Fehlerhafte Foliierung bis 182, zusätzlich 143*; zum Einband gehörig je 5 Vor- bzw. Nachsatzblätter, das mit dem VDS zusammenhängende Blatt nicht nummeriert, die folgenden vier Blätter mit I-IV bezeichnet, die Nachsatzblätter mit I*-V* bezeichnet. Paginierung des 19. Jahrhunderts in Bleistift (1-366). – Lagen (ohne Vor- und Nachsatzbl.): 44 + 11.V114 + (V-1)123 + (V-1)132 + 2.V151 + (V-2)159 + (V-1)168 + (V-1)177 + 5182. Blattverluste: 2 Bl. nach Bl. 3, außerdem gehört Bl. 1 vor Bl. 4; je 1 Bl. nach Bl. 121, 132, 151 und 159, 3 Bl. nach Bl. 177, 8 Bl. nach Bl. 182. Die Lage Bl. 75-84 falsch gebunden (richtige Reihenfolge: 79rv, 78rv, 77rv, 76rv, 75rv, 84rv, 83rv, 82rv, 81rv, 80rv). Reklamanten. – Wasserzeichen: Schere, Piccard, Werkzeug und Waffen, Abt. III, Nr. 860 (1450/1453); Waage im Kreis, sehr ähnlich Piccard, Waage, Abt. V, Nr. 266 (1456). – Das Papier vielfach ergänzt oder verstärkt, insbesondere untere Blattränder und äußere untere Ecken sowie z. B. Bl. 1 (äußerer und unterer Rand), 30 (eine Blatthälfte) etc.; zu herausgeschnittenen Teilen von Darstellungen siehe auch bei Ausstattung (die Löcher ergänzt). Bl. 40 f. durch große braune Flecken verunstaltet.
Rot gestrichelte Versanfänge, rote Unterstreichungen. Zu Beginn jeder Seite und jedes Inhaltsabschnittes ca. drei Zeilen hohe, mit Bleistift vorgezeichnete Cadellen in roter und brauner Tinte bzw. rote, blaue, rosa und grüne Lombarden (19v rot-blau gespalten), sporadisch mit einfachem Blattdekor oder Knospenfleuronnée (1v, 4r, 6rv, 12v, 13r, 16v, 17r etc.). – Als Textillustrationen auf 137 Seiten je eine oder mehrere kolorierte Federzeichnungen von einer Zeichnerhand. Die Bilder blieben ungerahmt und fanden sowohl in ausgesparten Freiflächen als auch auf den eigens breit belassenen Seitenrändern Platz. Meistens wurde das Bild vor den zugehörigen Text gestellt. Ab 159v bricht die Illustration ab. Freiflächen für vorgesehene Bilder auf 160rv, 169r, 176rv und 177v, weitere Bilder möglicherweise auch für die Seitenränder geplant. Die vor 160r fehlenden Illustrationen sind auf Blattverluste zurückzuführen. Bildnachträge derselben Hand sind die in hellerer Tinte mit kräftigerer Feder gezeichneten Bilder auf 3v und 6r. In Ikonographie und Anordnung folgt die Handschrift engstens Wien, ÖNB, Cod. 13567 (Tirol, um 1424/26), der wohl das direkte Vorbild für Cod. Ser. n. 12819 darstellt. – Spätere Beschädigungen: Als anstößig empfundene Szenen wurden zu ungewisser Zeit ausgeschnitten, so z. B. das Hinterteil des gezüchtigten Lehrers (55r), der Mund des Teufels und eine Beischlafszene (61r), die Züchtigung eines Kindes (34v), die Beischlafszene Lot mit seiner Tochter (67v) sowie Jacine mit ihrem Liebhaber im Bett (101v); s. Bildprogramm.
Zusammen mit der Tatsache, dass es sich bei Cod. Ser. n. 12819 um eine wohl unmittelbare Kopie nach der um 1424/26 entstandenen Handschrift ÖNB, Cod. 13567 handelt, lassen enge Analogien mit der 1456 datierten Sammelhandschrift FB 32001 des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zu Innsbruck (s. Kunsthistorischer Kommentar) am ehesten an Tirol als Herstellungsort denken. Die Wasserzeichen sprechen für eine Datierung des Cod. Ser. n. 12819 in die fünfziger Jahre des 15. Jahrhunderts.
Bildprogramm: Die Darstellungen sind in der berichtigten Reihenfolge angeführt. Randillustrationen sind durch [R] gekennzeichnet, Vers bzw. Verse durch V. bzw. Vv. abgekürzt. Die fehlenden Zeichnungen werden durch die Angaben in ÖNB, Cod. 13567 ergänzt.
3v = [vor V. 772] Hippokrates weist auf die Frau, die heißer in Liebe entbrannt ist als die Fackeln, die sie trägt (zu Vv. 772–775).
3v = [R] Die böse kranke Frau liegt auf dem bösen Bett (zu Vv. 776–780).
Blattverlust (nach Bl. 3: Vv. 785–874; es fehlen 3 Illustrationen) = Salomo weist auf die böse verstorbene Frau, die von Bösen beweint wird (zu Vv. 785–788); die schwarze Heidin verführt Salomo zum Götzendienst (zu Vv. 823–828); Physoia vor König Dionysius; Physoia geht nach Hause (zu Vv. 849–898). Vgl. Wien, ÖNB, Cod. 13567, 5r, 6rv.
