Blattzählung: I-VII, 1-253, I*; das hinzugefügte Doppelblatt 251/252 mitgezählt. – Lagen: (III+1)VII + VI12 + (VI+1)25 + VIII41 + 2.VII69 + VI81 + VII95 + VI107 + VII121 + VI133 + (VI-1)144 + (VI+1)157 + 5.VI217 + VII231 + VI243 + (IV+I+1)I*. Bl. I und I* ehemalige Spiegelblätter (Abklatsch auf VDS und HDS), jetzt VS und NS: hebräische Fragmente (siehe oben); weitere Fragmente im Falz (zwischen IV/V, 18/19, 33/34, 114/115, 211/212, 247/248). Bl. I um die erste, Bl. I* um die letzte Lage gelegt (letztere 1915 neu geheftet, siehe bei Einband), dabei Bl. I an Bl. 1 geklebt. Über kein Gegenblatt verfügen Bl. 25 (um die zweite Lage gelegt; dieser hinzugefügt, um die ersten beiden Texteinheiten abzuschließen), 134 (Falz des Gegenblatts zwischen 144/145) und 145 (Falz des Gegenblatts zwischen 157/158). Bl. 170, 182 und 218 sind an den Falz des jeweiligen Gegenblattes geklebt (181, 193 und 231). Bl. 251/252 ist ein auf 253r geklebtes, kleineres, neuzeitliches Doppelblatt mit Notizen (1909). – Kustoden am Lagenanfang überwiegend erhalten (IIr primus, 1r 2us, [13r], 26r quartus, 42r quintus, 56r sextus, 70r septimus, [82r], 96r nonus, 108r decimus, [122r undecimus beschnitten], [134r duodecimus beschnitten], 145r tredecimus, 158r xiiij, 182r xvj, 194r xvij, 206r xviij, 218r xviiij, 232r xx). Bl. 12v und 24v (!) Reklamanten.
Schreiber: Johannes Wienner – Schriftart: Bastarda Johannes Wienner ist nicht näher fassbar. Entgegen Krämer, Scriptores ist seine Hand nicht identisch mit derjenigen des Augsburger Konventualen Johannes Wiener, der seine Arbeit an München, BSB, Clm 4153 laut Kolophon 155r im Jahr 1436 beendet hat. Dass der Zuname als Herkunftsbezeichnung zu deuten ist (Romocki 1895/1896, Bd. 1, 127, Anm. 1 liest "per Johannem, Wienn"; Eberhard König, in: Tenschert 1990, 238 macht daraus "Johannes aus Wien"), wird von Schmitt 1962, 56 f. bezweifelt, der den Schreiber kurzerhand mit dem erst Jahrzehnte später in Augsburg nachweisbaren gleichnamigen Drucker gleichsetzt. 1466 läßt sich ein Johannes Wienner de Wienna in der Matrikel der Universität Wien nachweisen (MUW II, 93; vgl. auch AFA III,1, Nr. 15392). Ab 1475 ist der Drucker, Buchführer und Schreiber Johann Wiener in Augsburg dokumentiert (vgl. Schmitt 1962, 56 f.; Künast 1997, 122; Künast 1997a, 1209). Die Holzschnitte in der von Johann Wiener um 1475/1476 herausgegebenen Vegetius-Ausgabe (GWM49503) stehen jedoch in keinem Zusammenhang mit Cod. 3062, sie stellen vielmehr Kopien nach dem Veroneser Druck 'De re militari' des Roberto Valturio von 1472 dar (GWM49412; vgl. Fürbeth/Leng 2002; anders noch Schmitt 1962, 57).
Schriftart: Bastarda Im Bildteil meistens nur kurze und unregelmäßig angeordnete Beitexte (1-13 Zeilen; häufig oberhalb der Darstellungen, aber auch zu Seiten bzw. auf dem gegenüberliegenden Blatt stehend, gelegentlich mittig [z. B. 45r, 50r, 185v], unterhalb [115v] oder quer [68v] zu den Bildern verlaufend, einige Male direkt auf den Gegenständen bzw. sie berührend [z. B. 66v, 67r, 71v, 72r, 72v, 92r, 92v, 111r, 130r, 147r, 221r, 225v, 227r]). Lediglich den Planetengöttern gehen längere Texteinheiten voraus (20-25 Zeilen; 41v, 81v, 107v, 144v, 149v, 181v, 217v). Einige Bilder verfügen über keinen Beitext (27r, 27v, 28r, 96v [unten], 116v [unten], 118r, 119r, 119v, 146r, 209v). – Die Textierung erfolgte erst nach Fertigstellung der Zeichnungen, wie z. B. auf 67r, 68r, 71v, 92r ersichtlich wird, wo die Schrift quer über die Darstellungen verläuft. Dies zeigt sich auch anhand der Planetendarstellungen, die die sieben Kapitel eröffnen und die jeweils auf dem ersten Blatt einer neuen Lage stehen (42r, 82r, 108r, 145r, 170r, 182r, 218r), während der dazugehörige Text auf dem letzten Blatt der jeweils vorausgehenden Lage untergebracht worden ist, von der offenbar mit Bedacht stets mehrere Seiten leer geblieben sind (39v-41r, 74v-81r, 103r-107r, 139r-144r, 166v-169r, 173v-181r, 215v-217r). – Zusätze bzw. Beitexte 41v, 42v sowie 171r, 215r jeweils von anderer Hand; 41v, 42v = Schrift 3.
Schrift 3
(41v, 42v Beitexte) Schreiber: Johannes Hartlieb (†1468) Von Hartlieb außerdem die Lagenzählungen (IIr, 1r, 26r, 42r, 56r, 70r, 82r, 96r, 108r, 122r, 134r, 145r, 158r, 182r, 194r, 206r, 218r, 232r). Zuschreibung an Hartlieb bereits bei Dworzak 1909, 27 f. Hartlieb ordnete folglich die Lagen für das Buch an und dürfte somit auch für die Gesamtredaktion der Handschrift verantwortlich zu machen sein.
1) Erste Schreibereinheit (1r-25v): Rote Strichel, Zeilenlinierungen und Umrahmungen von Überschriften, bei Cadellen dürftiger roter Strichel- und Liniendekor. – Die übrigen Teile ('Namenmantik', 'Kriegsbuch') verfügen über insgesamt 229 Bildseiten mit zumeist kolorierten Federzeichnungen. Sie sind aus codicologischen und stilistischen Gründen als Einheit zu betrachten.
2) Johannes Hartlieb, 'Namenmantik' (27r-39r): Rote Strichel, Zeilenschlusslinien, Rubriken und weitere Schrift in Rot bei Tabellen und sechs textbedingten Kreisschemata mit einem Durchmesser von 13,5 bis 14,5 cm (34r-35v, 36v, 38r). Bei Abschnitten ein- bis vierzeilige rote Anfangsbuchstaben, zumeist Lombarden, teilweise silhouettiert und mit flüchtigen Fadenausläufern mit Dreipunktblüten dekoriert (z. B. 36r). Vorangestellt 3 Bildseiten mit kolorierten Federzeichnungen (gerichtliche Zweikämpfe).
3) (Ps.-)Johannes Hartlieb, Kriegstechnisches Bildkompendium ('Kriegsbuch', 41v-240r): Beitexte: Gelegentlich rote Strichel, bei den längeren Texten zu den Planetengöttern ein- bis dreizeilige rote Lombarden, Überschriften; Lombarden 144v mit Trifolienaussparung bzw. Punktblütendekor wie 27r-39r, ab 169v von anderer Hand, mit spiralig eingerollten Enden; spärliche Verzierungen: gekritzelte Zeilenfüller (freistehende Blumenmotive mit Punktblüten, Linien, Punkten, Wellen, z. B.41v, 107v), die kurzen Beitexte rot gerahmt, gelegentlich Strichel, Rubriken, rote Strichel bei Cadellen; ab 150r bilden zunehmend dicht aneinandergesetzte rote Strichel oder Punkte am Beginn des Schriftblocks einen eigenständigen Dekor, der sich zu einem amorphen Flächenmuster auswächst (z. B. 164v, 171v). Die Beitexte wurden erst nach den Bildern hinzugefügt (vgl. z. B. den Textverlauf auf 146v-147r oder 239v) und in gebundenem Zustand rubriziert (vgl. z. B. den Abklatsch auf 56v, 92v, 93v, 145r, 153r, 155v, 156v, 158v, 159v, 161v, 162v, 163v). Auf 215r wurde der Beitext von anderer Hand später rot ergänzt (evtl. vom Rubrikator). Keine (eigenen) Beitexte besitzen: 44r (gehört zu 43v), 48v (gehört zu 48r), 96v (unten), 116v (unten), 118r (Nachtrag), 119r (Nachtrag), 119v (Nachtrag), 146r (hier in neuem Kontext; s. unter 'Ikonographie'), 147v (gehört zu 148r), 186r (gehört zu 185v), 209v (Motivwiederholung von 198r), 212v (gehört zu 213r). – 226 Bildseiten mit überwiegend kolorierten Federzeichnungen (zumeist kriegstechnische Themen).
Bildprogramm:
2) 'Namenmantik'
Ein allgemeiner Bezug zum Text ist durch die darin behandelte künst des sigs (29r) gegeben; konkrete Bildbeischriften existieren für die Darstellungen nicht. Vergleichbare Szenen sind aus verschiedenen Fechtbüchern Hans Talhofers bekannt, in denen u. a. der gerichtliche Zweikampf behandelt wird. Der Bellifortis wurde mehrfach mit Fechtbüchern kombiniert, entweder mit der Lehre Hans Talhofers (Kopenhagen; Wien 5342A, zusammen mit 5342B) oder der des friulanischen Fechtmeisters Fiore dei Liberi da Premariacco (Wien 5278; Erlangen). Onomantische Regeln, wer in einem Zweikampf siegt bzw. verliert, wurden auch in Wien 5278 als Nachtrag notiert.
Die drei Szenen fungieren zusammen mit dem auf 29r anhebenden Text als eine Art "Vorspann" für das nachfolgende 'Kriegsbuch'. Während hier Auseinandersetzungen zweier Kombattanten auf Leben und Tod thematisiert werden (in allen drei Bildern wird gerade der finale Stoß bzw. Hieb ausgeführt), wird im 5. Kapitel des 'Kriegsbuchs' (170r-173r) Zubehör für das ritterliche Turnier ausgebreitet, also für den zu Übungszwecken veranstalteten Wettkampf, bei dem der Ernstfall noch nicht vorliegt. Diese überraschende Inkonsequenz ist wohl der Neukonzeption des Bellifortis geschuldet (siehe unten, unter: 3) Kriegsbuch sowie 'Kunsthistorischer Kommentar', unter 'Ikonographie').
Die Zeichnungen stammen von derselben Hand, die auch die weiteren Darstellungen zu verantworten hat. Die Illustrationen entsprechen in derselben Abfolge Berlin 2041, 50r-51r. In Tenschert kommt lediglich der Text mit den Kreisschemata vor (69r-76r), die figürlichen Federzeichnungen fehlen. Die Abhandlung ist dort dem 'Kriegsbuch' nachgereiht, so dass die Autornennung nicht wie hier zu Beginn (Cod. 3062, 29r), sondern erst gegen Ende erscheint (Tenschert, 69r), bevor auf einer neuen Lage eine neue Themeneinheit mit dem in Cod. 3062 nicht enthaltenen lat. Feuerwerkbuch beginnt (Tenschert, 78r-80r).
27r = Zwei geharnischte Reiter, ringend und mit Dolchen aufeinander einstechend. Am Boden liegen Schwert, zerbrochene Lanzen und eine Tartsche mit Wappendekor: drei rote, schräglinks angeordnete Kugeln oder Ballen auf Weiß: Wappen der Familie Strasser. Ohne Beitext. (Berlin 2041, 50r; Schild dort: weiß, blau, rot gespalten).
27v = Zwei geharnischte Reiter, die Lanzen gegeneinander gerichtet. Der linke Reiter trifft seinen Gegner an der Kehle, während die gegen ihn gerichtete Lanze schon am Zersplittern ist. Ohne Beitext. (Berlin 2041, 50v). Vgl. Kopenhagen, 130v (Darstellung im Fechtbuch des Hans Talhofer), wo der Unterlegene bereits hinten über fällt. Der Moment vor dem Auftreffen der Lanzen wird im Kunst- und Wunderbuchteil von Rom 1888, 83v-84r gezeigt.
28r = Zwei Fußkämpfer in braunen Anzügen mit kreuzförmigen roten Streifen, mit Schwertern und Stechschilden kämpfend. Ohne Beitext. (Berlin 2041, 51r). In der Kampfstellung (der linke versetzt dem rechten Kämpfer einen Hieb auf den Kopf) ähnlich München, BSB, Cod. icon. 394a, 72r (Talhofers Fechtbuch für Graf Eberhard im Bart von 1467, s. auch Hergsell 1887, Taf. 141; die Schilde anders im Typus). Die Gewandung mit über Rumpf und Kopf aufgemaltem rotem Kreuz ist besser zu vergleichen mit Darstellungen in Talhofers eigenem Fechtbuch von 1459 (Kopenhagen, 97v-101r, 102v-103r, 112v-113r, 114r, 116v-117r Kampffechten nach schwäbischem und fränkischem Recht mit Stechschild und Schwertern bzw. Streitkolben) und im Gothaer Exemplar von 1443 (Gotha, Forschungsbibliothek, Cod. Chart. A 558; vgl. z. B. die beiden Zweikämpfe in den Schranken mit Stechschild und Kolben bei Hergsell 1889, Taf. 41).
Einleitung
Die Grundlage für die hiesige Neukonzeption stellt ein Vertreter der kombinierten 7-Kapitel-Fassung des Bellifortis dar (Hauptvertreter: Rom 1888 bzw. Wolfenbüttel), bei dem die noch auf Kyeser zurückzuführende geordnete 7-Kapitel-Fassung (z. B. Wien 5278) mit Material aus Büchsenmeisterbüchern der sogenannten primitive-types-Gruppe (Nürnberg, München 600, Wien 3069, Wien 5014, Zürich; vgl. Gille 1964, 50-52, 233 bzw. Hall 1979, 21, 212 sowie Leng 2002, Bd. 1, 150-197) angereichert worden ist; vgl. zu den verschiedenen Fassungen des Bellifortis Cermann 2013, 94 f. (Stemma) sowie 117 und 138 (Verweise im Register unter "Fassungen, verschiedene, des Bellifortis" und "Übersetzungen des Bellifortis"). Neu hinzu kommen in der vorliegenden, wohl von Johannes Hartlieb zu verantwortenden Version eine Reihe von Realien, die andernorts in dieser Form nicht begegnen und die in einem gewissen Gegensatz zu dem mitunter phantastischen Inhalt des Bellifortis stehen. Ein Teil der Gerätschaften könnte seinerzeit mit zur Ausrüstung gehört haben (44v), die man gemäß der von Herzog Albrecht V. von Österreich 1431/1432 erlassenen Wehrordnung wider die Ketzer von Böhmen (vgl. Petrin 1982, 14, 23-31) auf Kampfwagen mit sich führen sollte (Pickel, Hacken, Schaufeln).
