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Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 13975/1
EBERHARD WINDECK (BD. 1) (deutsch)
Olim: Suppl. 1667    Papier   230 Bl.   365/370×275/280   Elsass (Hagenau), 1447 (Kolophon, ältere Lesart des Datums 1443)   
Provenienz/Letztbesitzer: München, Guido / Johann Josef Görres
Literatur zur Handschrift: CMD-A II 154, Abb. 428 (online).
Ursprünglich Quaternionen (s. die Reklamanten 72v, 88v, 96v). Starke Beschädigung durch Wassereinwirkung, insbesondere im unteren Bereich des Buchblocks. Text- und Bildverlust: Es fehlen Teile von Bl. 1–3 (Textverlust), außerdem 17 Bl. (Text- und Bildverlust): 8 Bl. nach 40 (Lage 6, nicht ersetzt), des Weiteren 109 (heute Privatbesitz, Marks-Thomée-Collection: 109r, 109v), 117, 174, 186, 199, 203 und 218-220 (jeweils durch ein leeres Blatt ersetzt). Fälze bei der Restaurierung erneuert. Bl. 36: Recto- und Versoseite vertauscht.
Wasserzeichen: sechs Varianten von Ochsenkopf-Wasserzeichen und je zwei Varianten von Schlüssel- und Kronen-Wasserzeichen, suchbar in WZIS (via Institutionen und Bestände, hier als Datierung 1443 angegeben nach älterer Lesart des Kolophons). Zur Papierverwendung bei Diepold Lauber s. Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 1, 75–79, bes. 77. Zu "Wasserzeichen-Überschneidungen" mit anderen Codices s. Lauber digital, unter Sigmundbuch (Eberhard Windeck).
Die jeweils horizontal durch die Blätter laufenden Faltspuren lassen erkennen, dass die verwendeten Papierbögen auseinandergefaltet und durch Fälze zu Doppelblättern verbunden wurden; dies entsprach den Gepflogenheiten der Werkstatt Diepold Laubers (Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 1, 78 f.).
Schrift: 2 verschiedene Schriften/Schreiber
Schrift 1(1r-230v) Schriftraum: 245/260 × 165/180    Spaltenzahl: 2    Zeilenzahl: ca. 28-35   
Schriftart: Bastarda
Vermutlich mehrere Schreiberhände, Schriftwechsel z. B. 11v.
Schrift 2(19r) Schriftraum: Spaltenzahl: 1    Zeilenzahl: 13   
Schriftart: Textualis
Die Eingangsseite des Textes durch Verwendung der Textualis als Auszeichnungsschrift hervorgehoben.
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   Figürlicher Buchschmuck   Wappen   Federzeichnung(en)   Goldverwendung   
Buchmaler: Diebold Lauber  
Entstanden in der Werkstatt Diepold Laubers. Die Illustrationen nach Saurma-Jeltsch 2001, Bd. 1, 131-132 dem Maler I der Lauber-Werkstatt zuzuordnen, der etwa zwischen 1440 und 1450 tätig war. Maler I auch in Heidelberg, UB, Cod. Pal. germ. 22 nachzuweisen.
Cod. 13975/1 und Cod 13975/2: Rote Überschriften, rote Strichelung von Majuskeln, rote Paragraphzeichen. Einfache Cadellen, selten aufwändiger (19r, am Beginn des Anschlusstexts an die Initiale, mit Fleuronnée und zwei Besatzmasken; 21v, danach in vereinfachter Form häufiger, in einzelne, teilweise parallel geführte Schwünge zergliederter Buchstabe, 85r außerdem mit charakteristischem Fortsatz). Zu Kapitelbeginn 6- bis 8-zeilige Lombarden mit Punktverdickungen und linearen Aussparungen; mitunter kurze Fortsätze mit einfachen Besatzmotiven; vereinzelt pflanzliche Formen (z. B. 30v, 208v, 340r: Silhouettenblüten, 342r: Eichel und Herzblatt). – (19r) Incipitseite mit Initiale I in Höhe des Schriftspiegels und Rankenwerk; Ausführung in Federzeichnung mit Kolorierung in Rosa, Blau und Grün. Buchstabenkörper in Pinselgold, verziert mit einer Blattranke mit kleinen Rosetten, die sich um einen Stab windet. Rechteckiges Initialfeld mit Tierdarstellungen: der Buchstabe links und rechts von zwei senkrecht aufgerichteten Drachen begleitet, außerdem von einem sitzenden Hund bekrönt und auf einem kauernden Löwen aufruhend. Weiteres zoomorphes Motiv ist eine sich von der Initiale erhebender oder darauf landender Greifvogel. Von den oberen Serifen ausgehend, reiches, den gesamten Schriftspiegel einrahmendes Blattwerk, das entlangs der Längsränder jeweils aus zwei einander in regelmäßigen Abständen überkreuzenden Ranken besteht. Die Blätter mit abgerundeten runden und sichelförmigen Blattlappen. Die grünen Blätter z. T. ohne Konturen. – Insgesamt (in Cod 13975/1 und Cod. 13975/2) 246 Illustrationen in kolorierter Federzeichnung mit Bildüberschriften. Die Bilder leiten die zugehörigen Kapitel ein (einige Kapitel nicht illustriert). Die Darstellungen ungerahmt und in der Regel ganzseitig; bei geringfügigem Textüberhang Rubrik und Bild jedoch nicht auf einer neuen Seite, sondern anschließend. Die 21 Bilder zu Kap. 22–29, 92, 99, 163, 193, 207–209, 245, 254, 282, 298, 345 und 366 nicht mehr in der Handschrift enthalten, die meisten verloren; 3 Blätter mit den Darstellungen zu Kap. 92, 298 und 366 jedoch in anderen Besitz gelangt: Bl. 109r (heute Privatbesitz, Marks-Thomée-Collection), 349v (Verleib unbekannt) und 446v (Verbleib unbekannt).



