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Wien, Dominikanerkonvent, Cod. 98/63
LAURENTIUS DE LONDORIO
Papier   I, 181 Bl.   300×210/215   Österreich (Wien), um 1420/1430
 Volldigitalisat



Literatur zur Handschrift (Anzahl: 5)

Mittelalterliche Blattzählung in arabischen Ziffern auf dem oberen Seitenrand, mittig; neue Bleistiftfoliierung rechts oben (ab 13 um eine Stelle von der mittelalterlichen Zählung abweichend). – Lagen: VI12 + (VI-1)23 + 12.VI167 + (VI+2)181. Zwischen 12 und 13 fehlt ein Blatt (Textverlust; die mittelalterliche Blattzählung springt von 12 auf 14). Am Schluss weitere Blätter verloren (Schluss des Textes fehlt); bei der Restaurierung Bl. 180 und 181 an Bl. 179 (letzte Seite des letzten Sexternio) geklebt. Außerdem Bl. I (zum Einband gehörig) an Bl. 1 geklebt und die beschädigten Bl. 1 und 2 z. T. mit neuem Papier ergänzt. Bl. 22 löst sich aus der Bindung, das Gegenblatt (13) durch Kleben stabilisiert. – 23v-71v Reklamanten (z. T. beschnitten), ebenso 107v; 83v-179v Kustoden (7us-15us).
Schrift:
(1r-181v) Schriftart: Bastarda – Marginalien
Mindestens drei Schreiber, deutlicher Handwechsel 78v und 131rb, eventuell auch 104r und 113v. Ergänzungen und Randanmerkungen von weiteren Händen, z. B. 136r (136rb mit Zeigehand); 137v-138r "Einschub" von einem früheren Schreiber (?). Ab Buch 5 (127r) der Textanfang in Textualis hervorgehoben.
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Flechtbandinitiale(n)   Fleuronnéeinitiale(n)   
Buchmaler: Florator des Albrechtsgebetbuches
Rote Strichelung von Majuskeln, rote Paragraphzeichen, rote Unterstreichungen, rote Seitentitel auf dem oberen Seitenrand über die Doppelseite geschrieben (am Buchbeginn meistens nur auf der entsprechenden Seite). – (1r, 49r, 76v, 109r, 127r, 143v, 161r, 170v) zu den Büchern des Textes acht Fleuronnéeinitialen; (1r) Flechtbandinitiale in Rot und Blau; (109r) im Bogen des C Aussparung in Form einer lilienförmig verlaufenden Linie. Der Initialschmuck wurde teils sehr unsorgfältig von dilettantischer Hand (Hand 1) in Rot und Grün (46v: Garben großer Knospen und Perlenreihen) oder brauner Tinte (127r: stark vereinfachte, tropfenförmig umrandete Knospenähren) sowie in einem silberfarbenem, geschwärzten Metall (49r und 109r, hier über oder mit aufgemaltem Blattdekor), teils von einem geschulten, professionellen Florator (Hand 2) zuerst in Rosa, ab Buch 4 (109r) in Blau bzw. Rot ausgeführt. Dabei versah Hand 2 offenbar bereits vorhandene Initialen von Hand 1 mit Fleuronnée (1r, 49r, 76v, 109r) oder ergänzte fehlende oder unfertige Initialen (127r, 143v, 161r, 170v); z. T. wurde aber offenbar das Fleuronnée von Hand 2 wiederum nachträglich mit schwarzem Dekor versehen (143v: Punkte, flüchtige Fäden).
Die Formensprache von Hand 2, wiewohl hier weniger sorgfältig vorgetragen und einfacher im Vokabular, entspricht derjenigen des "Florators des Albrechtgebetbuches", Wien, ÖNB, Cod. 2722, mit dem Hand 2 daher identifziert werden kann. Der "Florator des Albrechtsgebetbuches" beteiligte sich auch an der Ausstattung von Band 2 und Band 3 der "Ambraser Bibel", ÖNB, Cod. 1187* und Cod. 1187**, und florierte des Weiteren ÖNB, Cod. 3728 (hier als Florator 2) sowie ein deutsches Gebetbuch des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, Hs. 22930. Zum Florator und den genannten Codices siehe Veronika Pirker-Aurenhammer, in: MeSch V, Kat. 10-12, 13 und 71 sowie Pirker-Aurenhammer 2002, 37-42, 90. – Gemeinsam sind Cod. 98/63 und den angeführten Werken des "Florators des Albrechtsgebetbuches" insbesondere die folgenden Motive: die innen gestrichelten "Blattscheiben", deren Kontur von einem Punkt oder charakteristischerweise von einer kurzen Wellenlinie in ihrem Inneren ausgeht (vgl. besonders 170v, zu Buch 8); die Eckvoluten; die kurzen, von tropfenförmigen Elementen oder Häkchen flankierten Reihen eng aneinandergefügter, leicht flach gedrückter Perlen; die kammartig vom Buchstaben abstehenden Fäden mit nach außen umgeknicktem Ende (vgl. 143v, zu Buch 6, z. B. mit Cod. 3728, 257r oder 461r, MeSch V, Abb. 335, 339 sowie mit Nürnberg, Hs. 22930, 80r). Des Weiteren, als Binnenfeldornament, die Knospenleisten (vgl. 143v, zu Buch 6, z. B. mit Cod. 3728, 427v, MeSch V, Abb. 338), Knospenspiralen (vgl. 161r, zu Buch 7, z. B. mit Cod. 2722, 89r) und Halbpalmetten (vgl. 170v, zu Buch 8, z. B. mit Cod. 2722, 210v). Schließlich die kreisförmig gekernten, etwas größeren Besatzperlen (vgl. 1r, zu Buch 1, z. B. mit Nürnberg, GNM, Hs. 22930, 80r).

