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Salzburg, Universitätsbibliothek, M I 139
GRAMMATISCHE SAMMELHANDSCHRIFT
Olim: V.1.J.S2.272    Papier   352 Bl.   (210-213) × (138-141)   Heidelberg (?), 1479
Provenienz/Letztbesitzer: Salzburg, Erzbischöfliche Hofbibliothek
 Volldigitalisat



Literatur zur Handschrift (Anzahl: 2)

Wasserzeichen: Buchstabe P mit vierblättriger Blume, Ochsenkopf mit zweikonturiger Stange und Krone, Schnecke. Lagen: 3.VI48 + 5.VII148 + 4.VI217+ 3.VIII321 + 2.VII364 + 5.VI424 + VIII448 + 2.VI476 + V486 + VI506. Zahlreiche Schaltblätter. Ab 13r sind die einzelnen Lagenblätter (wie bei Drucken) durchgezählt a1, a2, a3 ... l5, l6; die Schaltblätter wurden nicht gezählt. Reklamanten. Neue Foliierung 1-506, zählt auch die Schaltblätter. Spiegel des VD und HD aus Pergament. Falzverstärkungen aus Pergament (vermutlich Urkundenfragment, vgl. auch M I 96).
Schrift:
Schriftart: Bastarda
Schriftraum einspaltig, nur 481va-486vb zweispaltig: 13r-352r (155-170) x (96-102); Schriftraum doppelt mit Stift gerahmt, Zeilenzahl stark wechselnd. Ab 352v Schriftraum und Zeilenzahl unregelmäßig. Bastarda aus 1479 von 2 Händen. 1) 13r-464v, 481v-502r. Datierung und Schreibernennung des Florentius Veninger aus Kirchweiler 352r: Explicit glosa bona et utilis secunde partis Allexandri per me Florencium Veninger de Kirwiler anno domini 1479 feria secunda ante Mathie apostoli, completum est hoc opus circa horam nonam et decimam ante prandium etc. Ist auch M I 96, 99r-101v, 114r-135v nachweisbar. 2) 465r-481r.
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   Figürlicher Buchschmuck   Miniatur(en)   Goldverwendung   
Rote Auszeichnungsstriche, Unterstreichungen, 2-4zeilige Lombarden (465r-468r 2zeilige Perllombarden). 220r wurde ein 39 x 26mm großes Papierblättchen mit der Darstellung des segnenden Christus eingeklebt: Christus in rot-blauem Mantel, Hintergrund in der unteren Hälfte grün, in der oberen mit Blattgold belegt. 427r Initiale N über 4 Zeilen mit Tinte vorskizziert; offenbar wurde eine vorher mit blauer Farbe ausgeführte Initiale gelöscht. 465r rot-blaue Silhouetteninitiale P über 7 Zeilen, Binnengrund mit rot-weißem Fleuronnée gefüllt, rote Besatzornamente.

Hs. enthält 2 Fragmente
VDSVD-Spiegel   Pergament   14. Jh.
Blatt oben beschnitten, gestürzt eingeklebt.
Schrift:
Schriftart: Textualis
Schriftraum einspaltig, Breite 76, Schriftraum und Zeilen mit verdünnter Tinte gezogen. 19 Zeilen erhalten. Textualis des 14. Jh. von 1 Hand. Punktorium.
Ausstattung: Rubriziert   
Rote Überschriften, Auszeichnungsstriche.
HDSHD-Spiegel   Pergament   14. Jh.
Blatt oben beschnitten, gestürzt eingeklebt.
Schrift:
Schriftart: Textualis
Schriftraum einspaltig, Breite 76, Schriftraum und Zeilen mit verdünnter Tinte gezogen. 19 Zeilen erhalten. Textualis des 14. Jh. von 1 Hand. Punktorium.
Ausstattung: Rubriziert   
Rote Überschriften, Auszeichnungsstriche.

