Grundstock in Textura einer einzigen Hand (Gesangsteile in kleinerer Schrift); wenige Korrekturen auf Rasur. Marginalien überwiegend in Textualis formata zweier Hände: vom Haupttextschreiber z.B. 74r, 138r, 257r, 269r, 364v, von einer zweiten Hand (Hand a) z.B. 58v oben, 177v, 245v, 348r, 354r. Von anderen Schreibern des 15.Jh. die meist flüchtig und in roter Tinte geschriebenen Randbemerkungen im Kanon. Marginalien einer Hand des 16.Jh. in Antiqua auf 3r, 123r, 313r, 347v, 356r-360r, 362v. Nachträge, 1452 bis um 1500 (Irv, 188v, 388r-391v, I*r): Schriftraum und Zeilenanzahl dem Haupttext in etwa entsprechend. Nachträge in Textualis formata auf Irv (Hand b); 388r (Hand c); 388rv und 389r (Hand a); 388v (Hand d); 389v (Hand e); 389v-390r (Hand f); 390rv (Hand g; Text dat. 1493); I*r. Nachträge in Fraktur von zwei Händen: auf Iv, 188v, 391rv (Hand h) bzw. auf 391r (Hand i).
Aus paläographischen Gründen ist der Grundstock-Schreiber mit Hand B des CCl 606, Hand a mit dem Grundstock-Schreiber des Missales CCl 609 (Grundstock: 1rv, 8r-169v; auf Ir dat. 1450) und Hand A des CCl 606, Hand f mit dem Chorherren Hieronymus Sitznberger (vgl. CCl 80, Teil I, Sigle S), Hand g mit dem ersten Schreiber und Hand i mit dem zweiten Schreiber des Directoriums CCl 1014 (um 1500) gleichzusetzen. Hand a ist weiters mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Schreiber des Kolophons auf 387v zu identifizieren.
Rubrizierung. Lombarden, meist zweizeilig, in Rot und Blau. In den Nachträgen überwiegend ein- bis zweizeilige rote Lombarden mehrerer Hände. Komplizierte Initialformen mit durchgehend gespaltenem Buchstabenkörper auf 188v. — Fleuronnéeinitiale auf 381r. — Zu den Hauptfesten und -abschnitten des Missales insgesamt 30 Gold- und Deckfarbeninitialen (sieben figürlich); auf 8r, 19v, 21r, 22v, 30r, 95v, 102v, 114r, 132r, 136r, 143r, 146v, 181r, 189r, 245v, 267v, 289v, 301v, 307r, 308v, 322v, 329r, 330r, 339v, 340v, 345v, 351r, 355v, 364v, 365r. Kanonbild auf 180v; Miniaturen im Kanon (Kruzifixus, Schmerzensmann) auf 184v und 185r. — Lombarden des Grundstocks vom "Klosterneuburger Florator", einer in Klosterneuburger Hss. des zweiten Drittels des 15. Jh. wiederholt nachweisbaren Kraft. Deckfarbenschmuck aus der Werkstatt des Albrechtsminiators.
Deckfarbeninitialen: Unfigürliche Initialen überwiegend dreizeilig, historisierte sieben- bis zwölfzeilig. Zur Advent-, Ostern- und T(e igitur)-Initiale (8r, 114r, 181r) grüner Buchstabenkörper mit wellenförmig bewegter Blattrankenfüllung; alle übrigen Initialen in poliertem Gold mit eingravierter stilisierter Federranke und Punktpunzierung (in der Initiale auf 322v Konturen einer Blattranke durch eine dichte Punktreihe angegeben). Eine unvollendete, jedoch gleichzeitig eingesetzte Initiale auf 340v. Im Kanon goldene Kreuze mit Punktpunzierung. — Initialgrund nur auf 8r, 114r, 180v, 184v und 185r tafelbildartig gerahmt; der Grund der T(e)-Initiale auf 181r von Rankenstengeln eingeschlossen. — Zur Advent- und Ostern-Initiale (8r, 114r) Außengrund in poliertem Gold, mit Punktpunzierung und eingravierter Fadenranke; Binnengrund rosa, mit goldenen Spiralranken. Gleichfarbiger Binnengrund mit identischer Ornamentierung auch zum Kanonbild (180v) und zur Kreuzigungsminiatur im Kanon (184v). Als Endmotive der Spiralranken einfache blaue Blüten auf 8r und 180v. Bei allen übrigen Initialen entweder blauer Grund mit weißen oder rosa Grund mit purpurfarbenen Spiralranken. — Zur Mehrzahl der Initialen und Miniaturen "Hahnentritt"-Rankenausläufer unterschiedlicher Länge (bis über volle Blatthöhe oder -breite). Kanonbild zur Gänze von Ranken umschlossen. In den Ranken Blüten (8r; 322r, unter anderem mit Steinnelke) und Vögel (8r, 322v). Die Blattranken in wenigen, kräftigen Farben: Rosa/Purpur (auf 180v und 181r in hellerem Farbton als bei den übrigen Initialen), Grün und Blau.
