Schriftraum meist 235/240x155. 27 Zeilen (164r-169v 20 Zeilen). Geschrieben in Textura von einer einzigen Hand. Von derselben Hand CCl 956 sowie Nachträge und Korrekturen in CCl 603 (siehe unter CCl 603).
Rubrizierung. 1-2zeilige Lombarden in Rot und Blau von der Hand des 1430/60 tätigen Klosterneuburger Florators. Bisweilen mit gegenfarbigem Fleuronnée (z.B. 63v, 147v) von derselben Hand. — Das das Kanonbild konturierende rosafarbene Fleuronnée ist völlig identisch mit jenem des Kanonbildes des Harrach-Missales (vgl. Kat. Streubestände, Nr. 1); in CCl 606 wird das Kußbildchen auf 141v, in CCl 960 jenes auf 84v (jeweils ein halbfiguriger Schmerzensmann) von gleichartigen Perlenreihen und Fadenausläufern umzogen (vgl.
Haidinger, Diss. 1980, Anm. 136-1). Der Florator war zumindest zeitweise in der Werkstatt des Albrechtsminiators tätig: In Wien NB, Cod. 1787 (Gebetbuch für Friedrich III., dat. 1447/1448) hat er (erstmals auf 79r, letztmalig auf 149v) in Lagen, die von Mitgliedern der Albrechtsminiator-Werkstatt illuminiert wurden, rund 20 Fleuronnéeinitialen ausgeführt. — Deckfarbenschmuck: Kanonbild, vier Miniaturen, eine historisierte Initiale, 15 unfigürliche Initialen. Standorte (figürliche Darstellungen mit Asteriskus): 9r*, 19r, 25r, 95v, 109r, 111v, 118r, 120r, 142r*, 163v*, 164r, 166v*, 167r*, 180v, 203v, 219v*, 222v, 225r, 232v, 234r, 241v. Buchstabenkörper der 5-7zeiligen Initialen zum ersten Adventsonntag, zu Epiphanie, zum Te igitur und zu Mariä Reinigung (9r, 25r, 164r, 180v) konturiert und mit Blattfüllung; abwechselnd blau (mit wellenförmig bewegter Blattranke) und grün (mit flächiger Blattf?llung). Alle übrigen Initialen in poliertem Gold, 3-6zeilig, meist mit eingravierter wellenförmiger Fadenranke. Initialgrund in denselben Variationen wie in CCl 72. Zu fast allen Initialen und Miniaturen Rankenausläufer unterschiedlicher Länge.
Beschreibung der figürlichen Darstellungen: (9r) A(d), 1. Adventsonntag. — Links ein Chorherr kniend, das Vera icon in der rechten oberen Bildecke anbetend. Fragmentierter, kastenförmiger Innenraum. — (142r) Commune-Formular zu Maria. Chorherr vor Maria und Kind. In der linken Bildhälfte auf einem bildparallel gestellten Holzthron Maria in blauem, ockerfarben gefüttertem Ober- und rosafarbenen Untergewand mit pelzverbrämten Ärmeln sitzend. Sie hat die Rechte erhoben und trägt auf der Linken das nackte Jesuskind. Dieses hat seinen rechten Arm um den Nacken der Mutter gelegt, während es sich zurückwendend seine Linke dem in der rechten Bildhälfte knienden Chorherrn entgegenstreckt. — (163v) Kanonbild (200x140). Mit CCl 609, 162v in Ikonographie und Ornamentik übereinstimmend (in CCl 616 wird das Kanonbild jedoch von rosafarbenem Fleuronnée in der Art von CCl 606, 141v konturiert). — (166v) Kruzifixus-Miniatur (ca. 50x55) am unteren Seitenrand. — (167r) In den Kanontext (Friedenskußformel) interpolierte Miniatur (ca. 58x50) eines Schmerzensmannes. Ikonographisch mit CCl 606, 141v übereinstimmend. — (219v) Mariä Himmelfahrt. Marientod. Im Vordergrund Maria mit geschlossenen Augen auf ihrem annähernd bildparallel gestellten Lager liegend, dahinter fünf Apostel aufgereiht. Im Hintergrund Andeutung eines Innenraums.
Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40.
(1r) Johannisweinweihe. (2r) Kalendar. (9r) Temporale vom 1. Adventsonntag bis 25. Sonntag nach Pfingsten. (142r) Commune-Formular zu Maria. (149r) Präfationen mit Notation. (163v) Kanon mit anschließenden Gebeten. (171r) Sanktorale. (247r) Commune. (270r) Verschiedene Messen und Gebete.
(288r-301r) Nachträge von verschiedenen Händen.
Alois Haidinger − 2009-08-23