Einband: Gotisch     Streicheisenlinien   Blindstempel        
Einband restauriert
Einbandfragment oder Abklatsch vorhanden
Spätgotischer Einband (restauriert): Braunes Leder über Holz mit Blinddruck, von Schunke/Rabenau einem Salzburger Buchbinder Hermann Gangelt zugeschrieben (S. 233). VD: Doppelte Streicheisenlinien bilden ein Mittelfeld und zwei Rahmenfelder. Das Mittelfeld wird durch doppelte Streicheisenlinien in Rautenfelder unterteilt, diese sind gefüllt mit gerahmten rautenförmigen Stempeln mit Granatapfelmotiv, an den Eckpunkten kleine sechsblättrige Rosetten. Das innere Rahmenfeld ist gefüllt mit Laubstab, an den Eckpunkten gerahmte Rundstempel mit Adler. Im äußeren Rahmenfeld oben und unten je zwei gerahmte rautenförmige Granatapfelstempel, dazwischen je ein Spruchband mit der Aufschrift Hermanus Gangelt, außerdem winzige sechsblättrige Rosetten und gerahmte Lilienstempel. In den Ecken je sechs winzige sechsblättrige Rosetten und je vier gerahmte Lilienstempel. Am rechten (VD) bzw. linken (HD) Rand neben winzigen Rosetten außerdem je zwei gerahmte Rundstempel mit Adler. HD: wie VD, nur in den Ecken ohne Lilienstempel. Auf dem VD Schließenbeschlag erneuert, auf dem HD Schließe mit Beschlag erneuert. Leder des R weitgehend erneuert (oben und unten mit winzigen sechsblättrigen Rosetten geschmückt); R mit 3 Doppelbünden, ursprünglich mit gelbgrauer Ölfarbe überstrichen (bei der Restaurierung beseitigt). Unterer und seitlicher Schnitt gelb gefärbt.


Die Behauptung, Hermann Gangelt sei ein Salzburger Buchbinder (vgl. Frisch und Schunke/Rabenau), kann anhand dieser Handschrift nicht verifiziert werden, ebenso wenig wird diese Annahme gestützt durch die Lippstädter Provenienz der Inkunabel C. 6540 der Berliner Staatsbibliothek (Hinweis Dr. Gernot Giertz), die einen vergleichbaren Einband aufweist. Hermann Gangelt dürfte nicht der Buchbinder, sondern der Vorbesitzer der Handschrift gewesen sein. Wie die Handschrift in die erzbischöfliche Hofbibliothek gelangte, ist nicht mehr feststellbar. Es besteht ein Zusammenhang mit der Handschrift M I 96: Diese überliefert den dritten Teil des Doctrinale, außerdem ist der Schreiber Florenz Veninger auch in M I 96 (Nr. 2) nachweisbar. Bei beiden Handschriften wurden Falzverstärkungen aus Pergament, das einseitig beschrieben ist, verwendet. Somit liegt nahe, dass beide Codices zeitnah in der gleichen Buchbinderei gebunden wurden. Klaus Graf folgend, handelt es sich beim Schreiber Florencius Veninger um den späteren Hochschullehrer und Juristen Florenz von Venningen (ca. 1466-1538), der in Kirrweiler (Pfalz) geboren wurde: https://archivalia.hypotheses.org/157194. Venningen studierte in Siena und lehrte dann in Heidelberg.
Beatrix Koll