1r = [vor V. 899] Die sich für ihre Herrin opfernde Dienerin und der Tod der Königstochter Armonia von Syrakus (zu Vv. 899–940).
4r = [vor V. 941] Emilia entdeckt ihren Mann Scipio Africanus mit ihrer Dienerin im Bett (zu Vv. 941–958, insbes. V. 945).
4v = [nach V. 958] Emilia vermählt ihre Dienerin mit einem Edelmann (zu Vv. 956–958).
5v = [vor V. 983] Der Adler verwundet seine zu gut gedeihenden Jungen (zu Vv. 983–989).
6r = [Bas-de-page] Der Bauer betrachtet sein eigenes verdorrtes Feld und weist neidisch auf ein anderes gut gedeihendes Kornfeld (zu Vv. 1023 f.).
6v = [vor V. 1043] Kain erschlägt Abel (zu Vv. 1043–1054).
7v = [vor V. 1083] Der Pilger Macarius stirbt (vor Freude) am Grab Christi. Die Ärzte schneiden den Toten auf und finden sein sich nach Christus sehnendes Herz (zu Vv. 1083–1114).
9r = [vor V. 1143] Die Rabeneltern fliegen voll Traurigkeit von ihrem Nest weg, da sie die hellfarbigen Küken nicht als ihre Jungen erkennen (zu Vv. 1143–1162).
11r = [vor V. 1226] Die um Alexander trauernden Philosophen (zu Vv. 1226–1273, insbes. Vv. 1230–1234).
12r = [vor V. 1280] Der vom Jäger (mit Hund) wegen seiner Geschlechtsteile verfolgte Biber beißt sich diese ab, um dem Tod zu entgehen (zu Vv. 1280–1291).
13r = [vor V. 1316] Die Versöhnung des Landherrn Ypolito mit Elistigo (zu Vv.1316–1363).
14v = [vor V. 1386] Die Bienen stechen den Honig suchenden Bären (zu Vv. 1386–1403).
17v = [vor V. 1520] David mit Batseba im Bett und der Tod des Urija (zu Vv. 1520–1551).
18r = [vor V. 1552] Semiramis schlägt mit erhobenem Schwert die Revolte nieder. Die Bürger verehren ihr Standbild in Babylon (zu Vv. 1552–1569).
18v = [vor V. 1570] Hamilkar verpflichtet seinen Sohn Hannibal vor dem Götterbild zur Feindschaft gegen die Römer (zu Vv. 1570–1601, insbes. Vv. 1584 f.).
20r = [vor V. 1620] Die barmherzigen Dohleneltern (zu Vv. 1620–1633).
21v = [vor V. 1688] Alexander und der Seeräuber (zu Vv. 1688–1729).
22r = [vor V. 1730] Das Haus des Simonides (zu Vv. 1730–1751).
23r = [vor V. 1768] Der Basilisk mit seinen Opfern (zu Vv. 1768–1781).
24r = [vor V. 1800] Der grausame Senator Lucius Syla [Lucius Cornelius Sulla] läßt die Ritter im Fluß ertränken (zu Vv. 1800–1821). – [vor V. 1808] Seine Diener bringen ihm die abgeschlagenen Köpfe der Ertrunkenen (zu Vv. 1818–1821).
24v = [vor V. 1822] Hannibal reitet mit Rittern über den mit Menschen gefüllten Fluß (zu Vv. 1822–1829).
25r = [nach V. 1841] Die zusammengebundenen und mit Klingen durchbohrten Brüder vor Hannibals Zelt (zu Vv. 1830–1841).
25v = [nach V. 1851] Die auf die Toten gebundenen Lebendigen (Vv. 1842–1851); die Seile hier z. T. als Schlangen interpretiert, zusätzlich eine Kröte (vgl. Cod. 13567, 29v[1]).
26r = [Bas-de-page] Medea zerstückelt ihren Bruder Apsyrtos, um ihren Vater aufzuhalten (zu Vv. 1852–1879).
27r = [vor V. 1816] Der Adler läßt andere Vögel an seiner Beute teilhaben (zu Vv.1916–1926).
29v = [vor V. 2042] Titus Quinctius Flaminius gibt dem besiegten König Philippus von Griechenland Freiheit, Land und Leute zurück. Die Posaunen und das Jubelgeschrei des Volkes lassen die Vögel vom Himmel fallen (zu Vv. 2042–2069).
30v = [vor V. 2070] Alexander und der Arme (zu Vv. 2070–2089).
32r = [vor V. 2136] Die geizigen Erdkröten (zu Vv. 2136–2145).
32v = [vor V. 2164] Die Anbetung des Pfennigs (zu Vv. 2160–2175, insbes. Vv. 2163 ff.).
33r = [vor V. 2176] Marcus Cassius läßt die gegen ihn ausgesandten Mörder gegen ein geringes Entgelt ziehen, statt sie zu bestrafen (zu Vv. 2176–2197).
33v = [vor V. 2198] Geminus liegt auf dem Sterbelager vor seiner Schatztruhe, um ihn seine Söhne (zu Vv. 2198–2223, insbes. Vv. 2206–2218).
34r = [Bas-de-page] Das Herz des Geminus findet sich in seiner Schatztruhe (zu Vv. 2220–2224).
