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Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 3069
BÜCHSENMEISTERBUCH (deutsch)
Olim: Philos. 182    Papier   II, 170 Bl.   295/300×210/215   Süddeutschland oder Ostschweiz, 1411
Provenienz/Letztbesitzer: Schloss Ambras
Literatur zur Handschrift: CMD-A II 49, Abb. 83 (online).
Blattzählung fehlerhaft, springt von 90 auf 92. – Lagen: (V+2)10 + 8.VI107 + VII121 + (VI-1)132 + VI144 + VII158 + (V+1)169. Einzelblätter: I (jetzt an Falz des erneuerten VDS geklebt), 10 (jetzt an Pergamentfalz zwischen 9/10 geklebt), 122 (Gegenblatt nach 132 herausgeschnitten), 159 (an 160 geklebt). Von Bl. 149 der untere Teil abgerissen. HDS original. Kleines Doppelblatt aus Papier (ohne Nummerierung) mit der ersten Seite auf den VDS geklebt, darauf Notizen zum Inhalt von 1909. – Wasserzeichen: Kreis mit zweimal gekreuzter Linie, vgl. Briquet, Nr. 3118 (1412); ab Bl. 133 unidentifiziertes Wasserzeichen: Buchstabe h ? – Ansetzfalze und zur Lagenverstärkung: Pergamentstreifen, teils mit Schrift: Westeuropa, 13. Jh. (?) und Italien, 14. Jh. (s. auch Menhardt II, 858).
Schrift:
(Ir-IIv; 1r-10v) Schriftraum: 210/215; 40/60 × 120    Zeilenzahl: 25-28; 6/9   
Schriftart: Bastarda
Eine Hand, der Schreiber offenbar gleichzeitig der Buchmaler (siehe den Eintrag Ir).
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Figürlicher Buchschmuck   Miniatur(en)   
Rote Satz- und Trennstrichel, rote und grüne Paragraphzeichen, vereinzelt Zeilenfüller. Abwechselnd rote und grüne einzeilige Satzmajuskeln (durchgehend im Inhaltsverzeichnis, hier mit Ausnahme von IIv auch rote Nummerierung in römischen Ziffern). Am Beginn der Bildunterschriften zweizeilige rote und/oder grüne Majuskeln, gelegentlich mit flüchtigstem Liniendekor. Am Beginn des Schreibereintrags Ir eine dreizeilige rote Lombarde in mit Wellenlinien gefülltem Initialfeld. Um die Schrifträume ein- bis dreifache Rahmenlinien in Rot, Grün und mitunter Ocker, Ir dazwischen Punkt- und Strichelreihen. Bei den Bildseiten (siehe unten) sind die Hauptlinien in Grün ausgeführt und hinterlegen die roten Bildrahmen, so dass das Seitenlayout von Bild und Text optisch eine Einheit bildet. Auf einigen Seiten der 3. und 4. Lage entsprechende grüne Linierung für die vorgesehenen, jedoch nicht ausgeführten Bildunterschriften. – 182 Pinselzeichnungen in einheitlich roten, hochrechteckigen Rahmen in Breite des Schriftspiegels. Maße: in der Regel ca. 160x125 mm, insgesamt zwischen 155/175x125/130 mm schwankend. Danach auf Bl. 92-95 analoge, ursprünglich leer gebliebene Rahmen, darin auf 92r-93r, 94v vier nachgetragene Pinselzeichnungen, auf Bl. 95 unkenntliche Abdruckspuren einer Stiftskizze, weitere auf den Leerseiten bis Bl. 100 (teilweise mit Spuren von Bleistift). – Diese Ergänzungen, der große Umfang an Leerblättern und der Textabbruch bereits nach wenigen Illustrationen weisen die Handschrift als unvollendet aus.



