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Schrift: | |
(1r-70r) Schriftraum: 190/195 × 125/130 Spaltenzahl: 1 Zeilenzahl: 32-36 | |
Schriftart: Bastarda 93v von anderer Hand | |
Ausstattung: Illuminiert Rubriziert Fleuronnéeinitiale(n) Figürlicher Buchschmuck Federzeichnung(en) | |
Rote Titel, Strichel, Interpunktionen, Unterstreichungen, Paragraphzeichen und Zeilenschlusslinien. Zu Beginn zahlreicher Kapitel bzw. Absätze einheitliche zwei- bis vierzeilige grüne, rote, blaue oder braune Lombarden, meist mit Schaftspaltungen. Dürftiges Fleuronnée bei 2 Lombarden im Haupttext und bei einer Initiale auf Fragment. 14 Textillustrationen (Federzeichnungen). (1r) zu Textbeginn eine dreizeilige braune Lombarde mit grünem Fleuronnée: im Binnenfeld ausgesparte Knospengarben, Besatz aus Perlen, abstehenden parallelen Linien und Fibrillen. (37r) eine dreizeilige grüne Lombarde mit geringfügigem rosafarbenem Knospenfleuronnée. (49v) im Schaft einer dreizeiligen grünen I-Lombarde eine ausgesparte, grün lavierte Blattranke. – (Ir) von anderer Hand eine rote Fleuronnéeinitiale zu Beginn des (um) 1444 geschriebenen Fragments: vierzeiliger, kopfstempelförmig gespaltener Buchstabenkörper, gleichförmige Knospenreihen im Binnenfeld, als Besatz und entlang eines kurzen Fadenabläufers. Zur Illustration des Texts braune Federzeichnungen, meist blassbraun laviert, mitunter auch rotbraun und grau, bei 42v blau, gelb und rot (Inkarnat); 6r kräftigere, teilweise deckende Kolorierung in Blau, Grün, Gelb und Rot. Die Illustrationen stehen meist in ausgesparten Flächen im unteren Seitenbereich; 6r und 42v nehmen freigelassene Leerseiten ein; 27v, 38r, 56v sind außerhalb des Schriftspiegels angeordnet und bis ca. 15,5 cm hoch. Wie etwa am Layout 18r gut erkennbar ist, erfolgte die Illustrierung in einem Zug mit der Beschriftung der Seiten, auch stammen alle Bildbeischriften vom Schreiber (identisch mit dem Zeichner?). In den zugehörigen Texten wird meistens eigens auf die Bilder verwiesen, wie etwa 5v: als du an der figur gezaichentt findest, oder 8v: als dyse nachgeschribenew figur geschaffen ist (...) da her nach soll die figur stan gemalt. | |
VS | I Papier Diözese des bayerisch-österreichischen Raums, um 1444 |
Ehem. VDS. Zu NS gehörig. | |
NS | I* Papier Diözese des bayerisch-österreichischen Raums, um 1444 |
Ehem. HDS. Zu VS gehörig. |
Einband: Österreich (Innsbruck?) Mitte 15. Jh. Gotisch Streicheisenlinien |
Einband restauriert |
Einbandfragment oder Abklatsch vorhanden |
Originaler Einband (abgelöste Spiegelblätter, jetzt I und I*, zeitgenössisch). Rotes Leder über an den Kanten abgeschrägten Holzdeckeln. Rahmende und diagonale Streicheisenlinierung. Spuren von je fünf Buckeln und einer Langschließe. Auf dem VD Titelaufschrift puchsn puech in Tinte (15. Jh.). Auf dem Rücken Ambraser Vorsignatur in Tinte und fragmentierte Signaturschilder der Hofbibliothek. – Restaurierung von 1991 durch zwei auf dem HDS aufgeklebte Zettel und eine beiliegende Beschreibung der Restaurierarbeiten dokumentiert. – Zur Lagenverstärkung Pergamentfalze einer Heiratsurkunde verwendet (Bl. 6/7, 18/19, 30/31, 41/42, 52/53 etc., nicht aus dem Buchblock herausgelöst, wie manchmal angegeben wird). |