Abgesehen von den beträchtlichen motivischen Erweiterungen besteht der Hauptunterschied zwischen den vorherigen Fassungen des Bellifortis und dem 'Kriegsbuch' in der völligen Umorganisation des Materials. Diese Maßnahme scheint ein allmählicher Prozess gewesen zu sein, wie anhand des unvollendet gebliebenen Exemplars Tenschert zum Teil noch nachvollzogen werden kann (die Arbeiten könnten dort aufgrund des Todes von Kaiser Sigismund am 9.12.1437 bzw. König Albrecht II. [als Herzog Albrecht V.] am 27.10.1439 eingestellt worden sein): Während in Tenschert die sieben Planeten noch wie bei Kyeser in geschlossener Formation vorweg auf einer eigenen Lage stehen (V10), wurden sie in Cod. 3062 auseinandergerissen und vor die einzelnen Kapitel gespannt. Vier der Planeten sind Einzelblätter bzw. an entsprechender Stelle an Gegenblätter angestückt (145r, 170r, 182r, 215r), die übrigen sind als Doppelblätter außen um eine neue Lage gelegt (42/55, 82/95, 108/121), wobei die rückwärtigen Hälften leer geblieben sind. Von der sich in Cod. 3062 vollziehenden Umorganisation, dem Aufbrechen des Quinio, legen die auf den entsprechenden Seiten anzutreffenden Zahlen Zeugnis ab: 42r (Rest von "2" ?), 55r "11", 82r "3", 95r "10", 108r "4", 121r "6" (statt "9" ?), 145r abgeschnitten (wahrscheinlich "5"), 170r "9" (statt "6" ?), 182r abgeschnitten (wahrscheinlich "7"), 218r "8". Auf 42r, 82r, 108r, 145r, 170r, 182r, 218r hebt jeweils eine neue Lage mit einem Planetenreiter an (Nr. "2"-"8"), während 55r, 95v und 121r jeweils das letzte Blatt einer Lage vorstellen (Nr. "11", "10" und "6" [statt "9"]), deren Gegenhälften stets einen Planeten präsentieren (42r, 82r, 108r = Nr. "2"-"4"). Nimmt man eine Verwechslung von "9" und "6" als gegeben an, so dürften die sieben Planeten auch hier zunächst aufeinanderfolgend auf einem Quinio gestanden haben, der während des Herstellungsprozesses zertrennt wurde. Das Material wurde anschließend vollkommen neu gruppiert und den Eigenschaften der Planeten gemäß auf die sieben Kapitel verteilt. Der von der Hand Hartliebs herrührende Satz auf 41v Her nach stett gemalt alle aygenschafft dye saturnus zu/o gehörtt[.] Da mit solt die fw/´rsehen fungiert hier somit als eine Art Direktive für den Sortiervorgang (1. Kapitel: Saturn), wodurch ein neues Argument für seine Autorschaft angeführt werden kann. Die nur wenig später auf 43v unsinnig erscheinende Angabe Hye vácht sich an das ander tail saturnus (…) wird erklärbar durch Tenschert, wo die Worte 42v Ander teil Saturnus eine Zäsur zwischen zwei Abschnitten, nämlich den zuvor abgehandelten Leitern (20r-41v) und den sich daran anschließenden Werkzeugen (42v-50r), markieren (in Cod. 3062 genau umgekehrt: 43v-51r Werkzeuge, 57r-58r, 61r-73r Leitern). Erste Ansätze für die in Cod. 3062 umgesetzte Neukonzeption sind schon im Text von Tenschert zu entdecken. Auf 50v heißt es dort: Hie hebt sich an das ander capitel dies puechs und gehort dem mercurio (...). Offenbar war zunächst eine umgekehrte Reihung der Planeten – gemäß geozentrischem (Merkur an 2. Position) und nicht wie bei Kyeser nach ptolemäischem Weltbild (Merkur an 6. Position) – geplant. In Cod 3062, 181v lautet der Satz dann: Hye nach stet gemalt dy aigenschaft vnd natur Mercuri mit aller sein zugehorung dy eim fürsichtigen chrieger gepu/erden zu wissen.
Durch die Umarbeitung wird im 'Kriegsbuch' eine Systematik erschaffen, die sowohl der 10- als auch den verschiedenen 7-Kapitel-Fassungen des Bellifortis abgeht: Nach dem schadensbringenden Planetenreiter Saturn (42r) wird dem 1. Kapitel programmatisch ein Szenenbild vorangestellt (43r), das eine Synthese aus drei verschiedenen Bildern aus Kyesers Werk vorstellt (Göttingen 63, 35r, 43r, 50r). Als separate Burgenbilder sind die Motive noch in Tenschert, 13r, 14r, 16r zu betrachten, in Cod. 3062 aber setzt Hartlieb mit eigener Hand einen neuen Begleittext zu dem synthetisierten Bild hinzu: Mitt sollichen listen sollen willig lew/’tt brechen vnd graben vnd sich vor werffen also bewartt (42v). Daran schließen sich auf 43v-51r Werkzeuge an, mit denen Angreifer Mauern durchbrechen können und die über kein Äquivalent bei Kyeser verfügen. Der zweite Teil des ersten Kapitels hebt mit einer Folge von vier szenischen Darstellungen an (57r–60r), mit denen illustriert werden soll, wie mit der nachfolgenden Kollektion von Leitern und Steigwerkzeugen (60v-74r), Mauern überwunden werden können.
Im 2. Kapitel, das dem wohlgesonnenen Jupiter unterstellt ist (82r), werden verschiedene Schirme ausgebreitet, die zumeist aus dem Bellifortis übernommen wurden (83r-94r, 96r-98r). Um das ausgegebene Motto des "Schützens und Schirmens" durchzuhalten, werden etwas mutwillig sogar Umdeutungen des Dargestellten vorgenommen: Auf 88v werden Überwurfstege zu Tartschen, auf 98r eine Flüssigkeitsschleuder zu einem Schirm uminterpretiert; nicht gelungen ist dieses Kunststück offenbar bei dem undefinierbaren Gegenstand auf 96v (unten), denn dort unterblieb jedwede Erläuterung. Nach einer kurzen Zäsur werden auf 101r-102v noch vier Ebenhöhen nachgereiht.
Beim 3. Kapitel reitet der kämpferische Mars auf seinem Streitross voraus (108r), in einem ersten Teil wird schweres Geschütz aufgeboten (109v-117r), in einem zweiten Teil das Thema Feuer zergliedert, wobei zwischen kriegerischem (123r-128r), unterhaltsamem (130r-131v) und nützlichem Gebrauch (134v-138v) unterschieden wird. Wohl wegen der unerlässlichen Feuerstelle wird hier – anders als bei Kyeser – das Badehaus (137v) eingruppiert.
Der größte Eingriff bei den Bildvorlagen hat zu Beginn des 4. Kapitels stattgefunden; in einer Bildsequenz über sieben Seiten wird Sol alias Kaiser Sigismund (da er mit dessen Gesichtszügen ausgestattet ist) als siegreicher Feldherr über die Hussiten gefeiert (145r-149r; vgl. Cermann 2013, 23-27). An diese propagandistische Inszenierung, die vor der Folie tagespolitischer Ereignisse zu sehen ist, schließen sich machtvolle Streitwagen an (149v-164r), zumeist hypertrophe Gebilde, die dem Bellifortis entlehnt sind und die dazu dienen sollen, die gegnerische Ordnung zu zerstören, und einige wenige, dem eigenen Schutz dienende Abwehrmaßnahmen (165r-166r Wagenburg, bewehrte Schilde).
Äußerst kurz und keineswegs kriegerisch ist das 5. Kapitel, für das Venus den Marschallstab hebt (170r). Nach einer spielerischen Szene (170v-171r) findet man Ausrüstungsgegenstände für das ritterliche Turnier versammelt (171v-173r).
Das 6. Kapitel ist das abwechlungsreichste, für das der geschäftige Merkur einsteht; ihm sind die Themen Wachsamkeit (183r-186r) und Bewegung zugeordnet (195v-197v, 214r Wurfgeschosse, 200r-207r Hebegeräte, 198r, 209r-213v Bolzenwerfer, Armbrüste samt Zubehör). Versehentlich scheint hier eine Ebenhöhe (195r) mit eingereiht worden zu sein.
Das 7. und somit letzte Kapitel ist dem Element Wasser vorbehalten (218v-240r Brücken, Boote, Schwimmhosen, Tauchgeräte, Wasserhebewerke); ob seiner Veränderlichkeit ist Luna (218r) der passende Planet hierfür.
Mit der Umstrukturierung ging eine Neutextierung einher, die stärker auf praktische Belange und Anwendbarkeit abzuzielen scheint. An zwei Stellen wird der spätantike Autor Vegetius zitiert (164r, 166r), was auf eine eigenständige Lektüre des Bearbeiters schließen lässt, da Kyeser diesen Schriftsteller nur in seinen Rahmentexten pauschal als Referenzwerk für seinen Bellifortis anführt (Göttingen 63, 3r, 4v).
1. Kapitel (41v Her nach stett gemalt alle aygenschafft dye saturnus zu/o gehörtt Da mit solt die fw´rsehen)
42r = Erster Planet Saturn (41v Saturnus mit chraft ist allen fruchten schad haft ...). Nach rechts gewandter Reiter in Schwarzbraun: bärtig, mit Sternenbanner, eine Keule schwingend. Dahinter ein vierzackiger Stern. Auf der Fahne Farbbezeichnung s für Schwarz. (Tenschert, 2r, Berlin 2041, 52r). – Vgl. Göttingen 63, 6r, Wolfenbüttel, 2r.
43r = Sturm auf eine Burg. Kombination mehrerer Angriffslisten (Beitext 42v Mitt sollichen listen sollen willig lewtt brechen und graben und sich vor werffen also be wartt). Links Angreifer unter einem Weidenschirm und einem Weidenkorb. Rechts hämmert ein Geharnischter unter einem Schirm auf Steine am Boden – missverstandene Version für das Durchbrechen von Mauern. In einem mitgeführten Karren und auf dem Boden diverse Brecheisen und Schaufeln. Auf der Burg vier Verteidiger mit Steinen, einer Brandkugel und einem Holzpflock. (Tenschert, 13r, 14r, 16r, Berlin 2041, 53r). – Vgl. Göttingen 63, 35r, 43r, 50r, Wolfenbüttel, 49r, 49v, 51r.
43v = Vier Hacken zum Durchbrechen von Mauern und Graben in felsigem Gelände (43v Hye vácht sich an das ander tail saturnus…). (Tenschert, 42v, Berlin 2041, 53v).
44r = Sieben Hacken. Zum Beitext von 43v gehörig. (Tenschert, 43v, Berlin 2041, 54r).
44v = Sechs Schaufeln für sandiges Erdreich. (Tenschert, 44r, Berlin 2041, 55r).
45r = Zehn Hammer, Hacken und ähnliches (keullen wolffen und hamern). (Tenschert, 44v, Berlin 2041, 54v).
45v = Vier Brecheisen, u. a. zwei Geißfüße (gais fúes und hebeyssen). (Berlin 2041, 55v, Tenschert, 45r).
46r = Eisenwerkzeuge, u. a. zum Brechen von Gittern: Geißfuß; an einem Seil hängende Klötze, darunter ein zylindrisches Gestell; Schraubengewinde mit Greifzange. (Tenschert, 45v, Berlin 2041, 56r).
46v = Sechs Feilen (veillen) und ein Bohrer. (nschert, 46r, Berlin 2041, 56v).
47r = Drei Bohrer für Eisen (stachlein ma/eg«wa/er) und eine Stange mit einem Seil. (Tenschert, 46v, Berlin 2041, 57r).
48r = Vier Werkzeuge (u. a. Äxte) zur Holzgewinnung und Herstellung von Wegen. (Tenschert, 47r, Berlin 2041, 57v).
48v = Ebenso. Zum Beitext von 48r gehörig. (Tenschert, 47v, Berlin 2041, 58r).
49r = Zwei Sicheln (ha/eppen), um einen Weg durch Gebüsch zu bahnen: die linke mit einem Griff und einem Gurt an der Klinge, die rechte mit zwei Griffen. (Tenschert, 48r, Berlin 2041, 58v).
49v = Fünf Sägen (sagen), um Gebüsch zu schneiden. (Tenschert, 48v, Berlin 2041, 59r).
50r = Sieben Brechwerkzeuge, u. a. ein Geißfuß-Messer, um Türbänder zu lockern. (Tenschert, 49r, Berlin 2041, 59v).
50v = Bohrer mit zwei Eisenschaufeln, um große Löcher in Bretter und Tore zu bohren. (Tenschert, 49v, Berlin 2041, 60r).
51r = Drei Bohrer (nagba/er) unterschiedlicher Größe, die nacheinander einzusetzen sind. (Tenschert, 50r, Berlin 2041, 60v). – Vgl. Wolfenbüttel, 71r.
57r = Erstürmung einer Burg mit einer Leiter (Ein steyg zewg macht du mit solichen stangen bringen). Zwei Angreifer befestigen die aus Sprossengliedern mit eingebauten Rollen bestehende Leiter mit zwei Stangen an der Wehrmauer. (Tenschert, 11r, Berlin 2041, 63r). – Vgl. Göttingen 63, 67v (unfigürlich), Wolfenbüttel, 45v.
58r = Erstürmung einer Burg mit einer Strickleiter (yn solicher mas macht du auch ein steyg zeug machen). Ein Angreifer erklimmt die mit gliederartigen Seilstücken verbundenen Sprossen der Leiter, deren Ende von einem Helfer in den Boden geschlagen wird. (Tenschert, 12r, Berlin 2041, 64r). – Vgl. Göttingen 63, 67r (ohne zweite Figur), Wolfenbüttel, 46r.
58v-59r = Sturm auf eine Burg mit einer fahrbaren Sturmleiter (Ein solich gerust magst du nu/eczen zu stuerman ...) (doppelseitige Darstellung). Zwei Angreifer hantieren an einer Sprossenleiter, die an die Wehrmauer gelehnt und mit zwei Rädern sowie einer büchsenbewehrten Hütte versehen ist. Rechts auf der Burg Verteidiger mit Büchsen, einer Armbrust und einem Stein. (Berlin 2041, 64v–65r).
60r = Verteidigung mit einem steinbeladenen Karren und Sturm auf eine Burg mit einem fahrbaren Schirm (Wa du ain solichen scherm anpringen mo/echst ...). Links lässt ein Verteidiger in einem mit Fässern bewehrten Turm den Wagen auf Angreifer in einem Graben herabrollen. Vgl. Göttingen 63, 84r. Rechts betätigen zwei Angreifer auf dem Schirm, der mit einem Greifhaken an der Wehrmauer befestigt ist, eine Seilwinde. (Berlin 2041, 66r). – Vgl. Wolfenbüttel, 50r.
61r = Zwei Leitern (Beitexte 60v … slecht laitter bzw. laitter von zwain stuken gestift), die linke mit Laufrollen, die rechte aus zwei Teilen zusammengesteckt und mit Mauerkrallen. Rechts eine Gabelstange. (Tenschert, 20v, Berlin 2041, 67r).
