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Permalink: https://manuscripta.at/?ID=23098 |
Schrift: 2 verschiedene Schriften/Schreiber | |
Schrift 1 | (2r-32v) Schriftraum: 145 × 85 Spaltenzahl: 1 Zeilenzahl: 24 |
Schriftart: Textualis (11rv) 135×85 mm, 22 Zeilen. | |
Schrift 2 | (32v) Schriftraum: Zeilenzahl: 6 |
Schriftart: Bastarda Widmungsverse im Anschluss an den Text | |
Ausstattung: Illuminiert Rubriziert Fleuronnéeinitiale(n) Deckfarbeninitiale(n) Ranke(n)/Bordüre(n) Figürlicher Buchschmuck Miniatur(en) Goldverwendung Punze(n) | |
Buchmaler: Heinrich Aurhaym ![]() ![]() Von Aurhaym stammen Miniatur, Deckfarbeninitialen und Fleuronnéedekor. | |
Mehrere Fleuronnéelombarden in Rot und Blau mit gegenfarbigem Ornament, z. T. mit Besatzmasken; (27v, 29v) Goldlombarden mit Fleuronnée, hier auf dem Seitenrand jeweils die Anweisung aurum. – (2r) Unfigürliche Deckfarbeninitiale A (neunzeilig) mit Rankenbordüre. Außengrund in Blattgold ohne Rahmen, dicht mit Blütenpunzen verziert; das rote Binnenfeld mit Filigranornament in Pinselgold überzogen. – (11v) Historisierte Deckfarbeninitiale V (fünfzeilig) mit Rankenausläufern: Dreiviertelfigur des hl. Augustinus (Autorbild) in grauer Kutte, mit den Bischofsinsignien und aufgeschlagenem Buch. Außengrund wie (2r), das Binnenfeld dunkelrosa mit weißem Filigranornament. – (1v) Miniatur, ganzseitig, mit dunkelrosafarbenem Grund, dieser mit Filigranornament in Gelb überzogen; dreidimensionaler, an der Vorderseite mit "Nägeln" versehener Rahmen; Bordüre aus Blattranken, von denen jeweils zwei von den durch Kugeln bzw. Ringe betonten Ecken des Rahmens ausgehen. Dargestellt ist die Madonna mit Kind als Apokalyptisches Weib (sie steht auf der Mondsichel, ist von gelben Strahlen umgeben und mit der Sternenkrone gekrönt, die ehemals mit gemalten Edelsteinen besetzt war; zur Ikonographie s. Vetter 1988, 25, mit Verweis auf Wroclaw/Breslau, Stadtbibl., Cod. R 165, 7v). Auf ihrem linken Arm hält Maria das Jesukind, das mit der einen Hand zu dem von seiner Mutter gehaltenen Apfel hin greift und mit der anderen einen Zipfel des Mantelstoffs über ihren Arm hochzieht. Es blickt nach links unten, wo vor dem Rahmen der zu Maria betende Erzherzog Ernst der Eiserne kniet. Dieser trägt einen hermelingefütterten Mantel, an dessen Kragen drei dem Erzherzog zustehende Wappen (durch Silberoxydierung beschädigt) angebracht sind. Ernsts spitzzackige, hermelinverbrämte Kopfbedeckung stellt möglicherweise den Erzherzogshut dar. – Die Madonnenfigur entspricht dem Typus einer "Schönen Madonna". Konkretes Vorbild nach Kieslinger 1925: Skulptur der Schönen Madonna aus Breslau/Wrocław (Warschau, Muzeum Narodowe, Inventar-Nr. 187306) oder eine genaue Replik dieses Werks. Bei der Übertragung ins Medium Buchmalerei Umgestaltung des Vorbilds im Sinne einer Verspannung der Figur in der Fläche der Buchseite und einer sorgfältigen Ausponderierung der Komposition aller Elemente, einschließlich Erzherzogsfigur und Ranken (dagegen bei Kieslinger 1925, 10 abwertend: "Verzerrung der Proportionen" und "Provinzialisierung und Verländerung").Bislang sind 8 eigenhändige Werke Heinrich Aurhayms bekannt, die aufgrund des Stils ihres Deckfarbenornaments auf zwei Gruppen aufgeteilt werden können. – Ältere Stilgruppe (um 1410): Ljubljana, Nadškofijski arhiv, Cod. 7 (datiert 1410); Klosterneuburg, Augustiner-Chorherrenstift, Cod. 4; St. Florian, Augustiner-Chorherrenstift, Cod. XI 478. – Jüngere Stilgruppe (um 1413/1415 oder 1416?): Heiligenkreuz, Zisterzienserstift, Cod. 5 (Wasserzeichen: um 1413/1414, aus stilstischen Gründen aber möglicherweise erst nach Weihnachten 1415 zu datieren [?]; Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. pal. germ. 329 (nicht vor dem 4. 