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Göttweig, Benediktinerstift, Cod. 97 (rot) / 27 (schwarz)
NICETAS REMESIANENSIS. ORIGENES
Olim: F 20    Pergament   178 Bl.   280×190   3. Viertel 12. Jh.
 Volldigitalisat




 VIVARIUM — images (HMML)
Literatur zur Handschrift (Anzahl: 33)

Lagen: 11 + 22.IV177 + 1178
Schrift:
Schriftraum: 215 × 135    Spaltenzahl: 1    Zeilenzahl: 29   
Schriftart: Karolingische Minuskel
Durchgehende moderne Bleistiftfoliierung (20. Jh.), Blindlinierung, zeitnahe Kustoden, ab 106r neue Lagenzählung. Drei Hände: H1: 2r-105r, diese Hand findet sich auch in Göttweig, Cod. 53a (rot), 68v Z 14 - 129r Z 8, Cod. 107 (rot), 45v-118v, 120r-125v, 168r-v sowie Vor- und Nachsatzblatt und Wien, ÖNB, Cod. 1001, 69r-74r. Hand 2: 106r- 133v Z 18, ebenfalls nachgewiesen in Cod. 88, Bl. 1-75 sowie in ÖNB, Cod. 748 Hand 4 (51r-75r); Hand 3: 133v Z 19 - 177v. Vereinzelt Nota-Monogramme am Seitenrand, Wortergänzungen, Streichungen (57r), Verbesserungen, Interpunktion und Textergänzungen von späterer Hand (schwarze Tinte); Verweis: Marginalie auf Bl. 103r verweist auf mehrseitige Textergänzung auf 106r-110v: + Sed hoc quod addidit Require ad tale signum + ; Risse im Pergament vernäht (Fäden entfernt), an mehreren Stellen mit Pergamentstreifen überklebt („Pflaster“, 29r/v, 137r, 164, auf 144v mit Spuren von Rubrizierung).
Ausstattung: Illuminiert   Figürlicher Buchschmuck   Miniatur(en)   
Blatt 1r/v: Das beidseitig illuminierte Blatt ist vor die erste Lage gebunden und zeigt ganzseitige Illustrationen, wobei Recto- wie auch Versoseite je zweigeteilt aufgebaut sind. Auf 1r findet sich in der oberen Blatthälfte ein Stifterbild: Ein Bischof - sehr wahrscheinlich der Hl. Altmann - präsentiert einen von zwei Türmen flankierten, dreischiffigen Kirchenbau, der sich auf stilisiertem, bewaldetem Hügelland erhebt und vermutlich Stift Göttweig darstellt. In der unteren Bildhälfte sitzen zwei Äbte auf Stühlen mit Löwenverzierungen, sie befinden sich in einem dreijochigen Innenraum und deuten auf die Darstellung in der oberen Bildhälfte. 1v: In der oberen Bildhälfte ist die Aussendung des Heiligen Geistes zu Pfingsten auf die Gruppe der Apostel dargestellt, in deren Mitte der Hl. Petrus platziert ist. Im Bild darunter blickt eine Schar Menschen, die, ähnlich wie die Äbte auf 1r in einem dreijochigen Innenraum versammelt sind, gestikulierend auf das obige Pfingstgeschehen. Beide Bildhälften werden seitlich von einer urbanen Architektur gerahmt. Die Konturen von Gesichtszügen und Händen sind in der unteren Bildhälfte wie auch auf 1r (nachträglich?) mit schwarzer Farbe betont worden, dieses Phänomen findet sich auch auf den Bildseiten 1v, 2r/v von Göttweig, Codex 49 (rot) / 43 (schwarz). Im vorliegenden Codex waren in den drei Jochen auf 1v, untere Bildhälfte, über den nach oben gerichteten Gesichtern und neben und in den Figurenkörpern Namensbeschriftungen von einer Hand des 15. Jahrhunderts geschrieben, diese wurden jedoch getilgt. In Codex 49 (rot) / 43 (schwarz), 2r sind ähnliche Beschriftungen noch zu sehen. Weitere Ausstattung: Rote Überschriften, einfache rote 3-4zeilige Initialen; 105v: Vorzeichnung eines ganzseitigen Kreuzigungsbildes hier am Ende einer kodikologischen Einheit.
Analog zu Codex 49 (rot) / 43 (schwarz) wurde Codex 97 (rot) / 27 (schwarz) in der Forschung bereits häufiger besprochen: Martina Pippal verweist beim Figurenstil auf schwäbische Vorbilder, datiert den Codex jedoch entgegen der älteren Forschung aufgrund der fortgeschrittenen Gestaltung von Körper und Gewändern in das dritte Viertel des 12. Jahrhunderts (Pippal in Kat. Göttweig 1983, 553). Werner Telesko konstatiert darüber hinaus Salzburger Einfüsse im Figurenstil, die auch über Admont vermittelt worden sein könnten (Telesko 1995, 137, ähnlich auch Lechner 1996, 50).

