![]() |
Permalink: https://manuscripta.at/?ID=5915 |
Schrift: | |
(1r-423r) Schriftraum: Spaltenzahl: 1 | |
Schriftart: Bastarda Eine Hand. Die roten Überschriften von einem anderen Schreiber, ebenso vermutlich die Seitentitel. Die roten Begriffe oder Namen im Text (Buch Ieremias) aber möglicherweise von der Schreiberhand. | |
Ausstattung: Illuminiert Rubriziert Fleuronnéeinitiale(n) | |
Rote Überschriften, rote Kapitelnummern in römischen Ziffern (am äußeren Rand in braunen arabischen Ziffern vorgeschrieben), rote Seitentitel (am oberen Rand in Braun vorgeschrieben). – Zu den Bibelbüchern und ihren Unterabschnitten sowie zu den Abschnitten der Interpretationes nominum hebraicorum sehr zahlreiche, zwei- bis sechszeilige Fleuronnéelombarden/Fleuronnéeinitialen in Rot und Blau, mit sorgfältig gezeichnetem Ornament in der Gegenfarbe. – Im Binnenfeld und z. T. auch als Außenornament abwechslungsreiche, symmetrische Arrangements aus verschieden großen – häufig kleineren und leicht eckig zusammengedrückten, mitunter auch größeren und runderen – Knospen an langen, sanft schwingenden Stielen. Die Knospenköpfchen häufig punktförmig in der Gegenfarbe gekernt. Doppelte oder dreifache Begleitlinien folgen der Kontur des Buchstabens innen und außen. Randseitig sind sie zu Fadenfortsätzen verlängert, die meistens in Höhe des Buchstabens Perlenbesatz mit "Dornen" in Form von kurzen Stricheln aufweisen und an ihrem Ende in großen Schlaufen mit Binnenkreis ausschwingen. Die Fäden sind z. T. von Doppelstricheln durchkreuzt. – Bestimmt wird das akkurat gezeichnete Ornament von der Kombination aus den in gleichmäßigem Abstand zueinander verlaufenden bogenförmigen Linien der nachgezeichneten Buchstabenumrisse und Konturen der Knospenstiele einerseits und den zumeist kleinen und zumeist gepunkteten Knospenköpfchen andererseits (z. B. 195v). Hervorstechendes Merkmal sind darüber hinaus die großen Fadenschlaufen mit den von diesen eingeschlossenen "Kernen". – In dem mit besonders vielen Initialen ausgeschmückten Cod. 123/90 ist außerdem eine große Zahl an Zusatzmotiven verwendet worden. Dazu gehören insbesondere Motive mit an der Innen- oder Außenseite gestricheltem Rand, die letztlich auf böhmisches Fleuronnée vom Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts zurückgehen: stilisierte Halbpalmetten (z. B. 82r, hier rund, an Stielen und zu Garben zusammengefasst; 274v, hier spitz zulaufend und in einer Reihe, vgl. als beliebiges Beispiel die 1413 von einem Budweiser Schreiber geschriebene Handschrift Wien, Schottenstift, Cod. 27 (Hübl 27), 44v), nelkenartige Rosetten (z. B. 161r), Kreissegmente mit Strichelung oder "Blattscheiben" mit geschwungenem Binnenfaden, wie sie für den Florator des Albrechtsgebetbuchs charakteristisch sind (119v; siehe bei Cod. 98/63); des Weiteren Blätter mit eingeschnittenem und gebuchtetem Rand, die aus vollfarbigem Grund ausgespart sind; verschiedenartige, flache oder dreidimensionale, "muschelartige" Blätter als Endmotive der Fadenfortsätze; Filigranranken mit silhouettierten Endblüten aus je drei schmalen Tropfen; dreidimensionale Knotenmotive; Eicheln am Ende von astartigen Einfassungen des Besatzornaments (z. B. 386r) usw.; (179v) Gesichtszüge in eine Schlaufe gezeichnet. Die Fleuronnéeinitialen können einem Florator zugeschrieben werden, der in den 1450er Jahren in einer