62r = Zwei lanzenförmige Stangen mit Bohrlöchern, mittels zwei separiert dargestellten gezackten Mauerkrallen und einem Sprossenbündel als Leiter einsetzbar. (Beitexte 61v ... zwen starck spyes und bor dar yn locher zu sprossen ...). Rechts ein standfester Steigbaum (lainpawm) mit Laufrolle. (Tenschert, 21v, Berlin 2041, 67v).
62v = Zusammensteckbare Leiter aus vier Teilen (Dysen steyg zewg machtu machen hoch oder nider ...), mit Laufrollen und einem separiert dargestellten Sprossenbündel. (Tenschert, 22v, Berlin 2041, 68r).
63r = Zwei Strickleitern, die linke mit Scheiben (scheiben) an den Sprossen und einer gezackten Mauerkralle (vgl. Göttingen 63, 71r), die rechte mit verknoteten Sprossen aus Seilen (flandrischen garn), dreizackiger Mauerkralle (dryekrotten haken) und drei separiert dargestellten Sprossen (dreyen ... holczen sprw/essen). (Tenschert, 23v; Berlin 2041, 68v, Berlin 621, 54r).
63v = Links eine Strickleiter mit eingeknüpften Rohrsprossen (sprussel ... bind sy in ain sail) und einer Mauerkralle (haken). Rechts eine dreistangige Leiter (drifache laitter) mit Laufrollen und einer Eisenspitze. (Tenschert, 24v, Berlin 2041, 69r, Berlin 621, 54v [nur eine Leiter]).
64r = Zusammensteckbare Leiter (geschiftn laitter) aus vier Teilen, mit Laufrollen. (Tenschert, 25v, Berlin 2041, 69v).
64v = Zwei zusammensteckbare Leitern (Dyse zwo laitter soltu auf ain ander seczen ...), mit gezackter Mauerkralle und Laufrollen; separiert in der Mitte eine Eisenklammer (yssen sprossen) und eine Doppelgabelstange (gabeln), rechts eine Holzsprosse. (Tenschert, 26v, Berlin 2041, 70r). – Vgl. Göttingen 63, 69r, Wolfenbüttel, 46v.
65r = Links eine Leiter mit Mauerkrallen. Rechts ein Steigbaum mit gegabelter Mauerkralle und Zugseilen (...mach sollich laittern oder baum und span sy wol mit sayln ...). (Tenschert, 27v, Berlin 2041, 70v). – Vgl. Göttingen 63, 70r (zu rechts), Wolfenbüttel, 48r (zu rechts), 48v (zu links).
66r = 'Schlange' (Beitext 65v … schlang …): scherengitterförmige Leiter mit gegabelten Mauerkrallen. – Vgl. Göttingen 63, 70v. Zusätzlich Steigzeug: links eine Sprosse mit Gurt, eine Laufrolle mit Kurbel und zwei Stifte, rechts zwei Mauerkrallen mit Laufrollen und Seilen (Beitext 65v Item dy andern scheiben und hacken soltu in snu/er vassen und dy mit geschiften sta/eben in dy hoch anlegen so macht du dich selb ziehen als hoch du by/eld). (Tenschert, 28v, Berlin 2041, 71r, Berlin 621, 51v).
66v = 'Schlange' (slang) mit Mauerkrallen und Seilen. (Tenschert, 29v, Berlin 2041, 71v). – Vgl. Göttingen 63, 82r.
67r = 'Schlange' mit Mauerkralle und Lanze (...slangen machtu mit einen langen stab an legen ...). Links eine Steigstange, ein Steighandschuh und ein Steigschuh (...spyes ... und mit einen solchen schuch und hantschuech daran steigen). (Tenschert, 30r, Berlin 2041, 72r, Berlin 621, 53v).
67v = Strickleiter mit Holzsprossen und gegabelten Mauerkrallen (In starckaw sail wol gedra/ette holcz in layttern weis gebu/enden ...), rechts eine Gabelstange (gabeln). (Tenschert, 31r, Berlin 2041, 72v, Berlin 621, 52v).
68r = Bestandteile einer zusammenschraubbaren Sprossenleiter (Ain raisspies ingleich getaylt und mit kluegen heften wider in ain ander gefu/egt ... ) mit zugehöriger Mauerkralle (hacken). (Tenschert, 31v, Berlin 2041, 73r, Berlin 621, 57v).
68v = Ebenso, links zwei weitere Leiterstangen (spyess). (Tenschert, 32v, Berlin 2041, 73v).
69r = Zwei Leitern, die linke mit aneinandergeschnallten Riemen (Mit guetten za/ehen gebrochen Ry/eem ...) und gezackten Mauerkrallen an einer angeketteten Stange, die rechte eine Strickleiter (...aichen pru/egel in ain sail gebunden ...) vom Typ 58r. (Tenschert, 33v, Berlin 2041, 74r, Berlin 621, 56v). – Vgl. Göttingen 63, 68r (zu links), Wolfenbüttel, 47r (zu links).
69v = Hochziehbare Strickleiter mit Zahnrädern (reder) an den Sprossen; rechts die zugehörige Seilwinde. Separiert zwei Zahnräder und ein Sprossenbündel. (Tenschert, 34v, Berlin 2041, 74v, Berlin 621, 58v).
70r = Links Steigbaum (pawm) mit darum gebundener Seilschlinge (strieck), separiert ein Klettergurt und zwei Handschuhe (lydrein bruch, hantschuch). Rechts Steigbaum (obslaitter) mit Sprossen. Beide standfest, mit gegabelter Spitze und Laufrollen. (Tenschert, 35v, Berlin 2041, 75r, Berlin 621, 55v).
70v = Mauerkralle mit angeseiltem Klettergurt (bru/eech); daneben zum Befestigen vier Teile einer zusammensteckbaren Stange und zugehörige Stifte. (Tenschert, 36v, Berlin 2041, 75v, Berlin 621, 59v).
71r = Diverses Steigzeug (Das ist der steygzueg mit den schuchen damit du all ander steigzueg auf pringen macht ...): ein Klettergurt, zwei Teile einer zusammensteckbaren Stange mit gegabelter Mauerkralle, ein Haken mit Seil und kleinere Eisenteile (Haken, Schrauben etc.). (Tenschert, 37v, Berlin 2041, 76r). – Vgl. Göttingen 63, 72r, Wolfenbüttel, 47v (mehrere Eisenteile und Gurt fehlen).
71v = Strickleiter aus verknoteten Seilen mit Mauerkralle, rechts zugehörige Rohrsprossen (geflochten steyg zewg ... mit sollichen ingeschiften holczer). (Tenschert, 38v, Berlin 2041, 71v, Berlin 621, 60v).
72r = Strickleiter mit Mauerkrallen und Ringen an den Seilen, rechts die einzuhängenden Sprossen und eine lanzenförmige Stange (Dysen ring gebunden in sail an aim haken und dar in sollich knebel gezogen mit einem langem spies auf geschoben ...). (Tenschert, 39v, Berlin 2041, 77r).
72v = Steigbaum mit Mauerkralle, auf einem vierrädrigen Kastenwagen (...in dem undern scherm sol verporgen sein gut schueczen ...). (Tenschert, 40v, Berlin 2041, 77v). – Vgl. Göttingen 63, 72v, Wolfenbüttel, 48v.
73r = 'Löffel': Aufstiegswippe in Form einer Sprossenleiter mit Greifhaken und Seil, auf einem standfesten Gestell (Ain starke laitter auf aim sollichen gerust mit scheiben ...). (Tenschert, 41v, Berlin 2041, 78r). – Vgl. Göttingen 63, 35v (dreistangiger Leitertyp), Rom 1888, 181r, Wolfenbüttel, 34v.
74r = Drei zusammensteckbare Leitern (schift laitter). Unkoloriert. (Tenschert, 20r, Berlin 2041, 78v).
2. Kapitel
82r = Zweiter Planet Jupiter (Das der saturnus ubel thut das pringt der Jovis alles guet ...). Nach rechts gewandter, geharnischter Reiter in Grün: mit Sternenbanner, Pelzhaube, Schnurrbart und einem Falken auf der vorgestreckten Linken. Dahinter ein vierzackiger Stern. Auf der Fahne Farbbezeichnung G g (?) für Grün. (Tenschert, 3r, Berlin 2041, 82r). – Vgl. Göttingen 63, 7r, Wolfenbüttel, 4r.
83v = Keilförmiges Sturmgerät (scherm ... zu treyben an ain polberk), darüber zugehöriger Schild, hier mit eigenem Beitext (scherm fu/er puchsen). (Berlin 2041, 83v). – Vgl. Göttingen 63, 42r ('Dreieckige Spitzmaus'), Wolfenbüttel, 35r.
84r = Ebenhöhe mit Deckelklappe, darauf zwei Mauerkrallen und Seile (scherm auf scheyben magstu treyben an ain maur). (Berlin 2041, 84r). – Vgl. Göttingen 63, 44r ('Großer Molosserhund'), Wolfenbüttel, 36r.
84v = Kippbarer Schirm auf einem Fahrgestell (gemainer scherm fu/er portten oder polberch). (Berlin 2041, 84v). – Vgl. Göttingen 63, 37v, Wolfenbüttel, 37v (mit Seil).
85r = Ebenhöhe mit hochklappbaren Seitenwänden, diese jew. mit Mauerkrallen und einem Seil (Uber graben zu stu/ermen mit gewalt ist dyser scherm gut ...). (Berlin 2041, 85r). – Vgl. Göttingen 63, 31r, Wolfenbüttel, 37r.
85v = Ebenhöhe mit Deckelklappe, darauf ein Eisendorn (Dyser scher [!] ist ain hort zu wasser graben ...). (Berlin 2041, 85v). – Vgl. Göttingen 63, 49r ('Hohe Brücke'), Wolfenbüttel, 34r.
86r = Zweigeschossige Ebenhöhe mit Deckelklappe, darauf Mauerkrallen und ein Seil (Wo ain werg in hoch ligt da treib in thunkell diesem scherm ...). (Berlin 2041, 86r). – Vgl. Göttingen 63, 36r ('Klingende Waage'), Wolfenbüttel, 38v.
86v = Fahrbarer Schirm in Rückenansicht (Hinder dysem scherm magstu mangerlay/e vorteil haben ... treyb in auf scheiben). Typus wie 87v. (Berlin 2041, 86v). – Vgl. Göttingen 63, 37v (abweichend mit kippbarem Schirm), Wolfenbüttel, 39r.
87v = Fahrbarer Schirm, Typus wie 86v. Darüber zugehörige Lanze mit Greifhaken für den Rückzug (Item fu/er tarras puechsen und ander geschos ist dyser scherm erdacht ...). (Berlin 2041, 87v). – Vgl. Göttingen 63, 41v (abweichend), Wolfenbüttel, 40r.
88r = Langgestreckter Kampfwagen mit Rammspitze und Eisenarmierung (Ain spiesz an einem streit czu trennen ist dyserr scherm ...), hier mit Büchsen- und Lanzenbewehrung sowie mehreren Angreifern, deren Füße unterhalb des Wagens herausragen. (Berlin 2041, 88r). – Vgl. Göttingen 63, 39r ('Mönchskapuze'), Wolfenbüttel, 41r (ohne Bewehrung).
88v = Überwurfstege für Gräben: zwei Platten mit jew. fünf Beschlägen, einer Stange mit Greifhaken und Seil, seitlichen Sichelreihen und einem separierten Brett. Dazwischen eine Gabelstange. Bedeutung hier abgewandelt: Dyse dargen mit den haken sind guet dem plossem volk fur schyessen). (Berlin 2041, 88v). – Vgl. Göttingen 63, 51r, Wolfenbüttel, 42r (setz tartschen).
89r = Schirm mit dreirädrigem Fahrgestell (Der scherm dyent czu aller notdurft du magst in dreyben wo du bilt), darunter zwei Schirme mit ein- bzw. zweiteiligem Ständer. (Berlin 2041, 89r). – Vgl. Göttingen 63, 34r (abweichend) und 41v, Wolfenbüttel, 43r.
89v = Zweirädriger Schirm (secztarczen) mit Deckplatte und zweiteiligem Ständer. (Berlin 2041, 89v). – Vgl. Wolfenbüttel, 69v.
90r = Schild (tarczen) aus einem Lattenbrett mit dreiseitiger Stachelbewehrung, auf vier Stangen. (Berlin 2041, 90r). Das zumeist ohne Beitext überlieferte Gerät ist gelegentlich auch als Kampfwagen beschrieben (in Wien 6562B, 14v als 'Griechischer Igel' bezeichnet; ohne Text in Wien 5278, Nr. 119, und Wien 3068, Nr. 86). – Vgl. Wolfenbüttel, 71r (ohne Text).
90v = Fahrbarer, eisenbewehrter Schirm (scherm dar under schu/eczen oder zug ist ... mit sollichen scharffen eyssen): vierrädriges Lattenbrett mit vier Rädern und je zwei Dreizacken an der Front und Rückseite. (Berlin 2041, 90v). – Vgl. Göttingen 63, 110r, Wolfenbüttel, 90v.
91r = Schirm für Büchsen in Form einer Hütte mit aufklappbaren Seitenwänden. Hier andere Funktion (scherm ... lass dan nider den obern thail so hastu ein gut pruk ...). (Berlin 2041, 91r). – Vgl. Göttingen 63, 108r (mit Figur, die eine Büchse zündet), Wolfenbüttel, 91r (laut Text Schirm für Büchsen).
91v = Schirm (ursprünglich für Büchsen): ein Brett mit Seil, darunter separiert zwei fahrbare Böcke (schragen). (Berlin 2041, 91v). – Vgl. Göttingen 63, 110v, Wolfenbüttel, 91v.
92r = Oben brettförmige Aufstiegswippe auf einem vierrädrigen Fahrgestell (gemain scherm fur ain tor oder auf ein polberkh). – Unten ein runder Schutzwagen mit Holzverplankung (fur werffen und schyessen ist dyser scherm gut). (Berlin 2041, 92r). – Vgl. Göttingen 63, 40r (oben; 'Mutterschwein'), Rom 1888, 347r (oben) und 348r (unten), Wolfenbüttel, 127r (oben und unten; ohne Text), Nürnberg, 17v (unten).
92v = Katzwagen mit vogelkopfartiger Rammspitze und Zugseilen, vor einer Burg, die mit Lattenbrettern und Flechtmatten gesichert ist (mit starken say/eln magst dissem scherm ziehen an ain maurn). (Berlin 2041, 92v). – Vgl. Rom 1888, 342r (Burg) und 343r (Katzwagen), Wolfenbüttel, 128v (Burg und Katzwagen), Nürnberg, 3v (Burg und Katzwagen).
93r = Palisadenwand für Straßen oder Tore, in Form eines rundbogigen Tores (Ain scherm fu/er ain gassen oder tor ... von starkchen holcz. (Berlin 2041, 93r). – Vgl. Rom 1888, 158r (mit Torbogen), Wolfenbüttel, 132v, Nürnberg, 7r.
93v = Oben ein gedeckter Brückenwagen mit frontseitigem Schirm und Fallbrücke, die an einer Kette herabgelassen ist. – Unten ein geflochtener Schirm mit zwei Rädern und zwei Ständern. (Berlin 2041, 93v). – Vgl. Rom 1888, 137r (oben), Wolfenbüttel, 122v (oben), Nürnberg, 10r (oben).