34v = [vor V. 2234] ausgeschnitten: Die Züchtigung eines Kindes (zu Vv. 2234–2243, insbes. V. 2240), vgl. CVP 13.567, 37r (2)
35r = [vor V. 2244] Der durch das Eichenlaub schreitende Wolf beißt sich in seine Pfoten (zu Vv. 2244–2253).
36r = [vor V. 2298] Die ägyptischen Plagen (zu Vv. 2298–2367, insbes. Vv. 2298–2333) und der Pharao (als Standfigur, ohne Rosse und Wagen) im Meer (zu Vv. 2345–2367).
38v = [vor V. 2416] Eine Sirene betört die Besatzung eines Schiffes (zu Vv. 2416–2434).
40r = [vor V. 2478] Der Fuchs schaut zu dem Raben auf, der auf einem Baum sitzt und einen Käse im Schnabel hält (zu Vv. 2478–2205).
41r = [Bas-de-page] Die vorsichtigen Ameisen bringen Körner in ihren Haufen (zu Vv. 2530–2543).
44r = [vor V. 2664] Der Jüngling fragt Sokrates, ob er eine Frau nehmen soll (zu Vv. 2662–2685).
44v = [vor V. 2686] Der Kaiser besucht mit seinem Begleiter den vor seiner Hütte kauernden Philosophen (zu Vv. 2686–2759).
46v = [vor V. 2794] Die Jagd auf den wilden Ochsen (zu Vv. 2794–2815).
49r = [vor V. 2914] Alexander und der Narr (zu Vv. 2914–2931).
50r = [vor V. 2946] Die Gerechtigkeit der Bienen (zu Vv. 2946–2979).
52v = [vor V. 3058] Der Engel stiehlt das Geld; [Bas-de-page] der Engel verschenkt das gestohlene Geld (beide Szenen zu Vv. 3058–3167, insbes. Vv. 3070–3079).
53r = [Bas-de-page] Der Engel tötet das Mädchen vor den Augen des Einsiedlers (zu Vv. 3058–3167, insbes. Vv. 3080 ff.).
54v = [vor V. 3168] Der verräterische Lehrer der Falisker will seine Schüler dem Römer Camillus übergeben, um die Übergabe der belagerten Stadt zu erzwingen (zu Vv. 3168–3209).
55r = [Bas-de-page] Vor der Stadt wird der Schulmeister mit der Rute gezüchtigt (zu Vv. 3202 f.). Das Hinterteil des Lehrers ist ausgeschnitten
56r = [vor V. 3240] Der Bürger von Modena opfert Luzifer die Kerze (zu Vv. 3240–3333, insbes. Vv. 3270–3282).
56v = [vor V. 3240] Der Bürger markiert auf Geheiß des Teufels den Baum mit seinem Kot (zu Vv. 3240–3333, insbes. Vv. 3305–3310).
60r = [vor V. 3442] Die Vermählung des Teufels mit der Ungerechtigkeit (zu Vv. 3442–3509, insbes. Vv. 3442–3453).
60v = [Bas-de-page] Der Teufel vermählt seine Tochter Hoffart mit einem Edelmann und seine Tochter Geiz mit dem Stadtbürger (zu Vv. 3442–3509, insbes. Vv. 3454–3461).
61r = [R] Der Teufel vermählt seine Tochter Falschheit mit dem Bauern (zu Vv. 3462–3464), [R] seine Tochter Neid und Haß (eine Personifikation) mit dem Handwerker (zu Vv. 3490–3493) und [R] seine Tochter Heuchelei mit dem Geistlichen (zu Vv. 3494–3497); [Bas-de-page] seine Töchter Eitelkeit und Unkeuschheit, die nicht vermählt werden können, geben sich die Hand (zu Vv. 3498–3509); der Mund des Teufels und die Beischlafszene unten rechts sind ausgerissen.
62v = [nach V. 3569] Die treuen Kraniche dienen ihrem König (zu Vv. 3520–3545).
63r = [vor V. 3570] Marcus Regulus vor dem römischen Senat (zu Vv. 3570–3623).
65v = [vor V. 3694] Der falsche Fuchs lauert, sich tot stellend, auf die Aasvögel (zu Vv. 3694–3709).
67v = [vor V. 3800] Vor dem brennenden Sodom mit der zur Salzsäule erstarrten Frau des Lot wird der betrunkene Lot von einer seiner Töchter verführt (Beischlafszene herausgeschnitten), während die zweite darauf hinweist. (zu Vv. 3800–3851).
68v = [vor V. 3856] Die Eier raubenden Rebhühner und die ihre wahre Mutter suchenden Küken (zu Vv. 3856–3865).
69v = [vor V. 3886] Der mißlungene Eselsverkauf des ins Kloster eingetretenen Ritters (zu Vv. 3886–3969).
72r = [vor V. 4010] Die an der Luft wie die Lüge sterbenden Maulwürfe (zu Vv. 4010–4023).
72v = [vor V. 4032] Die Verleumdung des Amene durch Jurina und das Gottesurteil ihrer fehlenden Zunge (zu Vv. 4032–4105). – Auf dem Thronsockel Aufschrift des 16. Jahrhunderts: Justitia regis.
79r = [vor V. 4146] Der mit offenen Augen schlafende Löwe wird von Jäger und Hund gejagt (zu Vv. 4146–4159).
77r = [Bas-de-page] Villan übergibt auf dem Stebebett seiner Frau das blutige Schwert für seinen Sohn, vor ihm der Eimer mit Blut (zu Vv. 4194–4269, insbes. Vv. 4205 ff.).
