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Göttweig, Benediktinerstift, Cod. 147 (rot) / 147 (schwarz) [heute: Oxford, Bodleian Library, MS Lyell 67]
SPECULUM HUMANAE SALVATIONIS
Olim: 136; R 20    Papier   I, 94 Bl.   295×210   Böhmen (Prag ?), 4. Viertel 14. Jh.
Provenienz/Letztbesitzer: Vyšehrad, St. Peter und Paul (Prag)
 Volldigitalisat
Literatur zur Handschrift (Anzahl: 16)

Lagen: (V+1)11 + (V-1)20 + VII34 + (VI-1)45 + VI57 + VI69 + (VII+1)84 + (VII-1)95=HDS.
Moderne Bleistiftfoliierung. Das Pergamentvorsatzblatt ist um die erste Lage gebunden, es wurde jedoch nicht foliiert und mitgezählt. HDS als Blatt 95 gezählt. Zeitnahe Lagensignaturen in römischen Ziffern teils zu Anfang bzw. Ende einer Lage (12r: ii9; 21r: iii9; 46v: iiii9; 57v: v9; 69v: vi9; 83v: vii9); Foliierung mit Bleistift (20. Jh., engl., Blatt 94v Bleistiftvermerk: 94 leaves).
Schrift:
(1-95) Schriftraum: 225 × 160    Spaltenzahl: 1-2    Zeilenzahl: 57, 25   
Schriftart: Notula
Eine Hand. Prolog (1r-2v) zweispaltig, Schriftraum 220 x 145 mm, Spaltengröße 220 x 70 (Spalte 1) bzw. 60 (Spalte 2, auf der Versosteite wechselnd) mm mit 50-57 Zeilen pro Spalte; Hauptteil (4r-94v) einspaltig, Bilder in der Regel 110 x 150 mm, darunter Text: 115 x 90 mm in einer Spalte mit 25 Zeilen. Tintenlinierung. Das Pergamentfragment war ehemals auf den VDS geklebt (Abklatsch), es wurde später abgelöst und an die erste Lage gebunden; das letzte Blatt der Buchblockes, Blatt 95, ist auf den HDS geklebt und wurde in der Lagenformel von De la Mare vernachlässigt. Generell ist das Papier stark abgenutzt, einzelne Risse wurden durch Papierpflaster geklebt (z. B. 12r), vereinzelt Wasserflecken, die Bindung ist teilweise locker.
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Figürlicher Buchschmuck   Federzeichnung(en)   
Rubrizierungen und rote Initialen auf den Blättern 1r-60r, in jenem Bereich sind auch die Anfangsbuchstaben der Verse durchgehend senkrecht rubriziert. Auf jeder Seite eine typologische Federzeichnung mit Bildüberschrift (von der gleichen Hand ?), darunter jeweils 25 Verse Text. Ganzseitige Zeichnungen vom gleichen Meister: (3r) Bildseite St. Dorothea und (95r) Martyrium des Hl. Erasmus (Schlußzeichnung auf dem letzten Blatt der letzten Lage, nun auf HDS aufgeklebt); Blätter 60v-94v: Text und Zeichnungen nicht rubriziert.

Hs. enthält 1 Fragment
VSVS   Pergament   12. Jh.
Schrift:
(VS) Schriftraum: mind. 160 × 130    Spaltenzahl: 1    Zeilenzahl: mind. 22   
Schriftart: Karolingische Minuskel
Das Vorsatzblatt aus Pergament, ehemals auf VDS geklebt (Abklatsch), nun freigestellt, Blatt 11 an den Pergamentfalz angeklebt.
Ausstattung: Rubriziert   
Rote Überschriften und rote Majuskelinitialen.

