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Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 378
PETRUS PICTAVIENSIS. PETRUS COMESTOR
Olim: Hist. eccles. 25    Pergament   204 Bl.   325×240   Österreich (Heiligenkreuz?), 2. Drittel 13. Jh. (evtl. nach 1250?)   
Literatur zur Handschrift (Anzahl: 19)

Schrift: 3 verschiedene Schriften/Schreiber
Schrift 1Schriftart: Frühgotische Minuskel – Marginalien
Marginalien vermutlich vom Schreiber des Haupttextes
Schrift 2Randnotizen (13. Jh.?), offenbar von zwei Händen (?).
Schrift 3Randnotizen ("Annotator des 15. Jahrhunderts", s. Kaska 2014, 83).
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Rankeninitiale(n)   Figürlicher Buchschmuck   Miniatur(en)   Goldverwendung   
(1v) Weltdarstellung mit Christus als Umfassungsfigur und Windpersonifikationen, in Deckfarben und Gold. – (2r-7r) Medaillons, mit farbiger oder Blattgoldumrahmung, darin teilweise Köpfe (Adam und Eva, Noah, Abraham, König David, Gottvater in Gestalt Christi) in brauner Feder und koloriert; Schemata, in Federzeichnung, mit farbigem Ornament und Goldumrahmung, (3r) auch mit Blattornament in Feder. Wenig sorgfältige Ausführung.
Die Miniaturen ikonographisch entsprechend Linz, Oberösterr. Landesbibl., Hs.-490 (s. dort zu weiteren Exemplaren des "Compendiums", die die Weltdarstellung enthalten). In der Anlage der genealogischen Ketten und der Form der in das "Compendium" integrierten Schemata jedoch z. T. vom Linzer Codex abweichend. Auch fehlen in Cod. 378 die drei ganzseitigen (unfigürlichen) Zeichnungen eines Baums der Laster, eines Baums der Tugenden und einer Arkadenreihe mit einer Zusammenstellung von Lastern und Tugenden, die in Hs.-490 und den weiteren mit diesem Codex verwandten Bänden enthalten sind (s. zuletzt Hranitzky 2020).


Das Verhältnis des Cod. 378 zur Hs.-490 in Linz wäre noch genauer zu untersuchen. Von Interesse ist insbesondere die Frage, ob die Heiligenkreuzer Handschrift zum Teil auf der Baumgartenberger basiert (dafür scheint die Illuminierung des "Compendiums" zu sprechen) bzw. ob ihre Textfassung ("Historia scholastica") eventuell nachträglich an das heute in Linz aufbewahrte Exemplar angeglichen worden sein könnte; s. die bisherigen Beobachtungen bei Hranitzky 2020, 153-158 sowie 164 f., hier zu den marginalen und interlinearen Ergänzungen und Korrekturen des einen der beiden älteren von offenbar drei Annotatoren in der "Historia scholastica", die großteils der Fassung in Linz, Hs.-490 entsprechen (die Annotationen des 15. Jhs. offenbar unabhängig von der Textfassung in Linz). – Dass die Weltdarstellung dem "Compendium" nachträglich hinzugefügt (und der Stammbaum im selben Arbeitsschritt illuminiert) wurde – z. B gleichzeitig mit den Korrekturen an der "Historia scholastica" –, ist im Übrigen deshalb nicht denkbar, weil das Proömium (Inc.: Considerans historie sacre) unter die Frontispizminiatur und nicht, wie sonst üblich, auf das nächste Folium über die genealogischen Ketten geschrieben wurde. – Unklar ist schließlich, warum Cod. 378 nur die Weltdarstellung, nicht aber die Schemata zu den Lastern und Tugenden enthält.
Katharina Hranitzky (3.4.2023/11.3.2025)
"Kaska 2014", "Hranitzky 2020"
alle Initien
(1r-7r) Petrus Pictaviensis Compendium historiae in genealogia Christi (Summa historiae Bibliae).
   1
1r Considerans historiae sacrae prolixitatem...
(8v-204r) Petrus Comestor CRSA Historia scholastica.