94r = Zwei geflochtene Schirme als Schutz vor Steinbüchsen, der obere an zwei Baumstrünken gebunden, der untere in einem Gestell mit Spannseil, das mittels einer Kurbel und Laufrollen bewegt werden kann. (Berlin 2041, 94r). – Vgl. Rom 1888, 138r (oben) und 138v (unten), Wolfenbüttel, 122v (ohne Text).
96r = Palisadenwand für eine gefallene Mauer. Ähnlich 93r, mit kreuzförmigen Verstärkungsbalken. (Berlin 2041, 94v). – Vgl. Wolfenbüttel, 123r.
96v = Oben ein Plankengestell mit Vorhang, unter dem die Spitze eines Katzwagens hervorragt. – Unten ein metallenes Hohlgeschoss (?): eierförmiges, aus zwei Hälften mit zwei Griffen bestehendes Gebilde. Ohne Beitext. (Berlin 2041, 95r). – Vgl. Rom 1888, 140r (oben) und 139v (unten), Wolfenbüttel, 123v (oben und unten), Nürnberg, 10v (oben und unten); jeweils ohne Beitexte.
97r = Schirm für Tore, Wehranlagen und Büchsen: ein zwischen zwei Pfosten montiertes Lattenbrett. (Berlin 2041, 96r). – Vgl. Rom 1888, 141r (andere Aufhängung), Wolfenbüttel, 124r (oben), Nürnberg, 11r (oben).
97v = Schirm für Tore: ein zwischen zwei Pfosten über einem Tor montiertes Lattenbrett. (Berlin 2041, 95v). – Vgl. Rom 1888, 150r (mit bekrönender Spitze), Wolfenbüttel, 136r.
98r = Gedeckter Kampfwagen mit Auslegerkran und separiert dargestelltem Wurfbehälter. Heckseitig zwei Pferde, ein Rind und ein Wagenlenker. Das Gerät ist hier als Schirm zur Überbrückung von Gewässern beschrieben; dagegen bedeutet es in Bellifortis-Illustrationen eine Flüssigkeitsschleuder (siehe z. B. Wien 5278, Nr. 200, Wien 3068, Nr. 93). Nicht in Göttingen 63. – Vgl. Wolfenbüttel, 118v (beschrieben als Schirm, Heber und Wurfgeschoss, außerdem zum Überbrücken eines Grabens geeignet).
101r = Turmgerüst auf einem Fahrgestell. (Berlin 2041, 157v). – Vgl. Göttingen 63, 44v, Wolfenbüttel, 35v.
101v = Dreiphasige Ebenhöhe auf einem Fahrgestell. (Berlin 2041, 158r). – Vgl. Göttingen 63, 33r, Wolfenbüttel, 38v (abweichend: zwei Gewinde, kein Fahrgestell).
102r = Hochschraubbarer Schirm: ein Gestell mit drei Schraubgewinden und einem Lattenbrett, auf dem ein gebogener, schräg in die Höhe geschraubter Schirm steht. (Berlin 2041, 158v). – Vgl. Rom 1888, 156r (drittes Gewinde fehlt), Wolfenbüttel, 145r (drei Gewinde). Wie Nürnberg, 18v-19r erweist, sind eigentlich drei verschiedene Gegenstände gemeint.
102v = Hochschraubbare Plattform mit sechseckiger Schutzverplankung. (Berlin 2041, 159r). – Vgl. Rom 1888, 353r (oberer Teil des Gewindes fehlt), Wolfenbüttel, 133v (oberer Teil des Gewindes fehlt).
3. Kapitel
108r = Dritter Planet Mars (Mars ist des streicz gocz genannt In dem haydnischen lannd ...). Nach rechts gewandter, geharnischter Reiter in Rot: mit Sternenbanner, geschlossenem Visier, erhobenem Schwert und einer brennenden Fackel unter dem linken Arm. Dahinter ein vierzackiger Stern. Auf der Fahne Farbbezeichnung r für Rot. (Tenschert, 4r, Berlin 2041, 106r). – Vgl. Göttingen 63, 8r, Wolfenbüttel, 5r.
109v = Dreiteilige Büchse, Variante mit drei separierten Geschossrohren (wie z. B. Wien 5278, Nr. 157, Wien 3068, Nr. 148) statt eines Gussstücks. (Berlin 2041, 136v). – Vgl. Göttingen 63, 108vb, Wolfenbüttel, 93v (drei separate Rohre).
110r = Orgelgeschütz, mit vier nebeneinander auf einer höhenverstellbaren Lade montierten Büchsen. (Berlin 2041, 132r). – Vgl. Göttingen 63, 108va, Wolfenbüttel, 94r.
110v = Sechs radial auf einer Drehscheibe montierte Büchsen, auf einem Balkengestell mit höhenverstellbarer Lade. (Berlin 2041, 132r). – Vgl. Göttingen 63, 109rb, Wolfenbüttel, 93r.
111r = Oben zwei gegenständig auf einer schwenkbaren Lade montierte Büchsen, über einem gestuften Rundsockel. Vgl. Rom 1888, 133r, Wolfenbüttel, 131v, Nürnberg, 2r. – Unten ein Revolvergeschütz mit elf auf einer schwenkbaren Zylindertrommel montierten Büchsen. Zu diesem vgl. Göttingen 63, 109ra, Wolfenbüttel, 94v (unten). (Berlin 2041, 132v).
111v = Zweirädrige Lafette mit Büchse, einer Zugstange und einem hochziehbaren Schirm. Links separiert eine weitere Büchse. (Berlin 2041, 133r). – Vgl. Wolfenbüttel, 132r (unten), Nürnberg, 6v (ohne separate Büchse).
112r = Büchse auf einer schwenkbaren Lade aus zwei sichelartigen Brettern mit Richtsporn, über einem Rundsockel mit kreuzförmiger Basis. (Berlin 2041, 133v). – Vgl. Wolfenbüttel, 134r (abweichend).
112v = Büchse und Pfeilschussgerät auf einem Balkengestell. (Berlin 2041, 134r). – Vgl. Wolfenbüttel, 121v, Nürnberg, 9v (oben).
113r = Schwere Büchse auf einer zweirädrigen Lafette. (Berlin 2041, 134v). – Vgl. Wolfenbüttel, 125v (seitenverkehrt), Nürnberg, 1r ? (seitenverkehrt).
113v = Zehn radial von einer Drehscheibe (wechsel rad) abstehende Büchsen, über einem Rundsockel. (Berlin 2041, 135r). – Vgl. Wolfenbüttel, 126r, Nürnberg, 1v.
114r = Oben sechs Büchsen in Bretthalterungen auf einem vierrädrigen Karren. – Unten zwei Büchsen (pokch), jeweils auf einem Rundsockel mit schwenkbarer Lade. (Berlin 2041, 135v). – Vgl. Wolfenbüttel, 138r (oben), 126v (unten), Nürnberg, 17r (oben), 14v (unten).
114v = Schirm aus einem schwenkbaren Lattenbrett mit Seil, über einer Büchse auf einem Balkengestell montiert. (Berlin 2041, 136r). – Vgl. Wolfenbüttel, 144r (oben, ohne Seil), Nürnberg, 13r (oben, ohne Seil).
115r = Oben eine Büchse auf einer standfesten Lafette mit schwenkbaren Lade und einem frontseitigen, gebogenen Schirm. – Unten eine Büchse auf einer standfesten Lafette mit Richtsporn. (Berlin 2041, 137r). – Vgl. Wolfenbüttel, 147r (oben), 146v (unten), Nürnberg, 12r (oben und unten).
115v = Zwei Büchsen in Feldstellung, die obere größer und mit Ketten und Eisenbändern an Erdpfosten befestigt, die untere (tarras buchsen) auf einer zweirädrigen Lafette. (Berlin 2041, 131r).
116r = Fahrbarer Schirm mit hoher Schutzverplankung, aus der eine Büchse ragt. (Berlin 2041, 137v). – Vgl. Wolfenbüttel, 127v.
116v = Oben eine Büchse auf einer Lade in der Art von 112r, auf einem Balkengestell. (Berlin 2041, 138r). – Unten eine Büchse mit zwei gegenständigen Mündungen. Ohne Beitext. (Berlin 2041, 138v). – Vgl. Wolfenbüttel, 128r (oben und unten), Nürnberg, 3r (oben und unten).
117r = Büchse auf einem Fahrgestell mit Seilwinde zur Überbrückung von Gewässern, in Aufsicht. (Berlin 2041, 139r).
118r = Hinterladungsgeschütz mit rechtwinkelig angesetzter Pulverkammer, mit Eisenbändern auf einem Fahrgestell montiert. Unkoloriert. Ohne Beitext. (Berlin 2041, 140r). Früher Beleg dieses auch "Ellbogengeschütz" genannten Typs, wie er ähnlich in den Druckwerken des Roberto Valturi von 1472 bzw. in der dt. Vegetius-Ausgabe von 1475/76 vorkommt; s. Jähns 1889, 268, Romocki 1895/1896, 192 f., Abb. 33, Fürbeth/Leng 2002, 51, Nr. 54.
119r = Derselbe Büchsentyp in einer Variante mit einem Richtstab (?). Rudimentäre, im Detail unklare Ausführung. Unkoloriert. Ohne Beitext. (Berlin 2041, 141r).
119v = Handbüchse mit gegabeltem Lauf aus zwei ungleich langen Rohren. Unkoloriert. Ohne Beitext. (Berlin 2041, 141v).
123r = Drei brennende Sprengkugeln. (Berlin 2041, 109r). – Vgl. Wolfenbüttel, 140v (nur zwei Kugeln), Nürnberg, 16r (nur zwei Kugeln).
123v = Drei mit Harz, Schwefel und Spänen gefüllte brennende Fässer. (Berlin 2041, 109v, Berlin 621, 60r). – Vgl. Wolfenbüttel, 45r.
124r = Zwei Brandpfeile für den Einsatz unter Wasser, jeweils mit brennendem zylindrischem Aufsatz und hakenförmiger Spitze; das Wasser ist durch grüne Wellen angedeutet. (Berlin 2041, 110r, Berlin 621, 59v). – Vgl. Wolfenbüttel, 95v ? (abweichend), Nürnberg, 6r ? (unten, abweichend).
124v = Pferd mit brennendem Sattel, nach links sprengend. (Berlin 2041, 107v). – Vgl. Göttingen 63, 105v, Wolfenbüttel, 95v.
125r = Zwei gegenständige Reiter, der linke geharnischt, beide eine Stange mit einer Leuchte in Form eines brennenden Kessels bzw. einer brennenden Scheibe haltend. (Berlin 2041, 107r). – Vgl. Göttingen 63, 92r und 93r (je ein Reiter), Wolfenbüttel, 96r. Zur zweifigurigen Variante vgl. auch Wien 5278, Nr. 167 und Wien 3068, Nr. 155.
125v = Explosionsgeschosse: drei Kugeln, ein Fass und zwei stachelige Gebilde, jeweils. brennend. (Berlin 2041, 111v). – Vgl. Göttingen 63, 109vb, Wolfenbüttel, 94v, Nürnberg, 4v ? (oben, abweichend).
126r = Rechts neben einem brennenden Baum zündet ein Büchsenmeister eine Büchse, eine Pfanne in der Linken haltend. (Berlin 2041, 108v). – Vgl. Göttingen 63, 104v und 120r, Wolfenbüttel, 95r. Zur Kombination von Baumsprengung und Abschuss vgl. auch Wien 5278, Nr. 163.
126v = Katzen, Tauben und andere Vögel, mit Brandsätzen das Feuer einer brennenden Garbe verschleppend. (Berlin 2041, 110v). – Vgl. Wolfenbüttel, 141r (abweichend), Nürnberg, 16v (abweichend).
127r = Durch Tauben in Brand gesteckte Gebäude (in Form einer Burg und einer Scheune) und Bäume. (Berlin 2041, 111r). – Vgl. Wolfenbüttel, 141v (ohne Feuer)?
127v = Flugdrache, von einem nach links gewandten, geharnischten Reiter an einer Kurbelstange gehalten. Der Drache in Grün, geflügelt und am Kopf und Schweif brennend. (Berlin 2041, 108r). Beitext 128r. – Vgl. Göttingen 63, 105r (ohne Feuer), Wolfenbüttel, 101v.
130r = Kranz aus Rosen, hier unüblicherweise brennend (ohne Feuer Wien 5278, Nr. 197 und Wien 3068, Nr. 56). (Berlin 2041, 112r). – Vgl. Göttingen 63, 133v (nur Text), Wolfenbüttel, 113v (brennend).
130v = Entflammbarer Metallkopf: eine schräg nach rechts gewandte, gekrönte Büste in Blau, aus deren Mund Flammen schlagen. (Berlin 2041, 112v). – Vgl. Göttingen 63, 96vb (ohne Krone), Wolfenbüttel, 97v.
131r = Entflammbare Metallfigur Philoneus: ein schräg nach links gewandt stehender nackter Knabe in Blau, den Zeigefinger der Rechten an den Mund gelegt, in der Linken zwei undefinierbare Gegenstände haltend. (Berlin 2041, 113r). – Vgl. Göttingen 63, 95v, Wolfenbüttel, 98r.
131v = Duftöfchen, mit elf Lampen, Fialen- und Krabbendekor. (Berlin 2041, 114r). – Vgl. Göttingen 63, 116r, Wolfenbüttel, 99r.
134v = Küche mit drehbarem Rauchabzug im Schornstein: ein Zentralbau über vierpassförmigem Grundriss, mit einer Treppe zu einer Schulterbogenöffnung, darin eine knabenhafte Figur, die in einem Gefäß am Herd rührt. (Berlin 2041, 114v). – Vgl. Göttingen 63, 118r (unfigürlich) und 141r (Text), Wolfenbüttel, 99v.
135r = Links ein Destillierofen. Rechts ein brennendes Fass zur Suche nach vergrabenen Gegenständen. (Berlin 2041, 115r). Zum Fass vgl. Göttingen 63, 120v (mit Figur), zum Destillierofen Wolfenbüttel, 120r (unten).
135v = Drei Sublimier- bzw. Destillieröfen, in zwei Bildregistern angeordnet. (Berlin 2041, 115v). – Vgl. Wolfenbüttel, 120r (oben), 121v (unten).
136v = Destillierofen mit einem anschließenden Fass. (Berlin 2041, 116v).
137r = Destillierofen mit einem Röhrenaufsatz. (Berlin 2041, 117r).
137v = Bad nach Philon (hier fälschlich phylozephi … pad): ein Badehaus mit außen liegendem Heizkessel, an der Längsfront dreibogig geöffnet, darin vier nackte Figuren. (Berlin 2041, 118r). – Vgl. Göttingen 63, 114v, Wolfenbüttel, 84v (philozophen pad).
138v = Laterne: ein Krug und eine brennende Kerze in einem zylindrischen Glasbehälter mit Henkel. (Berlin 2041, 117v).
