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Wien, Dominikanerkonvent, Cod. 148/118
PETRUS LOMBARDUS
Papier   284 Bl.   290×210/220   Österreich (Wien), 1477 (dat.)   
 Volldigitalisat



Literatur zur Handschrift: CMD-A V 60 f., Abb. 363 (online).
Lagen: I1 + (VII-1)14 + 5.VI74 + VII88 + 7.VI172 + 2.VII200 + (VI-1)211 + 6.VI283 + I284/HDS. Bl. I und 1 bei der Restaurierung zu einem Doppelblatt zusammengeklebt. Je ein fehlendes Blatt vor Bl. 5 und vor Bl. 204 (jeweils Textverlust: Beginn des Inhaltsverzeichnisses zu Buch 1, Beginn von Buch 4). Reklamanten z. T. erhalten (beschnitten).
Schrift: 4 verschiedene Schriften/Schreiber
Schrift 1(2r) Schriftart: Bastarda
Schrift 2(5r-200v, 212r-280v) Schriftraum: Spaltenzahl: 1 (2)   
Schreiber: Franciscus Gasteiger – Schriftart: Bastarda – Marginalien
Hauptschreiber. (200v) am Ende von Buch 3 Kolophon mit Schreibernennung und Datum 1477. Regelmäßiges Schriftbild. Rubriken von derselben Hand. Blindlinierung. – Randanmerkungen aus verschiedenen Zeiten, u. a. mit Zeigehänden.
Schrift 3(201r-211v) Schriftart: Bastarda
Rubriken von der Haupthand, Franciscus Gasteiger.
Schrift 4(280v-283v) Schriftart: Bastarda
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   Deckfarbeninitiale(n)   Ranke(n)/Bordüre(n)   Goldverwendung   
Buchmaler: Meister des Engelbrecht-Graduales
Rote Überschriften, rote Seitentitel (Buchnummern), in den Tabulae einzeilige rote und blaue Lombarden und rote Randhinweise, im Haupttext blaue Nummerierung der Distinctiones auf den Seitenrändern, zweizeilige rote und blaue Lombarden; (280v–283v) Rubrizierung und rote Lombarden von anderer Hand. – (6v, 86r, 88v, 154v, 155v, 201r) sechs Deckfarbeninitialen von ursprünglich insgesamt acht zu den Büchern des Textes und den diesen vorausgehenden Tabulae (drei- bis vierzeilig bzw. 6v neunzeilig). Es fehlen die Initiale zu Beginn der Tabula zu Buch 1 (vor 5r) sowie die Initiale zu Buch 4 (vor 204). – (8r, 10r, 12v, 13r, 15v etc.) zu den Distinctiones zahlreiche Fleuronnéelombarden, zweizeilig, ab Distinctio XX meistens dreizeilig; das Ornament in Weinrot oder/und Olivgrün. – (6v) auf dem unteren Seitenrand unterhalb der Blattranke Datierung 1477 in Gold. – Deckfarbenschmuck und Fleuronnée stammen vom Meister des Engelbrecht-Graduales. Von diesem in der Wiener Dominikanerbibliothek auch Cod. 33/33, Cod. 122/98, Cod. 415/212 und Cod. 416/213 sowie eine Reihe von Inkunabeln: W 55, W 129, W 194 (siehe Haidinger 1998, 60; Pfändtner 2011, 37; Tif 2023, 55, Anm. 33).

Hs. enthält 2 Fragmente
VS1   Pergament   
Doppelblatt (285x210) aus einer Handschrift im Oktavformat, zu NS gehörig
NS284   Pergament   
Doppelblatt (285x210) aus einer Handschrift im Oktavformat, zu VS gehörig

Einband: Wien     4. Viertel 15. Jh.     Gotisch     Streicheisenlinien   Blindstempel        
Werkstatt: Blasius Ehmann
Einband restauriert
Einbandfragment oder Abklatsch vorhanden
Der jetzige VD aus der Werkstatt des Matias (Holter 1977, B.1, Stempel 5-9, 30, 31, 33) gehört nicht zum Buchblock und auch nicht zum anders gestalteten HD, der der Werkstatt des Blasius Ehmann (Holter 1977, F.1, Stempel 3, 5-9, 12, 13) zuzuordnen ist. Der originale VD des Cod. 148/118 ist erhalten, er entspricht in Gliederung und Stempelauswahl dem HD. Auf dem neuen VD Spuren von fünf Buckeln und zwei Hakenschließen. Auf dem originalen VD und dem HD ebenfalls Spuren von je fünf Buckeln und zwei Hakenschließen, außerdem von Kantenbeschlägen an den Ecken; zudem an den Oberkanten und der Längskante des HD je zwei Nieten. – Blattweiser aus braunem Leder (am Anfang von Buch 3 nur innerhalb des Buchblocks erhalten, der Anfang von Buch 4 fehlt). – Handschriftenfragmente zur Falzverstärkung. – Der originale VDS und der HDS sind Fragmente aus einer Inkunabel.


