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Neustift/Novacella, Augustiner-Chorherrenstift, Cod. s.n.
"NEUSTIFTER WAPPENBUCH"
Pergament   I, 88, I* Bl.   245×180   Sterzing (?), 1548-1552
Die folgenden Daten sind Auszüge aus dem gedruckten Katalog der mittelalterlichen Handschriften in der Stiftsbibliothek Neustift (siehe unten angeführte Literatur; auch online zugänglich). Diese Daten, insbesondere die Bibliografie, werden laufend korrigiert und ergänzt.

 Volldigitalisat



Literatur zur Handschrift: Kat. Neustift 2021, 356-357 (online)
Am oberen Blattrand Paginierung, beginnend mit der Zahl 2, Anfang 20. Jh. radiert und ersetzt, beginnend mit der Zahl 1 (wohl durch Marie Fischnaler, s. Arch 11). Eingelegtes Bl. (gefaltet) mit zwei schwarzweiß ausgeführten und einem kolorierten Wappen. S. 53–77 kleine Papiermarken mit Buchstaben „M“ (S. 55, zweite Zeile Mitte „55 M“) in Tinte über den Wappen aufgeklebt, nachträglich. Bisweilen über den Wappen Klebespuren derartiger Papiermarken sowie Reste von rotem, vereinzelt auch grünem Wachs (?), das als Klebstoff verwendet wurde.
Schrift:
Schreiber: Vigil Raber  
Zuweisungen über dem jeweiligen Wappen von unterschiedlichen Händen, Haupthand bastardaähnliche Buchschrift, wohl Vigil Raber.
Ausstattung: Illuminiert   Wappen   
Buchmaler:
Da das Wappenbuch durch die Edition von H. W. Arch umfassend und rezent erschlossen ist, an dieser Stelle nur grundlegende Angaben zur Wappenanzahl, Technik, Händescheidung und Datierung. Insgesamt 1562 Wappen (koloriert und unkoloriert, mit und ohne Namen der Wappenträger; ohne Leerwappen [13] und Hauszeichen [2]); Zahlenangabe 1558 (S. 176) evtl. keine Jahreszahl, was aber nicht völlig verworfen werden sollte, sondern Wappenzählung (s. Arch 16): 1562 minus vier übermalte, unfertige oder verschmierte Wappen; in der Regel drei mal drei Wappen pro Seite, S. 176 nur zwei Wappen. Rundbogige Schilde (54 × 47, mit Schablone angelegt). S. 104–105 Umrisszeichnung mit schwarzer Tinte, 104,7 zusätzlich Vorzeichnung erkennbar (nur 105,8 koloriert); ansonsten Ausmalung mit Deckfarben (ohne Verwendung von Blattgold), fallweise dünnerer Farbauftrag; Originalkolorit etwas kräftiger als in Ed. Seitenverkehrte Darstellung unsymmetrischer Wappen (möglicherweise für geplanten Druck, s. Arch 14–15). Plastizität von Holz- bzw. Steinschilden (mit Graten) wird durch verschattete Kanten und horizontal gestrichelte (mit Pinsel ausgeführte) Schattenpartien in Grau bzw. in dunklerer Lokalfarbe erzeugt; auch Wappenbilder durch Schattenwürfe immer wieder räumlich hervorgehoben (z. B. 7,4). Es fällt auf, dass ab S. 106, also nach dem Abschnitt mit den unkolorierten Zeichnungen, bis einschließlich S. 116 Binnenzeichnungen minutiöser ausgeführt sind, vgl. z. B. die einfache Fellstrukturierung des Löwen 85,2 mit den bewegten Binnenmodellierungen S. 107; zudem verstärkte, die Plastizität von Schilden und Motiven erhöhende Flächenschattierung: hier wohl andere Hand tätig; ab S. 117 bis S. 123 möglicherweise wieder die urspr. Hand tätig; danach vergröbert sich die Ausführung bis zum Ende der Hs. Die beiden Wappen S. 176, v. a. 176,2, könnten Ergänzungen im Stile der voranstehenden Wappen sein. Inwieweit daraus (in Zusammensicht mit Handwechseln in der Schrift) de facto auf Handwechsel in der malerischen Ausgestaltung geschlossen werden kann, die in der Hauptsache sicherlich Raber zugeschrieben werden muss, bleibt noch zu untersuchen. Arch gibt das Wappenbuch in die letzten Lebensjahren Rabers (vor 1552, s. auch bei G). Sollte es sich bei den Wappen S. 176 tatsächlich um Ergänzungen handeln, dann könnte 1558 doch eine Jahreszahl sein, die auf die Ergänzungen Bezug nimmt.

