Datierung: (Ir oben)
Iste liber comparatus Anno Lmo (1450). — Die Zuverlässigkeit dieser Datierung wird durch das auf 9r dargestellte Wappen des Propstes Simon von Turm (1443-1451) unterstützt.
Teile: I 1, 8-169 (Ir dat. 1450), II 2-7,170-326 (um 1300).
Teil I: Schriftraum ca. 210x135/140. 26 Zeilen (163r-168v 22 Zeilen). Textura einer einzigen Hand; aus paläographischen Gründen mit Hand a des CCl 72 gleichzusetzen (vgl. Kat. Klosterneuburg I, 139), die mit hoher Wahrscheinlichkeit das 1452 datierte Kolophon auf 387v des CCl 72 eingetragen hat und sich dort als
frater Oswaldus conversus et professus monasterii Newburgensis bezeichnet.
Rubrizierung. Ein- und zweizeilige rote und blaue Lombarden von der Hand des 1430/60 tätigen Klosterneuburger Florators. Die Fleuronéeinitiale auf 50r von derselben Hand wie jene auf 132r in CCl 960. Deckfarbenschmuck: Drei Initialen (9r, 14v, 163r), Kanonbild, Kußbildchen. Initialen (ausgenommen 14v) und Kanonbild mit Blattrankenausläufern.
Figürlichen Darstellungen: (9r) A(d), neunzeilig. 1. Adventsonntag. — Links das Stifterpaar, Agnes und Markgraf Leopold III. Leopold ist in einen blauen, mit goldenen Lerchen bestreuten Mantel gekleidet und präsentiert ein Kirchenmodell. Rechts ein Bischof (wohl als Ordensgründer Augustionus zu interpretieren) und zwei Chorherren. Zwischen diesen beiden Gruppen kniet ein Chorherr, von dessen Händen ein Schriftband mit den Worten
Delicta iuventutis mee et ignorancias meas ne memineris (Ps. 24,7),
domine. Misere mei, Deus. ausgeht. Auf Grund des Wappens zu seinen Füßen (in Rot ein weißer Turm) ist dieser mit Propst Simon vom Thurm (1442-1451) zu identifizieren, obgleich sein Almutium nicht in hellgrauer sondern in dunkelbrauner Farbe gehalten ist (zur Chorherrenkleidung vgl. Schabes 44-52). In den Rankenmedaillonfeldern im unteren Freirand drei Wappen: Deutsches Reich (der einköpfige Adler jedoch rückwärtsblickend), Alt-Österreich (das spätere Wappen von Niederösterreich) und das Wappen des Stiftes Klosterneuburg. Vgl. Floridus Röhrig, Darstellungen des hl. Leopold in der österreichischen Buchmalerei.
Alte und Moderne Kunst 200 (1985) 6-12, spez. 6-8.
(162v) Kanonbild (210x135). Rahmen, Binnengrundornamentik, Blattranken völlig identisch mit jenen von CCl 606, 136v. Mit dem Kanonbild des Harrach-Missales (Kst. Streubestände ////) weitestgehend übereinstimmend.
(163r) T(e), sechszeilig. Kanon-Beginn. — Geißelung. Ikonographie wie CCl 606, 137r. Buchstabenkörper in CCl 609 mit flächiger Blattfüllung.
(165v) Am unteren Seitenrand Schmerzensmann-Miniatur (ca. 48x50) vor leerem Pergamentgrund; ikonographisch CCl 72, 185r entsprechend.
(Irv) Graduale-Fragment, Anfang 14. Jahrhundert.
(1rv, 8rv) Rubrica de sanctis.
(2r-7v) Kalendar, um 1300.
(9r) Temporale vom 1. Adventsonntag bis Fronleichnam. (72v) Sanktorale-Hauptfeste. (114v) Commune. (139r) Commune-Teilformular für Maria. (146v) Gesangsteile der Totenmesse. (147v) Ordo missae: Gloria, Credo, Präfationen, Ankleidegebete.
(162v-168v) Kanon mit anschließenden Gebeten.
(170r-326v) Sakramentar von um 1300.
(327rv) Graduale-Fragment wie Irv.
Alois Haidinger − 2009-08-16