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Salzburg, Universitätsbibliothek, M II 151
MISSALE PRAGENSE
Olim: V.2.E.51    Pergament   208 Bl.   (324-328)×235   Prag/Strachov, 2. Hälfte 14. Jh.
Provenienz/Letztbesitzer: Erzbischöfliche Hofbibliothek Salzburg
 Volldigitalisat



Literatur zur Handschrift (Anzahl: 4)

Pergament ursprünglich guter Qualität, z.T. starke Gebrauchsspuren. Lagen: (V-3)7+ 19.V197 + (VI-1)208; letztes Bl. als Spiegel auf HD geklebt. Alte Lagenzählung i9, ii9 ...xix9 jeweils am Lagenende. Neue Blattzählung.
Schrift:
Schriftart: Textualis formata (Textura) – Quadratnotation
Schriftraum zweispaltig: (223-228) x (153-154). Schriftraum mit Tinte gerahmt, 19 Zeilen auf Tintenlinierung bzw. 7 Notenzeilen mit roten Linien. Punktorium. Textura aus der 2. Hälfte des 14. Jh. von 3 Händen: 1) 3ra-5vb. 2) 8ra-208vb mit hohem, schlankem Duktus. 3) Spiegel-HD. Einige Nachträge des 14. und 15. Jh. Rubrikatorhinweise. Quadratnotation auf vier roten Linien.
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   Deckfarbeninitiale(n)   Figürlicher Buchschmuck   Miniatur(en)   Goldverwendung   
Rote Überschriften, Auszeichnungsstriche, Notenlinien. Rote und blaue Satzmajuskeln und meist 2zeilige (Perl-)Lombarden im Wechsel; Fleuronnéeinitialen mit rot-blauem Buchstabenkörper und rot-blauem Fleuronnée (z.T. mit Punkten in der Gegenfarbe) auf 8ra (Ad-te-levavi), 19ra, 25vb, 37va, 69va, 77rb, 79va, 84vb, 113rb, 123vb, 126vb, 136rb, 204va. Cadellen mit Blattwerk und Fleuronnée auf fol. 91ra-94va, 95va-102va und 109va, fol. 98ra und 124va Buchstabe S zu einem Knoten verschlungen. 105ra Te-igitur-Initiale über 3 Zeilen: Buchstabenkörper hellgrün mit weißen Konturen, der Querbalken bogenförmig nach unten gezogen; davor Christus als Schmerzensmann (Rand des Nimbus schwarz mit weißen Punkten) auf blauem Hintergrund mit weißen und gelben Punkten; hellbraune Blattornamente am oberen Rand, in der Mitte rot umrandetes Kreuz; hellbraune (stark verblasste) Ausläufer am linken Blattrand. 104vb Kanonbild: Maße 140 x 105; Christus am Kreuz (Holzmaserung deutlich ausgeführt, oben mit der Aufschrift INRI), links Maria, rechts Johannes; alle Nimben ursprünglich in Gold ausgeführt, schwarzer Rand mit weißen Punkten. Hintergrund blau mit weißen Punkten, als Boden kachelartiges Motiv in Dunkelblau mit weißer und gelber Konturierung; innerer Rahmen hellbraun mit weißen Punkten, mittlerer Rahmen hellrot, äußerer in dunklerem Farbton.

Einband: Gotisch     Streicheisenlinien   Blindstempel   Schriftbänder        
Einband restauriert
Spätgotischer Einband (1961 restauriert) aus der 2. Hälfte des 15. Jh.: Braunes Leder über Holz mit Blinddruck. VD und HD gleich: Streicheisenlinien bilden Mittelfeld mit symmetrisch angeordneten Spruchbändern (Text abgedruckt bei K. Holter, S. 263) und Rahmenfelder. Äußerstes Rahmenfeld gefüllt mit Spruchband (siehe K. Holter), weitere Rahmen gefüllt mit Bogenfries mit Lilienformen, Spruchbandstempel Maria (2 Varianten). Je vier mit floralen Ornamenten verzierte Eckbeschläge, die Mittelbeschläge fehlen. VD mit 2 Schließenbeschlägen, HD mit 2 Schließen (dreieckige Haften, Schließenbänder erneuert). Leder des R erneuert, R mit 5 Doppelbünden, ursprünglich mit gelbgrauer Ölfarbe überstrichen, am Schwanz alte Signatur der erzbischöflichen Hofbibliothek entfernt. Signakel.


Die Heiligenfeste des Sanktoraleteiles lassen auf Prager Provenienz schließen, die Verwendung der Quadratnotation legt den Gebrauch in einem Prämonstratenserkloster - Strachov - nahe (Hinweis Stefan Engels). In der 2. Hälfte des 15. Jh. bekam die Handschrift einen neuen Einband, dessen Spruchbandverzierung nach K. Holter typisch ist für eine Buchbinderwerkstatt im Raume zwischen Kremsmünster-Wilhering und Krems-Göttweig. Wie der Codex in die erzbischöfliche Hofbibliothek gelangte, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.