4. Kapitel
145r = Vierter Planet Sonne (Der vierd planet haist dy su/en und ist aller welt ein wund ...). Nach rechts gewandter Reiter in Gelb: bärtiger Kaiser mit Sonnenbanner, Bügelkrone, Zepter und Reichsapfel. Dahinter ein fünfzackiger Stern. (Tenschert, 5r, Berlin 2041, 144r). – Vgl. Göttingen 63, 9r, Wolfenbüttel, 6v.
146r = Löwenkampf. Ein König mit Lilienkrone und Zepter, den vor ihm stehenden Löwen beim Maul packend und mit dem Schwert zum Schlag ausholend. Ohne Beitext. (Berlin 2041, 144v). In der Bellifortis-Tradition Bedeutung als Metallfigur mit eingefüllten Essenzen (Amber) zur Verbreitung von Wohlgeruch in Palästen, vgl. z. B. Wien 5278, Nr. 91, Wien 3068, Nr. 41; nicht in Göttingen 63. – Vgl. Wolfenbüttel, 56r.
146v = 'Meufaton'. Wundersame Speerspitze, hier auf einem Stab und von einer Hand gehalten. – Unten drei Brote. (Berlin 2041, 145r). – Vgl. Göttingen 63, 11v (zur Speerspitze; mit Figur); zu den Broten vgl. auch Wien 5278, Nr. 11, Wolfenbüttel, 15r (Speerspitze und Brote).
147r = Alexander der Große. Nach rechts gewandter geharnischter Reiter mit Sternenbanner, Helm, Bügelkrone und Reichsapfel. (Berlin 2041, 146r). – Vgl. Göttingen 63, 12r, Wolfenbüttel, 14r.
147v-148r = Feldschlacht zwischen einem österreichischen Kontingent und den Hussiten (doppelseitige Darstellung): Auf der Verso-Seite ein Reitertrupp mit dem rot-weiß-roten Banner Österreichs, ein Fußtrupp mit einer schweren Feldbüchse, und zwei im Vordergrund kämpfende Truppen hinter Setztartschen, die linke führt eine rote Kreuzfahne als Symbol für das Reichsheer (rotes Balkenkreuz = Georgskreuz bzw. Kreuzfahrer), das rechte ist durch Flegel und dem hussitischen Feldzeichen charakterisiert. Fußtruppen, die beiden unteren mit Setzschilden gegeneinander kämpfend, auf einem Schild Wappen: Gans mit Pfeil, aus einem Kelch trinkend. Auf der Rectoseite hussitische Wagenburg, darin Verteidiger und ein Zelt, das hussitische Symbole – das Kelch-Wappen und eine Gans auf dem Wimpel – trägt. (Berlin 2041, 146v-147r).
149r = Von zwei Pferden gezogener Kampfwagen mit Plankenverkleidung und Radsicheln. Darin ein Kriegertrupp mit dem rot-weiß-roten Banner Österreichs. Auf dem vorderen der beiden Pferde ein geharnischter Krieger mit geschlossenem Visier, einen Morgenstern schwingend. (Berlin 2041, 148r). – Schmidtchen 1980, 94 f., Abb. 3 (irrige Deutung als Kampfwagen der Hussiten, da die Fahne nicht das hussitische Feldzeichen trägt).
149v-150r = Keilförmiger Kampfwagen, in den mehrere Pferde eingespannt sind (doppelseitige Darstellung). Schräg von oben gesehen, mit Büchsen- und Stachelbewehrung und einem geharnischten Krieger, der eine Handbüchse hält. Die beiden Pferde an der Spitze sind durch eine Abdeckplane geschützt. (Berlin 2041, 148v-149r). Ähnlich München, BSB, Cgm 734, 78v-79r (sechsrädrig, Schrägansicht, innen sechs Pferde, vorne Sichel und Lanze, ohne Abdeckung).
151r = Kampfwagen. Aufsichtige Balkenkonstruktion mit sechs Büchsen sowie Lanzen und gezackten Stacheln bewehrt. (Berlin 2041, 150r). – Vgl. Göttingen 63, 24r, Wolfenbüttel, 20r.
151v = Karrenbüchse. Das Fahrgestell aus einer Plattform mit Rädern und zwei Zugseilen bestehend. (Berlin 2041, 150v). – Schmidtchen 1980, 96, Abb. 4 (Typ der hussitischen Haufnitze, dazu allg. 99).
152r = Karren mit vier kreuzförmig auf einem Schraubengewinde montierten Büchsen, zwei Munitionskisten und Zugseilen. (Berlin 2041, 151r). – Scheithauer 1996, 224 f., Farbabb. 2 (irrig als Wien 3069 angegeben, mit Versuch einer technischen Deutung).
153r = Kampfwagen (ähnlich 151r), mit vier Büchsen und Sichelbewehrung. In den Zwischenräumen des Gerüsts jeweils zwei Krieger mit Handbüchsen; unten ein von drei Kriegern gehaltenes Gestänge. Beitext 152v. (Berlin 2041, 152r). – Vgl. Göttingen 63, 27v, Wolfenbüttel, 23v.
154r = Keilförmiger geschlossener Kampfwagen in Aufsicht, mit acht Büchsen und Sichelbewehrung; umseitig ragen die Füße der Angreifer hervor. (Berlin 2041, 153r). – Vgl. Göttingen 63, 16r ('Wagen Alexanders des Großen'), Wolfenbüttel, 27r.
155r = Ribalde mit drehbarem Kopfteil, dieser mit drei vorderständigen Lanzen und zwei seitlichen Sicheln. An der Deichsel und Führungsstange je ein Krieger. Beitext 154v. (Berlin 2041, 152v). – Vgl. Göttingen 63, 19v (unfigürlich), Wolfenbüttel, 21r.
156r = Ribalde mit zwölf vorderständigen Stacheln und Radsicheln. An der Deichsel zwei Figuren. (Berlin 2041, 153v). – Vgl. Göttingen 63, 22r (unfigürlich), Wolfenbüttel, 22v.
157r = Ribalde mit gekrümmter Front, vorderständigem Dreizack und Sichelbewehrung. An der Deichsel zwei Krieger. (Berlin 2041, 154r). – Vgl. Göttingen 63, 22v (unfigürlich), Wolfenbüttel, 24v.
159r = Sogenannter Krebs. Eiserner Kampfwagen mit zwei gleichartigen, stachel- und sichelbewehrten Fronten, auf diesen jew. ein Augenpaar. (Berlin 2041, 156r). – Vgl. Göttingen 63, 13r, Wolfenbüttel, 21v.
160r = Ribalde mit bestacheltem KopAn der Deichsel drei Krieger, hinter dem Kopf ein Kriegertrupp mit Stangenwaffen. (Berlin 2041, 156v). – Vgl. Göttingen 63, 27r (zweifigurig), Wolfenbüttel, 17r.
161r = Dreieckiger Kampfwagen mit Stachelbewehrung. Aufsichtige Balkenkonstruktion, in der drei Krieger balancieren. (Berlin 2041, 169r). Beitext 160v – Vgl. Göttingen 63, 14r (unfigürlich), Wolfenbüttel, 25r.
162r = Ribalde mit Schild, drei vorderständigen Lanzen und Radsicheln. Hinter dem Schild ein Kriegertrupp, ein weiterer Krieger an der Deichsel. (Berlin 2041, 169v). – Vgl. Göttingen 63, 20v (unfigürlich), Wolfenbüttel, 28r.
163r = Ribalde mit sieben vorderständigen gezackten Stacheln und Radsicheln. An der Deichsel ein Krieger. (Berlin 2041, 170r). – Vgl. Göttingen 63, 26v (unfigürlich), Wolfenbüttel, 27v.
164r = Sogenannter Sporn. Rautenförmiges Gerüst mit gezahnter, lanzen- und sporenförmiger Eisenbewehrung. Im Inneren vier Krieger mit Handbüchsen. (Berlin 2041, 170v). – Vgl. Göttingen 63, 15r (unfigürlich), Wolfenbüttel, 19r (unfigürlich).
165r = Wagenburg. Ringförmig angeordnete Karren mit einer Verbindungskette, die von einem Krieger gehalten wird. Beitext 164v. (Berlin 2041, 171r). – Vgl. Göttingen 63, 17r (unfigürlich), Wolfenbüttel, 18r (ohne Verbindungskette und Krieger).
165v = Setzschild mit Ausnehmung für eine Lanze. Auf dem Schild Wappen (rotes Tatzenkreuz auf Weiß) und fünf herausragende Büchsenrohre, dahinter großteils verdeckt ein Kriegertrupp. (Berlin 2041, 171v). – Vgl. Göttingen 63, 128rb (mit einer Figur), Wolfenbüttel, 28v.
5. Kapitel (171r Her nach stät geschriben Venus werck wie man vortail süchen sol zu Ringen stechen Renen vnd Vechten)
170r = Fünfter Planet Venus (Venus der mine stern der wil uns schon gewern ...). Nach rechts gewandter, geharnischter Reiter in Blau: jugendlich, blond gelockt und nach oben blickend, mit Sonnenbanner und erhobenem Stab in der Rechten. Dahinter ein sechszackiger Stern. Auf der Fahne Farbbezeichnung b für Blau. (Tenschert, 6r, Berlin 2041, 173r). – Vgl. Wolfenbüttel, 8r; in Göttingen 63, 9Aa neuzeitlich ergänzt.
170v-171r = Ein Reiter mit erhobenen Armen und einem Seil um den Bauch, an dem zwei stehende Figuren ziehen (doppelseitige Darstellung). Unkoloriert. (Berlin 2041, 173v-174r). – Vgl. Rom 1888, 88r.
171v = Zwei flache Sättel. Unkoloriert. (Berlin 2041, 174v).
172r = Sattelzubehör: je zwei gelochte Platten, Schrauben und Haken. Unkoloriert. (Berlin 2041, 175r). Vgl. allg. Göttingen 63, 125rb.
172v = Drei Harnisch-Armstücke zum Halten des Zügels. Unkoloriert. (Berlin 2041, 175v).
173r = Weiteres Zubehör: Handschuh, Däumling, Trense und ein Haken. Unkoloriert. (Berlin 2041, 176r).
6. Kapitel (181v Hye nach stet gemalt dy aigenschaft vnd natur Mercuri mit aller sein zugehorung dy eim fürsichtigen chrieger gepu/erden zu wissen)
205r = Auslegerkran mit Seilzug und separiert dargestellter Greifzange. (Berlin 2041, 186r).
206v = Hebegerät mit zwei bogenförmigen, gegabelten Balken, Seilzug und Rücklaufsicherung durch ein Sperrad. (Berlin 2041, 186v).
207r = Flaschenzug mit sechs Rollen. (Tenschert, 54v, Berlin 2041, 168r).
209r = Spannwinde für einen schweren Bolzenwerfer, hier laut Beitext für eine schwere Armbrust. (Berlin 2041, 163v unten). – Vgl. Göttingen 63, 80v, Wolfenbüttel, 55r.
209v = Schwerer Bolzenwerfer. Wiederholung von 198r. Ohne Beitext.
210r = Zwei Spannböcke für Armbrüste, der obere mit Hebel-, der untere mit Kurbelmechanik. (Berlin 2041, 163v oben und 164r). – Vgl. Göttingen 63, 77ra und 78rab, Wolfenbüttel, 67r (unten) und 63r, Nürnberg, 17v (oben, abweichend).
211r = Sog. Spannrute für Armbrüste: separiert ein Holzpflock, ein Flaschenzug mit einer Seilspindel und eine Kurbel. (Berlin 2041, 164v). – Vgl. Göttingen 63, 76va, zur Bezeichnung siehe Wien 3068, Nr. 107, Wien 5278, Nr. 105, Wolfenbüttel, 63v.
211v = Zwei Armbrüste, die obere mit einem Spanngurt, beide mit Sperrädern. (Berlin 2041, 165v). – Vgl. Göttingen 63, 74va und 76vb, Wolfenbüttel, 64r, 64v.
212r = Zwei Spanngurte für Armbrüste, der linke mit einem Zughaken; separiert eine Schnalle, ein Haken und ein Doppelhaken mit drei Verbindungssprossen. (Berlin 2041, 165r). – Vgl. Göttingen 63, 77r (abweichend), Wolfenbüttel, 65r.
212v = Zwei Armbrüste, die linke mit zwei Sehnen und fünf Pfeilen, von denen drei vorwärts und zwei rückwärts abgeschossen werden sollen, die rechte mit einer Sehne und zwei Pfeilen. Zum Beitext von 213r gehörig. (Berlin 2041, 166r). – Vgl. Göttingen 63, 74vb und 75rb (mit vier Pfeilen), Wolfenbüttel, 65v, 66r.
213r = Armbrust mit zwei Sehnen und vier Pfeilen, von denen zwei vorwärts und zwei rückwärts abgeschossen werden sollen. (Berlin 2041, 166v). – Vgl. Göttingen 63, 75rb, Wolfenbüttel, 66v.
213v = Vier Hohl- bzw. Armbrustpfeile, der linke mit einem hakenförmigen Kopfstück, der rechte mit pfeilförmiger Spitze. (Berlin 2041, 167r). – Vgl. Göttingen 63, 75vb und 76rb, Wolfenbüttel, 67r, 67v.
214r = Zwei Steinschleudern, die rechte mit einem Stab. (Berlin 2041, 163r). – Vgl. Göttingen 63, 128va und 128vb, Wolfenbüttel, 68v.
215r = Sogenannte Luftmatratze. Trapezförmiges Lederkissen mit Blasbalg und Troddeln an den Ecken. Unkoloriert. Nachgetragener Beitext in Rot: Daz ist ain Raisz pett. (Berlin 2041, 167v). – Vgl. Göttingen 63, 131va, Wolfenbüttel, 104v.
7. Kapitel
229v = Schwimmkissen, vor den Bauch zu schnallen, mittels Schlauch aufblasbar. (Tenschert, 62v, Berlin 2041, 195v). – Vgl. Göttingen 63, 55r (Typus), Wolfenbüttel, 76v.
230r = Schwimmhose, mittels Schnallen zusammenzugürten und durch einen Schlauch aufblasbar. (Tenschert, 63r, Berlin 2041, 196r). – Vgl. Göttingen 63, 63v, Wolfenbüttel, 77r.
232r = Taucher in einem ledernen Schwimmanzug (lydrein rock), der auch den Kopf mit Brille und Atemschlauch bedeckt. In einer Wasserfläche nach rechts schreitend und mit einem Fisch in der Linken. (Berlin 2041, 196v).
232v = Taucher mit sackartigem Kopfschutz (helm), Brille und Atemschlauch. Nach links gewandt, entsprechend wie die vorige Figur gekleidet, mit umgegürtetem Dolch, sich am Seil eines Ankers festhaltend. Die Figur scheint heute über vier Arme zu verfügen, da zwischen Bl. 232 und 233 einst ein Kohlepapier gelegt worden sein muss, um den Taucher von 232r zu kopieren. Auf diese Weise wurden die Umrisslinien des vorderseitigen Tauchers auf der Rückseite mit abgedrückt. Ein Abklatsch von den Kohlelinien findet sich auch noch auf 233r. (Berlin 2041, 197r; zwei Arme; Arm- und Beinhaltung insgesamt ein wenig anders).
