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Wien, Dominikanerkonvent, Cod. 172/141
THOMAS EBENDORFER
Papier   I, 417 Bl.   291×210/215   Österreich (Wien), Mitte 15. Jh.
Provenienz/Letztbesitzer: Wien, St. Jakob auf der Hülben
Handschrift aus 2 Teilen zusammengesetzt: 1  (VDS-334) 15. Jh.; 2  (335-HDS) Mitte 15. Jh.
Literatur zur Handschrift (Anzahl: 3)

Lagen: 35.VIHDS. – Durchgehende rote, mittelalterliche Blattzählung (1-413) oben mittig in roten arabischen Ziffern ab dem auf den VS folgenden Blatt. "12" zweimal vergeben, weitere Fehler in Lage 2 von Teil 2 (Lage endet mit "358" statt mit "352"). – Lagenzählung beginnt in Teil 2 von vorn.

Teil 1VDS-334   Papier   Wien, 15. Jh.
Lagen: 28.VI334. – VDS und VS sind die beiden ersten Blätter der ersten Lage. – Reklamanten, oftmals beschnitten. Kustoden, ab Lage 3, oben auf der Rectoseite des ersten Blattes jeder Lage in braunen arabischen Ziffern (23r, Beginn von Lage 3: 2, 35r, Beginn von Lage 4: 3 etc.); Kustode 28 oben auf 334v, der letzten Seite der letzten Lage dieses Teils.
Schrift:
(1r-329v) Schriftraum: 190/200 × 135/140    Spaltenzahl: 2    Zeilenzahl: ca. 36-41   
Schriftart: Bastarda
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Deckfarbeninitiale(n)   Ranke(n)/Bordüre(n)   
Rote Überschriften (Vorschreibungen auf dem unteren Seitenrand z. T. erhalten, meistens stark beschnitten), Strichelung von Majuskeln, Satzstrichel, Paragraphzeichen, Unterstreichungen, Randanmerkungen. – Zwei- bis neunzeilige rote Lombarden (in Metallstift vorgezeichnet), etwas grob, aber nicht unsorgfältig gezeichnet, mit Punktverdickungen, gelegentlich mit achterförmig verschlungenen Fadenfortsätzen; (239v, 244r) der Ausläufer im Binnenfeld blütenartig von dünnen, silhouettierten Zackenmotiven umgeben. Von demselben Lombardenzeichner stammen die Lombarden in Wien, Dominikanerkonvent, Cod. 171/140. – (1r) Deckfarbeninitiale, unfigürlich, mit kurzen Blattranken, in Dunkelblau (Buchstabenkörper), Orangerot (Binnenfeld), Grün und Weinrot (Ranken) sowie in einem silberfarbenen Metall (Außengrundecken). Grobe Ausführung durch einen wenig routinierten Buchmaler. Der Dekor im Buchstabenkörper nicht ausnehmbar. Im Binnenfeld orthogonaler Raster, die einzelnen Felder zweimal diagonal durchkreuzt und mit Binnenquadraten; aufgrund der ungenauen Ausführung kommt der zweifellos beabsichtigte plastische Effekt (vgl. als beliebiges Beispiel den ersten Band des ca. 20 Jahre später entstandenen Heuner-Missales, Wien, Dominikanerkonvent, Cod. 415/212, 439b) nicht zustande. Bei dem einfach profilierten, dreidimensional gestalteten Rahmen die oberen bzw. rechten Seiten der Leisten abgeschattet. Die Metallauflagen im Außengrund entlang der Rahmenkonturen mit Reihen von Punktpunzen verziert. Die Rankenblätter setzen sich jeweils aus zwei kurzen Blattsicheln und zwei eckig endenden Blattnadeln zusammen, die eine längere, geschwungene bzw. abgeknickte Blattzunge mit seitlicher Blattspitze flankeren. Die obere Ranke endet fibrillenförmig. Auffällig die Verknotungen der Rankenausläufer, insbesondere desjenigen auf dem oberen Seitenrand. – Demselben Buchmaler kann die Deckfarbeninitiale in Wien, Dominikanerkonvent, Cod. 171/140 zugeschrieben werden; die Binnenfeldgestaltung in dieser Handschrift gekonnter.
