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Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. Ser. n. 12819
HANS VINTLER (deutsch)
Papier   V, 183, V Bl.   270×200   Tirol (?), um 1450/1455
Provenienz/Letztbesitzer: Wien, Fideikommissbibliothek
Literatur zur Handschrift (Anzahl: 13)

Fehlerhafte Foliierung bis 182, zusätzlich 143*; zum Einband gehörig je 5 Vor- bzw. Nachsatzblätter, das mit dem VDS zusammenhängende Blatt nicht nummeriert, die folgenden vier Blätter mit I-IV bezeichnet, die Nachsatzblätter mit I*-V* bezeichnet. Paginierung des 19. Jahrhunderts in Bleistift (1-366). – Lagen (ohne Vor- und Nachsatzbl.): 44 + 11.V114 + (V-1)123 + (V-1)132 + 2.V151 + (V-2)159 + (V-1)168 + (V-1)177 + 5182. Blattverluste: 2 Bl. nach Bl. 3, außerdem gehört Bl. 1 vor Bl. 4; je 1 Bl. nach Bl. 121, 132, 151 und 159, 3 Bl. nach Bl. 177, 8 Bl. nach Bl. 182. Die Lage Bl. 75-84 falsch gebunden (richtige Reihenfolge: 79rv, 78rv, 77rv, 76rv, 75rv, 84rv, 83rv, 82rv, 81rv, 80rv). Reklamanten. – Wasserzeichen: Schere, Piccard, Werkzeug und Waffen, Abt. III, Nr. 860 (1450/1453); Waage im Kreis, sehr ähnlich Piccard, Waage, Abt. V, Nr. 266 (1456). – Das Papier vielfach ergänzt oder verstärkt, insbesondere untere Blattränder und äußere untere Ecken sowie z. B. Bl. 1 (äußerer und unterer Rand), 30 (eine Blatthälfte) etc.; zu herausgeschnittenen Teilen von Darstellungen siehe auch bei Ausstattung (die Löcher ergänzt). Bl. 40 f. durch große braune Flecken verunstaltet.
Schrift:
Schriftraum: 165/175 × 105/120    Spaltenzahl: 1    Zeilenzahl: 26-28   
Schriftart: Bastarda
Eine Schreiberhand. Die abgesetzten Verse reichen nicht bis zur rechten Begrenzung des Schriftspiegels.
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   Figürlicher Buchschmuck   Federzeichnung(en)   
Rot gestrichelte Versanfänge, rote Unterstreichungen. Zu Beginn jeder Seite und jedes Inhaltsabschnittes ca. drei Zeilen hohe, mit Bleistift vorgezeichnete Cadellen in roter und brauner Tinte bzw. rote, blaue, rosa und grüne Lombarden (19v rot-blau gespalten), sporadisch mit einfachem Blattdekor oder Knospenfleuronnée (1v, 4r, 6rv, 12v, 13r, 16v, 17r etc.). – Als Textillustrationen auf 137 Seiten je eine oder mehrere kolorierte Federzeichnungen von einer Zeichnerhand. Die Bilder blieben ungerahmt und fanden sowohl in ausgesparten Freiflächen als auch auf den eigens breit belassenen Seitenrändern Platz. Meistens wurde das Bild vor den zugehörigen Text gestellt. Ab 159v bricht die Illustration ab. Freiflächen für vorgesehene Bilder auf 160rv, 169r, 176rv und 177v, weitere Bilder möglicherweise auch für die Seitenränder geplant. Die vor 160r fehlenden Illustrationen sind auf Blattverluste zurückzuführen. Bildnachträge derselben Hand sind die in hellerer Tinte mit kräftigerer Feder gezeichneten Bilder auf 3v und 6r. In Ikonographie und Anordnung folgt die Handschrift engstens Wien, ÖNB, Cod. 13567 (Tirol, um 1424/26), der wohl das direkte Vorbild für Cod. Ser. n. 12819 darstellt. – Spätere Beschädigungen: Als anstößig empfundene Szenen wurden zu ungewisser Zeit ausgeschnitten, so z. B. das Hinterteil des gezüchtigten Lehrers (55r), der Mund des Teufels und eine Beischlafszene (61r), die Züchtigung eines Kindes (34v), die Beischlafszene Lot mit seiner Tochter (67v) sowie Jacine mit ihrem Liebhaber im Bett (101v); s. Bildprogramm.
Zusammen mit der Tatsache, dass es sich bei Cod. Ser. n. 12819 um eine wohl unmittelbare Kopie nach der um 1424/26 entstandenen Handschrift ÖNB, Cod. 13567 handelt, lassen enge Analogien mit der 1456 datierten Sammelhandschrift FB 32001 des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zu Innsbruck (s. Kunsthistorischer Kommentar) am ehesten an Tirol als Herstellungsort denken. Die Wasserzeichen sprechen für eine Datierung des Cod. Ser. n. 12819 in die fünfziger Jahre des 15. Jahrhunderts.