77v = [R] Der Teufel stürzt Villan in den Burggraben (zu Vv. 4230–4234).
76r = [vor V. 4284] Simson zerstört den Palast der Philister (zu Vv. 4284–4329).
75r = [vor V. 4330] Horacius Cocles verteidigt die Tiberbrücke gegen die Tuskaner (zu Vv. 4330–4367).
84v = [vor V. 4386] Die ängstlichen Hasen (zu Vv. 4386–4398).
83r = [vor V. 4416] Der Tyrann von Syrakus sperrt sich aus Angst in einen Turm (zu Vv. 4416–4439).
83v = [vor V. 4356 (!)] König Dionysius von Syrakus und Damokles (zu Vv. 4440–4483).
81r = [vor V. 4488] Der nur frisches Fleisch fressende Falke reißt einen langbeinigen Vogel. Die Raben auf dem Aas (zu Vv. 4488–4493).
81v = [vor V. 4506] Plato und Sokrates, zwischen ihnen der Verleumder (zu Vv. 4506–4529).
80r = [vor V. 4530] Ein Bote überbringt König Phyrrus von Zypern die Nachricht der Römer über seinen verleumderischen Arzt (zu Vv. 4530–4553).
85v = [vor V. 4578] Der eitle Pfau, flankiert von zwei reich bekleideten Männern (zu Vv. 4578–4585).
86v = [vor V. 4624] Der Engel weist den Einsiedler auf den Wohlgeruch eines Aases hin (zu Vv. 4624–4661, insbes. Vv. 4629 ff.).
87r = [Bas-de-page] Der Engel weist den Einsiedler auf den Gestank der Eitelkeit hin. Diese ist als Jungfrau dargestellt, die einen Blütenkranz flicht (zu Vv. 4624–4661, insbes. Vv. 4634 ff.).
87v = [vor V. 4662] Pausanias tötet aus Ehrsucht König Philippus (zu Vv. 4662–4681).
88v = [vor V. 4696] Phönix verbrennt durch die Glut der Sonne auf seinem Baum (zu Vv. 4696–4723).
89v = [vor V. 4742] Alexander und der Knabe mit dem Rauchfaß (zu Vv. 4742–4771).
90r = [vor V. 4772] Der Leichnam des in der Fremde lebenden Königs wird unter Aufsicht seiner Räte verbrannt (zu Vv. 4772–4817, insbes. Vv. 4805 ff.).
91r = [vor V. 4818] Der Reiterkampf zwischen Antonius und Augustus (zu Vv. 4818–4843, insbes. Vv. 4820 ff.).
92r = [nach V. 4843] Der gefangene Ritter Menius vor Antonius in Alexandria (zu Vv. 4821–4843).
92r = [vor V. 4850] Die unsteten Schwalben (zu Vv. 4850–4861).
92v = [vor V. 4862] Der reuige Dieb beim Einsiedler. – Der reuige Dieb wird vor dem Kreuz, an dem er Buße tut, von seinen Feinden erschlagen (zu Vv. 4862–4933, insbes. Vv. 4862–4903).
92v = [vor V. 4870] Der Einsiedler sieht, wie ein Engel die Seele des Diebes zum Himmel bringt. Der Tod des neidischen Einsiedlers, dessen Seele der Teufel holt (zu Vv. 4862–4933, insbes. Vv. 4904 ff.).
94r = [vor V. 4934] Die neugierige Frau erhält von ihrem Mann die verschlossen zu haltende Büchse, aus der, als sie diese dennoch öffnet, der Zeisig entfliegt (zu Vv. 4934–5039, insbes. Vv. 4983–5015).
96v = [vor V. 5058] Zwei der für ihre Mäßigkeit bekannten Kamele (zu Vv. 5058–5069).
97v = [vor V. 5102] Lucius Emptinatus verschmäht die Kaiserkrone (zu Vv. 5102–5119).
98r = [vor V. 5120] Der Diener des Königs von Zypern bringt den Schatz nach Rom, um die Bürger zu bestechen. Diese verschmähen ihn (zu Vv. 5120–5141).
98v = [vor V. 5142] König Priamos und der Philosoph Coardus, der durch nichts aus seiner Gleichmut gebracht werden kann (zu Vv. 5142–5219).
100v = [vor V. 5256] Der sich am Futtervorrat des Otter bedienende Fuchs (zu Vv. 5256–5275).
101v = [vor V. 5290] Jacine schläft mit Ensino (die Oberkörper sind ausgeschnitten) (zu Vv. 5288–5313, insbes. Vv. 5290 ff.). – [vor V. 5301] Die erhängte Jacine (zu Vv. 5288–5313, insbes. Vv. 5308 ff.).
104r = [vor 5422] Das demütige Lamm (zu Vv. 5422–5429).
104v = [vor V. 5438] Der Kürbisbaum (zu Vv. 5438–5454) und die Dattelpalme (zu Vv. 5438–5454).
106v = [vor V. 5448] Der Triumphzug, bei welchem dem Triumphator der Narr in den Wagen gesetzt wird (zu Vv. 5548–5595, insbes. Vv. 5576 ff.).
110v = [vor V. 5764] Der Höllensturz durch den Erzengel Michael (zu Vv. 5764–5779).
111r = [vor V. 5786] Der mäßige Wildesel harrt aus bis er reines Wasser findet (zu Vv. 5786–5793); nur noch Rest der Landschaft vorhanden.