Teil 2335-HDS   Papier   Wien, Mitte 15. Jh.
Lagen: 7.VIHDS. – HDS ist das letzte Blatt der letzten Lage. – Reklamanten, Kustoden teilweise noch sichtbar (z. B. 382v 4us, 394v 5tus etc.)
Schrift:
(336r-409r) Schriftraum: 195 × 135    Spaltenzahl: 2    Zeilenzahl: ca. 38-43   
Schriftart: Bastarda
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   Figürlicher Buchschmuck   
Rote Überschriften (von der Hand des Schreibers 2) und Randnotizen, Strichelung von Majuskeln, Satzstrichel, Paragraphzeichen. – Dreizeilige rote Lombarden, von anderer Hand feiner gezeichnet als in Teil 1. – (336r) Fleuronnéelombarde, siebenzeilig. Die Lombarde blau, das nicht sehr sorgfälig gezeichnete Ornament rot. In dem durch Doppellinien gerauteten Binnenfeld und in den Ecken des viereckigen Außengrundes Garben runder bis spitz zulaufender Knospen. Als Besatz des Initialfeldes Dreiperlpyramide, Tropfen und Besatzgesicht im Dreiviertelprofil, des Weiteren entlang der Cauda des Q aneinandergreihte Profilblätter.

Einband: 15. Jh.     Streicheisenlinien        
Blaues Rauleder über Holzdeckeln. Zweifacher Streifenrahmen sowie orthogonale und diagonale Teilung des Mittelfeldes durch doppelte Streicheisenlinien. Kopf und Schwanz nachträglich mit braunem Leder überklebt. – Von den Beschlägen nur einige Befestigungsnägel erhalten. Oberes Schließenband erhalten (ohne Schließenhaken). – (VD) oben Titelschild (darunter ehemals Titel in roter Bastarda direkt auf das Leder geschrieben); ähnliches Schild auf dem VD von Wien, Dominikanerkonvent, Cod. 168/173a, ebenfalls aus St. Jakob. – Rückenschild mit nicht mehr leserlicher Aufschrift. – Lagenmitten mittels schmaler Pergamentstreifen verstärkt.


(VSr) Von zwei verschiedenen Händen Titel der beiden in der Handschrift enthaltenen Werke (18. Jh.), vermutlich im Wiener Dominikanerkloster eingetragen. Wann der Codex hierher gelangte, ist ungewiss. Kein mittelalterlicher Besitzvermerk des Klosters, keine Schilder, die auf den Purkhawser-Katalog von 1513, Cod. 232/260, verweisen würden. Möglicherweise erst nach der Auflösung von St. Jakob auf der Hülben 1784 in die Dominikanerbibliothek gekommen.
Vorbesitzer 1: Iacobus/Jacobus de Wuldersdorff/Wulderstorff (Wullersdorf/NÖ) , vor 1466
(VSr) Vermerk von 1467 über die Schenkung an das Augustiner-Chorfrauenkloster St. Jakob auf der Hülben in Wien durch Magister Jacobus de Wuldersdorff (Wullersdorf), †28.9.1466, u. a. Rektor der Universität und 1461 Kanoniker von St. Stephan (siehe AFTh, Bd. 2, 652, 650 plus – Geschichte der Universität Wien und das RAG). Jacobus wird im Vermerk als unser peichtvater bezeichnet. Die Art der Nutzung des Buchs sei sein will also gewesen. – (VSr) oben Inhaltsangabe, vermutlich vor der Schenkung an St. Jakob notiert: Secunda pars sanctis Estivalis epistolarum ... [radiert] de hasl[pach] / Tractatus de peccatis oris sive ligwe. Gews; darunter noch drei Sermones angeführt. Einen Eintrag derselben Hand enthält Cod. 170/139. – (VDS) oben Inhaltsangabe Von der Zeit Summertail / Magister Thaman von Haslpach uber dy Epistel von phinczstag auf das Advent (vor "auf" von anderer Hand die Zahl 26 notiert). Sie stammt vermutlich ebenfalls aus der Zeit vor der Schenkung an St. Jakob: Alle vier erhaltenen Ebendorfer Bände, die Jacobus dem Nonnenkloster St. Jacob überließ, zeigen Inhaltsvermerke dieses Typs (Cod. 168/137a, Cod. 170/139, Cod. 171/140, Cod. 172/141). Das gilt auch für Cod. 148/118 mit Sermones des Petrus Lombardus, der jedoch bei einer Restaurierung einen falschen Einband erhielt, so dass sich die Einträge auf dem VDS (Thomas Ebendorfer, Sermones de evangeliis de tempore, Pars hiemalis, Schenkung durch Wolfgang de Egenwurgk/Egenburg an St. Jakob, 1469) auf eine andere, bislang nicht identifizierte (vermutlich verlorene) Handschrift bezieht.