Der in Wien gebundene Codex ist auf 6v (im Bas-de-page in Goldziffern) und 200v (vom Schreiber) mit 1477 datiert. Wann er in die Dominikanerbibliothek gelangte, ist ungewiss. Die Inhaltsangabe (vermutlich 18. Jahrhundert) auf 1r wurde höchstwahrscheinlich im Dominikanerkonvent eingetragen. – (HDS) oben Obiitvermerk: Anno Cristi 1467 feria quarta ante octavam Ascensionem Domini obiit mortem Cristannus Polanz (?). – Bei der Restaurierung des Einbandes erhielt Cod. 148/118 irrtümlich einen VD, der ursprünglich zu einer anderen, nicht mehr auffindbaren Handschrift gehörte. Der originale, lose VD wird gesondert aufbewahrt. Darauf unter anderem Vermerk von 1518 (?). – Auf dem jetzigen VDS auf eine Handschrift mit Sermones des Thomas Ebendorfer bezogener, aus dem erneuerten Spiegel ausgesparter Legatsvermerk aus dem Jahr 1469 (Mag. Wolfgang von Egenwurgk/de Egenburg [Eggenburg/NÖ] an das Augustiner-Chorfrauenstift St. Jakob auf der Hülben in Wien: [In einer Hand des späteren 15. Jahrhunderts] Von der zeit wintertayl / Haselpach. Uber dy evangeli vom Adven[t] auf dy Phingsten. [Darunter von anderer, etwas älterer Hand] Anno Domini im [darüber eingefügt] mo iiiic [in der Zeile] lxviiii hat das puech geschafft in unser chlaster hincz sand Jacob zu Wienn der erwirdig und hochgelert herr maister Wolfgang Egenwurgk die zeit unser peichtvater in solher mass das mans aym leichen schol der sein mess hat auf sand Augustinus alter so er des pegert oder aym der uns predigt der nit puecher hat und der pegert. [Darunter in einer Hand der Barockzeit] Haselpach ab Adventu usque ad Pentecosten.) Analoge Legatsvermerke in einer Reihe weiterer Bände, die dem Kloster St. Jakob auf der Hülben von Universitätsangehörigen geschenkt wurden und später ins Dominikanerkloster gelangten (Cod. 123/90, Cod. 168/137a, Cod. 170/139, Cod. 171/140, Cod. 172/141.). Cod. 123/90 wurde dem Chorfrauenstift ebenfalls von Wolfgang von Egenwurgk/de Egenburg geschenkt.
Katharina Hranitzky (1.6.2023)
"CMD-A V", "Haidinger 1998", "Pfändtner 2011", "Tif 2023", "Holter 1977", "Wrobel 1887", "PL", "RB", "Walther, Initia"
alle Initien
(VDS-Original) Anmerkungen und Auflistungen.
(VDS-Ersatz) Inhaltsangaben zu einem Codex mit Sermones des Thomas Ebendorfer.
(Ir-Iv) Leer.
(1r-1v) Eberhardus Bethuniensis Graecismus, Fragment (ed. Wrobel 1887; 1r: oben Cap. XXI,19-54, unten Cap. XXIII,2-34; 1v: unten Cap. XXIII,35-69, oben Cap. XX,207-XXI,18). Zu 284rv gehörig.
(1r-1v) Anmerkungen und Auflistungen von Namen, Begriffen etc.
(1r) Inhaltsangabe.
(2r) Auflistung von umstrittenen Artikeln bei Petrus Lombardus.
   1
2r Tit.: Nota articulos vel puncta in quibus a scolasticis doctoribus hodie non creditur magistro sententiarum Petro Lombardi.
(2r) Anmerkung zu den Werken von Petrus Lombardus, Gratianus, Petrus Comestor und Hildegardis Bingensis.
(2v) Anmerkung zu legitimen und illegitimen Kindern.
   1
2v Marsi ... cognoverunt [?] legitimos pueros exponentes eos serpentibus si legitimus fuerat serpentes fugerunt si vero illegitimus ... serpentes ...
(3r-4v) Leer.
(5r-280r) Petrus Lombardus Sententiarum libri IV (PL 192, 521-962). Mit Kapitelverzeichnissen. Unvollständig (Anfang der Capitula zu Buch 1 und Anfang von Buch 4 fehlen).
   2
6v (Datierung, auf unterem Seitenrand, in Gold) 1477
200v Expl.   ... (Schreibername, Datierung) Completum per Franciscum Gasteiger anno lxx7o etc. [1477]
(280v) Alexander de Villa Dei Summarium biblicum (RB, Nr. 1175). Mt-Io.
   1
280v Natus adoratus locum ... — ... surrexit se manifestat.
(281r-283v) De libris sententiarum (Walther, Initia, Nr. 16652).
   1
281r Res tres vestigium genuit natura volando (Interlinearglosse: Totus liber sententiarum est de rebus et signis) ... — ... (283v) hinc praemium iustis tribuat poenam malefactis. Amen.
(284r-284v) Eberhardus Bethuniensis Graecismus, Fragment (ed. Wrobel 1887; 284r: unten Cap. XX,105-138, oben Cap. XXIII,142-175; 284v: oben Cap. XXXIII,176-209, unten Cap. XX,71-104).
(284r-284v) Anmerkungen und Auflistungen von Namen, Begriffen etc. Zu 1rv gehörig.
(HDS) Obiitvermerk u. a.
   1
HDS Anno Cristi 1467 feria quarta ante octavam Ascensionem Domini obiit mortem Cristannus Polanz (?).