1 Klosterneuburg (OSA), Cod. 614

Missale O.S.A. Claustroneoburgensis

Perg. · VI, 455 Bl. · Ca. 330x250 · Klosterneuburg, 1370/75 und um 1480

Vorbemerkung: Gegenstand nachstehender Ausführungen ist der um 1370/75 entstandene Grundstock der Handschrift, das heißt ohne die um 1480 eingefügten Teile (1r-48v und 445r-455v). Zum Deckfarbenschmuck derselben siehe G. Schmidt, Gotik in Niederösterreich, 108, Nr. 121. Schrift: Schriftraum meist 215/220x170. Zweispaltig. Bis zum Sakramentar 27 Zeilen; Sakramentar und Lektionar 24 Zeilen, Kanon 18 Zeilen pro Schriftspiegel. Gegen Ende des Lektionars Schriftspiegelhöhe bis zu 240 mm bei 25 Schriftzeilen. Geschrieben in Textualis formata (im Kanon Textus praecisus) wohl von einer einzigen Hand. Korrekturen und Nachträge auf Rasur und am Seitenrand von mehreren Händen des 15. Jahrhunderts. Eine dieser Hände aus paläographischen Gründen mit Albertus, Schreiber von CCl 626 (datiert 1371) und CCl 200 identifizierbar (siehe z.B. 138r, 200r, 267r in CCl 614). Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Literatur: Schmidt, Gotik in NÖ, 103, Nr. 68 (mit Literatur).

Inhalt: (Ir-VIv) Kalendar. Bis auf wenige Veränderungen mit dem des Sierndorf-Missales (CCl 71) übereinstimmend. (1ra-48rb) Graduale. Auf fünf, um 1480 eingefügten Lagen. (49ra) Alleluia-Versikel für einzelne Feste, Gloria (50vb) Sequentiar. (74va) Offertoriumsgebete. (74vb) Mischungsformel, Friedensgebet. Das ursprünglich darauf folgende Blatt mit Fortsetzung der Gebete nach dem Agnus Dei heute als Bl. 192 auf Falz eingebunden. (75ra) Meßformular zu Visitatio BMV (Nachtrag, 1. Hälfte 15. Jh.). (78ra) Sakramentar. (149rb-182vb) Votivmessen, Totenmessen (unvollständig). (183r-184v) Präfationen mit Notation (Nachtrag, 2. Hälfte 15. Jh.). [S.157] (185ra) Präfationen. Credo. Kanon. Kanonblatt (nach Bl. 187) und T(e igitur)-Initiale (Bl. 188) herausgeschnitten. Kruzifixus am unteren Seitenrand von 191v gleichzeitig mit den um die Mitte des 15. Jh. auf diesem Blatt nachgetragenen Gebeten geschaffen. Gleichzeitig das darauffolgende Blatt 192 (siehe oben unter 74v) hier eingehängt. (194r) Lektionar. (445rv) Nachträge, 2. Hälfte 15. Jh.

Ausstattung: Rubrizierung. Lombarden abwechselnd in Rot und Blau, meist 1-2zeilig, häufig (vor allem bei F, L, P) mit parallel zum linken Kolumnenrand mehrzeilig ausgezogenen Schäften. I meist als 8-10zeilige Marginal-Initiale. Fleuronnée in der Gegenfarbe zur Mehrzahl der linksbündigen Lombarden; bisweilen mit Masken (z.B. Ir, 164v, 298v). Die Lombardinitialen (ausgenommen auf 96v und 97r) von einer einzigen Hand, das lagenweise wechselnde Fleuronnée von drei Händen. — Bezüglich Größe und/oder Farbgebung hervorgehobene Initialen zu den Hauptfesten oder Abschnitten des Missales (z.B. 82r, 99r, 129r, 298r). Meist 3-6zeilig, in poliertem Gold (häufig mit Punktpunzierung oder eingravierten Wellenlinien) mit blauem Fleuronnée oder mit stets auf die gleiche Weise blau-gold ornamental geteiltem Buchstabenkörper und zweifarbigem Fleuronnée. — Lavierte Federzeichnungen im Binnengrund der Fleuronnéeinitialen auf 116v (Pfingstfest: Fabelwesen), 135v (Kirchweihe: Halbfigur eines jungen Mannes mit Zeigegestus), 186v (Beginn der Präfationen: Vera icon). — Deckfarbenschmuck: Historisierte Deckfarbeninitialen mit Rankenausläufern auf 78r (Sakramentar: Prophet) und 194r (Lektionar: Petrus); auf 188r (Kanonbeginn) der Randschmuck erhalten, die neunzeilige Te igitur-Initiale jedoch ebenso wie das Kanonbild herausgeschnitten. Dreinagelkruzifixus mit eng anliegendem, durchscheinendem Lendentuch, ca. 70mm hoch, am unteren Seitenrand von 191v Mitte des 15. Jahrhunderts nachgetragen. [Seite 158]

2 Klosterneuburg (OSA), Cod. 200

Iohannes Chrysostomus

Perg. · II, 171 Bl. · Ca. 320x235 · Klosterneuburg, um 1370

Schrift: Schriftraum meist 215/220x160. Zwei Spalten zu 35 Zeilen. Geschrieben in Textualis formata von einer einzigen Hand; auf Grund übereinstimmender Schriftmerkmale mit dem Schreiber Albertus des 1371 vollendeten CCl 626 identifizierbar. Einband: Gotischer Einband mit Blinddruck und Lederschnitt; Klosterneuburg, Ende 14. Jahrhundert(?). Kalbleder über Holz. Auf beiden Deckeln dreifacher Rahmen um Mittelfeld mit Diagonalkreuz. In einigen Feldern Blattornamente in Lederschnitt; Buchtitel am VD eingeschnitten. Unter den Stempelabdrucken zwei verschiedene Drachen. Geschichte: In der Stiftsbibliothek seit 1420/30 (Signatur auf 4r) nachweisbar. Literatur: Schmidt, Gotik in NÖ, 103, Nr. 68.

Inhalt: Überwiegend Schriften des Iohannes Chrysostomus.

Ausstattung: Rubrizierung. Etwa 50 sorgfältig gezeichnete, vierzeilige Lombarden in Rot und Blau; mit Fleuronnée in der Gegenfarbe. Zum Buchbeginn 14zeilige Initiale P mit halbfigurigem Autorbild in lavierter Federzeichnung. Auf 154r ein vorwärtsblickender schwarzer Adler (ca. 160x100), bekrönt von einer Mitra, mit einem goldenen Ordenskreuz (Ankerkreuz) auf der Brust.

3 Klosterneuburg (OSA), Cod. 626

Martyrologium. Regula Augustini etc.

Perg. · I, 207 Bl. · 355/360x270 · Klosterneuburg, 1371

Schrift: Schriftraum meist 255x180/190. Zwei Spalten zu 30 Zeilen. Geschrieben in Textualis formata von Albertus (siehe unten zitiertes Kolophon). Von demselben auch [Seite 159] CCl 200 und die Reinschrift einiger Korrekturen in CCl 614. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Geschichte: In der Stiftsbibliothek seit 1420/30 (Signatur auf 4r) nachweisbar. Literatur: Schmidt, Gotik in NÖ, 103, Nr. 68.

Inhalt: (Ir) Inhaltsverzeichnis. (1ra) Martyrologium. (70rb) Regula Augustini. (74vb) Hugo de Sancto Caro: Expositio regulae sancti Augustini. (104ra) Evangelienperikopen. (112va) Nekrologium. (174ra) Totenoffizien. (185ra) Consuetudines Claustroneoburgenses. (201va) Chronica Leopoldi. (205vb) Kolophon: Nota quod dominus Cholomannus de Lo comperavit istum librum ad laudem et ad gloriam ipsius Dei et ob honorem sancte Marie virginis et omnium sanctorum, tunc temporis prepositus in Newnburga. Anno domini MoCCCoLXXIo in vigilia sancti Bartholomei apostoli. Qui completus est, quod est expertum per scriptorem Albertum.

Ausstattung: Rubrizierung. Zahlreiche ein- und zweizeilige Lombarden in Rot und Blau. Fleuronnéeinitialen zu Beginn einzelner Textabschnitte ( 1r, 70r, 74v, 174r, 182r, 183v, 185r, 201v): Buchstabenkörper 3-6zeilig, meist ornamental blau-rot geteilt und mit zweifarbigem Fleuronnée. Lavierte Federzeichnungen im Binnengrund der Initialen auf 185r (Dreiviertelfigur Augustinus) und 201v (Büste Markgraf Leopold III.). Ausstattung von 185r-205v von der der restlichen Handschrift bezüglich Lombarden und Fleuronnée verschieden. [Seite 160]

4 Klosterneuburg (OSA), Cod. 154

Epistolae canonicae

Perg. · 43 Bl. · Ca. 320x185/190 · Klosterneuburg(?), 1375/80

Lagen: 2.IV16 + (IV-1)23 + 2.IV39 + (IV-4)43. Die ersten vier Lagen (Kustode "V" auf 8v!), ein Blatt nach Bl. 17 mit dem Beginn des 1. Johannesbriefes sowie die letzten vier unbeschriebenen Blätter herausgetrennt. Schrift: Schriftraum ca. 185x105. 16 Zeilen auf roter Tintenlinierung. Geschrieben von einer einzigen Hand in Textura; laut Kolophon von Stephanus aureus de Monaco. Einband: Zeitgenössicher Einband. Etwa 15 mm starke Holzdeckel mit einige Millimeter eingetieftem Mittelfeld (ca. 270x140) und ca. 25 mm breitem Rahmen. Die beiden Schließen am Längsschnitt sowie die fünf rechteckigen Beschläge in den Ecken und im Zentrum des VD fehlend. In den Ecken des VD ursprünglich Steine (ovale Ausnehmungen ebendort). Am HD, über den mit kleinen Kreuzen und Punkten punzierten Goldgrund ca. 20 cm hohe Darstellung der Madonna mit Kind. Brauner, mit einigen stilisierten Gräsern bewachsener Bodenstreifen. Maria in blaugrünem Gewand streng frontal gegeben. In ihrer Linken hält sie eine große stilisierte Blüte, auf ihrem rechten Arm sitzt das nackte Jesuskind mit übergeschlagenen Beinen. In seinen Händen hält es eine rote Frucht. Geschichte: Auf dem HD-Spiegelblatt haben sich eine Reihe von Personen mit ihrem Namen und mit Jahresangaben zwischen 1561 und 1575 eingetragen (vollständig zitiert bei Pfeiffer-Cernik I, 100). Einige dieser Familien (z.B. Khauffreiter) sind als Amtsträger des Stiftes nachweisbar. Literatur: Ausst.-Kat. Die Zeit der frühen Habsburger, Wiener Neustadt 1979, 471, Nr. 268, Abb. 21.

Inhalt: Epistolae canonicae (Jacobusbrief und Beginn des ersten Petrusbriefes fehlen). (1r) 1. Petrusbrief. (8r) 2. Petrusbrief. (18v) 1. Johannesbrief (Textanfang fehlt). (34v) 2. Johannesbrief. (39r) Judasbrief. (43v) Kolophon: Stephanus aureus de Monaco scripsit hunc librum. [Seite 161]

Ausstattung: In der jeweils ersten Schriftspiegelzeile manchmal Cadellen mit Profilmasken, Perlenreihen und Blattornamenten (z.B. 1r, 4r, 7v, 12r, 16r, 31r, 37r); ebenso bisweilen bei Satzmajuskeln im Text (z.B. 9r, 28v). Rubrizierung. — 14 Deckfarbeninitialen mit Ausläufern zu Beginn der einzelnen Kapitel. Drei 6-8zeilige historisierte Initialen zu den Briefanfängen auf 8r (2. Petrusbrief: Petrus), 34v (2. Johannesbrief: Johannes evang.), 37r (3. Johannesbrief: Johannes evang.); die übrigen Deckfarbeninitialen unfigürlich und meist dreizeilig. — Die Heiligen als vor der Initiale S stehende Figuren, deren Füße von der unteren Schleife des S bzw. vom unteren Rahmenteil verdeckt werden. Petrus mit dem Schlüssel, Johannes auf 34v den Giftkelch segnend, auf 37r mit dem Giftkelch in der Rechten und einem Buch in der Linken. Siehe auch unter Einband.

5 Göttweig (OSB), Cod. 156 (olim 165)

Konrad von Waldhausen

Pap. · 129 Bl. · 295/300x220/225 · Wien(?), um 1380

Schrift: Schriftraum ca. 220x160. Zwei Spalten zu meist 45 Zeilen. Geschrieben in Textualis cursiva. Einband: Zeitgenössischer, schmuckloser Schafledereinband mit mittelalterlichem Titelschildchen.

Inhalt: Konrad von Waldhausen: Postilla studentium universitatis Pragensis.

Ausstattung: Rubrizierung. Zweizeilige Lombarden in Rot. Zum Buchbeginn in Wasserfarben gemalte Initiale P mit Autorbild. Im ca. zehnzeiligem Bildfeld Dreiviertelfigur des Autors im Augustinerhabit (weißes Superpelliceum, hellgraues Almutium), ein zum Beschauer hin aufgeschlagenes Buch vor seine Brust haltend. [Seite 162] Rosafarbener, mit stilisierter Wellenranke belegter Buchstabenkörper mit Blattfortsätzen. Geradlinig verlaufende, dreiseitige Randleiste mit symmetrisch angeordneten, stilisierten Blättern unterschiedlicher Form besetzt und von Kerzenblüten unterbrochen. Die Randleiste bis auf die blauen Blüten mit zinnoberroten Kerzen in Olivgrün.

6 Klosterneuburg (OSA), Cod. 74

Missale dioecesis Pataviensis

Perg. · 355 Bl. · Ca. 370x260 · Wien(?), um 1380

Schrift: Schriftraum meist 250x165 bei zwei Spalten zu 32 Zeilen (24 Zeilen im Kanon von Te igitur bis zum zweiten Kommuniongebet auf 147ra). Grundstock der Handschrift geschrieben in Textura. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von 1830/40. Geschichte: Spätestens in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Besitz des Stiftes; terminus ante der Zeitpunkt der Eintragung des Meßformulars auf 352v-353r. Ältester Besitzvermerk der Stiftsbibliothek aus dem Jahre 1656 (2r). Literatur: Schmidt, Gotik in NÖ, 103, Nr. 67. — Ausst.-Kat. Die Zeit der frühen Habsburger, Wiener Neustadt 1979, 471 f., Nr. 269 (mit Literatur).

Inhalt: (1rv) Nachtrag. (2ra) Oratio "Summe sacerdos". (4r) Liturgisches Kalendar der Passauer Diözese. (10ra) Temporale vom ersten Adventsonntag bis Pfingsten. (136rb) Ordo: Akzeß, Ankleidegebete, Stufengebet, Darbringungsgebete, Schlußgebete. Gloria, Credo. (140va) Präfationen. (143v) Kanon mit anschließenden Gebeten. Rezeßformular. Kanonbild auf 143v. (192r) Sanktorale. (258vb) Commune. (283rb) Messen und Gebete zu verschiedenen Anlässen. (313ra) Rituale. (330ra) Sequentiar. (352rb-355va) Nachträge. [Seite 163]

Ausstattung: Rubrizierung. Zahlreiche 1-2zeilige Lombarden in Rot und Blau. Zu Beginn der einzelnen Formulare sowie zu den Volltexten der Lesungen stets linksbündig und meit zweizeilig; häufig (vor allem bei F, L und P) mit parallel zum linken Kolumnenrand mehrzeilig ausgezogenen Schäften. I zumeist als 5-15zeilige Marginal-Initiale. — Fleuronnée in der Gegenfarbe zu allen linksbündigen Lombarden. Im Fleuronnée ca. drei Dutzend Masken; in der Regel an der linken Außenkontur des Buchstabenkörpers ansetzend oder in Schlingen der Fadenausläufer (z.B. 18r, 19v, 29r, 300rv, 328v, 349r). — 17 Deckfarben- und 25 Goldinitialen: zu den Monatskalendern, zu Hauptfesten und einzelnen Abschnitten des Missales, 2-8zeilig. Standort der Initialen: 2r, 4r-9v, 10r (siehe unten), 21r, 25r, 27v, 44r, 83r, 109v, 124v, 129v, 136r, 144r, 147v, 148v, 149r, 190r, 192r, 193v, 194r, 201r, 218v, 236v, 241v, 243v, 258v, 260v, 274v, 280r, 283r, 307r. — Buchstabenkörper der Deckfarbeninitialen in Grün oder Rosa. Ornamentiert meist mit aufgelegtem Blattfries in derselben Farbe (z.B. 2ra, 149r) oder in Deckweiß durch fischgrätenähnliches Blattrippenmuster (z.B. 109r, 129v), Querringe und kleine Kreise (z.B. 192r, 201r), wellenförmige Blattranke (144r). Zoomorphe Initiale auf 10r (siehe unten). — Als Initialgrund poliertes Gold bei den Deckfarbeninitialen (häufig durch eingravierte Doppellinien gerautet; in den Rauten Punktpunzierung); die Goldinitialen vor rosa oder hellgrünem Grund mit Camaieu-Blattzeichnung (z.B. 4rv) oder vor blauem Grund (z.B. 25r). Initialgrund meist gerahmt; durch eine schmale, evtl. weiß strichlierte oder punktierte Leiste (z.B. 83r) oder durch einen tafelbildartigen, des öfteren zweifarbig gehaltenen Rahmen (z.B. 192r, 201r). — Als Binnengrundornamentik eine geometrische Figur auf 124v, eine Blume auf 148v und 236v und eine mit knollenförmigen bzw. pfeilspitzähnlichen Blüten besetzte Spiralranke auf 192r bzw. 201r. [Seite 164] — Kleinere Initialen meist nur mit kurzen Blatt- oder Blütenfortsätzen. Von den übrigen Initialen unterschiedlich lange Randleisten, meist mit deutlicher Tendenz zur Symmetrie und Gleichgewichtigkeit, ausgehend. Die geradlinig verlaufenden Randleisten mit Verknotungen, Schaftringen und interpolierten Reihen verschiedenfarbiger Kugeln; in Rankenmedaillons mit radial angeordneten verschiedenen kleinen Blüten und Blättern endend oder von solchen unterbrochen. Mit interpolierten geometrischen Zierstücken. Von einer Vase auf 83r, 190r und 192r, von einem Kelch auf 192r unterbrochen. — An Blattformen überwiegt die Halbpalmette; daneben lang ausgezogene oder kurze Pfeilblätter sowie Akanthusstäbe mit sichelförmigen oder rundlappigen Blättern. Blüten häufig von glockenähnlicher und knollenförmiger Grundform. Als freie Motive neben verschiedenen kleinen Blüten und Blattformen häufig geschwänzte Goldpunkte. — In den Randleisten reichliche Verwendung von Gold. Gold in den Rankenmedaillons und/oder diese umschließend, als tropfenförmige Blüten in Blattzwickeln, als die Randleiste tangierende kleine dreieckförmige Felder oder als an seiner freien Seite wellenförmig bewegter schmaler Goldstreifen (193r), als entweder freie oder von Fadenausläufern der Randleiste umschlossene Goldpunkte. — Farben: Grün, Rosa, Zinnober, Blau; selten Karmin.

(10r) Adventinitiale A(d): achtzeiliger Initialkörper aus zwei an den Hälsen verschlungenen, geflügelten Drachen. Im Binnengrund kniet der greise, mit der Tiara bekrönte, barfüßige David vor dem Altar, seine als nacktes Figürchen gegebene Seele zur Halbfigur des segnenden Gottes emporhaltend. Hinter ihm ein Jüngling in hermelinverbrämtem Purpurgewand kniend. — In der den Schriftspiegel umziehenden Randleiste Bildmedaillons mit Schriftbänder haltenden Propheten. Oben Jeremias mit Cum potestate magna, rechts Daniel mit Ad liberandum peccatores, unten Ezechiel mit Ecce redemptor noster prope est und links Isaias mit Disrumpe celos tuos et veni. Auf der Randleiste des unteren Seitenrandes [Seite 165] in braun lavierter Federzeichnung ein von einem Hund verfolgter Hase sowie Fabeltiere. — (143v) Kanonbild (ca.245x165): Dreifigurige Kreuzigung mit Stifter. Monumental gesehene Komposition durch relativ große Figuren in knapp um die Körper gerafften Gewändern mit betonter Licht-Schatten- Modellierung. Tafelbildartig profilierter, mit einem Punktmuster versehener Rahmen in Rosa. Polierter Goldgrund, durch einfache, eingeritze Linien gerautet. An den Fehlstellen der leere Pergamentgrund sichtbar. Über einem hellbraunen, zerklüfteten Terrain das an die Rahmenseiten anstoßende Kreuz mit dem von einem knapp sitzenden, durchscheinenden Lendentuch bekleideten Kruzifixus. Maria mit vor der Brust gekreuzten und Johannes, mit vor dem Bauch gefalteten Händen, zu Christus aufblickend. Zu Füßen des Gekreuzigten ein kleines Figürchen mit Schriftband, auf welchem nur mehr der erste Buchstabe einer Inschrift erkennbar ist: M(iserere mei, domine oder ähnliches). Der Stifter ist auf Grund seiner Haartracht (Bart, keine Tonsur) und Gewandfarbe (Karmin) als Person weltlichen Standes gekennzeichnet. — Kolorit: Als Gewandfarben werden Blau (Obergewand Marias, Untergewand Johannis), Grauviolett (Untergewand Marias und des Stifters), Karmin (Obergewand des Stifters) verwendet; die als konkave Scheiben gesehenen Heiligenscheine in Karmin (Assistenzfiguren) und Blau (Christus). Gleichgewichtige Verteilung der teilweise bis zu Weiß aufgehellten Farben, die sich von der dünkleren Palette des übrigen Deckfarbenschmucks deutlich abheben. — (146v) Kolorierter Holzschnitt (68x57) mit dreifiguriger Kreuzigung. [Seite 166]

7 Melk (OSB), Cod. 356 (olim 508)

Guilelmus Durandus

Perg. · 279 Bl. · Ca. 375x285 · Wien, 1384

Schrift: Schriftraum durchschnittlich 285x190. Zwei Spalten zu 46 Zeilen. Geschrieben in Textualis von mehreren Händen. Einband: Schwärzliches Rindleder über Holz, mit Blinddruck; Wien, um 1400. Dicht gerautetes Mittelfeld (sieben Rautenreihen) und einfacher Rahmen. Die drei Blindstempel bei Holter CM, 41 unter den Nummern A2/1-3 nachweisbar; sie gehören nach Holter 5 einer bis in die dreißiger Jahre des 15. Jahrhunderts tätigen Wiener Buchbinderwerkstätte an. Mittelalterliches Titelschildchen mit Signatur C 99. Geschichte: G. Schmidt, Neues Material zur österreichischen Buchmalerei der Spätgotik in slowakischen Handschriften, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, Wien 1964, 36.

Inhalt: (1va-278vb) Guilelmus Durandus: Rationale divinorum officiorum. (1va-2vb) Inhaltsverzeichnis. (3ra-278vb) Text. Buchanfänge: 3r, 24r, 33v, 46v, 120v, 144v, 248r, 270r. (278v) Kolophon: Finitus est liber iste racionalis sub anno domini LXXXIo. Anno incarnacionis domini nostri Iesu Christi MCCCLXXXII in vigilia penthecostes liber iste donatus est monasterio Mellicensi dyocesis Pataviensis ad Romanam ecclesiam nullo medio pertinenti per venerabilem dominum et rectorem (am Seitenrand von derselben Hand hinzugefügt: ecclesie in Holewrunn), dominum Otthakar Thumayr.

Ausstattung: Rubrizierung. Zahlreiche dreizeilige Lombarden in Rot und Blau, mit Fleuronnée in der Gegenfarbe. Im Fleuronnée häufig Masken (z.B. 7r, 37v, 41r, 59v, 160v, 258r, 260r, 269r; auf 245v Hundekopf). [Seite 167] Als Buchinitialen insgesamt acht 10-13zeilige Deckfarbeninitialen mit unterschiedlich langen Ausläufern. In der Randleiste auf 3r ein Storch sowie Hase und Hund, in der auf 270r ein Storch mit Fisch.

8 Klosterneuburg (OSA), Cod. 467

Nicolaus Lutinus

Pap. · I, 261 Bl. · Ca. 285x220 · Wien, 1386

Schrift: Schriftraum meist 190/200x135/145. Zwei Spalten zu durchschnittlich 40 Zeilen. Geschrieben von mehreren Händen in Textualis; unter anderen von Petrus de Gars, Student in Wien (s. 255rb). In vergrößerter Textualis die erste Schriftzeile jedes eine Predigt einleitenden Bibelzitats. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von 1830/40. Geschichte: In der Stiftsbibliothek seit 1420/30 (Signatur auf 4r) nachweisbar.

Inhalt: (Ir) Inhaltsverzeichnis. (1ra-255va) Nicolaus Lutinus: Sermones dominicales. (255rb) Kolophon: Anno domini millesimo CCCmo octuagesimo sexto in vigilia corporis Christi finitus est iste liber per manus Petri de Gars tunc temporis Wyennensis studentis. (255va-261vb) Tabula alphabetica.

Ausstattung: Rubrizierung. Zahlreiche meist dreizeilige Lombarden in Rot und Blau, nur in der ersten Lage mit Fleuronnée in der Gegenfarbe. Zum Buchbeginn achtzeilige Deckfarbeninitiale mit Fortsätzen am linken und oberen Seitenrand. Im Randschmuck ein Vogel und ein Fabeltier. [Seite 168]

9 Bratislava, Kapitelbibl., Cod. 47

Bartholomaeus a Sancto Concordio

Beschreibung des Codex bei Güntherová. Laut Kolophon 1386 von Johannes Reinensis im Auftrag des dominus Laurencius ecclesie sancti salvatoris Posoniensis geschrieben, der bei Güntherová mit dem Propst Laurentius von Bratislava identifiziert wird. Literatur: A. Güntherová und J. Misianik, Illuminierte Handschriften aus der Slowakei, Prag 1962, 21 f., Nr. 10, Abb. 64. — G. Schmidt (zit Nr. 7), 35 f.

10 Wien, Universitätsbibl., Ms. 506

Biblia Latina (Pars prima)

Perg. · 376 Bl. · Ca. 470x335 · Wien(?), 1392

Schrift: Schriftraum 330/350x205/220. Zwei Spalten zu 30-45 Zeilen (1r-11v zu 34/35, 12r-13v zu 44/45, der Rest der Handschrift zu 30-35 Zeilen). Geschrieben in Textura von mehreren Händen: 12r-13v in Schrift und Ausstattung vom Rest der Handschrift verschieden; 1r-11v von derselben Hand wie der größte Teil der Handschrift; einige der auf 13v folgenden Lagen wohl von einer dritten Hand. Einband: Blindstempeleinband im Stile eines Wiener Einbandes des zweiten Drittels des 15. Jahrhunderts. 1969 von der Restaurierwerkstätte der Österreichischen Nationalbibliothek hergestellt. Geschichte: Besitzvermerke von einer Hand der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf 188r und 376v: Iste liber est monasterii sancte Dorothee virginis in Wyenna. Literatur: H. Alker, Über den Stil von Schöffers zweifarbigen Initialen, in: Gutenberg Jahrbuch, Mainz 1954, 66-70.

Inhalt: (1r-376vb) Biblia Latina (Prima pars): Geschichtsbücher, von Genesis bis 3. Esdras. Sämtliche Prologe von Hieronymus. (1ra) Prolog. (6ra) Pentateuch. (138va) Josue, Richter, Ruth. [Seite 169] (186ra) 4 Bücher der Könige. (292ra) Bücher der Chronik. (347vb) Esdras 1-3. (376vb) Kolophon in etwa doppelter Schriftgröße: Explicit tertius (tert getilgt) liber Esdre (darunter in kleinerer Schrift: Deficiunt tercius et quartus liber Estre) et prima pars huius voluminis. Der verlorene zweite Band der Bibel hat — nach dem Text der Handschriftenbeschreibung im alten Zettelkatalog der Universitätsbibliothek zu schließen — die Datierung (13)92 enthalten.

Ausstattung: Rubrizierung. Als Kapitelinitialen dreizeilige Lombarden, abwechselnd in Rot und Blau, mit Fleuronnée in der Gegenfarbe. Nur auf 12r-13v ausschließlich schmucklose rote Lombarden einer anderen Hand. Im Fleuronnée des öfteren Masken (z.B. 65v, 73r, 257v). — Hervorgehobene, meist 8-9zeilige Initialen zu allen Buch- und Prologanfängen: vier Fleuronnéeinitialen (zu den Prologen auf 138v, 186r, 293r, 347v) und 19 Deckfarbeninitialen (1ra, 6ra, 7ra, 38ra, 62vb, 81ra, 109va, 139rb, 159va, 182vb, 187vb, 218rb, 240vb, 267va, 294ra, 318va, 348vb, 356rb, 366va). Die unterschiedlich langen Ausläufer der Deckfarbeninitialen mit Masken, Fabelwesen und Vögeln in bisweilen zumindestens partiell mit Deckfarbe übergangener Federzeichnung belebt. — Im Goldgrund der Initialen auf 159v, 218r (hier auch im Medaillonfeld am unteren Seitenrand) und 294r sind Namen, eventuell von am Buchschmuck beteiligten Kräften, eingraviert. Eindeutig lesbar Franciscus auf 159v und Gregorius Vogler auf 218r und 294r.

11 Berlin, STB, Cod. germ. fol. 479

Das Büchlein von der Sphära

Perg. · 51 Bl. · Ca.250x315 · Wien(?), 1380/90

Die folgenden Angaben ohne Berücksichtigung der beigebundenen Blätter 52-58, Fragmente zweier Handschriften des 15. Jahrhunderts. [Seite 170] Schrift: Zwei Spalten zu 35 Zeilen. Geschrieben in Textura von mehreren Händen. Einband: Neuzeitlicher, schmuckloser Einband. Literatur: H. Wegener, Die deutschen Handschriften bis 1500 (Verzeichnisse der Miniaturhandschriften der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin V), Berlin 1928, 15 f., Abb. 12. — Schmidt, Gotik in NÖ, 103, Nr. 60. — Major Acquisitions of the Pierpont Morgan Library 1924-1974, Vol. 4: Mediaeval and Renaissance Manuscripts, New York 1974, Nr. 30.

Inhalt: Das Büchlein von der Sphaera. (51va) Kolophon: Finitus est codex in die sancti Tiburcii.

