Beschreibung ausdrucken  Permalink: https://manuscripta.at/?ID=6100 
Wien, Dominikanerkonvent, Cod. 33/33
MICHAEL LOCHMAIR DE HEIDECK
Papier   173 Bl.   210×145   Österreich (Wien), 1471 (dat.)   
 Volldigitalisat



Literatur zur Handschrift: CMD-A V 33 f., Abb. 339 (online).
Der untere Teil des Bandes durch Wassereinwirkung stark beschädigt. – Lagen: 13.VI156 + (VIII+1)173. 173 an 172 geklebt. Kustoden in arabischen Ziffern z. T. noch schwach auszumachen; (12v) Spur von Reklamant.
Schrift:
(1r-173v) Schreiber: Mathias Zachman – Schriftart: Bastarda
(173v) Schreibername mit Datierung 1471. – Nach CMD-A V, 34 der Schreiber "vermutlich identisch mit Mathias Zachman de Wienna, MUW 1467 II A 19, weniger wahrscheinlich die Identität mit MUW 1452 I A 25" (siehe jeweils MUW II).
Ausstattung: Illuminiert   Fleuronnéeinitiale(n)   Deckfarbeninitiale(n)   Ranke(n)/Bordüre(n)   Wappen   Goldverwendung   
Buchmaler: Meister des Engelbrecht-Graduales
(1r) zum Textbeginn eine Deckfarbeninitiale des Meisters des Engelbrecht-Graduales. Von diesem in der Dominikanerbibliothek auch Cod. 122/89, Cod. 148/118 sowie Cod. 415/212 und Cod. 416/213, außerdem drei Inkunabeln: W 55, W 129, W 194 (siehe Haidinger 1998, 60; Pfändtner 2011, 37; Tif 2023, 55, Anm. 33). – Der Initiale im vorliegenen Codex entwächst eine umlaufende Bordüre aus Goldstäben und Blattranken. Im Binnenfeld das Wappen des Stephan Heuner (siehe bei Geschichte der Handschrift): Der leicht konkave Wappenschild von einem Vorhang hinterfangen, der auf einer zwischen Bogen und Schaft der Initiale gespannten Stange aufgehängt ist und oberhalb dessen der blaue Himmel sichtbar wird; dieser mit roten und gelben Lichtern. – (17v, 55r, 64v, 77r, 88v, 106r, 118v, 121r, 122v, 124v, 126v, 128v, 133v, 136r, 139v) 16 Fleuronnéelombarden mit rotem, (121r, 124v) blauem Buchstabenkörper in der Höhe von zwei Zeilen (größere Schrift für die Überschriften); (17v) einzeilig, (55r) um eine Zeile der kleinere Schrift höher. Der Dekor wurde teils von dilettantischer Hand in Braun oder in Rot ausgeführt und vom Meister des Engelbrecht-Graduales in Weinrot oder/und Olivgrün ergänzt, teils aber auch zur Gänze vom Meister des Engelbrecht-Graduales gezeichnet (77r, 118v, 128v, 139v). – (171v) auf dem linken Seitenrand olivgrüne Zeigehand mit Ärmel (aufgrund der Farbe dem Meister der Engelbrecht-Graduales zuzuweisen). – Der untere Teil der Seiten verwaschen.

Einband: Neuzeitlicher Gebrauchseinband     
VDS, VS (Bl. I), HD (Bl. 174) und HDS aus der Zeit des Einbandes. (VSv) Fragment des alten VS mit neuzeitlicher Titelangabe aufgeklebt. – Die Lagenmitten durch Pergamentfälze verstärkt.


Besitzvermerke des Wiener Dominikanerklosters von 1523: (38r) auf dem oberen Seitenrand Iste liber est conventus Viennensis ordinis predicatorum 1523; (92r) auf dem oberen Seitenrand Iste liber ad conventum Viennensis spectat ordinis fratrum predicatorum in Austria concessus quod pro usu incerto fratri Leopoldo Himelreich 1523. – Leopold Himmelreich wahrscheinlich identisch mit dem 1553 verstorbenen Prediger desselben Namens, der 1536 als Pfarrer von Mauer, ab 1541 als Benefiziat des "St. Barbara-Stiftes" in Stein an der Donau und ab 1551 als Dechant daselbst fassbar wird: siehe München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Hochstift Passau 3145 (1536); Wiedemann 1879-1886, Bd. 3 (1882), 51; Weiglsperger 1878, 89-93; Weiglsperger 1878a, 484 f.
Vorbesitzer: Stephan Heuner, 1471
(1r) Wappen des Wiener Bürgers Stephan Heuner (Pfändtner/Haidinger 2004, Abb. 17 f.). Zur Person Heuners siehe bei Cod. 415/212. – In CMD-A V, 34 wird angegeben, dass Stephan Heuner die Handschrift entweder für den eigenen Gebrauch oder für das Dominikanerkloster anfertigen ließ. Ein Indiz dafür, dass Heuner den Band zunächst selbst nutzte, ist die vom Meister des Engelbrecht-Graduales gezeichnete Zeigehand als Hinweis für den vermutlich mit dem Besteller identischen Leser. Die Tatsache wiederum, dass die Lombarden des Codex großteils bereits mit Dekor versehen waren (vom Schreiber bzw. vom Rubrikator), als der Meister des Engelbrecht-Graduales das Buch zur Ausschmückung übernahm, könnte eventuell darauf hindeuten, dass Heuner nur die höherrangige Ausstattung des Buches bestellte, das er zuvor in bereits fast fertigem Zustand (die Anfangsinitiale fehlte) erworben hatte (?).
Katharina Hranitzky (1.6.2023/5.3.2024)
"CMD-A V", "MUW II", "Haidinger 1998", "Pfändtner 2011", "Tif 2023", "Wiedemann 1879-1886", "Weiglsperger 1878", "Weiglsperger 1878a", "Pfändtner/Haidinger 2004", "Lohr, Aristotle Commentaries"
alle Initien
(1r-173v) Michael Lochmair de Heideck Dicta circa veterem artem (Lohr, Aristotle Commentaries, 1971, 346 f., Nr. 1, mit dieser Handschrift).
   1
1r Circa initium veteris artis quaeritur primo utrum logica sit scientia. Pro quo notandum quod titulus quaestionis est ... — ... (173v) et semper per infinita saecula saeculorum amen. – (Schlussschrift, Datierung, Schreibername) Dicta reverendi magistri Michaelis Lochmayr de Haydekch completa ast [!] finita sabatho post festa pascalia Anno domini 1471 [20.4.1471] Mathias Zachman.