Beschreibung ausdrucken  Permalink: https://manuscripta.at/?ID=9487 
Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 67
ISIDORUS HISPALENSIS
Olim: Philol. 62; N 91    Pergament   I, 174 Bl.   310×215    Göttweig (?), 2. Hälfte 12. Jh.
Provenienz/Letztbesitzer: Göttweig OSB
Literatur zur Handschrift (Anzahl: 20)

Lagen: I + IV8 + (V-1)17 + III23 + 5.IV63 + II67 + 2.IV83 + II87 10.IV167 + (IV-1)175
Auf den recto-Seiten befindet sich eine Foliierung des 19. Jahrhunderts. Das bei der Foliierung mit 14 gezählte Blatt ist längs geteilt und besteht nur aus einer Spalte. Die Punktierung der Blindlinierung zeigt jedoch, dass dies beim Schreiben so vorgesehen war. Auf dem eingehängten Halbblatt wurde von einer anderen Hand das fehlende Kapitel De vocabulo historiae nachgetragen, welches den Abschluß des ersten Buches bildet. Der Nachtrag endet auf 14v entsprechend mit Exlicit liber primus. Ähnlich wurde zwischen Blatt 23 und 24 verfahren: Hier wurde ein Streifen von der Größe einer halben Spalte (140 x 105 mm) mit Textergänzungen eingehängt, geschrieben von der Schreiberhand des zweiten Buches (Hand 3). Der Einschub endet mit: Explicit liber II; Marginalien. Auf den Blättern 97ra-98ra sind Anfangsbuchstaben im Textverlauf als den Zeilenraum füllende Initialmajuskeln nachträglich mit schwarzer Tinte hineingemalt worden, ebenso auf den Blättern 98ra-112rb, 117vb-153ra sowie 165va-168ra - dort wurden diese zusätzlich mit Rubrizierungen versehen. Auf Blatt 137r und 137v sind drei althochdeutsche Glossen interlinear eingetagen: 137ra: marculum [Gl.: hamirli], 137va: argentum [Gl.: silber], 137vb: aucricalcum [Gl.: messing]. BStK-Nr. 888 [online, 23.6.2017].
Schrift:
Schriftraum: 255 × 117    Spaltenzahl: 2    Zeilenzahl: -42   
Schriftart: Karolingisch-gotische Übergangsschrift
Sechs Hände im Wechsel, teilweise mit starken Duktusschwankungen: Hand 1) 1ra-13vb, 16rb; Hand 2) 14r/v; 107vb Z 9-117rb Z3 2; ab 131va Z 26-150va im Wechsel mit Hand 6, ab 159rb Z 29-168rb Z 7 im Wechsel mit Hand 4; Hand 3) 16va-23*, 62vb Zeile 8-67v, 88ra-107vb Z8, 150vb-158vb Z21; 168rb Z 7- 173vb; Hand 4 [Ähnlichkeit mit Hand 5]) 24r-45va Z 7, 46vb-62v im Wechsel mit Hand 5, 76ra-83vb, 117rb Z33-119vb Z 20; 158vb Z 22-159rb Z 27, ab 159rb Z 29-168rb Z 7 im Wechsel mit Hand 2; Hand 5 [Ähnlichkeit mit Hand 4]) Einschub 45va Z8- 34, 46va-46vb Zeile 11, ab 46rb Z 11-62v im Wechsel mit Hand 4; 68r-83vb; Hand 6) 84ra-87vb, 119vb Z 20-131va Z26; ab 132va Z22-150va im Wechsel mit Hand 2.
Schriftgestaltung: Auf Blatt 148v und 149v wurden die Oberlängen der Buchstaben in den ersten Zeilen cadellenähnlich verlängert.
Ausstattung: Illuminiert   
Rote Überschriften, rote Initalen und Lombarden; verschiedene Typen von Initalen und Ausführung: Rankeninitialen: 1r, 2v, 13v, 56r, 67r, 89r, 96r, 102r; Rankeninitialen auf rotem Untergrund: 112v, 118v, 124v (mit zoomorphem Motiv), 140r; Silhouetteninitialen: 24v, 34r, 38r, 46v, 76r; 130v, 163v; einfache zoomorphe Initiale: 152vb, gleicher Typus ohne zoomorphes Motiv 153rb; Silhouetteninitiale gebrochen ausgeführt: 155r; zahlreiche außertextliche Markierungen im Textverlauf: 26v, 27v; 31v: forma lunae: Die Worte bicornis, semis, circulus etc. sind mit Zeichnungen im Textverlauf illustriert; 51v und 52r: Tabelle de cyclo paschalis; 84r-87r: Tabellen und Schemata, darin am Seitenende von Fol. 84v: Emblem oder Vermerk eines Illustrators oder Lesers Vergilius hanc figuram quicumque ieiunus intuetur illo die a mortifero no(?) laetetur, im (Mitte 13. Jhd.), Gestaltung: Kreis mit Schrift, die innen herum geführt ist, darin zwei oder mehrere Buchstaben RD?); 115r Illustration oceanus; ebd., M-Initiale mit Maske; 117v: Illustrationen; 172r-173v nicht ausgestattet. Ganzseitige Illustrationen: Iv: mehrere Probezeichnungen mit Feder: Ranke, springendes Tier im Kreis, Löwe im Kreis, Greifvogel (halb ausgeführt), großformatige Rankeninitiale B, stehende menschliche Figur in langem Gewand mit Insignie in einer Hand; 174r: Lebenskreis Vita-Mors: 174v: geometrische Federzeichnung, Schreibersprüche, Federproben; 175r: getilgte Einträge, geometrisches Muster, darunter Federzeichnung eines Kruzifixus, nicht vollständig, da teilweise Blattverlust.