233r = Taucher mit helmartigem Kopfschutz (hauben), der an Brustriemen der nackten, nach rechts schreitenden Figur befestigt ist. Abklatsch vom Durchpausverfahren von 232r. (Berlin 2041, 197v). – Vgl. Göttingen 63, 62r rechts, Wolfenbüttel, 81r.
233v = Taucher mit Atemblase (zewg dar in du dein adten lassest). Nackter, in Wasserfläche nach links schreitender Jüngling. (Berlin 2041, 198r). – Vgl. Göttingen 63, 62ra, Wolfenbüttel, 81v.
237v = Fass und Rohr; zum Entleeren durch Heberwirkung. (Berlin 2041, 200v). – Vgl. Göttingen 63, 59v, Wolfenbüttel, 80v.
238r = Rohrleitung für ab- und wiederaufsteigendes Wasser. Am Ende des durch einen Behälter führenden Rohres links ein polygonaler Aufsatz (gemeint ein Brunnen) bzw. rechts ein Trog; felsiges Ambiente mit drei Bäumen. (Berlin 2041, 201r). – Vgl. Göttingen 63, 54r, Wolfenbüttel, 83r.
238v = Ein nach links gewandter Jüngling, Quecksilber aus einem Krug in einen Teich leerend. Diese Bedeutung im Beitext (zu unterschiedlichen Interpretationen siehe bei Wien 5278, Nr. 146). (Berlin 2041, 201v). – Vgl. Göttingen 63, 60r (Text), Wolfenbüttel, 83v.
239r = Steigleitung für Wasser, die links zu einer als polygonaler Turm mit fünf Spitzen und einem Profilkopf mit Ausgussrohr ausgestalteten Zapfstelle führt. (Berlin 2041, 202r). – Vgl. Göttingen 63, 61v, Wolfenbüttel, 84r.
239v = Spielbrunnen (sogenannter Heronsbrunnen). Ein Gebilde mit rundem Sockel, zwei Röhren und einem Ausguss, aus dem sich Wasser in einen Bottich ergießt. (Berlin 2041, 203v). – Vgl. Göttingen 63, 64v, Wolfenbüttel, 86r.
240r = Wasserpumpe in Form einer Stampfe (stempffe), deren Hebelarm von einer rechts stehenden Figur mit einem Seil betätigt wird, so dass das Wasser aus einem Rohr fließt. (Berlin 2041, 202v).
Kunsthistorischer Kommentar:
3) 'Kriegsbuch'
Vergleichshandschriften
Zu Cod. 3062 existieren drei Parallelüberlieferungen:
1) Berlin 2041 (1816 in der Königlich Preußischen Plankammer in Berlin nachweisbar, vgl. den Rautenstempel auf f. 1r,, später Berlin, Kriegsarchiv, Generalstab Manuscript No 117 bzw. Berlin, Zeughausbibliothek, Hd. 135 bzw. neu IV,1, vgl. VDS, Ir, IIr): Der schon von Jähns 1889, 261 f. und Romocki 1895/1896, Bd. 1, 127, Anm. 1 als Schwesterhandschrift des Wiener Exemplars erkannte Codex galt lange als verschollen; er konnte von Christoph Graf zu Waldburg Wolfegg wiederaufgefunden werden und ist bei Leng 2002, Bd. 2, 19 f., 424 f., 464, entsprechend dokumentiert. Die 1453 datierte Handschrift Berlin 2041 enthält neben der deutschen Bearbeitung des Bellifortis auch die übrigen Teile von Cod. 3062 sowie zusätzlich Albrecht von Lannenbergs 'Kriegsbuch'; s. Schmidtchen 1978a, 198 (mit alter Signaturangabe). Die öfters in der Literatur anzutreffende Behauptung, die Handschrift stamme aus dem Besitz von Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg (1437-1470), geht auf eine unsinnige Hypothese von Jähns 1889, 261 zurück.
2) Tenschert (von 1988 bis 1990 Wien, Antiquariat Christian M. Nebehay; aus der Sammlung Rudolf Gutmann [1880-1966]; der Buchblock ist lediglich in den Ledereinband mit, auf dem VD, dem Wappen der Grafen von Trautson bzw., auf dem HD, des Wiener Erzbischofs Johann Josef von Trautson, 1707-1757, eingehängt; laut Krug 1988 könnte es sich um eine moderne Montierung handeln; um 1902/1905 München, Antiquariat Jacques Rosenthal, s. Rosenthal 1904, 49, Nr. 219 [Einband erwähnt]): Fragment, bestehend aus 94 Pergamentblättern mit 76 Bildseiten, ab 56r (Anfang der siebten Lage) nur mehr unkolorierte Umrisszeichnungen (die nuancenreiche Kolorierung davor dürfte neuzeitlich sein), Motive in anderer Reihenfolge (gemäß Cod. 3062 entfallen 43 Bildseiten auf das 1. Kapitel, je eine auf das 2.–5. Kapitel, zwölf auf das 6. und fünf auf das 7. Kapitel). Der unvollendete Codex stellt wahrscheinlich die erste Stufe der Neubearbeitung von Konrad Kyesers Bellifortis dar, für den in textlicher Hinsicht die in Rom 1888 bzw. Wolfenbüttel vorliegende freie Prosa-Übersetzung der bereits mit Material aus der sogenannten primitive-types-Gruppe kombinierten 7-Kapitel-Fassung des Bellifortis die Grundlage bildete (vgl. die Verweise im Register bei Cermann 2013, 138 auf den 4. und 5. Übersetzungsstrang. Die Erläuterungen zum Planetengott Jupiter folgen in Tenschert, 2v [vgl. Mehring 1902, 514] noch Rom 1888, 111v, während sie in Cod. 3062, 81v ersetzt sind und in Berlin 2041, 81v fehlen; ebenso entspricht der Text zu Saturn in Tenschert, 1v demjenigen in Rom 1888, 109v). Die Planetenreiter sind hier noch nicht wie in Cod. 3062 auseinandergerissen und vor die einzelnen Kapitel gespannt, sondern stehen hintereinander zu Beginn der Handschrift (2r, 3r, 4r, 5r, 6r, 7r); zur allmählichen Transformation siehe die Ausführungen unter 'Bildprogramm'.
3) Berlin 621, 49v-60v: Diese Handschrift bietet lediglich einen Auszug der deutschen Bellifortis-Bearbeitung mit 13 Bildseiten (elf Bildseiten aus dem 1., zwei aus dem 3. Kapitel).
Fassung
Die vorliegende, um zusätzliches Material erweiterte, neu konzipierte und textierte Fassung des Bellifortis stellt eine österreichische (Wiener) Variante dar, die im Zusammenhang mit den Hussitenkriegen zu sehen ist: Der österreichische Bindenschild begegnet innerhalb einer programmatisch zusammengestellten Bildsequenz in Cod. 3062, 145r-149r auf 147v, 149r und in Berlin 2041, 144r-148r auf 146v, 148r (zusätzlich noch auf 50v, 64v, 155r), wo ein Heer der "Rechtgläubigen" gegen eine hussitische Wagenburg zu Felde zieht (s. ausführlich hierzu unter 'Ikonographie').
Ikonographie
Der Bellifortis des Konrad Kyeser bildet das ikonographische Grundgerüst für das 'Kriegsbuch' (42r, 43r, 51r-58r, 60r, 63r, 64v, 65r, 66r, 66v, 69r, 71r, 82r-89r, 90r-92r, 98r, 101r, 101v, 108r-111r, 123r-135r, 137v, 145r, 146r-147r, 153r-166r, 170r, 172r, 182r, 185v, 195r-196v, 198r; 209r-215r, 218r-220r, 221r-224r, 226r, 226v, 227v-230r, 233r-239v); anderes Material geht auf frühe Büchsenmeisterbücher zurück (2. Kapitel: 92r-97v, 102r, 102v; 3. Kapitel: 111r-115r, 116r-116v, 135r-136r; 6. Kapitel: 197r-197v), das jedoch schon zuvor, nämlich in der kombinierten 7-Kapitel-Fassung mit dem Bellifortis vereinigt worden ist (in den beiden Hauptvertretern, Wolfenbüttel und Rom 1888, ist die Reihenfolge durch Fehlbindung gestört). In der hier vorliegenden erweiterten/neu konzipierten 7-Kapitel-Fassung kommen verschiedene Gerätschaften neu hinzu, für die zumeist noch keine konkreten Vorbilder ausgemacht worden sind: 1. Kapitel: 43v-50v (Werkzeuge), 58v-59r, 61r-72r, 74r (Leitern; ausgenommen 63r, 64v, 65r, 66r, 66v, 69r, 71r, die aus dem Bellifortis stammen); 3. Kapitel: 115v, 117r (Büchsen), 136v, 137r (Destillieröfen), 138v (Laterne); 4. Kapitel: 147v-148r, 149r (Hussitenkrieg), 149v-150r (Kampfwagen), 151v, 152r (Karrenbüchsen); 5. Kapitel: 170v-171r (Ritterspiel), 171v, 172v-173v (Reitzubehör); 6. Kapitel: 184r-185r (Schutzvorkehrungen für Burgen), 186r (Bollwerk), 200r-207r (Hebegerät); 7. Kapitel: 220v, 224v-225v, 226v, 227r (Brücken, Boote), 232r-232v (Tauchgerät), 240r (Wasserpumpe).
Die Einteilung der alten 7-Kapitel-Fassung (1. Feldschlacht, 2. Belagerung, 3. Steigwaffen, 4. Verteidigung, 5. Wassertechnik, 6. Pyrotechnik, 7. Natürliche Kampfmittel, Diverses; vgl. Friedrich/Rädle 1995, 11) wurde in dieser Version aufgebrochen, um das Material zu neuen Themeneinheiten zu gruppieren, die in Einklang mit den Eigenschaften der Planeten stehen: 1. Kapitel (Saturn): Angriff, 2. Kapitel (Jupiter): Schutz/Verteidigung, 3. Kapitel (Mars): Feuer/Feuerwaffen, 4. Kapitel (Sol): Sieges- bzw. Kampfwagen, 5. Kapitel (Venus): ritterliches Turnier, 6. Kapitel (Merkur): Erfindungsgabe/Inventionen, 7. Kapitel (Luna): Unbeständigkeit. Die für die Neukonzeption bedeutsamen Planetenreiter wurden im Zuge dessen ikonographisch aufgeladen, zumal sie hier auch neue Verse erhalten haben. Zwar waren sie in Göttingen 63 schon einmal mit individuellen Attributen versehen (Jupiter: Blütenzweig; Mars: gezücktes Schwert; Venus: Spiegel; Sol: Reichsapfel; Merkur: Brief; Luna: Geißel), doch wurden diese Erkennungszeichen in der Regel nicht mit in die verschiedenen 7-Kapitel-Versionen übernommen (eine Ausnahme stellt lediglich Budapest: Sol: Marschallstab, Merkur: Botenstab, Mars: Schwert). In Cod. 3062 wie auch in Tenschert verfügen alle Planetengötter nun wieder über sprechende Beizeichen: Saturn (42r) schwingt drohend eine Keule, Jupiter (82r) reitet mit einem Falken aus, Mars (108r) stürmt mit gezücktem Schwert und brennender Fackel voran, Sol (145r) naht majestätisch mit allen Insignien der Macht heran (Bügelkrone mit Bändern, Lilienzepter, Reichsapfel, über der Brust gekreuzter Stola, langem Mantel), Venus (170r) hebt gebieterisch den Marstallstab, Merkur (182r) hält Geldbeutel und Hermesstab in der Hand, Luna (218r) stößt, sich zur Seite drehend, ins Horn, während ein rücklings sitzendes Äffchen (als Sinnbild für die Unbeständigkeit) in einem Täschchen kramt. Bis auf das Pferd von Merkur haben alle Reittiere zusätzlich zur Schabracke einen Fürbug mit verzierten Ausbuchtungen erhalten, dasjenige von Mars steckt sogar in einem kompletten, dornenbewehrten Roßharnisch.
Inhaltlich am stärksten eingegriffen wurde in der Mitte des Buches, zu Beginn des 4. Kapitels: Hier wurden dem Planetengott Sol (145r) eindeutig die Züge Kaiser Sigismunds verliehen (Tenschert weist diese Ähnlichkeit noch nicht auf; vgl. das Porträt in Wien, KHM, GG 2630, Abb. bei Jenni 2006, bzw. das Majestätssiegel oder die Goldene Bulle dieses luxemburgischen Herrschers, Abb. in Sigismundus rex et imperator 2006, Kat. 3.18 bzw. 3.19.). Für den imposanten Löwenbezwinger, der als nächstes Motiv folgt (146r), wurde ein artifizielles Metallgefäß aus Kyesers 7-Kapitel-Fassung (vgl. z. B. Wien 5278, Nr. 91; Wien 3068, Nr. 41; Rom 1888, 253r oder Wolfenbüttel, 56r) seiner ursprünglichen Funktion enthoben (laut Text, der hier bewusst weggelassen worden sein dürfte, diente es ursprünglich zur Verbreitung von Wohlgerüchen) und als sinnbildlicher Ausdruck für Stärke und Macht gebraucht. Im Unterschied zu den bisherigen Darstellungen steht der Potentat nicht mehr auf dem Rücken des Tieres (Wien 3068, 21r), sondern auf einer Ebene mit ihm; dabei tritt er ihm womöglich absichtsvoll auf den Schwanz (vgl. das allegorische Porträt von Mariano Taccola in einer Kaiser Sigismund 1433 gewidmeten Schrift in Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Ms. Pal. 766, 1v). Die rückseitig abgebildete magische Speerspitze "Meufaton", mit deren Hilfe man angeblich Feinde in die Flucht schlagen kann, und einige Kraftbrote (146v), bei denen es sich allerdings um gewöhnlichen Zwieback handelt, sind geheime Waffen, die dem Herrscher zu Gebote stehen, der auf der nächsten Seite unverhohlen in eine Traditionslinie mit dem großen Welteroberer Alexander gestellt wird (147r). Auf der nächsten Doppelseite treffen österreichische Kontingente auf eine hussitische Wagenburg (146v-148r). Interessanterweise hatte Kyeser in den von ihm verantworteten Fassungen (der 10-Kapitel- und der geordneten 7-Kapitel-Version) die Erfindung der Wagenburg entschieden für sich reklamiert (vgl. Cermann 2013, 19 f., Anm. 69). Davon ist hier allerdings keine Rede mehr; die Invention wird jetzt dem antiken Autor Vegetius zugeschrieben (Cod. 3062, 164v Vigesius spricht[,] daz varindem her nich fu/egilicher ist dann stark raisswa/egen[,] dy man nach rechter ordnung in berrorg weis mit ketten schließen vnd vergraben soll[,] dar in Ru/ett ain klain volk sicher vor großem her). Noch zu deuten bleibt ein unscheinbares Detail: Im Vordergrund von 148r ist eine kleine Spinne zu sehen, die gerade einen Faden um die Wagenburg spinnt (in Berlin 2041, 147r schon wieder verschwunden). Nach nochmaligen Umblättern sieht man auf 149r einen weiteren Wagen mit österreichischen Kampftruppen zur Verstärkung heranrücken. Damit endet diese spezielle, auf aktuelle Ereignisse Bezug nehmende Bildsequenz. Sigismund war es mit der tatkräftigen Hilfe seines Schwiegersohnes, Herzog Albrechts V. von Österreich, tatsächlich gelungen, die Hussiten zu bezwingen. Mit dem Vergleich von Iglau 1436 erkannten die Böhmen ihn schließlich als ihren König an. Die beiden Zöpfe, die ungewöhnlicherweise an dem Banner von Sol flattern (145r), stellen insofern vielleicht eine Anspielung auf den Zopforden dar, den Herzog Albrecht III. "mit dem Zopf" († 1395), der Ahnherr der albertinischen Linie des Hauses Habsburg, einst gegründet hatte. Denn schon der Großvater und der Vater Herzog Albrechts V. waren Parteigänger von Sigismund gewesen. Das Zopf-Detail ist nur in Cod. 3062 vorhanden, es fehlt sowohl in Tenschert als auch in Berlin 2041.
