Schriftraum 190/200x125/130. 27 Zeilen (137r-145r 17 Zeilen). Grundstock der Handschrift von drei Händen in Textura: Hand A 11r, 137r-205r, 263r-264v, Hand B 91r-119r, 206r-262v, Hand C 1r-10v, 12r-90v, 122r-135r. Hand A aus paläographischen Gründen mit Hand a in CCl 72 gleichzusetzen (siehe unter CCl 72), Hand B mit dem Grundstockschreiber des CCl 72, Hand C mit dem Schreiber der Missalien CCl 616 und 956.
Buchschmuck:
Rubrizierung. Meist 1-2zeilige Lombarden in Rot und Blau; von verschiedenen Händen. Unter den die einzelnen Formulare einleitenden Lombarden jene, die dem Klosterneuburger Florator von 1430/60 zuzuschreiben sind, häufig mit Fleuronnée (z.B. 13r, 13v, 14v). Von anderer Hand das die Schmerzensmann-Miniatur konturierende Fleuronnée (siehe dazu unter CCl 616). 13 Deckfarbeninitialen (die auf 232r von anderer Hand). Standorte (historisierte Initialen mit Asteriskus): 11r*, 62v*, 79r, 81r, 137r*, 146r, 153v*, 159r*, 160v, 167v*, 169r, 187r, 232r*. Kanonbild auf 136v, Schmerzensmann-Miniatur auf 141v. Nur die Adventinitiale neunzeilig, die übrigen Initialen 3-6zeilig. Vögel in den Blattranken auf 11r und 159r.
Figürlichen Darstellungen: (11r) A(d) zum ersten Adventsonntag. Links ein betend kniender Chorherr (Kleidung der Chorherrn von CCl 72, 322v entsprechend), rechts oben das Vera icon. — (62v) R(esurrexi) zum Ostersonntag. Auferstehung. Ikonographie und Farbgebung CCl 72, 114r entsprechend. — (136v) Kanonbild (190x130). Breiter, plastischer Rahmen in Grün mit reliefartigem Muster aus einer Abfolge großer, langgezogeneer Rauten und Kreise. Ansetzart der Ranken und Binnengrundornamentik sehr ähnlich zu CCl 609, 162v. Dreifigurige Kreuzigung. Christus hängt mit durchgestrecktem Körper am Kreuze, den Kopf zur rechten Schulter geneigt, den Oberkörper leicht in Gegenrichtung gedreht. Er ist mit einem kurzen, straff sitzenden Lendentuch bekleidet, seine Füße sind überkreuzt. Die Assistenzfiguren haben ihre Häupter zum Gekreuzigten geneigt, Maria hat die Hände vor die Brust erhoben; Johannes weitgehend wie im Kanonbild des CCl 609. — (137r) T(e) zum Kanon-Beginn. Geißelung. Ikonographie wie CCl 72, 181r, qualitativ deutlich schwächer. — (141v) In den Text der Mischungsformel interpolierte Schmerzensmann-Miniatur (ca. 47x42). Christus mit vor dem Unterleib gekreuzten Händen, Geißel und Rute haltend, steht im vom rechten Bildrand überschnittenen Sarkophag. — (153v) S(uscepimus) zu Mariä Reinigung. Darbringung. Vor der schräg gestellten Altarmensa mit dem darauf ausgestreckten nackten Kind kniet Maria, hinter der Altarmensa der Hohepriester. Fragmentierter, kastenförmiger Innenraum mit Kasettendecke. — (159r) R(orate) zu Verkündigung Mariä. Links Maria mit erhobenen Händen hinter einem Betpult kniend, rechts der in Profil gesehene, kniende Engel mit Schriftband. — (167v) D(e) zu Geburt Johannis des Täufers. Johannes vor mit kleinen Bäumchen streumusterartig bedeckten und mit einer Zypressenreihe am Horizont abschließenden Wiesengrund stehend weist mit der Linken auf Buch und Lamm in seiner Rechten. — (232r) S(alve) zum Commune-Formular für Maria. Maria auf der Mondsichel trägt auf ihrer Rechten das nackte Kind, das einen Arm um den Hals der Mutter gelegt hat und in der anderen Hand eine rote Frucht oder Blüte hält.
Maria auf der Mondsichel auf 232r von anderer Hand als der restliche Deckfarbenschmnuck. Von derselben Hand wahrscheinlich Szene aus der Mosesgeschichte auf 44v der 1448 datierten mittelhochdeutschen Paraphrase der Historia scholastica Wien, NB, Cod. 2774 (vgl. Haidinger, Josefsmeister 2004, ////).
Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40.
(1r-10r) Nachträge: Kalendar, Rubricae ad missam. (11r) Temporale vom ersten Adventsonntag bis 25. Sonntag nach Pfingsten. Kirchweihe- und Altarweihe-Meßformular. (122r) Präfationen mit Notation. (136v) Kanon mit anschließenden Gebeten. (146r) Sanktorale. (206r) Commune. (232r) Commune-Meßformular zu Maria. (239r) Verschiedene Messen und Gebete. (262v-282r) Nachträge verschiedener Hände.
Alois Haidinger − 2009-08-16