Ausstattung: Rubrizierung. Zahlreiche 2-3zeilige Lombarden (bis 13r dreizeilig) in Rot und Blau, mit Fleuronnée in der Gegenfarbe. Im Fleuronnée des öfteren Masken (z.B. 24r, 25r, 26v). Ohne Masken das von anderer Hand stammende Fleuronnée auf 2r-7r und 10r-13r. — Sechs 4-7zeilige Deckfarbeninitialen auf 1ra, 18ra, 28rb, 34vb, 39rb, 47vb. In den sich über die volle Höhe des Schriftspiegels hinziehenden Initialausläufern Vögel (unter diesen ein Storch auf 1r, ein Storch mit Fisch auf 18r) und Fabelwesen; Hase und Hund auf 1r. Auf 16r-17r außerdem sechs 1-2zeilige Goldinitialen mit kurzen Blatt- oder Blütenausläufern. Auf 15r (Versoseite unbeschrieben) astronomische Zeichnung mit Darstellung der Tierkreisbilder.

12 Göttweig (OSB), Cod. 5

Biblia Latina (Pars secunda)

Perg. · 375 Bl. · Ca. 515x365 · Wien(?), um 1390

Schrift: Bibeltext (1r-342r): Schriftraum ca. 350x205. Zwei Spalten zu 44 Zeilen. Interpretationes (343r-383r) Schriftraum [Seite 171] 345/350x240/245. Drei Spalten zu 50 Zeilen. Geschrieben in Textura. Einband: Rindleider über Holz, mit Blinddruck und Lederschnitt; Göttweig (?), Ende 14. Jahrhundert. Beide Deckel gleich verziert. Rücken erneuert. Rahmen und Andreaskreuz aus jeweils zwei parallel geführten Bändern bestehend, die von je einer Reihe dicht aneinandergereihter kleiner Rautenstempel (Lilie, vierteilige Blüte) gefüllt sind. In den vier Dreieckfeldern jedes Deckels Blattmotive eingeschnitten. Literatur: Schmidt, Gotik in NÖ, 103, Nr. 61.

Inhalt: (1ra-342ra) Biblia Latina (Pars secunda). Die Mehrzahl der Bücher mit Prologen. (1ra) Große Propheten. (114rb) Kleine Propheten. (141rb) Makkabäer. (176vb) Evangelien. (250ra) Paulusbriefe. (297rb) Actus apostolorum. (325ra) Kanonische Briefe. (331ra) Apokalypse. (342ra) Kolophon: Explicit liber per manus Thome de Yempnicz. (343ra-374ra) Interpretationes Hebraicorum nominum.

Ausstattung: Bibeltext: Rubrizierung. Zu den einzelnen Kapiteln Lombardinitialen in Rot und Blau, mit Fleuronnée (häufig mit Masken) in der Gegenfarbe. Die Lombarden dreizeilig (I meist sechszeilig); mehrzeilig entlang der Schriftkolumne ausgezogene Schäfte bei F, H, K, L. Lombarden in poliertem Gold auf 39r und 308r. — In wenigen Fällen zweifarbiges Fleuronnée: auf 39r und 148v andersfarbige Masken, auf 122rv, 203r, 215v, 258v kleine Teile des Ornaments in anderer Farbe. — Zu den Prologen und Buchanfängen insgesamt 87 Deckfarbeninitialen. Größe zwischen vierzeilig und etwa halbseitig schwankend (Prologinitialen am kleinsten, I-Initialen zu den Buchanfängen am größten), meist 10-15zeilig. [Seite 172] Der Großteil der Initialen mit Ausläufern. In diesen bisweilen Tiere oder Fabelwesen (teils vollständig oder partiell in Farbe ausgeführt, teils nur in Federzeichnung): (177r, 197r, 232v, 322v) Fabelwesen, (1v, 322v) Storch mit Fisch, (120r, 175v) Storch, (1v) Hase und Hund, (63v) Hase, (1r, 124r, 141v etc.) verschiedene Vögel. — Intepretationes: Rubrizierung. Einzeilige Lombarden in Rot und Blau zu den einzelnen Begriffen. Als Einleitung der alphabetischen Abschnitte blau-rot geteilte Lombarden, meist 6-7zeilig (zum Textbeginn 14zeilig), vor zweifarbigem, quadratischem Fleuronnéegrund.

13 Klosterneuburg (OSA), Fragm. Nr. 329

Missale-Fragmente

Perg. · 8 Bl. · Ca. 385x285/290 · Wien(?), um 1385

Schrift: Schriftraum ca. 250x180/195. Zwei Spalten zu 28 Zeilen. Geschrieben in Textura von einer einzigen Hand.

Inhalt: Fragmente eines Missales der Passauer Diözese; aus inhaltlichen Gründen sicher nicht in Klosterneuburg entstanden. (1r, 2v) Äußerstes Doppelblatt einer Lage (Reklamant auf 2v). Offertoriumsgebete, Präfationen. — (3r-6v) Zwei nicht aufeinanderfolgende Doppelblätter einer Lage (Reklamant auf 6v). (3r) Vigilia Laurentii. (3v) Laurentius. (4r) Timotheus et Symphorianus. Vig. Bartholomaei. Bartholomaeus. (4v) Augustinus. (5r) Hermes. Decollatio Iohannes Bapt. Sabina. (6r) Septem dormientes. Exaltatio crucis. Cornelius et Cyprianus. (6v) Nicomedis. — (7r-8v) Doppelblatt mit einem Teil des Commune-Formulars für Märtyrer.

Ausstattung: Rubrizierung. 1-2zeilige Lombarden in Rot und Blau. Die zweizeiligen mit Fleuronnéeschmuck in der Gegenfarbe (mit Masken auf 3r, 4v, 5rv, 7r, 8rv). Sieben, 4-8zeilige Deckfarbeninitialen (1ra, 1va, 2rb, 3va, 4rb, 6rb, 7ra) mit unterschiedlich langen Ausläufern. [Seite 173]

14 Wien, ÖNB, Cod. 1388

Petrus Cantor

Perg. · I, 323 Bl. · Ca.370x260 · Wien(?), um 1385

Schrift: Schriftraum ca. ...x..... Zwei Spalten zu 48/50 Zeilen. Der zu kommentierende Text mit doppelt so großem Zeilenabstand in die jeweils linke Hälfte der Schriftkolumnen interpoliert. Geschrieben in Textualis formata. Einband: Zeitgenössischer, ungefärbter Schweinsledereinband mit Blindlinierung. Auf beiden Deckeln Diagonalkreuz und Rahmen aus dreifachen Linien. Geschichte: Nach einem zeitgenössischen Vermerk auf dem HD-Spiegel (siehe unten) aus dem Besitz eines Pfarrers von Anzbach. Später im Kloster Mondsee. Literatur: Schmidt, Gotik in NÖ, 103, Nr. 62 (mit Literatur).

Inhalt: (1ra-3vb) Perikopenliste. (Ira-CCCXXIIva) Petrus Cantor: Evangelienkommentar. Buchanfänge: XIIrb, LXXIrb, CXLIIIva, CCLVIIrb. (HD-Spiegel) Rechts unten Vermerk Plebani in Aczespach.

Ausstattung: Rubrizierung. Zu Beginn der einzelnen Psalmverse Lombarden in Rot und Blau. Einzeilige im Kommentar, zweizeilige im vergrößerten, interpolierten Psalmentext. 4-6zeilige Lombarden auf 4v (Prolog), 12r und 71r; mit skizzenhaftem Fleuronnée in Grün und Rot. Zwei 8-12zeilige Deckfarbeninitialen mit Ausläufern auf 1r und Iv. In den Ausläufern je eine Profilmaske, auf 1r außerdem eine Eule und ein Fabelwesen.

15 Wien, ÖNB, Cod. 1790

Missale dioecesis Salisburgensis

Perg. · I, 232 Bl. · Ca.355x260 · Wiener Neustadt, um 1385

Schrift: Schriftraum meist 255/270x165/170. Zwei Spalten zu 35/36 Zeilen. Geschrieben in Textura. Zahlreiche Nachträge des 15. Jahrhunderts. [Seite 174] Einband: Rindleder über Holz, mit Blinddruck; Wiener Neustadt, nach 1458. Beschrieben bei K. Holter, Blindstempeleinbände mit der "Devise" Kaiser Friedrichs III. A.E.I.O.U., in: Gutenberg Jahrbuch 1967, 238. Geschichte: Das Missale war in Verwendung auf dem Margaretenaltar in der Katharinenkapelle auf dem Friedhof, da am unteren Seitenrand von 2v die liturgischen Bücher (darunter ein rot gebundenes Missale) und Geräte dieses Altars nachgetragen worden sind. Von derselben Hand ist auf 6v der Anniversareintrag der Anna Rosenberger, die den Margaretenaltar in den Jahren 1383 und 1384 reich dotierte (siehe J. Mayer, Geschichte von Wiener Neustadt I, Wiener Neustadt 1926, 420), vermerkt. Literatur: Holter 1939, 14, Nr. 34. — Schmidt, Gotik in NÖ, 103, Nr. 59.

Inhalt: (1rv) Nachträge. (2r-7v) Kalendar. (8r-15v) Später eingefügter Quaternio mit Nachträgen. (16r-139v) Temporale vom ersten Adventsonntag bis 25. Sonntag nach Pfingsten; Kirchweihe und Altarweihe. (140r-151v) Canon (Druck von 1458). (152r-192r) Sanktorale. (192r-207v) Commune. (207v-228r) Messen und Gebete zu verschiedenen Anlässen. (228r-232v) Nachträge.

Ausstattung: Rubrizierung. 1-5zeilige Lombarden in Rot und Blau. Zu Beginn der Hauptfeste bzw. -abschnitte des Missales 3-5zeilige Fleuronnéeinitialen (24r, 28v, 35v, 58r, 70v, 101r, 111r, 152r, 158v, 192r) und meist 6-8zeilige Deckfarbeninitialen (16r, 24r, 89r, 104v, 179r, 182v). — Das Fleuronnée in der Gegenfarbe oder zweifarbig; auf 24r von einer anderen Hand als das der übrigen Fleuronnéeinitialen. Die Deckfarbeninitialen mit unterschiedlich langen Fortsätzen; nur auf 16r mit einer vierseitigen Randleiste. In dieser ein Storch, in der auf 179r und 182v Vogel und Fabelwesen. [Seite 175]

16 Klosterneuburg (OSA), Cod. 10

Nicolaus de Lyra

Pap., Perg. · I, 264 Bl. · Ca.410x290 · Klosterneuburg, 1404

Äußerstes und innerstes Doppelblatt jeder Lage aus Pergament. Wasserzeichen: Hirsch, halbfigurig; in identischer Form in CCl 27 (Kat. Nr. 19), CCl 109 und CCl 137. Schrift: Schriftraum ca. 295x195. Zwei Spalten zu meist 45 Zeilen. Geschrieben in senkrechter oder leicht linksgeneigter Bastarda. Lemmata zu den Buchanfängen in Textura. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Geschichte: Seit 1420/30 in der Stiftsbibliothek nachweisbar (Signatur auf 4r).

Inhalt: (1r-263r) Nicolaus de Lyra: Super libros Genesis — Ruth. (263ra) Kolophon: ...completa in die beatorum martyrum Marcellini et Petri hora nonarum domini 1404o.

Ausstattung: Rubrizierung. Einfache Lombarden in Rot und Blau. 4-5zeilig zu Beginn der einzelnen Kapitel, etwa siebenzeilig die stets zur Gänze in die Schriftkolumne interpolierten I- und P-Initialen, meist zehnzeilig die Lombarden zu den Buchanfängen. Sieben Buchinitialen und die Initiale zum zweiten Prolog (2r, 66r, 123v, 151v, 184v, 218v, 239v, 260r) mit Fleuronnée einer einzigen Hand. — Zum Textbeginn Deckfarbeninitiale H(ec) mit Rankenausläufern am oberen Seitenrand. 12zeiliger rosafarbener Buchstabenkörper mit Blattfüllung. Plastischer Initialgrundrahmen in Grün. Außengrund in poliertem Gold, Binnengrund braun, mit durch dreifache goldene Linien gebildetem Rautenmuster. In den Rauten goldene Fünfpunkt-Blüten. Kurze Rankenausläufer mit fleischigen Akanthusblättern in Rosa, Grün und Dunkelblau. Zinnoberrote Manschetten. Binnenfelder und tropfenförmige Blüten in poliertem Gold. — Illustrationen zu Genesis, Exodus und Leviticus. Darunter wie in den Frühdrucken des vorliegenden Textes je zwei in Details unterschiedliche Darstellungen für Arche Noe, [Seite 176] Bundeslade, Opfertisch, Siebenarmiger Leuchter, Rauchopferaltar und Gesetzestafeln. Alle der durchschnittlich zehnzeiligen bis halbseitigen Illustrationen in meist mit Gelb, Blau und Rot kräftig kolorierter Federzeichnung.

(16vb, 17rb) Arche Noe. (103vb, 104ra) Bundeslade. (104vb) Opfertisch. (105va, 105vb) Siebenarmiger Leuchter. (106va) Zeltdach. (106vb) Zeltüberdecke. (107rv) Seitenwand des Zeltes. (107r) Randzeichnungen: Links Grundriß zweier im rechten Winkel verbundener Zeltwand-Bretter, rechts Aufriß eines Brettes mit zwei pyramidenförmigen Basen, darunter Aufriß zweier der Länge nach durch Nut und Falz verbundener Bretter mit je zwei Ringen zur Aufnahme der Riegel. (107va) Aufriß einer der hölzernen Seitenwände des Zeltes. Am Seitenrand Dreiecksschild, mehrfach geteilt, mit den aus dem Kommentar auf 107va, Zeile 15 entnommenen Worten "contra impulsum" im Schildhaupt. (108vb, 109ra) Rauchopferaltar. (110rb) Hohepriester Aaron. In frontaler Orantenhaltung vor schmaler, dreipaßbekrönter Nische. (114rb) Das Handfaß. (116va, 116vb) Gesetzestafeln. (123r) Stiftshütte mit Atrium. (153v) Lager der Israeliten.

17 Klosterneuburg (OSA), Cod. 14

Guilelmus de Melitona

Perg. · I, 268 Bl. · Ca.370x265 · Klosterneuburg, 1401

Schrift: Schriftraum 265/270x180/195. Zwei Spalten zu meist 49 Zeilen. Regelmäßige, leicht rechtsgeneigte Bastarda von einer einzigen Hand. Lemmata zunächst in leicht vergrößerter Bastarda, allmählich in eine deutlich größere, kalligraphischere Bastarda und schließlich in Textura übergehend (vgl. 2vb, 150vb, 152va). Laut Schlußschrift am 17.4.1401 von Johannes Albrant de Suntra vollendet. Derselbe Schreiber nachweisbar in Cvp 3045-3046 (laut Kolophon am 1.8.1402 für Chunrat Ramperstorffer, Wiener Rat und Amtmann des Stiftes Klosterneuburg, fertiggestellt; vgl. Unterkircher II/1, 47, Abb. 9 f.) auf Bl. IIr-IVv, 121ra-197va und 200ra in Bd. 1 sowie Bl. IIr-IIIv, [Seite 177] 188rv und in der Schlußschrift von Bd. 2, sowie in den Rubriken beider Bände. Auf Grund eines Schriftvergleichs ist ihm außerdem CCl 33 zuzuweisen. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Geschichte: Durch Kauf erworben (Kaufpreis auf 268v); seit 1420/30 in der Stiftsbibliothek nachweisbar (Signatur auf 4r).

Inhalt: (1r-267r) Guilelmus de Melitona: In Ecclesiasticum, cap. 1-51. (267rb) Kolophon: Finitus est iste liber per Iohannes Albrant de Suntra anno etc. MoCCCCoprimo sabbato quo cantatur Misericordia domini. Deo gracias. (267v-268r) Tabula alphabetica. (268v) Am unteren Seitenrand Zahlungsvermerk: Hic liber constat XIII t(a)l(enta), VII d(e)n(arios) in toto.

Ausstattung: Rubrizierung. Dreizeilige rote Lombarden zu Beginn der zahlreichen Bibelzitate und des darauf folgenden Kommentars. Häufig geperlt. Ebensolche, jedoch nur 1-2zeilige Initialen in der Tabula. Die Lombardinitialen von derselben Hand wie die des CCl 33. — Von anderer Hand die Fleuronnéeinitialen zum Prolog und zu jedem der 51 Kapitel: 5-7zeilige blaue Lombarden mit roten oder violettem Fleuronnée. Auf 77r Fleuronnéeinitiale mit gezeichneter Akanthusranke. Nur zum Beginn des ersten Kapitels (4v) fast den gesamten Schriftspiegel umschließende Fadenausläufer. — Zum Textbeginn Deckfarbeninitiale S(apiencia) mit Rankenausläufern in der oberen Hälfte des linken Blattrandes. Siebenzeiliger Buchstabenkörper in poliertem Gold. Quadratischer, blaugrauer Grund mit Schachbrettmusterung und plastischem, grünem Rahmen. Kurze Rankenausläufer, besetzt mit fleischigen Akanthusblättern in Rosa, Grün und Blaugrau. Binnenfelder und tropfenförmige Blüten in poliertem Gold.

18 Klosterneuburg (OSA), Cod. 23-24

Bartholomaeus de Urbino

Perg. · I, 277; I, 297 Bl. · 385/395x300/305 · Klosterneuburg, 1401-1402 [Seite 178]

Schrift: Schriftraum 265/290x200/210. Bd.1 48-50 Zeilen, Bd.2 42-49 Zeilen. Zwei Spalten. Geschrieben von zwei Händen in Textualis formata. Die Haupthand auch nachweisbar in CCl 600 (Psalterium und Hymnar, Kat. Nr. 22) und Heiligenkreuz (OC), Cod. 1, 2 (Bibel, dat. 1397; Kat. Nr. 23). Von der zweiten Hand, in engerer, stärker gebrochener Schrift, lediglich drei Lagen: CCl 23, 117ra-146vb. Die Schlußschrift auf 296va in CCl 24 von einer dritten Hand. Geschrieben im Auftrag des Klosterneuburger Propstes Bartholomaeus von Bierbaum (1399-1409); siehe Bl. 275va in Bd. 1 und Bl. 296va in Bd. 2. Einband: Halbfranzbände mit Golddruck von ca. 1830/40. Literatur: Schmidt 1963, 104, Nr. 78. — Schmidt, Malerschule, 56, 162.

Inhalt: (Bd.1, Irv, 277rv) Missale-Fragmente, 2. Hälfte 14. Jh. — (Bd.1, 1ra-275va, Bd.2, 1ra-295va) Bartholomaeus de Urbino: Milleloquium sancti Augustini, Abschnitt A-O. Mit Dedikation, Prolog und den aus einem älteren Florilegium sancti Augustini übernommenen Versen, sowie mit Registern; jedoch ohne das Verzeichnis der vom Verfasser ausgewerteten Augustinus-Schriften. — (Bd.1, 275va) Schlußschrift: Explicit prima pars milleloquii liber. Liber monasterii sancte Marie canonicorum regularium in Newburga. Anno domini MoCCCoprimo in vigilia palmarum finitus est liber iste tempore Bartholomei felicis prepositi. — (Bd.2, 296va) Schlußschrift: Explicit secunda pars milleloquii sancti Augustini et comperavit hunc librum reverendus in Christo pater dominus Bartholomeus prepositus ecclesie Newnburgensis anno domini Moquadringentesimo secundo.

Ausstattung: Rubrizierung. Sorgfältig gezeichnete, einfache Lombarden in Rot und Blau. In der Tabula und zu den einzelnen Textabschnitten fast durchwegs zweizeilig; lediglich die — stets in die Schriftkolumne interpolierten — I-Initialen etwa achtzeilig. Zu Beginn der einzelnen Bücher meist 10-12zeilig. In den [Seite 179] dem zweiten Schreiber zuzuweisenden Lagen (Bd.1, 117ra-146vb) Lombarden flüchtiger und von anderer Hand. Nur dort auch in den ersten Blattzeilen bisweilen Cadellen; auf 120v und 128r mit Maskenschmuck. — Fleuronnée in Bd.1 und 2 jeweils von einer einzigen Hand; nur zu den insgesamt 14 Buchinitialen: Bd.1, 7v, 80v, 97r, 172v, 240v; Bd.2, 1r, 35v, 48v, 67v, 139v, 140v, 178v, 253r, 275v. — Zwei Deckfarbeninitialen mit Rankenausläufern bzw. Blattfortsätzen. Zum Prolog auf 4r Initiale B(eati). Siebenzeiliger, rosafarbener Buchstabenkörper mit Blattfüllung. Plastischer Initialgrundrahmen in Grün. Im weißen Binnengrund goldene Federranke. Zwei kurze, jeweils von einer tropfenförmigen Goldblüte einschließende Blattfortsätze. — Zum Buchbeginn historisierte Initiale S(anctissimo). Zwölfzeiliger, grüner Buchstabenkörper mit Blattfüllung, vor plastischem Rahmen in Rosa. Außengrund in poliertem Gold, Binnengrund grau, mit wohl als Ehrentuch zu interpretierendem Goldornament. Dreiseitige, mit fleischigen Akanthusblättern in Rosa, Blau und Grün besetzte Ranke. Eine stilisierte Blüte am unteren Seitenrand. Reiche Verwendung von poliertem Gold für Binnenfelder und teils schwarz konturierte Goldblüten. Im Binnengrund, dessen obere Begrenzung überschneidend, ein qualitätvolles Dedikationsbild: Clemens V. und Bartholomaeus de Urbino (OESA). Der thronende Papst (keine Angabe eines Sitzmöbels), bekleidet mit einem hellrosa, hermelingefütterten Manteln und der Tiara, erteilt den Segen, während er mit seiner Linken das Buch entgegennimmt, welches ihm vom knienden, in braunschwarzer Mönchstracht gekleideten Autor dargebracht wird.

19 Klosterneuburg (OSA), Cod. 27

Augustinus

Pap., Perg. · 227 Bl. · 390x280 · Klosterneuburg, 1400/1405

Äußerstes und innerstes Doppelblatt jeder Lage aus Pergament. Wasserzeichen identisch mit dem des 1404 datierten CCl 10. [Seite 180] Schrift: Schriftraum 290x195. Zwei Spalten zu 40-55 Zeilen. Geschrieben in Bastarda von Johannes Wyspaum aus Neusiedl (226vb). Einband: Halbfranzband mit Golddruck von 1830/40. Geschichte: Seit 1420/30 in der Stiftsbibliothek nachweisbar (Signatur auf 4r).

Inhalt: (1r-214r) Augustinus: In Iohannis evangelium tractatus 1-17; Sermo 125; In Iohannis evangelium tractatus 20-124. (215ra-222vb) Evangelium Iohannis. (226vb) Kolophon: Scriptoris illius nomen est Iohannes Wyspawm, der nye fluchtig ward, er wurd dann geiagt. Am Newsidell.

Ausstattung: Rubrizierung. Einfache Lombarden in Rot und Blau in zwei verschiedenen Größen (2/3zeilig und 6/7zeilig). Zwei Fleuronnéeinitialen (1r, 216r).

20 Klosterneuburg (OSA), Cod. 33

Hugo de Sancto Caro. Hieronymus

Perg. · II, 200 Bl. · Ca.365x265 · Klosterneuburg, um 1401

Schrift: Schriftraum 265/270x175/180. Zwei Spalten zu meist 49 Zeilen. Regelmäßige, leicht rechtsgeneigte Bastarda einer einzigen Hand, die aus paläographischen Gründen mit dem Schreiber des CCl 14 (datiert 1401), mit Johannes Albrant de Suntra, zu identifizieren ist. In vergrößerter, kalligraphischer Bastarda einige Über- und Schlußschriften, in Textura das Lemma auf 100vb. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von 1830/40. Geschichte: Besitzvermerke und Signaturen aus dem 15. Jahrhundert; keine Signatur von 1420/30.

Inhalt: (1r) Hugo de Sancto Caro: In Proverbia. (100rb) Hugo de Sancto Caro: In Ecclesiasten. (154r) Hieronymus-Texte etc. [Seite 181]

Ausstattung: Rubrizierung. Zur Unterteilung der Texte rote, meist dreizeilige, häufig geperlte Lombarden von derselben Hand wie in CCl 14. Sieben 4-9zeilige Fleuronnéeinitialen zu den Hauptteilen des Codex: 1ra, 100rb, 154va, 172vb, 185va, 191ra, 195va. Als Buchstabenkörper derselben rote Lombarden von anderer Hand als die kleineren Lombardinitialen. Das schlichte Fleuronnée in braunschwarzer Tinte, mit Spiralmuster oder Doldenfleuronnée im Binnengrund. Perlenreihen als Buchstabenkörperbesatz und an den kurzen Ausläufern.

21 Klosterneuburg (OSA), Cod. 344

Robertus Holkot

Perg. · 471 Bl. · 340/345x235/245 · Klosterneuburg, um 1400

Schrift: Schriftraum meist 235/240x150/155. Zwei Spalten zu 35-42 Zeilen. Geschrieben von zwei Händen: die erste Hand auf 2r-43r und 324r-471r schreibt eine Textualis formata, die zweite auf 44r-323v eine Textualis. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von 1830/40. Geschichte: Schenkungsvermerk auf 471r: Iste liber est monasterii beate Marie in Newburga, quem dominus Petrus Wehinger dedit. Seit 1420/30 in der Stiftsbibliothek nachweisbar (Signatur auf 5r).

Inhalt: (2r-43r) Tabula alphabetica. (44r-471r) Robertus Holkot: Postilla super librum Sapientiae.

Ausstattung: Rubrizierung. Zahlreiche, meist zweizeilige Lombarden in Rot. Auf den vom ersten bzw. zweiten Schreiber beschriebenen Blättern jeweils von einer Hand. Fleuronnée nur zu den Initialen auf 2r und 44r. Auf 2r zehnzeilige Initiale A: blauer Buchstabenkörper mit Blattfüllung, rotes Fleuronnée. Auf 44r sechszeilige Initiale D: blauer Buchstabenkörper, violettes Fleuronnée. [Seite 182]

22 Klosterneuburg (OSA), Cod. 600

Psalterium. Hymnar

Perg. · 215 Bl. · 325x235 · Klosterneuburg, um 1400

Schrift: Schriftraum 240/245x160/170 zu etwa 20 Zeilen. Geschrieben in Textualis formata von der Hand des CCl 23, 24 (dat. 1401-1402). Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40.

Inhalt: (1v) Kalendar. (8r) Psalterium cum ordinario officii. (131r) Cantica, Te Deum, Pater noster, Fides Athanasii. (141v) Litanei und Gebete. (195r) Vigiliae maiores et minores. (202r) Preces in quadragesima. (208r-215v) Nachträge von um 1500.

Ausstattung: Rubrizierung. Zur Einleitung der mit Notation versehenen Formularteile im Hymnar Lombarden, im Psalterium hingegen Cadellen in Höhe einer Schrift- und Notenzeile. Letztere mit plumper Federornamentik in den Binnenfeldern des Buchstabenkörpers und an dessen Außenkontur. Zahlreiche einfache Lombarden in Rot und Blau, meist ein- oder zweizeilig. Elf 4-6zeilige Lombarden mit Fleuronnée: zu den Psalmen 1 (8r), 26 (26v), 38 (38v), 51 (49r), 52 (50r), 68 (61v), 80 (75r), 97 (87v), 109 (100v), zum Beginn der Cantica (131r) und Hymnen (148v).

23 Heiligenkreuz (OC), Cod. 1-2

Biblia latina

Perg. · 240, 265 Bl. · Ca. 480x350 · Heiligenkreuz, 1397

Schrift: Schriftraum ca. 350/365x225/230. Zwei Spalten zu 40-50 Zeilen. Geschrieben in Textualis von der Hand der CCl 23, 24 (dat. 1401- 1402). Einband: Barockeinbände des 17./18. Jahrhunderts. Ungefärbtes Schweinsleder über Holzdeckeln mit Rollendruck.

Inhalt: Bd.1: (1r-240ra) Geschichtsbücher, von Genesis bis 3. Esdras. Sämtliche Prologe von Hieronymus. [Seite 183] (1r) Prolog. (5ra) Pentateuch. (94va) Josue. Richter. Ruth. (122rb) Vier Bücher der Könige. (136vb) Bücher der Chronik, mit Oratio Manasse. (218vb) Esdras 1-3. (240ra) Schlußschrift: Explicit tercius liber Esdre et prima pars huius voluminis. Deo gracias. — Bd.2: Die vorangestellten Prologe teils anonym, teils von verschiedenen Autoren. (1va) Tobias. Judith. Esther. (20va) Job. (35ra) Weisheitsbücher. (84vb) Große Propheten. (203rb) Kleine Propheten. (233ra) Makkabäer.

Ausstattung: Rubrizierung. Als Kapitelinitialen sorgfältig gezeichnete einfache Lombarden in Blau und Rot; meist dreizeilig. Zu Beginn der Prologe und Bücher vergrößerte, meist 5-10zeilige Lombarden mit Fleuronnée. — Zwei unfigürliche Deckfarbeninitialen mit Rankenausläufern zum Buchbeginn (1r) und zum Beginn der Genesis (4v). Auf 1v 27zeilige rosafarbene Initiale F(rater) mit Blattfüllung, auf 4v 22zeilige Goldinitiale I(n). Initialfeld auf 1r mit plastischem Rahmen in Grün, auf 4v wulstförmig gerahmt. Binnengrund auf 1r und Goldgrund des unteren Rankenmedaillonfeldes auf 4v mit orthogonaler Unterteilung durch eingeritzte Linienbündel. Ranken in Rosa, Grün und Blau.

24 Brixen, Seminarbibl., Cod. A 12

Dionysius de Borgo San Sepolcro

Perg. · 206 Bl. · Ca.210x300 · Wien(?), 1399

Schrift: Geschrieben von einer einzigen Hand in leicht rechtsgeneigter Bastarda. Schreiber der Handschrift wohl der am HD-Spiegel genannte Antonius. Sehr ähnlich, jedoch weniger flüchtig, die Schrift des Johannes Albrant de Suntra (siehe Kat. Nr. 18). Einband: Gotischer Einband: rot gefärbtes Schafleder über Holz mit Blinddruck; Wien, 1. Drittel 15. Jahrhundert. Beide Deckel mit gleicher Unterteilung durch zweifache Streicheisenlinien und identischer Stempelverteilung. Leerer [Seite 184] Rahmen aus sich überschneidenden Rahmenstücken. Gerautetes Mittelfeld (4 Rauten, 8 Randdreiecke), besetzt mit fünf horizontalen Blindstempel-Reihen. Stempelabdrucke zeilenweise wechselnd: 1. Fünfblättrige Rosette in Kreis, 2. Drache in Rhombus (Holter CM, Werkstatt A4, Nr.1), 3. vierteiliger Stempel mit Buchstabe E (Holter CM, Werkstatt A4, Nr.2), 4. vorwärtsblickender Adler in Kreis, 5. sechszackiger, aus zwei sich durchdringenden Dreiecken gebildeter Stern in Kreis (Holter CM, Werkstatt A4, Nr.6). Fünf Bünde, umstochenes Kapital. Buchblock beschnitten, Schnitt gelblich. Literatur: Hermann 1905, 15 f., Nr.12. — M. Kos. und F. Stele, Catalogus aetatis mediae manuscripti qui in Slovenia reperiuntur. Laibach 1931, 152, A.6. — Oettinger 1935, 57, 61. — F. Röhrig, Miniaturen zum Evangelium von Heinrich Aurhaym (Klosterneuburger Kunstschätze I). Klosterneuburg 1961, 14.