ganzen Reihe von hauptsächlich im Wiener Universitätsmilieu entstandenen Handschriften begegnet. Den Kern der Gruppe hat Pfändtner 2011, 34 f. zusammengestellt, ein weiterer Band wurde dem Florator 2019 von Regina Cermann zugeschrieben – siehe bei Wien, Schottenstift, Cod. 11. Dem Konvolut können hier drei weitere Handschriften hinzugefügt werden, die aus dem Frauenkloster St. Jakob auf der Hülben, dem sie von Universitätsangehörigen geschenkt worden waren, in die Dominikanerbibliothek gelangten: Der vorliegende Cod. 123/90 sowie Cod. 168/137a und Cod. 170/139 (erster Florator). |
Einband: Wien 2. Hälfte 15. Jh. Gotisch Streicheisenlinien |
Einbandfragment oder Abklatsch vorhanden |
Rotes Leder über Holzdeckeln. Spuren von je vier Buckeln und einem größeren Mittelbeschlag. Von zwei Hakenschließen die Schließenbänder ohne Schließenhaken sowie die Befestigungsnägel auf dem HD erhalten; das Leder mit Rautenmuster verziert. Auf dem Rücken oben Rest eines Papierschildes, das über das vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammende Titelschild (Partes ... Bibliorum) geklebt war. – Zur Verstärkung der Lagenmitten Fragmente aus einer romanischen Handschrift (12. Jahrhundert). |
(1r) Besitzvermerk Ad Bibliothecam Conventus Viennensis F. F. Praed. (vermutlich 18. Jh.). Der Codex gelangte zweifellos erst nach der Auflösung des Chorfrauenstifts St. Jakob auf der Hülben im Jahr 1784 in die Dominikanerbibliothek. Vorbesitzer 1: Wolfgang von Egenwurgk/de Egenburg (Eggenburg/NÖ), Magister, vor 1468 Wolfgang von Eggenburg (Niederösterreich), zeitweiliger Dekan, Koadjutor, Rektor usw. der Universität Wien, 1464 Kanoniker von St. Stephan, schenkte die Handschrift 1468 dem Frauenkloster St. Jakob auf der Hülben (Vermerk auf VDS). Zur Person siehe AFTh, Bd. 2, 709 (mit Literatur und Quellen), 650 plus – Geschichte der Universität Wien und das RAG. Wolfgang folgte Jacobus de Wuldersdorff als Beichtvater der Augustiner-Chorfrauen nach; zu Jacobus vgl. Cod. 168/137a, Cod. 170/139, Cod. 171/140, Cod. 172/141. Ein auf Wolfgang von Eggenburg bezogener Vermerk auch auf dem heutigen, ursprünglich zu einer anderen Handschrift gehörigen VDS von Cod. 148/118. Vorbesitzer 2: Wien, St. Jakob auf der Hülben, Augustiner-Chorfrauenstift ![]() ![]() (VDS) Schenkungsvermerk: Anno Domini im / mo iiiic lxviii jar hat [durchgestrichen: uns] das puech geschafft in unser chlaster hincz sand jakob zu wienn der erwirdig und hochgelert herr maister Wolfgang von Egenwurgk [Wolfgang de Egenburg/Eggenburg] die zeit unser peichtvater in solher mass das mans aym leichen schol der sein mess auf sand Augustinus alter hat so er des pegert oder aym der uns predigt der nit puecher hat und der [durchgestrichener Buchstaben] pegert. / Requiescant in pace amen. |
(VDS) | Vermerk über die Schenkung an St. Jakob auf der Hülben. |
(1r-385va) | Biblia latina: Isaias - Apocalypsis. |
(1r-211v) | Vetus testamentum. |
(211v-385v) | Novum testamentum. 1 ![]() |
385v | Expl. ... (Schlussschrift, Datierung) Amen fiat. / Finitur Anno domini 1455. Deo gratias. |
(386r-423r) | Interpretationes nominum hebraicorum. 1 ![]() | :
386r | A est in hebreo latinae apprehendens vel apprehensio. Aad testimonium vel testificans ... — ... (423r) Zuzim consiliantes eos vel consiliatores eorum. – (Datierung) Finitur sabbato LXme Anno domini 1455°. |
(423v) | Leer. |