Einband: Neustift (?)     2. Hälfte 18. Jh.     Neuzeitlicher Gebrauchseinband     Blindstempel        
Pap. tw. stark abgerieben. Am VD und HD Ecken mit braunem Leder verstärkt. Rücken: braunes Leder, fünf einfache Bünde, von Goldbordüren gesäumt. In den Feldern 1 sowie 3–6 in Goldprägung Einzelstempel kleine Blumensträußchen (Vignetten) frei (Nr. 1). Zw. erstem und zweitem Bund rotes Titelschildchen mit Golddruck WAPPEN[BU]CH. Schnitt rot gefärbt. Spiegel Pap. 18. Jh. Am Spiegel des VD Exlibris, Besitzvermerke und Signaturen (s. bei G), Spiegel des HD leer.


Entstanden zw. Vigil Rabers Arlberg-Aufenthalt 1548 und dessen Tod 1552. Möglicherweise diente das sog. Innsbrucker Wappenbuch des Jörg Rugen ULBT, Cod. 545 in einer Kopie als Vorlage für das sog. Neustifter Wappenbuch, vgl. bes. Bl. 249r–260r „Vnder dem keissertom Constantinoppel“ (Phantasiewappen). Vgl. Arch 2001 15-16. Eine Nutzung von ULBT, Cod. 545 im Original kann nicht bestätigt werden - Wasserzeichenbefund, Besitzeintragungen und Rezeptionsspuren weisen darauf hin, dass sich ULBT, Cod. 545 im 16. Jahrhundert im Raum Passau-Niederösterreich befunden hat. (Stand 2023, Claudia Schretter-Picker / Maria Stieglecker)
Vgl. Weimar, Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek, Fol. 220: Vigil Raber, Wappenbuch 1548 (Konrad Fischnaler, Vigil Rabers Wappenbuch der Arlberg-Bruderschaft in Weimar. Der Deutsche Herold 8 [1909] 1–24).
Am Spiegel des VD alte Signaturen, wohl nicht der Stiftsbibl. Neustift: 2602 (Tinte), Z. I. c. C. (Tinte, gestrichen) und Z. III. l (Bleistift). Besitzvermerk Stiftsbibl. Neustift 18. Jh. Bibliothecæ Neocell., mit Exlibris der Stiftsbibl. Neustift 18. Jh. überklebt. Darunter in Bleistift (fälschlich) 1.576 Wappen. S. 176r 1558 (Tinte), am Spiegel des VD 155(9) (Bleistift, schlecht lesbar), wohl nicht Jahreszahl, sondern Wappenzählung (nicht korrekt). Bei der vorübergehenden Klosteraufhebung 1807 nicht an die Universitätsbibliothek Innsbruck gelangt.

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"Kat. Neustift 2021", "Arch 2001 "
alle Initien
(Ir-v) leer.
Vigil Raber Neustifter Wappenbuch. (Ed. und Faksimile mit Blasonierungen sowie ausführlicher Einleitung: H. W. Arch, Vigil Rabers Neustifter Wappenbuch. Aus der Bibliothek des Augustiner Chorherren-Stiftes Neustift. Brixen 2001). Insgesamt 1577 Wappendarstellungen, darunter zwei Hauszeichen und 13 leere Wappenschablonen. 352 ohne Namenszuweisungen. Eingelegter Zettel mit drei Wappendarstellungen (jeweils mit Helmzier).
(I*r-v) leer.