Inhalt: (2r-206v) Dionysius de Borgo San Sepolcro: Super Valerium Maximum. Buchanfänge: 2r, 35r, 58r, 78v, 99v, 120v, 142v. (HD-Spiegel) Hic liber per me Anthon(ium) procuratus est et ad totum completus kalendis Iunii anno LXXXXVIIII.

Ausstattung: Rubrizierung. Zahlreiche, sorgfältig gezeichnete Lombarden einer einzigen Hand; alternierend in Rot und Blau. Kapitelinitialen meist 5-6zeilig, die übrigen dreizeilig. — Fleuronnéeschmuck nur zu den Kapitelinitialen. Zu den blauen rotes Fleuronnée, zu den roten rosa-/purpurfarbenes oder violettes. Eine zweite Hand ist im Fleuronnée ab 93v bis zum Textende, jedoch stets neben der Haupthand, nachweisbar; sie hat ausschließlich violetten Fleuronnéeschmuck eingetragen. — Deckfarbeninitiale mit Rankenausläufern zum Buchbeginn auf 2r. Buchstabenkörper 13zeilig, azurblau, mit Blattfüllung. Außengrund in poliertem Gold, Binnengrund rosa mit goldener Federranke. Plastischer Rahmen in Türkis. Blattranken in Blau, Türkis und Rosa; mit Medaillonfeldern und tropfenförmigen Blüten in Blattzwickeln in poliertem Gold. [Seite 185]

25 Sankt Florian (OSA), Cod. III 205

Missale secundum usum ecclesiae santi Floriani

Perg. · 318 Bl. · 350/355x240 · Sankt Florian, um 1400

Schrift: Schriftspiegel meist 240x150. Geschrieben in Textura und Textualis formata in zwei Spalten (Präfationen und Kanon einspaltig) und drei verschiedenen Größen: Präfationen 22 Zeilen, Kanon 19 Zeilen, Sakramentar und Lektionar 27 Zeilen; Graduale und Sequentiar ebenfalls zu 27 Zeilen, jedoch in kleinerer Schrift als Sakramentar und Lektionar. Einband: Gotischer Blindstempeleinband des 15. Jahrhunderts. Literatur: Holter 1955, 221. — Schmidt, Malerschule, 37, 162, 172, 194, Tafel 60. — Schmidt, ÖZKD 1962, 14.

Inhalt: (Vorsatzblätter) Oratio Ambrosii. Kalendar mit Directorium liturgicum. (1ra) Graduale. (36rb) Gebete. (36vb) Gloria in beiden Versionen. (37rb) Nachgetragene Offertoriumsgebete. (37va) Sequentiar. (64r) Nachgetragene Offertoriumsgebete. (64va) Ordo: Credo. Präfationen ohne Notation. (68v) Kanon mit anschließenden Gebeten. (76ra) Sakramentar. (137va) Meßformulare für die Votivmessen der Woche und zu verschiedenen Anlässen. (142vb) Votivgebete, beginnend mit de sancto Floriano, Totengebete und -lesungen. (158va) Lektionar. (313vb-314v und 318rv) Nachträge. (315r-317v) Leer.

Ausstattung: Rubrizierung. Zahlreiche ein- und zweizeilige Lombarden in Rot und Blau; im wesentlichen von einer einzigen Hand. Wenige Fleuronnéeinitialen: zu Lombarden mit flächiger Blattfüllung z.B. auf 66v und 69v, zu einer Art Flechtbandinitiale auf 65r, zu einer Bandinitiale auf 69r. Von anderer Hand die Fleuronnéeinitiale auf 128r. — 49 unfigürliche und 36 historisierte Deckfarbeninitialen; die meisten mit Blatt- oder Rankenausläufern. Zwei Miniaturen: Kanonbild und Kruzifixus im Kanon. Nachfolgend Beschreibung der historisierten Initialen. [Seite 186]

(1ra) A(d) zum ersten Adventsonntag (Graduale-Beginn). Augustinus, schräg auf einem bildparallelen Holzthron sitzend, in einem Codex schreibend. Dieser liegt auf einem Drehpult, das in der rechten Thronhälfte verankert ist. — (3ra) P(uer) zu Geburt Christi, dritte Messe. Jesusknabe. Das als liegene vorzustellende Kind nackt, mit angezogenem rechten Bein, den gesamten Bildraum ausfüllend. — (3rb) E(t enim) zu Stephanus. Dreiviertelfigur mit Märtyrerpalme und Steinen in den Händen. — (4rb) E(cce) zu Epiphanie. Rechts Maria mit dem nackten Jesusknaben auf dem Schoß, links die drei Könige. Der älteste im Vordergrund kniend. — (17ra) R(esurrexi) zu Ostersonntag. Halbfigur eines Löwen, vom rechten Bildrand überschnitten. — (19rb) V(iri) zu Himmelfahrt. Im Vordergrund Dreiergruppe: ein jugendlicher Apostel (Johannes?) in Rückansicht, rechts Maria. Über ihnen die Beine des in den Wolken entschwindenden Resurrectus. — (20ra) S(piritus) zu Pfingstsonntag. Maria und drei Apostel. Hinter einer vorgewölbten, kniehohen Brüstung mit Tor betend dem Beschauer zugewandt. — (28va) S(uscepimus) zu Mariä Reinigung. Darbringung Jesu. Auf einer bildparallelen Altarmensa der nackte Jesusknabe in leicht schräger Sitzhaltung, flankiert von Maria und dem Hohepriester, die das Kind bei den Armen gefaßt halten. — (31ra) D(e) zu Geburt Johannis des Täufers. Elisabeth mit halb aufgerichtetem Oberkörper auf dem Boden liegend, hält ein Wickelkind in den Armen. — (31va) N(unc) zu Stuhlfeier Petri. Dreiviertelfigur Petri mit geschultertem Schlüssel und einem roten Buch in der Linken. — (33rb) G(audeamus) zu Mariä Himmelfahrt. Marienkrönung. Links im Bild der thronende Christus, der der vor ihm in der rechten Bildhälfte mit gefalteten Händen knienden Maria die Krone aufsetzt. — (34ra) B(enedicite) zu Michael. Michael, auf dem Drachen stehend, stößt seinen Speer in dessen Maul. In derselben [Seite 187] Ikonographie auf 124vb. — (37va) G(rates) zur Sequenz zu Geburt Christi, 1. Messe ("in gallicantu"); Sequentiar-Beginn. Über einer bildparallel gestellten hölzernen Wiege mit einem Wickelkind ein Hahn auf der Stange. — (68v) Kanonbild. Tafelbildartiger, reliefierter Rahmen (jeweils Raute und zwei Kreise alternierend). Goldgrund durch eingeritzte Linienbündel orthogonal unterteilt; in den Feldern Kreispunzierung. Dreifigurige Kreuzigung: Athletisch gebauter Dreinagelkruzifixus mit eng anliegendem Lendentuch. Eng in ihre Gewänder gehüllte Assistenzfiguren. Maria mit etwa in Bauchhöhe gefalteten Händen ist dem Kreuz zugewandt, Johannes, der die gefalteten Hände erhoben hat, ist frontal gegeben und wendet seinen Kopf vom Kreuz ab. — (69r) T(e) zum Kanon-Beginn. Elevatio hostiae. Auf der bildparallelen, in Schrägansicht gegebenen Altarmensa Kelch und Patene sowie ein Retabel mit dreifiguriger Kreuzigung. Vor der Altarmensa der die Hostie emporhaltende Priester in Seitenansicht. Hinter ihm ein kniender Ministrant mit einer langen, gedrehten Kerze. — (73v) Kruzifixus am unteren Seitenrand zur Friedenskuß-Formel. — (76ra) E(xcita) zum ersten Adventsonntag (Sakramentar-Beginn). Prophet Isaias mit Schriftband "Ecce virgo concipiet". — (78va) C(oncede) zu Geburt Christi, dritte Messe. Maria mit Kind. Maria frontal, mit C-förmig gebogten Körper thronend, das nackte, in ihrem Schoß ausgestreckte Jesuskind stillend. — (88va) D(eus) zu Gründonnerstag. Judas am Galgen. — (88a va) D(eus) zu Karsamstag. Christus in der Vorhölle. Christus mit der Kirchenfahne vor dem aufgerissenen Höllenrachen. — (88a vb) D(eus) zu Ostersonntag. Noli me tangere-Szene. Christus segnet die vor ihm kniende Maria Magdalena. In der Linken hält er eine Schaufel. — (92va) D(eus) zu Pfingstsonntag. Maria zwischen Petrus und Johannes sitzend. Über ihr die Taube des Hl. Geistes. Im Hintergrund weitere Apostelköpfe. — (94ra) C(ibavit) zu Fronleichnam. Letztes Abendmahl. Um einen ovaloiden Tisch Christus und sieben Apostel. Christus segnet einen Bissen, Johannes hat sich an Jesu Brust [Seite 188] gelehnt. — (101vb) O(mnipotens) zu Mariä Reinigung. Maria mit Kind. In der Linken trägt sie eine gedrehte Kerze, während ihre Rechte das neben ihr einherschreitende nackte Jesuskind am Arm gefaßt hat. — (105ra) D(eus) zu Mariä Verkündigung. Der Engel kniend, mit einem Schriftband mit "Ave gracia plena" in Händen. Ihm gegegenüber Maria mit gefalteten Händen stehend. — (107ra) D(eus) zu Florian. Florian als Gewappneter, der in seiner Linken einen Speer und vor sich den am Boden aufgestellten Schild hält. Im Schild vier goldene Adler auf blauem Grund, das Wappen "Alt-Österreich". — (110va) D(eus) zu Geburt Johannes des Täufers. Verkündigung an Zacharias. Eine bildparallele Altarmensa in Schrägansicht trennt den dahinter stehenden Engel mit Schriftband vom rechts stehenden Zacharias. — (111va) O(mnipotens) zu Elisabeth. Heimsuchung. Maria und Elisabeth einander umarmend. — (118ra) D(a) zu Laurentius. Dreiviertelfigur mit Märtyrerpalme und Eisenrost in Händen. — (118vb) F(amulorum) zu Mariä Himmelfahrt. Christus, die Rechte segnend erhoben, trägt auf seiner verhüllten Linken (als Personifikation der Seele Mariens) ein nacktes Kind, das seine Händchen vor der Brust gekreuzt hat. — (120va) A(desto) zu Augustinus. Übergabe der Regula. Augustinus links im Bild sitzend, in der Linken die Krümme, überreicht ein aufgeschlagenes Buch dem ersten einer Gruppe von fünf Chorherren. In dem Buch das Wort "Augustinus" erkennbar. — (121va) F(amulis) zu Geburt Mariä. Anna in Schrägansicht am Boden hockend, auf ihrem Schoß das nackte Kind. — (124vb) D(eus) zu Michael. Ikonographie wie auf 34ra. — (129vb) D(eus) zu Martinus. Halbfigur mit Krümme und Buch. — (132rb) O(mnipotens) zu Barbara. Halbfigur mit Palme und Turm. — (136vb) D(eus) zu Kirchweihfest. Bärtiger mit Buch und Kirchenfahne. — (158va) F(ratres) zum ersten Adventsonntag; Lektionar-Beginn. Links Paulus mit geschultertem Schwert sitzend, rechts ein [Seite 189] Jüngling. Beide halten ein zwischen ihnen in Vertikalrichtung verlaufendes leeres Schriftband. — (275rb) S(aulus) zu Bekehrung Pauli. Paulus hat seine Rechte auf das am Boden aufgestellte Schwert gestützt, den Blick zum Buch, das er in der verhüllten Linken hält, gerichtet.

26 Wiener Neustadt, Neukloster (OC), Cod. XII A 10

Missale dioecesis Salisburgensis

Perg. · 189 Bl. · Ca.445x340 · Wiener Neustadt(?), um 1400

Schrift: Schriftraum ca. 290x215/220. Zwei Spalten zu 30 Zeilen; Teile mit Notation einspaltig zu je neun Schrift- und Notenzeilen. Einband: Gelbliches Schweinsleder über Holz; Anfang 15. Jahrhundert. VD und HD mit identischem Muster aus Streicheisenlinien. In doppeltem Rahmen ein Rautenmuster (jeweils 12 Rauten und Randdreiecke). Sieben Doppelbünde, Kapital mit verschiedenfarbigen Fäden (Gelb, Grün, Rosa) umstochen. Literatur: Schmidt 1963, 104, Nr. 76. — Schmidt 1967, 153, Nr. 85.

Inhalt: (1ra) Inhaltsverzeichnis des Codex. (2r) Liturgisches Kalendar (mit Angabe der Festgrade: bini, IX, III lectiones, antiphona). (11ra) Temporale, Kirchweihe und Altarweihe. (118vb) Ordo: Gloria, Credo, Offertoriumsgebete. (120ra) Präfationen mit Notation. (127v) Kanon mit anschließenden Gebeten, Rezeßformular. — (136va-159vb) Sanktorale: (136va) Marienfeste: Conceptio, Purificatio, Annuntiatio, Visitatio, Assumptio, Nativitas BMV. (143va) Missae BMV in sabbato. (149ra) Verschiedene Feste: Conversio Pauli, Iohannes ante portam latinam, Nativitas Iohannis Bapt., Petrus et Paulus, Anna, Exaltatio crucis, Michael, Festum omnium sanctorum. — (159vb) Commune. (169ra) Messen und Gebete zu verschiedenen Anlässen. (168rb-189vb) Temporale für die Nachpfingstzeit. [Seite 190]

Ausstattung: Rubrizierung. Cadellen in Höhe einer Schrift- und Notenzeile als Satzmajuskeln in mit Notation versehenen Gesangsteilen und bisweilen in der ersten Zeile des Schriftspiegels (z.B. 10v, 11r); fast immer mit flüchtigem Fleuronnée in schwarzer Tinte. — Zahlreiche Lombarden in Rot und Blau, meist ein- oder zweizeilig. Die zweizeiligen linksbündigen sowie alle Lombarden in den Gesangsteilen mit Fleuronnéeschmuck mehrerer Hände. — 28 figürliche und rund 100 unfigürliche Deckfarbeninitialen. Letztere meist 3-5zeilig und mit kurzen Blattfortsätzen, erstere durchschnittlich achtzeilig und mit Rankenausläufern. Nachfolgend Beschreibung der historisierten Initialen.

(9vb) P(uer) zu Geburt Christi, 3. Messe. Vor dem bildparallelen Stall mit Ochs und Esel links die halbaufgerichtet liegende Maria, rechts der in Profil gesehene hockende Josef, der das Kind in eine Windel hüllt. — (15vb) E(cce) zu Epiphanie. Links Maria mit dem nackten Jedsusknaben auf dem Schoß, rechts die drei Könige. Der älteste im Vordergrund kniend. — (21va) D(omine) zu Palmsonntag. Einzug in Jerusalem. Der segnende Christus auf dem bildparallelen, von Petrus geführten Esel. Dahinter drei weitere Apostel. — (87vb) R(esurrexi) zu Ostersonntag. Auferstehung. Christus in Schrägansicht aus dem bildparallelen Sarkophag steigend, in der Rechten die Kirchenfahne. Hinter dem Grab zwei kauernde Wächter. — (101va) V(iri) zu Himmelfahrt Christi. Im Vordergrund vier kniende Apostel. Ganz rechts Petrus, links von ihm Johannes in Rückansicht. Dahinter weitere Apostelköpfe. Über ihnen die Beine des Resurrectus. — (107rb) S(piritus) zu Pfingstsonntag. Fünffiguren-Gruppe in unklarer Sitzordnung. Im Zentrum Petrus, flankiert von Maria und Johannes. Über ihnen die Taube des Hl. Geistes in Aufsicht. — (115ra) B(enedictus) zum Trinitätsfest. Gnadenstuhl. Gott Vater hat den Balken des Kreuzes mit dem Sohne unterfaßt. [Seite 191] Der Kruzifixus mit gestrecktem, nur wenig gedrehtem Körper und eng anliegendem Lendentuch. Zu seinen Häupten die Taube des Hl. Geistes. — (115vb) C(ibavit) zu Fronleichnam. Letztes Abendmahl. Um einen runden Tisch Christus und neun Apostel. Christus segnet, Johannes hat sich an Jesu Brust gelehnt. — (117ra) T(erribilis) zum Kirchweihfest. Im Hintergrund ein Kirchengebäude, im Vordergrund eine im Halbkreis sich über den Friedhof bewegende Prozession. Nach zwei Ministranten mit Kirchweihfahne und gedrehter Kerze der weihrauchfaßschwingende Bischof, gefolgt von zwei Ordensfrauen. — (126v) Kanonbild (285x205). Tafelbildartiger Rahmen, in der Art des Sankt Florianer Kanonbildes (Kat. Nr. 26) reliefiert. Im Binnengrund goldene Federranke mit Blütenmotiven. Dreifigurige Kreuzigung. Dreinagelkruzifixus mit knapp sitzendem Lendentuch. Seine Körperhaltung entspricht der des Kruzifixus im Sankt Florianer Kanonbild. Ebendort findet sich die Handhaltung Marias (bei Johannes) und des Johannes (bei Maria) wieder. Die Assistenzfiguren hier jedoch beide dem Kreuz zugewandt. Das Kanonbild umgeben von einer Blattranke mit halb- oder dreiviertelfigurigen Aposteln mit Schriftbändern in den Medaillons. Links neben dem Kanonbild der in ein schwarzes, langes Gewand gekleidete Stifter. Darunter, in der linken unteren Seitenecke ein kleiner Kruzifixus. — (127r) T(e). Kanonbeginn. Geißelung. Christus ist von hinten an eine Säule (Mittelschaft des Buchstabenkörpers) gebunden. Flankiert von zwei geißelnden Schergen; der links in Vorder-, der rechte in Rückansicht. — (.....) Kruzifixus am unteren Seitenrand zur Friedenskußformel. — (135va) G(audeamus) zu Mariä Empfängnis. Zacharias und Anna einander umarmend (Begegnung an der Goldenen Pforte). — (137ra) S(uscepimus). Mariä Reinigung. Darbringung Jesu. Die bildparallele Altarmensa flankiert von Maria und dem Hohepriester, der den ihm gereichten nackten Jesusknaben in Empfang nimmt. — (138rb) R(orate) zu Mariä Verkündigung. Der Engel mit gebeugtem Knie vor Maria, ein Schriftband mit "Ave, Maria, [Seite 192] gracia plena" in den Händen. Maria ihm gegenüberstehend, die Hände vor der Brust gekreuzt. — (139rb) G(audeamus) zu Heimsuchung. Maria und Elisabeth einander umarmend. — (140vb) G(audeamus) zu Mariä Himmelfahrt. Krönung Mariä. Maria und Christus auf einer bildparallelen Bank thronend. Christus hat die Linke auf den Globus in seinem Schoß gelegt und krönt mit der Rechten Maria, die die Hände vor der Brust gekreuzt hält. — (142ra) G(audeamus) zu Geburt Mariä. Tempelgang Mariä. Maria ein Opferlamm in den Armen schreitet die Stufen zum Altar hinan. Links, vom Altar teilweise verdeckt, das Elternpaar. — (143vb) R(orate). Formular für Marienmessen an Samstagen, zur Adventzeit. Maria frontal thronend und spinnend. — (145ra) V(ultum). Dto., für die Zeit zwischen Geburt Christi und Reinigung Mariä. Die frontal gesehene, halbfigurige Maria hält das nackte Kind diagonal vor ihren Leib. Das Kind hat seine Rechte um den Hals der Mutter gelegt und greift mit der Linken nach dem Mantelsaum. — (145vb) S(alve). Dto., für die Zeit zwischen Auferstehung und HImmelfahrt Christi. Maria in leichter Schrägansicht vor einem Ehrentuch thronend (keine Andeutung eines Sitzmöbels). Auf ihrer Linken sitzt der nackte Jesusknabe, der mit der rechten Hand nach dem Kinn der Mutter, mit der anderen nach der Frucht in ihrer Linken langt. — (147ra) S(alve). Dto., für die übrige Zeit des Jahres. Maria mit Kind im Strahlenkranz, auf der Mondsichel stehend. Das bekleidete Kind sitzt auf Marias linkem Arm, umfaßt mit einer Hand de Hals der Mutter und hat die andere auf ihre Brust gelegt. — (152ra) D(e) zu Geburt Johannis des Täufers. In einem kastenähnlichen Architekturgehäuse Anna mit dem in ein Tuch gehüllten Knaben. Dahinter eine weibliche Figur mit Gefäß. — (153rb) N(unc) zu Petrus und Paulus. Petrus mit Schlüssel und Buch. — (154va) G(audeamus) zu Anna. Anna Selbdritt. Die leicht schräg [Seite 193] thronende Anna hält in der Rechten eine Frucht(?). Auf ihrem linken Knie sitzen in Seitenansicht die kindliche Maria und der Jesusknabe. — (157ra) B(enedicta) zu Michael. Michael als Seelenwäger. In der Rechten das über dem Haupt erhobene Schwert, in der Linken die Waage. In einer Waagschale das Seelen-Figürchen, in der anderen, an der sich ein kleiner Teufel klammert, Steine. — (158rb) G(audeamus) zu Allerheiligen. Vor nonochromen Hintergrund mit kleinen Heiligenfigürchen der thronende Salvator, die Rechte segnend erhoben, in der Linken den Globus. — (159vb) M(ichi). Commune-Beginn. Petrus und Paulus. In den beiden Buchstabenkörperfeldern die mit den üblichen Attributen versehenen Apostelfürsten stehend.

27 Budapest, Bibl. der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Cod. "Ivrét 1 b"

Lectionarium missae dioecesis Salisburgensis

Perg. · 263 Bl. · 455x335 · Wiener Neustadt(?), um 1400

Schrift: Zwei Spalten zu 25-26 Zeilen. Geschrieben in Textura. Jener Schreiber, der etwa 7r geschrieben hat, ist höchstwahrscheinlich auch im Missale des Neuklosters (Kat. Nr. 26) tätig gewesen. Einband: Brauner Ledereinband des 15. Jahrhunderts. Literatur: P. Radó, Libri liturgici manuscripti bibliothecarum Hungariae et limitropharum regionum. Budapest 1973, 242, Nr. 53.

Inhalt: (1r) Kalendar. (7r) Temporale. (204v) Sanktorale. (233r) Commune, Kirchweihfest. (254r-263r) Lektionen für Votivmessen.

Ausstattung: Laut Radó a.O. "litterae initiales deauratae apud singulas epistolas; 1 figuralia, 12 ornamentales." Auf 7r neunzeilige, historisierte Initiale F(ratres) mit Blatt- und Blütenfüllung. Tafelbildartiger Rahmen, mit [Seite 194] Rauten und Kreisen reliefiert. Vom Buchstabenkörper ausgehend eine vierseitige, wellenförmig bewegte Ranke, die sich um einen drei Seiten des Schriftspiegels umziehenden Stab windet. Im Binnengrund der Initiale Paulus in der Ikonographie von St. Florian, Cod. III 205, 275r (Kat. Nr. 25).

28 Sankt Florian (OSA), Cod. XI 407

Psalterium

Perg. · 129 Bl. · 325/330x250 · Dürnstein (OSA), 1400/1405

Schrift: Schriftraum ca. 245x170/175. 24 Zeilen. Geschrieben in Textura. Einband: Schweinsledereinband des 17./18. Jahrhunderts. Geschichte: Im 15. Jahrhundert im Besitz des Augustinerchorherrenstiftes Dürnstein (Besitzvermerk auf 62v: Iste liber est canonicorum regularium monasterii beate virginis Marie in Tirnstein).

Inhalt: Psalterium (Inhalt nicht näher untersucht), mit Textverlusten.

Ausstattung: Zu Beginn der Gesangsteile in der Regel dreiezeilige Cadellen. Rubriziert. Lombarden abwechselnd in Rot und Blau, offenbar von einer einzigen Hand. Zahlreiche einzeilige zu Beginn der einzelnen Psalmverse, dreizeilige zu Beginn größerer Textabschnitte. Letztere bisweilen mit Fleuronnéeschmuck (z.B. 98v, 90r, 106r). 5-7zeilige Deckfarbeninitialen mit Rankenausläufern auf 20v, 30v, 50v, 62v, 99r, 113v; einige Initialen fehlend. Buchstabenkörper in Rosa, Zinnober, Türkis, Dunkelrot oder Karminrot; in den Blattranken außerdem Blau und Blaugrau. [Seite 195]

29 Klosterneuburg (OSA), Cod. 1191

Breviarium dioecesis Salisburgensis

Perg. · 620 Bl. · Ca. 165x110 · Straßburg (Kärnten) (?), 1415

Schrift: Geschrieben in Bastarda von mehreren Händen zu meist 24 Zeilen. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Geschichte: Von Petrus Semler (+1440), Propst in Straßburg (Kärnten) gekauft (siehe Bl. 13r). Zeitpunkt der Erwerbung durch das Stift Klosterneuburg ungewiß; 1469 noch in der Diözese Gurk (siehe Bl. 14v).

Inhalt: (1r-8v) Verschiedene Gebete auf später beigebundener Lage. (9r) Kalendar der Salzburger Diözese und Tabellen zur Kalenderrechnung. Zu den Nachträgen siehe unten. (22r) Psalterium feriatum... (132r) Temporale von Samstag vor Pfingsten bis 25. Sonntag danach... (301v) Sanktorale vom 1.6. (Nicomedis) bis 25.11. (Katharina)... (559r) Commune... (612v) Kolophon: Finitus est iste liber feria sexta post festum penthecostes sub anno domini millesimo quadringentesimo quintodecimo. (613v) Visitatio BMV. (618v-620v) Lectiones per hebdomadam. — Kalendar-Nachträge: Vor allem Nekrolognotizen und Ergänzungen liturgischen Charakters (auf 12r Notiz über das Erscheinen zweier Kometen im Jahre 1476); unter den Nachträgen keine, die eindeutig in Klosterneuburg hinzugesetzt worden wären. — Auf 13r teilweise unleserlicher Kaufvermerk: Anno domini etc. XLmo in vigilia nativitatis Marie obiit dominus Petrus Semler, venerabilis prepositus in Straspurg, qui presentem librum horarum unacum alia... sumpsit et comperavit. Requiescat (in pacem). — Auf 11r in roter Tinte: Proxima dominica ante festum sancti Petri et Pauli est dedicacio ecclesie sancti Nicolai in Strasburg Gurcensis dioecesis. Auf 14v: XXVIIII huius mensis obiit Uldaricus episcopus anno etc. LXXo, womit der Gurker Bischof Ulrich III von Sonnenberg [Seite 196] gemeint ist (siehe C. Eubel, Hierarchia catholica medii aevi II. Monasterii 1901, 179 f: Ulrich von Sonnenberg, Bischof von Gurk vom 5.11.1453 bis 29.12.1469).

Ausstattung: Rubrizierung. Zahlreiche 1-3zeilige Lombarden in Rot und Blau; sehr sorgfältig und von einer einzigen Hand. Insgesamt 13 unfigürliche Deckfarbeninitialen mit Blatt- oder Rankenausläufern zu den einzelnen Abschnitten des Breviers von drei verschiedenen Händen: 22r, 36r, 45v, 55r, 64r, 75v, 86v, 99r; 132r, 148v; 399v, 437r, 559r. Auf 547v fünfzeilige Initiale S als grün kolorierte Blattranke vor karminrotem Grund.

30 Heiligenkreuz (OC), Cod. 5

Biblia latina

Pap., Perg. · II, 303, I* Bl. · Ca.385x280/285 · Straßburg (Kärnten) (?), 1410/20

Schrift: Schriftraum 270/280x175/180. Zwei Spalten zu meist 45-50 Zeilen. Geschrieben von mehreren Händen in Bastarda. Einband: Braunes Kalbleder über Holz mit Blinddruck; Heiligenkreuz(?), um 1500. Beide Deckel mit gleicher Unterteilung durch dreifache Streicheisenlinien: dreifacher Rahmen um hochrechteckigem Mittelfeld mit Diagonalkreuz. Drei verschiedene Stempel: Viergeteilter, rhombischer Plattenstempel (Holter a.O. 286, Abb. 11) im Mittelfeld und ersten, das heißt äußersten Rahmen, quadratische Kreuzblume (Holter a.O. 286, Abb. 12) im zweiten Rahmen, wellenförmig verlaufende Blattranke im dritten Rahmen. Geschichte: Aus dem Besitz des Matthias Scheit, Bischof von Seckau 1481-1512 (Besitzvermerk auf Bl. I*r). Literatur: K. Holter, Einbände aus Wiener Neustadt und aus dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz (Gutenberg Jahrbuch Mainz 1969), 287.

Inhalt: (I, II) Kalendar-Fragmente. (1r-273v) Biblia latina. Alle Prologe — ausgenommen ein anonymer [Seite 197] Prolog auf 222vb — von Hieronymus. (1r) Pentateuch. (76r) Josue, Richter, Ruth. (98v) Bücher der Könige. (148v) Bücher der Chronik. (174v) Esdras 1-3. (189r) Tobias, Esther, Judith. (203r) Job. (213r) Sprüche, Prediger, Hoheslied, Weisheit, Jesus Sirach, Psalmen. (274r-303v) Brevis interpretatio bibliorum; Anfang fehlt. (I*r) Ehemaliges Spiegelblatt, auf ein Papierblatt aufkaschiert. Mit Inhaltsverzeichnis des Codex. Am oberen Seitenrand ein teilweise beschnittener und unleserlicher Besitzvermerk von einer Hand des 15. Jahrhunderts: Istum l(ibrum....) Mathias episcopus Secovi(ensis) in die... scriptum. Vivit in perpetuum.

