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Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 15328
WELTCHRONIKFRAGMENT: JANS VON WIEN (deutsch)
Olim: Suppl. 2736    Pergament   1 Bl.   300×205   Bayern, 2. Viertel 15. Jh.
Provenienz/Letztbesitzer: Regensburg?
Literatur zur Handschrift (Anzahl: 11)

Stark beschnitten (vgl. die bei Klein 2014, 67 angegeben Maße der zugehörigen Fragmente); durch den Beschnitt des inneren Seitenrandes Textverlust.
Schrift:
(Pag. a-b) Schriftraum: Spaltenzahl: 2    Zeilenzahl: 34-35   
Schriftart: Bastarda
Rundes a; Schwellschäfte bei langem s und bei f; b, h, k, l mit Schlaufen; d durchgehend schlaufenlos.
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Figürlicher Buchschmuck   Miniatur(en)   Goldverwendung   
Rote Bildüberschriften. Die zumeist herausgerückten Majuskeln der Anverse bzw. der Satzanfänge rot gestrichelt, meistens nach jedem zweiten Vers oder nach Satzende ein roter Strichel. Pag. b eine auf der ersten Zeile cadellenartig vergrößerte Majuskel mit roter Begleitlinie. Zu den Abschnitten drei zweizeilige, abwechselnd rote und blaue Lombarden. – (Pag. ab und ba) zwei Miniaturen in den Textblock eingefügt, jeweils nach einer Überschrift. Maße: 75×90 bzw. 65×85 mm. Hellrote Rahmen; deren abgeschrägte Innenkanten links und unten weiß gehöht, rechts und oben schwarz abgeschattet. Die Farbpalette setzt sich aus Dunkelblau (Hintergründe), Hellrot, Grün und Dunkelrosa (Textilien), verschiedenen Brauntönen (Möbel, Haare etc.), Lachsrosa (Inkarnat) sowie Schwarz (Konturen und Binnenzeichnung) zusammen. Die Kronen sind mit Blattgold belegt, für die Farbgebung der Statue auf pag. b wurden offenbar ebenfalls Metalle verwendet, diese jedoch fast zur Gänze abgeblättert; die Miniatur der Versoseite ist auch sonst, durch den Leim, mit dem das Blatt auf den Trägerband geklebt war, und das Knicken des Blattes, stark beschädigt. Auf pag. a weniger starker Farbabrieb.



Einband: Wien (Hofbibliothek)     19. Jh.     Neuzeitlicher Gebrauchseinband     
Schwarz-grün gesprenkelter Pappeinband.


Schreibsprache: Laut Menhardt III, 1398 "bayr.-österr.", laut Klein 1998, 102 "bairisch", laut Schneider 2005, 52 "bair.-österr.". – Cod. 15328 ist eines von 34 erhaltenen Fragmenten (Doppel- und Einzelblättern sowie Teilen von Blättern) einer illustrierten deutschen Weltchronikskompilation. Diese Bruchstücke gelangten in Sammlungen in Bamberg (hier verschollen), Engelthal (Privatbesitz), München, Nürnberg, Regensburg und Wien – siehe die Auflistung bei Klein 2014, 69 und 72 (die Fragmente hier inhaltlich und mit Angabe der Folionummern, s. u., geordnet) sowie den Handschriftencensus, Nr. 3646. – Auf den meisten Blättern ist noch eine Folioangabe in römischen Ziffern zu erkennen (auf dem Wiener Fragment nicht erhalten), die darauf schließen lässt, das die vollständige Handschrift knapp 400 Blätter umfasste (Klein 2014, 69). "Offensichtlich ist dieser Codex discissus noch am Anfang des 17. Jahrhunderts in Regensburg intakt gewesen und dort um 1684 von einem Buchbinder zerschnitten worden" (Günther 1993, 80); dieses Datum ergibt sich daraus, dass "mit diesen Fragmenten [Regensburg, Archiv Katharinenspital, Frag. Kasten II, Fach 49, Fasc. 12] die Haushaltsrechnungsbücher (1684-1686) des Katharinenspitals eingebunden waren" (ebd.). Bestätigt wird diese Annahme zum einen durch das von Dunphy 2011 publizierte Fragment in Engelthal (Privatbesitz), das nach wie vor als Einband eines Handwerkertagebuchs von 1685 dient, zum anderen durch die von Klein 2014 vorgestellten vier Doppelblätter München, Stadtarchiv, HV-MS 273, von denen zwei (I und III) die Jahreszahl 1685 tragen (Klein 2014, 76). Die Herkunft von Klein 2014, 76 bekräftigt: "Vieles [spricht] dafür, dass der Buchbinder (wie auch der frühere Besitzer des intakten Bandes) in Regensburg bzw. im Raum Regensburg zu suchen ist".
Vorbesitzer: Wien, Hofbibliothek, 19. Jh.
Das Blatt diente ehemals als Umschlag eines Bandes in Oktavformat (pag. b = Innenseite).
Katharina Hranitzky (MeSch VI, Redaktion 2022)
"Klein 2014", "Günther 1993", "Röhrig 1981", "Menhardt III", "Klein 1998", "Schneider 2005", "Handschriftencensus", "Dunphy 2011", "MeSch VI", "Strauch 1900"
alle Initien
(a-b) Jans von Wien Weltchronik, Auszüge (Strauch 1900, Vv. 13422–13454, 16933–17006; u. a. ist die Trojageschichte übersprungen; zwischen den beiden Teilen vier Verse eingeschoben [pag. ab]: Da mit sein end nam / ein ander chunig nach im cham / daz was in der vierden welt furbar / ward gezalt vierhundert und funff und subenczig iar; alle bisher bekannten zugehörigen Fragmente bei Klein 2014, 69 und 72 aufgelistet, darunter das zweite erhaltene Bruchstück aus Jans von Wien, ein Blatt im Besitz der Familie Eigner in Engelthal; der Codex discissus laut Günther 1993, 82, textlich mit Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. 8. Aug. 4to [Handschriftencensus, Nr. 3646] und Stuttgart, WLB, Cod. HB XIII 6 verwandt, s. auch Klein 1998, 102).