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Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 3067
ASTROLOGISCH-MEDIZINISCHE SAMMELHANDSCHRIFT (lateinisch/deutsch)
Olim: Philos. 176    Papier   I, 102 Bl.   295×215   Österreich oder Süddeutschland, um 1415/1425
Provenienz/Letztbesitzer: Wien, Hofbibliothek
Literatur zur Handschrift (Anzahl: 14)

Bl. 1-59 Foliierung des 15. Jahrhunderts, teilweise stark beschnitten (Bl. 17 ursprünglich nicht nummeriert: auf Bl. 18 Folionummer 17 noch auszumachen). Im 17. Jahrhundert Foliierung durch Peter Lambeck. – Lagen: 1I + VIII16 + (VI+1)29 + 2.VI53 + (VI-2)63 + VII77 + (XIII-1)102. Bl. I seit Restaurierung 1927 mit VDS zu einem Doppelblatt zusammengeklebt. Bl. 17 ohne Gegenblatt. Zwischen 59 und 60 zwei vermutlich leere Blätter herausgeschnitten. Gegenblatt von Bl. 78 herausgeschnitten (ehemals beschrieben). – Vereinzelt Reste von Kustoden (30r, 53v), 42r am unteren Seitenrand iiiius sexus. Jeweils in der Lagenmitte Falzverstärkungen aus Pergament, Bl. 23/24 und 35/36 mit Resten von Fleuronnéelombarden. Zwischen den Lagen ebenfalls z. T. kurze Pergamentfälze, zwischen Bl. 78/79 mit Schriftrest.
Wasserzeichen: Mohrenkopf, Typus vgl. z. B. Wien, ÖNB, Cod. 3150, Bl. 238 (1419); des Weiteren u. a. Typus Piccard, Schlüssel, Abt. II, Nr. 132 (1423) und Dreiberg mit Kreuz, Typus Briquet, Nr. 11748 (1412). Bl. I: Ochsenkopf, Bl. 102: Einhorn, beide unbestimmt.
Schrift: 2 verschiedene Schriften/Schreiber
Schrift 1(1r-2r, 60v-63v, 73v-74v, 80r-100r; 2v, 7v, 12r, 19v, 25r, 30v, 40v, 45v, 49r, 51v, 56r: Einschübe) Schriftraum: 170/180 × 100/120    Spaltenzahl: 1    Zeilenzahl: 26-32   
Schriftart: Bastarda
Schrift 2(3r-14v, 18r-59v) Schriftraum: 170/180 × 100/120   
Schriftart: Bastarda
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   Figürlicher Buchschmuck   Federzeichnung(en)   
Rote Paragraphzeichen. – Bei Schreiber 1: rote Strichelung von Großbuchstaben und zwischen Wörtern, lateinische Zitate rot unterstrichen. (1r) eine sieben- und eine vierzeilige rote Lombarde mit wenig Fleuronnée in der Schriftfarbe (Perlenketten, Häkchen); (1v) fünfzeilige grüne Lombarde, rot konturiert; (2r) zwei dreizeilige rote Lombarden. – Bei Schreiber 2: rote Strichelung des ersten Buchstabens der Anweisungen für den Tag, an den Abschnittsanfängen zwei- bis dreizeilige rote Lombarden. – Schreiber 3: (82r, 83v) zwei- bis fünfzeilige Initialen mit einfachen Fleuronnée-Ausläufern (Häkchen, Faden) und grob stilisierten Blattornamenten als Initialfüllung in der Schriftfarbe und in Rot.
12 kolorierte Federzeichnungen mit Darstellungen der Tierkreiszeichen zwischen den astrologischen Hinweisen für günstige und weniger günstige Tätigkeiten an allen Tagen des Jahres, so angeordnet, dass jedem Monat eine Abbildung des geltenden Sternzeichens vorangeht (beginnend mit dem Widder für März). Die von drei konzentrischen Ringen gerahmten Darstellungen sind ca. in der Mitte des Textspiegels angebracht und nehmen fast dessen gesamte Breite ein (Durchmesser: 9,8-11,2 cm). Der innere Ring trägt jeweils eine Inschrift, die in der Ich-Form den Namen des Zeichens erklärt (alle Umschriften bei Saxl 1927, 114 f.). Zwei dünne, rosa und grüne Streifen schließen an. Der äußere blaue Ring ca. 2 cm breit. Er bietet Sonne, Mond und einigen Sternen Platz, die z. T. durch Linien miteinander verbunden sind. In einigen Außenringen (2v, 7v, 12r, 45v, 56r) weitere Linien und jeweils zwei Planeten (?). – Modellierung der Gesichter und Tierkörper durch relativ dünnen Farbauftrag, die Gewandfalten z. T. mit Schatten versehen. Es dominieren Blau (breiter äußerer Ring) und Grün (Mittelfeld), für die Sternzeichen wurden außerdem Orange, Rot, Rosa, Grau, Gelb, ein helles Blau und Ocker verwendet. Für Sonne, Mond und Sterne Metallfarben benutzt. Die Sterne als Metallperlen mit Sternpunzen dargestellt.
Aufgrund der Wasserzeichen ist vorläufig von einer Datierung der Handschrift um 1415/25 auszugehen. Die modischen Details (Zaddelrock, Beutelärmel und mäßig spitze Schuhe) verweisen ebenfalls auf eine Entstehung in diesem Zeitraum.


