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Wien, Dominikanerkonvent, Cod. 229/193
ALVARUS PELAGIUS
Olim: O 34    Papier   336 Bl.   410×284/290   Österreich (Wien), 1488 (Tabula, dat.) und zwischen 1457 und 1483 (Haupttext)   
Handschrift aus 2 Teilen zusammengesetzt: 1  (1-327) 15. Jh.; 2  (328-335) 1488
Literatur zur Handschrift: CMD-A V 75, Abb. 380 (online).
VDS sowie NS und HDS (Doppelblatt) aus Pergament. – Der Anfang der Handschrift fehlt (1 Bl.?), das erste erhaltene Blatt lose; am Schluss drei Blätter herausgeschnitten. In brauner Tinte auf dem oberen Seitenrand jeweils recto und verso mittelalterliche Blattzählung in römischen Ziffern, beginnend mit ii. Braune Seitentitel auf dem oberen Seitenrand, über die Doppelseite, meistens abgekürzt in den oberen äußeren Seitenecken (6v-7r ausgeschrieben).

Teil 11-327   Papier   15. Jh.
Schrift:
(1r-327v) Schriftraum: Spaltenzahl: 2   
Schriftart: Bastarda
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   
Sorgfältige rote und blaue Lombarden, darunter einige Fleuronnéelombarden; diese teils mit braunem, teils mit rotem und blauem Ornament. – (3v) größere Fleuronnéelombarde. Im Binnenfeld große rote Blattähre; die Blätter auf dem Blattrücken gestrichelt und mit je einem blauen punktförmigen Kern. An den vier "Ecken" der Initiale halbrunde, "pilzförmige" Motive. Kleinteiliger, gepunkteter und mit Stricheln versehener Perlenbesatz. Geschwungene Fadenfortsätze. Dazu charakteristische Fibrillen mit gerade abstehenden Endfäden, die die waag- und die senkrechte Achse der Initiale betonen und orthogonal von den eingerollten Enden der Fadenfortsätze (bei den kleinen Lombarden von den Serifen) abstehen. Neben letzterem Motiv sind für die Formensprache des Florators die "Kernung" und Strichelung der Elemente des Dekors, eine relative motivische Vielfalt sowie seine Tendenz kennzeichnend, die orthogonalen Achsen der Initialen durch verschiedene Besatzmotive zu akzentuieren. – Fleuronnée derselben Hand in Cod. 166/136 und in Wien, ÖNB, Cod. 4178, beide ebenfalls von Petrus (von) Kirchschlag an das Dominikanerkloster geschenkt, sowie in dem durch Wassereinwirkung sehr stark beschädigten Cod. 245 der Wiener Dominikanerbibliothek (hier kein Schenkungsvermerk mehr erkennbar).
Teil 2328-335   Papier   1488
Schrift:
(328r-335v) Schreiber: Johannes Temer, frater OP – Schriftart: Schlaufenlose Bastarda
Vgl. Cod.130/98. Zu Johannes Temer, 1451 Prior des Wiener Dominikanerkonvents und im vorliegenden Codex als lector bezeichnet, siehe Frank 1968, 228.

Einband: Österreich (Wien?)     2. Hälfte 15. Jh.     Gotisch     Streicheisenlinien   Blindstempel        
Einbandfragment oder Abklatsch vorhanden
Braunes Leder über Holzdeckeln. Die Blindstempel vorerst nicht identifiziert (Stand April 2024). – Spuren von je 5 runden Buckeln, zwei Hakenschließen und, oben auf dem HD, einer Kettenbefestigung. – Auf dem VD stark abgeriebenes Titelschild (mit roter Lombarde). – Auf der unteren Kante der Deckel Metallfüßchen. – VDS aus Papier, mit quer geschriebenen Zeilen eines Messgesangs.


Mit dem im Purkawser-Katalog von 1513 (Cod. 232/26) unter der Signatur O 34 verzeichneten Band zu identifizieren (MBKÖ I, 385; Hötzel 2015, 103). – (1r) auf dem unteren Seitenrand Titel aus der Barockzeit.
Vorbesitzer: Petrus de Chirchslag, frater OP (†1483) , nach 1457
(327v) Vermerk zum Auftraggeber: Iste liber inperatus (so CMD-A V, 75; Frank 1968, 227: "comparatus") est per reverendum patrem et fratrem Petrum de Cirslach ordinis predicatorum professum conventus Wiennensis sacre theologie lectorem ... [Wort radiert] priorem conventuum Coloniensis et Nu[m]rbergensis. Mit Petrus de Cirslach ist Petrus (von) Kirchschlag gemeint, der 1457 seine Profess in Wien ablegte, später Prior in Nürnberg und 1465 Prior in Köln wurde (siehe Frank 1968, 226 f.). Vgl. die Vermerke Cod. 166/136 und Wien, ÖNB, Cod. 4178. Alle drei Codices enthalten stilistisch übereinstimmenden Dekor. Der Vermerk im vorliegenden Codex, der von anderer Hand als diejenigen in den beiden anderen Handschriften stammt, ist nach 1465 zu datieren. In dem sehr schlecht erhaltenen Cod. 245, der Fleuronnée von demselben Florator und ebenfalls Besitzvermerke der Wiener Dominikaner enthält, ist kein Hinweis auf Petrus Kirchschlag mehr zu sehen.
Katharina Hranitzky (8.3.2023/30.4.2024)
"CMD-A V", "Frank 1968", "MBKÖ I", "Hötzel 2015", "Cantus Index"
alle Initien
(VDS) Graduale, Fragment (Cantus Index, ID g00513). Unfertig (ohne Notation).
   1
VDS Ecce dominus veniet et omnes sancti eius cum eo et erit in die illa lux magna.
(1r-327v) Alvarus Pelagius De planctu ecclesiae. Anfang fehlt.
   1
1r [...] primo Hugo dux Aurelianensis regnum Franciae ... (3v) Optimis moribus et virtutibus adornato ... — ... (327v) duo et c porro gloria. – (Schlusschrift, rot unterstrichen) Et sic est finis.
(328r-335v) Tabula.
   1
328r Expl.   ... (Schlussschrift, Schreibername, Datierung) Explicit tabula istius celeberrimi voluminis confecta per fratrem Io[hannem] Temer [Johannes Temer] lectorem. Finita in die sancti Bernhardi abbatis. Anno Domini etc. 88 [20.8.1488]
(336r-336v) Leer (liniert).
(HDS) Leer.