112v = [vor V. 5850] Der Geier nährt sich vom Aas (zu Vv. 5850–5859).
113r = [vor V. 5878] Adam und Eva (zu Vv. 5878–5927).
114v = [vor V. 5934] Die Treue der Turteltauben (zu Vv. 5934–5947).
115v = [vor V. 6004] Der Verehrer bedrängt die keusche Nonne im Kirchenportal (zu Vv. 6004–6053, insbes. Vv. 6009 ff.).
116r = [Bas-de-page] Die keusche Nonne bringt ihrem Verehrer ihre von ihm so gelobten Augen, die sie sich selbst ausgestochen hat (zu Vv. 6004–6053, insbes. Vv. 6036 ff.).
116v = [vor V. 6054] Marcus Regulus befiehlt den Soldaten vor Syrakus, keine Unkeuschheiten von den Frauen zu verlangen (zu Vv. 6054–6073).
117r = [vor V. 6074] Die Versuchung des Einsiedlers, vor dem sich die Frau halb entblößt niederlegt, während er den Finger in die Kerze hält und widersteht (zu Vv. 6074–6145, insbes. Vv. 6082 ff.).
118r = [Bas-de-page] Der Einsiedler betet mit ihrem Verehrer für die aus Gram verstorbene Verführerin (zu Vv. 6074–6145, insbes. Vv. 6131 ff.).
119v = [Bas-de-page] Die unkeuschen Fledermäuse (zu Vv. 6210–6223).
Blattverlust (nach Bl. 121: Vv. 6326–6365; es fehlen 3 Darstellungen) = Der Sohn des Kateline schläft mit Auteke (zu Vv. 6358–6377, insbes. Vv. 6364 ff.); Kateline reicht seinem Sohn Gift (zu Vv. 6369 f.); Kateline, der seinen Sohn auf dem Scheiterhaufen verbrannt hat, widerfährt dasselbe Schicksal (zu Vv. 6376 f.). Vgl. ÖNB, Cod. 13567, 117v.
122r = [vor V. 6378] Kaiser Theodosius beschreibt seinem Sohn die eitlen Frauen als Teufel (zu Vv. 6378–6431, insbes. V. 6406).
124r = [vor V. 6478] Die Jagd auf das Hermelin (zu Vv. 6478–6501).
129r = [vor V. 6722] Fledermaus-Adel und Mäuse-Adel (zu Vv. 6722–6731).
129v = [Bas-de-page] Ein Geistlicher segnet mit Weihwasser den gebratenen, auf dem Lamm liegenden Bock (zu Vv. 6739–6746).
130r = [Bas-de-page] Die unstete Katze Salomos (zu Vv. 6755–6791).
132v = [Bas-de-page] Der Gottesschmäher mit Bockshorn vor einem Geistlichen mit Monstranz (zu Vv. 6876–6889).
136v = [Bas-de-page] Alter Mann und alte Frau auf Krücken (zu Vv. 7130 f.).
137v = [vor V. 7181] Sokrates reitet mit den Kindern auf dem „Rohr“, Alcibia verlacht ihn (zu Vv. 7181–7193, insbes. Vv. 7185–7193).
139r = [Bas-de-page] Die den Antichrist mit Geldbeutel verehrenden Menschen, rechts reitet Ecclesia auf dem Tetramorph (zu Vv. 7253 ff.).
139v = [Bas-de-page] Zwei reiche Männer mit Hüten wenden sich von dem Messe zelebrierenden Priester ab (zu Vv. 7286 ff.).
142r = [R] Beim Staubblasen gerät auch Staub in die Augen des Bläsers (zu Vv. 7394–7397).
142v = [nach V. 7445] Salomo lehrt, daß nicht nur die vordere Türe, sondern auch die hintere verschlossen werden soll (zu Vv. 7439–7445).
143r = [R] Kleie-Säue (zu Vv. 7458 f.). – [Bas-de-page] Zweierlei Dienst: der Dienst mit dem Willen und der Dienst mit dem Gut, das durch einen Geldbeutel versinnbildlicht wird (zu Vv. 7460–7477).
143ar = [nach V. 7499] Abt Macarius hilft dem Dieb, der sein Haus ausraubt, die Beute heraustragen (zu Vv. 7487–7501).
143av = [vor V. 7536] Der schweigende Agathon mit dem Stein im Mund (zu Vv. 7536–7541).
144r = [vor V. 7548] Der in das Kloster eingetretene ehemalige Ritter sieht, wie die Seele eines Verstorbenen vom Teufel geholt wird (zu Vv. 7548–7593, insbes. Vv. 7559 f.).
144v = [Bas-de-page] Der Abt und der Mönch begleiten einen Ritter, der ins Kloster gehen will. Als dieser in das Wasser fällt und ertrinkt, sieht der Mönch, wie Engel die Seele in den Himmel tragen (zu Vv. 7561–7576).
147r = [Bas-de-page] Ein Geistlicher, der einer alten Frau Zauberkräuter gibt, wird verprügelt (zu Vv. 7700–7705).
147v = [Bas-de-page] Pfeilsegen (zu V. 7731).
148r = [R] Eine Frau hält das wächserne Bild eines Kindes (zu Vv. 7743 f.).
148r = [R] Ein junger Mann gräbt Schlüsselblumen (Patoniken) aus (zu V. 7758). – [Bas-de-page] Percht mit eiserner Nase wird von einer Frau verehrt (zu Vv. 7761 f.).
