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Salzburg, Universitätsbibliothek, M II 369
BERENGARIUS DE LANDORA
Olim: IV.5.B.34    Pergament und Papier   56 Bl.   (285-286) × 212   Salzburg, 1479
Provenienz/Letztbesitzer: Salzburg, Erzbischöfliche Hofbibliothek
Literatur zur Handschrift (Anzahl: 3)

Erstes Blatt aus Pergament. Wasserzeichen: Ochsenkopf mit einkonturiger Stange und drei Sternen (Spiegel), Waage im Kreis mit Stern, Anker. Lagen: (I-1)1 + (VII-1)12 + 3.VI48 + IV56; Reklamanten z.T. abgeschnitten; Kustoden 2-5, jeweils am Lagenbeginn. Neue Blattzählung.
Schrift:
Schreiber: Ulrich Sattner – Schriftart: Bastarda
Schriftraum einspaltig, nur 2r zweispaltig: (210-218) x (150-155), Schriftraum mit Stift gerahmt; 38-40 Zeilen auf Stiftlinierung; Bastarda aus 1479 von der Hand des Ulrich Sattner (vgl. M I 37, M II 17 und M III 45, möglicherweise auch M I 146).
Ausstattung: Rubriziert   
Für das handschriftliche Register und die Inkunabel: Rote Auszeichnungsstriche, Überschriften, Paragraphenzeichen, Unterstreichungen, Rubrikatorvermerk, 3-4zeilige (Perl-)Lombarden. Rubriziert von Ulrich Sattner, Rubrikatorvermerk nach dem Kolophon des Wiegendrucks Incorporatus et rubricatus per Ulricum Sattner presbiterum anno 1479°.

Einband: Salzburg     Gotisch     Streicheisenlinien   Blindstempel        
Werkstatt: Ulrich Schreier (?)
Spätgotischer Einband, möglicherweise von Ulrich Schreier, um 1479: Weißes Leder über Holz mit Einzelstempelverzierung. VD und HD gleich: Streicheisenlinien bilden ein Rahmenfeld und ein großes Mittelfeld; Rahmen oben und unten gefüllt mit rhombenförmigem Stempel (Holter Nr. 11); im Mittelfeld bilden Streicheisenlinien ein Andreaskreuz, Zwischenraum mit Winkelhaken gefüllt (Holter 1984.2 Nr. 5), im Kreuzungspunkt fünfblättrige Blume (Holter Nr. 12); in den Freifeldern bilden Kopfstempel (Holter Nr. 7) mit Blattadern ein Blattmuster, im Zentrum eine fünfblättrige Rosette (Holter Nr. 13). Anordnung der Stempel auf dem HD wie auf dem VD, jedoch größere Kopfstempel verwendet. Oben Pergamentschildchen mit Titel in roter Tinte Lumen anime vocor, links auf das Leder geschrieben T. 239 (?). Auf dem VD 2 mit einer vierblättrigen Rosette verzierte Schließenbeschläge, auf dem HD 2 mit je 2 vierblättrigen Rosetten verzierte Beschläge und Schließenbänder. R mit 3 Doppelbünden, mit gelbgrauer Ölfarbe überstrichen, am Schwanz alte Signatur der erzbischöflichen Hofbibliothek T.60.B.A.S. (?); Kapital und Schwanz mit rosa und blauen Fäden umstochen. Gelber Schnitt.


Obwohl der Codex keinen direkten Hinweis auf einen Vorbesitzer enthält, erlaubt die Tatsache, dass er vom Regensburger Kanoniker Ulrich Sattner, der in Diensten des Salzburger Erzbischofs Bernhard von Rohr (1466-1481) stand, rubriziert und mit einem handschriftlichen Register versehen wurde, eine relativ sichere Zuordnung zur Bibliothek des Salzburger Erzbischofs. Holter 1984.2 schreibt den Einband dem sog. "Walgungsberg-Meister" zu, doch erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass der Einband von M II 369 [W II 75] der Werkstatt Ulrich Schreiers zuzuordnen ist. Schreier stand wohl auch nach der Anfertigung der Lederschnitteinbände (1477-1478) in den Diensten Bernhards von Rohr, das scheinbar gänzliche Fehlen von Schreier-Einbänden in den achtziger Jahren des 15. Jh. in Salzburg kann nicht nur mit seinen Wienaufenthalten erklärt werden. Der bei Holter genannte Johann Walgungsberger (recte: Walgundsperger) war im Besitz von mindestens sieben Inkunabeln, von denen drei nachweislich in der Werkstatt Ulrich Schreiera mit einem Einband versehen wurden, die übrigen schreibt Holter dem Salzburger "Walgungsberg-Meister" zu. Identische Handschriftenmakulatur in fast allen diesen Bänden scheint aber die Herkunft aus einer einzigen Buchbinderwerkstatt nahe zu legen, zudem ist in zumindest einer Inkunabel (W III 141) eine für Schreier typische Maske enthalten. Mit einiger Sicherheit lässt sich also feststellen, dass wir hier ein Beispiel der Schreier-Nachfolgewerkstatt IV (ab 1479 bis ca. 1485) vor uns haben.
Vorbesitzer: Salzburg, Erzbischöfliche Hofbibliothek

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"Hain"
alle Initien
(VD-Spiegel) Alte Signaturen I.F.1., IV.5.B.34., Nr. 10761.
(1*r-2*v) Unbeschrieben, nur Titel (17. Jh.) auf 1*r.
(1r-53v) Berengarius de LandoraLumen animae, Prologus. Prolog und Register zum nachfolgenden Wiegendruck.
   1
1r Tit.: Incipit tabula super toto libro qui intitulatur Lumen anime.
Quamvis Athenarum Graecorumque multiplicata volumina
(2ra-53v) Register.
(54r-56v) Unbeschrieben. Auf das erste (leere) Blatt der Inkunabel ist von der Hand Sattners der Titel geschrieben worden.
Die Handschrift wurde der Inkunabel W II 75 vorgebunden: BERENGARIUS DE LANDORA: Lumen animae; Augsburg, Anton Sorg, 1477 (Hain 10329).
(104va-105vb) Unbeschrieben.