Durch Wassereinwirkung Blätter stark beschädigt (äußeres Blattdrittel); Blattverluste: ca. 10 Blätter zu Beginn, je ein Blatt nach Bl. 14, 37, 51, 78, 126 und 141. – Ältere Blatt- bzw. Seitenzählungen: Paginierung des 19. Jahrhunderts in Bleistift am Seitenfuß aus der Zeit vor der Neubindung, beginnend auf 1r und endend auf 215v (1, 2, 7, 8, 11, 12, 35, 36, 31, 32, 41, 42, 20, 19, 23, 24, 28, 27, 33, 34, 37, 38, 30, 29, 26, 25, 10, 9, 17, 18, 13, 14, 40, 39, 43, 44, 6, 5, 21, 22, 15, 16, 45, 46 ... 430, 431 [fast ganz mit Papierstreifen überklebt]). Außerdem Bl. 184v-199v Foliierung in arabischen Ziffern mit brauner Tinte (1-16). – Lagen: (I+1)3 + 9.I21 + (I+1)24 + 4.I32 + 638 + III44 + I46 + (VI-1)57 + VII71 + (IV-1)78 + VII92 + V102 + VII116 + (VI-1)127 + V137 + (VII-1)150 + V160 + VII174 + (IV–1)181 + VII195 + (IV+1)204 + (I+1)207 + I209 + III215. Bl. I-II und Ia-IIa mit dem Einband zusammenhängende Vor- und Nachsatzblätter. Die Unionen und Ternionen zu Beginn und am Ende der Handschrift sind auf Neuklebungen und die Neubindung des 19. Jahrhunderts zurückzuführen, ebenso weitere Unregelmäßigkeiten: Bl. 1 ursprünglich vor Bl. 180, Bl. 38 nach Bl. 44. –
Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Blume, sehr ähnlich Piccard, Ochsenkopf, Abt. XII, Nr. 382 (1424-1426).
Rubrizierung: (1rv, 178v-181v) unrubriziert. (2r-177v) zweizeilige rote Lombarden zu Beginn der einzelnen Textkapitel, rot gestrichelter Versbeginn sowie rote Rubriken. (184r-215v) drei- bis fünfzeilige rote Lombarden, rote Strichelungen und Paragraphzeichen. – Federzeichnungen: (1r) Zur Goldenen Kette St. Bernhards Darstellung des himmlischen Jerusalem (fast dreiviertelseitig, teilweise koloriert). (2r-177v) Zu Hans Vintlers Blumen der Tugend auf 139 Seiten eine oder mehrere Illustrationen (z. T. koloriert). (65v, 115v) Dazu von anderer Hand zwei Randschemata in einfacher hellbrauner Zeichnung mit Beschriftungen: Waage mit Liste von 7 Tugenden und 7 Todsünden; Spinnennetz mit darin verfangenen Fliegen, die radialen Spinnfäden mit den 7 Todsünden bezeichnet (links und unten stark beschnitten). (144r) Zeigehand mit Randanmerkungen (16. Jh., die Tinte verwischt). (183r) Zu Reinbot von Durne Darstellung des hl. Georg zu Pferde als Drachenkämpfer (ganzseitig, nicht koloriert).
Bildprogramm:
Goldene Kette St. Bernhards
1r = Himmlisches Jerusalem: Im Zentrum thront Maria zur Rechten Christi, umgeben von den Köpfen von 14 Heiligen Männern und Frauen sowie den vier lebenden Wesen (Evangelistensymbole). Unten, außerhalb der Mauer mit der verschlossenen Paradiestüre und unterhalb des Textes, die namentlich bezeichnete Büste des Apostels Matthias mit dem Attribut der Keule, darunter als Beischrift die Schlussworte des Glaubensbekenntnisses: und daz ebig leben amen.
Hans Vintler, Blumen der Tugend
Die durch Blattverlust fehlenden Darstellungen können anhand der Illustrationen von Wien, ÖNB, Cod. Ser. n. 12819, einer ca. 25 Jahre später entstandenen Kopie nach Cod. 13567, rekonstruiert werden. Die auch dort zu Beginn verlorenen Illustrationen zeigten wohl die folgenen 4 Szenen: 1. eine Blumenwiese als Titelbild, 2. den Wundervogel Galiander (Vv. 261–282), 3. Salomos Weisheit (Vv. 331–362) und 4. das Tischtuch des Reichtums (Vv. 381–388). Diese Bilder sind einerseits in Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Dip. 877, einer jüngeren Handschrift der Blumen der Tugend, und andererseits im Druck der Fiore di virtù, der ca. 1484-1485 in Messina entstand (GW9960, ISTCif00179200, einziges erhaltenes Exemplar Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Magl. A.6.45, s. auch Kunsthistorischer Kommentar), enthalten. – Die falsche Bindung der Handschrift wurde in der folgenden Auflistung der Bilder berichtigt. – Die Randillustrationen sind hier jeweils durch ein [R] gekennzeichnet, alle weiteren Illustrationen finden sich im Textblock oder im Bas-de-page. – V./Vv.: Vers/Verse.
4v = [vor V. 772] Hippokrates weist auf die Frau, die heißer in Liebe entbrannt ist als die Fackeln, die sie trägt (zu Vv. 772-775).
5r = [R] Die böse kranke Frau liegt auf dem bösen Bett (zu Vv. 776-780) – [vor V. 785] Salomo weist auf die böse verstorbene Frau, die von Bösen beweint wird (zu Vv. 785-788).
6r = [vor V. 823] Die schwarze Heidin verführt Salomo zum Götzendienst (zu Vv. 823-828).
6v = [vor V. 849] Physoia vor König Dionysius; Physoia geht nach Hause (zu Vv. 849-898).
7v = [vor V. 899] Die sich für ihre Herrin opfernde Dienerin und der Tod der Königstochter Armonia von Syrakus (zu Vv. 899-940).
8v = [vor V. 941] Emilia entdeckt ihren Mann Scipio Africanus mit ihrer Dienerin im Bett (zu Vv. 941-958, insbes. V. 945).
9r = [nach V. 958] Emilia vermählt ihre Dienerin mit einem Edelmann (zu Vv. 956-958).
9v = [vor V. 983] Der Adler verwundet seine zu gut gedeihenden Jungen (zu Vv. 983-989).
10v = [nach V. 1028] Der Bauer betrachtet sein eigenes verdorrtes Feld und weist neidisch auf ein anderes gut gedeihendes Kornfeld (zu Vv. 1023 f.). – Bildbeischrift vm Schreiber: Neid.