Einband: Barock     Golddruck   Supralibros        
Die Handschrift wurde im 18. Jahrhundert neu gebunden: Weißes Pergament über Pappe, auf beiden Deckeln je ein goldenes Supralibros, auf dem Vorderdeckel zudem die Datumsprägung: 1755.


Besitzvermerke des 12. Jh. auf Iv: Ysidorus de Choetwico; Iste liber pertinet ad Choetwicum (Anfang 13. Jh.). Bibliothekarischer Vermerk auf dem Nachsatzblatt: der untere Teil von fol. 175 bereits am 30. I. 1915 abgerissen (20. Jh.). Auf die heutige Bibliotheksheimat verweisen die olim-Signaturen Blotius: L 3782 - Tengnagel: 91 [Phil.] - Philol. 62.

Die Zusammenstellung der Texte, wenn auch in leicht verschobener Reihenfolge, weist starke Ähnlichkeiten auf zu Göttweig, Cod. 64 (rot) (erstes Viertel 13. Jh.), sowie zu Klosterneuburg, Cod. 723 (10./11. Jh).

Astrid Breith, Juli 2014
"PL", "CPL"
alle Initien
(1ra-168rb) Isidorus Hispalensis Etymologiarum libri XX (Ed.: W. M. Lindsay, Isidori Hispalensis Episcopi Etymologiarum sive originum Libri XX (2 Bd.e), Oxford 71987; PL 82, 73-728B; CPL 1186;).
   2
1ra Tit.: Epistula Ysidori ad Braulionem
Domino meo et dei servo Braulioni episcopo Isidorus. Omni desiderio desideravi nunc videre faciem tuam ... — ... atque ita in quibusdam locis adnotatum sicut extat conscriptum stilo maiorum. (Rot) Ut valeas quae requiris cito in hoc corpore invenire, haec tibi lector pagina demonstrat.
2vb Tit.: Incipiunt libri Ysidori iunioris Spalensis episcopi ad Braulionem ces. augustanum episcopum vel ad Siseb[undum] scilicet dominum et filium scr[ipti].
Incipit liber primo de grammatica et partibus eius.
Disciplina a discendo nomen accepit unde a scientia dici potest ... — ... pro signo interdum pro cura adhibetur ut vis morbi ignis ardore siccetur. Explicit Ethimologiarum liber xx.
(168rb-173vb) Aenigmata Tullii (CPL 1561; Edition: Karl Strecker, Poetae latini aevi carolini, MGH Tom. IV Fasc. II / III, Berlin 1923, S. 735). Die Reihenfolge der Aenigmata ist leicht vertauscht: 1,3,2,4-28, 30, 29, 31-50, 52-62; 51 fehlt. (Vgl. Chicago, Newberry Library, MS f11, 1r-7v [Admont, 1. Hälfte 12. Jh.], vgl. Paul Saenger, A Catalogue of the pre-1500 Western Manuscript Books at the Newberry Library. Chicago 1989, 22).
   1
168rb Tit.: Incipiunt questiones aenigmatum artis rethorice claro ordine dictate
Ego nata duos patres habere ... — ... qui pro dilectionem proximi pervenit ad dilectionem dei.
(170va-173vb) Tractatus de computo.
   1
170va Tit.: De mundi principio
Quando factus est mundus in initio creaturarum Dei, in quo die ... — ... qui per dilectionem proximi pervenit ad dilectionem Dei.
(174r) Sphaera divinatoria Pythagorica. Mit astronomisch-astrologischem Schema.
   1
175rb Ratio sphaerae Pythagorae quam Apollogius philosophus describit