Ausstattung: Rubrizierung. Zweizeilige Lombarden als Kapitelinitialen; in Rot und Blau, von mehreren Händen. Zu fast allen Prolog- und Buchanfängen Deckfarben- oder Fleuronnéeinitialen. Standort der Initialen (Deckfarbeninitialen mit Asteriskus): 1r*, 1v*, 20r, 35r*. 46r*. 62r*, 76v, 87r, 97v, 99v, 112v, 123r, 135v, 148v, 149v, 160v, 174v*, 178r*, 183v, 189r, 193r, 198r, 203v*, 213rv, 214r*, 222v, 226r, 227v*, 233v, 251r*. Die Deckfarbeninitialen 8-17zeilig, teils mit teils ohne Rankenausläufer; auf 1r und 251r mit Goldfleuronnée. Die Fleuronnéeinitialen durchschnittlich achtzeilig, mit rotem oder blauem Buchstabenkörper (nur auf 20r in Gold) und gegenfarbigem Fleuronée. Auf 135v blaue Lombardinitiale mit purpurfarbener Federranke im Binnengrund und als Ausläufer. — (1va) Initiale I(n) zum Textbeginn der Genesis und 14zeilige Miniatur mit synoptischer Darstellung des Sündenfalls. Lemma in Gold-Textura. Miniatur: Purpurfarbener Initialgrund mit schwarzer Federranke. In der Mitte des Bildfeldes der Baum der Erkenntnis, um dessen Stamm sich der Teufel als Schlange mit gekröntem Menschenkopf windet. Zu Seiten des Baumes Adam und Eva in sehr ähnlicher Körperhaltung. Beide halten mit der Rechten ihr Feigenblatt, mit der anderen Hand nimmt Eva den Apfel in Empfang, den Adam in der gesenkten Linken hält. In Grün und Rot strichliertes Inkarnat. — Deckfarbenschmuck und Fleuronnée von der Hand des Illuminators Heinrich Aurhaym. [Seite 198]

31 Sankt Florian (OSA), Cod. XI 478

Breviarium secundum usum ecclesiae sancti Floriani

Perg. · 446 Bl. · Quartformat · Sankt Florian, 1. Hälfte 14. und 15. Jh.

Der aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammende Grundstock des Breviers ist im 15. Jahrhundert auf teils neu eingehefteten Lagen mit Nachträgen verschiedener Hände versehen worden. Unter den Nachträgen bilden die auf den Blättern 2v-3r, 4r-12v, 26r, 123r-138v und 287r-442r eine auf Grund ihrer einheitlichen Schrift und Ausstattung zu konstituierende Gruppe, für deren nähere Datierung (um 1410) ihre Deckfarben- und Fleuronnéeinitialen herangezogen werden können.

Ausstattung der oben genannten Nachträge: In der jeweils ersten Schriftspiegelzeile des öfteren 2-3zeilige Cadellen mit Masken. Rubrizierung. Zahlreiche 1-2zeilige rote Lombarden einer einzigen Hand. — Zu Formularanfängen zwei 4-5zeilige Fleuronnéeinitialen (314v und 411r) und elf 4-7zeilige Deckfarbeninitialen (293r, 322v, 331v, 332r, 340v, 370r, 373v, 382r, 387r, 425r, 427r). Die Fleuronnéeinitialen mit Buchstabenkörper in poliertem Gold und blauem Fleuronnée. Die — Deckfarbeninitialen mit flächiger Blattfüllung und teils mit teils ohne kurze Blattfortsätze. Deckfarbenschmuck und Fleuronnée vom Illuminator Heinrich Aurhaym.

32 Wien, ÖNB, Cod. 1854

Missale festivum dioecesis Salisburgensis

Perg. · 112 Bl. · 225x158 · Rein(?), 1415

Gegenstand der nachstehenden Ausführungen ist nur der 1415 entstandene Grundstock des Codex. Lagen: Ursprüngliche Lagenzusammensetzung mit Hilfe des nur auf den Grundstock bezogenen Inhaltsverzeichnisses auf 1rv und der alten Foliierung in der Mitte des oberen Seitenrandes rekonstruierbar. Der aus 11 Quinternionen und [Seite 199] zwei Einzelblättern bestehende Grundstock umfaßt in der modernen Foliierung folgende Blätter (in der ursprünglichen Abfolge aufgezählt): 1 (Einzelblatt), 2-31, 106-115, 96-105, 32-91, 92 (Einzelblatt). Schrift: Schriftraum 130x97 zu 15 Zeilen. Geschrieben in Textura; laut Kolophon auf 104v von Heinrich Aurhaym. Literatur: Unterkircher II/1, 31, Abb. 115 (mit Literatur).

Inhalt: (1rv) Inhaltsverzeichnis. (2r-31v) Hauptfeste des Temporale: Geburt Christi, Epiphanie, Ostersonntag, Himmelfahrt, Pfingstsonntag. Salzweihe an Sonntagen. Meßformulare zur Trinität, zum Hl. Geist, zu Fronleichnam. Meßgebete zum Hl. Geist. (106v-115v) Präfationen. Gloria. Credo. (96r-105v) Kanon, Gloria und Ite missa est. (32r-91v) Verschiedene Meßformulare und -gebete. Weinweihe. (104v) Kolophon: Istum librum comparavit frater Hainricus Stralnfelser professus in Runa. Quicumque abstulerit anathema sit. Tunc temporis bursarius ibidem. Per manus Hainrici illuminatoris dictus Awrhaym. Anno etc. XVo ante nativitatem Christi.

Ausstattung: Rubrizierung. Zweizeilige Lombarden in Rot und Blau. Auf 96r ausgeschnittene achtzeilige Initiale T(e igitur) und zweiseitige Blattranken. Kleine, vierteilige Blätter in Rosa, Grün und Blau. Schwarz konturierte, tropfenförmige Goldblüten. Fleuronnéeinitiale auf 21r. [Seite 200]

33 Wien, ÖNB, Cod. 381

Paulus Orosius

Perg. · I, 94 Bl. · Ca.335x230 · Wien, 1402

Schrift: Schriftraum 240x145, 41 Zeilen. Geschrieben in Textualis formata. Einband: Rot gefärbtes Schafleder über Holz. Wien, Anfang 15. Jahrhundert. Auf VD und HD Diagonalkreuz in Rechteck. Alle Linien zweifach. Buchtitel- und Signaturenschildchen am VD. Geschichte: Geschenk des Andreas Plank (+1435) an das Stift St. Dorothea (siehe VD-Spiegel). Besitzvermerke des Stiftes auf 1r, 44r, 94v. Literatur: Holter 1955, 221. — Unterkircher II/1, 18, Abb. 13.

Inhalt: (VD-Spiegel) Hunc librum deditur monasterio sancte Dorothee virginis dominus fundator eiusdem. (1r-94v) Paulus Orosius: Historiae adversus paganos. (94v) Kolophon in roter Tinte: Anno domini MoCCCo(!) secundo in vigilia nativitatis sancte Marie etc.

Ausstattung: Rubrizierung. Lombarden abwechselnd in Rot und Blau; im Text einzeilige, zu den Kapitelanfängen zweizeilige mit gegenfarbigem Fleuronnée einer einzigen Hand. Neun Deckfarbeninitialen mit Rankenausläufern zum Prolog und zu den Buchanfängen (1r, 2r, 5v, 11r, 19v, 31r, 44r, 58r, 72v), 6-8zeilig, zum Buchbeginn 15zeilig. Initiale zum Buchbeginn mit sechszeiligem Autorbild: Orosius stark zur Seite gewandt vor einem Schreibpult thronend, in den Händen Federkiel und Messer. Bekleidet mit grauviolettem, grün gefüttertem Gewand und blauer Mütze. Mit bräunlichem Inkarnat und braunen Haaren.

34 Wien, ÖNB, Cod. 2783

Nicolaus de Lyra

Perg. · I, 229, II* Bl. · Ca.345x235 · Wien, um 1405 [Seite 201]

Schrift: Schriftraum meist 220/225x153/154. [Seite 202] Zwei Spalten zu 33 Zeilen. Geschrieben in Textualis formata; alle Psalmenzitate in großer Textura. Einband: Barockeinband des 17./18. Jahrhunderts mit floralem Rollendruck. Geschichte: Ursprünglich für ein Mitglied der Familie Hohenberg bestimmt (Wappen auf 1r). Beschnittener Besitzvermerk auf 1r oben aus dem 17.(?) Jahrhundert: Conventus fratrum ordinis eremitarum sancti Augustini (ad SS) Sebastianum et Rochum (Wien III, Landstraßer Hauptstraße 45. 1812 aufgehoben). Literatur: Schmidt 1967, 152, Nr. 83. — Ausst.-Kat. Wien im Mittelalter, Wien 1975, 129, Nr. 314.

Inhalt: (1r-229r) Psalterium (lat.) mit Postille des Nikolaus von Lyra in der deutschen Übersetzung des Heinrich von Mügeln. (1r) Prolog. Psalm 1. (45r) Ps. 26. (68r) Ps. 38. (93r) Ps. 52. (114v) Ps. 68. (139v) Ps. 80. (163v) Ps. 95. (183r) Ps. 109.

Ausstattung: Rubrizierung. Zahlreiche Lombarden in Rot und Blau. Einzeilige zu Beginn jedes Psalmverses, dreizeilige zu Beginn jedes Psalmes. Der Großteil der dreizeiligen sowie eine Anzahl der linksbündigen einzeiligen mit Fleuronnée in der Gegenfarbe. Lombarden und Fleuronnée auf den mit Deckfarbeninitialen ausgeschmückten Bifolien (1/8, 44/45, 61/68, 93/96, 114/115, 130/139, 163/166, 183/186) von anderer Hand als der restliche Buchschmuck dieser Art. — Zu Beginn des Prologs und der oben genannten Psalmen Deckfarbeninitialen mit Rankenausläufern. Ein die beiden Kolumnen umziehendes Rahmensystem nur auf 1r. In der Initiale zum Textbeginn Lukas, in den drei Bas-de-page-Medaillons ein schreibender Mönch, das Wappen der Familie Hohenberg und ein am Boden hockender Prophet. Lukas mit Flügeln und Strahlennimbus, mit dem Stier-Symbol hinter seinen Füßen, ikonographisch mit dem Albertus Magnus in CCl 35 (Kat. Nr. 38) übereinstimmend. [Seite 203] Ps. 1: David harfespielend, Ps. 26: David auf sein Auge weisend, Ps. 38: David auf seinen Mund zeigend, Ps. 52: David und Narr (mit Narrenmütze und Keule), Ps. 68: Halbfigur Davids im Wasser, mit ausgebreiteten Armen betend, Ps. 80: David mit einem Stock auf mehreren, an einer Stange befestigten Glocken spielend, Ps. 97: David und drei singende junge Männer, Ps. 109: Dreieinigkeit. — David stets (ausgenommen zu Ps. 68) von einem Ehrentuch thronend, das das Sitzmöbel fast gänzlich verdeckt.

35 Melk (OSB), Cod. 1881 (olim 981)

Robertus Holkot

Pap. · 289 Bl. · Ca.410x290 · Wien, 1403

B: Wasserzeichen: Einhorn-Büste. Ein identisches Wasserzeichenpaar im 1401 datierten CCl 16 (Vgl. Melk 1881, 287 mit CCl 16, 231 und Melk 1881, 28 mit CCl 16, 5). Schrift: Schriftraum des Textes 265/270x190/195. Zwei Spalten zu 50 Zeilen. Geschrieben von mehreren Händen in senkrechter Bastarda, unter anderem von Georg von Villach. Einband: Gotischer Einband: schwärzliches Rindleder über Holz mit Blinddruck, Wien, Anfang 15. Jahrhundert. VD und HD gleich. Unterteilung durch doppelte Streicheisenlinien. Dicht gerautetes Mittelfeld (7 Rautenreihen) in Rahmen aus sich überschneidenden Rahmenstücken. Rücken: 5 Doppelbünde, umstochenes Kapital. Ehemals zwei Metallschließen an Lederriemen. — Die verwendeten Stempel, ausgenommen ein Sechsblattstempel in Kreis, nachweisbar bei Holter CM, 42 unter den Nummern A5/1, A6/9, 18-21; das heißt, daß sich die Mehrzahl der Stempelabdrücke auf Einbänden des 1414 gegründeten Stiftes St. Dorothea in Wien wiederfindet.

Inhalt: (1r-286v) Rupertus Holkot: Lectura super librum sapientiae. (1r-28r) Alphabetisches Verzeichnis der Tituli. (30v-286v) Text. [Seite 204] (286v) Kolophon: Explicit lectura super librum sapiencie compilata per reverendum doctorem sacre theologie Ruppertum Hokot de ordine fratrum predicatorum. Finita per me Georgium de Villaco anno domini MoCCCCoIIIo proxima feria tercia post festum ascensionis domini etc. (287r-289v) Leer.

Ausstattung: Rubrizierung. Lombarden in Rot und Blau, meist 4-6zeilig. Fleuronnée zu allen Lombardinitialen. Zu den einfärbigen in der Gegenfarbe, zu den rot-blau geteilten zweifarbig. Von einer anderen Hand als die restlichen die Lombarden mit Fleuronnéeschmuck zu Beginn der Lektionen 2-6 (32r, 33v, 35r, 36v, 38r). Die breiten Teile des Buchstabenkörpers werden aus je zwei gegeneinandergerichteten, in Rot und Blau gehaltenen Akanthusblättern gebildet, das zweifarbige Fleuronnée zeigt lange, mäanderförmig endende Fadenausläufer. — Zwei Deckfarbeninitialen mit Rankenausläufern: als Einleitung des Prologs (29r) eine figürliche, zu Beginn der ersten Lektion (30v) eine unfigürliche Initiale. (29ra) D(ominus). Autorbild: Der Autor in Dominikanertracht (weißer Habit, schwarzer Mantel mit Kapuze) auf einem Holzsessel mit halbrunder Rücklehne vor einem schräg ins Bild gestellten Pult sitzend. Seine Hände liegen auf dem am Pult aufgeschlagenen Codex. [Seite 205]

36 Klosterneuburg (OSA), Cod. 65-68

Antiphonale

Perg. · 4 Bände · Bd.1,2,4 ca.545x390, Bd.3 ca.565x400 · Klosterneuburg, 1420/1440

Den Grundstock bildet ein in den frühen zwanziger Jahren des 15. Jahrhunderts entstandenes Antiphonale mit gemischtem Temporale und Sanktorale, das zunächst — wie auch aus der Lagenzählung ersichtlich ist — zweigeteilt war. Noch im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts wurde der Grundstock auf vier Bände aufgeteilt, seine Teile neu gruppiert und eine Reihe von Ergänzungen interpoliert. In nachstehender Übersicht sind die gegen 1440 eingefügten Teile durch einen Asteriskus gekennzeichnet; die den Partien des Grundstocks vorangestellten Majuskeln dienen der Veranschaulichung der Textabfolge des Antiphonars der frühen zwanziger Jahre.

1. Teil (Bd.1,2)
ABd.1, 1-252
 (Bd.1, 263-262)*
CBd.1, 263-293
 (Bd.1, 294-355)*
DBd.2, 1-307
 (Bd.2, 308-316)*
BBd.2, 317-338
2.Teil (Bd.3,4)
EBd.3, 1-220
 (Bd.3, 221-227)*
GBd.3, 228-250
 (Bd.3, 251)*
IBd.3, 252-271
 (Bd.3, 273-310)*
FBd.4, 1-233
 (Bd.4, 234)*
HBd.4, 235-284
 (Bd.4, 285)*
IBd.4, 286-298
 (Bd.4, 299-310)*


Vom ursprünglich rund 1200 Blatt umfassenden Grundstock insgesamt 55 Blatt mit Text verloren; 141 Blatt gegen 1440 eingeheftet. Kustoden in röm. Zahlzeichen zum Lagenende. Zahlreiche Gebrauchsspuren wie Wachstropfen, Schmutzflecke etc. [Seite 206] Schrift: Schriftraum 410/435x255/270. Je acht Noten- und Schriftzeilen. Rhombische Notation. Auf einigen Blättern Blindlinierung für die Schriftzeilen erkennbar (z.B. Bd.1, 99r, 123r, 322r); die Notenlinien rot. Vertikale Rahmung des Schriftspiegels durch durchgehende Doppellinien. Geschrieben in Textura von mehreren Händen. Ausstattung: Rubrizierung. Cadellen. Lombarden. Fleuronnée. Unfigürliche und figürliche Deckfarbeninitialen. Einband: Renaissanceeinbände. Gelbliches Schweinsleder über Pappdeckel, mit Blinddruck in Stempeln und Rollen. Klosterneuburg, Ende 16. oder 1. Hälfte 17. Jahrhundert. Auf jedem Deckel ein hochrechteckiges Mittelfeld, umgeben von mehreren Rahmen und horizontalen Rahmenstücken. Unter den verwendeten Rollen eine auf Klosterneuburger Einbänden des öfteren nachweisbare mit Brustbildern der Kardinaltugenden. Metallschließen des 15. Jahrhunderts. Literatur: Schmidt, Gotik in NÖ, 105, Nr. 83 und 89 (mit Literatur). — Ausst.-Kat. Gotik in Österreich. Krems 1967, 156 f., Nr. 91.

Inhalt: Gegen 1440 eingeheftete Blätter durch Asteriskus gekennzeichnet. Bd.1 (CCl 65): 355 Bl. (1r-210r) Advent-, Weihnachts- und Epiphaniezeit. Temporale mit den einfallenden Heiligenfesten. (210r-252v) Sanktorale von Fabianus et Sebastianus bis Agatha. (253r-262v)* Agatha. Dorothea. Cathedra Petri. (263r-293v) Temporale der Vorfastenzeit. (294r-301v)* Commemoratio Pauli. (302r-355v)* Commune. Bd.2 (CCl 66): 338 Bl. (1r-193v) Temporale der Fasten- und Osterzeit. (193v-203v) Commune der Osterzeit. (203v-221r) Sanktorale von Marcus bis Inventio crucis. [Seite 207] (221r-234v) Temporale der Himmelfahrtszeit. (234v-307v) Commune. (308r-316r)* Cathedra Petri. Matthias. Gregorius. (317r-338v) Gregorius. Annuntiatio BMV. Bd.3 (CCl 67): 295 Bl. (13r-43v) Temporale von Donnerstag nach Pfingsten bis Fronleichnam. (43v-220v) Sanktorale von Nat. Ioh. Bapt. bis Assumptio BMV. (221r-223r)* Assumptio BMV. (223r-227v)* Comm. Augustini. (228r-271v) Temporale für 1.-15. Sonntag nach Pfingsten. Bl. 250 gegen 1450 eingefügt. Bl. 272 fehlend. (273r-275r)* Comm. BMV. (275r-277r)* Suffragia. (279r-310r)* Commune. Bd.4 (CCl 68): 310 Bl. (1r-161v) Sanktorale von Augustinus bis Andreas. (162r-233v) Commune. (234v-285r) Antiphonen und Responsorien von Job bis Prophetenbücher. Bl. 234 und 285 gegen 1450 (????) eingefügt. (285v-298r) Benedictus- und Magnificatantiphonen vom 15.-25. Sonntag nach Pfingsten. Bl. 285 gegen 1450 (????) eingefügt. (299r-310v)* Comm. BMV.

Ausstattung:

1. Ausstattungssystem:
Weitgehend identisch für Grundstock und Ergänzungen. Rote Überschriften und Linierung. Zu Beginn der einzelnen Formeln (Responsorien, Antiphonen etc.) Lombarden in Rot und Blau oder Cadellen, jeweils in Höhe einer Schrift- und Notenzeile. Zu Beginn jedes Formulars (Offizien etc.) Deckfarbeninitiale mit Blatt- oder Rankenausläufern, zu den Hauptfesten historisierte Initialen. [Seite 208]

2. Ausstattung Grundstock:
Rote Überschriften und Linierung. Auszeichnungsstriche und/oder Binnenfelder der Satzmajuskeln und Cadellen in den Farben Gelb und/oder Rot. Schlichte Cadellen eines einheitlichen Typus (wenige Ausnahmen, z.B. Bd.1, 158r, 192r). Sorgfältig gezeichnete Lombarden von mehreren(?) Händen in Rot und Blau. Fleuronnéeschmuck zu allen Lombarden und — vor allem in Bd. 1 — zu einer Reihe von Cadellen.

2.1 Lombarden-Fleuronnée:
In der Regel in der Gegenfarbe (siehe jedoch unter Hand C). Im wesentlichen von fünf Händen (Hand A-E); Handwechsel meist zu Beginn einer neuen Lage. — Hand A: Bd.1, Lage I-IV (1r-39v), Bd.2, Doppelblätter 132/133, 221/224, 318/327, Bd.3, Doppelblätter 15/16, 43/48, 195/196, Bd.4, Doppelblätter 13/14, 43/44 (nur eine Initiale mit Fleuronnée von Hand A'; das Fleuronnée der beiden übrigen von Hand B), 85/86. Außerdem der Fleuronnéeschmuck (zu jeweils einer Lombardinitiale) auf 174v in Bd.1, 143v und 182r in Bd.3, 105v in Bd.4. Charakteristisch die kurzen, meist in Diagonalrichtung des Initialfeldes abstrebenden, mäanderförmig verlaufenden Fadenranken und die Zeichnungsart der Perlen, die entweder eckig ausgebildet (vor allem an der Außenkontur der Initialen) oder aus zwei kurzen Strichen zusammengesetzt sind. — Hand B: Der Großteil des Lombarden-Fleuronnées von CCl 65-68 von dieser Hand: Bd.1, Lagen V, VI (40-59), XV-XVIII (140-179) und XX (190-197); in Bd.3 und 4 (abgesehen von wenigen Ausnahmen; siehe z.B. Hand E') alle Lagen. Von Hand B außerdem das, in schwarzer Tinte gezeichnete, Fleuronée aller Cadellen der oben genannten Lagen des ersten Bandes. Vom Cadellen-Fleuronnée der übrigen Bände ist lediglich das teilweise mit roter Tinte gezeichnete von 162r-169r des dritten Bandes dieser Hand zuzuweisen. [Seite 209] Das von dieser Hand stammende Cadellen-Fleuronnée des ersten Bandes durch anthropomorphe und zoomorphe Motive bereichert; am häufigsten durch an der Initialkontur ansetzende Profilmasken (z.B. 47r). Andere Motive: weibliche Figuren (47r, 193v), musizierende Halbfiguren (196v, 197r), Köpfe (149r), Affe (155r). Derartige Motive sind im Lombarden-Fleuronnée dieser Hand weit seltener. Beispiele für letztere: Rankenkletterer (Bd.3, 101r), Masken (Bd.3, 256v), weibliche Halbfigur (Bd.4, 207v). Kennzeichnend die symmetrisch angeordneten, mehrere Perlen flankierenden Voluten an der Außenkontur des Initialfeldes. Ähnlich, jedoch schematisierter, das Fleuronnée der Hand D'. — Hand C: Nachweisbar in Bd.1 und 2, in den Lagen VII-XIV (Bd.1, 60-139), XIX (Bd.1, 180-189), XXI-XLIX (Bd.1, 198-252, Bd.2, 317-338, Bd.1, 263-293, Bd.2, 1-177) und LIV-LIX (Bd.2, 218-277). Ausläufer häufig mit rechtwinkelig ansetzenden, einen kleinen Kreis einschließenden Endschleifen. Als Fleuronnéeinitialen selten auch Grün (Bd.1, 123r, 125v etc.), Grau/Violett (Bd.1, 120r, 123v, Bd.2, 93v, 95r etc.). — Hand D: Bd.2, Lage L-LIII (178-217) und LX-LXII (278-307); außerdem das blaue Fleuronnée auf 258v-260r und 265v-277r. Außenkontur des hochrechteckigen Fleuronnéefeldes in regelmäßigen Abständen mit kleinen Einzelperlen besetzt. Kurze, am Fleuronnéegrund meist in rechtem Winkel ansetzende Perlenstäbe in der Regel nur zu den Lombarden der jeweils ersten und letzten Schriftspiegelzeile. — Hand E: Von dieser Hand lediglich das blaue Fleuronnée aller Lombarden in Bd.4, Lage XLIV (178-187) und das teils rote, teils blaue Fleuronnée einiger verstreuter Lombarden (Bd.3, 60v Initiale I, 219v Initiale O, 220r Initiale O, Bd.4, 38v, 71r, 80v, 193v Initiale F). Großformiges Fleuronnée; in den Zwickeln von Perlenreihen häufig gestielte Kerne. [Seite 210]

2.2 Cadellen-Fleuronnée:
Cadellen-Fleuronnée in roter und/oder schwarzer Tinte häufiger auftretend nur in Bd.1. Dort sind in den ersten vier Lagen drei verschiedene Hände feststellbar: Hand F erstes Blatt des ersten Quinternio, Lage III und IV (außerdem Fleuronnée einer Reihe von Cadellen in allen vier Bänden), Hand G übrige Blätter der ersten Lage (auf 3r-9v), Hand H zweiter Quinternio (auf 10r-19r). In einigen Lagen das Cadellen-Fleuronnée von Hand B (siehe dort) ausgeführt. Daneben noch weitere Hände, die jedoch jeweils nur wenige Cadellen mit Fleuronnée ausgestattet haben, nachweisbar.

2.3 Deckfarbenschmuck:
16 figürliche, rund 275 unfigürliche Initialen. Eine Reihe von Blättern mit Initialen fehlend; bei den zweizeiligen Initialen Bd.1, 32v (zu Mariä Empfängnis) und Bd.4, 85v (zu Allerheiligen) nur das Initialbild herausgeschnitten. — Die figürlichen Initialen Bd.1, 147r, 157v, Bd.2, 102v, 113v von Meister Michael; diesen Initialen ist in der Ornamentik der weitaus überwiegende Teil der unfigürlichen verwandt. Die restlichen Initialen von Meister Nikolaus und Hilfskräften. — Die figürlichen Initialen in der Regel in Höhe von zwei Schrift- und Notenzeilen (die Initiale Bd.1, 1r dreizeilig, die Michael-Initialen, ausgenommen Bd.2, 102v, einzeilig. Die folgende Beschreibung der figürlichen Initialen erfolgt in ihrer ursprünglichen Reihenfolge.

(Bd.1, 1r) E(cce) zum ersten Adventsonntag. Prophet Jeremias. Als bärtiger alter Mann auf Wiesengrund mit untergeschlagenem Bein hockend, den Mantel über den Kopf gezogen, ein geöffnetes Buch in den Händen. Miniatur im mittleren Teil beschädigt. — (Bd.1, 2v) A(spiciens) zum ersten Adventsonntag, erstes Responsorium. David. Als bärtiger alter Mann, stehend, zum in der linken oberen Bildecke angedeuteten Himmel emporblickend. Die Rechte zu den Augen erhoben, in der Linken ein in Vertikalrichtung aufgerolltes, leeres Schriftband. [Seite 211] — (Bd.1, 147r) M(agnum) zu Beschneidung Christi. Neben der einfachen Altarmensa Josef mit dem in seinen Armen in horizontaler Lage liegenden nackten Kind und der Beschneider. Im Hintergrund ein Vorhang, von einer schlußsteinähnlichen Ausformung des Buchstabenkörpermittelschaftes ausgehend. — (Bd.1, 157v) M(agi) zu Epiphanie. In der linken Bildhälfte der Stall von Betlehem als baldachinthronartiges Gehäuse für die thronende Maria und das auf ihrem Schoß stehende nackte Kind. Es hat seinen rechten Arm um den Hals der Mutter gelegt, die es um das Kinn gefaßt hat, und greift in ein Kästchen, das ihm der kniende König darbringt. Von den beiden hinter diesem stehenden Königen weist der vordere auf den Stern von Betlehem. — (Bd.2, 327v) S(alve) zu Mariä Verkündigung. In der linken Bildhälfte der kniende Verkündigungsengel, die überkreuzten Hände auf das Knie des angewinkelten Beines gelegt. Von diesen ausgehend ein vertikal aufgerolltes, leeres Schriftband. Rechts die frontal thronende Maria auf einem in leichter Schrägansicht gegebenem Baldachinthron. Die Hände in Orans-Haltung vor die Brust erhoben, den Kopf zu einem im Zentrum der Miniatur befindlichen Holzpult mit aufgeschlagenem Buch geneigt. In der linken oberen Bildecke das Antlitz Gottes in den Wolken, davon ausgehend Strahlen und die Taube des Hl. Geistes. — (Bd.2, 102v) Z(elus) zu Gründonnerstag. Christus am Ölberg. In der vordersten bildparallelen Ebene der kniende Christus, in der rechten Bildecke ein kleines Bäumchen und ein geflochtener Zaun. Dahinter ein Hügel, darüber die herabschwebende Halbfigur eines Engels mit leerem Schriftband. Vor dem Hügel die Büste eines schlafenden Apostels. In der linken Bildhälfte die beiden anderen schlafenden, von der Hügelkontur überschnittenen Apostel und ein Baum. Vom Buchstabenkörper ist nur die obere Hälfte vorhanden, die eine Fortsetzung in den Hauptkompositionslinien der Szene findet. — (Bd.2, 113v) A(stiterunt) zu Karfreitag. Dreifigurige Kreuzigung. Maria in Schrägansicht mit zurückgebogenem Oberkörper und zum Kreuz erhobenen gefalteten Händen, Johannes en face mit in die Linke gelegtem Kopf. [Seite 212] — (Bd.2, 132r) A(ngelus) zu Ostersonntag. Die drei Frauen am Grabe. Im Vordergrund der bildparallele, in leichter Schrägansicht gesehene, geöffnete Sarkophag. In der rechten Bildhälfte der frontal gegebene Engel, der auf dem hochgeklappten, diagonal zur Bildmitte führenden Deckel als sitzend vorzustellen ist. Er hat ein Bein untergeschlagen, stützt sich mit der Linken auf den hinter der Szene vorbeiführenden Balken des Buchstabenkörpers und weist mit der Rechten zum Bildrand, während er seinen Kopf den drei hinter dem Sarkophag stehenden Marien zuwendet. — (Bd.2, 221r) A(scendo) zu Christi Himmelfahrt. Johannes und Maria, Petrus und Paulus in bildparalleler Anordnung. Hinter diesen die Nimben der übrigen Apostel. Zwischen den beiden Gruppen der Hügel mit den Fußabdrücken Christi; am oberen Bildrand Christi Beine in einer Wolke verschwindend. — (Bd.3, 16v) G(loria) zum Trinitätsfest.. Gnadenstuhl. Gott Vater, auf einem zentralperspektivisch wiedergegebenen Steinthron mit fialenbesetzter Rücklehne, hat die Hände auf den Balken des T-Kreuzes mit dem Sohne gelegt. Zwischen beiden die Taube. — (Bd.3, 28v) S(acerdos) zu Fronleichnam. Elevatio hostiae als Opfer des Melchisedech. Der Priesterkönig in Seitenansicht, auf dem Sockel einer Altarmensa stehend, Kelch und Hostie emporhaltend. Im obersten Teil des Bildfeldes eine goldene Strahlen aussendende Wolke. — (Bd.3, 43v) D(escendit). Geburt Johannes des Täufers. Johannes der Täufer. Der Apostel als Asket im Fellkleid mit umgehängtem Stoffmantel leicht nach rechts gewandt auf Wiesengrund sitzend. Zu seiner Linken das Lamm, das einen Vorderlauf auf das Knie des Täufers gelegt hat und das Kreuz trägt. Die Linke hat Johannes im Disputier-Gestus angehoben, die Rechte berührt den Kreuzesstab. Dieser zeigt das achtspitzige Kreuz auf der Spitze und auf dem abflatternden weißen Fahnentuch. — (Bd.3, 61v) I(n) zu Petrus und Paulus. Petrus (in Camaieutechnik) mit Schlüssel und Buch in Figurennische stehend. [Seite 213] — (Bd.3, 196r) E(cce) zu Mariä Himmelfahrt. Stehende Maria mit Kind. Maria, vom Typus einer "Schönen Madonna", einen leicht S-förmigen Figurenschwung zeigend, trägt auf ihrer Rechten das nackte Kind, das in die Halsgegend der Mutter greift. Maria hat die Linke gesenkt und ihren Kopf zum Kind geneigt. Sie steht auf gewölbtem, wohl als Mondsichel zu interpretierenden Grund und ist von einem Strahlenkranz über einer ockerfarbenen, mandorlalförmigen Gloriole umgeben. Der schmale Raum zwischen Gloriole und Innenkontur des Buchstabenkörpers ist mit Blattwerk ausgefüllt. — (Bd.4, 13r) S(ancta) zu Geburt Mariä. Schutzmantelmadonna. Die Madonna mit S-förmigem Körperschwung und leicht vorgesetztem linken Spielbein. Sie trägt auf der Rechten das nackte Kind, das einen Arm um den Hals der Mutter gelegt hat und spreizt mit der Linken ihren Mantel hinter den knienden Schutzbefohlenen. Deren vorderster ist durch sein graues Almutium als Augustiner-Chorherren-Propst gekennzeichnet. — (Bd.4, 44r) S(antificavit) zum Kirchweihfest. Christus und Zachäus. Links Zachäus im Baum, rechts Christus auf Zachäus weisend. Von Christus teilweise verdeckt Johannes und Petrus, hinter diesen einige männliche Köpfe.

