scharfe Parallelbahnen sowie kurze Haken- oder Haarnadelfalten dienen als Binnengliederung (...). Unterstützt wird dieses sich fast rhythmisch durchziehende Faltenmuster durch die wohl auffälligste Eigenheit dieser Hand, nämlich der Vorliebe für frei gezeichnete Kringelhaare, für Kleeblattkronen und Zaddelwerk“. Stilistisch besonders eng mit Cod. 2914 verwandt ist die Historienbibel Kopenhagen, Königl. Bibliothek, Thott. 123 2°, zu datieren 1437-1442 (s. Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 2, 74-76, Nr. I.51; Lauber digital): vgl. Saurma-Jeltsch 2001, Abb. 260 mit Cod. 2914, 359r und ebd., Abb. 325 mit Cod. 2914, 495r; übereinstimmend die Kompositionen, des Weiteren der Gesichtsschnitt, der Duktus der Haarlocken, die Gestik und Beinhaltung sowie die ausgesparten Lichtstege der Gewänder, schließlich die Art, wie die Stoffe auf dem Boden auslaufen. Auch die gezaddelten Röcke und die tänzerische Umformung des Kampfes zu Fuß entsprechen einander: vgl. Saurma-Jeltsch 2001, Abb. 320 mit Cod. 2914, 479r. Übereinstimmungen mit Cod. 2914 sind z. B. auch in Berlin, SBB-PK, Ms. germ. fol. 1 (1443-1446) festzustellen: vgl. Saurma-Jeltsch 2001, Abb. 313 mit Cod. 2914, 216v (ebd., Abb. 312) sowie auch mit Kopenhagen, Königl. Bibliothek, Thott. 123 2° (ebd., Abb. 314). – Im Vergleich zu dem etwas jüngeren Sigismundbuch Wien, ÖNB, Cod. 13975/1 und Cod. 13975/2 sind in Cod. 2914 Zweipersonenszenen häufiger anzutreffen (die dennoch zahlenmäßig hinter den mehrfigurigen Darstellungen zurückstehen), während Waffen und Realien in Cod. 2914 gegenüber Cod. 13975/1 und Cod. 13975/2 inhaltsbedingt eine untergeordnete Rolle spielen; bei Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 1, 161 vorgeschlagene Identifizierungen heraldischer Zeichen bleiben zu prüfen.
Einband: Oberrhein (Straßburg) 1552 Streicheisenlinien Rolle
Werkstatt: C. A. (Acker, Carlin; Acker, Carle)
EBDB, w004059. – (VD) Initialen ICVZ (Johann Christoph von Zimmern) und Datierung 1552 eingeprägt. – Spuren von zwei Schließen. Blattweiser teilweise erhalten bzw. fragmentarisch oder Spuren, v. a. an Blättern mit Illustrationen.
Schreibsprache: Elsässisch (Menhardt I, 616; Becker 1977, 79). Vorbesitzer 1: Zimmern, Grafen von, 1552 1552 im Besitz des Johann Christoph von Zimmern (1516-1556), Domdechant in Straßburg (Initialen Johanns und Jahreszahl auf dem Einband); s. Modern 1899, 143 f., Nr. 21; des Weiteren z. B. Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 2, 114. Vorbesitzer 2: Schloss Ambras, 1576 Mit der Bücherschenkung des Hofmarschalls Graf Wilhelm von Zimmern an Erherzog Ferdinand von Tirol (darin weitere Handschriften der Lauber-Werkstatt, s. Achnitz 2003, 325) nach Ambras gelangt. Vorbesitzer 3: Wien, Hofbibliothek, 1665, MS. Ambras. 420
Martin Roland (Forschungsstand 2013, MeSch VI; Redaktion Katharina Hranitzky 2021)
Wolfram von Eschenbach: Parzival.Fassungszugehörigkeit: *m (s. Parzival-Projekt). (Die Vorlage wahrscheinlich defekt: s. Gebert 1920, 5-8; Viehhauser-Mery 2009; 57-65; Stolz–Viehhauser 2012, Abschn. III, S. 148-162.).