11r = [vor V. 1043] Kain erschlägt Abel (zu Vv. 1043-1054).
12r = [vor V. 1083] Der Pilger Macarius stirbt (vor Freude) am Grab Christi. Die Ärzte schneiden den Toten auf und finden sein sich nach Christus sehnendes Herz (zu Vv. 1083-1114).
13v = [nach V. 1144] Die Rabeneltern fliegen voll Traurigkeit von ihrem Nest weg, da sie die hellfarbigen Küken nicht als ihre Jungen erkennen (zu Vv. 1143-1162).
Blattverlust (nach Bl. 14: Vv. 1205-1253; es fehlt mindestens eine Illustration) = Die um Alexander trauernden Philosophen; vgl. Wien, ÖNB, Cod. Ser. n. 12819, 11r.
15r = [vor V. 1280] Der vom Jäger (mit Hund) wegen seiner Geschlechtsteile verfolgte Biber beißt sich diese ab, um dem Tod zu entgehen (zu Vv. 1280-1291).
16r = [vor V. 1316] Die Versöhnung des Landherrn Ypolito mit Elistigo (zu Vv.1316-1363).
17v = [vor V. 1386] Die Bienen stechen den Honig suchenden Bären (zu Vv. 1386-1403).
20r = [vor V. 1520] David mit Batseba im Bett und der Tod des Urija (zu Vv. 1520-1551). – Bildbeischrift am unteren Seitenrand: Urias.
21r = [vor V. 1552] Semiramis schlägt mit erhobenem Schwert die Revolte nieder. Die Bürger verehren ihr Standbild in Babylon (zu Vv. 1552-1569).
21v = [vor V. 1570] Hamilkar verpflichtet seinen Sohn Hannibal vor dem Götterbild zur Feindschaft gegen die Römer (zu Vv. 1570-1601, insbes. Vv. 1584 f.).
23r = [vor V. 1620] Die barmherzigen Dohleneltern (zu Vv. 1620-1633).
24r = [vor V. 1688] Alexander und der Seeräuber (zu Vv. 1688-1729). – Rest einer Bildbeischrift am unteren Seitenrand.
26r = [vor V. 1730] Das Haus des Simonides (zu Vv. 1730-1751).
27r = [vor V. 1768] Der Basilisk mit seinen Opfern (zu Vv. 1768-1781). – Rest einer Bildbeischrift auf dem unteren Seitenrand: wasiliscus?
28r = [vor V. 1800] Der grausame Senator Lucius Syla (Lucius Cornelius Sulla) lässt die Ritter im Fluss ertränken (zu Vv. 1800-1821). – [vor V. 1808] Seine Diener bringen ihm die abgeschlagenen Köpfe der Ertrunkenen (zu Vv. 1818-1821).
28v = [vor V. 1822] Hannibal reitet mit Rittern über den mit Menschen gefüllten Fluss (zu Vv. 1822-1829).
29r = [nach V. 1841] Die zusammengebundenen und mit Klingen durchbohrten Brüder vor Hannibals Zelt (zu Vv. 1830-1841).
29v (1) = [vor V. 1842] Die auf die Toten gebundenen Lebendigen (zu Vv. 1842-1851).
29v (2) = [vor V. 1946 (!)] Jason und Medea: Medea zerstückelt ihren Bruder Apsyrtos (zu Vv. 1852-1879 auf f. 24v).
34r = [vor V. 1916] Der Adler lässt andere Vögel an seiner Beute teilhaben (zu Vv. 1916-1926).
31v = [vor V. 2042] Titus Quinctius Flaminius gibt dem besiegten König Philippus von Griechenland Freiheit, Land und Leute zurück. Die Posaunen und das Jubelgeschrei des Volkes lassen die Vögel vom Himmel fallen (zu Vv. 2042-2069).
32v = [vor V. 2070] Alexander und der Arme (zu Vv. 2070-2089).
34v = [vor V. 2136] Die geizigen Erdkröten (zu Vv. 2136-2145).
35r = [nach V. 2163] Die Anbetung des Pfennigs (zu Vv. 2160-2175, insbes. Vv. 2163 ff.).
35v = [vor V. 2176] Marcus Cassius lässt die gegen ihn ausgesandten Mörder gegen ein geringes Entgelt ziehen, statt sie zu bestrafen (zu Vv. 2176-2197).
36r = [vor V. 2198] Geminus liegt auf dem Sterbelager vor seiner Schatztruhe; um ihn seine Söhne (zu Vv. 2198-2223, insbes. Vv. 2206-2218).
37r (1) = [nach V. 2233 (!)] Das Herz des Geminus findet sich in seiner Schatztruhe (zu Vv. 2220-2224).
37r (2) = [vor V. 2234 (!)] Die Züchtigung eines Kindes (zu Vv. 2234-2243, insbes. V. 2240).
37v = [vor V. 2244] Der durch das Eichenlaub schreitende Wolf beißt sich in seine Pfoten (zu Vv. 2244-2253).
Blattverlust (nach Bl. 37: Vv. 2258-2297; es fehlen wohl 2 Illustrationen) = Die ägyptischen Plagen; der Pharao im Meer (zu Vv. 2298-2367). Vgl. Cod. Ser. n. 12.819, 36r.
41r = [vor V. 2416] Eine Sirene betört die Besatzung eines Schiffes (zu Vv. 2416-2434).
42r = [vor V. 2478] Der Fuchs schaut zu dem Raben auf, der auf einem Baum sitzt und einen Käse im Schnabel hält (zu Vv. 2478-2205).
43r = [nach V. 2535 im Bas-de-page] Die vorsichtigen Ameisen bringen Körner in ihren Haufen (zu Vv. 2530-2543).
38v = [vor V. 2662] Der Jüngling fragt Sokrates, ob er eine Frau nehmen soll (zu Vv. 2662-2685).
45r = [vor V. 2686] Der Kaiser besucht mit seinem Begleiter den vor seiner Hütte kauernden Philosophen (zu Vv. 2686-2759).
47r = [vor V. 2794) Die Jagd auf den wilden Ochsen (zu Vv. 2794-2815).
49v = [vor V. 2914] Alexander und der Narr (zu Vv. 2914-2931).
50r = [vor V. 2946] Die Gerechtigkeit der Bienen (zu Vv. 2946-2979).
Blattverlust (nach Bl. 51: Vv. 3037-3069; es fehlen wohl 2 Illustrationen) = Der Engel stiehlt das Geld; der Engel verschenkt das gestohlene Geld (zu Vv. 3058-3167, insbes. Vv. 3070-3079). Vgl. Cod. Ser. n. 12819, 52v.