3. Ausstattung der gegen 1440 eingefügten Teile:
Rote Überschriften, Linierung, Auszeichnungsstriche der Satzmajuskeln und Cadellen. Cadellen von einer einzigen Hand; mit einheitlichem, in Tinte gezeichnetem Schmuck (meist stilisiertes Blattwerk für die Binnenfelder und fleuronnéeähnlichem Besatz an der Außenkontur der Initiale). — Lombarden im wesentlichen von drei Händen (Hand I, K, L), wobei jedem Initialtyp ein spezifisches Fleuronnée entspricht. Hand I: Bd.1, 302-335, Bd.2, 308-316, Bd.3, 279-310. Alle Lombarden dieser Hand mit Fleuronnéeschmuck. Das Fleuronnée zu den blauen Initialen in zwischen Rosa und Braun schwankenden Farbtönen. In Bd.1 auf Bl. 350v-355v schmucklose Lombarden einer ansonsten im Antiphonar nicht nachweisbaren Hand. [Seite 214] — Hand K: Bd.1, 253-262, 294-301, Bd.3, 221-227. Mit nur zwei Fleuronnéeinitialen: Bd.1, 253v und 262v; letztere Initiale mit blau-rot geteiltem Buchstabenkörper und stilisiertem Blatt im Binnengrund. Hand L: Bd.3, 251, 273-277, Bd.4, 234, 285, 299-310. Sehr flüchtiges Fleuronnée; die Ausläufer des öfteren mit stilisierten Blatt- und Blütenformen. Zu den roten Initialen Fleuronnée in hellbrauner bis schwarzer Tinte (einzelne Partien des Fleuronnées in der Regel mit Rot übergangen), zu den blauen Initialen roter Fleuronnéeschmuck. — Neun Deckfarbeninitialen mit Blatt- oder Rankenausläufern von der Hand des Illuminators Michael in den Commune-Teilen des ersten und dritten Bandes zu Beginn einzelner Formulare. Standort der Initialen: Bd.1, 302r, 311r, 320r, 330r, 337v, 349r; Bd.3, 279r, 294v, 310r. Die Initialen in Höhe je einer Schrift- und Notenzeile, lediglich die beiden historisierten Initialen E(cce) zu Beginn der Commune-Teile (Bd.1, 302r, Bd.3, 279r) in Höhe von je zwei Zeilen.

E(cce). Evangelistensymbole. Im hochrechteckigen, durch den Buchstabenbalken zweigeteiltem Bildfeld je zwei Blüten bzw. Dreiviertel-Figuren der paarweise einander zugewandten Evangelistensymbole. Oben Johannes und Lukas, unten Markus und Matthäus. In Bd.3 hält jedes der Evangelistensymbole ein Buch in Händen, in Bd.1 halten Johannes und Lukas eines gemeinsam. — Zu einigen Deckfarbeninitialen haben sich Hinweise für den Illuminator am Seitenrand erhalten. Von diesen seien folgende Beispiele genannt: Auf CCl 68, 40v findet sich am Seitenrand der Hinweis "rot pla(u)"; in Rot ist der Buchstabenkörper, in Blau der Rahmen der entsprechenden Initiale gehalten. Die Eintragung "maler" neben der historisierten Initiale CCl 68, 13r (Schutzmantelmadonna) bedeutet wohl, daß die Ausführung dieser Initiale dem "maler" vorbehalten war, der mit Illuminator Nikolaus zu identifizieren ist. [Seite 215]

37 Klosterneuburg (OSA), Cod. 34

Guilelmus de Alvernia

Pap., Perg. · I, 420 Bl. · Ca.405x285 · Klosterneuburg, 1427

Schrift: Schriftraum meist 280/285x185/195. Zwei Spalten zu 45-53 Zeilen. Rechtsgeneigte, kursiv beeinflußte Bastarda von der Hand des öffentlichen Notars Ulricus Stephanus aus Neusedlitz. Nach den Schreibervermerken war dieser am 17.1.1427 auf Blatt 171v angelangt, am 18.3. auf 342ra und hatte am 1.4.1427 die Abschrift vollendet. Einband: Halbfranzbände mit Golddruck von 1830/40. Geschichte: Besitzvermerke des Stiftes aus dem 15. Jahrhundert (Ir, 147r, 420r); die älteste Signatur (Ir unten) Mitte oder 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Literatur: Oettinger, Illuminator Veit, 87. — Schmidt, Gotik in NÖ, 105, Nr. 86.

Inhalt: Guilelmus de Alvernia: De universo corporali et spirituali.

Ausstattung: Rubrizierung. Zahlreiche, 3-4zeilige Lombarden von zwei Händen (Hand A, B). Von A die Kapitelinitialen und die erste Initiale der Tabula. Diese Lombarden in Rot und Blau, oft mit Fadenausläufern und flüchtigem, meist auf den Binnengrund beschränktem Fleuronnée in der Gegenfarbe (selten auch in Gelb; z.B. 135v). Von B die flüchtigeren, ausnahmslos roten und fleuronnéelosen Lombarden der Tabula auf 409r-420r und die Initiale P auf 8r. — Sieben unfigürliche Deckfarbeninitialen mit Blatt- oder Rankenausläufern zu Beginn einzelner Traktate; auf 1ra, 14rb, 69ra, 126vb, 172ra, 172rb, 342va. Die Initialen 5-8zeilig, auf Bl.1 13zeilig. Der Deckfarbenschmuck wird seit Oettinger dem Illuminator Veit zugeschrieben. Auf 342r Fleuronnée einer anderen Hand. [Seite 216]

38 Klosterneuburg (OSA), Cod. 35

Albertus Magnus

Pap., Perg. · 470 Bl. · Ca.390x275 · Klosterneuburg, 1425/30

B: Unter den Wasserzeichenmarken auch solche, die in identischer Form in CCl 128 (datiert 1421) und CCl 46 (datiert 1424) vorkommen (vgl. CCl 35, 326 mit CCl 46, 218 bzw. CCl 35, 98 mit CCl 128, 9), was als Hinweis für die Klosterneuburger Provenienz der Handschrift gewertet werden kann. Schrift: Schriftraum durchschnittlich 290x200. Zwei Spalten zu 48-56 Zeilen. Regelmäßige Bastarda einer einzigen Hand. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Geschichte: In der Stiftsbibliothek bereits im dritten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts (Signatur auf 4r) nachweisbar. Literatur: Oettinger, Illuminator Veit, 89. — Schmidt, Gotik in NÖ, 105, Nr. 88.

Inhalt: Albertus Magnus: Expositio in evangelium Lucae.

Ausstattung: Rubrizierung. Zur Unterteilung der Kapitel insgesamt etwa 50, meist zweizeilige Lombarden in Rot und Blau. Im wesentlichen von einer einzigen Hand, lediglich eine Anzahl ausschließlich roter Lombarden, vor allem gegen Ende der Handschrift, etwas flüchtiger (z.B. 242r F, 412v H, 455r E). — Auf 3rb dreizeilige blaue Lombardinitiale P mit rotem Fleuronnée (Duktus des Initialkörpers von dem der P-Initialen der Haupthand, vgl. z.B. 77v, 451v, abweichend); auf 58ra ebensolche Initiale mit andersartigem, rosafarbenem Fleuronnée. — 25 Deckfarbeninitialen mit Blatt- oder Rankenausläufern auf 1ra, 4va, 58rb, 81ra, 95rb, 108vb, 121vb, 141ra, 159vb, 185rb, 219ra, 250va, 288va, 315rb, 327va, 345va, 357rb, 370rb, 383rb, 398rb, 418rb, 426rb, 435ra, 448rb, 460rb. [Seite 217] Zum Buchbeginn etwa zehnzeilige Initiale U(bi) mit Autorbild: Vor karminrotem Grund Albertus Magnus in Dominikanerhabit vor einem Schreibpult mit aufgeschlagenen Codex sitzend. Seine Linke hat er auf das Buch gelegt, seine Rechte führt die Feder zum Auge. Während sein Oberkörper bildparallel gegeben ist, sind Beine und Kopf in Gegenrichtung zueinander etwas zur Seite gedreht.

39 Klosterneuburg (OSA), Cod. 36-38

Thomas de Aquino

Perg. · 3 Bände: 123; I, 227; 240 Bl. · 390/400x275/290 · Klosterneuburg, um 1420

Schrift: Schriftraum 265/275x175/185, zwei. bzw. vierspaltig. 37 Zeilen in Bd.1, 40 in Bd.2, 45 in Bd.3. Der jeweils in die linke Hälfte der Kolumnen interpolierte Bibeltext mit doppelt so großem Zeilenabstand. Bibeltext und Kommentar in Textura von drei Händen (s. Shooner II 82 f.). Einband: Halbfranzbände mit Golddruck von ca. 1830/40. Geschichte: 1420 durch Kauf erworben. Die betreffende Eintragung in CCl 625A (ehemals im Stiftsarchiv als Handschrift B, historische Denkmale Nr. 38), einem Liber oblationum et anniversariorum, auf 19r zum 30.9.: Chunradus de Pirpaum, Katherina uxor eius, dominus Thomas filius eorum, canonicus, frater noster, Anna filia eorundem cum aliis amicis, quibus peragi debet octo dies ante Michahelis vel octo post. Pro quo anniversario dederunt in promptis LXIII talenta, pro quibus est empta glosa continua beati Thome super Mattheum, super Marcum dupliciter, super Lucam et super Iohannem in pergameno et textu (korrigiert zu textus) et alios (korrigiert zu alii) quam plures libros. Acta sunt anno domini millesimo etc. XXoVII. Die Zahl VII mit anderer Feder und in hellerer Tinte eingesetzt. Nicht korrekt zitiert bei Th. Gottlieb, Mittelalterliche Bibliothekskataloge Österreichs I: Niederösterreich, Wien 1915, 85, Zeile 15-19. [Seite 218] Bei Shooner II, 28, Nr. 1175 werden die zitierten Bücher mit CCl 289 (Catena super Matthaeum et Marcum) und CCl 36-38 identifiziert, als Jahr des Erwerbs wird 1427 angegeben. 1420 ist jedoch aus folgenden Gründen wahrscheinlicher: CCl 289 (die Handschrift unterscheidet sich in ihren äußeren Merkmalen wesentlich von CCl 36-38) ist laut Kolophon 1419 vollendet worden; vom Schreiber der oben zitierten Eintragung findet sich in CCl 625A nur noch eine einzige weitere, die 1421 datiert ist (wiedergegeben bei CCl 128 unter G); am Buchschmuck von CCl 36-38 beteiligte Kräfte lassen sich in Klosterneuburger Codices der frühen zwanziger Jahre nachweisen. — Der von K. Oettinger in Kirchenkunst 4, 1932, 92 auf CCl 37 bezogene, bei Cernik, Schrift- und Buchwesen, 139, Zeile 34 zitierte Rechnungsvermerk aus den Jahren 1418/1419 Item Iohanni scriptori pro libro super 4o sancte Thome II tal. kann daher mit genannter Handschrift nicht in Zusammenhang gebracht werden. — Bereits im dritten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts in der Stiftsbibliothek nachweisbar (Signatur auf 4r). Literatur: Oettinger, Illuminator Nikolaus. — Schmidt, Gotik in NÖ, 105, Nr. 84. — H. V. Shooner, Codices manuscripti operum Thomae de Aquino II, Rom 1973, 28, Nr. 1175.

Inhalt: Bd.1: Thomas de Aquino: Catena aurea in Marcum. Bd.2: Thomas de Aquino: Catena aurea in Iohannem. Bd.3: Thomas de Aquino: Catena aurea in Lucam.

Ausstattung: Rubrizierung. Zu Beginn jeder in vergrößerter Schrift interpolierten Bibelstelle sowie des darauffolgenden Kommentars rote und blaue, meist 2-3zeilige Lombarden. Diese von insgesamt vier Händen: Hand A CCl 36; Hand B CCl 37, Lage 1-12; Hand C CCl 37, ab Lage 12 (121r); Hand D CCl 38 (Handwechsel bei den Lombarden stimmt mit Handwechsel in der Schrift nicht überein). Die Lombarden der [Seite 219] Hand C flüchtig und des öfteren geperlt, die der anderen Hände sehr sorgfältig gezeichnet. — 4-5zeilige Kapitelinitialen. Als Buchstabenkörper derselben Lombarden der oben genannten Hände (die Kapitelinitialen der Hand C rot-blau geteilt). Nur die Kapitelinitialen der Hand B mit Fleuronnéeschmuck in der Gegenfarbe (violett und rosa). — Deckfarbenschmuck: Fünf Initialen verschiedener Größe, mit dreiseitigem Randschmuck auf der ersten Textseite jedes Bandes. Die einzige historisierte Initiale, zu Beginn des zweiten Bandes, wird seit Oettinger dem Illuminator Nikolaus zugeschrieben.

Bd.1: Zur Dedicatio (1ra) sechszeilige Initiale R mit Rankenausläufern, zum Prolog (1rb) vierzeilige Initiale U mit Blattfortsätzen. — Bd.2: Zum ersten Kapitel (1va) fünfzeilige Initiale I mit kurzen Blattfortsätzen, zum Textbeginn neunzeilige historisierte Initiale D(ivine) mit Autorbild: Evangelist Johannes, mit grünem Ober- und rotem Untergewand bekleidet, auf einem schräglinks wiedergegebenen, das Binnenfeld fast zur Gänze ausfüllenden, hölzernen Baldachinthron sitzend. Der Thron mit kassetierter Decke und mit einem Blattornament reliefierter Seitenwange. Auf den beiden Vorderpfosten der Seitenwangen eine Schreibfläche. Der nimbierte Evangelist, den Kopf in die Linke gestützt, schreibt auf einem über die Vorderkante der Schreibfläche herabfallenden Schriftband. — Bd.3: Zum Textbeginn 15zeilige Initiale I mit Rankenausläufern, die im Verlauf des Randschmucks und in Einzelmotiven (z.B. Art der Blattfüllung des Buchstabenkörpers) engsten Zusammenhang mit dem Deckfarbenschmuck in Bd.2 zeigt.

40 Klosterneuburg (OSA), Cod. 44-46

Simon de Cassia

Pap., Perg. · 3 Bände: 418; 349; 294 Bl. · 405x295 · Klosterneuburg, 1424 [Seite 220]

Schrift: Schriftraum 255/305x175/190. Zwei Spalten zu 38-40 Zeilen. Geschrieben in Bastarda; nach Cernik, Schrift- und Buchwesen, 108 zur Gänze von der Hand des Johannes Hilfgott de Syttavia, tatsächlich jedoch von mehreren Händen. [Seite 221] Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Geschichte: Laut Eintragung in Bd.1, 1r (zitiert bei Pfeiffer-Cernik I, 24) 1424 im Auftrag des Konvents von Klosterneuburg geschrieben. Literatur: Oettinger, Illuminator Veit, 87. — Schmidt, Gotik in NÖ, 105, Nr. 86.

Inhalt: Simon de Cassia: Expositio super totum corpus evangeliorum, lib. 1-9, 15, 10-14.

Ausstattung: Rubrizierung. Als Kapitelinitialen Lombarden; in der Mehrzahl zweizeilig und abwechselnd rot und blau. Zur Einleitung der einzelnen Bücher des Textes rot-blau geteilte, durchschnittlich fünfzeilige Lombarden. Die Lombarden von mehreren Händen: Von Hand A, der alle Lombarden des CCl 45 zuzuschreiben sind, auch der Großteil der Lombarden der anderen beiden Bände, von Hand B das äußerste Doppelblatt der ersten Lage (Bl. 1/12) in CCl 46. Von weiteren Händen die ausschließlich roten, sehr flüchtigen Lombarden der zweiten Lage in CCl 44 sowie die Buchinitialen (77r, 121v, 183v, 289r, 373v) desselben Bandes. Je eine 6-10zeilige Deckfarbeninitiale mit Rankenausläufern zu Beginn jedes Codex; seit Oettinger dem Illuminator Veit zugeschrieben.

41 Klosterneuburg (OSA), Cod. 47

Nikolaus de Dinkelsbühl

Pap., Perg. · 371 Bl. · Ca. 400x295 · Klosterneuburg, 1426

Schrift: Schriftraum ca. 280x180. Zwei Spalten zu 49-37 Zeilen. Geschrieben in Bastarda von mehreren Händen. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Geschichte: Bereits im dritten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts in den Bestand der Stiftsbibliothek einsigniert (Signatur auf 5r). Ein Klosterneuburger Rechnungsbuch vermerkt eine Zahlung von 13 Gulden im Jahre 1426 für eine Handschrift diesen Inhalts (Cernik, Schrift- und Buchwesen, 108 und 147). Literatur: Oettinger, Illuminator Veit, 87. — Schmidt, Gotik in NÖ, 105, Nr. 86.

Inhalt: Nikolaus von Dinkelsbühl: Lectura Mellicensis. (371va) Kolophon: Finis huius operis in die sancte Dorothe virginis anno domini MoCCCCoXXVIo.

Ausstattung: Rubrizierung. Zu den Distinctiones zahlreiche, meist dreizeilige Lombarden einer einzigen Hand in Rot und Blau. Zum Textbeginn zehnzeilige Deckfarbeninitiale I mit Rankenausläufern; siet Oettinger dem Illuminator Veit zugeschrieben.

42 Klosterneuburg (OSA), Cod. 58

Augustinus. Hugo de Sancto Victore. Consuetudines

Perg. · I, 39 Bl. · Ca.370x290 · Klosterneuburg, um 1420

Schrift: Schriftraum ca. 310x230. Zwei Spalten zu 36 Zeilen. Textura. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Geschichte: Vom Inhalt her eindeutig für Stift Klosterneuburg bestimmt. Besitzvermerke des 15. Jahrhunderts auf Ir, 1r, 5r, 10r, 22r, 37r.

Inhalt: (1ra) Augustinus: Regula secunda. (3vb) Hugo de Sancto Victore(?): Expositio in regulam beati Augustini. (25va) Consuetudines Claustroneoburgenses.

Ausstattung: Rubrizierung. 3-6zeilige Lombarden zu den Kapitelanfängen in Rot und Blau. Zu den, von einer einzigen Hand stammenden [Seite 222] Lombarden stilistisch einheitliches Fleuronnée in roter, blauer oder bräunlicher Tinte. Drei 5-8zeilige, unfigürliche Deckfarbeninitialen mit Rankenausläufern zu Beginn jedes der drei Teile.

43 Klosterneuburg (OSA), Cod. 128-129

Vincentius de Beauvais

Pap., Perg. · 2 Bände: 321; III, 246, I Bl. · Ca. 400x290 · Klosterneuburg, 1421

Die Wasserzeichenmarken beider Bände auch in anderen, 1420-1428 in Klosterneuburg entstandenen Handschriften nachweisbar (z.B. Jagdhorn CCl 128, 9 = CCl 44 [datiert 1424), 3 = CCl 117 [datiert 1426], 348 = CCl 139 [datiert 1428], nur Bl.8). Schrift: Schriftraum 285/295x180. Zwei Spalten zu meist 39-40 Zeilen. Geschrieben in Textualis von mehreren Händen. Geschichte: 1421 durch Kauf erworben. Die entsprechende Eintragung findet sich in CCl 625A, einem Liber oblationum et anniversariorum, auf 6r zum 14.3.: Nicolaus de Tulna, Anne uxoris sue, dominus Ludwicus presbiter (von anderer Hand am Seitenrand ergänzt: olim decanus huius monasterii) et canonicus frater noster cum aliis filiis suis dederunt XII talenta pro quibus comperati sunt duo libri speculi Vincencii anno domini Mo etc. XXIo. Zitiert, jedoch ohne den Bezug zu CCl 128, 129 herzustellen, bei Th. Gottlieb, Mittelalterliche Bibliothekskataloge Österreichs I: Niederösterreich, Wien 1915, 85, Zeile 7-10. Siehe auch unter Kat. Nr. 39, Abschnitt Geschichte.

Inhalt: Vincentius de Beauvais: Speculum historiale, lib. 1-7, 12-16.

Ausstattung: Rubrizierung. Federzeichnungen in CCl 128 am Seitenrand oder zwischen den Kolumnen: Ornamente (z.B. 60r) und teilweise qualitätvolle Köpfe (z.B. 135r-137v, 191v). Zahlreiche Lombarden, meist als dreizeilige, rote und blaue [Seite 223] Kapitelinitialen. Fleuronnéeschmuck nur in CCl 129 zu einer Reihe von Lombardinitialen (2r, 119r; zahlreich ab 193r); überwiegend in roter, aber auch in blauer und schwarzer Tinte. Zehn unfigürliche Deckfarbeninitialen, durchschnittlich achtzeilig, mit Blatt- oder Rankenausläufern, zu den Buchanfängen auf 45va, 103va, 153ra, 198vb, 263ra des ersten Bandes und auf 1ra, 49rb, 109vb, 149va, 193va des zweiten. Das erste Blatt von CCl 128 fehlend. Die Initiale zu Beginn von CCl 129 18zeilig und mit dreiseitigen Rankenausläufern.

44 Klosterneuburg (OSA), Cod. 139

Iohannes Sarisberiensis

Pap., Perg. · I, 180 Bl. · Ca. 405x285 · Klosterneuburg, 1428

B: Identische Wasserzeichenmarken in CCl 120 und CCl 121 (1423/24) nachweisbar (z.B. Kirschen CCl 139, 3 = CCl 121, 39). Schrift: Schriftraum meist 280/290x190/200. Zwei Spalten zu 46-49 Zeilen. Laut Schlußschrift auf 179r (zitiert bei Pfeiffer-Cernik I, 92) 1428 von Ulricus Menkhofer, Student zu Wien, in Auftrag des Stiftes geschrieben (...comparatus per conventum atque religiosos viros monasterii beate virginis Marie claustralis Newnburgis(!)...). Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. L. Oettinger, Illuminator Veit, 87. — Schmidt, Gotik in NÖ, 105, Nr. 86.

Inhalt: Iohannes Saresberiensis: Entheticus. Policraticus.

Ausstattung: Rubrizierung. Lombarden in den Kapitelübersichten, zur Einleitung der Buchprologe und einzelnen Kapitel. Meist zweizeilig und in Rot und Blau; der Großteil der Initialen jedoch nicht ausgeführt. — Unfigürliche Deckfarbeninitiale S mit Rankenausläufern zum Beginn der Handschrift; seit Oettinger dem Illuminator Veit zugeschrieben. [Seite 224]

45 Klosterneuburg (OSA), Cod. 273

Albertus Magnus

Perg. · 201 Bl. · Ca. 350x265 · Klosterneuburg, 1425/30

Schrift: Schriftraum ca. 245x175. Zwei Spalten zu 29 Zeilen. Geschrieben von mehreren Händen in Textualis formata. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Geschichte: Im dritten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts in der Stiftsbibliothek nachweisbar (Signatur auf 5r). Literatur: Oettinger, Illuminator Veit, 90. — Schmidt, Gotik in NÖ, 105, Nr. 85.

Inhalt: Albertus Magnus: Mariale sive quaestiones super evangelium Missus est angelus Gabriel.

Ausstattung: Rubrizierung. Rote und blaue Lombarden einer einzigen Hand als einzeilige Initialen in der Tabula (selten im Text) und als meist dreizeilige Kapitelinitialen. Zwei Deckfarbeninitialen mit Rankenausläufern: eine unfigürliche zum Beginn des Prologs auf 1ra, eine historisierte zu Beginn des Textes auf 6rb. — (6rb) Achtzeilige Initiale P. Im Binnengrund Maria mit Kind im Strahlenkranz, auf der Mondsichel stehend. Maria hält das nackte Kind auf der Rechten, der Knabe blickt zur Mutter empor und greift mit seiner Rechten nach der grünen Frucht in Marias Linker. Maria in azurblauem Gewand vor purpurfarbenem Grund. Die Madonnendarstellung nach Oettinger von Veit, nach Schmidt von Nikolaus.

46 Klosterneuburg (OSA), Cod. 290

Thomas de Aquino

Perg. · 525 Bl. · Ca. 345x245 · Klosterneuburg, um 1425

Schrift: Schriftraum durchschnittlich 240x165. Zwei Spalten zu meist 45/50 Zeilen. Geschrieben in Bastarda von mehreren [Seite 225] Händen (Handwechsel unter anderem mit 96v). Einband: Halbfranzband mit Golddruck von 1830/40. [Seite 226] Geschichte: Klosterneuburger Signatur des dritten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts auf 5r. Literatur: Oettinger, Illuminator Veit, 89, 92. — Schmidt, Gotik in NÖ, 105, Nr. 87.

Inhalt: Thomas de Aquino: Commentarius in librum quartum sententiarum Petri Lombardi.

Ausstattung: Rubrizierung. Zahlreiche Lombarden (mit wenigen Ausnahmen nur A und D) einer einzigen Hand. Zunächst meist 2-4zeilig, ab 96v (Schreiberwechsel) durchschnittlich größer. Lombarden mit Fleuronnéeschmuck derselben Hand bis 33r. Lombarden, Fleuronnée und Paragraphenzeichen bis 43r in den Farben Rot, Blau und Rosa/Grau, anschließend abwechselnd rot und blau. — 50 Deckfarbeninitialen zu Beginn jeder Distinctio. Mit Ausnahme der historisierten Initiale zum Buchbeginn unfigürliche, meist vierzeilige Initialen mit kurzen Blattausläufern. — Auf 1ra elfzeilige Initiale M mit Autorbild. Vor einer, die Funktion des Mittelschaftes der Initiale übernehmenden Figurennische Thomas von Aquin in Dominikanertracht, ein rot gebundenes Buch in Händen. Vom Buchstabenkörper ausgehende dreiseitige Blattranke. Seit Oettinger dem Illuminator Veit zugeschrieben.

47 Klosterneuburg (OSA), Cod. 321

Thomas Vallensis. Nicolaus Trivet.

Pap. · I, 138, I* Bl. · Ca. 290x210 · Klosterneuburg, 1420/30

Schrift: Schriftraum durchschnittlich 220x140. Zwei Spalten zu 40-45 Zeilen. Geschrieben von einer einzigen Hand in Textualis. Einband: Halbfranzband von ca. 1830/40. Geschichte: Klosterneuburger Besitzvermerke des 15. Jahrhunderts auf Ir, 74r und 138v.

Inhalt: Expositio super libros De civitate Dei secundum Thomam Vallensis et Nicolaum Trivet.

Ausstattung: Rubrizierung. Als Kapitelinitialen zweizeilige, rote und blaue Lombarden. Als Buchinitialen 3-6zeilige, blaue Lombarden mit rotem Fleuronnéeschmuck (auf 128v Initiale in Grau, Fleuronnée in Grün). Die Lombarden von mindestens zwei Händen (Hand A, B). Der Großteil von A; B ist neben A auf den Blättern 70r-108r nachweisbar. Unfigürliche Deckfarbeninitiale F mit Blattausläufern zum Textbeginn.

48 Klosterneuburg (OSA), Cod. 722 B

Statuten der Kreuzzeche etc.

Perg. · 27 Bl. · Ca. 350x260 · Klosterneuburg, 1421-18.Jh.

Die Angaben zu Schrift und Ausstattung beziehen sich nur auf die 1421 zu datierenden Blätter 1r-3r. Schrift: Schriftraum ca. 230x150, einspaltig, 21 Zeilen. Geschrieben in Textura von einer einzigen Hand.

Inhalt: (1r-3r) Statuten der am 28.6.1421 gegründeten Kreuzzeche (Einschlägige Literatur vermerkt bei Pfeiffer-Cernik IV, 73). (3v-20r) Mitgliederverzeichnis bis 1788.

