VS und NS aus Pergament. – Lagen: 1I + 12.VI144 + (VI-1)155 + 4.VI203 + 1I*. Das letzte Blatt der 13. Lage fehlt (kein Textverlust). Kustoden, jeweils auf der Rectoseite des ersten Blattes (außer Lage 2). – Wasserzeichen: Waage, Typus Piccard, Waage, Abt. VI, Nr. 167 (1439); Dreiberg im Kreis, Typus Briquet, Nr. 11849 (1442) und von demselben Typus wie in Wien, ÖNB, Cod. 3039 (1444).
Schreiber: Johannes Werrich – Schriftart: Bastarda Strophen und Verse nicht abgesetzt (vgl. hierzu Schneider 2014, 137, mit Anm. 99). – Offenbar von demselben Schreiber stammt die Handschrift Augsburg, UB, III.1.2o 10 (geschrieben 1459 von einem Johannes Werrich, siehe Schneider 1988, 166 f.; zur Handschrift auch Handschriftencensus, Nr. 3877). Hierzu Schneider 1988, 166: "Die leichten Schriftunterschiede zwischen beiden Handschriften können durch den weiten zeitlichen Abstand bedingt sein".
Rote Überschriften (103r blau und rot), rote Strichelung der Versanfänge, rote Paragraphzeichen an den Strophenanfängen (102r und 104r blau). – (90v, 92r) Zeigehände in Deckfarben. – Zwei- bis vierzeilige blaue, rote oder rosa Lombarden, einige davon mit einfachem Fleuronnée aus Knospenbüscheln (z. B. 8r). Charakteristisch sind die in Federranken auslaufenden Enden der Initialen und die schräg an den Buchstabenkörper angesetzten und ihn ganz umgebenden kurzen Striche (z. B. 109r). – (2rab, 3v) drei Zierinitialen, vier- bzw. fünfzeilig. Sie stammen von dem Maler, der auch die Miniatur ausführte. Die Initialfelder einfarbig blau oder gemustert (Kreuzblütenmuster, Rautennetz), als figürliche Schmuckmotive für die Buchstabenschäfte kommen eine Schlange (2ra) und ein Gesicht (3v) vor. – (1v) ganzseitige Miniatur (375/380×255/270): Marienkrönung und Stifterbild. Die oberen zwei Drittel nimmt die Darstellung der Marienkrönung ein, zu der die beiden Eigentümer der Handschrift, die den Rosenkranz betend dargestellt sind, aufblicken. Maria neigt sich demütig, mit gekreuzten Händen, dem neben ihr thronenden Christus zu, der ihr eine Bügelkrone gleich der seinen aufsetzt. Hinter der Thronbank sind acht Engel angeordnet, die zwei Kerzen und zwei Spruchbänder mit dem Anfang des Gloria (Gloria in excelsis und et in terra pax) halten. Ein hellgrüner Vorhang mit braunen Rosetten hinterfängt die Krönungsszene und die Beter. Er wird oben von einer Leiste begrenzt, sein unterer Rand schwingt leicht nach vorne. – Die gesamte Ausstattung wurde von dilettantischer Hand ausgeführt. – Laut Rushing 2000, 272, spiegle die Miniatur in Cod. 3041 "the quasi-historical, quasi-salvific status of the Jüngerer Titurel in the later Middle Ages" wider.
Der Text mit seinen nicht abgesetzten Strophen und Versen und die wenig routiniert ausgeführten Initialen vermitteln, ebenso wie der vorzeitige Abbruch der Schreibarbeit mit den nachgestellten Worten O Paciencia, den Eindruck, dass es sich bei der vorliegenden Handschrift um eine Abschrift für den "eigenen" Gebrauch (des Erstbesitzers, der folglich mit dem Schreiber gleichzusetzen wäre?) und nicht für den Verkauf handelt (siehe auch Becker 1977, 135 f.; "fortlaufende Strophenschreibung" war jedoch häufig bzw. stellte sie sogar die Norm dar, siehe Schneider 2014, 137, mit Cod. 3041 als Beispiel). So ist auch die Miniatur mit ihrem originellen, aber gleichzeitig naiv-ornamentalen Entwurf keine professionelle Arbeit. Sie ist zweifellos gleichzeitig mit oder kurz nach der Abschrift des Textes entstanden. Eine nähere stilistische Einordnung des Buchschmucks ist aufgrund der dilettantischen Ausführung kaumt möglich. Mit Wimpfen ist der Herkunftsort des Schreibers und nicht sein Arbeitsort gemeint. – Nach Peter Wiesinger (in Roland–Wiesinger 2015, 100) sei es naheliegend, "dass er [der Schreiber Johannes Werrich] nach Wien gekommen ist, wo auch der Einband des CVP 3041 entstanden sein kann".