148v = [R] Jüngling, der an den „verworfenen Tagen“ nicht wandern will (zu Vv. 7767 f.), vor ihm ein Unglück bringender Hase (zu V. 7772). – [R] Der am Morgen glückbringende Wolf (zu Vv. 7770 f.). – [R] Ein junger Mann mit glückbringendem vierblättrigem Klee (zu V. 7779). – [nach V. 7788] Ein junger Mann mit drei Palmen (zu Vv. 7787 f.).
149r = [R] Frau mit Beil und Frau mit Kopfkissen (Frau mit Drischübel?, zu V. 7790). – [R] Der weiblich Alp trutte, der den Jüngling aussaugt (zu Vv. 7797 f.).
149v = [R] Schreiben auf Blei? (zu Vv. 7813 f.). – [R] Der Wasser ausschüttende Jüngling (zu Vv. 7830 f.). – [nach V. 7839] Durch Zauber an den eigenen Hof gebundene fremde Hühner (zu Vv. 7834–7837).
150r = [R] Das Wiedehopfherz auf einer schlafenden Frau (zu Vv. 7841–7843). – [R] Die Amme will ein Kind durch die häle (Kette und Haken für Kochkessel) stoßen(zu Vv. 7853–7856).
150v = [R] Die Unwetter bringenden wandernden Mönche (zu Vv. 7880–7883). – [R] Pferdesegen (zu V. 7869). – [nach V. 7890] Das Brauthemd über der Bettdecke (zu Vv. 7889 f.); Köpfe der Liebenden ausgeschnitten.
151r = [R] Der Jüngling hält eine Kerze; als Ständer dient ihm die Hand eines Erhängten (zu Vv. 7911 f.) – [R] Ein schreibender Jüngling (Punktieren des linium?, zu Vv. 7917 f.).
151v = [R] Eine alte Frau zieht einen Hexenring auf dem Boden, um Tote auf dem Friedhof auferstehen zu lassen (zu Vv. 7925–7927).
151v = [R] Das Schuhorakel in der „Rauchnacht“ (zu Vv. 7938–7942).
Blattverlust (nach Bl. 151: Vv. 7943–7995; es fehlen 6 Darstellungen) = Frauen, die sich in Katzen verwandeln (zu Vv. 7949–7951); die Zauberin trinkt das Weinfaß des Nachbarn leer (zu Vv. 7952–7955); Eichenbrandzauber (zu Vv. 7963–7973); eine Frau schlägt Wein aus einer dürren Eichensäule (zu Vv. 7980–7982); eine Frau hext männliche Genitalien weg (zu Vv. 7991 f.); die Labung des Erhängten (zu Vv. 7987 f.). Vgl. ÖNB, Cod. 13567, 143v und 144r.
153r = [Bas-de-page] Die Reiter auf dem Kalb und der Geiß (zu Vv. 8060–8067); der Reiter auf dem Stuhl ist herausgerissen.
154r = [R] Bischof Germanus und der Wirt sehen das Teufelsmahl (zu Vv. 8075 ff., insbes. Vv. 8115 ff.).
154v = [Bas-de-page] Der Wirt, vor Germanus kniend, rechts die Bürger (zu Vv. 8153–8155).
156r = [R] Der Krug mit dem Frosch in einem Ameisenhaufen (zu Vv. 8217–8224). – [Bas-de-page] Ein Herr trägt das aus Weihnachtsbrot geschnitzte Kreuzlein (zu Vv. 8225–8228).
156v = [R] Anrufung des Teufels (mille artifex) an der Wegscheide (zu Vv. 8235–8238). – [vor V. 8246] Die Bürgerin beichtet Thomas von Aquin ihre Erlebnisse im „Himmel“ (zu Vv. 8246–8355, insbes. Vv. 8252 ff.).
157v = [Bas-de-page] Thomas von Aquin und der Bürgerin erscheint der vom Teufel gemimte himmlische Hofstaat mit Mahl und Spiel (zu Vv. 8305–8312).
158r = [Bas-de-page] Thomas von Aquin und die Bürgerin vor der schönen Jungfrau. Thomas beendet den Spuk mittels der mitgeführten Monstranz (Vv. 8313–8344, insbes. Vv. 8330 ff.).
159r = [R] Der Teufel führt eine Frau ins Kloster hinein. – [Bas-de-page] Der Teufel führt einen Mann aus dem Kloster heraus (beide Szenen zu Vv. 8365–8389).
159v = [R] Die Personifikation der Trägheit (zu Vv. 8401–8405). – [R] Die Gefräßigkeit ißt im Stehen einen Kapaunflügel (zu Vv. 8409 f.).
Blattverlust (nach Bl. 159: Vv. 8410–8461; es fehlt eine Darstellung) = Die alte Frau, die Gottes Geheimnis erkennen will (zu Vv. 8451 ff.); vgl. ÖNB, Cod. 13567, 152r.
160r = [vor V. 8484] Freifläche für: Der falsche Prophet (Antichrist) vor dem Höllenrachen (zu Vv. 8482–8486), vgl. ÖNB, 7, 152v.
160v = [vor V. 8498] Freifläche für: Die Falken fressen das Korn der Gänse (zu Vv. 8498–8501), vgl. ÖNB, Cod. 13567, 153r.