Einband: Gotisch     
Stark abgegriffener, unverzierter, ehemals dunkelbrauner Ledereinband, Holzdeckel, abgeschrägte Kanten, ehemals 5 Beschläge pro Deckel (alle entfernt), ehemals 2 Schließen (entfernt), VD: Aufschrift: Liber Ecclesie Wissegraden[sis] (St. Peter und Paul, Vysehrad, Prag); Buchrücken: mehrere Signaturschilder (von oben nach unten): Speculum humanae salvationis, Pergament, 17. Jh., kaum lesbar [über den entfernten Beschlag geklebt]; R. 20, 18. Jh.; XIV Spec. Hum. Salvat. 147 (rot), Papier, 19. Jh. (typisch für Göttweig); 136 (Perg.); MS Lyell 67 (20 Jh., Oxford).


Wie die Titelbeschriftung auf dem Vorderdeckel angibt, gehörte die Hs wohl einmal zur Bibliothek des Vyšehrad in Prag oder wurde möglicherweise sogar dort geschrieben. Sie gelangte wahrscheinlich im Zuge der Hussitenkriege nach Österreich und wurde erst später dem Bestand in Göttweig eingegliedert, wofür das oberste Titelschild auf dem Buchrücken, das auf eine Sondersammlung verweist, wie auch die Olim-Signatur sprechen. Im Katalog von 1738 ist sie auf Seite 41v vermerkt. Die Editoren Lutz–Perdrizet 1907 erwähnen in ihrer Übersicht vier Göttweiger Manuskripte (Bd. I, X, 30-33, "Communication du bibliothécaire, 16. juillet 1906", Cod. 143, 147, 223 und 240). Breitenbach fand Cod. 147 (rot) 1930 (Breitenbach 1930) noch in Göttweig vor und stellt in seiner Untersuchung des Bildprogramms die These auf, sie hätte als direkte Vorlage für Göttweig Cod. 240 (rot) / 244 (schwarz) gedient. Sie wurde am 3.7.1933 bei Sotheby’s verkauft, 1939 wiederum von James P. R. Lyell erworben, der sie 1949 der Bodleian Library in Oxford vermachte.
Astrid Breith, Januar 2016
"Lutz–Perdrizet 1907", "Breitenbach 1930", "De la Mare 1971"
alle Initien
(VSr-v) Lectionarium-Fragment (Ausführliche Incipits bei De la Mare 1971, 204f.).
(1ra-95r) Speculum humanae salvationis, Cap. 1-45 (Ed.: Lutz–Perdrizet 1907, 2-99. Prolog abweichend. Keine Kapitelnummerierungen. Bereits De la Mare 1971 konstatiert die Umstellung von Texteinheiten (etwa Kap. VI, Verse 75-100 sowie 51-75 auf Blatt 15 r/v) und Textverlust in den Kapiteln VII, Verse 1-50, Kap. VIII Verse 51-100; Kap. IX Verse 1-50, Kap. XIX Verse 1-50 sowie Kap. XLV Verse 105-156, der mit fehlenden Blättern einhergeht (siehe Lagenformel). Der Text folgt weitgehend der Edition von Lutz–Perdrizet 1907, die nach der Handschrift München BSB, Clm 9491 [Niederaltaich, 1646] erstellt wurde, bietet jedoch auch einige Plusverse (siehe De la Mare 1971, 204). Breitenbach 1930, 8, ordnet die Göttweiger Codices 147 (rot) und 240 (rot) stilistisch in den Kreis um die Handschrift Augsburg UB (früher: Maihingen, Fürstlich Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek), Cod. I.2.fol. 23 (s.a. Robbe 2010, 68f. Anm. 198) ein.). (3r) Bildseite: S. Dorothea, (3v) Leer, (95r = HDS) Bildseite: Martyrium des Hl. Erasmus.
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1ra Incipit prooemium cuiusdam novae compilationis ... — ... Proximos edificet et me gratum tibi faciat. Et sequitur prohemium huius libri in sesto [!] sancti Georgii.
4r Incipit speculum humanae salvationis / In quo patet casus hominis et modus reparationis ... — ... Qui cum patre et spiritu sancto est in perpetuum benedictus. Amen.