52r = [nach V. 3099] Der Engel tötet das Mädchen vor den Augen des Einsiedlers (zu Vv. 3058-3167, insbes. Vv. 3080 ff.).
53v = [vor V. 3168] Der verräterische Lehrer der Falisker will seine Schüler dem Römer Camillus ausliefern, um die Übergabe der belagerten Stadt zu erzwingen (zu Vv. 3168-3209).
54r = [vor V. 3193 (!)] Vor der Stadt wird der Schulmeister mit der Rute gezüchtigt (zu Vv. 3202 f.).
55r = [vor V. 3240] Der Bürger von Modena opfert Luzifer an der Geißelsäule die Kerze (zu Vv. 3240-3333, insbes. Vv. 3270-3282).
55v = [vor V. 3240] Der Bürger markiert auf Geheiß des Teufels den Baum mit seinem Kot (zu Vv. 3240-3333, insbes. Vv. 3305-3310).
59r = [vor V. 3442] Die Vermählung des Teufels mit der Ungerechtigkeit (zu Vv. 3442-3509, insbes. Vv. 3442-3453).
59v = [Bas-de-page] Der Teufel vermählt seine Tochter Hoffart mit dem Edelmann und seine Tochter Geiz mit dem Stadtbürger (zu Vv. 3442-3509, insbes. Vv. 3454-3461).
60r = [R] Der Teufel vermählt seine Tochter Falschheit mit dem Bauern (zu Vv. 3462-3464), [R] seine Tochter Neid und Hass (eine Personifikation) mit dem Handwerker (zu Vv. 3490-3493) und [R] seine Tochter Heuchelei mit dem Geistlichen (zu Vv. 3494-3497); [Bas-de-page] seine Töchter Eitelkeit und Unkeuschheit, die nicht vermählt werden können, geben sich die Hand (zu Vv. 3498-3509); rechts unten Beischlafszene.
61v = [nach V. 3569] Die treuen Kraniche dienen ihrem König (zu Vv. 3520-3545).
62r = [vor V. 3570] Marcus Regulus vor dem römischen Senat (zu Vv. 3570-3623).
64r = [vor V. 3694] Der falsche Fuchs lauert, sich tot stellend, auf die Aasvögel (zu Vv. 3694-3709).
66r = [vor V. 3800] Vor dem brennenden Sodom mit der zur Salzsäule erstarrten Frau des Lot wird der betrunkene Lot von einer seiner Töchter verführt, während die zweite zusieht (zu Vv. 3800-3851).
67r = [Bas-de-page] Die Eier raubenden Rebhühner und die ihre wahre Mutter suchenden Küken (zu Vv. 3856-3865).
68r = [vor V. 3886] Der misslungene Eselsverkauf des ins Kloster eingetretenen Ritters (zu Vv. 3886-3969).
70v = [vor V. 4010] Die an der Luft wie die Lüge sterbenden Maulwürfe (zu Vv. 4010-4023).
71r = [vor V. 4032] Die Verleumdung des Amene durch Jurina und das Gottesurteil ihrer fehlenden Zunge (zu Vv. 4032-4105).
73v = [vor V. 4146] Der mit offenen Augen schlafende Löwe wird von Jäger und Hund gejagt (zu Vv. 4146-4159).
75v = [nach V. 4249] Villan übergibt auf dem Sterbebett seiner Frau das blutige Schwert für seinen Sohn, vor ihm der Eimer mit Blut (zu Vv. 4194-4269, insbes. Vv. 4205 ff.).
76r = [R] Der Teufel stürzt Villan in den Burggraben (zu Vv. 4230-4234).
76v = [vor V. 4284] Simson zerstört den Palast der Philister (zu Vv. 4284-4329).
77v = [vor V. 4330] Horacius Cocles verteidigt die Tiberbrücke gegen die Tuskaner (zu Vv. 4330-4367).
Blattverlust (nach Bl. 78: Vv. 4386-4466; es fehlen wohl 3 Illustrationen) = Die ängstlichen Hasen (zu Vv. 4386-4398); der Tyrann von Syrakus sperrt sich aus Angst in einen Turm (zu Vv. 4416-4439); König Dionysius von Syrakus und Damokles (4440-4483);. Vgl. Cod. Ser. n. 12.819, 84v, 83rv.
79r = [vor V. 4488] Der nur frisches Fleisch fressende Falke reißt einen langbeinigen Vogel. Die Darstellung der Raben auf dem Aas ist herausgerissen (zu Vv. 4488-4493).
79v = [vor V. 4506] Plato und Sokrates, zwischen ihnen der Verleumder (zu Vv. 4506-4529).
80r = [vor V. 4539] Ein Bote überbringt König Phyrrus von Zypern die Nachricht der Römer über seinen verleumderischen Arzt (zu Vv. 4530-4553).
81r = [vor V. 4578] Der eitle Pfau, flankiert von zwei reich bekleideten Männern (zu Vv. 4578-4585).
82r = [vor V. 4624] Der Engel weist den Einsiedler auf den Wohlgeruch eines Aases hin (zu Vv. 4624-4661, insbes. Vv. 4629 ff.).
83r = [nach V. 4657] Der Engel weist den Einsiedler auf den Gestank der Eitelkeit hin. Diese ist als Jungfrau dargestellt, die einen Blütenkranz flicht (zu Vv. 4624-4661, insbes. Vv. 4634 ff.).
83v = [vor V. 4662] Pausanias tötet aus Ehrsucht König Philippus (zu Vv. 4662-4681).
84r = [vor V. 4696] Phönix verbrennt durch die Glut der Sonne auf seinem Baum (zu Vv. 4696-4723).
85r = [vor V. 4742] Alexander und der Knabe mit dem Rauchfass (zu Vv. 4742-4771).
86r = [vor V. 4772] Der Leichnam des in der Fremde lebenden Königs wird unter Aufsicht seiner Räte verbrannt (zu Vv. 4772-4817, insbes. Vv. 4805 ff.).
87r = [vor V. 4818] Der Reiterkampf zwischen Antonius und Augustus (zu Vv. 4818-4843, insbes. Vv. 4820 ff.).
88r (1) = [nach V. 4843] Der gefangene Ritter Menius vor Antonius in Alexandria (zu Vv. 4821-4843).
88r (2) = [vor V. 4850] Die unsteten Schwalben (zu Vv. 4850-4861).