7. 1414 entstanden); Klosterneuburg, Augustiner-Chorherrenstift, Cod. 1191 (die ersten 7 Initialen; datiert 25. 5. 1415); Wien, ÖNB, Cod. 1854 (Grundstock; datiert vor Weihnachten 1415). Cod. Ser. n. 89 (nicht vor dem 18. März 1414?) ist der späteren Gruppe zuzurechnen und eventuell noch vor Heidelberg, Cod. pal. germ. 329 zu datieren. – Von Aurhaym vermutlich auch die Darstellung des Gekreuzigten (150v) in St. Florian, Augustiner-Chorherrenstift, Cod. III 204 (Schmidt 1962, 162, Anm. 61; Haidinger, Diss., 38). Abzuschreiben sind Aurhaym hingegen Brixen, Bischöfliches Priesterseminar, Cod. A 12 (olim 12), datiert 1399 (Haidinger, Diss., 35) und vermutlich auch die gröber ausgeführten Deckfarbeninitialen sowie der Fleuronnéedekor in Ljubljana, Nadškofijski arhiv, Cod. 19 und Klagenfurt, Archiv der Diözese Gurk, Bischöfliche Bibliothek, Cod. XXIX c 12 (Zuschreibung der "Hand II" an Aurhaym trotz des "Qualitätsgefälles" bei Schmidt 1989, 234 f.); deutlich gröber auch die Initialen (132r, 148v) in Klosterneuburg, Cod. 1191. Nicht nur die mindere Qualität der Deckfarbeninitialen in den genannten Codices spricht dafür, dass hier ein "Schüler" Aurhayms am Werk war, sondern vor allem die Diskrepanz zwischen der späten Entstehungszeit der genannten Handschriften und den darin verwendeten Ornamentformen, die Aurhayms Stilniveau von 1410 entsprechen; dass der Meister in seiner zweiten Schaffensphase die Ornamentik der früheren Jahre in vergröberter Form wieder aufleben ließ, ist nicht wahrscheinlich.Aurhaym war auch als Schreiber tätig: s. Wien, ÖNB, Cod. 1854. In einigen Codices hat er zumindest die oder einen Teil der Lombarden ausgeführt (Klosterneuburg, Augustiner-Chorherrenstift, Cod. 4, s. Haidinger, Diss., 37; Heiligenkreuz, Zisterzienserstift, Cod. 5; in Heidelberg, Universitätsbibliothek dürften nur die blauen Lombarden von Aurhaym stammen - zur Arbeitsteilung der Schreiber in dieser Handschrift, s. Werner 1988, 8). | |
Einband: Steiermark (?) 1. Viertel 15. Jh. Gotisch Streicheisenlinien |
Einband restauriert |
Vermutlich Originaleinband, das Leder 1978 z. T. erneuert, ebenso die Schließen. Das Rückenleder an Kopf und Schwanz in Fransen geschnitten. |
Schreibschrift: Bairisch-österreichisch (Menhardt III, 1441). Vorbesitzer 1: Ernst, Erzherzog, 1. Viertel 15. Jh. Hergestellt für Erzherzog Ernst I., den Eisernen (1377–1424, Herzog der Steiermark, ab 1411 Herrscher über Innerösterreich, ab 1414 Herzog von Kärnten, nannte sich ab 18.3.1414 Erzherzog; s. die Materialien im Austria Forum): (32v) Widmungsverse an einen "hochgeborenen Fürsten und gnädigen Herrn" mit Nennung des Zisterzienserstifts Rein als "Euer Stift"; (1v) Darstellung Ernsts des Eisernen vor der Madonna kniend (der Erzherzog identifizierbar anhand der Wappen am Mantelkragen [Krain, Steiermark und österreichischer Bindenschild, heute wegen der Silberoxydierung schlecht sichtbar; Kärnten fehlt] sowie des Erzherzogshuts [?], außerdem aufgrund der "(kombinierten) Interpretation" von Miniatur und Widmung [Fingernagel 2015d, 43 und 47, Anm. 8]). Auftraggeber wahrscheinlich Angelus Mansee, Abt von Rein (zu dessen "vertrauensvollem Verhältnis" zu Ernst s. Schwarzkogler 1979, 337 f.; des Weiteren die Literatur bei Fingernagel 2015d, 47, Anm. 10). – Die genaue Datierung der Handschrift hängt davon ab, ob die Kopfbedeckung Ernsts