Entstehungszeit und -ort: Ein terminus post quem für die Entstehungszeit der Hs. ist durch die nach 1164 auf 170v nachgetragene Liste Passauer Bischöfe gegeben. — Die Rankeninitialen finden keine stilistischen Parallelen in Heiligenkreuzer Handsschriften, wohl aber in den Manuskripten Klosterneuburg, CCl 207, CCl 209, CCl 212 und CCl 742 (vgl. A. Haidinger, Verborgene Schönheit 1998, 17, bei Kat. Nr. 10 [der an dieser Stelle angeführte Verweis auf Heiligenkreuz, Cod. 82 unrichtig]). — In der Klosterneuburger Stiftsbibliothek war nach Ausweis der Klosterneuburger Bücherlisten ein Matthäus-Kommentar des Rupert von Deutz im 13. Jh. vorhanden (erwähnt im Bücherverzeichnis des CCl 252 sowie unter den Nachträgen der Bücherliste in CCl 161 [vgl. Gottlieb 1915, 94,22 bzw. 98,14]), war jedoch 1330 nicht mehr Bestandteil der Konventsbibliothek (eine entsprechende Eintragung fehlt im Bücherverzeichnis von Magister Martin von 1330). — Auf Grund der in Cod. 104 enthaltenen Besitzvermerke des Stiftes Heiligenkreuz war die Handschrift jedenfalls im 13. Jh. bereits in der Bibliothek des Stiftes Heiligenkreuz.
Lagen: 21.IV
167 + II
170, HDS. Blatt zwischen 8 und 9 als 8/1 gezählt. Gegenblatt von 168 auf Hinterdeckelspiegel geklebt. VDS mit Pergament-Blatt beklebt.Lagenzählung in röm. Zahlzeichen jeweils zum Lagenende in der Mitte des unteren Freirandes, ab der zweiten Lage in Rot.
Schriftraum ca. 230/240x145/150 zu 36/37 Zeilen. Blindlinierung. Erste Schriftzeile auf erster Zeilenlinie; erste, dritte, drittletzte und letzte Zeilenlinie sowie die den Schriftraum begrenzenden Vertikallinien meist bis zu den Seitenrändern durchgezogen. Zur Schrift siehe unter
www.scriptoria.at.
Blindstempeleinband; Heiligenkreuz, spätes 15. Jh. (
Holter 1969, 287). Beide Deckel gleich: Zwei Rahmen: äußerer durch einfache Linie zu den Deckelrändern abgegrenzt, innerer von acht- bzw. neunfachen Streicheisenlinien flankiert. Mittelfeld durch dreifache Linien in fünf Rautenzeilen (jeweils 2-3 Rauten in 5 Zeilen) und Randdreiecke unterteilt. Kanten nicht abgeschrägt. Vier Stempel: Lilie in Rhombus in den Rautenfeldern und Randdreiecken, Schriftbandstempel
maria im inneren Rahmen, Dreipunktblüte im äußeren Rahmen, vierteilige freie Rosette in den quadratischen Eckfeldern. Drei Doppelbünde, Kapital teils mit ungefärbtem, teils mit blauem Faden umstochen. Zwei Riemenschließen an Lederbändern. Pergament-Titelschildchen mit
Rupertus super Matheum heute auf dem VD-Spiegel aufgeklebt. ─ Rücken mit hellem Kalbleder restauriert.
Buchschmuck: Rubrizierung. Rubrik auf 1r und 1v gelb hinterlegt. Schlichte rote ein- bis dreizeilige Majuskelinitialen. Zur Mehrzahl der Bücher Rankeninitialen in roter und schwarzer Federzeichnung. Schwarz wird für einen Teil der Endmotive und der Schnallen verwendet. Der Initialgrund mitunter in roter Tinte gepunktet oder schraffiert. Rankeninitialen auf 1r, 1v, 14r, 67v, 78r, 92r, 107v, 122v, 135r, 148v (Dracheninitiale), 161v. Ein in den Binnengrund einer O-Initiale eingeschriebenes Gesicht auf 29r.
Besitzvermerke des Stiftes Heiligenkreuz von einer Hand der ersten Hälfte des 13. Jh.: 170r
Liber sancte crucis in Austria, HD-Spiegel
Iste liber est sancte Marie virginis in sancta cruce.
(170v, HDS) Nahzeitige Nachträge von drei verschiedenen Händen (Nr. 1; Nr. 2, 4, 5; Nr. 3).
(170v) 1. Vide humilitatem meam, et eripe me (Ps. 118, ...). 2. Vale tellus, valete socii, quos benigno amore colui et me dulcem consortem studui, deplangite quod vobis perii. 3. Hic locus est mete, venit explicit, ergo valete. 4. Vale tellus, valete socii, quos benigno amore colui et me dulcem consortem studui, ubi amor hibi miseria.
(HDS) 5. Ubi est caritas, ibi est dilexio.
Alois Haidinger 2010-07-01; letzte Korrektur 2014-05-28