88v = [vor V. 4862] Der reuige Dieb beim Einsiedler. – Der reuige Dieb wird vor dem Kreuz, an dem er Buße tut, von seinen Feinden erschlagen (zu Vv. 4862-4933, insbes. Vv. 4862-4903).
89r = [vor V. 4872] Der Einsiedler sieht, wie ein Engel die Seele des Diebes zum Himmel bringt. – Der Tod des neidischen Einsiedlers, dessen Seele der Teufel holt (zu Vv. 4862-4933, insbes. Vv. 4904 ff.).
90r = [vor V. 4934] Die neugierige Frau erhält von ihrem Mann die verschlossen zu haltende Büchse, aus der, als sie diese dennoch öffnet, der Zeisig entfliegt (zu Vv. 4934-5039, insbes. Vv. 4983-5015).
92v = [vor V. 5058] Zwei der für ihre Mäßigkeit bekannten Kamele (zu Vv. 5058-5069).
93v = [vor V. 5102] Lucius Emptinatus verschmäht die Kaiserkrone (zu Vv. 5102-5119).
94r = [vor V. 5120] Der Diener des Königs von Zypern bringt den Schatz nach Rom, um die Bürger zu bestechen. Diese verschmähen ihn (zu Vv. 5120-5141).
94v = [vor V. 5142] König Priamos und der Philosoph Coardus, der durch nichts aus seinem Gleichmut gebracht werden kann (zu Vv. 5142-5219).
96v = [vor V. 5256] Der sich am Futtervorrat des Otters bedienende Fuchs (zu Vv. 5256-5275).
97v = [vor V. 5288] Jacine schläft mit Ensino (zu Vv. 5288-5313, insbes. Vv. 5290 ff.). – [vor V. 5302] Die erhängte Jacine (zu Vv. 5288-5313, insbes. Vv. 5308 ff.).
100r = [vor V. 5422] Das demütige Lamm (zu Vv. 5422-5429).
100v = [vor V. 5438] Der Kürbisbaum (zu Vv. 5438-5454) und die Dattelpalme [R] (zu Vv. 5438-5454).
102v = [vor V. 5548] Der Triumphzug, bei welchem dem Triumphator der Narr in den Wagen gesetzt wird (zu Vv. 5548-5595, insbes. Vv. 5576 ff.).
106r = [vor V. 5764] Der Höllensturz durch den Erzengel Michael (zu Vv. 5764-5779).
106v = [vor V. 5786] Der mäßige Wildesel harrt aus, bis er reines Wasser findet (zu Vv. 5786-5793).
108r = [vor V. 5850] Der Geier nährt sich vom Aas (zu Vv. 5850-5859).
108v = [vor V. 5878] Adam und Eva (zu Vv. 5878-5927).
109v = [vor V. 5934] Die Treue der Turteltauben (zu Vv. 5934-5947).
111r = [vor V. 6004] Der Verehrer bedrängt die keusche Nonne im Kirchenportal (zu Vv. 6004-6053, insbes. Vv. 6009 ff.).
111v = [vor V. 6033] Die keusche Nonne bringt dem Verehrer ihre von ihm so gelobten Augen, die sie sich selbst ausgestochen hat (zu Vv. 6004-6053, insbes. Vv. 6036 ff.).
112r = [vor V. 6054] Marcus Regulus befiehlt den Soldaten vor Syrakus, keine Unkeuschheiten von den Frauen zu verlangen (zu Vv. 6054-6073).
112v = [vor V. 6074] Die Versuchung des Einsiedlers, vor dem sich die Frau halb entblößt niederlegt, während er den Finger in die Kerze hält und widersteht (zu Vv. 6074-6145, insbes. Vv. 6082 ff.).
113v = [vor V. 6127] Der Einsiedler betet mit ihrem Verehrer für die aus Gram verstorbene Verführerin (zu Vv. 6074-6145, insbes. Vv. 6131 ff.).
115r = [vor V. 6210] Die unkeuschen Fledermäuse (zu Vv. 6210-6223).
117v = [vor V. 6358] Der Sohn des Kateline schläft mit Auteke (zu Vv. 6358-6377, insbes. Vv. 6364 ff.). – [vor V. 6368] Kateline reicht seinem Sohn Gift (zu Vv. 6369 f.). – [R] Kateline, der seinen Sohn auf dem Scheiterhaufen verbrannt hat, widerfährt dasselbe Schicksal (zu Vv. 6376 f.).
118r = [vor V. 6378] Kaiser Theodosius beschreibt seinem Sohn die eitlen Frauen als Teufel (zu Vv. 6378-6431, insbes. V. 6406); der untere Teil der Szene mit den Tierdarstellungen herausgerissen.
119v = [vor V. 6478] Die Jagd auf das Hermelin (zu Vv. 6478-6501).
123v = [vor V. 6722] Fledermaus-Adel und Mäuse-Adel (zu Vv. 6722-6731).
124r = [nach V. 6750] Ein Geistlicher segnet mit Weihwasser den gebratenen, auf dem Lamm liegenden Bock (zu Vv. 6739-6746).
124v = [vor V. 6775] Die unstete Katze Salomos (zu Vv. 6755-6791).
126v = [nach V. 6897] Der Gottesschmäher mit Bockshorn vor einem Geistlichen mit Monstranz (zu Vv. 6876-6889).
Blattverlust (nach Bl. 126: Vv. 6898-6931, wohl ohne Illustration)
130r = [nach V. 7137] Ein alter Mann und eine alte Frau auf Krücken (zu Vv. 7130 f.).
130v = [vor V. 7182] Sokrates reitet mit den Kindern auf dem „Rohr“, Alcibia verlacht ihn (zu Vv. 7181-7193, insbes. Vv. 7185-7193).
132r = [nach V. 7258] Die den Antichrist mit Geldbeutel verehrenden Menschen; rechts reitet Ecclesia auf dem Tetramorph (zu Vv. 7253 ff.).
132v = [vor V. 7285] Zwei reiche Männer mit Hüten wenden sich von dem Messe zelebrierenden Priester ab (zu Vv. 7286 ff.).
134v = [R] Beim Staubblasen gerät auch Staub in die Augen des Bläsers (zu Vv. 7394-7397).
135r = [nach V. 7447] Salomo lehrt, dass nicht nur die vordere Türe, sondern auch die hintere verschlossen werden soll (zu Vv. 7439-7445).
135v = [R] Kleie-Säue (zu Vv. 7458 f.). – [nach V. 7473] Zweierlei Dienst: der Dienst mit dem Willen und der Dienst mit dem Gut, das durch einen Geldbeutel versinnbildlicht wird (zu Vv. 7460-7477).