169r = [vor V. 8926] Freifläche für: Abt Macarius und die friedliebenden Frauen (zu Vv. 8926–8957), vgl. ÖNB, Cod. 13567, 159v.
176r = [nach V. 9283] Freifläche für: Der römische Bote wird in Tarent mit Urin übergossen (zu Vv. 9283–9333, insbes. Vv. 9290–9294).
176v = [vor V. 9306] Freifläche, wohl für die Darstellung der Tarent erobernden Römer (zu Vv. 9283–9333, insbes. V. 9314).Cod. 1356
Blattverlust (nach Bl. 177: Vv. 9358–9503; es fehlt eine Darstellung) = Der Teufel auf der Schleppe der eitlen Närrin (zu Vv. 9399–9415, insbes. Vv. 9401 ff.); vgl. ÖNB, Cod. 13567, 166v.
Spätmittelalterliche Bildnachträge finden sich zu 64r (Nonne mit Rosenkranz und Maske; zum Text der Falschheit), 79r (der Hund der Darstellung ist wiederholt) und 161r (Hahn).
Kunsthistorischer Kommentar:
Figurenstil und Raumdarstellung
Die Figuren sind meist von kräftiger Statur mit großen, häufig auffallend runden Köpfen und Gesichtern, teils betonten Händen sowie bis auf Ausnahmen gelocktem Haar. Mitunter sind manche Figuren falsch proportioniert, wie z. B. Oracius Cocles auf 75r. Kompliziertere Posen und Bewegungen werden vermieden, wenn sie – in Anlehnung an das Vorbild in Cod. 13567 – doch versucht werden, sind sie meistens mißlungen, wie z. B. bei der Rittergestalt auf 147r, deren Kopf falsch auf dem Rumpf sitzt. Die Falten der weiten Gewänder sind zum Teil knittrig und liegen am Boden gestaut und hart umbrechend auf. Oft ist selbst in der Faltenbildung eine enge Anlehnung an das ca. 25 Jahre früher entstandene Vorbild zu erkennen. Als Handlungsraum dienen Landschafts und Stadtkulissen, häufig auch nur einfache Bodenlinien. Gebäude werden oft segmentbogenartig angeschnitten, sei es um die aus ihnen heraustretende Person zu betonen (z. B. 52v) oder sie besser in die häufig runden Stadtmauerdarstellungen einzupassen (z. B. 80r).
Zeichentechnik, Farben, Vorzeichnung
Die Zeichnung zeigt sich holzschnittartig in dunkler Tinte mit festem, konturbildendem Duktus. Schattierungen werden mittels kräftiger Schraffuren eingetragen. Die zeitgenössische Kolorierung geschieht mittels stumpfer, lavierend und blass aufgetragener Farben und intensiviert die Modellierung durch Licht und Schatten. Vorherrschend sind Rot, Ocker (v. a. für das Terrain), Hellblau, Grün, Gelb, Braun, Grau und Schwarz, für das Inkarnat ein helles Rosa. Die Illustrationen sind mit – großteils belassenen – Bleistiftvorzeichnungen detailliert angelegt. Diese weichen in der Proportionierung zum Teil erheblich von den ausgeführten Federzeichnungen ab. Deutlich wird dies u. a. auf 49r. Hier wurde die Reitergruppe dichter zusammengedrängt als es der Entwurf vorsah. Der hinter Alexander reitende Narr ist so zwischen der ausgeführten Version und dem vorderen Reiter zu erkennen, ebenso die weiter nach links gerückte Gestalt des Hockenden sowie die Vorzeichnungen der Pferde, die sich im Entwurfsstadium enger an das Vorbild des Cod. 13567 halten. Schwierigere Darstellungen wie diese bereitete man ferner mit in Tinte gepunkteten Figurenumrissen vor. Auch kam es offensichtlich in der Planungsphase zu Irritationen. So finden sich die Vorzeichnungen zu den „Kleie-Säuen“ sowie zu den Christus „mit Geld und Herzen dienenden“ Männern auf 133r, d. h. zehn Blätter vor der eigentlich vorgesehenen Fläche auf 143r, wo sie dann korrekt in Federzeichnung ausgeführt erscheinen.
Vergleiche
Die Handschrift ist eng mit dem ca. 25 Jahre früher entstandenen Cod. 13567 zusammenzusehen. Sie folgt diesem nicht nur in der Ikonographie detailgetreu, sondern ahmt sogar die zum Entstehungszeitpunkt unmodern gewordene Kleidermode und den Faltenstil des Vorbildes nach. So finden sich hier – wenn auch häufig missverstanden – die weiten gezaddelten Ärmel bzw. die Beutelärmel (z. B. 26r, 44r, 60v, 61r) und die auf dem Boden hart umbrechenden, in rechteckigen Zipfeln auslaufenden Gewandfalten (z. B. 137v). Selten tritt der zeitgenössische Faltenstil mit seinen knittrigen Formen auf, so z. B. auf 33r. Komplizierte Posen werden vereinfacht. So beißt sich beispielsweise der Wolf auf 35r im Gegensatz zu Cod. 13567 in seine Vorderpfote statt in den Hinterlauf, die Rückenfigur des eitlen Mannes auf 81r der älteren Handschrift wird hier auf 85v in eine einfachere Gestalt in Vorderansicht umgewandelt. Auch sonst finden sich starke Vereinfachungen. Die im Vorbild vorherrschende Drastik der Darstellung wird zurückgenommen. Dies zeigt sich vor allem in der verminderten Gestik und Mimik, aber auch in den Beischlafszenen, in denen die Akteure stets bekleidet sind. Neben der gelegentlich zu beobachtenden Ausdünnung einiger Szenen finden sich auch Ergänzungen durch weitere Akteure. In der Verständlichkeit verbessert wurde z. B. der Tetramorph auf 139r. In Cod. 13567 als Wesen mit Löwenhaupt und je einem Bein der vier Wesen (132r) dargestellt, werden in Cod. Ser. n. 12819 die Köpfe des Adlers, des Engels und des Stieres ergänzt. Der Zeichner steht weit hinter dem der Vorlage zurück. Bereits die detaillierte Vorzeichnung in Bleistift und Tintenpunktierung, die ausgeprägten Tendenzen zur Vereinfachung schwierigerer Posen und die Übernahme selbst des Faltenstils der Vorgängerhandschrift weisen ihn als unselbständigen Nachahmer aus. Abweichungen vom Layout des Vorbildes sind wohl auf die Vereinheitlichungstendenzen des optischen Gesamteindruckes zurückzuführen, denen auch die Hervorhebung des jeweils ersten Buchstabens einer Seite dient.