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"AH", "Thorndike-Kibre", "PL"
alle Initien
(1ra-1rb) Kommuniongebet.
   1
1ra Omnipotens et misericors deus, ecce ego indignus famulus tuus
(1va) Oratio, Secreta et Complenda de BMV.
(1va-1vb) De lancea domini.
(2ra) Antiphon O panis vite veneranda.
(2rb-2vb) Hymnen (AH 50,386 und AH 50,388).
(3ra-207vb) Missale Pragense.
   11
3ra (3ra-5vb) LITURGISCHES KALENDAR. Rote und blaue KL-Initialen im Wechsel; mit roter Tinte: Anzahl der Monatstage nach dem julianischen und dem Mondkalender (Thorndike-Kibre 653,3), Numerus aureus, Buchstabe A der Litterae feriales, röm. Datum, Kennzeichnung der Ägyptischen Tage durch d. Kalendar der Passauer Diözese mit Hinweis auf Gebrauch in Prag: Rot hervorgehoben u.a. Valentinus (7.1.), Erhardus (8.1.), Dorothea (6.2.), Translatio Valentini (4.8.), Augustinus (28.8.), Wenceslaus (28.9.), Virgilius (27.11.). Translatio Stephani mit schwarzer Tinte nachgetragen.
8ra TEMPORALE vom ersten Adventsonntag bis Fronleichnam, interpoliert die Heiligenfeste Stephanus, Johannes. (8ra-25vb) Dnca I. adv. dni - Circumcisio. (25vb) Epiphania. (28ra-37va) Dnca I. - Dnca V. in quadragesima. (37va) Dnca palmarum. (46vb-66vb) Feria II. - Feria IV. (66vb) Coena dni. (69va) Dies resurrectionis. (71ra-75vb) Feria II. - Feria III. (75vb-77ra) Gebete de resurreccione dni, de BMV, de omnibus sanctis, de lancea dni. (77ra) Ascensio dni. (79va) Pentecoste. (82ra-84vb) Feria II. - Feria III. (84vb) Trinitas. (86va) Corpus Christi.
89ra Ankleidegebete, Darbringungsgebete.
90vb (90vb-104vb) Elf Präfationen, Quadratnotation auf vier roten Linien (mit Communicantes und Hanc igitur); ab 103va Singweisen zum Gloria. Nat. dni, Epiphania, de ieiunio, in passione dni, Pascha, Ascensio dni, Pentecoste, Trinitas, BMV, Apostoli, Ferialis praefatio. - (103vb-104vb) Gloria, Credo.
104vb Kanonbild. Darunter Nachtrag Crucem tuam adoramus ...
(105ra-113ra) KANON. (105ra-108vb) Te igitur bis zur Doxologie. (108vb-110va) Pater noster (Quadratnotation auf vier roten Linien), Libera nos, Pax domini (Quadratnotation auf vier roten Linien), Agnus dei. (110va) Mischungsformel Haec sacrosancta coniunctio corporis et sanguinis; Friedenskussformel, Kommuniongebete, Recessus altaris.
113ra Dedicatio ecclesiae.
115va SANKTORALE (Andreas bis Katharina). (126ra) Translatio Wenceslai. (135va) Stanislaus. (141ra) Procopius. (153rb) Wenceslaus.
169ra COMMUNE. Apostel bis Jungfrau. 179r am oberen Blattrand Gebete zu Barbara nachgetragen.
181rb Verschiedene MESSEN und GEBETE. (181rb-185rb) Missae de sancto spiritu, de sancta cruce, de domina nostra. (185rb-187ra) Gebete de omnibus sanctis, de patronis (genannt sind Wenzeslaus, Vitus, Adalbert, Stanislaus, Prokop ... Kyrill und Method, Ludmilla, Cordula). (187ra-194rb) Missae pro peccatis, pro pace, pro seipso sacerdos, pro episcopo, pro rege, pro tribulacione, pro familiaribus, pro iter agentibus, pro infirmis, pro pluvia, pro serenitate. (194rb-204rb) Totenmesse und Totengebete.
204va IOHANNES FISCANNENSIS: Oratio "Summe sacerdos" (Oratio "Ambrosii") (PL 158, 921ff.)
207vb MISSA DE LANCEA DOMINI (etwa zeitgleicher Nachtrag des 14. Jh.).
(208ra-HD-Spiegel) Evangelium Luc. 21,9-19. - Sir. 51,1-12. - Sir. 24,23-31.