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Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 3145
OVIDIUS
Olim: Univ. 1008    Papier   I, 184 Bl.   290/295×205/210   Basel, um 1435/1445
Provenienz/Letztbesitzer: Wien, Universitätsbibliothek
Literatur zur Handschrift (Anzahl: 10)

Ir und Iv vertauscht (vgl. auf Ir den Abdruck der Initiale von 1r). Lagen: 1I + 18. V180 + 4184. Reklamanten teilweise erhalten. – Wasserzeichen: Dreiberge, zwei Varianten, identisch mit Piccard, Dreiberg, Abt. I, Nr. 88 (1443); weiterer, nicht identifizierter Dreiberg; Dreiberg im Kreis, zwei Varianten sehr ähnlich Piccard, Dreiberg, Abt. IV, Nr. 1188 (1434) bzw. ähnlich Abt. IV, Nr. 1187 (1433) und Nr. 1195 (1439).
Schrift:
Schriftraum: 190/195 × 100/110    Zeilenzahl: 30-37   
Schriftart: Bastarda – Glossen
Blindlinierung. Abgesetzte Verse. Von 72r zu 72v Tinten- (und Hand-?)Wechsel, danach die Schrift zunehmend kursiver. Glossenschriften.
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   Deckfarbeninitiale(n)   Figürlicher Buchschmuck   Federzeichnung(en)   Goldverwendung   
Rote Überschriften und Seitentitel (Buchzählung), selten rote Strichelung von Majuskeln; rote Paragraphzeichen. – (2r-7v) einzeilige rote bzw. blaue Lombarden mit Vertikallinien im Binnenfeld und Haarnadelfortsätzen (ab 9r durch Paragraphzeichen ersetzt). – (179r-184v) zwei- bis vierzeilige blaue Lombarden mit rotem Fleuronnée (bei den roten Lombarden das Fleuronnée nicht ausgeführt). – (12v, 24v, 35r, 46r, 55v, 66r, 78v, 92r, 104v, 127v, 137r, 152r, 165r) zu Buch 2-10 und 12-15 vier- bis siebenzeilige rote, rot-blaue (127v, 152r), grüne bzw. blaue Lombarden mit (hell-)blauem, altrosa bzw. rotem (so durchgehend ab 92r) Fleuronnée. – (115v) zu Buch 11 unfigürliche Deckfarbeninitiale mit Fleuronnéebesatz: dunkelblauer Buchstabenkörper mit blauschwarzen Einschnitten und Deckweißpunktierung; Binnenfeld in etwas hellerem Blau, mit Deckweißfiligran überzogen. – (131r, 139r, 147r, 169r, 170r) Rubra in braun gezeichneten Schriftbändern mit gefältelten, modellierten Zipfeln (139r für Glosse, 170r zusätzlich mit Weinblättern und Traube, bezugnehmend auf den Wortlaut des Rubrums: merum vinum titumbare facit). – (177r) statt eines Schriftbandes ein Vogel als Umrahmung des Rubrums (hier kein erkennbarer Textbezug zu XV, 778 ff.). – (169r) braune Zeigehand mit Ärmelansatz. – (30v) auf dem seitlichen Randstreifen szenische Darstellung: Narziss (Textbezug zu III, 402 ff.; vgl. Allen 1982, 202). – (1r) historisierte Deckfarbeninitiale (55×50) mit Dedikationsszene: Zu sehen sind zwei einander zugewendete Männer, von denen der rechts stehende, jüngere, dem älteren, einem Gelehrten, ein Buch und ein Schriftstück überreicht. (Weitere Beschreibung siehe Kunsthistorischer Kommentar). Zur möglichen Deutung der Szene siehe Roland 2010, 94, Anm. 37 (mit Angabe von Bildvergleichen zur Gelehrtenkleidung des älteren Mannes): "Ob es sich um eine Dedikationsszene handelt, um Lehrer und Schüler oder um Autor und Schreiber, ist nicht zweifelsfrei zu beantworten." In REALonline (Bild.-Nr. 006888) werden die beiden Personen als Gelehrter und Diener, die ganze Darstellung als "Autorenbild" bezeichnet.
Die historisierte Deckfarbeninitiale samt Rankenwerk kann in die Konzilstadt Basel lokalisiert werden, in deren Buchmalerei im 2. Viertel des 15. Jahrhunderts nordniederländische Einflüsse verarbeitet wurden – vgl. die pfanzlichen Motive der Ornamentik und gewisse naturalistische Züge, die sich in den Physiognomien der Figuren, in der unterschiedlichen Behandlung der Gewandstoffe bei den beiden Männern oder dem erzählerischen Detail des zwischen die Buchseiten gelegten Daumens (siehe Kunsthistorischer Kommentar) manifestieren. – Zum Stil siehe ausführlich Roland 2010 und bei Wien, ÖNB, Cod. 2329.


Einband: 19. Jh.     
Pappband.


Vorbesitzer: Wien, Universitätsbibliothek, vor 1756
Martin Roland (Forschungsstand 2015, MeSch VI; Redaktion Katharina Hranitzky 2022)
"Piccard", "Allen 1982", "Roland 2010", "REALonline", "MeSch VI", "Saxl 1927", "Munari 1957", "Walther, Initia", "Munzi 1990", "Fohlen/Jeudy/Mariucchi 1971"
alle Initien
(Ir-Iv) Notizen.
(1r-178v) Ovidius Naso, Publius Metamorphoses. Mit Interlinear- und Randglossen (unbestimmt).
(178v) Schlussverse (vgl. Saxl 1927, 125; Munari 1957, 3).
   1
178v Hic capiunt finem romani carmine vatis / Qui studio micuit corpore dum viguit.
(178v) Distichon (vgl. Saxl 1927, 126; Munari 1957, 3; Walther, Initia, Nr. 2199).
   1
178v Bis sex millenos versus in codice scriptos / Sed ter quinque minus continet ovidius.
(178v) Ovidius Naso, Publius Tristia, I, 7, 35-40 (vgl. Saxl 1927, 126; Munari 1957, 3; Walther, Initia, Nr. 13410).
   1
178v Orba parente suo quicumque volumina ... — ... Emendaturus si licuisset erat
(178v) Distichon (vgl. Saxl 1927, 126).
   1
178v Victrix Roma dole quarto viduata leone / De reliquis talem non habitura parem.
(179r-182r) Oricus de CaprianaSumma memorialis Ovidii Metamorphoseon (ed. Munzi 1990; siehe auch Fohlen/Jeudy/Mariucchi 1971, 215-218, mit dieser Handschrift). Prohemium und Summae I-VII.
(182r-184v) Register, alphabetisch. Mit Verweisen auf die Bücher des Texts.
   1
182r Tit.: Tabula ad inveniendum in quo libro sit queque fabula in Ovidio contenta