Schreibsprache: laut Menhardt II "bayer.-österr." – Der Name des als Siegler der fragmentierten Heiratsurkunde (siehe unter Einband) genannten Sigmunden des Durchlstainers Burger zu Insprugk deutet auf Innsbruck als Entstehungsort des Handschrift/des Einbands hin. An anderer Stelle sein tochter Margreten zu lesen. Menhardt II, 853 entziffert den Namen als "Ditr(i)chstainers" und liest außerdem noch das Datum 1445, das sich jedoch nicht mehr verifizieren lässt (bei der letzten Restaurierung verloren gegangen?). Hinweis auf die richtige Lesart des Namens Dr. Katharina Kaska, ÖNB. Sigmund Durchlstainer, Bürger zu Innsbruck, ist u. a. zwischen 1435 und 1452 in Urkunden des Stiftsarchivs Wilten (s. monasterium.net) greifbar. – Die in den Fragmenten Ir und I*v angeführten Heiligen (u. a. Sigismund, Florian, Koloman, Leonhard) weisen auf eine Diözese des bayerisch-österreichischen Raums als Entstehungsgebiet hin. Vorbesitzer 1: Maximilian I., Kaiser (1459-1519) ![]() ![]() Der Codex ist mit großer Wahrscheinlichkeit im Inventar der Innsbrucker Burg von 1536 nachzuweisen und wird darum dem Bücherbestand Kaiser Maximilians I. zugerechnet, vgl. Gottlieb 1900, 106, Nr. 296: "Ain visierbuech und andere kunst innhaltend in rot gepunden mit pucklen von pogen plettern"; hier noch keine Identifizierung mit Cod. 3064, diese offenbar erstmals von Heinrich Schulte (Wien, ÖNB, Cod. Ser. n. 3270 und beigelegte Notizblätter). Vorbesitzer 2: Schloss Ambras ![]() ![]() Vorbesitzer 3: Wien, Hofbibliothek, 1665, MS. Ambras. 199 1665 von Peter Lambeck aus Schloss Ambras in die Hofbibliothek überführt. (1r) Vorsignaturen der Hofbibliothek in Tinte und Bleistift. |
(Beigelegt) | Notizen (Einzel- und Doppelblatt, Wien 1909). | :
(Ir) | Komputistische Abhandlung für das Jahr 1444, Fragment. Enthält eine Liste ausgewählter Tage des Kirchenjahres mit astrologischen Angaben. Gehört zu I*v. 1 ![]() |
Ir | Tit.: Universis ac singulis presens scriptum inspecturis patescat quod anno incarnationis dominice mo cccco quadragesimoquarto ... [1444]. |
(Iv) | Leer. |
(1r-70r) | Büchsenmeisterbuch (vgl. Hassenstein 1941, Kap. 2-4; Kramer 1995, 153-158; Parallelüberlieferungen: ehem. Berlin, Zeughausbibliothek, Ms. 2 [seit 1945 verschollen], und Nürnberg, GNM, Hs. 1481a; zu einzelnen Stücken vgl. außerdem: Frankfurt a. M., Inst. für Stadtgeschichte, Reichssachen Nachträge Nr. 741 (u. a. Rezept des Markgrafen von Rötteln, s. Handschriftencensus, Nr. 22689), Wien, ÖNB, Cod. 2987 (u. a. Rezept des Rüdiger von Heidelberg), ehem. Berlin, Zeughausbibliothek, Ms. 1 [seit 1945 verschollen], Kassel, UB, 4° Ms. math. 14). Unsystematisch zusammengesetzte Sammlung von meist dt., vereinzelt dt./lat. oder lat. Anleitungen und Rezepten vorwiegend zur Feuerwerks- und Kriegstechnik; die Stücke entweder einzeln in eigenen Kapiteln oder mit anderen ohne Zäsur in Absätzen vereinigt. V. a. in den Bereichen 34v-38r, 48v, 54v-62r nach dem Feuerwerkbuch von 1420, jedoch in gestörter Reihenfolge: z. B. 34v-35r (über die Verhaltensregeln und Aufgaben des Büchsenmeisters), 56v (Berthold-Kapitel), 61r-62r (Büchsenmeisterfragen). 13 ![]() |
9v | Tit.: (Meistername, rot) Pulvis secundum magistrum Conradum |
10r | Tit.: (Meistername, rot) Mayster Ulreichs mawrers pulver |
10v | Tit.: (Meistername, rot) Mayster Iohannes von Osterreich pulver |