Das der Venus unterstellte 5. Kapitel stellt ebenfalls eine Neuerung dar. Es bietet Material, welches bislang nicht Teil von Kriegsbüchern war. Die von dem Planetengott eingenommene Pose erinnert an das Eröffnungsbild zu den Versen 'Von der Jugend und dem Alter' des Hugo von Trimberg (vgl. z. B. Innsbruck, UB, Cod. 900). Dort stürmt die Jugend gleichfalls mit einem Marstallstab zu Ross voran (während sich das Alter mühsam mit einem Stock fortbewegen muss). Die blaue Gewandfarbe war von Kyeser vorgegeben (Quarg 1967, 13 ediert zwar blandus; in den Handschriften steht jedoch eindeutig Veneris vexillum blavius bzw. blavium, vgl. z. B. Cod. 900, 11r oder Rom 1994, 7r); er dürfte sich bei dieser Farbwahl an alchemistischen Vorstellungen orientiert haben (vgl. Heimann-Seelbach 1996, 272, Anm. 26), denn gewöhnlich ist für Venus die Farbe Weiß (die bei Kyeser Luna zugedacht ist) oder Grün vorgesehen (vgl. Schreiner 1967, 54 f.; so beispielsweise in Wien 3068, Nr. 169). Die neuen Planetenverse gehen auf diesen Aspekt nicht ein, doch wird auf 168v explizit gesagt, dass Venus der mine stern … eine weiblich[e] gestalt hat, was durch das nebenstehende Bild konterkariert wird, welches an dem in Rom 1888, 113r, Wien 5278, Nr. 5, Straßburg, 23r, München 30150, 87v, Göttingen 64, 88r, Rom 1889, 87r, New York 104, 4r tradierten Vorstellungsmodell des männlichen Geschlechts festhält (vgl. Saxl 1915, 114 zu Abb. 41, Cermann 2014, 260-265).
Die nachfolgende Szene auf 170v-171r scheint ein Bild aus dem Kunst- und Wunderbuchteil von Rom 1888, 88r aufzugreifen. Sinn und Zweck der sportiven Reitübung dürfte darin bestanden haben, sich so lange wie möglich auf dem seinerzeit eher unüblichen Sattel mit breiter, flacher Sitzfläche zu halten. Im Anschluss daran werden zwei derartige Sättel mit Zubehör gezeigt, das zu einem festen Sitz verhelfen soll (171v-172r). Die flachen Sättel, auch Bocksättel geheißen, sind orientalischen Ursprungs und stehen im Gegensatz zu den mit hohen Rückenstützen versehenen Krippensätteln (vgl. Verő 2006, 270-278, 356-364), auf denen die Planetengöttern sitzen. Einer von 20 heute noch erhaltenen niedrigen Beinsätteln soll einst angeblich Albrecht V. gehört haben (Wien, KHM, A 73; vgl. Verő 2006, 363 f., Nr. 4.72 mit Abb.); ein anderer zeigt zumindest das Abzeichen des von Sigismund 1408 zum Kampf gegen die Ungläubigen gestifteten Drachenordens (Budapest, Magyar Nemzeti Múzeum, 55.3119; vgl. Verő 2006, 356 f., Nr. 4.65 mit Abb.). Auf derartigen geschnitzten Beinsätteln, die vermutlich eher für die Kunstkammer denn für den tatsächlichen Gebrauch gefertigt worden sein dürften, wurden gern Minnethemen behandelt.
Verstärkt fand jedoch in die erweiterte/neu konzipierte 7-Kapitel-Version alltagstaugliche Technik Eingang, die sich gut auch in anderen Zusammenhängen – etwa dem Baubetrieb – bewähren konnte (43v-51r, 62r-72r, 200r-207r; man vergleiche etwa die Hebegeräte und Leitern in dem Bauhüttenbuch des Hans Hammer aus Werd: Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. 114.1 Extrav., 4rv, 8rv, 10rv).
Eine eigenwillige ironische Pointe liegt in dem Faktum, dass ausgerechnet Konrad Kyesers Bellifortis herangezogen wurde, um die Person Kaiser Sigismunds als strahlenden Kriegsmann herauszukehren, des glücklosen Feldherrn von Nikopolis, den Kyeser hasserfüllt mit den schmählichsten Schimpfworten bedacht hat, den er als Wortbrüchigen, Feigling, Hermaphroditen hinstellte (Göttingen 63, 3r, 85r, 139v; vgl. zuletzt Cermann 2013, 43, Anm. 186, 44 mit Anm. 194, 48 mit Anm. 219). Letzteres Epitheton dürfte der Luxemburger dem Umstand zu verdanken gehabt haben, dass er seine Haare lang getragen hat, was als unmännlich galt (vgl. Fuchs 2009, 314 f., Reinle 2007, 185; Kyeser selbst trug seine Haare entsprechend französischer bzw. burgundischer Mode ausrasiert im Nacken [Göttingen 63, 139r; vgl. Cermann 2013, 39, Anm. 166]).
Ausführung
Die Zeichnungen wurden von einer Hand in schwarzer Tinte angelegt, wobei die unkolorierten Illustrationen auf 74v, 118r, 119r, 119v, 170v-173r mit dickerer Feder in Braun nachgetragen worden sind. Qualitative Unterschiede, die insbesondere zwischen den Planetenreitern (42r, 82r, 108r, 145r, 170r, 182r, 218r) und anderen Pferdedarstellungen (27r, 27v, 124v, 125r, 127v, 147r, 147v, 149r, 149v, 170v, 228r) deutlich zutage treten, dürften vorlagenbedingt zu erklären sein: Zu Beginn seiner Arbeit, bei den Planetenreitern, deren Zug erst im Laufe der Neukonzeption auseinandergerissen wurde, hat sich der Zeichner noch ängstlich an die Darstellungen von Tenschert angelehnt (siehe jeweils Saturn und Mars), einige Abweichungen bei Haltung, modischen Details und Farbwahl dürften – wenn nicht von einer weiteren, heute verlorenen Vorstufe ausgegangen werden soll – durch die farbliche Überarbeitung von Tenschert zu erklären sein (der fragmentarische Charakter von Tenschert sowie die später noch erfolgten Textänderungen stellen durchaus gewichtige Argumente für eine fehlende Zwischenstufe dar; s. auch 'Bildprogramm', unter: 3) 'Kriegsbuch' sowie oben, 'Ikonographie'). Mehr und mehr verlässt sich der Zeichner jedoch auf den natürlichen Duktus seiner Hand und erlaubt sich zunehmend Freiheiten (27r). Die sukzessive Entwicklung, die dabei zurückgelegt wurde, wird beim Umblättern von Bl. 170 deutlich: Auf der Vorderseite ist Venus, der fünfte Planetenreiter zu sehen, auf der Rückseite ein sportiver Jüngling zu Pferde, der erst, nachdem der Minnestern in die 15. Lage eingefügt worden ist, gezeichnet worden sein kann, denn die Linien der beiden Seile, mit denen zwei Hintermänner auf 171r den Reiter aus dem Sattel zu heben hoffen, laufen noch ein wenig über den angestückten Falz. Die sechs Seiten mit unkolorierten Zeichnungen (170v-173r), die bereits den gesamten Inhalt dieser Lage ausmachen (170-181), dürften zu den letzten Arbeiten des Zeichners in Cod. 3062 gehören. Die vorsichtig tastenden, kleinteiligen Striche, die bei den Gesichtern und den Füßen und Fesseln der Pferde der Planetenreiter anfangs noch zu beobachten sind, wurden hier zugunsten einer flüssigen, in langen Bögen verlaufenden Linienführung aufgegeben, die von einer erstaunlichen Sicherheit in Hinblick auf perspektivische Verkürzungen zeugt. Nicht immer hat sich der Zeichner jedoch so viel Mühe gegeben: Zwei auf 125r zusammengedrängte Reiter sind sehr viel nachlässiger auf die Seite geworfen, die Schwächen der Zeichnung könnten hier jedoch einfach an mangelnder Konzentration liegen.
Auch andernorts sind Schwankungen zu beobachten: Zuweilen ist die Linienführung ausnehmend sicher und beherrscht, insbesondere bei den ins Räumliche gedrehten Werkzeugen ist die effiziente Umsetzung bemerkenswert (43v-52r). Diese Qualität zeichnet schon die Gerätschaften in Tenschert (44r) aus, während die Realien in der späteren Kopie Berlin 2041 (55r) bereits ein wenig von ihrer Überzeugungskraft wieder eingebüßt haben. Schirme und Ebenhöhen, die unmittelbar aus dem Bellifortis und frühen Büchsenmeisterbüchern übernommen zu sein scheinen, weisen dagegen in Cod. 3062 des öfteren deutliche Kontruktionsschwächen auf (83r-102v, vgl. Cod. 3062, 101r, 102r mit Wolfenbüttel, 35v und Nürnberg, 18v-19r). Ein Kastenwagen mit Steigbaum, von dem in Tenschert (40v) eine prägnante Vorlage existiert, vermochte man dagegen glaubhaft in das Zweidimensionale zu bannen (Cod. 3062, 72v). Bei Cod. 3062 merkt man an diversen Kleinigkeiten, dass es sich nicht um einen Erstentwurf, sondern um eine Kopie handelt. Speziell den Burgenbildern fehlt es häufig an innerer Stringenz. So hakt beispielsweise auf 57r nur eine der beiden Mauerkrallen einer Strickleiter hinter die Zinnenmauer, während die zweite vergeblich am hohen Mauerwerk der Burg vorbeischrappt (57r; bei Tenschert, 11r sind die Krallen im Erdreich bzw. Felsen festgehakt). Der Blick wird auf diese Weise mehr auf das Gerät und die beiden Akteure gelenkt, während die Burg im Hintergrund zur vernachlässigbaren Staffage absinkt.
Auf 48v, 50r, 51r, 227v, 235v, 240r sind Reste von großzügig angelegten Kohlevorzeichnungen sichtbar. Die kräftigen Kohlelinien auf 232v stammen von einem späteren Pausverfahren, als man die Zeichnung der Vorderseite offenbar mit Hilfe von Kohlepapier kopieren wollte. Durch Abklatsch sind Spuren von Kohle auch auf 233r geraten.
Farben
Überwiegend klare, unvermischte Farben, partiell etwas großspurig aufgetragen: Blau (grobkörniges Pigment, dürfte einst durchdringender gewesen sein), Gelb, Grün, Rot, Rosa, Braun. Bis auf Rot eher blasse bzw. durchlässige Farben; stufenweises Abtönen durch mehrfaches Auftragen; allgemein herrscht bei den Planetenreitern ein mehr deckender, kraftvoller Farbauftrag vor, vgl. z. B. das Blau auf 170r oder den etwas undefinierbaren braungrauen Ton auf 182r (laut Text auf 181v weiz in prawn gedrengt da mit ist sein [Merkur] varb geme[n]gt). Auf den Fahnen der Planetenreitern wurde deren Kolorierung z. T. explizit vorgegeben: 42r (s für Schwarz), 82r (G g für Grün), 108r (r für Rot), 170r (b für Blau), 218r (w für Weiß) – im letzteren Fall, bei Luna, wurde die Anweisung jedoch nicht befolgt (fahles Hellgrün). Bei den Gegenständen wurde systematisch Blau für Metall, Gelb für Holz, Braun für Leder gebraucht. Wasser wurde zumeist in einem trüben Beige-Grün wiedergegeben, nur ausnahmsweise in Blau (erst gegen Ende, 237r-240r, bei verschiedenen Wasserhebeverfahren), Feuer naturgemäß mit Rot. Unkoloriert blieben die mit breiter Feder in brauner Tinte ausgeführten Zeichnungen auf 74r (Nachtrag), 118r (Nachtrag), 119r (Nachtrag), 119v (Nachtrag), 170v-173r (neu konzipiertes 5. Kapitel), 215r.
Stil und Einordnung
In Cod. 3062 wurde zum ersten Mal das neue Konzept mit den Planetenreitern zu Beginn der einzelnen Kapitel realisiert, für das Johannes Hartlieb wohl verantwortlich gemacht werden darf. Eine Vorstufe auf dem Weg dorthin dürfte Tenschert darstellen, obgleich dieser Codex aufgrund seines fragmentarischen Charakters wohl nicht die unmittelbare Vorlage für Cod. 3062 abgegeben hat (nur 76 von 226 Bildseiten sind dort vorhanden). Die am Ende der zweiten Lage in Cod. 3062 angebrachte Datierung 1437 (25v) kann nicht nur wegen des WZ-Befundes, sondern ebenso aufgrund von inhaltlichen Kriterien auf die gesamte Handschrift übertragen werden; denn die singuläre Verherrlichung Kaiser Sigismunds (145r-149r), des letzten luxemburgischen Regenten, macht nur zu dessen Lebzeiten († 9.12.1437) bzw. zu den seines österreichischen Mitstreiters und Nachfolgers Albrecht V./II. Sinn († 27.10.1439). In der 1453 entstandenen Berliner Kopie wurde auf diese Art der politischen Überformung kein gesteigerter Wert mehr gelegt; Sol weist dort bereits schon nicht mehr die Züge Kaiser Sigismunds auf.
Zwischen Tenschert und Cod. 3062 liegen deutliche qualitative Unterschiede; Berlin 2041 fällt graduell nochmals weiter ab. Der bei Tenschert vorherrschende verfestigte, kontrollierte Strich, wird in Cod. 3062 großzügiger und verflüssigt sich. Das sorgfältig auf Pergament angelegte Fragment (Tenschert) hätte durchaus höchsten Ansprüchen genügen können (bei der Beurteilung wird man von der vermutlich neuzeitlichen Kolorierung abstrahieren müssen). Die Kernbotschaft von Cod. 3062, das propagandistische Bildprogramm von 145r-149r, das vermutlich überhaupt den Anlass für die Umorganisation des Materials gegeben hat, zeichnet sich in Tenschert noch nicht ab. Doch fällt Sol auch dort schon ein wenig aus dem Rahmen, denn dessen Ross dreht sich als einziges aus der Seitenansicht nach vorn, aus dem Bild heraus, so dass der oben sitzende Reiter nun frontal auf den Betrachter schaut. Von Sigismund kennen wir keine Buchmalerei, die er persönlich in Auftrag gegeben hat (vgl. Schmidt 1987, 509/435). Die mit Albrechts Namen sicher zu verbindenden Arbeiten (vgl. MeSch V, 58-80), seine beiden Gebetbücher in Wien und Melk (ÖNB, Cod. 2777; Stiftsbibliothek, Cod. 1080), die der nach ihm benannte Albrechtsminiator in seinen letzten Lebensjahren für ihn illuminiert hat, weisen keine Stilverwandtschaft mit Tenschert auf.
