Beschreibung ausdrucken  Permalink: https://manuscripta.at/?ID=8446 
Salzburg, Universitätsbibliothek, M III 11
MISSALE DIOECESIS SALISBURGENSIS
Olim: V.1.A.11    Pergament   232 Bl.    (394-396) × (185-290)   Augsburg, um 1480/1500
Provenienz/Letztbesitzer: Salzburg, Schloss Radeck
 Volldigitalisat



Literatur zur Handschrift (Anzahl: 10)

Pergament guter Qualität, nur wenige Löcher und Risse. Lagen: II4 + 5.IV44 + III50 + V60 + 11.IV148 + III154 + (IV-1)161 + 2.IV177 + III183 + 5.IV223 + (IV-1)232; Reklamanten. Alte Foliierung ii-CCxli, zählt Kalendarium nicht; fehlerhaft (auf 219 folgt 225). Neue Blattzählung 1-232.
Schrift:
Schriftraum: (283-287) × (195-202)    Spaltenzahl: 2    Zeilenzahl: 37   
Schriftart: Textualis formata (Textura) – Gotische Choralnotation
Schriftraum zweispaltig, nur Kanon einspaltig. Schriftraum mit stark verdünnter Tinte gerahmt, 37 Zeilen auf Tintenlinierung, Kanon mit 18 Zeilen. Textura aus den 80er/90er Jahren des 15. Jh. von 1 (?) Hand. 80r-81v und 144v-152v 12 Notenzeilen mit gotischer Choralnotation auf 4 roten Linien. Cadellen mit Masken (11rb, 47va). Punktorium.
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Deckfarbeninitiale(n)   Ranke(n)/Bordüre(n)   Figürlicher Buchschmuck   Miniatur(en)   Goldverwendung   Punze(n)   
Buchmaler: Bämler, Johannes (ca. 1425-1504)  
Rote Überschriften, Auszeichnungsstriche, Foliierung; rote und blaue Satzmajuskeln, 2-3zeilige (Perl-)Lombarden, z.T. mit Rankenausläufern. 8 historisierte und 5 einfach ausgeführte Deckfarbeninitialen aus der Werkstatt des Johannes Bämler (Augsburg-Salzburger-Missalien-Werkstatt, vgl. Beier 2004). 155v Kanonbild: Rahmenband blau mit feinen Ranken in hellerem Farbton und kleinen, vergoldeten Rosettenstempeln sowie roten Begrenzungslinien; an den Ecken je 1 Medaillon mit grün-schwarzem Rahmen, darin die Evangelistensymbole (Namen der Evangelisten im Schriftband) in Federzeichnung auf Blattgold; gekreuzigter Christus vor mit Rautenmuster unterteiltem und mit Einzelstempeln verziertem Goldhintergrund; zur Linken stehend Maria in rotem Gewand mit blauem Mantel, zur rechten stehend Johannes in grünem Gewand und rotem Mantel, ein Beutelbuch in der rechten Hand; links vor dem Kreuz kniend Maria Magdalena in ockerfarbenem Brokatkleid. Akanthusranken in Grün, Rosa und Blau, Goldpunkte mit Strahlen. - 160v Schweißtuch mit Christuskopf mit hell- und dunkelblauer Umrahmung. - 156r Te-igitur-Initiale über 6 Zeilen: Buchstabenkörper blau mit weiß gehöhten Blattornamenten, Binnengrund aus poliertem Gold, ziseliert und mit Einzelstempeln; Rahmen in Rot und Grün, Akanthusranken in den beschriebenen Farben mit stilisierten Blüten und Silberpunkten. - 5ra historisierte Deckfarbeninitiale Ad-te-levavi über 10 Zeilen: blauer Buchstabenkörper mit weiß gehöhten Blattornamenten, Binnengrund aus poliertem Gold, Rahmen in Rosa und Grün; im Vordergrund stigmatisierter Christus, in einen roten Mantel gehüllt, auf dem Regenbogen, mit Schwert und Lilie. Akanthusrankenbordüre mit stilisierten Blüten in Blau, Braun, Grün, Rosa, Gelb und Rot (links unten mit Maske); rechts oben ein Pfau, in der Mitte des unteren Blattrandes ein Engel in gelbem Gewand mit blau-roten Flügeln, einen weißen Schild haltend. Goldpunkte mit Strahlen. 15va historisierte Deckfarbeninitiale P über 9 Zeilen: grüner Buchstabenkörper mit helleren Blattornamenten, Binnengrund aus poliertem Gold mit Blütenstempeln, Rahmen in Blau, Rot und hellem Gelb, im Freiraum des Buchstaben Maria in weinrotem Gewand mit blauem Mantel mit dem Jesuskind (Wickelkind) vor einer Mauer. Akanthusranken in den beschriebenen Farben mit stilisierten Blüten am linken und unteren Blattrand; Goldpunkte mit Strahlen. 88va historisierte Deckfarbeninitiale R über 10 Zeilen: blauer Buchstabenkörper mit silbergrauen Blattornamenten, Binnengrund aus poliertem Gold mit Blütenstempeln, Rahmen in Rosa und Grün; im Vordergrund Christus, in einen roten Mantel gehüllt, dem Grab entsteigend, in der linken Hand die Kreuzfahne; Akanthusranken in den beschriebenen Farben mit stilisierten Blüten und Goldpunkten. 99va historisierte Deckfarbeninitiale V über 10 Zeilen: rosa Buchstabenkörper mit helleren Blattornamenten, Binnengrund aus poliertem Gold mit Blütenstempeln, Rahmen in Blau, Grün und hellem Gelb; im Freiraum des Buchstaben 2 kniende Personen: links Maria in dunkelrosa Kleid und blauem Mantel, rechts Johannes in rotem Gewand, dahinter die Füße des auferstehenden Christus, darunter Fußspuren auf grünem Hügel; Akanthusranken in den beschriebenen Farben mit stilisierten Blüten und Goldpunkten. 102rb historisierte Deckfarbeninitiale S über 9 Zeilen: grüner Buchstabenkörper mit helleren Blattornamenten, Binnengrund aus poliertem, ziseliertem Gold, Rahmen in Rot, Blau und Rosa, im Vordergrund Darstellung der Herabkunft des Hl. Geistes: im Vordergrund 3 Personen sitzend, links Petrus mit blauem Gewand und rotem Mantel, in der Mitte Maria mit dunkelrosa Gewand und blauem Mantel, rechts Apostel in grünem Gewand und dunkelrosa Mantel mit Buch; alle drei mit Feuerzungen, darüber die weiße Taube schwebend; Akanthusranken in den beschriebenen Farben mit stilisierten Blüten und Silberpunkten. 108vb historisierte Deckfarbeninitiale D über 10 Zeilen: blauer Buchstabenkörper mit weiß gehöhten Blattornamenten, Binnengrund aus poliertem, ziseliertem Gold mit Blütenstempeln, Rahmen in Rot, Grün und hellem Gelb; im Freiraum des Buchstaben Christus mit Dornenkrone im Grab. Akanthusranken in den beschriebenen Farben mit stilisierten Blüten und Silberpunkten. 162ra historisierte Deckfarbeninitiale D über 9 Zeilen: blauer Buchstabenkörper mit weiß gehöhten Blattornamenten, Binnengrund aus poliertem Gold mit Blütenstempeln, Rahmen in Rot, Grün und hellem Gelb; im Freiraum des Buchstaben Andreas mit grünem Gewand und dunkelrosa Mantel mit Andreaskreuz. Akanthusranken in den beschriebenen Farben mit stilisierten Blüten und Goldpunkten. 207va historisierte Deckfarbeninitiale E über 9 Zeilen: grüner Buchstabenkörper mit helleren Blattornamenten, Binnengrund aus poliertem Gold mit Blütenstempeln, Rahmen in Rosa und Blau, im Vordergrund Darstellung des Hl. Petrus, bekleidet mit blauem Gewand und rotem Mantel, in der linken Hand den Schlüssel haltend; Akanthusranken in den beschriebenen Farben mit stilisierten Blüten und Silberpunkten. - 62vb Deckfarbeninitiale D über 5 Zeilen: dunkelrosa Buchstabenkörper mit weiß gehöhten Blattornamenten auf Blattgoldhintergrund, eingeschrieben in einen grün-blauen Rahmen, Akanthusranken in Grün und Rosa. 107rb, 107vb, 139rb, 140va je 1 Deckfarbeninitiale über 6 Zeilen: Buchstabenkörper blau mit hellen Blattornamenten auf Blattgoldhintergrund, Binnenfeld des Buchstaben rot mit Blattornamenten, eingeschrieben in einen grün-rosa Rahmen, Akanthusranken in Grün und Rosa.