Einband: Gotisch     Streicheisenlinien   Blindstempel        
Brauner Ledereinband d. 15. Jahrhunderts, Streicheisenlinien und Einzelstempel (u.a. nach Fingernagel / Simader 11, 12, 16, 19, 23), 5 Metallbeschläge pro Deckel, 2 Schließen, zwei Titelschilder: eines mit der olim-Signatur _20 sowie eines aus dem 19. Jahrhundert. Nach der Restaurierung am Anfang dieses Jahrhunderts wurden die Schilder auf den VDS geklebt.


178r: Hic liber pertinet ad sanctam Mariam kotwich (12. Jh.), ebenda getilgter Besitzvermerk; 179v: De chotewico (15. Jh.). Die Handschrift ist im Barockkatalog von 1738 unter der Signatur F 20 auf Blatt 121r erwähnt. Durch die Parallelen der Schreiberhände zu anderen Göttweiger Codices kann für den Codex eine Entstehung in Göttweig angenommen werden.

Diese Textzusammenstellung findet sich auch in Göttweig, Cod. 96 (3. Viertel 12. Jh.), St. Florian, Cod. XI 74 (11. Jh.), Heiligenkreuz, Cod. 122 (1134/1147), ÖNB, Cod. 768 (Klosterneuburg / Baumgartenberg 1160/1170) und Graz, Ms. 279 (Seckau, Anfang 13. Jh.). Die Texte Bl. 1r-78v sind in dieser Abfolge auch in Kremsmünster, CC 313, 122v-216r, der Text Bl. 79r-128v auch in CC 344, 114r-171r (jeweils Mitte oder 3. Viertel 12. Jh.) überliefert. Zu Details der Überlieferung siehe die Beschreibung von Nikolaus Czifra zu Cod. 96.

Astrid Breith, 10.4.2014
"Kat. Göttweig 1983", "Telesko 1995", "Lechner 1996", "RB", "CPL", "PL", "Caspari 1879", "GCS", "CPG", "CGS"
alle Initien
(2r-5r) Nicetas Remesianensis Explanatio symboli (RB 5659, V; CPL 647; PL 52, 867-871 B10; J. B. Pitra, Analecta sacra Spicilegio Solesmensi parata. N. S. III. Paris 1883, 583-584). Ebenso wie in Cod. 96 stimmt der Text bis zur Mitte mit jenem in der PL überein, danach gibt Bl. 4r, Zeile 24 die Handschrift einen Auszug einer weiteren Auslegung des Symbolum wieder (vgl. Caspari 1879, 309-315 und die Parallelüberlieferung).
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2r Tit.: Expositio Orienis (!)
Credo in deum patrem omnipotentem. Bene incipit a credulitate confessio quia sic et beatus Paulus expressit ... — ... virtutes et potestates in hac deputantur.
4r Cum in principio creasset deus caelum et terram et hominem in die sexto ... — ... per universas provincias tradiderunt dicentes: Credo in deum patrem omnipotentem.
(5r-105r) Origenes In Leviticum homeliae 1-16 (GCS 29, 280-507; RB 6176; CPG 1416). Für die Rubrik der zweiten Homilie ist, ident zu Cod. 96, Platz ausgespart, sie wurde jedoch nicht ausgeführt.
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5r Tit.: Omelia prima in Leviticum
Sicut in novissimis diebus verbum dei ex Maria virgine carne vestitum processit in hunc mundum et aliud quidem erat ... — ... dominus noster Iesus Christus et suum nobis suave iugum fidei spei et caritatis ac totius sanctitatis imposuit. Ipsi gloria in saecula saeculorum. Amen.
(105v) Leer.
(106r-110v) Ergänzung von ausgelassenem Text, siehe Verweiszeichen auf fol. 103r.
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106r Sed hoc quod addidit ... — ... Serpens autem erat sapientior omnium bestiarum quae sunt super terram.
(110v-177v) Origenes Homeliae in librum Iesu Nave [a Rufino translatae] 1-26 (CGS 30, 286-463. RB 6181; CPG 1420).
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110va Tit.: Incipiunt capitula omeliarum Origenis Adamanti in Iesu Nave
I. Locutus est dominus ad Iesum dicens elige tibi viros potentes ... — ... (111ra) Expliciunt capitula in Iesu Nave.
111ra Tit.: Incipit liber omeliarum Origenis Adamanti in Iesu Nave
In divinis voluminibus refertur quod ad constructionem templi unusquisque pro viribus obtulerit potentes quidem et principes populi ... — ... et ubi est verus Israel in Christi Iesu domino nostro cui est gloria et imperium cum sancto spiritu in saecula saeculorum. Amen.