Ausstattung: Rubrizierung. Zu den einzelnen Textabschnitten fünf Fleuronnée- und sieben Deckfarbeninitialen. Erstere 2-3zeilig, mit blauem, rosafarbenem oder goldenem Initialkörper und goldenem oder rosafarbenem Fleuronnée. Die 4-5zeiligen Deckfarbeninitialen mit Blattausläufern, die sich auf 1r, 1v und 2r um einen an der linken Schriftspiegelseite entlanggeführten Stab winden. Eine dreiseitige Blattranke nur auf 1r. [Seite 227]

49 Salzburg, Studienbibl., Cod. M II 11

Breviarium dioecesis Strigoniensis

Perg. · 444 Bl. · Ca. 225x320 · Gran, um 1430

Schrift: Schriftraum durchschnittlich 225x150. Zwei Spalten zu 31-32 Zeilen. Geschrieben in Textura. Kolumnenrahmung mit durchgehenden Doppellinien; Grundlinie der jeweils zweiten und drittletzten Zeile jeder Seite ebenfalls bis zum Seitenrand durchgezogen. Einband: Renaissanceeinband. Rindleder über Holzdeckel, mit Blinddruck verziert. Ungarn oder Österreich, letztes Drittel 15. Jahrhundert. Deckelunterteilung durch drei- oder vierfache Streicheisenlinien. Auf beiden Deckeln hochrechteckiges, von vier Rahmen umgebenes Mittelfeld. In den Rahmen die Stempel "maria" (zweiter Rahmen, der erste leer), Flechtband (dritter Rahmen) und fünfteiliges, gebogtes Blatt (vierter Rahmen). An den Schmalseiten des Mittelfeldes je ein breiter Horizontalstreifen mit gekerbten Diagonalkreuzen und Kreisplättchen. In den Ecken der verbleibenden Felder gleichartig geschmückte Viertelkreisfelder. Erneuerte Metallschließen an Lederbändern, zwei am Längsschnitt, je eine am Ober- und Unterschnitt. Geschichte: Für Georg von Palocs, Erzbischof von Gran 1423 bis 1439, angefertigt (sein Wappen am unteren Seitenrand von 8r und 236v; Schenkungsvermerk auf dem VD-Spiegel). Unter Johannes III, der 1476 von Gran nach Wien geflohen und 1482 Nachfolger Bernhards von Rohr im Salzburger Bistum geworden war, kam die Handschrift nach Salzburg (siehe Frisch a.O.). Literatur: H. Tietze, Die illuminierten Handschriften in Salzburg (Beschreibendes Verzeichnis der illuminierten Handschriften in Österreich II), Leipzig 1905, 63 f., Nr. 63. — E. Hoffmann, Pálóczy Gjörgy Estztergomi érsek két könyvéröl (Magyar bibliofil szernle), Budapest 1925. — E. Frisch, Mittelalterliche Buchmalerei. Kleinodien aus Salzburg, [Seite 228] Wien, Zell am See, St. Gallen 1949, 55 f. und Tafel V (nach Seite 64). — Ausst.-Kat. Salzburgs alte Schatzkammer, Zell am See 1967, 88 f.

Inhalt: (VD-Spiegel) Schenkungsvermerk: Liber condam(?) Georgii de Palocz archiepiscopi Strigoniensis legatus per (eum) ecclesie Strigoniensis. (1r) Kalendar der Diözese Gran. (8r) Psalterium. (75r) Hymnar. (86r) Commemoratio BMV. (94r) Temporale. (301v) Sanktorale. (472v) Dedicatio ecclesiae. (475v) Commune.

Ausstattung: Rote und blaue Überschriften. Zahlreiche ein- und zweizeilige Lombarden in Rot und Blau einer einzigen Hand. 45 Deckfarbeninitialen, darunter 16 historisierte, bisweilen mit Rankenausläufern. Der gesamte Deckfarbenschmuck von einer einzigen Hand. Die Initialen durchschnittlich achtzeilig. Standorte der Deckfarbeninitialen (bei Tietze a.O. unvollständiges Verzeichnis): 8r, 23r, 29r, 34v, 39v, 40v, 53r, 61r, 75r, 86r, 94r, 110v, 131v, 208r, 226r, 231r, 236v, 238v, 241r, 245r, 301v, 307v, 326r, 343r, 345v, 360r, 363r, 371r, 388v, 402r, 406v, 419v, 426r, 433v, 444v, 449v, 454r, 460r, 465r, 470r, 472v, 475v, 482r, 485r, 490r. Die KL-Initialen des Kalendars in poliertem Gold.

Beschreibung der figürlichen Initialen: (8r) B(eatus) zu Psalm 1. David leicht schräg thronend spielt die Harfe. Am unteren Seitenrand zwei Engel mit Wappen des Georg von Palocs. — (94r) .... zum ersten Adventsonntag. Kniender Bischof, die Hände gefaltet. — (110v) A(ve) zu Geburt Christ. Anbetung des Kindes. Bildparallele Krippe mit Kind, dahinter Halbfigur der anbetenden Gottesmutter. — (131v) O(mnes). Taufe Christi. — (208r) A(lleluia). Ostersonntag. Resurrectus in strenger Frontalität vor dem Sarkophag stehend; die Rechte segnend erhoben, in der Linken die Kreuzesfahne. [Seite 229] — (226r) P(rimus). Himmelfahrt Christ. Beine des Auferstandenen über dem Auffahrtsberg. — (231r) V(eni). Pfingstsonntag. Maria, von zwei Aposteln flankiert, am Boden hockend. — (238v) S(acerdos). Fronleichnam. Elevatio hostiae. Vor der leicht schräg gestellten Altarmensa der die Hostie emporhaltende Priester in Seitenansicht. — (326r) O(mnipotens). Mariä Reinigung. Darbringung. Das nackte Kind auf der bildparallelen Altarmensa liegend, von Maria und dem Hohepriester flankiert. — (343r) V(ere). Verkündigung. Dreiviertelfigur Mariens mit Kind. Der mit einem dünnen Schleier bekleidete Knabe sitzt die Arme vor der Brust gekreuzt auf Marias Rechter; mit ihrer linken Hand hält Maria den linken Fuß des Jesusknaben. — (345v) O. Adalbert. Dreiviertelfigur des Bischofs mit Krümme und Märtyrerpalme. — (360r) D(escendit). Geburt Johannes des Täufers. Johannes am Boden hockend, eine Scheibe haltend. — (363r) F(ons). Ladislaus. Dreiviertelfigur des Königs mit Streitaxt und Reichsapfel. — (402ra) V(idi). Himmelfahrt Mariens. Thronende Maria mit Kind. — (406va) C(onfessor). Stephanus. Dreiviertelfigur des Königs mit Reichsapfel. — (419v) S(ancta). Geburt Mariens. Im Strahlenkranz Halbfigur Mariens mit Kind. Einige der vermutlich mit Deckfarbeninitialen geschmückten Blätter herausgetrennt. [Seite 230]

50 Klosterneuburg (OSA), Cod. 125

De proprietatibus rerum

Pap., Perg. · I, 456 Bl. · Ca.405x285/290 · Klosterneuburg(?), 1435/1440

Äußerstes und innerstes Doppelblatt jeder Lage aus Pergament. Wasserzeichen: Blume, Freie Waage, Dreiberg in Kreis. Schrift: Schriftraum 280/285x185/190. Zwei Spalten zu 48 Zeilen auf Stiftlinierung. Kolumnenrahmung in roter Tinte durch durchgehende Linien: in Vertikalrichtung einfache Begrenzungslinien, in Horizontalrichtung Doppellinien. Geschrieben in Bastarda von mehreren Händen (Handwechsel auf 151r ?). Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Geschichte: Signatur der Stiftsbibliothek aus der Mitte des 15. Jahrhunderts auf Ir. Literatur: Schmidt 1963, 110, Nr. 142 (mit Literatur).

Inhalt: (1r-455v) Naturenzyklopädie. Tit.: Incipit phisocosmus de proprietatibus rerum. Der größte Teil des Textes ist folgenden Werken entnommen: Michael Scotus, Liber introductorius; Thomas Cantimpratensis, Liber de natura rerum; Albertus Magnus, Mineralia, De animabus; Galeacius a sancta Sophia, Onomasticon de simplicibus. Der Letztgenannte, in der Handschrift als Magister Galeaticus de Padua bezeichnet, 1394/1405 als Mediziner in Wien tätig (Biographische Daten und Literatur zu diesem bei P. Uiblein, Acta Facultatis Artium Universitatis Vindobonensis 1385-1416, Graz-Wien-Köln 1968, 512 f.).

Ausstattung: Rote Kolumnenrahmung, Seitentitel und Rubriken, Rote Paragraphenzeichen, Auszeichnungsstriche von Satzmajuskeln und zahlreiche Interpunktionsstriche in meist paragraphenähnlicher Form nur bis 72v. Zahlreiche Lombarden in Rot und Blau von zwei Händen (Handwechsel mit Beginn der achten [Seite 231] Lage, das heißt mit Blatt 73r). Zu den kleineren Textabschnitten meist 2-3zeilig, zu den größeren 4-8zeilig mit ornamental geteiltem, rot-blauem Buchstabenkörper. — Sternbilderreihe auf 7ra-16ra: 48 Darstellungen; ein Bild (Triangel auf 12r) nicht ausgeführt. Die Sternbilder als kolorierte Federzeichnungen, in von roten Doppellinien gerahmten rechteckigen oder quadratischen Feldern in Kolumnenbreite (45/100x85/80) eingesetzt, jeweils auf den entsprechenden Textabschnitt folgend. Zur Kolorierung wird vorzugsweise Graubraun, Gelbbraun, Blau und Rosa verwendet.

(7r) Aries. Thaurus. (7v) Gemini. Cancer. (8r) Leo. Virgo. Libra. (8v) Scorpio. Sagittarius. Capricornus. (9r) Aquarius. Pisces. (9v) Ursa maior. Ursa minor. Draco inter ursas. (10r) Draco. Hercules. Corona. (10v) Serpentarius. Boetes. (11r) Agitator. Ciseus (Cepheus). Casepia (Cassiopeia). (11v) Equus vespertinus. Andromeda. (12r) Perseus. Triangulus (mit leerem Feld nach dem entsprechenden Textabschnitt). Elocia sive gallina. (12v) Lira. Cignus. Wltur volans. (13r) Wltur cadens. Cetus. Eridanus. (13v) Delfin. Oryon. (14r) Canis. Lepus, Navis. (14v) Austronochus. Demon meridianus. Piscis magnus. (15r) Puteus. Centharus. (15v) Serpens longus (Hydra, Corvus, Crater). Anticanis. Equus secundus. (16r) Terebellum. Vexillum. (Die oben angeführten Sternbild-Bezeichnungen im Wortlaut der Handschrift).

51 Wien, ÖNB, Cod. 5415

Astronomische Sammelhandschrift

Pap., Perg. · 265 Bl. · Ca.290x215 · Wien(?), 1433/35

B: Zahlreiche eingehängte Pergamentblätter mit astronomischen Zeichnungen. Pergamentfälze in den Lagenmitten. Wasserzeichenmotive: Rosette, fünfblättrig, überhöht von Kreuz (mindestens drei verschiedene Einzelmarken); Dreiberg im Kreis, überhöht von Kreuz; freie Waage; Amboß. [Seite 232] Schrift: Schriftraum meist 190/193x120/125, durchschnittlich 28-29 Zeilen. Schriftspiegelbegrenzung durch durchgehende Doppellinien in Rot. Am unteren und rechten Seitenrand ein 5-6cm breiter Streifen durch einfache rote Linien vom Seitenrand abgegrenzt. Geschrieben von einer einzigen Hand in Textualis cursiva. Einband: Rotes Schafleder über Holzdeckeln mit einfachem Streicheisenlinienmuster: im von Doppellinien gerahmten Mittelfeld des VD und HD eine eingeschriebene Raute aus einfachen Linien und ein Andreaskreuz aus Doppellinien. Zwischen Bl. 241 und 242 ein Pergamentfalz; der Rest eines ursprünglich als Nachsatzblatt verwendeten Handschriftenfragmentes. Geschichte: Auf Grund des Klosterneuburger Stiftswappens auf 33v wohl alter Besitz des Stiftes. Am VD Exlibris der Wiener Stadtbibliothek. Literatur: Saxl 1927, 150-155. — W. Voss, Eine Himmelskarte vom Jahre 1503 mit dem Wahrzeichen des Wiener Poetenkollegiums als Vorlage Albrecht Dürers, in: Jb der Preussischen Kunstsammlungen 64, 89-150. — Z. Ameisenowa, The Globe of Martin Bylica of Olkusz and celestial maps in the east and in the west (Monografie z Dziejów nauki i techniki 11). Wroclaw-Krakow-Warszawa 1959, 35 f. — K. Fischer, Ein Beitrag zur Geschichte der Sternatalanten, in: Bohemia. Jb. des Collegium Carolinum 11. München 1970, 339. — Unterkircher II/1, 145. — Ausst.-Kat. Das Werden eines neuen astronomischen Weltbildes... Wien 1973, 21.

Inhalt: Astronomische Texte.

Ausstattung: Rot: Schriftraumbegrenzung, Foliierung, Auszeichnungsstriche der Satzmajuskeln, Unterstreichungen, Paragraphenzeichen, Überschriften. Lombarden meist 3-4zeilig, alternierend in Rot und Blau, von einer einzigen Hand. Zu Beginn einzelner Textabschnitte etwas vergrößert und mit ornamental rot-blau geteiltem Buchstabenkörper. — Federzeichnungen: Unfigürliche astronomische Zeichnungen, vor allem auf eingehängten Pergamentblättern. Sternkarten auf den eingehängten Pergamentblättern (Versoseite [Seite 233] jeweils leer) 168 (ca.375x280/295; nördliche Himmelshälfte) und 170 (215/225x280/285; südliche Himmelshälfte). Ein in den Text interpolierter Sternbildkatalog auf 217r-251r. Größe der Darstellungen stark schwankend: von wenigen Zentimetern bis etwa zwei Drittel des Schriftspiegels. Verzeichnis der Sternbilder bei Saxl a.O. und in folgender Zusammenstellung. — In der folgenden Auflistung der Sternbilddarstellungen des Cvp 5415 und CCl 125 werden ikonographisch stark abweichende durch einen Asterisk gekennzeichnet. In die Liste sind auch alle neben einzelnen Darstellungen mit kaum sichtbaren Stift eingetragenen Zeichen eingesetzt worden.

SternbildCvp 5415CCl 125
Kleiner Bär217r9vb
Großer Bär218r9va
Drache219r10ra
Cepheus*220r11ra
Bootes221r10vb
Nördl. Krone221v10rb
Herkules*222v10rb
Leier223v12va
Schwan224r12rb
Kassiopeia224v11rb
Perseus225v12ra
Fuhrmann226r11ra
Schlangenträger, Schlange227r10va
Pfeil227v13ra
Adler228r12vb
Delphin228v13va
Kleines Pferd229r15vb
Pegasus229v11va
Andromeda*230v11vb
Triangel230vnicht ausgeführt [Seite 234]
Widder231v7ra
Stier232v7rb
Zwillinge233v7va
Krebs234r7vb
Löwe235r8ra
Jungfrau236r8rb
Waage236v8rb
Skorpion237v8va
Schütze238r8vb
Steinbock (Seeziege)239r8vb
Wassermann240r9ra
Fische241r9rb
Wal242r13ra
Orion243r13vb
Eridanus244r13rb
Hase244v14rb
Großer Hund245r14ra
Kleiner Hund245v15vb
Schiff Argo246v14rb
Wasserschlange, Becher, Rabe247v15va
Kentaur, Wolf249r15rb
Altar240r (?????)15ra
Südliche Krone250v 
Südlicher Fisch251r14vb
Austronotus 14va
Bohrer 16ra
Fahne 16ra
Milchstraße 14vb
[Seite 235]

52 Budapest, Bibl. academiae scientiarum Hungariae lat. cod. 4o 27

Missale O.S.A. Claustroneoburgensi

Perg. · 355 Bl. · Quartformat · Klosterneuburg, ca. 1440/50

Beschreibung des Codex bei Radó a.O. Die nachfolgende Beschreibung, ohne Erfassung der äußeren Merkmale der zahlreichen Nachträge (in der Textbeschreibung eingerückt), ist als Ergänzung zu Radó gedacht. Schrift: Schriftraum 265x160, 28-30 Zeilen (Kanon 20 Zeilen). Linierungsschema wie in CCl 78. Geschrieben von mehreren Händen in Textura und Textualis. Der Kanon vom Schreiber des CCl 616 (siehe dort), im übrigen Text unter anderem der Schreiber des CCl 78 (siehe dort) nachweisbar (z.B. auf 185v, 190r). Literatur: P. Radó, Libri liturgici manuscripti bibliothecarum Hungariae et limitropharum regionum. Budapest 1973, 131, Nr. 20.

Inhalt: (VD-Spiegel, 1rv) Verschiedene Nachträge. — (2r-6v) Liturgisches Kalendar. — (7r-144a v) Temporale vom 1. Adventsonntag bis 25. Sonntag nach Pfingsten. — (144b r-146v) Nachträge: Präfationen mit Notation. — (147r-149v) Präfationen ohne Notation, Gloria, Credo. — (150a rv, 150/1r-150/2r) Nachträge: Weinweihe, Offertoriumsgebete, Singweisen für Gloria und Ite, missa est. — (150/2v) Kanonbild. — (150/3r-150/11v) Kanon mit anschließenden Gebeten, Rezeßformular. — (151r-250v) Sanktorale. — (250v-279v) Commune. — (279v-303r) Verschiedene Messen und Gebete: De BMV, Totenmessen, Votivmessen für Montag bis Freitag. — (304r-327v, HD-Spiegel) Verschiedene Nachträge.

Ausstattung: Rubrizierung. Zahlreiche ein- und zweizeilige Lombarden in Rot und Blau. Vergrößerte Lombarden, bisweilen rot-blau geteilt, meist 4-6zeilig, zu Beginn von Hauptfesten; mit Fleuronée [Seite 236] nur auf 11v. Lombarden der Kanonlage von anderer Hand. Deckfarbenschmuck auf 7r und 150/2v von Illuminator Michael, auf 150/3r und 150/6v vom sog. "Meister der Klosterneuburger Missalien".

(7r) Fünfzeilige Initiale A(d). Im Binnengrund kniend betender Papst in Seitenansicht vor Raumecke. Die Buchstabenkörper-Fortsätze umwinden einen am linken Seitenrand entlanggeführten, von einer Perlenreihe begleiteten Stab, der am oberen und unteren Seitenrand in eine wellenförmig bewegte Blattranke übergeht. In der des unteren Seitenrandes ein Affe mit Spiegel. — (150/2v) Kanonbild. Tafelbildartig profilierter, von Perlenreihen wie auf 7r umgebener Rahmen. Im Binnengrund Goldranken mit großen Blüten in Deckfarbenmalerei. Nach vorne zu sockelartig umbrechendes Felsterrain. Der größenmäßig dominierende Christus mit durchgestreckten Gliedern und stark nach rechts gebogtem Körper; die Augen geöffnet, mit einem knapp sitzenden, durchscheinenden Lendentuch bekleidet. Maria und Johannes mit gefalteten Händen zum Kreuz emporblickend. — (150/3r) Sechszeilige Initiale T(e). Ölberg. Christus in leichter Schrägansicht im Vordergrund kniend, die Hände betend vor die Brust erhoben. Das ansteigende Terrain ist nach hinten zu von einem Weidenzaun abgegrenzt und mit streumusterartig verteilten Bäumchen und rechts mit drei Zypressen bestanden. Zweiseitige Blattranke. — (150/6v) Am unteren Seitenrand halbfiguriger Schmerzensmann: Christus in Orantenhaltung im Sarkophag stehend.

53 Klosterneuburg (OSA), Cod. 97

Henricus de Segusia

Perg. · I, 397 Bl. · 430x310/320 · Klosterneuburg, 1427-1429

Schrift: Schriftraum meist 295/305x205/210. Zwei Spalten zu 60-80 Zeilen. Geschrieben in kleiner, gedrängter Textualis von der Hand des Petrus de Lebeta (siehe Kolophon); auf Grund übereinstimmender Schriftmerkmale von diesem auch CCl 121 [Seite 237] (1423/24) und CCl 117, ab 151r. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Geschichte: Signatur der Stiftsbibliothek aus dem dritten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts auf 4r. Literatur: Schmidt 1963, 105, Nr. 91.

Inhalt: (Irv) Fragment eines liturgischen Kalendars einer Klosterneuburger Handschrift. Klosterneuburg, 1. Drittel 15. Jahrhundert. (1r-395v) Henricus de Segusia: Summa super titulis decretalium. (395va) Kolophon: Explicit summa... que scripta est per Petrum de Lebeta et inchoata est tempore egregii doctoris Iohannis de Pertoldsdorff anno domini XXVIIo canonicum (korrigiert zu canonici) monasterii Newnburgensis claustralis et plebanum ecclesie sancti Martini. Eo mortuo completa est per venerabilem dominum dominum Georium prepositum eiusdem monasterii anno XXIXo, pro qua(!) Deus gloriosus cum matre sua gloriosa sit benedictus in secula seculorum. Amen.

Ausstattung: Rubrizierung. 2-4zeilige Lombarden zu Beginn der Tituli in Rot und Blau; von derselben Hand wie in CCl 121 und im von Petrus Lebeta geschriebenen Teil des CCl 117. 12-16zeilige Deckfarbeninitialen mit Rankenausläufern zum Prolog und zu Buch 2-5 (1r, 93v, 182v, 258v, 299v) von der Hand des Illuminators Michael.

(1r) A(lpha). Gott Vater, vor einer Architekturfolie thronend. Gott Vater, mit Spitzbart und grauen Haaren, leicht nach rechts gewandt sitzend, hält Szepter und Reichsapfel in den Händen und ist mit einer Tiara mit Kronreif bekrönt. Sein grau-violetter, teilweise stark aufgehellter Mantel mit ockerfarbenem Futter breitet sich am Boden aus. Die durch den Initialbalken abgetrennte, gelbbraune Hintergrundsarchitektur zeigt einen zentralperspektivisch gegebenen Innenraum mit zwei schwarzen, rundbogigen Fensteröffnungen in den Seitenwänden und einen über die volle Breite des Innenraums bildparallel gestellten, sockelartigen Holzthron. Auf den [Seite 238] Rankenstengeln am oberen Seitenrand zwei spiegelbildartig angeordnete Vögel, in der nach unten zu auslaufenden Rankenschlinge am linken Seitenrand ein Affe mit Spiegel.

54 Klosterneuburg (OSA), Cod. 121

Dinus Mugellanus. Iohannes Andreae

Pap. · I, 161, I* Bl. · Ca.410x290 · Klosterneuburg, 1423/24

Schrift: Schriftraum meist 265/280x175/185. Zwei Spalten zu 60-70 Zeilen. Zum Schreiber siehe unter CCl 97 (Kat. Nr. 53). Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Geschichte: Die bei Cernik, Schrift- und Buchwesen, 145 aus den Rechnungsbucheintragungen der Jahre 1423-1424 zitierte Notiz Item pro questionibus mercuriales III flor. bezieht sich wohl auf Teil II dieser Handschrift, der aufgrund mit Teil I übereinstimmender äußerer Merkmale (verwendete Papiersorten, Schrift, Ausstattung) unmittelbar nach diesem geschrieben worden ist. Gesichert ist, nach den Wasserzeichen zu schließen, eine Datierung zwischen 1420/30. Älteste Signatur der Stiftsbibliothek aus der Mitte des 15. Jahrhunderts auf Bl. 1r. Literatur: Schmidt 1963, 106, Nr. 96.

Inhalt: (Irv, I*rv) Glossiertes Infortiatum-Fragment. — Teil I: (1r-36r) Dinus de Mugello: De regulis iuris. — Teil II: (41r-160r) Iohannes Andreae: Quaestiones mercuriales. (I*) Siehe oben.

Ausstattung: Rubrizierung. Als Kapitelinitialen meist sechszeilige, häufig geperlte Lombarden, mit einfachen Aussparungen im Buchstabenkörper (zu den Lombarden siehe unter Kat. Nr. 53). Je eine unfigürliche Deckfarbeninitiale mit Rankenausläufern als Einleitung der beiden Teile der Handschrift. Dieselbe Hand in CCl 65-68 nachweisbar, wahrscheinlich jedoch nicht mit Illuminator Michael zu identifizieren. Gegenüber diesem bestehen sowohl Unterschiede im Kolorit (bei Michael kräftiger) als auch in Einzelformen (Rahmen, Binnengrund-Ornamentik, Rankenblattformen). [Seite 239]

55 Klosterneuburg (OSA), Cod. 78

Missale OSA Claustroneoburgensi

Perg. · I, 318 Bl. · Ca.385x275 · Klosterneuburg, um 1440

Schrift: Schriftraum meist 255/265x160/165. 30 Zeilen (im Kanon 20) auf Tintenlinierung. Begrenzungslinien des Schriftspiegels sowie Grundlinie der ersten und vorletzten Schriftzeile bis zu den Seitenrändern durchgezogen. Geschrieben in Textura von einer einzigen Hand. Von derselben der Grundstock (ausgenommen 89r-97v) des CCl 613 (Kat. Nr. 56) und ein Teil des Budapester Missales (Kat. Nr. 52). Einband: Kalbleder über Pappe, mit negativem Blinddruck. Klosterneuburg, 18. oder 19. Jahrhundert. Literatur: Schmidt 1963, 105, Nr. 92.

Inhalt: (1r-2v) Nachträge. (3r) Liturgisches Kalendar. (9r) Temporale vom 1. Adventsonntag bis Fronleichnam. (146v) Ordo missae. (149r) Präfationen. (151r) Kanon mit anschließenden Gebeten. Rezeßformular. (159r) Temporale für die Zeit nach Trinitatis. (185r) Sanktorale. (266r) Commune. (289v) Verschiedene Messen und Gebete. (308r-318r) Verschiedene Nachträge.

Ausstattung: Rubrizierung. Zahlreiche rote und blaue Lombarden einer einzigen Hand; meist ein- oder zweizeilig, zu Formularanfängen meist dreizeilig. Mit flüchtigem, rosafarbenem Fleuronée im Binnengrund und an der Außenkontur sowie mit meist rot-blau geteiltem Buchstabenkörper die dreizeiligen Lombarden zu Beginn der Formulare auf 10r, 11r, 12r, 13r, 14r, 17r. Mit fleuronnéeähnlichem Ornament in der jeweiligen Gegenfarbe auch die ein- bis dreizeiligen Lombarden im Kanon. Die Fleuronnéeinitiale (Buchstabenkörper und Fleuronnée) auf 26v von anderer Hand. — Elf unfigürliche Deckfarbeninitialen, zwei historisierte und [Seite 240] sechs Miniaturen zu Beginn der Hauptfeste und Hauptabschnitte des Missales. Ein- und zweizeilige Goldinitialen zum Beginn jener Formulare, denen eine Miniatur vorangestellt ist. Der Deckfarbenschmuck von der Hand des Illuminators Michael. Standort der Initialen und Miniaturen (unfigürliche Initialen ohne Asteriskus): 9r*, 18r, 19v, 21r*, 27v, 28v*, 35r, 36r, 110r*, 128v*, 134r*, 142r, 145v, 151r*, 154v*, 159r, 190r, 289v, 293r. Die Initialen 3-10zeilig. Initialgrund plastisch gerahmt. Als Binnengrund-Ornamentik ein stilisierter "Strauch" (z.B. 35r, 190r), ein Rautenmuster auf 19v und 128v, stilisiertes Fleuronnée des Doldentypus auf 36r. Die Miniaturen 8-13zeilig; keine zur Gänze gerahmt, auf 9r und 28v mit unregelmäßigem Abschluß. Alle Initialen und Miniaturen in Blätter oder Ranken auslaufend oder von solchen tangiert. Dreiseitige Ranken mit geradlinig verlaufendem Rankenstengel an der linken Seite des Schriftspiegels auf 9r, 21r, 142r, 151r. In den Ranken nebst stilsierten Blüten Stiftswappen (9r), Affe, Tiermaske (21r), halbfiguriger Schmerzensmann (151r), Vogel (289v).

Beschreibung der figürlichen Darstellungen: (9r) 1. Adventsonntag: Interzession. Fürbitte Mariens vor Christus und der Taube des Hl. Geistes für den Chorherrenpropst Georg Müstinger (1418-1442). Maria und Christus thronen auf einer mit rotem Tuch überschlagenen bildparallelen Sitzbank. Zwischen ihnen kniet der von Maria empfohlene, den ihn segnenden Christus anbetende Chorherrenpropst, bekleidet mit weißem Superpelliceum und hellgrauem Almutium (zur Chorherrenkleidung siehe Schabes 44-52). Über seinem Haupt die Taube des Hl. Geistes. Das Ende des Mantelumhangs Mariens wird von einem Engel gehalten, der, den linken Rahmen der Miniatur überschneidend, aus einem Blattkelch in Fortsetzung des Rankenstengels am linken Seitenrand herauswächst. Die Szene spielt vor einem von vier Engeln gehaltenen damaszierten Ehrentuch in einem Innenraum. Dessen linke Schmalseite ist durch ein Fenster geöffnet, das den Blick auf eine [Seite 241] in Luftperspektive gesehene Gebirgslandschaft freigibt. Rückwand und Decke des Raumes zeigen einen komplizierten Aufbau: Die durch eine Balkendecke verbundenen, mit Maria und Christus korrespondierenden Architekturmotive sind aus der Baldachinthron-Architektur abzuleiten, werden jedoch durch Anbringung eines Flaschentrockners, eines Handtuchhalters und einer Stellage mit einem Becher zu Bestandteilen der Rückwand bzw. Decke des Innenraums umgedeutet. Oberhalb der Taube des Hl. Geistes ist die Rückwand von einer Wolkenkrause mit herabzüngelnden Flammen durchbrochen. In der Blattranke des unteren Seitenrandes das von zwei Engeln gehaltene Stiftswappen; in Rot eine weiße Sturzkrücke. — (21r) Geburt Christi, 3. Messe: Anbetung des Kindes. Maria im Vordergrund kniend, das nackte Kind in einer Krippe aus geflochtenen Weiden anbetend. Zu Füßen Mariens die stark verkleinerten Gestalten von Ochs und Esel, in Haupthöhe das vorbereitete Bad. Die genannten Elemente stehen wie der Auferstandene auf 110r vor grünem Grund, der von Felsformationen gerahmt wird. Im oberen Teil des Bildfeldes ein Holzdach auf freien Stützen, zwei Hirten und eine Schar Engelsköpfe. Die gesamte Darstellung mit einer Architektureinfassung in Form eines fragmentierten Kastenraums, von dem nur die linke, sich in einen weiteren Raum öffnende Schmalseite und die nicht zur Gänze durchgezogene Holzbalkendecke vorhanden sind. (28v) Epiphanie. Die in den rechteckigen Zwickel zweier Rankenstengel hineingesetzte Miniatur reicht etwa zur Hälfte in den Schriftraum hinein, hat keinen regelmäßigen Umriß und ist nicht gerahmt. Maria in leichter Schrägansicht thronend, das nackte Jesuskind auf der Linken, rechts davon die drei Könige. Das Jesuskind hält die ausgestreckten Arme im spitzen Winkel vom frontal gesehenen Oberkörper ab und hebt mit der Linken den Mantelsaum Mariens an. Der älteste König kniend, eine geöffnete Schatulle in der Rechten, mit der Linken einen Gewandzipfel Mariens haltend. Die beiden anderen Könige hinter ihm stehend, Ostensorien in den Händen. Die Architektur der Szene aus zwei etwa zentralperspektivisch wiedergegebenen Räumen bestehend, die durch einen gemeinsamen, in der Mitte bogenförmig ausgebuchteten Sockel verbunden [Seite 242] sind. Links, als architektonisches Ambiente für Maria, ein baldachinthronartiges Gehäuse mit nur einer, die Miniatur links begrenzender Seitenwand mit einem etwas geöffneten Wandschrank, der ein Buch und zwei Beutel erkennen läßt. Rechts, als Kulisse für die drei Könige, ein Raumwürfel mit Holzbalkendecke und halber Bogenöffnung an der vorderen und korrespondierender dunkler an der hinteren Wand. — (110r) Ostersonntag: Auferstehung. Christus entsteigt in Frontalität dem annähernd bildparallel gestellten, verschlossenen Sarkophag, die Rechte segnend erhoben, in der Linken die Kreuzesfahne. An den Schmalseiten des Sarkophags drei gewappnete Wächter. Der Resurrectus wie in der Szene der Anbetung des Kindes auf 21r vor grünem, von Felsformationen gerahmten Grund. Dieser wird hier zusätzlich durch einen geflochtenen Weidenzaun eingegrenzt. Hintergrundlandschaft wie auf 9r. — (128v) V(iri): Himmelfahrt. Im unteren Teil des Bildfeldes vier stehende Figuren: ein Engel, das Geschehnis Petrus und zwei weiteren Jüngern verkündend. Dahinter der Auffahrtsberg, oben die Füße des in den Wolken entschwindenden Christus. — (134r) Pfingstsonntag: Herabkunft des Hl. Geistes. Maria und einige Apostel zu ihrer Rechten in einer zentralperspektivisch gesehenen Raumnische auf dem zum Beschauer hin sockelartig umbrechenden Boden sitzend. Dieser und die Decke des Raumes gehen in je einen Rankenstengel über. Die Rückwand des Raumes ist durch einen großen, rechts abgeschnittenen Bogen geöffnet; dahinter eine weitere Raumnische. Die blaue Decke dieses Anraumes mit Wolkenkrause und herabstoßender Taube des Hl. Geistes. — (151r) T(e igitur): Ölberg. Vor einem Wiesengrund mit stark gebogtem, von einem Weidenzaun abgeschlossenen Horizont Christus mit gefalteten Händen kniend. In der linken Bildhälfte drei Bäumchen, in der rechten die Gruppe der drei schlafenden Jünger sowie der Felsen mit dem Kelch. Im Zwickel zwischen Felskontur und rechtem Bildrand ein Engel mit gefalteten Händen schwebend. In einem Rankenmedaillon am unteren Seitenrand ein etwa zweizeiliger, halbfiguriger [Seite 243] Schmerzensmann in Oranshaltung, aus einem Blütenkelch wachsend. — (154v) Halbfiguriger Schmerzensmann, der Friedenskuß-Formel Habete vinculum pacis... vorangestellt. Auf einem grünen Hügel der in diesen wie versenkt wirkende Sarkophag mit dem Schmerzensmann. Christus hat das dornenbekrönte Haupt mit geschlossenen Augen gesenkt, die Linke erhoben, die Rechte an die Lendengegend gelegt. Der Oberkörper Christi vor rechteckigem blauen Grund.