Einband: Wien oder Niederösterreich (?) Mitte 15. Jh. Streicheisenlinien Blindstempel
Dunkelbrauner Ledereinband über Holzdeckeln. VD und HD durch dreifache Streicheisenlinien in Rahmen und hochrechteckiges Mittelfeld mit Rautenmuster gegliedert; in den Rauten runde Blindstempel (Rosette oder Ochsenkopf mit Stern), in den dreieckigen Randfeldern Rhomben mit Lilie. Die Blindstempel ähneln denjenigen einer 1400 bis 1450 datierbaren und nach Wien oder Niederösterreich lokalisierbaren Gruppe von Einbänden: Holter 1977, A.1 (4 f., Taf. 1: Nr. 1, 2, 5). Beschläge und Schließen verloren. Rücken mit hellem Leder erneuert, darauf Signatur Hist:14.F.I.
Schreibsprache: Laut Peter Wiesinger, in: Roland–Wiesinger 2015, 98-100, "bairisch" ("ostmittelbairischer Raum"), jedoch "einzelne mitgebrachte ostfränkische Eigenheiten" (ebd., 100) – der Schreiber, Johannes Werrich, stammt nach eigener Angabe aus Wimpfen. – Die ersten Besitzer der Handschrift, deren Wappen getilgt und durch ein neues ersetzt worden ist, sind durch den erhaltenen Stechhelm des Wappens und ihre Bildnisse, die sie in dunkler, pelzverbrämter Kleidung zeigen, als wohlhabende Bürger ausgewiesen. Vermutlich war das getilgte Wappen, von dem auf 1v nur noch der Stechhelm mit rotem Raubvogel (?) zu erkennen ist, dasjenige des Johannes Werrich (?). Vorbesitzer 1: Jörger (von Tollet), oberösterreichisches Adelsgeschlecht, 15. bis 16. Jh. (1v) Wappen, über getilgtem Vorgängerwappen: schwarz-weiß gespaltener Schild mit zwei Pflugmessern in der jeweiligen Gegenfarbe, Stammwappen des freiherrlichen Geschlechts der Jörger (von Tollet) aus Oberösterreich, die auch umfangreiche Güter und Herrschaften in Niederösterreich besaßen. Zu Wappen und Familiengeschichte siehe u. a. Siebmacher IV/5, Textbd.: 143 f., Tafelbd.: Taf. 41, zur Familie der Jörger (auch im 15. Jahrhundert) siehe z. B. Wurm 1955. Vorbesitzer 2: Bibliotheca Windhagiana (mit Exlibris), 1656 (VDS) Exlibris des Joachim (Enzmüller) Baron von Windhaag († 1678, ab 1669 Reichsgraf von und zu Windhaag). Siehe Oppeker 2018, 272. Vorbesitzer 3: Wien, Hofbibliothek, 1786 Zusammen mit einigen weiteren Bänden aus der Bibliothek der Grafen Windhaag wurde das Buch 1786 in die Wiener Hofbibliothek überführt (siehe Menhardt I, 13 und Fingernagel–Roland, 267).
Expl. ... (In Schriftband: Explicitvermerk, Schreibername, Datierung) Explicit liber per me Johannem Werrich de Wynppina anno Domini mmo ccccmo xli prima feria ante penticoste [28.5.1441]. (Unter dem Schriftband) Deo laus et gloria. (Darunter, rot, zwischen zwei Blumen) O Paciencia.