Einband: 15. Jh.     Schmucklos        
Schweinsleder über Pergamenteinband (?). Auf dem Rücken Reste der Signaturschilder des 17. Jhs. Auf dem Rücken fragmentarisch erhaltene Papierschilder des 17. Jahrhunderts (Cod. MSt. Philos. Lat. N. …; CODEX MS. PHILOSOPHIC. N. Olim …).


Schreibsprache: Bairisch-österreichisch (Forster 2006, 193).
Vorbesitzer: Wien, Hofbibliothek, 2. Hälfte 17. Jh.
Foliierung von der Hand des Hofbibliothekars Peter Lambeck (1663-1680), somit muss sich die Handschrift spätestens seit dessen Amtszeit in der Wiener Hofbibliothek befunden haben.
Christine Beier (Forschungsstand 2015, MeSch VI; Redaktion Katharina Hranitzky 2021, mit Ergänzungen)
"Piccard", "Briquet", "Saxl 1927", "Forster 2006", "MeSch VI", "Zinner", "Renzi 1852/1859", "Thorndike-Kibre", "Hirth 1980"
alle Initien
(1r-59v) Tagewählerei: Astrologische Anweisungen für jeden Tag des Jahres (vgl. die Überlieferungen bei Zinner, Nr. 8015 ff.). Zu den 12 Tierkreiszeichen jeweils zwei Texte eingeschoben, in den Darstellungen Umschriften.
   3
1r Allew durchlawcht fursten und herren merkcht wie der grosmaechtig kchoenig und chayser Allexander all welt bectwang ... Der maechtig kchonig Nabachodonasor der sant seinew potten gen Orient ...
2v (Einschub) Es ist ze merkchen die aigenschafft der figur ... Der moned hat seinen schein und seinen lawff ...
2v (Sternzeichendarstellung, Umschrift) Ich hays darumb der wider ... (zum Wortlaut der Umschriften s. Saxl 1927, 114 f.)
(15r-17v) Leer.
(60r) Leer.
(60v-63r) Kalendarische Tabellen für Januar bis November (Zinner, Nr. 5351). Dezember unvollständig.
(64r-73r) Leer.
(73v-74r) Versus de signis zodiaci, lat.; vgl. Regimen Salernitanum (Regimen Salernitanum ed. Renzi 1852/1859, Bd. I, 486 f., 1252-1290 und Bd. V, 53, 1831-1869; Thorndike-Kibre, Nr. 912; in Cod. 3067 nur geringfügige Abweichungen).
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73v Nil capiti noceas aries dum luna infulget ...
(74v) Versus hexametri de quatuor complexionibus, lat. (Thorndike-Kibre, Nr. 811; Cod. 3067 nicht erwähnt).
   1
74v Sangwyenus. Largus amans hylaris ridens rubeique coloris ...
(75r-79v) Leer.
(80r-100r) Christian Feldkircher Secretum secretorum, dt. (siehe Hirth 1980; auch überliefert in Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, SB Auersperg XXVII-8 [ehem. Ms 12], siehe Handschriftencensus).
(100v-102v) Leer.