Hs. enthält 1 Fragment
HDSHDS   Pergament   Italien, 14. Jh.
Lagen: 1 Bl., unten und links beschnitten.
Schrift:
(HDS) Schriftart: Rotunda

Einband: Wien     Neuzeitlicher Gebrauchseinband     
Einband restauriert
Einbandfragment oder Abklatsch vorhanden
Die Pappdeckel mit ockerfarbenem, schwarz gesprenkeltem Papier, die Ecken und der Rücken mit braunem Leder überzogen. – (HDS) Fragment einer italienischen Pergamenthandschrift, 14. Jh. – Zur Hinterklebung des Buchrückens verschiedene Fragmente verwendet (zwischen Bl. 1 und 2 sichtbar).


Die Handschrift befindet sich seit dem 15. Jahrhundert im Wiener Dominikanerkonvent. Besitzvermerke 1r (Iste liber est conventus Wienn) bzw. 83r und 108v (jeweils Iste liber est conventus Wiennensis ordinis fratrum predicatorum in Austria). Auf dem HDS (Fragment), neben verschiedenen auf den Seitenrändern angebrachten Federproben, links oben abermals (von anderer Hand) die Aufschrift Iste est liber conventus ordinis predicatorum in Wienna. Jedoch nicht eindeutig mit einem der im Purkawser-Katalog von 1513 (Cod. 232/260) verzeichneten Bände zu identifzieren. – Fragmente: Neben einem Blatt aus einer italienischen Handschrift des 14. Jahrhunderts (HDS) wurden zur Hinterklebung und Verstärkung der Lagen verschiedene Fragmente verwendet, u. a. ein winziges Bruchstück aus einer hebräischen Handschrift und Streifen aus einer deutschsprachigen, zweispaltig in Textualis geschriebenen Handschrift des 14. Jahrhunderts; ein weiteres hebräisches Fragment dient als Falzverstärkung beim Doppelblatt 6/7. – Ein kleines Bruchstück eines beschrifteten Papierblatts (15. Jahrhundert) eingelegt (Item. Ex quo tu... / conclusos [?]... / U[trum?] scientia ... / U[trum?] scientia ...: Exzerpte aus dem Text?).
Katharina Hranitzky (12.2.2023)
"MeSch V", "Pirker-Aurenhammer 2002", "Dewender 2002"
alle Initien
(1r-181v) Laurentius de Londorio Quaestiones Physicorum (Dewender 2002, Sigle W; Cod. 98/63 ist einer von sieben bekannten Textzeugen, siehe ebd., 163; dazu gehören auch die drei 1449-1450 datierten Bände Wien, Dominikanerkonvent, Cod. 114/81 [Buch 1-3], Cod. 115/82 [Buch 3-5] und Cod. 116/83 [Buch 6-8], bei Dewender 2002 Sigle Wi; Cod. 98/63 ist textlich eng mit dem 1417 datierten Textzeugen Klosterneuburg, Augustiner-Chorherrenstift, Cod. 674 verwandt, siehe Dewender 2002, 164). Das Ende von Buch 8 fehlt.
   2
1r Tit.: Laurentius de Landorio ... [fehlt] / Utrum Scientia naturalis sit scire de omnibus ... [fehlt]
Circa primum librum totius libri Physicorum movetur ista quaestio utrum scientia naturalis sit scientia de omnibus rebus. Et arguitur primo quod non ... — ... Confirmatur nam vigor primi motoris excedit omnem vigorem possibilem et imaginarium ergo sequitur [bricht mit dem Seitenende ab].
126v Tit.: (Autorname, rot) M[ag] Lau[rentius] de Lon[dorio]
(106v) Leer.
(HDS) Bernardus Compostellanus Antiquus Lectura aurea in primum librum Decretalium, Fragment aus De rescriptis (Druck: Paris 1516, Bl. xxiiiv-xxiiiiv).