Beziehungen bestehen auch zu dem 1486 von Johannes Blaubirer in Augsburg herausgegebenen Druck (s. bei Cod. 13567). Die Szene des Engels mit dem Waldmönch findet sich ähnlich in ÖNB, Cod. 2953 zum selben Text.
Stilistisch verwandt sind die Federzeichnungen der 1456 datierten Sammelhandschrift FB 32001 im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zu Innsbruck mit großteils anonymen Gedichten. Sowohl die Figurenproportionen, die feste Konturierung, die Farbpalette der Kolorierung als auch die sprechende Gestik und modischen Details weisen Parallelen auf. Bei einigen Figuren (z. B. 21v) finden sich selbst die für die Wiener Handschrift typischen, harten Schraffuren.
Einband: Wien 1. Hälfte 19. Jh.
Halbledereinband. Auf dem Rücken in Goldprägung: MSPT (Manuscriptum poeticum).
Schreibsprache: Bairisch-österreichisch (Menhardt III, 1529; KdiH 2, 341 und KdiH digital, Nr. 18.1.5). – Besitzer des 16. Jahrhunderts waren offenbar ein Georgius Victor (Eintrag 66r, evtl. auch 65r) und ein Ambrosi Haide(n?), der sich mehrfach eintrug, u. a. 1547 und 1574 (21r, 75r, 106v). Vorbesitzer 1: Franz I. (Österreich) bzw. II. (HRR), Kaiser (1768-1835), 1811, 10446 Spätestens seit 1811 in der Privatbibliothek Kaiser Franz I. von Österreich aufbewahrt: (VDS) unten, auf einem Papierschild, Signatur 10446, ebenso in Bleistift auf der Versoseite des Gegenblatts zum VDS (vgl. den Katalog ÖNB, Cod. Ser. n. 12696, 108v sowie Becker 1873, Sp. XVI); (1v) runder Besitzerstempel F. I. mit Krone. Vorbesitzer 2: Wien, Fideikommissbibliothek, 1835, 311–97 Nach 1835 in die Fideikommissbibliothek (ab 1878 Habsburg-Lothringische Familien-Fideikommissbibliothek) gelangt, nach 1921 in die Handschriftensammlung der ÖNB übertragen: (VDS) oben, auf einem Papierschild, Signatur 311–97; (1v) Stempel FID.C mit Krone. – Weitere Signatur 18.–G.–2. in Bleistift oben auf der Versoseite des Gegenblatts zu VDS, über ausradierten älteren Signaturen.
Hans Vintler: Blumen der Tugend (ed. Zingerle 1874, ohne diese Handschrift; Schweitzer 1993 und Müller 1999, jeweils Sigle W2; zum Text siehe auch Battisti 1956, Felip-Jaud 1997 und Knapp 2004, 501-513). Unvollständig (Blattverluste). Reihenfolge der Verse: [Vv. 1-686 fehlen], Vv. 687–784 (2r-3v), [Vv. 785-874 fehlen durch Verlust von 2 Bl. nach Bl. 3], Vv. 875-925 (1rv), Vv. 926–6325 (4r-121v, dabei 75r-84v gestörte Versfolge durch Falschbindung), [Vv. 6326-6365 fehlen durch Blattverlust nach Bl. 121], Vv. 6366-6895 (122r-132v), [Vv. 6896-6931 fehlen durch Blattverlust nach Bl. 132], Vv. 6932-7942 (133r-151v), [Vv. 7943-7995 fehlen durch Blattverlust nach Bl. 151], Vv. 7996-8409 (152r-159v), [Vv. 8410-8461 fehlen durch Blattverlust nach Bl. 159], Vv. 8462-9357 (160r-177v), [Vv. 9358-9503 fehlen durch Verlust von 3 Bl. nach Bl. 177], Vv. 9504-9756 (178r-182v), [Vv. 9757-10172 fehlen durch Verlust von ca. 8 Bl. nach Bl. 182].
5
21r
Tit.: (Besitzvermerk mit Datum) 15 AH 74
65r
Tit.: (Besitzvermerk?) Jerg P. [R?]
66r
Tit.: (Besitzvermerk) Georgius Victor, (Randanmerkung) Zacheriesl wnnde [Zacharias' Wunden?]