Einband: Augsburg     Gotisch     Streicheisenlinien   Rolle        
Spätgotischer Einband. Helles Schweinsleder (abgestoßen, Beschädigungen) über Holz mit Streicheisen- und Stempelverzierungen aus der Augsburger Werkstatt "Hirsch-Rolle IV" (Kyriß, Bd. 2, Nr. 79). VD: Streicheisenbündel bilden konzentrisch angelegte Rahmenfelder und ein Mittelfeld. Äußeres Rahmenfeld leer, mittleres gefüllt mit Hirsch-Rolle (Kyriß Bd. 2, Taf. 161, Nr. 1), inneres gefüllt mit Blumenranken-Rolle (Kyriß, Nr. 4). Mittelfeld mit dreifachen Streicheisenlinien senkrecht unterteilt, die Leerfelder gefüllt mit Flechtband-Rolle (Kyriß, Nr. 3). HD: wie VD, nur das Mittelfeld mit anderer Verzierung: Dreifache Streicheisenlinien bilden ein Rautenmuster. Auf dem VD vier ziselierte Eckbeschläge, Mittelbeschlag fehlt; auf dem HD nur 2 Eckbeschläge erhalten. Auf dem VD zwei Schließenbeschläge, auf dem HD zwei Schließen. Abgeschrägte Kanten. R mit 5 Doppelbünden, Kapital und Schwanz mit roten und gelben Fäden umstochen. Signakel.


