Rote Überschriften, rote Strichelung von Majuskeln, ein- bis zweizeilige rote und blaue Lombarden; bei der blauen Lombarde auf dem HD tropfenförmigen Verdickungen mit abstehendem Strichel und seitliche Fiederungen. – (Einbandrücken/VD/VDS) Zum Introitus am Pfingsttag (Spiritus domini replevit) unfigürliche Deckfarbeninitiale mit Ranken. Der Buchstabenkörper hellgrün, das Binnenfeld rosa mit feinem weißem Deckweißdekor (Bogenreihen entlang der inneren Buchstabenkontur, vom Mittelteil des S ausgehende Strahlen), goldener Außengrund (mit Begleitlinien aus Punktpunzen), dreidimensional gestalteter hellblauer Rahmen. An das obere randseitige Eck des Initialrahmens zwei einander überkreuzende grüne Ranken angesetzt, die im Interkolumnium in je einem dreiteiligen, länglichen Blatt in Rosa bzw. Blau auslaufen; zwischen den Blättern Goldtropfen mit Strichelbesatz in brauner/weinroter Feder. Die Initiale wird auf dem linken Seitenrand (Einbandrücken) von einer selbstständige Ranke mit "abgeschnittenem" Stängel (ehemals grün, jetzt abgerieben/verfärbt) begleitet, die auf dem unteren Seitenrand zwei Medaillons ausbildet und schmale Blätter treibt. Das Rankenende unterhalb der rechten Textspalte umgreift eine Goldperle mit anschließender breiter Fibrille in braun-schwarzer Feder; Spuren weiterer Goldelemente mit Strichelbesatz links unten. – Der Rankenschmuck ist nur fragmentarisch erhalten: Der beschnittene Blattrand auf den VD innen eingeschlagen und mit dem VDS aus Papier überklebt.
Der Deckfarbendekor ist der Werkstatt des Regensburger Buchmalers Berthold Furtmeyr zuzuschreiben. Charakteristisch für dessen Formensprache sind die dünnen, plastisch modellierten, rankenartigen Leisten, die den oberen und den unteren Bogen des Buchstaben bilden, die metallisch-scharf umrissenen, raumgreifenden Blattzungen des Füllblattwerks im Buchstabenschaft, der einfache dreidimensionale Initialrahmen, der "abgeschnittene" Rankenstamm, die geschwungenen Rankenblätter mit den schmalen, eckig abschließenden Blattzähnen und die Goldelemente mit Federdekor. Die zarte Farbigkeit, die dünnen Ausläufer der Rankenblätter und vor allem die Höhung der Blattrippen durch jeweils eine lockere Punktereihe sind Indizien für eine Datierung des Missalefragments in die 1480er Jahre (zu Furtmeyrs Stil dieser Zeit siehe Hranitzky 2014, 172 f.). Als Vergleiche eignen sich z. B. die vier Bände des Münchener Exemplars der Inkunabel GW871 (Nürnberg, 1482; BSB, 2 Inc. c.a. 1154-1, 2 Inc.c.a 1154-2, 2 Inc.c.a. 1154-3, 2 Inc.c.a 1154-4), darin z. B. die Initialen mit Ranken in Bd. 1, Bl. 8 (hier auch ähnliche Bogenreihen im Binnenfeld) oder in Bd. 3, Bl. 8. Ein weiteres Beispiel dieser Stilgruppe ist München, BSB, 2 Inc.s.a. 214 d, z. B. Bl. 581r (GW4282, Straßburg, nicht nach 1480). In den genannten Bänden finden sich jeweils auch ähnliche Lombarden mit tropfenförmigen Verdickungen und Fiederungen wie auf Druck 00713/2, Einband.
Einband:
Einbandfragment oder Abklatsch vorhanden
Pappdeckel.
Der Trägerband des Fragments ist Teil 3 von: Johannes Duns Scotus, In libros sententiarum, Venedig: Gregorius de Gregoriis, 26.8.1505. – (VSr) Besitzvermerk/Benützereintrag des Wiener Dominikaners und Theologieprofessors an der Universität Wien Reiner Pistorius (†12.1.1677, Dr. theol. 1645; siehe Brunner 1867, 7; Kubalek 1974, 163, mit Anm. 18): Ad usum fratris Reineri Pistorii ordinis praedicatorum sanctissimae theologiae magistri (gleichlautender Eintrag in Druck 00713/1). Vorbesitzer: Pistorius, Reiner OP (†12.1.1677)
Missale, Fragment.Vigil von Pfingsten (Ende, ab Lc 9,5) bis Pfingstsonntag (Anfang, bis Act 2,10).
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HD
[... eti]am pulverem pedum vestrorum excutite in testimonium supra illos ... (VD) Spiritus domini replevit ... — ... (VD) quae est circa Cyrenen et advenae Romani [...].