Historisierte Initialen: 8r: A(d); erster Adventsonntag. David (in azurblauem Mantel mit Pelzkragen) sitzt schräg auf einem gelben Thron ohne Rückenlehne und rührt die Harfe. Boden dunkelbraun; gebogter Horizont. — 114r: R(esurrexi); Ostersonntag. Auferstehung. Christus, in ein zinnoberrotes Gewand gekleidet, die das Bildfeld diagonal teilende Kreuzesfahne in der Linken, die Rechte segnend erhoben, steht vor dem geöffneten, bildparallel ausgerichteten und vom rechten Bildrand überschnittenen Sarkophag. — 136r: S(piritus); Pfingstsonntag. Im oberen Bildfeld, in einem längsovalen Goldfeld, die Taube des Hl. Geistes. — 180v: Kanonbild (220×153/155): dreifigurige Kreuzigung. Die frontal gesehenen Assistenzfiguren haben ihre Häupter zum Kreuz geneigt. Maria, das rechte Bein als Spielbein etwas zum Bildrand gerückt, hat ihren Mantel über das Haupt gezogen und führt mit der Linken ein Tuch zu den Augen; Johannes schmiegt seinen Kopf in die Rechte und hält in der Linken ein am Unterarm aufliegendes rotes Buch. Maria ist mit einem blauen, goldfarben gefütterten Mantel, Johannes mit grünem, grau gefütterten Mantel und grauem Untergewand bekleidet. Breiter, mit aufgelegten Blattornamenten gezierter Rahmen in Grün. In der Mitte jeder Rahmenseite setzt ein sich teilender Rankenstengel an; Blattranken umschließen das gesamte Kanonbild. Rosafarbener Bildgrund; durch eine goldene, in einfache blaue Blüten auslaufende Spiralranke ornamentiert. Zum Schutz des Kanonbildes ein stark verschlissenes purpurfarbenes Seidentuch am oberen Seitenrand angenäht. — 181r: T(e); Kanonbeginn. Geißelung. Der Buchstabenschaft fungiert als Geißelsäule, die den von hinten an sie gefesselten Christus teilweise verdeckt. In jeder Bildhälfte ein auf Christus losschlagender Scherge. Deren Kleidung in vertauschten Farben: graublaues Gewand und blaue Stiefel bzw. umgekehrt. 184v, unterer Seitenrand: Kruzifixus-Miniatur (55×45) zur Mischungsformel. — 185r: In den Kanontext interpolierte Miniatur (70×65) mit halbfigurigem Schmerzensmann. Christus in Oranshaltung, flankiert von Geißel und Rute, im vom rechten Bildrand überschnittenen Sarkophag stehend. — 322v: L(oquebar); Katharina. Rechts Katharina (Gewandfarben entsprechen jenen der Maria des Kanonbildes), schräg auf einem gelben Thron ohne Rückenlehne sitzend, ein geöffnetes Buch auf den Knien, ihr Attribut zur Rechten; links ein kniend betender Chorherr, angetan mit weißem Superpelliceum, dunkelbraunem Almutium und rosafarbener Tonsurkappe. — 355v: S(alve); Commune-Formular zu Maria. Stehende Maria mit Kind. Ponderation und Gewandfalten wie auf 180v. Das nackte Kind hat seinen rechten Arm um den Nacken der Mutter gelegt und blickt auf die blauen Blumen in seiner ausgestreckten Linken. Maria hat mit ihrer Linken das Kind um die Hüfte gefaßt, während sie mit der anderen Hand zwischen den Unterschenkeln des Knaben durchgreift. Boden wie auf 8r. — 364v: R(equiem); Totenmesse. Links ein wie auf 322v gekleideter Chorherr, einen Weihwasserbottich in der Linken, den Aspergil schwingend. Rechts eine schräg ins Bild gestellte und vom rechten Bildrand überschnittene Bahre mit schwarz verhülltem Sarg. Boden wie auf 8r.
Missale Claustrobeoburgense.
(387v) Datierung (Hand a): Hoc missale comparavit frater Oswaldus, conversus et professus monasterii Newburgensis. Actum anno domini 1452.
Haidinger − 2007