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Salzburg, Universitätsbibliothek, M II 6
LIBER ORDINARIUS
Pergament   171 Bl.   (315-318)×(213-215)   Salzburg, Domstift, um 1181/1198
Provenienz/Letztbesitzer: Salzburg, Erzbischöfliche Hofbibliothek
Handschrift aus 2 Teilen zusammengesetzt: 1  (1v-169vb) Salzburg, Domstift, um 1181/1198; 2  (170r-171v) Salzburg, 14. Jh.
 Volldigitalisat



Literatur zur Handschrift (Anzahl: 17)

Kräftiges Pergament, mehrere Löcher und Risse; Nahtfäden z. T. erhalten, z. B. fol. 103, 124, 127. Deutliche Gebrauchsspuren. Lagen: 13.IV104 + (V-1)113 + 7.IV169 + I171. Alte Lagenzählung 19 - 39 mit roter Tinte im Kalendarium jeweils am Lagenanfang; alte Lagenzählung i, ii ...xvi jeweils am Lagenende von 32v bis 153v. Die jetzt als fol. 170-171 gezählten Bll. waren vor der Restaurierung auf den Spiegel des HD geklebt.

Teil 11v-169vb   Pergament   Salzburg, Domstift, um 1181/1198
Schrift:
(1v-169vb) Schriftraum: 220 × (135-140)    Spaltenzahl: 2    Zeilenzahl: 31   
Schriftart: Karolingisch-gotische Übergangsschrift – Marginalien – Neumen
Schriftraum zweispaltig, nur Kalendarium einspaltig. Schriftraum mit Griffel gerahmt, Zeilenlinierung mit Griffel. Romanische Minuskel zwischen 1181 (Kalendar, mit Nachträgen von der Haupthand und jüngeren Händen) und 1198. Hauptteil von der Hand des Domherren Rudigerus (vgl. 134rb). Deutsche Neumen Dom-salzburgischer Prägung. Punktorium. Nachträge in Notula und Textualis des 14. Jh. auf 1r. Einige Rasuren und Streichungen, z.B. 41ra, 66rb, 80ra, 81ra-vb, 169vb. Die Schlussschrift 169vb ist jünger als die Haupthand; der darunter geschriebene Besitzervermerk Iste liber certe Rudberte pertinet ad te verweist auf den Einband der Handschrift M III 48.
Ausstattung: Rubriziert   Rankeninitiale(n)   
Rote Überschriften, Auszeichnungsstriche, Rubriken, Lagenzählung im Kalendarium, Satzmajuskeln, 2-3zeilige Lombarden. Spaltleisteninitialen mit Ranken und Spangen in roter Tinte auf 25ra, 116va, 118ra (Te-igitur) und 134va (Ad-te-levavi). Auf 24v Federzeichnung (Blattornamente), Nachtrag des 14. Jh.
Teil 2170r-171v   Pergament   Salzburg, 14. Jh.
Doppelblatt ursprünglich auf den Spiegel des HD geklebt, nach der letzten Restaurierung als fol. 170-171 eingebunden. Nach E. Frisch "vermutlich Plakat v.d. Kirchentür". Maße des Doppelblattes 317 x 412. Löcher von Nägeln auf fol. 171.
Schrift:
(170r-171v) Schriftraum: (216-217) × 373    Spaltenzahl: 1    Zeilenzahl: 18   
Schriftart: Textualis formata (Textura)
Textura des 14. Jh. von einer Hand.
Ausstattung: Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   
Rote Überschrift, Zeilenlinierung, Schriftraumbegrenzung. Rote Perllombarde A über 3 Zeilen mit blauem Fleuronnée.

Hs. enthält 1 Fragment
VDSVD-Spiegel   Pergament   Salzburg (?), 1. Viertel 13. Jh.
Zwei gestürzt eingeklebte Fragmente, ein schmaler Streifen und ein unten beschnittenes Doppelblatt, Maße ca. 170 x 248.
Schrift:
(VD-Spiegel) Schriftraum: Spaltenzahl: 1   
Schriftart: Karolingisch-gotische Übergangsschrift
Schriftraumbreite 90, 18 Zeilen erhalten. Frühgotische Minuskel aus dem ersten Viertel des 13. Jh. von 2 Händen
Ausstattung: Rubriziert   
Rote Satzmajuskeln, eine 4zeilige Lombarde.

Einband: Gotisch     Schmucklos        
Einband restauriert
Schmuckloser Einband: Helles Schweinsleder über Holz. Auf dem VD 2 Schließenbeschläge erhalten, 5 Buckel fehlen. Auf dem HD 2 Riemenschließen ergänzt, 5 Buckel fehlen. Leder des R erneuert, Kapital und Schwanz mit Leder umflochten. Zweimal restauriert: 1922 in der Werkstatt von P. Meder in Wien, 1960 von E. Klee; Restaurierungsprokotoll auf den (erneuerten) Spiegel des HD geklebt. Diesem zufolge befanden sich Spuren von Ölfarbe auf dem R, das heißt, der Codex stammt aus der erzbischöflichen Hofbibliothek.