56 Klosterneuburg (OSA), Cod. 613

Missale Claustroneoburgensis

Perg. · II, 188 Bl. · Ca.320x225 · Klosterneuburg, 1430/35

Schrift: Schriftraum meist 215/225x130/140. 28 Zeilen (Bl. 99r-106v 21 Zeilen). Geschrieben in Textura vom Schreiber des CCl 78 (siehe dort); nur 89r-97v von einer zweiten Hand. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Literatur: Schmidt 1963, 106, Nr. 94.

Inhalt: Liturgische Nachträge von mehreren Händen der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf Bl. Ir-IIr, 88v, 97v-98v, 165r-169v, 181r-188v. (1r-72v) Temporale (Feste nicht in streng chronologischer Abfolge); interpoliert die Feste Mariä Lichtmeß (52r) und Verkündigung Mariä (53v). (72v-83r) Hohe Feste: Mariä Himmelfahrt, Augustinus, Mariä Geburt, Kirchweihe, Allerheiligen, Mariä Empfängnis. (83v-88r) Gloria, Credo. Präfationen ohne Notation. Meßgebete zu Maria und zur Gemeinschaft der Heiligen. (89r-97v) Präfationen mit Notation. (99r-106v) Canon missae und anschließende Gebete. (106v-156v) Sanktorale. (156v-164v) Verschiedene Messen und Gebete: De BMV, de sancta cruce, pro defunctis, pro fundatore, pro patre et pro matre, pro pace, pro peccatis. (170r-180r) Sanktorale; nur Meßgebete. [Seite 244]

Ausstattung: Rubrizierung. Blaue Paragraphenzeichen, als Endmotiv häufig ein Kleeblatt (z.B. 34r, 118r). Zahlreiche, fast ausschließlich 1-2zeilige Lombarden in Rot und Blau von drei Händen. Hand A auf 1r-97v, 107r-126v, 157r-164v, 170r-180v. Hand B auf 99r-106r, 127r-156v und vereinzelt auf den von Hand A ausgestatteten Blättern: z.B. 32r E(xaudivit), 44v E(tenim), 66r C(ibavit), 67r A(ccipite), 123v S(acerdotes), 126r E(xclamaverunt) und — ausschließlich — auf dem auch mit einer Deckfarbeninitiale ausgeschmückten Doppelblatt 42/45. Von Hand C alle roten Lombarden auf 154v-156v sowie etwa 63r C(aptivitatemque) und 108v D(a). — Fleuronnée in der Gegenfarbe zu fast allen der linksbündigen Initialen von einer einzigen Hand. — Zu Beginn der Hauptfeste drei unfigürliche Deckfarbeninitialen (74r, 80v, 107r), 19 historisierte und drei Miniaturen von der Hand des Illuminators Michael. Die Initialen in ihrer Größe stark schwankend (4-13zeilig). Alle mit Blatt- oder Rankenausläufern. In den Ranken stilisierte Blüten; auf 1r, 53v, 72v Vögel.

Beschreibung der figürlichen Darstellungen: (1r) A(d), 13zeilig, zum ersten Adventsonntag. Devotionsbild. In einer Raumecke mit zwei Anräumen rechts die schräg in den Bildraum gestellte Altarmensa (auf dieser unter anderem eine dreifigurige Kreuzigungsgruppe), links ein kniend Betender in Pontifikalornat. In den beiden vertikalen Buchstabenkörperteilen je ein stehender Engel in Camaieu. In der Blattranke am unteren Seitenrand das von einem Engel gehaltene Familienwappen des Propstes Georg Müstinger (1418-1442): in Blau ein im Ellbogen geknickter geharnischter Arm mit Fackel. — (39r) D(ominus), 9zeilig, zu Geburt Christi, 1. Messe. Thronende Maria mit Kind. Die fast frontal gesehene Maria hält das nackte Kind, das seine Rechte um ihren Arm gelegt hat, an ihre rechte Wange geschmiegt. Sie sitzt auf einem länglichen Polster, der auf einer mit Stoffbahnen belegten Bank aufliegend vorzustellen ist. Dahinter eine paravantartige Architekturfolie: [Seite 245] eine zentralperspektivisch gesehene Raumnische mit fensterartig durchbrochenen Seitenteilen und blauer "Decke". — (40v) L(ux), vierzeilig, zu Geburt Christi, 2. Messe. Maria deckt das in einer geflochtenen Krippe liegende Kind zu. Als Ambiente ein Kastenraum in Schrägansicht. — (42v) P(uer), zehnzeilig, zu Geburt Christi, 3. Messe. Anbetung des Kindes. Maria links im Vordergrund kniend, das Kind in einer Krippe aus geflochtenen Weiden anbetend. Rechts im Vordergrund die stark verkleinerten Gestalten von Ochs und Esel. Der Wiesengrund mit gebogtem Horizont wird von einem Bretterzaun eingefaßt, der eine Seitenwand des großen Stallgebäudes bildet. Hinter dem Zaun die beiden Hirten. — (47v) E(x), siebenzeilig, zu Unschuldige Kinder. Kindermord. Vor dem Buchstabenkörperbalken ein Gewappneter, der einem Kind, das er an einem Arm hochhält, das Schwert in die Seite stößt. Ihm gegenüberstehend eine Frau. Hinter dem Buchstabenkörperbalken eine kastenförmige Architektur in Schrägansicht; mit blauer Decke und rotem Ziegeldach. — (49r) Beschneidung, siebenzeilig. In einem schräg gesehenen Kastenraum die gleichfalls schräg gestellte Altarmensa mit dem daraufliegenden Jesusknaben. Hinter der Mensa der Beschneider, an ihren Schmalseiten Maria und Josef bzw. Anna. Neben dem Kastenraum ein Stück der Tempelmauer; auf dieser drei Ölleuchten. — (50r) E(cce), neunzeilig, zu Epiphanie. Im unteren Teil des Binnenfeldes, den Balken des Buchstabenkörpers zum Teil überschneidend die drei Könige und die rechts in Schrägansicht thronende Maria, die den Königen das nackte Kind entgegenhält. Im oberen Teil des Bildfeldes Architekturmotive. — (52r) S(uscepimus), neunzeilig, zu Mariä Lichtmeß. Darbringung. Die bildparallele Altarmensa wird flankiert von Maria und dem Hohepriester, der den von Maria dargebrachten nackten Jesusknaben in Empfang nimmt. Als Hintergrundsarchitektur eine zentralperspektivisch gesehene Raumnische. — (53v) R(orate), achtzeilig, zu Mariä Verkündigung. Links des Buchstabenschaftes der kniende Verkündigungsengel, dessen Schriftband die Verbindung [Seite 246] zum Binnenraum der Initiale herstellt. In diesem kniet vor einem schräg gestellten Holztisch Maria; die Arme vor der Brust gekreuzt, den Kopf zum Engel zurückgewandt. Die Hintergrundsarchitektur ist unabhängig vom Initialkörper konzipiert. — (55r) N(os), achtzeilig, zu Gründonnerstag. Dreifigurige Kreuzigung. Beide Assistenzfiguren annähernd frontal gesehen. Maria hat die Hände vor der Brust gekreuzt, Johannes hält in den unter dem Mantel verborgenen Händen ein Buch. — (57v) R(esurrexi), zwölfzeilig, zu Ostersonntag. Auferstehung. Im Vordergrund der leicht schräg ins Bild gestellte Sarkophag und drei schlafende Wächter. Christus, von einem Strahlenkranz umgeben, in Schrägansicht. Er hat ein Bein auf den Sarkophag (verschlossen) gesetzt, die Rechte segnend erhoben und hält in der anderen den Kreuzesstab mit abflatternden, dreilappiger Kreuzesfahne. Der gebogte, von drei Bäumchen besetzte Wiesengrund von einem geflochtenen Weidenzaun abgeschlossen. Dahinter, in der oberen Bildhälfte, ein Kastenraum. — (62v) V(iri), zehnzeilig, zu Himmelfahrt Christi. Im Vordergrund ein Apostel und Maria in Schrägansicht hockend. Dahinter, beiderseits des Auffahrtsberges, je drei weitere Köpfe. Oben die Beine Christi. — (64r) S(piritus), zehnzeilig, zu Pfingstsonntag. Ausgießung des Hl. Geistes. Im unteren Teil des Bildfeldes Maria und die Apostel mit gefalteten Händen sitzend, im oberen Teil Architektur. — (68r) B(enedicta), neunzeilig, zum Trinitätsfest. Messe. Vor dem schräg ins Bild gestellten Altar die Rückenfigur eines knienden Klerikers; flankiert von zwei stehenden, deren rechter die Krümme hält. Im Hintergrund Architektur. Im Buchstabenkörper ein Engel in Camaieu. — (70v) C(ibavit), sechszeilig, zu Fronleichnam. Elias und der Engel. Elias liegt auf einem begrünten Hang, zu seinen Häupten Brot und ein Wasserkrug. Von der Hangkontur überschnitten der Engel. — (72v) G(audeamus), elfzeilig, zu Mariä Himmelfahrt. Marientod. Vor der schräg ins Bild gestellten Bettstatt Maria mit vor der Brust gekreuzten Armen und die Apostel kniend. In den Wolken Büste Gott Vaters mit der Seele Mariens. Architekturkulisse in der Art der Beschneidungsszene (49r). [Seite 247] — (77r) G(audeamus), fünfzeilig, zu Geburt Mariens. In einem Kastenraum Anna im Wochenbett, davor das Kind im Bade, zu Seiten des Holzbottichs ein Krug. Anna beugt sich zu ihrem Kind herab, mit der Rechten die Wasserprobe vornehmend, während sie die Linke neben dem Bottich aufstützt. — (79v) T(erribilis), elfzeilig, zu Kirchweihe. Christus und Zachäus. Rechts Zachäus im Baum, links Christus mit Redegestus, gefolgt von den Aposteln. Am über den Häuptern der Akteure hochgezogenen Horizont ein Felsen, zwei Bäume und ein kreuzförmig angelegter Kirchenbau mit Vierungsturm und Kreuzesfahne im Osten. — (82v) G(audeamus), zehnzeilig, zu Mariä Empfängnis. Begegnung an der Goldenen Pforte. In einem Kirchenraum Anna und Joachim einander umarmend. — (99r) T(e igitur), neunzeilig (ca. 100x95), zum Kanonbeginn. Ölberg. Im Zentrum des Bildfeldes, den Schaft des T fast zur Gänze verdeckend, der schräg gesehene kniende Christus in Oranshaltung. Rechts die weit kleineren schlafenden Jünger sowie der Felsen mit dem Kelch und der Engel mit Spruchband. Hinter dem geflochtenen Weidenzaun am gebogten Horizont links Judas mit einer Schar Soldaten. In den Ranken des unteren Seitenrandes das Familienwappen des Propstes Georg Müstinger (siehe auch Bl. 1r). — (102v) Kruzifixus und halbfiguriger Schmerzensmann. In der linken unteren Blattecke ein etwa fünfzeiliger Kruzifixus mit eng anliegendem, durchscheinenden Lendentuch. Der Schmerzensmann in die letzten drei Schriftzeilen des Blattes; in den Text des Kanongebetes Domine, Iesu Christe, qui dixisti apostolis tuis... interpoliert. Wie in CCl 78 steht der Sarkophag auf einem flachen grünen Hügel und wird nur der Oberkörper Christi von einem hochrechteckigen Feld umschlossen. Christus hat das dornenbekrönte Haupt mit offenen Augen zur Seite geneigt; die vor dem Unterleib gekreuzten Arme halten Rute und Geißel. [Seite 248]

57 Klosterneuburg (OSA), Cod. 682

Ptolemaios

Perg. · I, 225 Bl. · 360/365x265/270 · Klosterneuburg, 1435

Schrift: Schriftraum ca. 225x155. Meist 42 Zeilen. Geschrieben in rechtsgeneigter, flüssiger Bastarda formata von einer einzigen Hand; laut Kolophon von Martin Mospekch, Bakkalaureus der artistischen Fakultät in Wien. Einband: Blindstempeleinband, 1438 im Stift angefertigt (siehe die bei Cernik, Schrift- und Buchwesen, 157, Zeile 656 zitierte diesbezügliche Rechnungsbucheintragung). Geschichte: Besitzvermerke des Stiftes aus dem 15. Jahrhundert auf 2r, 102r und 224r. Die zeitgenössische Signatur "Liber secundus" auf dem VD getilgt. Literatur: Schmidt 1963, 105, Nr. 93.

Inhalt: (2r-224r) Ptolemaios: Almagest. Kolophon: Anno domini millesimo quadringentesimo tricesimo quinto proxima feria secunda post dominicam qua in ecclesia cantatur Reminiscere finitus est iste liber Almagesti in alma universitate studii Wyennensi per Martinum Mospekch arcium baccalarium studii eiusdem etc.

Ausstattung: Rubrizierung. Lombarden, meist 3-4zeilig, in Rot und Blau, einer einzigen Hand. Die Kapitelinitialen bis zu sechszeilig; auf folgenden Blättern mit Fleuronnée einer Hand in der jeweiligen Gegenfarbe: 2v, 28r, 37v, 42r, 69v, 91v, 110v, 141r, 153v, 158v, 173r, 191v, 203v, 206v, 214r. — Zum Buchbeginn elfzeilige Deckfarbeninitiale Q(uidam) mit Autorbild von der Hand des Illuminators Michael. Vor einem zentralperspektivisch wiedergegebenen Innenraum mit seitlichen Festeröffnungen, blauer Decke und an den Seitenwänden entlanggeführter sockelartiger Sitzgelegenheit der Autor in Schrägansicht thronend. Er hat die Rechte in die Hüfte gestützt, während die ausgestreckte Linke das goldene Astrolabium emporhält. Der linke Arm sowie der bildparallel ausgestreckte rechte Fuß überschneiden die Bildraumbegrenzung. [Seite 249]

58 Wien, ÖNB, Cod. Ser.n. 15166

Iacobus de Voragine

Pap. · 409 Bl. · 410x290 · Wien(?), 1440/50

Schrift: Schriftraum ca.285x180. Zwei Spalten zu 33-39 Zeilen. Geschrieben von mehreren Händen in Bastarda formata (Handwechsel z.B. auf 65r). Cadellen. Einband: Blindstempeleinband des Meisters Mathias; Wien, um 1450. Geschichte: Siehe Mazal a.O. Literatur: O. Mazal, Neuerwerbungen: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Ser. n. 15166, in: Codices manuscripti 1 (1975) 29. — Ausst.-Kat. Erwerbungen der Österreichischen Nationalbibliothek 1968-1977, 38, Kat. Nr. 25/3.

Inhalt: (1r-408r) Iacobus de Voragine: Leben der Heiligen, Winterteil (deutsch). Beschreibung siehe Mazal a.O. Folgende Legenden sind versehentlich nicht erwähnt worden: 183r (ein Blatt Textverlust am Beginn) Mariä Empfängnis, 239r (ein Blatt Textverlust am Beginn) Drei Könige.

Ausstattung: Rubrizierung. Rote Lombarden, meist vierzeilig, zum Beginn der Legenden und einzelner Kapitel. Häufig mit angesetztem Halbpunkt in halber Schafthöhe, öfters mit ornamentalen Aussparungen im Buchstabenkörper. Die Lombarden von einer einzigen Hand. Die Miniatur zum Buchbeginn sowie die zehn unfigürlichen Deckfarbeninitialen (45v, 55r, 72v, 99v, 115v, 163r, 176v, 296r, 333r, 368v) mit Blatt- oder Rankenausläufern von der Hand des Illuminators Michael. Nach Bl. 182, 203, 210, 213 und 238 jeweils ein Blatt mit dem ursprünglich wohl durch eine Miniatur oder Deckfarbeninitiale eingeleiteten Textanfang folgender Legenden herausgeschnitten: Mariä Empfängnis, Thomas ap., Stephanus, Johannes, Drei Könige.

(1r) Zwölfzeilige, hochrechteckige Miniatur zum Beginn der Michael-Legende: Garganus auf der Jagd nach dem entlaufenen Rind. Der Bildraum ist mit gestaffelten Hügelkulissen in den Farben Gelb/Braun, Schwarz/Weiß, Schwarz/Braun und Blau/Weiß [Seite 250] gefüllt. Andeutung einer Luftperspektive durch dem Horizont zu stark aufgehellte blaue, bewaldete Hügel. In die Landschaft interpoliert Architekturmotive (weiße Häuser und Türme, mit schwarzen Fenstern und roten Dächern). im Vordergrund die Abreviatur einer Stadt, über dieser — im Hintergrund, jedoch in weit größerem Maßstab — ein einfaches Kirchengebäude mit Apsis. Links im Vordergrund, vom vordersten Bodenstreifen halb verdeckt, Garganus, auf das Rind einen Pfeil abschießend. Am linken Bildrand ein die Miniatur tangierender Rankenstab. Seine linke Seite ist mit drei goldenen, halbkreisförmigen Feldern besetzt und von rosafarbenen Parallellinien und einer Perlenreihe konturiert. In der wellenförmigen Ranke am unteren Seitenrand zwei stilisierte Blüten in Medaillonfeldern. Der Text wird durch eine vierzeilige Goldinitiale E(s), deren Mittelbalken nicht ausgeführt worden ist, in der oberen Ecke der Miniatur eingeleitet.

59 Wien, ÖNB, Cod. 326

Iacobus de Voragine

Perg. · III, 288 Bl. · 540x360 · Wien, 1446-1447

Schrift: Schriftraum ca. 370/375x235. Zwei Spalten zu 47 Zeilen. Geschrieben in Bastarda formata. Einband: Rindleder über Holzdeckeln mit Blinddruck; Wien, um 1450. Literatur: Holter 1955, 223. — Schmidt 1963, 106 f. — Unterkircher II/1, 17. — Ziegler ....ff. — Holter CM, 8.

Inhalt: (1r-.......) Iacobus de Voragine: Legenda aurea.

Ausstattung: Rubrizierung. Dreizeilige Lombarden in Rot und Blau zu den den einzelnen Heiligenlegenden vorangestellten Kapiteln "de nomine". Bisweilen mit schlichtem Fleuronnée (z.B. 4v, 10r) in verschiedenen Farben (auf 7v z.B. in Gelb). Zu Beginn jeder Legende meist eine durchschnittlich zehnzeilige Miniatur oder historisierte Initiale mit Blatt- oder Rankenausläufern. [Seite 251]

Übersicht der am Buchschmuck beteiligten Illuminatoren:
LageBlattIlluminator
11-8Martinus
(1r Albrechtsminiator)
29-16Michael
317-24Missalien-Meister
4-2525-199Martinus
26-29200-231Missalien-Meister
30232-239Martinus
31240-247Michael
32248-255nicht illuminiert
33256-263Missalien-Meister
34264-271Michael
35272-279Missalien-Meister
36280-286nicht illuminiert


Verzeichnis der Darstellungen von der Hand des Missalienmeisters: (19r) Johannes Evangelist, (21r) Unschuldige Kinder, (22v) Thomas von Canterbury, (23v) Silvester. — (200v) Matthäus, (202r) Mauritius, (203v) Justina, (205r) Cosmas und Damian, (206r) Pharseus, (206v) Michael, (210r) Hieronymus, (212r) Remigius, (212v) Leodegarius, (213r) Pelagia, (214r) Margarita, (214v) Thaisis, (215r) Franciscus, (219r) Dionysius, (221r) Calixtus, (221v) Leonhardus, (223r) Lucas, (225v) Chrysantius, Maurus und Darius, (226r) Ursula, (227v) Simeon, (229v) Quintinus, (229v) Eustachius. — (256v) Chrysogonus, (257r) Katharina, (260r) Saturninus, (260v) Leonhardus, (261v) Johannes abbas, (261v) Moses abbas, (262r) Arsenius, (262r) Agathon, (262v) Barlaam, (263r) Jacobus, (272v) Sepharius, (273v) Ladislaus, (274v) Heinrich, (276r) Proiectus, Eucharius, (276v) Alexander), (276v) Sergius und Bacchus, (277r) Martialis, (277v) Verena, (278r) Timotheus, (278r) Brigitta, (278v) Dorothea, (279v) Walpurga, Kirchweihe.

Verzeichnis der Darstellungen des Illuminators Michael: (10r) Lucia, (11r) Thomas ap., (13v) Geburt Christi, (16r) Anastasia, (16v) Stephanus. — (243r) Brictius — (243v) Elisabeth — (264v) Pastor — (265r) Pelagius, (266v) Caecilia, (268v) Clemens. [Seite 252]

60 Wien, ÖNB, Cod. 1767

Gebetbuch (lat.)

Perg. · 315 Bl. · 383x235 · Wien, 1447-1448

Schrift: Schriftraum meist 380x228. Zwei Spalten zu 37 Zeilen. Geschrieben in Bastarda formata in zwei Größen. Einband: Rindleder über Holzdeckeln mit Blinddruck; Wien, um 1450. Literatur: Holter 1955, 223. — Schmidt 1967, 161, Nr. 98. — Ziegler .... ff. — Unterkircher II/1, 30. — Holter CM, 18.

Inhalt: (2r) Kalendar mit "Tabula signorum". (10r) Stundengebete. (247r) Vigiliae mortuorum. (257r) Cursus de BMV. (261v) Lobpsalmen mit Litanei. (267v) Suffragien. (272r) Modus et forma confitendi. (280r) Stundengebete zu Martinus, (289r) Katharina, (294v) Andreas. (299v) Tabula. 300rv und die folgenden 14 unfoliierten Blätter liniert, jedoch unbeschrieben.

Ausstattung: Rubrizierung. Zahlreiche rote und blaue Lombarden, fast ausschließlich einzeilig, von mehreren Händen. Etwa drei Dutzend Lombarden mit Fleuronnée von zwei Händen (Hand A z.B. auf 79r, 79v, 82r, 86r, 224v, 271r, Hand B z.B. auf 235r, 240r, 290r — von dieser auch das Fleuronnée in Cvp 326). Zu Beginn der einzelnen Stundengebete und anderen Abschnitte des Gebetbuches meist zehnzeilige historisierte Initialen mit Blatt- oder Rankenausläufern; zu größeren Unterabschnitten in der Regel durchschnittlich 3-4zeilige unfigürliche Deckfarbeninitialen mit kurzen Blattausläufern. Eine Reihe von Farbvorschreibungen in winziger Schrift sind teils in den Initialen selbst, teils neben diesen erhalten: z.B. zu den beiden Initialen auf 177vb "gol p(lau)" und "g(rün) gol", wobei die jeweils erste Farbangabe auf den Buchstabenkörper, die jeweils zweite auf den Initialgrund zu beziehen ist. [Seite 253]

Übersicht der am Buchschmuck beteiligten Illuminatoren und Nennung der historisierten Initialen
LageBlattIlluminator
1II-9IIrv, 1r leer, 1v, 2r Martinus, 2v-7v Missalienmeister
210-19Albrechtsminiator: (10r) Geburt Christi
320-29Michael: (25r) Johannes Evangelist
430-39"Illuminator der vierten Lage"
540-49Albrechtsminiator: (47r) Beschneidung
650-59"Illuminator der vierten Lage"
760-69Albrechtsminiator: (64r) Epiphanie
870-77Michael
978-87Missalienmeister. Martinus: (79v) Darbringung
1088-95Missalienmeister. Martinus: (91r) Verkündigung
1196-103"Illuminator der vierten Lage". Martinus: (99v) Kreuzigung
12104-113Missalienmeister. Martinus: (108v) Ostermorgen
13114-123Missalienmeister. Martinus: (121r) Georg
14124-131Missalienmeister
15132-140Missalienmeister. Albrechtsminiator und Missalienmeister: (134*r) Florian, (139v) Helena
16141-148Missalienmeister. Albrechtsminiator Bl.144/145: (145v) Erasmus
17149-158Missalienmeister. Albrechtsminiator Bl.151/156: (151v) Ausgießung des Hl. Geistes
18159-166Martinus: (161v) Trinität, (163v) Enthauptung Joh. des Täufers
19167-174Michael. Albrechtsminiator Bl.167/174: (167r) Trinität. Martinus: (171v) Messe [Seite 254]
20175-184Missalienmeister: (177r) Vitus, (181v) Petrus und Paulus. Meister des CCl 605: Bl.179/180
21185-194Missalienmeister: (187v) Heimsuchung, (191v) Heinrich
22195-203Missalienmeister. Albrechtsminiator Bl.196/202: (169v) Christophorus, (202r) Marientod
23204-213Missalienmeister. Albrechtsminiator Bl.206/211 und 207/210: (207r) Bartholomaeus, (211v) Aegidius
24214-221Michael: (215r) Geburt Mariä, (220r) Matthäus
25222-231Missalienmeister. Albrechtsminiator Bl.223/230 und 226/227: (226r) Michael, (230r) Allerheiligen
26232-241Missalienmeister. Albrechtsminiator Bl.234/239 und 235: (235v) Leonhardus, (239r) Barbara
27242-249Missalienmeister. Martinus Bl.244/247: (244r) Apollonia, (247r) Totenmesse
28250-259Missalienmeister. Martinus Bl.252/257: (257r) Beweinung Christi
29260-269Missalienmeister. Martinus: (261v) David, (267v) Notgottes, Veronika, Pfingsten, (268r) Michael, Georg, Sigismundus, (268v) Achatius, Christophorus, Leonhardus, (269r) Eustachius, Petrus, (269v) Bartholomäus, Matthaeus, Florianus
30270-279Missalienmeister: (270r) Sebastian, Kruzifixus und Maria, thronende Maria mit Kind, (270v) Magdalena, Barbara, (271r) Helena, Kreuzigung, Altar. Martinus: (272r) Beichtender
31280-289Martinus: (280r) Martin, (289r) Katharina
32290-299Martinus: (294v) Andreas
[Seite 255]

61 Klosterneuburg (OSA), Cod. 72

Missale O.S.A. Claustroneoburgensis

Perg. · I, 391, I* Bl. · Ca.345/350x235 · Klosterneuburg, 1452

Schrift: Schriftraum ca.240x155. 31 Zeilen (auf 181r-188r 20 Zeilen). Geschrieben von einer einzigen Hand in Textura. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Literatur: Schmidt 1963, 107, Nr. 107.

Inhalt: Liturgische Nachträge von verschiedenen Händen der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf Irv, 188v, 388-391v, I*rv. (1r) Liturgisches Kalendar; zum 15. 11. Anniversarium Leopoldi pii marchionis fundatoris huius ecclesie. (8r) Temporale vom 1. Adventsonntag bis Fronleichnam. (148r) Präfationen mit Notation. (175v) Ordo missae: Ankleidegebete, Stufengebete. Johannisweinweihe. Präfationen. (180r) Kanon mit anschließenden Gebeten. Rezeßformular. (189r) Temporale für die Nachpfingstzeit. (240r) Sanktorale. (329r) Commune. (355v-387v) Verschiedene Messen und Gebete. (387v) Kolophon: Hoc missale comparavit frater Oswaldus, conversus et professus monasterii Newburgensis. Actum anno domini 1452. Geschrieben von der unter anderem auf 388r tätigen Nachtragshand.