Einband: Wien     2000     Neuzeitlicher Gebrauchseinband     Schmucklos        
Neuer Pappband. Der Halbpergamentband des 19. Jahrhunderts in der Einbandsammlung der ÖNB unter der Signatur ES 777 aufbewahrt.


Schreibsprache: elsässisch (Menhardt III, 1355; Wyss 1894, 451, nimmt, von Wien, ÖNB, Cod. 2913 ausgehend und in Unkenntnis der Zuschreibung von Cod. 13975 an die Lauber-Werkstatt in Hagenau, eine Herkunft des Schreibers aus Straßburg an). – Die Jahreszahl im Kolophon (Cod. 13975/2, 460r: Reskribierung der durch Wassereinwirkung beschädigten Zeilen) höchstwahrscheinlich als 1447 zu lesen. – Cod. 13975/2, 460r auf dem unteren Seitenrand Vermerk Deyt (?) boch hurt zo Hynrych Rollman van Dadenborch zo Kliborch (16./17. Jh.). Eine Familie Rollman(n) von Dadenburg (Dattenburg, Dattenberg, Dadenberg) zu Cleburg ist ab dem späten 14. Jh. bis 1664 im Rheinland nachweisbar. Später im Besitz des Johann Josef Görres (1776-1848) oder/und seines Sohnes Guido Görres (1805-1852) in München. Seit 1858 in der Hofbibliothek.
Ehem. Bl. 109 (zu Beginn von Kapitel XCij ) 1879 in der Sammlung von Spießen nachgewiesen. 1935 wurde das Blatt versteigert bei Hugo Helbing, Frankfurt a. M., Katalog 45, 21.-24.5.1935, Bd. 2, S. 75, Nr. 1316, Taf. 84 und dort von Friedrich Thomée (1862-1944) erworben, heute Privatbesitz, Marks-Thomée-Collection (109r, 109v) (Regina Cermann).
Vorbesitzer 1: Görres, Josef, Publizist (1776-1848) (?)
In Tabulae VII, 290 "G. Görres", bei Reifferscheid 1887, 529 und Altmann 1891, 87 (und Menhardt III, 1354 f.) "Guido Görres" als Vorbesitzer angegeben, in CMD-A II, 154 dagegen "Josef Görres".
Vorbesitzer 2: Wien, Hofbibliothek, 1858
Von der Witwe des Vorbesitzers an die Hofbibliothek in Wien verkauft (CMD-A II, 154). Seit 2000 ist Cod. 13975 auf 2 Bände aufgeteilt. Bd. 1 (Cod. 13975/1): Bl. 1-230; Bd. 2 (Cod. 13975/2): Bl. 231-460.
Martin Roland (Forschungsstand 2013, MeSch VI; Redaktion Katharina Hranitzky 2021)
"CMD-A II", "WZIS", "Saurma-Jeltsch 2001", "Lauber digital", "Altmann 1893", "RI XI,1", "Hoensch 1996", "RTA 9", "Roland 2012", "KdiH 3,5", "KdiH digital", "Ott 1992a", "Schwob 2001", "Wehli 2000b", "MeSch VI", "Menhardt III", "Wyss 1894", "Tabulae VII", "Reifferscheid 1887", "Altmann 1891"
alle Initien
(1r-18v) Inhaltsverzeichnis.
(19r-230v) Eberhard Windeck Kaiser Sigismunds Buch. Mit Fortsetzung bis zur Krönungsfahrt König Friedrichs (III.) im Juni 1442. Teil 1 (Teil 2: Cod. 13975/2).