Nach Praßl (Cantus Network) wurde dieser Codex mit aller Wahrscheinlichkeit im Jahre 1198 anlässlich der Weihe des zweiten Domes fertig gestellt. Der Liber ordinarius wurde vom Salzburger Chorherren Rudigerus angelegt, der später Bischof von Passau wurde, vgl. dazu das Gedicht 134rb. Zu Rüdiger von Bergheim vgl. https://www.niederbayern-wiki.de/wiki/R%C3%BCdiger_von_Bergheim. Farbreste auf dem R der Handschrift belegen, dass der Codex aus der erzbischöflichen Hofbibliothek in die Studienbibliothek Salzburg gelangte.
Beatrix Koll

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alle Initien
(VD-Spiegel) Psalterium, Fragm. Ps. 118, 103-110 und 117-164. - Alte Signaturen N. 40, III 4 E, 410, V.1.D.47, 26.
(1r) Kalendarische Auflistung der Todestage und Begräbnisstätten Salzburger Erzbischöfe. Nachtrag des 14. Jh.; Todestag von EB Heinrich (+ 1343) als terminus post quem.
   1
1r Tit.: Hic nominantur sepulture archiepiscoporum ecclesie Saltzburgensis.
Primo Arno archiepiscopus o. viiii kal. Februarii qui sepultus est apud sanctam Mariam Magdalenam ... — ... Item v° kal. Augusti Dietmarus archiepiscopus o. sepultus in crypta.
(1ra-1rb) Inhibitiones. Nachtrag des 14. Jh. von anderer, aber zeitgleicher Hand.
   1
1ra Hos non recipimus ad introitum ecclesiae sed remittimus eos ad Romanam curiam absolvendos. Qui patrem et matrem
(1v-169vb) Liber Ordinarius.
(1v-13r) Liturgisches Kalendar. Rote K-Initialen; Zahl der Monatstage nach dem römisch-julianischen und nach dem Mondkalender (Thorndike/Kibre 653,3) in roter Tinte. - Salzburger Kalendar für den Gebrauch des Domstiftes, jeweils auf der Versoseite; jeweils auf der Rectoseite Epaktenzyklus: Ruodberti episcopi (27.3.), Erindrudis (30.6.), Translatio s. Erindrudis (4.9., Nachtrag der Haupthand), Translatio s. Rudberti (24.9., rot, Nachtrag der Haupthand), Dedicatio monasterii maioris ecclesiae (25.9., rot, Nachtrag 13. Jh.), Virgilii episcopi et confessoris (27.11., rot, Nachtrag der Haupthand).
(13v-24r) Computus.
(24v) Repellendi a communione. Nachtrag des 14. Jh.
   1
24v Tit.: Hii repellendi sunt a communione.
Usurarii. Praeemptores ... Negantes proprium dominium.
(25va-169vb) Liber ordinarius (Transkription auf Cantus Network).
   7
67rb Tit.: Osterlied, dt.
Christ ist erstanden von der mar[ter]
95vb Tit.: In dedicatione ecclesiae
96va Tit.: De sancto Rudberto dicatur antiphona.
96vb Tit.: De translatione beati Rudberti.
Qualiter beatus Virgilius a beato Rudberto octavus ad sedem Iuvanuensem (!) [darüber: Helfenburg) accesserit
116va Tit.: Ordo missae Salisburgensis
134rb Tit.: Carmen
Diversum pratum dedit hos flores peragratum ... — ... Scribam presbyterum placato deo Rudigerum. Haec qui collegit, et in unum lecta redegit.
134va Tit.: Ordo gradualis
Expl.   ... Sch.: Breviarium maioris ecclesie Saltzburgensis (jüngerer Nachtrag). Darunter (14. Jh.): Iste liber certe Rudberte pertinet ad te.
(170r) Unbeschrieben.
(170v-171r) Ablassbrief für den Besuch der Markuskirche in Venedig, dt.
   1
170v Tit.: Abschrifft des antlazz der gaerleich ist an dem auffart tag zu Venedi in sant Marx kirchen. Darüber in schwarzer Tinte: Indulgencie ecclesie Salczburngensis per ... Item feria sexta factum nichil cum autem ...
Alexander Bischof ein diener der diener gottes ... — ... an dem letzten gericht herttichleich gepe[...]gt werden mit dem czorn des strengen richter.
(171v) Unbeschrieben.
(HD-Spiegel) Restaurierungsbericht aus 1960 gestürzt eingeklebt.