des Eisernen den Erzherzogshut (1414 angefertigt) darstellt, mit dem er auch auf seiner Grabplatte in Stift Rein wiedergegeben ist. Allerdings ist der Hut in der Miniatur nicht so kleinteilig gezackt wie auf der Grabplatte und außerdem ohne Kreuz wiedergegeben. Bemerkenswerterweise entspricht er der Kopfbedeckung, die der Fürst Nikodemus und der reiche Prasser in der einige Jahre älteren Handschrift Klosterneuburg, Augustiner-Chorherrenstift, Cod. 4 tragen (74r bzw. 226v); in Cod. Ser. n. 89 ist lediglich der (dem Futter des Mantels entsprechende) Hermelin hinzugekommen. (Zum Herzogshut s. z. B. Wagner F. 2000, 580, Kat.-Nr. 319; zum Grabmal Ernsts des Eisernen s. z. B. Schultes 2000, 395, Kat.-Nr. 162, Abb. S. 94.) Vorbesitzer 2: Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, bis 1868, Signaturen s. u. Zu einem unbekannten Zeitpunkt in das "Geheime Hausarchiv" der Habsburger (gegründet 1749) gelangt. Vorbesitzer 3: Wien, Hofbibliothek, 1868 Laut Menhardt III auf dem Einbandrücken eine Vorsignatur "85/107", bei Mazal/Unterkircher 1965 "85/108"; nicht mehr lesbar. Auch der in Menhardt III angegebene Bleistiftvermerk "0 85" auf Ir nicht mehr sichtbar. – Hinweis Kathrin Kinninger, HHStA (2016): "Die Handschrift wurde im Februar 1868 gemeinsam mit einem alten Holztafeldruck und einem Album aus dem 16. Jh. um 120 fl. an die Hofbibliothek verkauft (vgl. HHStA, Kurrent-Akten 36/1868 und 43/1868). Laut dem Schreiben, mit welchem dem Verkauf dieser drei Objekte zugestimmt wird, wird die Provenienz der Stücke als "uneruierbar" bezeichnet. In den älteren Handschriftenbehelfen (HHStA, AB 446 und AB 447) wird die Handschrift einhellig als aus dem Stift Rein stammend bezeichnet, ebenso im Gesamtinventar des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Bd. III, S. 158-159." – Ergänzender Hinweis Katharina Kaska, ÖNB (2016): "In AB 446 (begonnen 1812) steht die Handschrift in der Gruppe "Unter-, Ober-, Innerösterreich" mit der alten Signatur 85 und der Signatur 238 (in rot), in AB 447 hat sie die Nummer 40 (in schwarz)." |
(Ir-1r) | Leer. |
(1v) | Miniatur. |
(2r-2v) | Gebet, deutsch. 1 ![]() |
2r | Anvang und ende herre Ihesu Crist. Aller guten ding der du bist. Erlewchte das vinster hercze min. ... — ... Wie und was er schol glawben eben. Das er chuemt zuom ewigen leben. |
(2v-11v) | Sermo 245; lateinische Prosa mit absatzweiser deutscher Übersetzung in Reimpaarversen (CPL 368; Weber 1, 312). 1 ![]() | :
2v | Tit.: Hie hebt sich an ein red Sant Augustein von Gotes menschait. Sermo beati Augustini episcopi de Incarnacione Domini. |
(11v-29v) | Sermo contra Iudaeos, paganos et Arianos, Excerptum; lateinische Prosa mit absatzweiser deutscher Übersetzung in Reimpaarversen (CPL 404; Weber 1, 104 f.; vgl. auch PL 42, 1123-1127, Kap. XI-XVI, ohne Schluss von Kap. XVI, mit Anfang von Kap. XVII). 1 ![]() | :
11v | Tit.: Hie hebt sich an ein andrew red Sant Augustein gegen den Juden. Sermo beari Augustini episcopi contra Iudaeos. Expl. ... Hie hat ein end die red des heyligen lerar Sant Augustein wider die Juden und alle ander ungelewbig lewt. Wer des les, des sel genes. |
(29v-32v) | Sieben weise Meister von Griechenland, deutsch. 1 ![]() |
29v | Got goetleicher weishait anewang / Guetig mechtig an allen twang ... — ... Tuest du das so wis verwar / Du kumst an der engel schar. |
(32v) | Sechs Widmungsverse, deutsch. 1 ![]() |
32v | Hochgepornner fürst und gnediger herre ... (Entstehungsort?) Rewn ewer stift vergesset nicht ... — ... Got mach euch ewer leben lang. |
(33r-35v) | Leer. |