12v | Tit.: (Meistername, rot) Also zugelt der marckraff von Rotel salpeter (Vgl. die Nennung eines Markgrafen von Rötteln in Köln, 84r, 1443, s. KdiH digital, Nr. 39.4.10. [Rainer Leng], dort mit einem Markgrafen von Hachberg, zugleich Herr von Rötteln, Landkreis Lörrach, Baden-Württemberg identifiziert: Wilhelm, 1428-1441, † 1482, oder Rudolf IV., 1441-1478; siehe zu Hachberg bzw. dem Markgrafen von Rötteln auch Cermann 2013, 72, mit Anm. 369 und 81, Anm. 411 [hier Handschrift genannt] sowie Cermann 2014, 263, mit Anm. 64 [Handschrift genannt] und 264 f., mit Anm. 67; zur Handschrift auch Handschriftencensus, Nr. 5222.) |
16v | Tit.: (Meistername, rot) Ain Pulver secundum magistrum Iohannem |
24v | Tit.: (Meistername, braun) Nun wil ich sagen von salpeter ze syedem der in dysen landt gewachsen ist secundum magistrum Ulricum etc. |
25r | Tit.: (Meistername, rot) Secundum magistrum Iohannem de Austria |
26r | Tit.: (Meistername, braun) Item das ist maysters Engillis bulver ... |
26v | Tit.: (Meistername, rot) Pulvis secundum Johannem |
29r | Tit.: (Meisternamen, braun) Nota secundum magistrum Georgium ... aber secundum magistrum Johannem ... |
56v | Tit.: (Meistername, braun) Dyse kunst hat ain mayster gefunden der hyess mayster Perchtol ... Also wolt der selb mayster Berchtolt ... |
57v | Tit.: (Meistername, braun) Das ist ain guet pulver von mayster Rüdigern von Haydelwerg [Heidelberg] ... |
64v | Tit.: (Meistername, braun) Item pulvis bombardorum secundus Abraham ... (Ein gleichnamiger Büchsenmeister ist 1422 in Innsbruck im Dienst Herzog Friedrichs IV. von Österreich bezeugt, s. Schmidtchen 1978, 11 f.) |
(1r-4v) | Visierkunst. 1 ![]() |
1r | Tit.: Hye ist der anfang der kunst da durch man visieren und scha/etzen kan wie ma/enig sa/em viertail oder mass in ain yekleich vass gang Item nim ain mass damit ain weinschenck ain mass weins in ainem kcheler messet ... |
(4v-7r) | Flugdrachen (abgedruckt bei Denk 1939, 354-362). |
(7r-8v) | Vier Stücke über das Durchqueren von Wasser; dazwischen ein Rezept für Fischköder. Einzelne Begriffe in Geheimschrift. |
(9v) | Schlaftrunk. |
(18v-20r) | Zauberrezepte, Rezept für süßen Wein, Zauberformel bei Krankheit. |
(40r-45r) | Orientierung in der Dunkelheit, Brücke, Steig- und Schwimmzeug zum Überqueren von Wasser, Wasserleitung, Warmwasserbrunnen. |
(45r-48r) | Liber ignium, lat., unvollständig (vgl. Berthelot 1893, Bd. 1, 100-120, Nr. 1-25; Thorndike-Kibre, 1334.14). 1 ![]() | :
45r | Tit.: (Rot) Hic invenies species ignium a marco greco conscriptas quorum [!] virtutes sunt efficaces ad comburendum castra tam in mari quam in terra ut in plurimum reperitur. Item recipe sandarace pure lb et armoniaci liquidi lb ... |
(53r-54v) | Büchsenmeisterfragen, zweite Serie. |
(70r) | Kapitel über das Ziehen von Salpeter. 2 ![]() |
70r | Item wildu aber saliter syeden den man ab der mawrr nympt, so leg in in ain kessel ... ... — ... und schewst vil stercker und paser wan das ander pulver. |
70r | Expl. ... (Explicitvermerk) Hye hat das puoch ain endt got u/ens seinen segen sendt. |
(70v-93r) | Leer. |
(93v) | Rezept für Unverwundbarkeit, dt. Teilweise in Geheimschrift. |
(I*r) | Leer. |
(I*v) | Komputistische Abhandlung für das Jahr 1444, Fragment. Gehört zu Ir. |