136r = [nach V. 7501] Abt Macarius hilft dem Dieb, der sein Haus ausraubt, die Beute hinauszutragen (zu Vv. 7487-7501).
137r = [vor V. 7536] Der schweigende Agathon (zu Vv. 7536-7541) – [vor V. 7548] Der in das Kloster eingetretene ehemalige Ritter sieht, wie die Seele eines Verstorbenen vom Teufel geholt wird (zu Vv. 7548-7593, insbes. Vv. 7559 f.).
137v = [nach V. 7576] Der Abt und der Mönch begleiten einen Ritter, der ins Kloster gehen will. Als dieser in das Wasser fällt und ertrinkt, sieht der Mönch, wie Engel die Seele in den Himmel tragen (zu Vv. 7561-7576).
140r = [nach 7714] Der Geistliche, der einer alten Frau Zauberkräuter gibt, wird verprügelt (zu Vv. 7700-7705).
140v = [nach V. 7740] Pfeilsegen (zu V. 7731). – [R] Eine Frau hält das wächserne Bild eines Kindes (zu Vv. 7743 f.).
141r = [R] Ein junger Mann gräbt Schlüsselblumen (Patoniken) aus (zu V. 7758). – [nach V. 7763] Percht mit eiserner Nase wird von einer Frau verehrt (zu Vv. 7761 f.).
141v = [R] Der Jüngling, der an den „verworfenen Tagen“ nicht wandern will (zu Vv. 7767 f.), vor ihm die Unglück bringenden Hasen (zu V. 7772) und der am Morgen glückbringende Wolf (zu Vv. 7770 f.). – [R] Ein junger Mann mit glückbringendem vierblättrigem Klee (zu V. 7779). – [nach V. 7789] Ein junger Mann mit drei Palmen (zu Vv. 7787 f.).
Blattverlust (nach Bl. 141: Vv. 7790-7843; es fehlen wohl 5 Illustrationen) = Frau mit Beil und Frau mit Kopfkissen (zu V. 7790); der weibliche Alp trutte, der den Jüngling aussaugt (zu Vv. 7797 f.); Schreiben auf Blei (zu Vv. 7813 f.); der Wasser ausschüttende Jüngling (zu Vv. 7830 ff.); durch Zauber an den eigenen Hof gebundene fremde Hühner (zu Vv. 7834-7837). Vgl. Cod. Ser. n. 12819, 149rv.
142r = [R] Das Wiedehopfherz auf einer schlafenden Frau (zu Vv. 7841-7843). – [R] Die Amme will ein Kind durch die häle (Kette und Haken für Kochkessel) stoßen (zu Vv. 7853-7856).
142v = [R] Die Unwetter bringenden wandernden Mönche (zu Vv. 7880-7883). – [R] Pferdesegen (zu V. 7869). – [nach V. 7890] Das Brauthemd über der Bettdecke (zu Vv. 7889 f.). – [R] Der Jüngling hält eine Kerze; als Ständer dient ihm die Hand eines Erhängten (zu Vv. 7911 f.).
143r = [R] Ein schreibender Jüngling (Punktieren des linium?, zu Vv. 7917 f.). – [R] Eine alte Frau zieht einen Hexenring auf dem Boden, um Tote auf dem Friedhof auferstehen zu lassen (zu Vv. 7925-7927).
143v = [R] Das Schuhorakel in der „Rauchnacht“ (zu Vv. 7938-7942). – [R] Frauen, die sich in Katzen verwandeln (zu Vv. 7949-7951). – [Bas-de-page] Die Zauberin trinkt das Weinfass des Nachbarn leer (zu Vv. 7952-7955). – [Bas-de-page] Eichenbrandzauber (zu Vv. 7963-7973).
144r = [R] Eine Frau schlägt Wein aus einer dürren Eichensäule (zu Vv. 7980-7982). – [vor V. 7996] Eine Frau hext männliche Genitalien weg (zu Vv. 7991 f.) – [R] Die Labung des Erhängten (zu Vv. 7987 f.).
145v = [nach V. 8074] Ein Mann reitet auf einem Rind, eine Frau auf einem Bock und eine weitere Frau auf einem Stuhl (zu Vv. 8060-8067).
146r = [nach V. 8115 im Bas-de-page] Bischof Germanus und der Wirt sehen das Teufelsmahl (zu Vv. 8075 ff., insbes. Vv. 8115 ff.).
147r = [nach V. 8154] Der Wirt, vor Germanus kniend, rechts die Bürger (zu Vv. 8153-8155).
148r = [R] Der Krug mit dem Frosch in einem Ameisenhaufen (zu Vv. 8217-8224). – [Bas-de-page] Ein Herr trägt das aus Weihnachtsbrot geschnitzte Kreuzlein (zu Vv. 8225-8228).
148v = [R] Anrufung des Teufels (mille artifex) an der Wegscheide (zu Vv. 8235-8238). – [vor V. 8246] Die Bürgerin beichtet Thomas von Aquin ihre Erlebnisse im „Himmel“ (zu Vv. 8246-8355, insbes. Vv. 8252 ff.).
149v = [vor V. 8304] Thomas von Aquin und der Bürgerin erscheint der vom Teufel gemimte himmlische Hofstaat mit Mahl und Spiel (zu Vv. 8305-8312).
150r = [vor V. 8330] Thomas von Aquin und die Bürgerin vor der schönen Jungfrau. Thomas beendet den Spuk mittels der mitgeführten Monstranz (zu Vv. 8313-8344, insbes. Vv. 8330 ff.).
151r = [R] Der Teufel führt eine Frau ins Kloster hinein. – [vor V. 8383] Der Teufel führt einen Mann aus dem Kloster heraus (beide Szenen zu Vv. 8365-8389).
151v = [nach V. 8409] Die Personifikation der Trägheit (zu Vv. 8401-8405). – [vor V. 8409] Die Gefräßigkeit isst im Stehen einen Kapaunflügel (zu Vv. 8409 f.).
152r = [R] Die alte Frau, die Gottes Geheimnis erkennen will (zu Vv. 8451 ff.).
152v = [vor V. 8463] Der falsche Prophet (Antichrist) vor dem Höllenrachen (zu Vv. 8482-8486).
153r = [Bas-de-page] Die Falken fressen das Korn der Gänse (zu Vv. 8498-8501).
159v = [vor V. 8926] Abt Macarius und die friedliebenden Frauen (zu Vv. 8926-8957).