Auf dem Spiegel des VD mit Bleistift alte Signaturen III.3.C., 154, V.1.A. 11. eingetragen sowie mit Tinte der Besitzervermerk Schloß Radegg. In der Forschungsliteratur wird diese Handschrift als "Jüngeres Radecker Missale" bezeichnet, allerdings ist das Ministerialiengeschlecht der Radecker bereits Mitte des 14. Jh. ausgestorben. Als Auftraggeber kommen demnach entweder der damalige Besitzer der Schlosses Radeck, Hans Prätzl, oder die Erzbischöfe Johannes Beckenschlager bzw. Friedrich V. von Schaunberg in Frage, die das Missale dem Pfleger zum Geschenk gemacht haben könnten. Schloss Radeck wurde 1713 an die Kirche Maria Plain verkauft, die sich damals im Besitz der Benediktineruniversität Salzburg befand.
Beatrix Koll

---------------   Addenda/Corrigenda bitte melden!    ---------------

"Beier 2004", "Kyriß", "Thorndike-Kibre", "AH"
alle Initien
(VD-Spiegel) Alte Signaturen III.3.C., 154, V.1.A.11. Besitzervermerk Schloß Radegg.
(1r-1v) Unbeschrieben.
(2ra-232va) Missale dioecesis Salisburgensis.
(2ra-4vb) Liturgisches Kalendar.
   1
2ra Ausstattung und Aufbau: 1 blaue, sonst rote KL-Initialen, Zahl der Monatstage (Thorndike-Kibre 653,3) und Sonntagsbuchstaben in roter Tinte. - Salzburger Kalendar, am 27.3. mit schwarzer Tinte Deposicio Rudberti eingetragen, rot Udalrici episcopi (4.7.), Translatio Rudberti (24.9.), Dedicacio ecclesie Salczpurgensis (25.9.), Translatio Virgilii (26.9.), Deposicio Virgilii episcopi (27.11.).
(5ra-108va) Temporale. Dnca I.-IV. adv. dni. - Nat. dni. - Oct. nat. dni. - ... - Dncae in quadragesima. - Dnca in passione. - Dnca in palmis. - Coena dni. - Pascha. - Ascensio dni. - Pentecostes. - ... - Trinitas. - Corpus Christi.
(108vb-139ra) Temporale. Dnca I. - XXV. post pentecostes.
(139rb-140rb) Dedicatio ecclesiae.
(140rb-140vb) Dedicatio altaris.
(140vb-144rb) Officium pro defunctis. Mit Gebeten.
(144v-145r) Kyrie, Gloria, Credo.
(145r-154v) Zwölf Präfationen, mit Communicantes. Nat. dni. ... de apostolis, de uno apostolo, cottidiana praefatio.
(155r) Unbeschrieben.
(155v-161v) Kanon. (155v) Kanonbild. (156r-159r) Te igitur bis Doxologie. (159r-159v) Pater noster, Libera, Pax domini, Agnus dei. (159v-160r) Vinculum pacis. (160r-161v) Gebete zur Perceptio corporis et sanguinis.
(162ra-207rb) Sanktorale. Andreas ... Purif. BMV ... (171va) Depositio Ruperti ... (181rb) Depositio Erentrudis ... (194vb ) Depositio Augustini ... (198vb) Translatio Ruperti (mit Sequenz AH 54,89) ... (207ra) Depositio Virgilii. (207rb) Saturninus.
(207rb-222vb) Commune. Apostolus ... - virgines.
(222vb-226ra) Votivmessen.
(226ra-232va) Collectae votivae. De omnibus sanctis, de patronis, de quinque vulneribus, pro omni gradu ecclesiae, pro universis ordinibus, pro papa, pro antistite, pro rege, pro seipso, pro peccatis, pro amico vivente, pro salute vivorum, pro iter agentibus, pro quacumque tribulatione, pro concordia, pro pluvia, pro serenitate, pro eleemosinas facientibus, pro pace, pro populo Christiano, pro infirmis, contra pestilentiam, pro immortalitate hominum, pro fratribus et sororibus, pro familia cuiuslibet patroni, pro inimicis, pro paenitentibus, pro tribulatione, pro temptatione cogitationum, pro temptatione carnis, pro petitione lacrimarum, pro afflicetione, contra grandinem, pro vivis et defunctis, generalis.
(232vb) Unbeschrieben.