Einband: Wien     1. Hälfte 19. Jh.     
Halbledereinband. Auf dem Rücken in Goldprägung: MSPT (Manuscriptum poeticum).


Schreibsprache: Bairisch-österreichisch (Menhardt III, 1529; KdiH 2, 341 und KdiH digital, Nr. 18.1.5). – Besitzer des 16. Jahrhunderts waren offenbar ein Georgius Victor (Eintrag 66r, evtl. auch 65r) und ein Ambrosi Haide(n?), der sich mehrfach eintrug, u. a. 1547 und 1574 (21r, 75r, 106v).
Vorbesitzer 1: Franz I. (Österreich) bzw. II. (HRR), Kaiser (1768-1835) , 1811, 10446
Spätestens seit 1811 in der Privatbibliothek Kaiser Franz I. von Österreich aufbewahrt: (VDS) unten, auf einem Papierschild, Signatur 10446, ebenso in Bleistift auf der Versoseite des Gegenblatts zum VDS (vgl. den Katalog ÖNB, Cod. Ser. n. 12696, 108v sowie Becker 1873, Sp. XVI); (1v) runder Besitzerstempel F. I. mit Krone.
Vorbesitzer 2: Wien, Fideikommissbibliothek, 1835, 311–97
Nach 1835 in die Fideikommissbibliothek (ab 1878 Habsburg-Lothringische Familien-Fideikommissbibliothek) gelangt, nach 1921 in die Handschriftensammlung der ÖNB übertragen: (VDS) oben, auf einem Papierschild, Signatur 311–97; (1v) Stempel FID.C mit Krone. – Weitere Signatur 18.–G.–2. in Bleistift oben auf der Versoseite des Gegenblatts zu VDS, über ausradierten älteren Signaturen.
Karl-Georg Pfändtner (Forschungsstand 2015, MeSch VI; Redaktion Katharina Hranitzky 2021)
"Piccard", "Menhardt III", "KdiH 2", "KdiH digital", "Becker 1873", "MeSch VI", "Zingerle 1874", "Schweitzer 1993", "Müller 1999", "Battisti 1956", "Felip-Jaud 1997", "Knapp 2004"
alle Initien
(VDS) Vorsignaturen.
(VDS Gegenbl. recto) Leer.
(VDS Gegenbl. verso) Vorsignaturen.
(Ir) Handschriftlicher Vermerk Hermann Menhardts.
(Iv-IVv) Leer.
(1r-182v) Hans Vintler Blumen der Tugend (ed. Zingerle 1874, ohne diese Handschrift; Schweitzer 1993 und Müller 1999, jeweils Sigle W2; zum Text siehe auch Battisti 1956, Felip-Jaud 1997 und Knapp 2004, 501-513). Unvollständig (Blattverluste). Reihenfolge der Verse: [Vv. 1-686 fehlen], Vv. 687–784 (2r-3v), [Vv. 785-874 fehlen durch Verlust von 2 Bl. nach Bl. 3], Vv. 875-925 (1rv), Vv. 926–6325 (4r-121v, dabei 75r-84v gestörte Versfolge durch Falschbindung), [Vv. 6326-6365 fehlen durch Blattverlust nach Bl. 121], Vv. 6366-6895 (122r-132v), [Vv. 6896-6931 fehlen durch Blattverlust nach Bl. 132], Vv. 6932-7942 (133r-151v), [Vv. 7943-7995 fehlen durch Blattverlust nach Bl. 151], Vv. 7996-8409 (152r-159v), [Vv. 8410-8461 fehlen durch Blattverlust nach Bl. 159], Vv. 8462-9357 (160r-177v), [Vv. 9358-9503 fehlen durch Verlust von 3 Bl. nach Bl. 177], Vv. 9504-9756 (178r-182v), [Vv. 9757-10172 fehlen durch Verlust von ca. 8 Bl. nach Bl. 182].
   5
21r Tit.: (Besitzvermerk mit Datum) 15 AH 74
65r Tit.: (Besitzvermerk?) Jerg P. [R?]
66r Tit.: (Besitzvermerk) Georgius Victor, (Randanmerkung) Zacheriesl wnnde [Zacharias' Wunden?]
75r Tit.: (Besitzvermerk) Am[brosi] Ha[ide/iden] (beschnitten)
106v Tit.: (Besitzvermerk mit Datum) Ambrosi 1547 Haide[n?]
(I*r-HDS) Leer.