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alle Initien
(VD-/HD-Spiegel) Ordinarium (?), Fragm. Auf dem Spiegel des VD liturgische Anweisungen für Feria IV. in quattuor temporibus, auf dem Spiegel des HD für Parasceve und In passione Ihesu ad vesperas super psalmos. - Alte Signatur (19. Jh.) V.1.J.S.2.272 auf dem Spiegel des VD.
(1r) Notizen (Prospera cuncta quae multo tempore absunt ...), Werktitel und alte Signaturen (19. Jh.): 63, III.2.I., 271(1).
(1v-12v) Unbeschrieben.
(13r-352r) Alexander de Villa Dei Doctrinale I-II cum commento (Ed. Dietrich Reichling. Berlin, 1893 [= Monumenta Germaniae Paedagogica Bd. 12]).
   1
13r Rectis as es a dat declinatio prima, atque per am quaedam propria ... Inc.-Komm.: Nota quod nomina primae declinationis reperiuntur in quadruplici genere ...
(214v-218v) unbeschrieben. ... — ... (351v) Expl.: ... similes sunt quos ego cerno. (352r) Expl.-Komm.: ... inter ceteros est principaliter pars ergo. Sch.: Explicit glosa bona et utilis secunde partis Allexandri per me Florencium Veninger de Kirwiler anno domini 1479 feria secunda ante Mathie apostoli, completum est hoc opus circa horam nonam et decimam ante prandium etc. Et sic est finis.
(352v-354r) Merkverse zur lateinischen Grammatik.
   1
352v Ost (reste: Est) ordo bonus, est, quia omnia quae debent proponi proponuntur ...
Es folgen aus Alexander de Villa Dei, Doctrinale, Vv. 1390ff.
(353v) Analyse von Beispielsätzen: Appo cum suppo facit ac in transitionem ... — ... nomen pronomen personarum facit intrans.
(354v) Unbeschrieben.
(355r-356r) De congruitate, fragm.
   1
355r Ignoratis principiis necesse est ignorare artem. Cum ars super ea fundatur et ex quo ... — ... nec congruitas. Et si dicatur||
(356v-410v) Unbeschrieben.
(411r-412v) Circa regulam suppositi.
   1
411r Notandum circa regulam suppositi et appositi fere infinitae cadunt distinctiones suppositi et hoc ratione opinionum contrariarum ... — ... si bene glossantur etiam intelligantur.
(413r-421r) Tractatus de constructione, mit Kommentar.
   1
413r Tit.: Tractatus de constructione.
Tu qui naturas structurae quaeris et optas ... Inc.-Komm.: Istud compendium metricum cuius subiectum est constructio grammaticalis ... — ... (217v) Expl.: ... sunt respondentibus apta [...]. Et tantum de constructionibus metricae. (421r) Expl.-Komm.: ... respectivis et arguitur constructio in [...] metricis.
(421v) Notiz. Inc.: Nomen prae verbo intrans, post facit ...
(422r-425r) Unbeschrieben.
(425v-426r) Notizen. Inc.: Item nomen est inventum ... Differentia est inter dictiones.
(427r-463v) Commentarium in Donatum minorem.
   1
427r Nomen est pars orationis cum casu corpus aut rem propriae ... Diffinitio sic intelligitur: Nomen grammaticale communiter usitatum est pars orationis ... — ... si utrumque et sic est coniunctio. Sch.: Finis est.
(464r-464v) Erklärungen grammatischer Begriffe.
   1
464r Figura - Peragoga - Themasis - Anthitesis ... Anthonomasia.
(465r-481r) Aelius Donatus Ars minor.
   1
465r Partes orationis quot sunt? Octo. Quae nomen, pronomen ... — ... est volens. Sch.: Explicit Donatus. Deo gracias.
(481va-486vb) De verbis impersonalibus.
   1
481va Propter ex..pationem quandam de verbis impersonalibus ... — ... hunc ego lego etc. etc.
(487r-496v) Quaestiones grammaticales.
   1
487r Graecista. Sensus sunt homini verborum sensa suorum. Adiectivum: Casuale - Non casuale ... — ... Si verbum positum signavit motum - quietem ...
(497r-497v) Ordo construendi.
   1
497r Ordo est bonus quia omnia debent praeponi ... — ... Item duplex est regimen: activum - passivum ...
(498r) Explicationes grammaticales.
   1
498r Hodie. Est adverbum et non regit neque regitur ...
(498v-502r) De constructione.
   1
498v Constructio suppositorialis est intransitiva actuum congrua ... — ... servat diversa vel tamquam ||
(502v-506v) Unbeschrieben.
(HD-Spiegel) Siehe VD-Spiegel.