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Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 1398
THEOLOGISCH-ASZETISCHE SAMMELHANDSCHRIFT
Olim: Theol. 65    Pergament   I, 248 Bl.   350 × 255/260   Steiermark (Stift Rein), 1424 und bald nach Ende 1424   
Provenienz/Letztbesitzer: Wien, Hofbibliothek
Literatur zur Handschrift: CMD-A II 25, Abb. 198 (online).
(V+1)10 + 19.V200 + IV208 + 4.V248. Das Vorsatzblatt (I) um die erste Lage, der HDS um die letzte Lage gelegt. Kustoden (Minuskeln) größtenteils erhalten (218v wieder mit a beginnend). Lagensignaturen jeweils recto, rechts unten (z. B. 33r, 53r, 54r, 73r, 74r). Mittelalterliche Blattzählung, fehlerhaft: 123 dreifach, anschließend 125.
Schrift: 2 verschiedene Schriften/Schreiber
Schrift 1(Iv)
Schrift 2(1r-247v) Schriftraum: 265 × 163    Spaltenzahl: 2    Zeilenzahl: 40   
Schriftart: Textualis
(141r-207r) 260/265 × 160/170 und meistens 43 Zeilen. Vom Textschreiber auch die Überschriften.
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   Deckfarbeninitiale(n)   Goldverwendung   
Rote, blaue und grüne Lombarden; von demselben Rubriktor die Lombarden in Wien, ÖNB, Cod. 1399 (Rein, 1423, mit gleichartigem Einband). – (35v, 45v, 136r) 3 Fleuronnéelombarden mit grünem bzw. blauem Buchstabenkörper und rotem Ornament: (35v) vierteilige Blüte in orthogonalem Gitter, (136r) Federranken. Vereinfachter Perlenbesatz (teilweise Dreiperlpyramiden) mit flüchtigen Fibrillen sowie in verschiedene Richtungen abstehende, kurze, spiralförmig eingerollte Fadenfortsätze (136r zu welliger Linie zusammengesetzt) mit Fibrillen. Übereinstimmender, vermutlich von demselben Zeichner ausgeführter Fleuronnéedekor im "Meißner Rechtsbuch" Wien, ÖNB, Cod. 14869 (98r, 124v), entstanden im obersächsischen Sprachgebiet oder im mährisch-schlesisch-böhmischen Raum (Olmütz?) Ende des 14. Jahrhunderts (Morzé 2018). Der Florator von Cod. 1398 demnach vermutlich aus einer dieser Regionen zugewandert. Ob dies mit der Meißener Herkunft des Reiner Abtes Angelus Manse(e) (s. Lhotsky, Quellenkunde, 329) in Zusammenhang zu sehen ist, bleibt zu prüfen. – (1r, 5v, 209r) 3 Deckfarbeninitialen. Grüner bzw. roter Buchstabenkörper mit dicken Begleitlinien und einfacher Verzierung aus aneinandergereihten runden "Knöpfen" mit jeweils zur Hälfte gehöhtem Umriss; (209r) außerdem grob gelappte Blattfriese. Viereckige, ungerahmte Initialfelder: (1r) schwarz mit goldenen Federranken, (5v) grün mit silbernen Federranken, (209r) silberfarben, unverziert. Schwarze, mit goldenem Filigranornament überzogene Initialgründe begegnen ebenfalls v. a. in böhmisch-mährischen Werken.

Hs. enthält 1 Fragment
VDSVDS      Rein, 1413
Leimabklatsch einer Urkunde, die 1413 von Abt Angelus Manse(e) von Rein ausgestellt wurde (Mazal 1990, 34).

Einband: Stift Rein     bald nach 1424     Gotisch     Streicheisenlinien   Lederschnitt        
Einbandfragment oder Abklatsch vorhanden
Der VD zeigt das Reiner Stiftswappen. Gleichartiger Einband bei Wien, ÖNB, Cod. 1399 (Rein, 1423). Ähnlich des Weiteren der Einband von Rein, Zisterzienserstift, Cod. 99 (s. Schmidt-Künsemüller 1980, 55) sowie Graz, Universitätsbibl., Ms 650 aus der Zisterze Neuberg (Holter 1978, 187 f.; Holter leitet offenbar aus dieser Ähnlichkeit eine vermutlich falsche Datierung des Einbands von Cod. 1398 ins späte 15. Jahrhundert ab).


