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Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 2860*
JOHANN VON WÜRZBURG (deutsch)
Papier   107 Bl.   295×205/210    Südwestdeutschland, 1415
Literatur zur Handschrift: CMD-A II 42, Abb. 114 (online).
Blätter fehlerhaft gezählt 105: zusätzlich 67a, 86a.
Ausstattung: Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   Figürlicher Buchschmuck   Wappen   
"Rubrizierung und Schriftverzierungen vom Florator respektive Schreiber: Cadellen bzw. cadellenartig vergrößerte Buchstaben, mitunter mit rotem oder schwarzem Fleuronnée (z. B. 33r-36r) in denselben Formen wie der Initialschmuck. Kustoden in verzierten Schriftbändern (z. B. 36v). – Am Beginn der Textabschnitte zahlreiche rote und/oder schwarze, meist zwei bis vierzeilige Lombarden mit teilweise gespaltenen und segmentbogig ausgesparten Buchstabenkörpern. Flüchtiges (Knospen-)Fleuronnée bzw. gekritzelte Zierlinien. Die Binnenfelder häufig gerastert oder schraffiert, typisch die ausgesparten, stark schematisierten Blattreihen sowie die großformigen, gestielten Knospenreihen und ähren, die auch ein Außenfeld bilden können (z. B. 73v-75r). Perlenbesatz mit kurzen Fadenfortsätzen. – 1r (Textbeginn) zehnzeilige Initiale mit gerahmtem Buchstabenfeld und dem üblichen Fleuronnée sowie zwei Füllgesichtern; 16v, 31v, 84r Fischinitialen, f. 84r ca. 16 cm hoch, mit rot-schwarz-weißem Schuppenmuster und einer geschlungenen, in einem Dreiblatt endenden Cauda; 47v, 65v, 67r Faltbandinitialen mit gitterartig schraffiertem Buchstabenkörper. – Vermutlich vom selben Florator stammen drei weiß-rot geteilte Wappen (72r, 89rv) des schwäbischen Adelsgeschlechts Hohenberg (vgl. J. Siebmacher, Großes und allgemeines Wappenbuch. Nürnberg 1856 ff., Bd. VI/2: Abgestorbener Württemberger Adel, 8, Taf. 15), die sich auf den Text beziehen und mit der betreffenden Textstelle jeweils durch Linien verbunden sind; das Wappen 72r trägt auf einem Schriftband die Bezeichnung Sigmund co(mes), auf 89r hängt es am Haken eines Abläufers, auf 89v ist es mit einem flüchtigen Zimier bekrönt. – Der bescheidene und in den Fleuronnée-Formen sehr konventionelle Buchschmuck ist zweifellos gleichzeitig mit der 1415 datierten Handschrift entstanden. Die niederalemannische Textfassung weist auf eine Herkunft aus Südwestdeutschland, wahrscheinlich aus dem württembergischen Gebiet westlich von Schwaben. Dies wird auch durch die in einem Nachtrag des 16. Jahrhunderts (105v; dt., [15]63) vorkommenden Personen nahegelegt: wundersame Erzählung vom Hasen zu Menshaim, in der Ulrich, Forstknecht des Grafen Eberhard von Württemberg, und Gumpolt von Gültlingen (schwäbisches Adelsgeschlecht im Gebiet Neckar-Schwarzwald) genannt werden (bei Menhardt fehlerhafte Angaben)." (VPA)


Schreibsprache: Niederalemannisch. – "Datiert mit 23.2.1415 von Eberhard, Schultheiß de Moechingen (105r); vgl. CMD-A II, 42 (hier 28.2.1415); bislang einziger Nachweis dieses Schreibers (vgl. Colophons, Nr. 3878). Die Ortsbezeichnung entspricht zwar am ehesten Mochingen, einer der mittelalterlichen Schreibweisen für Ampermoching oder Feldmoching in Oberbayern, Bezirk Dachau bzw. München (s. H. Oesterley, Historisch-geographisches Wörterbuch des deutschen Mittelalters. Gotha 1883 [Neudruck: Aalen 1962], 451), wahrscheinlicher – da mit der niederalemannischen Schriftsprache (laut Menhardt) besser vereinbar – ist jedoch eine Identifizierung mit Münchingen im südlichen Schwarzwald (heute Baden-Württemberg; vgl. C. Dietl, Minnerede, Roman und historia. Der "Wilhelm von Österreich" Johanns von Würzburg. Tübingen 1999, 20)." (VPA)
Kurzbeschreibung aus MeSch VI (Veronika Pirker-Aurenhammer, Forschungsstand 2015) wird noch weiter eingegeben (Stand Januar 2025)
"CMD-A II", "Colophons", "MeSch VI"
alle Initien
(101r-105r) Johann von WürzburgWilhelm von Österreich. Sigle W.
(105v) Erzählung von dem Hasen zu Agensheim.