Einband: 15. Jh.     Gotisch     Streicheisenlinien        
Einbandfragment oder Abklatsch vorhanden
Originaleinband. Rotes Leder über dicken, an den Kanten abgeschrägten Holzdeckeln. Streicheisenlinierung, von Doppellinien gerahmtes Mittelfeld, durch doppelte Diagonalen und Kreuzlinien geteilt. – Spuren von je fünf Buckeln und zwei Langschließen. – Auf dem Rücken Signaturschild der Hofbibliothek (Philos. 182).


Schreibsprache: Alemannisch (Menhardt II, 858). Nach Prof. Peter Wiesinger (Wien) alemannisch mit bairischem Einschlag, was auf einen alemannischen Schreiber im bairischen Raum oder auf eine alemannische Vorlage, die von einem bayerischen Schreiber kopiert wurde, hinweisen könnte. – (Ir) über dem Inhaltsverzeichnis Vermerk über den Beginn von Schreib- und Malarbeit am 1.3.1411: Got Almechtiger zu/o kum uns din hilf amen. [D]o man zalt von gottes gepurt tusent vierhundert und einliff jar an dem ersten tag mertzen So heb ich dis pu/och an ze scriben und ze malen so ich denn pest kan ze einer bedutnws eins andarn pu/ochs und zu/o einer angedenknus und wil uch die stuk von erzellen die ich hie nach mu/ot han ze scriben. – Keine mittelalterlichen Provenienzhinweise. Vermutungen, dass sich der Codex bereits vor 1450 in habsburgischem Besitz befunden hätte (Leng 2000, 26) oder über Erzherzog Ferdinand von Tirol (1529-1595) nach Ambras gelangt wäre (Hundert Handschriften 1966), lassen sich nicht verifizieren.
Vorbesitzer 1: Schloss Ambras , vor 1665
Vorbesitzer 2: Wien, Hofbibliothek, 1665, Ms. Ambras. 231
Veronika Pirker-Aurenhammer (Forschungsstand 2006, MeSch VI; Redaktion Katharina Hranitzky 2022)
"CMD-A II", "Briquet", "Menhardt II", "München 600", "Leng 2000", "Schmidtchen 1981", "Cermann 2013", "Hassenstein 1941", "Kramer 1995", "Wien 5135", "Wien 3062", "Göttingen 63", "Grassi 1994", "Grassi 1996", "Nürnberg", "Friedrich/Rädle 1995", "Wien 5278", "Quarg 1967", "Feldhaus 1931", "München 197 I", "Hall 1979", "KdiH digital", "Kat. Kuenringer 1981", "Heidelberg 126", "Schmidtchen 1977", "Schmidtchen 1990", "Jähns 1889", "Wien 5014", "Zürich", "Köln", "Berg/Friedrich 1994", "Leng 2002", "Thomas/Gamber 1976", "Göttingen 64", "München 30150", "Schneider 1978", "Leng 1996", "Handschriftencensus", "Anzelewsky 1970", "Günther 1993", "Hundert Handschriften 1966", "MeSch VI", "Schmitt 1962"
alle Initien
(VDS) Schulte, Heinrich Konkordanzlisten (Wien, Mai 1909). Doppelblatt aus Papier auf VDS geklebt.
(Ir) Ambraser Vorsignatur.
(Ir) Vorbemerkung mit Datierung. 1.3.1411 (Beginn von Schreib- und Malarbeit).
(Ir-IIv) Inhaltsverzeichnis. Auflistung von 95 Titeln, gegenüber dem Bilderzyklus unvollständig.
(1r-95v) Büchsenmeisterbuch, 'Primitive types'-Gruppe (siehe Handschriftencensus, Nr. 11550 und KdiH digital, Nr. 39.1.10 [Rainer Leng]; Zuschreibung an Johannes Hartlieb (Menhardt II u. a.) seit Schmitt 1962 überholt; bei Schmidtchen 1981 "(Pseudo)-Hartlieb, Johannes"; nahezu bild- und textidentisch München 600). Bilderhandschrift, unvollendet: Begleittexte nur 1r-10v; 92r-95v nur Rahmen für Bilder bzw. nachträglich darin eingefügte Illustrationen.
(96r-169v) Leer.