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Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 2244
IOHANNES ANDREAE U. A.
Olim: Nov. 196    Pergament   169 Bl.   125×90/95   Österreich (?), 1447 und Göttweig (?) 1468   
Provenienz/Letztbesitzer: Bibliotheca Windhagiana
Literatur zur Handschrift: CMD-A III 206, (online).CMD-A IV 178, Abb. 562 (online).
Schrift:
Die schleifenlose Buchschrift vereint Elemente der Textualis (s und f gehen nicht unter die Zeile) und der Bastarda (v. a. die a-Form) mit einem unbestimmten italienischen (humanistischen) Grundklang, wie er weniger in Oberitalien selbst beheimatet ist als im Ausstrahlungsbereich der neuen Stiltendenzen in der Schrift. – Offenbar mehrere Schreiber.
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   
Rubrizierung. Ein- bis fünfzeilige rote Lombarden. – (2r) zu Textbeginn eine ca. 30 mm hohe, blaue Lombarde mit einfachen Aussparungen und Fleuronnée. Formal vereinfachte Knospen. Besatz mit Perlenreihen und Strichpyramiden mit kurzen Fortsätzen. Nach unten Fortsatz aus vier kurzen mit Perlen besetzten Fäden. Die Initiale hat zwar keine unmittelbare Entsprechung im Göttweiger Bestand, zu verweisen ist dennoch auf eine gewisse Verwandtschft zu Göttweig, Benediktinerstift Cod. 67 (rot) / 91 (schwarz), einer in Böhmen hergestellten Bibek, die sich während des 15. Jahrhunderts allerdings noch nicht in Göttweig, sondern in der Bibliothek der Schotten in Wien befand. Böhmisches Fleuronnée könnte als Anregung für die unschulmäßigen Formen in Cod. 2244 gedient haben. Man vergleiche die Gestaltung des Buchstabenkörpers und die auf pyramidenförmig sich verjüngenden Parallellinien aufsitzenden Schlaufenmotive. Die ornamental verformten Fadenfortsätze der böhmischen Handschrift könnten sogar als Anregung für den kurzen, "verblockten" Fortsatz interpretiert werden. Ob daraus eine südostdeutsch-österreichische Entstehung nach böhmischen Anregungen – und in vager Kenntnis italienischer Schriften (siehe Schrift) – vermutet werden kann, muss offen bleiben.


(104r) 1447 datiert.
Vorbesitzer 1: Göttweig, Benediktinerstift, 1468 (?)
(169v) Bücherfluch Quocumque tollatur Gotwicum meum fatur 1468 von anderer Hand als jener des Schreibers (als mögliche Datierung in CMD-A III, 206). Siehe MBKÖ I, 5 (Anm. 1).
Vorbesitzer 2: Bibliotheca Windhagiana (mit Exlibris) , 1661
(VDS) Exlibris des Joachim (Enzmillner) von Windhaag, datiert 1661. – (1r) Besitzvermerk. – Verzeichnet in Katalog Windhagiana 1733, 237. Siehe Oppeker 2018, 215 (mit Anm. 286), 270. Die Autorin hält "eine Schenkung [des Codex] von privater Seite" für möglich (215).
Martin Roland (Forschungsstand 2015, MeSch VI, Kurzbeschreibung; Redaktion Katharina Hranitzky 2022)
"CMD-A III", "CMD-A IV", "MBKÖ I", "Katalog Windhagiana 1733", "Oppeker 2018", "MeSch VI"
alle Initien
Iohannes Andreae u. a. Glossae in Decretales.
(169v) Bücherfluch.
   1
169v Quocumque tollatur Gotwicum meum fatur 1468.