165r = [vor V. 9284] Freifläche für: Der römische Bote wird in Tarent mit Urin übergossen (zu Vv. 9283-9333, insbes. Vv. 9290-9294). – Die Römer erobern Tarent (zu Vv. 9283-9333, insbes. V. 9314), vgl. den Druck von 1486.
166v = [vor V. 9402] Der Teufel auf der Schleppe der eitlen Närrin (zu Vv. 9399-9415, insbes. Vv. 9401 ff.).
Reinbot von Durne, Der heilige Georg
183r = [auf freiem Blatt vor Text] Der Drachenkampf des hl. Georg.
Weitere Literatur zu den Illustrationen Hind 1938-1948, Teil I. – Lehmann-Brockhaus 1940. – Schramm 1920-1943, Bd. 23. – Evola 1945. – Hilgers 1973.
Kunsthistorischer Kommentar:
Ikonographie
Die Illustrationen zu den Blumen der Tugend zeichnen sich durch ein enges Verhältnis zum Text aus. Vor allem bei den Tierdarstellungen lassen sich ikonographische Beziehungen zu illuminierten Handschriften und frühen Drucke der um 1300 entstandenen, Tommaso Gozzadini zugeschriebenen Fiore di virtù nachweisen, die Hans Vintler als Textvorlage diente. Vor allem kompliziertere Posen wie z. B. der sich in seinen Hinterlauf beißende Wolf (37v), die Rückwärtswendung des sich seiner Geschlechtsteile entledigenden Bibers, aber auch die Darstellung des Basilisken sowie die Jagd auf den wilden Ochsen (47r) lassen sich direkt mit den Illustrationen der einzigen bisher publizierten, allerdings erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts in der Toskana entstandenen Handschrift Florenz, Biblioteca Riccardiana, Ricc.1711 (Abb.-Auswahl, geringe Auflösung) vergleichen, die – wie die meisten anderen Codices – ein Standardprogramm mit 35 Tierminiaturen zeigt. Diese Tierdarstellungen verselbständigen sich allerdings auch bald als Illustration von Bestiarien. Ob italienische Handschriften der Fiore di virtù existieren, die zusätzlich zu den Tierexempeln noch weitere vergleichbare Illustrationen aufweisen, ist bisher unbekannt. Bereits der 1492 in Venedig herausgegebene Druck zeigt zu den Tierbeispielen auch Exempel (vgl. Donati 1974, 188, Abb. 14-16), ebenso die ab 1498 in Florenz gedruckten Ausgaben mit zweiszenigen Darstellungen. Zumindest die Geschichte vom reuigen Räuber (Donati 1974, 191, Abb. 18) weist, wenngleich nicht besonders enge, Bezüge zur Ikonographie des Cod. 13567 auf. Da zudem ein ca. 1484-1485 in Messina erschienener Druck (GW9960, ISTCif00179200, einziges erhaltenes Exemplar Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Magl. A.6.45) im heutigen, defekten Zustand noch 70 Textillustrationen aufweist, die teils recht eng mit den Lösungen des Cod. 13567 übereinstimmen (Sander 1941, Nr. 2724), ist es nicht auszuschließen, dass auch italienische Handschriften des frühen 15. Jahrhunderts eine breitere Illustrationsfolge überlieferten. Zu vergleichen sind mit den Wiener Handschriften etwa die Darstellungen der in heißer Liebe entbrannten Frau (in Cod. 13567 auf 4v, im Druck auf 9r), die Szene des Kain, der Abel erschlägt (in Cod. 13567 auf 11r, im Druck auf 12r), ebenso Alexander und die Seeräuber (in Cod. 13567 auf 24r, im Druck auf 20r) oder die Darstellung der Verleumdung der Amene durch Jurina (in Cod. 13567 auf 71r, im Druck auf 42v). Ebenso ist heute noch ungeklärt, ob die von Vintler aus den Vitas patrum (vier Historien) und den Gesta romanorum (24 Historien) des Valerius Maximus übernommenen Texte, die ihm in der Übersetzung des Heinrich von Mügeln greifbar waren (Zingerle 1874, S. XIX), Vorlagen für Bilder der Blumen der Tugend enthielten. Die Szene des Engels mit dem Waldbruder befindet sich zum selben Text auch in Wien, ÖNB, Cod. 2953.
Bildanordnung
Die Federzeichnungen auf Bl. 2r-177v zeigen als Illustration zu den Tugenden und Lastern jeweils ein Tiergleichnis, visualisierte Autoritätenzitate sowie beispielhafte Historien und im letzten Drittel (sogenannte Aberglaubenliste) vor allem magische und abergläubische Handlungen. Die Illustrationen sind ungerahmt in de dafür vorgesehenen Freiflächen oder auf den Seitenrändern (v. a. Bas-de-page) angebracht. Trotz der Bemühungen, die Bilder möglichst nahe an die zu illustrierende Textpassage – in der überwiegenden Zahl vor dem Beginn der Erzählung – zu setzen, befinden sich viele bereits auf der vorangehenden Versoseite. Ungeachtet der Abschreibfehler im Bereich der Bl. 24-37 (andere Versfolge), wurde die ursprüngliche Bildanordnung beibehalten. Nachteilige Auswirkungen hat dies für die Text-Bild-Beziehung nur bei der Geschichte von Jason und Medea (Text: 24v, Bild: 29v). Alle anderen Illustrationen finden sich relativ nahe am Text. Die für 36v vorgesehene Illustration wurde versehentlich in die Bildfläche des folgenden Blattes (37r) eingefügt, so dass die dort geplante Szene im Bas-de-page untergebracht werden musste; an beiden Enden mittels der Buchstaben a und b gekennzeichnete, durch Zeigehände betonte Linien stellen den Irrtum richtig. 165r: leergebliebene Freifläche leer. Ob auf die breiten Ränder der folgenden Blätter noch weiterer Schmuck gezeichnet werden sollte, ist nicht zu entscheiden.
Farbigkeit
Die mit hellbrauner Tinte von einer Hand ausgeführten Federzeichnungen haben zum Teil eine wohl zeitgenössische, wenig professionelle Kolorierung in erdigen Farben erfahren. In der Palette überwiegen Karminrot, Hellblau, Rosa, Violett, Gelb und Hellgrün, ein leuchtendes Kupfergrün sowie vor allem verschiedene Ocker- und Brauntöne. Vorzeichnungen lassen sich nicht nachweisen, oft hingegen Pentimenti im Federstrich.