Vorbesitzer 1: Rein, Zisterzienserstift, 1424
Laut Kolophon (207r) 1424 im Auftrag des Abts Angelus Manse(e) von Rein geschrieben, der bei Fertigstellung des ersten Teils der Handschrift (1r-207r) bereits verstorben war (cuius anima requiescat...). Dem widerspricht das Sterbedatum 11.8.1425 im Totenbuch des Stifts Rein (MGH Necrologia 2, 349; s. auch Weis 1891b, 13). Auf jeden Fall kann Angelus erst Ende 1424 verstorben sein, "da er am 26. November eine Urkunde siegelte und eigenhändige Aufschreibungen noch vom 18. und 29. September vorhanden sind" (Weis 1891b, 13; vgl. Rein, Zisterzienserstift, Cod. 56). Die Urkunde von 26.11.1424 vermutlich Rein, Stiftsarchiv, A IX/15. Zu dem aus Meißen stammenden Angelus Manse(e) s. auch Lhotsky, Quellenkunde, 329.
Vorbesitzer 2: Wien, Hofbibliothek, 1549, M. 3968 (Blotius-Sign.)
1549 von Wolfgang Lazius von Rein in die Hofbibliothek verbracht (Trenkler 1978, 199; Mairold 1979, 530). 1576 von Hugo Blotius einsigniert (s. Menhardt, Blotius, 85). (1r) Signatur No XVI mit Überstrich, Besitzvermerk Ex Augustissima Bibliotheca Caesarea Vindobonensi.
Katharina Hranitzky (Forschungsstand 2013, MeSch VI; Ergänzungen 2021)
"CMD-A II", "Morzé 2018", "Lhotsky, Quellenkunde", "Mazal 1990", "Schmidt-Künsemüller 1980", "Holter 1978", "MGH Necrologia 2", "Weis 1891b", "Trenkler 1978", "Mairold 1979", "Menhardt, Blotius", "MeSch VI", "Dondaine 1948", "Kaeppeli", "Bloomfield", "Hendrix 1977", "Hendrix 1995", "Hammerich 1930", "Weitemeier 2006"
alle Initien
(Ir) leer.
(Iv) Inhaltsverzeichnis.
(1r) Signatur und Besitzvermerk der Wiener Hofbibliothek.
(1r-136r) Guilelmus Peraldus OP Liber eruditionis religiosorum (Dondaine 1948, 215-220, hier 220; Kaeppeli, Nr. 1625; Bloomfield, Nr. 1939, hier ohne Erwähnung der Handschrift).
(136r-207r) Hugo de Sancto Caro OP De doctrina cordis (auch Gerardus Leodiensis OCist zugeschrieben; Bloomfield, Nr. 4038, ohne Erwähnung der Handschrift; Hendrix 1977, 163; Hendrix 1995, I, 96 f.).
   1
207r Expl.   ... (207r Datierung, Auftraggeber, Lokalisierung) Anno Domini mo cccco xxiiiio (1424) finiti sunt libri de erudicione religiosorum et de preparacione cordis ad laudem Domini nostri Ihesu Christi procurante fratre Angelo abbate in Runa [Angelus Manse(e), Abt von Rein] cuius anima requiescat in requie sempiterna cum omnibus fidelibus defunctis et cum Domino nostro Ihesu Christo.
(207v-208v) leer.
(209r-247v) Georgius de Hungaria Visiones Georgii / Visiones quas in purgatorio sancti Patricii vidit Georgius miles de Ungaria a. D. MCCCLIII (Ed. Hammerich 1930; s. auch Weitemeier 2006).
(248r-248v) leer.
(HDS) Blotius-Signatur.