Vorbesitzer 2: Wien, St. Jakob auf der Hülben, Augustiner-Chorfrauenstift , 1467
(VSr) Schenkungsvermerk: Anno Domini mo iiiic lxvii jar hat uns hincz st. Jacob zu Wienn maister Jacob von Wulderstarff unser peichtvater das puech geschafft darumb wann wir aym prediger hieten der selber nicht püecher hiet das man yms leich das er uns daraus predig und das man sew her wieder fader und sew albeg pey dem chlaster pehalt und nymer verchauff das is sein will also gewesen. – (VDS, 201r) jeweils Besitzvermerk: Das puech gehört in das frawnchloster hincz sand Jacob zu Wienn. – Die drei Einträge stammen von derselben Hand. Vgl. Wien, Dominikanerkonvent, Cod. 168/137a, Cod. 170/139, Cod. 171/140. Von derselben Hand auch der Vermerk über die Schenkung durch Wolfgang de Egenburg in Cod. 123/90.
Katharina Hranitzky (20.11.2022)
"AFTh", "Lhotsky, Ebendorfer"
alle Initien
(VDS) Inhaltsangabe. Besitzvermerk St. Jakob auf der Hülben.
(VSr) Inhaltsangaben. Vermerk über die Schenkung an St. Jakob auf der Hülben.
(VSv) Leer.
(1ra-329va) Thomas Ebendorfer Sermones de epistolis de tempore (Perchtoldsdorfer Pfarrpredigten): Pars aestivalis (Lhotsky, Ebendorfer, 74, Nr. 37, II, mit dieser Handschrift). Pars hiemalis: Wien, Dominikanerkonvent, Cod. 171/140.
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1ra Dum complerentur dies penthecostes etc. Act. 2o. Sanctum pentecostes diem etiam sancti apostoli in magna reverentia habuerunt ... — ... (329va) ac pro his omnium largitori gratiarum referat actiones. Amen.
(201r) Besitzvermerk St. Jakob auf der Hülben (15. Jh.).
(330r-335v) Leer.
(336r-409r) Iohannes Geuss Tractatus de peccatis oris sive linguae.
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336r Tit.: (Oberer Seitenrand, rot) Incipit tractatus de peccatis oris sive ligwe [!]
Qui in verbo non offendit hic perfectus est vir scribitur Iacobi 3o capitulo. In quibus verbis beatus Iacobus tangit quam difficile est homini ... — ... (409r) a nobis scientiam viarum tuarum nolumus. (Rot) Et sic est finis.
(409r) Vokabular oder Glossar, lat./dt., Auszug. 5 Lemmata im Zusammenhang mit dem vorausgehenden Text.
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409r Item ludere spillen scherczen schollen schimphen / Civiloquium [?] leut...tige [?] red oder wart / Indiscreta verba unczuchtig wart / Turpiloquium sch...per [?] red oder wart / Lasciviloquium gail red oder wart.
(409r) Schlussschrift.
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409r (Rot) Explicit tractatus de peccatis oris sive lingwe editus per eximium olym sacre pagine professorem ac magistrum honorandum magistrum Iohannem Gewss alme universitate studii Wiennensis.