Raumwiedergabe, Figurenstil, Erzählweise
Als Handlungsraum dienen den Szenen ein – nicht immer deutlich markierter – Bodenstreifen sowie sorgsam verteilte, blockhaft wirkende Architektur- und Landschaftsabbreviaturen. Die Szenen beschränken sich stets auf die wichtigsten Akteure, die in eindringlich sprechender Gestik und Mimik miteinander kommunizieren. Volkreiche Darstellungen sind selten. Die Figuren sind voluminös und räumlich aufgefasst, die Gesichter der Frauen und Jünglinge großteils rund und puppenartig. Häufig finden sich ungewöhnliche und komplizierte Posen und Stellungen wie z. B. die Rückenfigur mit verlorenem Profil auf 81r. Die Taillen der Frauen sind meist sehr hoch und direkt unter der häufig überbetont aus der Silhouette heraustretenden Brust geschnürt. Die langen Gewänder fallen in weich fließenden Falten, die auf dem Boden winkelig umbrechen. Nur vereinzelt finden sich vom Ärmel herabhängende Faltenkaskaden. Modelliert werden die Gewänder durch wenige haken- bzw. U-förmige Falten sowie Schraffuren. Die Anatomie der Tiere, vor allem der Pferde, ist trotz einer gewissen Steifheit in den Bewegungsabläufen richtig analysiert. Zur Verdeutlichung der Handlung dienen übergroße Zeigefinger und vor allem das oft genau beobachtete Augen- und Mienenspiel sowie unzweideutige, mitunter sehr drastische Schilderungen: Verwundete Ritter liegen blutüberströmt auf dem Boden, detailliert werden – später meist geschwärzte – Beischlafszenen, das Öffnen einer Leiche, abgeschlagene Köpfe etc. gezeigt.
Realien, Mode
Die Illustrationen verraten die Vorliebe des Zeichners für eine differenzierte Darstellung von Realien. Großer Wert wurde auf die genaue Wiedergabe der zeitgenössischen Mode gelegt. Vornehme Personen tragen stoffreiche Gewänder mit weiten Zaddel- oder Beutelärmeln, fantasiereiche, häufig mit Schellen verzierte Gürtel sowie mit Federn geschmückte Hauben und Hüte. Besonders extravagant erscheint die Kopfbedeckung des auf 81r links neben dem Pfau stehenden Mannes. Bei Rüstungen sowie dem Sattel- und Zaumzeug der Pferde werden selbst kleinste Schnallen wiedergegeben. Auch die Haartracht wird genau überliefert. Bei den Frauen fallen die rechts und links an die Schläfen gelegten Zöpfe auf, die Männer tragen meist kurzes Haar.
Stilistische Einordnung
Die voluminösen Figuren, die zum Teil weich fließenden Falten sowie die am Boden winkelig umbrechenden Gewänder weisen neben den puppenartig pausbäckigen Gesichtern, die häufig schon durch realistischere Physiognomien ersetzt sind, in das Umfeld des späten Weichen Stils um 1425/1430. Auch die expressive Dramatik der Darstellungen und Gesten sowie die bewegten Schrittstellungen finden in den Werken dieser Zeit Entsprechungen. Am engsten mit Cod. 13567 verwandt sind die (schlecht erhaltenen) um 1420 datierbaren Fresken des Hauses Thun in Bozen. Hier findet sich zusätzlich die Darstellung einer fast identischen Mode mit weiten gezaddelten Ärmeln und aufwendig mit Federn geschmückten Hüten. Selbst einige Figurenkompositionen scheinen direkt von dort übernommen worden zu sein, so z. B. die Rückenfigur eines Adeligen, die seitenverkehrt bis ins Detail mit derjenigen auf 81r vergleichbar ist. Die Gemeinsamkeiten erstrecken sich von der Stellung, dem verlorenen Profil über die Zaddelung des Gewandes, die Gürtung und die Rückentasche bis zur Frisur bzw. Kopfbedeckung. Auch die Faltenbildung der langen Schleppen der Frauengewänder, die am Boden abknickend in mehreren rechteckförmigen Faltenzungen ausklingen, finden hier ihre Entsprechungen. Die detailliert wiedergegebene Mode unterstützt den durch die Wasserzeichen gegebenen Zeitansatz der Handschrift um 1424/1426. Die weiten Gewänder mit gefiederten und gezaddelten oder langen Beutelärmeln, die wenig spitzen Schuhe sowie die Haar- bzw. Huttracht insbesondere der Rückenfigur von 81r – ursprünglich aus der burgundischen Mode – werden laut Thiel 2019, 222 ff., ab den dreißiger Jahren des 15. Jahrhunderts unmodern. Sie finden sich auch gut vergleichbar in den 1426 entstandenen kolorierten Federzeichnungen einer Renner-Handschrift des Hugo von Trimberg (Wien, ÖNB, Cod. 3086).