Hanns Strasser d. J., der vermutliche Erstbesitzer von Cod. 3062, gehörte nicht dem Hochadel an, er dürfte durch persönliche Bekanntschaft mit Hans Hartlieb zu dem 'Kriegsbuch' gekommen sein. Sucht man den Zeichenstil von Cod. 3062 kunsthistorisch zu verankern, so lässt sich als nächste Parallele ein druckgraphisches Werk, das Ambraser Hofämterspiel anführen (Wien, KHM, KK 5077-5124, Wien, um 1455, siehe auch unten). Schon früh wurde gemutmaßt, dass dieses Kartenspiel für Ladislaus Postumus (1440-1457), dem nachgeborenen Sohn von Albrecht V./II., entstanden sein könnte (vgl. Weixlgärtner 1911, 262-264; Ragg 1976; Wörner 2010, 301 f.). Versuchsweise hat man es deshalb dem von 1451 bis 1476 in Wien dokumentierten Hofmaler von Ladislaus, Meister Hans von Zürich alias Hans Hohenbaum, zuschreiben wollen (vgl. Perger 1981; Stange, Bd. 11 (1961), 5, 44; Rott 1933, Teil 2, 291). Da wir jedoch kein einziges gesichertes Werk von diesem Meister kennen, entzieht sich die Hypothese der Überprüfung. Geeignet für den Vergleich zwischen Cod. 3062 und dem Hofämterspiel sind vor allen Dingen die Pferde, denn größere Einzelfiguren sind im 'Kriegsbuch' nicht sehr zahlreich vorhanden (z. B. auf 131r, 146r, 147r, 179v, 171r, 219r, 233v). Recht gut lassen sich z. B. die Reittiere von 27r und 170v mit denjenigen des Hofmeisters und des Marschalls von Frankreich (KK 5121, KK 5115) im Kartenspiel vergleichen. Stellt man eine gewisse Weiterentwicklung über die Jahre in Rechnung, so wirken die Schwächen, die z. B. bei den Vorderläufen in Cod. 3062 noch auftreten, durchaus lässlich.
Hs. enthält 2 Fragmente
VS
I Pergament
Hebräisches Fragment (siehe oben)
NS
I* Pergament
Hebräisches Fragment (siehe oben)
Einband: 15. Jh. Gotisch Streicheisenlinien
Einband restauriert
Einbandfragment oder Abklatsch vorhanden
Wohl Originaleinband. Rotes Leder über Holz, mit Rahmung und Rautung durch Streicheisenlinien (VD und HD identisch). Spuren von je fünf Buckeln und drei Schließen (die mittlere kunstvoll mit geschweiften Enden), auf dem VD oben Klebespuren von einem Titelschild. Restauriert 1915 (vgl. Vermerk IIr), dabei das v. a. auf dem VD stark beschädigte Leder mit neuem, dunkelrotem Leder unterfüttert. – VDS und HDS abgelöst, jetzt VS und NS. – Auf dem Rücken oben ein Papierschild, beschriftet: Tractatus germanicu[s] de Re [et] disciplin[a] militari, instrument[is] bellicis, et pyrotech[nicis). MS. Philos., unten ein weiteres, zunächst in Typen beschriftetes: CO[DE]X M[S]. [PHIL]OSOPHIC. [N]., weiter handschriftlich: CXXVII, [Olim] 384 (vgl. den Bleistifteintrag IIr, ganz unten).
Schreibsprache: Bairisch-österreichisch (Menhardt II, 852), bairisch (Schmitt 1962, 25). – Durch mehrere als Falzstreifen eingebundene Fragmente einer Pergamenturkunde des 14. Jahrhunderts ist ein Hinweis auf Wien gegeben (zwischen 6/7, 62/63, 75/76, 88/89, 101/102, 139/140, 151/152, 175/176, 187/188, 199/200, 224/225), denn darin kommen u. a. die lokalspezifischen Angaben "vor dem Kärntner Tor", "auf der Wieden" (dem heutigen 4. Wiener Gemeindebezirk) und der ebenda gelegenen ehem. Antoniuskapelle vor. Im Einzelnen begegnen an topographischen Angaben: na/echst der Ja/endlein weingarten, den paiden strazzen gegen sant Antoni chirichen, ein hofstat weingarten gelegen am Jeus, pey dez Lampfla/esch pru/ennlein, vor Cha/erner Tor enhalb der pru/ekk auf der Widein, weingart gelegen ze Gumpoltschirichen (Gumpoldskirchen); an Personen werden genannt: Philipp der fuetrer und (...) Peters sein hausvrow/e, vrow Christein (?) Wolfharts hausvrow/e und Trautmans tochter, deren Mutter Annen und Bruder Cholman des selben Trautmans su/en, Ortolf der Pair und herrn Chu/onrats Insigel des herscha/eftleins (...) auf der Widden. Vorbesitzer 1: Hans Strasser (?) , 4. Jahrzehnt 15. Jh. (27r) Wappen des Salzburger Adelsgeschlechtes Strasser. Fürbeth 1992, 57-60, 130, 280 nimmt aufgrund der eigenhändigen Zusätze auf 41v und 42v (s. o.) Johannes Hartlieb als Eigentümer der Handschrift an. Doch legt das bislang übergangene Wappen auf 27r einen anderen Erstbesitzer nahe: Die drei schräglinks untereinander angeordneten roten Kugeln oder Ballen auf weißem (bzw. silbernem) Grund verweisen auf das Salzburger Adelsgeschlecht Strasser (vgl. Cermann 2013, 27, Anm. 99). Da Hanns Strasser d. J. 1434 für Johannes Hartlieb urkundete, darf von einer persönlichen Bekanntschaft zwischen Redaktor und Erstbesitzer ausgegangen werden (vgl. Cermann 2013, 21 f., Anm. 80, 27, Anm. 100). Hanns Strasser engagierte sich 1431 zudem im Kampf gegen die Hussiten, er stand zusammen mit zwei Verwandten im Sold des Salzburger Erzbischofs Johann II. von Reisberg (vgl. Cermann 2013, 27, Anm. 100 und 102). Seit Bekanntwerden eines Dispensgesuchs von Herzog Albrecht III. von Bayern-München an Papst Eugen IV. vom 16.3.1436 lässt sich auch für Johannes Hartlieb eine Teilnahme an den Hussitenkämpfen belegen (vgl. Schnell 2007, Hayer/Schnell 2010, 9-17). Überdies hat sich Hartlieb 1437 zur Entstehungszeit des Codex in Wien aufgehalten (vgl. Drescher 1924-1925, hier 1924, 226 f.; Fürbeth 1992, 34; Schnell 2007, 447; Cermann 2013, 22, Anm. 81). Vorbesitzer 2: Wien, Hofbibliothek, nach 1576, 9066 (253v) Blotius-Signatur 9066., die Handschrift ist somit seit dem späten 16. Jahrhundert (jedenfalls nach 1576) in der Hofbibliothek nachweisbar (s. Menhardt, Blotius, 132). Die hohe Standzahl weist laut Menhardt, Blotius, 19, auf eine Signierung in den 1590er Jahren hin. Dagegen zählt Modern 1899, 135, Anm. 3, den Codex fälschlich zum Ambraser Bestand (s. auch Schmitt 1962, 22). – (IIr) ehemalige Prunksaalsignatur XI. E. II in Bleistift, unten weitere Signatur (vgl. den Einbandrücken), ebenfalls in Bleistift.
Regina Cermann (Forschungsstand 2014, MeSch VI; Vorarbeiten: Veronika Pirker-Aurenhammer; Redaktion Katharina Hranitzky 2022); WZ: Maria Stieglecker
Gebete aus dem aschkenasischen Machsor (Gebetbuch für die Feiertage), Fragment (freundl. Mitteilung Martha Keil und Domagoj Akrap).
(IIr)
Vorsignaturen, Restauriervermerk.
(IIv)
Leer.
(IIIr )
Blind-, Feder- und Bleistiftzeichnung einer Ellipse, wohl neuzeitlich.
(IIIv-VIIv)
Leer.
(1r-22r)
Feuerwerkbuch von 1420 (übereinstimmend mit Berlin 2041, 1r-29r; hingegen nach gleichlautendem Beginn abweichend von Hassenstein 1941, Ed. nach Erstdruck Augsburg, Heinrich Stainer, 1529, und Kramer 1995, 152-197, nach Freiburg, UB, Hs. 362, 1432; Kramer 1995, 262-264, verzeichnet fälschlich neben Berlin 2041 auch Wien 3068 als "wörtlich übereinstimmend"; zum Feuerwerkbuch s. Schmidtchen 1980 und Leng 2002, Bd. 1, 198-221, Bd. 2, 441-462).
(22r-25v)
Achilles Thabor: Deutsche Bearbeitung des Liber Ignium des Marcus Graecus (ed. Romocki 1895/1896, Bd. 1, 127–132 (dort Johannes Hartlieb zugewiesen); dieselbe Fassung in Berlin 2041, 29r-33v sowie in Berlin, SBB-PK, Ms. germ. quart. 1187, 45v–53r [bei Romocki 1895/1896, Bd. 1, 127, Anm. 1 unter der Akzessionsnr. 1889.119]; zur Frage, ob es sich bei "Achilles Thabor" um ein Pseudonym handelt, vgl. Leng 2004, Sp. 11; Cermann 2013, 20, Anm. 76).
1
22r
Das sind die feur die meister Achilles Thabor geschriben hat ... — ... (25v Datierung, Schreibername) Anno etc. Trigesimo Septimo per Johannem Wienner scriptum. [1437]
(26r-26v)
Leer.
(27r-39r)
Johannes Hartlieb: Namenmantik (Hartlieb ebenfalls namentlich genannt in Tenschert, 69r, in den beiden Berliner Textzeugen Ms. germ. quart 1187, 1r und Berlin 2041, 39r sowie in München, BSB, Cgm 7958, 10r; nach Wierschin 1968, 90-96, 98-100 und Fürbeth 1992, 57–60, 130–132 der Kompilator nicht identisch mit dem gleichnamigen Übersetzer und späteren Leibarzt Herzog Albrechts III. von Bayern-München, vgl. dagegen Schnell 2007, 446; Cod. 3062 gilt bislang als ältester Textzeuge, s. Schmitt 1962, 21–52, ed. 291–317, Grubmüller 1981, 486 f., mit weiterer Lit., Del Testa 2001/2002, ed. 158–227, mit ital. Übersetzung, doch könnte Tenschert durchaus noch davor – um 1435 für Herzog Albrecht V. von Österreich? – entstanden sein, vgl. zuletzt Cermann 2013, 19, Anm. 68, 21 f., Anm. 80). Beginnt mit 3 Bildseiten (27r-28r).
1
27r
(29r Autornennung) ... so hab ich Hanns Hartlieb gesamlet disz davelen ...
(28v)
Leer.
(37r)
Leer.
(37v)
Leer.
(39v-41r)
Leer.
(41v-240r)
(Ps.-)Johannes Hartlieb: Kriegstechnisches Bildkompendium / 'Kriegsbuch' (der häufig anzutreffende synthetische Titel 'Iconismis bellicis' geht auf Jähns 1889, 261 zurück, die Handschrift bietet hierfür keinen Anhaltspunkt; die Zuschreibung des anonymen Werks an Johannes Hartlieb in Hoffmann von Fallersleben 1841, Tabulae II und Menhardt II wird heute zumeist in Abrede gestellt, siehe besonders Schmitt 1962, 52–55; bei Schmidtchen 1980, 497–499 ist es unter "(Pseudo-)Hartlieb, Johannes" ohne Hinweis auf die Parallelüberlieferungen, sondern zusammenhangslos mit Wien 3069 erfasst; bei Leng 2002, Bd. 1, 144 f. und in KdiH 4/2,3-4, 209, 215, 232, 244 [Nr. 39.4.20: Rainer Leng] die Verfasserfrage offengelassen; angesichts des 2004 entdeckten Dispensgesuchs, in dem von einer Teilnahme Hartliebs an mehreren Kriegszügen die Rede ist, und des codicologischen Befundes in Cod. 3062 könnte sich die ältere, wenn auch leichtfertig vorgenommene Zuweisung dennoch als richtig erweisen). Deutsche Bearbeitung des Bellifortis des Konrad Kyeser (sog. erweiterte/neu konzipierte 7-Kapitel-Fassung; 5. Übersetzungsstrang).
4
41v
Tit.: (Bildbeitext, nachgetragen von Johannes Hartlieb) Her nach stett gemalt alle aygenschafft dye saturnus zu/o gehörtt Da mit solt die fw/´rsehen
42v
Tit.: (Bildbeitext, nachgetragen von Johannes Hartlieb) Mitt sollichen listen sollen willig lew/’tt brechen vnd graben vnd sich vor werffen also bewartt
171r
Tit.: (Bildbeitext, nachgetragen) Her nach stät geschriben Venus werck wie man vortail süchen sol zu Ringen stechen Renen vnd Vechten
215r
Tit.: (Bildbeitext, nachgetragen, rot) Daz ist ain Raisz pett
(47v)
Leer.
(51v-56v)
Leer.
(57v)
Leer.
(73v)
Leer.
(74v-81r)
Leer.
(82v)
Leer.
(94v-95v)
Leer.
(98v-100v)
Leer.
(103r-107r)
Leer.
(108v-109r)
Leer.
(117v)
Leer.
(118v)
Leer.
(120r-122v)
Leer.
(128v-129v)
Leer.
(132r-134r)
Leer.
(138r)
Leer.
(139r-144r)
Leer.
(145v)
Leer.
(148v)
Leer.
(150v)
Leer.
(153v)
Leer.
(155v)
Leer.
(156v)
Leer.
(157v-158v)
Leer.
(159v)
Leer.
(161v)
Leer.
(162v)
Leer.
(163v)
Leer.
(166v-169r)
Leer.
(173v-181r)
Leer.
(186v-194v)
Leer.
(198v-199v)
Leer.
(205v-206r)
Leer.
(207v-208v)
Leer.
(210v)
Leer.
(214v)
Leer.
(215v-217r)
Leer.
(228v)
Leer.
(230v-231v)
Leer.
(234r-235r)
Leer.
(240v-250v)
Leer.
(251r-251v)
Schulte, Heinrich: Notizen, Konkordanzlisten (Wien, April 1909).
(252r-252v)
Leer.
(253r)
Leer.
(253v)
Blotius-Signatur.
(I*r-I*v)
Efrayim Ben-Yiṣḥāk, Regensburg: Liturgische (Klage)-Gedichte (Pijutim), Fragment (freundl. Mitteilung Martha Keil und Domagoj Akrap). In den Gedichten die Pogrome von Regensburg 1137 und des zweiten Kreuzzugs 1146/47 verarbeitet.