Überlieferung
Hans Vintlers Blumen der Tugend sind neben zwei reinen Textzeugen (eine davon war zur Illustration vorgesehen) in insgesamt vier illustrierten Handschriften und einer reich mit Holzschnitten geschmückten, 1486 von Johannes Blaubirer in Augsburg gedruckten Ausgabe überliefert. Das am 10.6.1411 fertiggestellte Autograph hat sich offenbar nicht erhalten. Der den originalen Kolophon überliefernde Codex in der Bibliothek des Ferdinandeums zu Innsbruck (Dip. 877) – nach Angaben von Zingerle 1874, S. XIII, bis ca. 1830 im Familienbesitz der Vintler und von Frühmorgen-Voss 1975, 39, Anm. 83 als Urfassung angesehen – kann aus stilistischen Gründen nicht für dieses frühe Datum in Anspruch genommen werden und ist wohl erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden. Cod. 13567 steht somit zeitlich an erster Stelle. In Ikonographie und Bildanordnung folgt ihm bis in Details der als Kopie anzusprechende, ca. 25 Jahre jüngere Cod. Ser. n. 12819 der ÖNB. In der Illustration dem Druck am nächsten steht die in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datierte und textlich vollständigste, wohl in Augsburg entstandene Handschrift Gotha, Forschungsbibliothek der Universität Erfurt, Cod. Chart. A 594. Während die Wiener Handschriften neben den im Textblock integrierten Bildern zusätzlich Randillustrationen aufweisen – dies gilt insbesondere für die Aberglaubenliste –, beschränken sich der Innsbrucker und der Gothaer Codex sowie der Druck auf erstere. Schweitzer 1993 (bes. 238), nimmt deshalb zwei Überlieferungsstränge an, die auf einen verlorenen Archetyp zurückgehen sollen. Die Innsbrucker Ferdinandeumshandschrift Dip. 877 mit Tendenzen zur Vermeidung der Illustration von Vintlers Sondergut spiegele die Ikonographie der Urhandschrift authentischer wider (Schweitzer 1993, 232) als die in ihrer Bebilderung bereits erweiterten Wiener Codices. Da allerdings im Cod. 13567 auf den Seitenrändern dargestellte Szenen der Aberglaubenliste in der Innsbrucker Handschrift in das System der gerahmten Bildfelder integriert werden (64v) und es wohl kaum vorstellbar ist, dass man in der Vorlage bereits im Textspiegel eingepasste Illustrationen an den Seitenrand transferierte, ist diese Hypothese zu relativieren. Vielmehr scheint es, als ob die in Cod. 13567 bzw. einer verlorenen vollständigeren Schwesterhandschrift überlieferten und marginalen Illustrationserweiterungen im Innsbrucker Codex in das – sicher bereits von der Urhandschrift vorgegebene – System der gerahmten Bildfelder eingepasst wurden, ein Vorgang, der auch für die Gothaer Handschrift und den Druck anzunehmen ist. Während man aber in der Innsbrucker Handschrift wohl zugunsten der Ausgewogenheit von Text und Bild auf bestimmte Illustrationen insbesondere der Aberglaubenliste verzichtete, bemühte man sich in der Gothaer Handschrift und im Druck um die Integration sämtlicher Bilder. Da die Illustration der beiden Wiener Handschriften am Ende abbricht, müssen heute die spätesten Überlieferungen am ausführlichsten erscheinen. Im bebilderten Bereich entsprechen die beiden Wiener Handschriften bis auf wenige Ausnahmen sowohl der Themenauswahl als auch der Ikonographie der Gothaer Handschrift und dem Druck. Vor allem Cod. Ser. n. 12819 spiegelt bis in die Einzelikonographie in seinen wenigen von Cod. 13567 abweichenden, vereinfachenden bzw. erweiternden Details die Vorlage der Gothaer Handschrift bzw. des Druckes wider. So beißt sich z. B. hier wie dort der Wolf in die Vorderpfote statt in den Hinterlauf, die aneinander gebundenen und mit Klingen durchbohrten Brüder vor Hannibal sind verdoppelt etc. Die mutmaßliche Bildausstattung des Autographs läßt sich wohl am deutlichsten an den in den Textblock integrierten Szenen von Cod. 13567 und Cod. Ser. n. 12819 ablesen. Das Illustrationssystem würde somit auch den mit gerahmten Bildfeldern ausgestatteten italienischen Handschriften der Fiore di virtù entsprechen. Cod. 13567 – um 1424/1426 wohl im unmittelbaren Umkreis Hans Vintlers in Tirol entstanden – überliefert so den frühesten erhaltenen Illustrationszyklus der Blumen der Tugend.
Einband: Wien 2. Hälfte 19. Jh. Golddruck Halbband
Werkstatt: Buchbinderei F. Krauss.
Die Ecken der Deckel und der Rücken mit rotem Leder überzogen. Auf dem Rücken in Goldprägung Rankendekor, Doppeladler und der Titel VINDLER. BUCH DER TUGEND. Blätter relativ stark beschnitten.
Schreibsprache: Bairisch-österreichisch (Menhardt III, 1320; KdiH 2 und KdiH digital, Nr. 18.1.4). – Bl. 144r Randanmerkungen bzw. Federproben offenbar zweier Benützer des 16. Jahrhunderts. Vorbesitzer: Karajan, Theodor von, bis 1853 Die Handschrift gelangte 1853 durch Schenkung an die Hofbibliothek.
Goldene Kette St. Bernhards (ed. Schönbach 1907, 12 f., nach Wien, ÖNB, Cod. 1756; siehe auch Traunbauer 1955, Schneider 1981). Bis auf geringfügige Umstellungen, Auslassungen und Zusätze entsprechend der Fassung 2.
(1v)
Sprüche der Kirchenväter.Fortsetzung 180r.
1
1v
Gregorius spricht wer di sund bewaint und nicht lassen wil der chan noch mag nicht peichtig werdn ...
(2r-177v)
Hans Vintler: Blumen der Tugend (ed. Zingerle 1874, Sigle W; Schweitzer 1993 und Müller 1999, jeweils Sigle W1; zum Text siehe auch Battisti 1956, Felip-Jaud 1997 und Knapp 2004, 501-513). Versverluste: Vv. 1–611 (vor Bl. 1), 1205–1253 (nach Bl. 14), 2258–2297 (nach Bl. 37), 3037–3075 (nach Bl. 51), 4386–4466 (nach Bl. 78), 6898–6931 (nach Bl. 126), 7790–7843 (nach Bl. 141). Bl. 24-37 weisen mehrfach Abschreibfehler auf, so dass sich in diesem Abschnitt folgende Versfolge ergibt: Vv. 1665–1704, 1852–1906, 1705–1851, 1946–2131, 1907–1945, 2132–2257.
(17v, 43r, 59r, 94v, 100r, 106r, 109v, 130r)
Bildkommentare: Sprüche der Kirchenväter.Aus 1v, 180r-181v.
(65v)
Schema in Waagenform mit 7 Tugenden und 7 Lastern.
1
65v
Tit.: (Unterer Seitenrand) Die syben tugent wider die syben todsund sulen streyten damit der mensch verdient daz ebig leben.
(115v)
Schema in Form eines Spinnennetzes mit 7 Todsünden.
(144r)
Randanmerkungen bzw. Federproben.
1
144r
Tit.: Nota / die swobherin (?) / sand Johans ... / ein unfladt (?) ...
(178r)
Leer.
(178v-179v)
Tagzeitengedicht (siehe Palmer 1995).
1
178v
Daz sind di siben zeit von unsers Herren leiden. Metten. Herr, suesser Ihesu Christ, Gotes sun von himmel pist ...
(180r-181v)
Sprüche der Kirchenväter.Fortsetzung von 1v.
(182r-182v)
Leer.
(183r)
Federzeichnung.
(183v)
Leer.
(184r-215v)
Reinbot von Durne: Georg, unvollständig, Vv. 1-5586 (ed. Vetter 1896 und Kraus 1907 [zum fehlenden Schluss hier S. XXVIII], Hs. hat jeweils Sigle w; siehe auch Williams-Krapp 1989a).