Ausstattung: Rubrizierung. 1-5zeilige Lombarden in Rot und Blau einer einzigen Hand; zu den Formularanfängen meist zweizeilig, die KL-Initialen etwa fünfzeilig. Zu den Hauptfesten bzw. Hauptabschnitten des Missales insgesamt 30 Deckfarben- oder Goldinitialen. Standorte (historisierte Initialen mit Asteriskus): 8r*, 19v, 21r, 22v, 30r, 95v, 102v, 114r*, 132r, 136r*, 143r, 146v, 181r*, 189r, 245v, 267v, 289v, 301v, 307r, 308v, 322v*, 329r, 330r, 339v, 340v, 345v, 351r, 355v*, 364v*, 365r. Kanonbild auf 180v; zwei Kanon-Miniaturen (Kruzifixus und Schmerzensmann) auf 184v und 185r. — Die Advent-, Ostersonntag- und T(e igitur)-Initialen (8r, 114r, 181r) in grüner Deckfarbe, mit wellenförmig bewegter [Seite 256] Blattrankenfüllung. Alle übrigen Initialen in poliertem Gold, mit eingravierter stilisierter Federranke und Punktpunzierung; nur auf 322v im Buchstabenkörper die Konturen einer blattranke von der Form wie auf 8r, 114r und 181r durch eine dichte Punktreihe angegeben. Außengrund in poliertem Gold nur zur Advent- und Ostersonntaginitiale, ansonsten in Blau oder Rosa. Als Binnengrundornamentik stets Spiralranken derselben Art. Diese auf blauem Grund in Weiß, auf rosa Grund in Purpur oder (bei hervorgehobenen Darstellungen) in Gold. Zur Mehrzahl der Initialen und Miniaturen Rankenausläufer unterschiedlicher Länge: von ca. 10 Schriftzeilen bis über volle Blatthöhe oder -breite. Stilisierte Blüten und Vögel in den Ranken auf 8r und 322r.

Beschreibung der figürlichen Darstellungen: (8r) A(d) zum ersten Adventsonntag. David, in azurblauem Gewand mit Pelzkragen, schräg auf einem gelben Thron ohne Rücklehne sitzend und die Harfe rührend. Boden dunkelbraun, gebogter Horizont. — (114r) R(esurrexi), Ostersonntag. Auferstehung. Christus, in ein zinnoberrotes Gewand gekleidet, die Kreuzesfahne in der Linken, hat die Rechte segnend erhoben. Hinter ihm der geöffnete, bildparallel angeordnete Sarkophag. — (136r) S(piritus), Pfingstsonntag. Im oberen Bildfeld, in einem längsovalen Goldfeld, die Taube des Hl. Geistes. — (180v) Kanonbild (220x153/155). Breiter, plastischer, mit aufgelegten Blattornamenten gezierter Rahmen in Grün. In der Mitte jeder Rahmenseite setzt ein sich unmittelbar darauf teilender Rankenast an. Rosafarbener Initialgrund mit einfachen blauen Blüten als Endmotive. Dreifigurige Kreuzigung. Aus einem zerklüfteten grauen Erdhügel herauswachsend das Kreuz mit dem nach rechts gewandten Dreinagelkruzifixus. Am Fuße des Kreuzes ein Knochen und ein Totenschädel. Die frontal gesehenen Assistenzfiguren haben ihre Häupter zum Gekreuzigten geneigt. Maria hat ihren Mantel über das Haupt gezogen und führt mit der Linken ein Tuch zu ihren Augen, Johannes hat seinen Kopf in die Rechte geschmiegt und hält in der Linken ein rotes Buch. [Seite 257] Maria ist mit einem blauen, ocker gefütterten Mantel, Johannes mit einem grünen, grau gefütterten Mantel und grauem Untergewand bekleidet. — (181r) T(e) zum Kanon-Beginn. Geißelung. Der Buchstabenschaft fungiert als Geißelsäule, an die Christus von hinten gefesselt ist. In jeder Bildhälfte ein auf Christus losschlagender Scherge. — (184v) Zur Mischungsformel Kruzifixus-Miniatur (55x45) am unteren Seitenrand. — (185r) In den Kanontext (nach dem Friedensgebet) interpolierte Miniatur (70x65) eines Schmerzensmannes: Christus in Oranshaltung, flankiert von Geißel und Rute, im vom rechten Bildrand überschnittenen Sarkophag stehend. — (322v) L(oquebar) zu Katharina. Katharina und Chorherr. Auf gewölbtem, dunkelbraunen Boden rechts Katharina schräg auf einem gelben, rücklehnenlosen Thron sitzend, ein geöffnetes Buch auf den Knien, ihr Attribut zur Rechten. Links ein kniend anbetender Chorherr, angetan mit weißem Superpelliceum, dunkelbraunem, mit Pelzschwänzen besetzten Almutium und rosafarbener Tonsurkappe (zur Chorherrenkleidung siehe Schabes 44-52). — (355v) S(alve) zum Commune-Formular für Maria. Stehende Maria mit Kind. Ponderation und Drapierung der Maria wie auf 180v. Das nackte Kind hat seinen rechten Arm um den Nacken der Mutter gelegt und blickt auf die blauen Blumen in seiner ausgestreckten Linken. Maria hat mit ihrer Linken das Kind um die Hüfte gefaßt, während sie mit ihrer anderen Hand zwischen den Unterschenkeln des Kindes durchgreift. — (364v) R(equiem) zur Totenmesse. Links ein wie auf 322v gekleideter Augustiner-Chorherr, einen Weihwasserbottich in der Linken und den Aspergill schwingend. Rechts eine schräg ins Bild gestellte und vom rechten Bildrand überschnittene Bahre mit einem schwarz verhüllten Sarg. Boden wie auf 8r.

62 Klosterneuburg (OSA), Cod. 606

Misssale O.S.A. Claustroneoburgensis

Perg. · I, 282 Bl. · Ca.280x200 · Klosterneuburg, 1445/1450 [Seite 258]

Schrift: Schriftraum 190/200x125/130. 27 Zeilen (137r-145r 17 Zeilen). Grundstock der Handschrift von drei verschiedenen Händen in Textura: 1. Hand 11r-90v, 137r-205r, 263r-264v, 2. Hand 91r-119r, 206r-262v, 3. Hand 122r-135r. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Literatur: Schmidt 1963, 107, Nr. 106.

Inhalt: (1r-10r) Nachträge: Kalendar, Rubricae ad missam. (11r) Temporale vom ersten Adventsonntag bis 25. Sonntag nach Pfingsten. Kirchweihe- und Altarweihe-Meßformular. (122r) Präfationen mit Notation. (136v) Kanon mit anschließenden Gebeten. (146r) Sanktorale. (206r) Commune. (232r) Commune-Meßformular zu Maria. (239r) Verschiedene Messen und Gebete. (262v-282r) Nachträge verschiedener Hände.

Ausstattung: Rubrizierung. Meist 1-2zeilige Lombarden in Rot und Blau; von verschiedenen Händen. Unter den die einzelnen Formulare einleitenden Lombarden jene, die dem Klosterneuburger Florator von 1430/60 zuzuschreiben sind, häufig mit Fleuronnée (z.B. 13r, 13v, 14v). Von anderer Hand das die Schmerzensmann-Miniatur konturierende Fleuronnée. 13 Deckfarbeninitialen (die auf 232r von anderer Hand). Standorte (historisierte Initialen mit Asteriskus): 11r*, 62v*, 79r, 81r, 137r*, 146r, 153v*, 159r*, 160v, 167v*, 169r, 187r, 232r*. Kanonbild auf 136v, Schmerzensmann-Miniatur auf 141v. Nur die Adventinitiale neunzeilig, die übrigen Initialen 3-6zeilig. Die Ornamentik der Deckfarbeninitialen (ausgenommen 232r) identisch mit der in CCl 72. Vögel in den Blattranken auf 11r und 159r.

Beschreibung der figürlichen Darstellungen: (11r) A(d) zum ersten Adventsonntag. Links ein betend kniender Chorherr (Kleidung der Chorherrn von CCl 72, 322v entsprechend), rechts oben das Vera icon. — (62v) R(esurrexi) zum Ostersonntag. Auferstehung. Ikonographie und Farbgebung CCl 72, 114r entsprechend. [Seite 259] — (136v) Kanonbild (190x130). Breiter, plastischer Rahmen in Grün mit reliefartigem Muster aus einer Abfolge großer, langgezogeneer Rauten und Kreise. Ansetzart der Ranken und Binnengrundornamentik identisch mit CCl 72, 180v. Dreifigurige Kreuzigung. Christus hängt mit durchgestrecktem Körper am Kreuze, den Kopf zur rechten Schulter geneigt, den Oberkörper leicht in Gegenrichtung gedreht. Er ist mit einem kurzen, straff sitzenden Lendentuch bekleidet, seine Füße sind überkreuzt. Die Assistenzfiguren sind wie in CCl 72 frontal gesehen und haben ihre Häupter zum Gekreuzigten geneigt. Maria hat die Hände vor die Brust erhoben; im übrigen entsprechen die Assistenzfiguren ikonographisch jenen von CCl 72. — (137r) T(e) zum Kanon-Beginn. Geißelung. In der Ikonographie von CCl 72, 181r. — (141v) In den Text der Mischungsformel interpolierte Schmerzensmann- Miniatur (ca. 47x42). Christus mit vor dem Unterleib gekreuzten Händen, Geißel und Rute haltend, steht im vom rechten Bildrand überschnittenen Sarkophag. — (153v) S(uscepimus) zu Mariä Reinigung. Darbringung. Vor der schräg gestellten Altarmensa mit dem darauf ausgestreckten nackten Kind kniet Maria, hinter der Altarmensa der Hohepriester. Fragmentierter, kastenförmiger Innenraum mit Kasettendecke. — (159r) R(orate) zu Verkündigung Mariä. Links Maria mit erhobenen Händen hinter einem Betpult kniend, rechts der in Profil gesehene, kniende Engel mit Schriftband. — (167v) D(e) zu Geburt Johannis des Täufers. Johannes vor mit kleinen Bäumchen streumusterartig bedeckten und mit einer Zypressenreihe am Horizont abschließenden Wiesengrund stehend weist mit der Linken auf Buch und Lamm in seiner Rechten. — (232r) S(alve) zum Commune-Formular für Maria. — Maria auf der Mondsichel trägt auf ihrer Rechten das nackte Kind, das einen Arm um den Hals der Mutter gelegt hat und in der anderen Hand eine rote Frucht oder Blüte hält. [Seite 260]

63 Klosterneuburg (OSA), Cod. 609

Missale O.S.A. Claustroneoburgensis

Perg. · I, 327 Bl. · Ca.295x205 · Klosterneuburg, um 1300 und 1450

Die nachfolgenden Bemerkungen beziehen sich nur auf den 1450 entstandenen Teil des Codex. Schrift: Schriftraum ca. 210x135/140. 26 Zeilen (163r-168v 22 Zeilen). Geschrieben in Textura. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Literatur: Schmidt 1963, 107, Nr. 103.

Inhalt: (Irv) Graduale-Fragment, Anfang 14. Jahrhundert. Am oberen Seitenrand in Schrift des 15. Jahrhunderts: Iste liber comparatus anno Lmo. (1rv, 8rv) Rubrica de sanctis. (2r-7v) Kalendar, um 1300. (9r) Temporale vom 1. Adventsonntag bis Fronleichnam. (72v) Sanktorale-Hauptfeste. (114v) Commune. (139r) Commune-Teilformular für Maria. (146v) Gesangsteile der Totenmesse. (147v) Ordo missae: Gloria, Credo, Präfationen, Ankleidegebete. (162v-168v) Kanon mit anschließenden Gebeten. (169r-326v) Sakramentar von um 1300 (ausgenommen Bl. 169rv). (327rv) Graduale-Fragment wie Irv.

Ausstattung: Rubrizierung. 1-2zeilige rote und blaue Lombarden von der Hand des 1430/60 tätigen Klosterneuburger Florators. Deckfarbenschmuck: Drei Initialen und zwei Miniaturen; mit Ausnahme von 14v und 165v mit Blattrankenausläufern.

Beschreibung der figürlichen Darstellungen: (9r) A(d), neunzeilig. 1. Adventsonntag. — Links das Stifterpaar - Agnes und der ein Kirchenmodell hochhaltende, in einen blauen, mit goldenen Lerchen bestreuten Mantel gekleidete Stifter Markgraf Leopold III. —, rechts ein Bischof und zwei Chorherren. Zwischen diesen beiden Gruppen kniet ein Chorherr, von dessen Händen ein Schriftband mit den Worten Delicta iuventutis mee et ignorancias meas ne [Seite 261] memineris (Ps. 24,7), domine. Misere mei, Deus ausgeht. Auf Grund des Wappens zu seinen Füßen (in Rot ein weißer Turm) ist dieser wohl als Propst Simon von Thurm (1442-1451) zu identifizieren, obgleich sein Almutium nicht in hellgrauer sondern in dunkelbrauner Farbe gehalten ist (zur Chorherrenkleidung s. Schabes 44-52). In den Rankenmedaillonfeldern am unteren Seitenrand drei Wappen: Deutsches Reich (der einköpfige Adler jedoch rückwärtsblickend), Alt-Österreich (das spätere Wappen von Niederösterreich) und das Wappen des Stiftes Klosterneuburg. (14v) P(uer), vierzeilig. Geburt Christi, 3. Messe. — Buchstabenkörper in poliertem Gold mit eingravierter Wellenranke vor blauem Initialgrund mit Federranke in Weiß. (162v) Kanonbild (210x135). Rahmen, Binnengrundornamentik, Blattranken völlig identisch mit jenen von CCl 606, 136v. Ikonographisch von CCl 606, 136v lediglich durch die veränderte Handhaltung Mariens (in CCl 609 hat sie die Hände vor die Brust erhoben) unterschieden. (163r) T(e), sechszeilig. Kanon-Beginn. — Geißelung. Ikonographie wie CCl 606, 137r. Buchstabenkörper in CCl 609 mit flächiger Blattfüllung. (165v) Am unteren Seitenrand Schmerzensmann-Miniatur (ca. 48x50) vor leerem Pergamentgrund; ikonographisch CCl 72, 185r entsprechend.

64 Klosterneuburg (OSA), Cod. 616

Missale O.S.A. Claustroneoburgensis

Perg. · I, 301 Bl. · Ca.330x235 · Klosterneuburg, 1445/1450

Schrift: Schriftraum meist 235/240x155. 27 Zeilen (164r-169v 20 Zeilen). Geschrieben in Textura von einer einzigen Hand. Einband: Halbfranzband mit Golddruck von ca. 1830/40. Literatur: Schmidt 1963, 107, Nr. 104.

Inhalt: (1r) Johannisweinweihe. (2r) Kalendar. (9r) Temporale vom 1. Adventsonntag bis 25. Sonntag nach Pfingsten. (142r) Commune-Formular zu Maria. (149r) Präfationen mit Notation. (163v) Kanon mit anschließenden Gebeten. (171r) Sanktorale. (247r) [Seite 262] Commune. (270r) Verschiedene Messen und Gebete. (288r-301r) Nachträge von verschiedenen Händen.

Ausstattung: Rubrizierung. 1-2zeilige Lombarden in Rot und Blau von der Hand des 1430/60 tätigen Klosterneuburger Florators. Bisweilen mit gegenfarbigem Fleuronneacute;e (z.B. 63v, 147v) von derselben Hand. — Deckfarbenschmuck: Kanonbild, vier Miniaturen, eine historisierte Initiale, 15 unfigürliche Initialen. Standorte (figürliche Darstellungen mit Asteriskus): 9r*, 19r, 25r, 95v, 109r, 111v, 118r, 120r, 142r*, 163v*, 164r, 166v*, 167r*, 180v, 203v, 219v*, 222v, 225r, 232v, 234r, 241v. Buchstabenkörper der 5-7zeiligen Initialen zum ersten Adventsonntag, zu Epiphanie, zum Te igitur und zu Mariä Reinigung (9r, 25r, 164r, 180v) konturiert und mit Blattfüllung; abwechselnd blau (mit wellenförmig bewegter Blattranke) und grün (mit flächiger Blattfüllung). Alle übrigen Initialen in poliertem Gold, 3-6zeilig, meist mit eingravierter wellenförmiger Fadenranke. Initialgrund in denselben Variationen wie in CCl 72. Zu fast allen Initialen und Miniaturen Rankenausläufer unterschiedlicher Länge.

Beschreibung der figürlichen Darstellungen: (9r) A(d), 1. Adventsonntag. — Links ein Chorherr kniend, das Vera icon in der rechten oberen Bildecke anbetend. Fragmentierter, kastenförmiger Innenraum. — (142r) Commune-Formular zu Maria. Chorherr vor Maria und Kind. In der linken Bildhälfte auf einem bildparallel gestellten Holzthron Maria in blauem, ockerfarben gefüttertem Ober- und rosafarbenen Untergewand mit pelzverbrämten Ärmeln sitzend. Sie hat die Rechte erhoben und trägt auf der Linken das nackte Jesuskind. Dieses hat seinen rechten Arm um den Nacken der Mutter gelegt, während es sich zurückwendend seine Linke dem in der rechten Bildhälfte knienden Chorherrn entgegenstreckt. — (163v) Kanonbild (200x140). Mit CCl 609, 162v in Ikonographie und Ornamentik (in CCl 616 wird das Kanonbild jedoch von rosafarbenem Fleuronnée in der Art von CCl 606, 141v konturiert) übereinstimmend. [Seite 263] — (166v) Kruzifixus-Miniatur (ca. 50x55) am unteren Seitenrand. — (167r) In den Kanontext (Friedenskußformel) interpolierte Miniatur (ca. 58x50) eines Schmerzensmannes. Ikonographisch mit CCl 606, 141v übereinstimmend. — (219v) Mariä Himmelfahrt. Marientod. Im Vordergrund Maria mit geschlossenen Augen auf ihrem annähernd bildparallel gestellten Lager liegend, dahinter fünf Apostel aufgereiht. Im Hintergrund Andeutung eines Innenraums.

65 Klosterneuburg (OSA), Cod. 960

Missale O.S.A. Claustroneoburgensis

Perg. · 349 Bl. · Ca.250x180 · Klosterneuburg, 1445/1450 und 2. Hälfte 15. Jh.

Die Beschreibung von Schrift und Ausstattung bezieht sich nur auf den 1445/1450 zu datierenden ersten Teil der Handschrift (9r-58r, 75v- 124v). Schrift: Schriftraum 180/185x120. 27 Zeilen (76r-85v 14 Zeilen). Geschrieben in Textura von einer Hand. Einband: Braunes Kalbleder über Holzdeckeln mit Blinddruck; Klosterneuburg, zweite Hälfte 15. Jahrhundert. Literatur: Schmidt 1963, 107, Nr. 105.

Inhalt: (1r) Nachträge. (3r) Kalendar. (9r) Graduale de Tempore. (46r) Sequentiar. (58r) Verschiedene Nachträge. (75v) Kanon und anschließende Gebete. (87v) Sanktorale. (122v) Commune. (132v) Mariensequenzen. (139r) Sakramentar. (199r) Votivmessen. (216r) Verschiedene Gebete. (227r) Lektionar. (346r-349v) Nachträge.

Ausstattung: Rubrizierung. 1-2zeilige Lombarden in Rot und Blau. Deckfarbenschmuck: Kanonbild, Schmerzensmann-Miniatur, acht unfigürliche Initialen. Standorte: 9r, 12v, 30r, 34r, 35r, 37r, 37v, 75v, 76r, 84v. Die Initialen 5-10zeilig. Auf 37v Goldinitiale, ansonsten Buchstabenkörper in Blau oder Grün (auf 37r mit flächiger blattfüllung, in den übrigen Buchstabenkörpern wellenförmig bewegte Blattranken). Binnengrundornamentik in der Art von [Seite 264] CCl 72. Alle Initialen mit Rankenausläufern. — (75v) Kanonbild (ca. 170x120). Dreifigurige Kreuzigung. In Ornamentik (hier ohne Fleuronnée) und Ikonographie CCl 616, 163r und CCl 609, 162v entsprechend. (84v) Schmerzensmann-Miniatur (ca. 50x45) am unteren Seitenrand. Konturiert von rosafarbener Perlenreihe. Ikonographisch CCl 616, 167r und CCl 606, 141v entsprechend.

66 Privatbesitz der Grafen von Harrach

Missale dioecesis Pataviensis

Perg. · 341 Bl. · Ca.365x265 · Niederösterreich, 1425/1480

Aus drei Bucheinheiten bestehend: I (2, 10-16, 73-103), II (17-72), III (104-339). Diese unterscheiden sich bezüglich Schrift und Ausstattung deutlich voneinander; jede der Bucheinheiten ist jeweils von einer einzigen Hand geschrieben und mit stilistisch einheitlichem Buchschmuck (Lombarden, Deckfarbenschmuck) ausgestattet. Die Einzelblätter 1 und 3 wohl erst 1475/80 (bei der Ausschmückung der Handschrift mit Ahnenbildern), der unbeschriebene Ternio 4-9 vermutlich beim Neubinden des Codex 1583 der ersten Lage beigeheftet. Zu letztgenanntem Zeitpunkt wohl auch das unbeschriebene Doppelblatt 340 f. eingehängt. Einband: Renaissanceeinband, datiert 1583 (Beschreibung siehe Unterkircher 2). Geschichte: 1475/80 von Hans Harracher gekauft (Unterkircher 7 f.) Literatur: F. Unterkircher, Das Harrach-Missale, in: Alte und moderne Kunst 114, Wien 1971, 2-8.

Inhalt: Zum Inhalt siehe Unterkircher 3 f.; nachfolgende Beschreibung bringt dazu einige Ergänzungen.
(1r) Leer. (1v, 2r) Ahnenbilder. (2v) Nachträge: Perikopen Lc 7,36-50 zu Maria Magdalena und Mt 17,1-9 zu Transfiguratio domini (entsprechende Verweise auf 172r und 184r). (3r-9v) Signaturen auf 3v, ansonsten leer.
Teil I (2, 10-16; 73-103), 1440/50: (10r-15v) Kalendar. Von den dort genannten Patronen süddeutscher Diözesen nur Valentinus zum 7.1. rot hervorgehoben. (16rv) Salz- und Wasserweihe. [Seite 265]
Teil II (17-72), 1450/60: (17r) Temporale, ohne Meßgebete. (69v) Meßformulare zu Kirchweihe und Altarweihe. (70r) Temporale-Sequenzen (Auswahl) von Christi Geburt bis Fronleichnam. (72v) Nachträge.
Zu Teil I: (73r) Gloria. Credo. Präfationen. (76rv) Eingehängtes Kanonblatt, Rectoseite leer. (77r) Kanon mit anschließenden Gebeten, mit Hain 11348 weitgehend übereinstimmend. (81v) Unbeschrieben. (82r) "Collectae dominicales": Temporale-Meßgebete (auch für die Mittwoche und Freitage). (103v) Unbeschrieben.
Teil III (104-339), 1425/30: (104r-339r) Sanktorale. Commune. Messen und Gebete zu verschiedenen Anlässen. Text beginnt im ersten Meßgebet zum Kirchweihfest (Text der Meßgebete mit denen der Formulare zum Kirchweihfest auf 68v-70r nicht identisch!). (340r-341v) Leer.

Teil I (2, 10-16; 73-103) 1440/50

Lagen: IV16; 73(IV + Bl.76)81 + 2.V101 + I103. Zur besseren Veranschaulichung der ursprünglichen und heutigen Zusammensetzung der ersten Lage nachfolgende graphische Darstellung (die Blätter des der ersten Bucheinheit angehörenden Quaternio in ihrer Strichstärke hervorgehoben). Graphik Schrift: (2r-16v) Schriftraum ca.260x175. 33 Zeilen (nur auf 16rv zweispaltig), Tintenlinierung. (73r-81v) Schriftraum ca. [Seite 266] 255x178/180. Zwei Spalten zu 33 Zeilen, Tintenlinierung. Bei den zweispaltig geschriebenen Texten (16rv, 73r-81v) sind nur die vertikalen Kolumnenbegrenzungen bis zum Seitenrand durchgezogen (vgl. hingegen Teil III). Geschrieben von einer einzigen Hand in Textura.

Ausstattung: Rubrizierung. 1-2zeilige Lombarden in Rot und Blau von einer einzigen Hand. Deckfarbenschmuck: Kanonbild, zwei Initialen mit Blattausläufern, eine nachgetragene Miniatur. — (73v) VD-Initiale zum Beginn der Präfationen: fünfzeiliger Buchstabenkörper in poliertem Gold, blauer Initialgrund mit weißer Spiralrankenmusterung. — (77r) T(e)-Initiale zum Kanon-Beginn: siebenzeiliger Buchstabenkörper in Blau mit wellenförmig bewegter Blattrankenfüllung. Geißelung Christi. Christus ist von hinten an den Initialschaft gefesselt und wird von zwei ihn flankierenden Schergen gegeißelt. — (76v) Kanonbild (255/256x179). In Ornamentik, Ikonographie und Faltenstil mit CCl 609, 162v übereinstimmend. An Stelle der am Kanonbild-Rahmen ansetzenden Blattranken in CCl 609 umzieht im Harrach-Missale wie in CCl 616, 163v rosafarbenes Fleuronnée das Kanonbild. — (79v) Veronika mit Schweißtuch auf einem am unteren Seitenrand angenähten Pergamentstück (ca.70x50). Das Vera icon in Schwarz, in kreisrundem, purpurfarbenem Feld vor gekreuzten goldenen Schlüsseln; darüber Halbfigur Veronikas. Sehr volkstümlich, kaum datierbar. Auf die 1475/80 auf 1v und 2r nachgetragenen Ahnenbilder von der Hand des Meisters des Friedrichsbreviers (Hinweis Prof. Schmidt) wird hier nicht näher eingegangen (siehe dazu auch Unterkircher 7 f.).

Teil II (17-72) 1450/60

Lagen: Sieben Quaternionen. Lagenzählung und Reklamanten zum Teil noch vorhanden. Schrift: Schriftraum ca. 270x185/190. Zwei Spalten zu 35 Zeilen. [Seite 267] Tintenlinierung; nur die vertikalen Begrenzungslinien der Schriftkolumnen bis zum Seitenrand durchgezogen. Geschrieben von einer einzigen Hand in Textura. Dieselbe hat in Teil III 126rv und 339r beschrieben. Nachweisbar auch in den um 1460 entstandenen Teilen des CCl 80 und CCl 958.

Ausstattung: Rubrizierung. 1-3zeilige Lombarden in Hellbraun und Rot von einer einzigen Hand. Dieselben Lombarden auch in den oben genannten Klosterneuburger Handschriften auf den vom Schreiber des Teils II beschriebenen Blättern. Sieben 4-7zeilige unfigürliche Deckfarbeninitialen von der Hand des sog. Lehrbüchermeisters auf 17r, 24r, 46r, 51r, 52r, 53v, 54r. Nur die Initialen auf 17r und 46r mit Blattrankenausläufern.

Teil III (104-339) 1425/30

Vorwiegend Quinionen. Zu den Textverlusten siehe Unterkircher 2. Schrift: Schriftraum 257/258x174/175. Zwei Spalten zu 23 Zeilen. Tintenlinierung. Linienschema wie in Teil I, hier jedoch die Kolumnen- Begrenzungen bis zum Seitenrand durchgezogen.

Ausstattung: Rubrizierung. 1-2zeilige Lombarden in Rot und Blau von einer einzigen Hand. Davon rund 60 mit schlichtem, gegenfarbigem Fleuronnée. Deckfarbenschmuck: 51 Deckfarben- oder Goldinitialen von der Hand des Albrechtsminiators, darunter acht historisierte. Die Initialen 2-8zeilig, die historisierten 6-8zeilig. Die Form der Initialen variiert wie im Turs-Missale von ausläöuferlosen Goldinitialen vor undifferenziertem rosafarbenen oder azurblauen Grund bis zu Initialen mit Blattfüllung im Buchstabenkörper und mit Rankenausläufern. Längere Blattranken, bisweilen mit stilisierten Blüten, nur bei den historisierten Initialen und wenigen unfigürlichen (z.B. 188r, 237v). Historisierte Initialen (Figuren frontal oder in leichter Schrägansicht, mehrfigurige Darstellungen streng bildparallel): (104r) Andreas. (124r) Darbringung. (134r) Mariä Verkündigung. (153v) Johannes der Täufer. (158r) Petrus. (170v) Maria Magdalena. (202v) Geburt Mariä. (214v) Michael als Seelenwäger. [Seite 268]

67 Klosterneuburg (OSA), Cod. 603

Missale dioecesis Pataviensis

Perg. · 286 Bl. · Ca.265x190 · Klosterneuburg, um 1450

Schrift: Schriftraum 180/195x130/140. 24-35 Zeilen (Kanon 16 Zeilen). Geschrieben in Textura. Der Schreiber des Grundstocks nachweisbar in CCl 960 auf 125r-137v. Unter den Nachtrags- und Korrekturhänden der Schreiber von CCl 616 (z.B. 101r-114r und Korrektur auf 36r). Einband: Spätgotischer Blindstempeleinband. Kalbleder über Holz, Klosterneuburg, Mitte 15. Jahrhundert. HD erneuert. Großes, doppelt gerahmtes Mittelfeld, in je 12 Rauten und Randdreiecke durch miteinander verflochtene Winkelhaken- und Flechtbänder unterteilt. Unter anderem Freie Blüten und Kopfstempel. Literatur: Schmidt 1963, 109, Nr. 124.

Inhalt: (3r) Inhaltsverzeichnis von der Haupthand und Nachträge. (11r) Temporale vom 1. Adventsonntag bis Fronleichnam. (79v) Verschiedene Hauptfeste, darunter Augustinus. (98v) Gloria. Credo. (99v-100v) [Seite 269] Präfationen ohne Notation. (101r-116v) Zwei unwesentlich jüngere Lagen mit notierten Präfationen und verschiedenen Nachträgen. (117r) Ordo: Ankleidegebete, Stufengebet, Offertoriumsgebete. (119r) Praephatio cottidiana. (119v) Kanonblatt. (120r) Kanon und anschließende Gebete. (127v) Nachträge. (129r) Temporale für die Zeit nach Ostern und nach Pfingsten. (165r) Sanktorale. (210v) Votivmessen für Montag bis Freitag und "missa de quinque vulneribus". (215r) Commune. (242v) Totenmessen, Gebete und Messen zu verschiedenen Anlässen. (271v-286r) Ergänzungen zum Sanktorale und Temporale, teils nachgetragen.

Ausstattung: Rubrizierung. Zahlreiche 1-2zeilige Lombarden in Rot, Blau und vereinzelt in Grün (z.B. 235v-242r). Zu Hauptfesten oder einzelnen Abschnitten des Missales vergrößerte, meist dreizeilige Lombarden mit flüchtigem Fleuronnée in der Gegenfarbe (z.B. 48v, 129r, 136v, 242v) oder Deckfarbeninitialen. Neun 4-8zeilige Deckfarbeninitialen (11r, 19v, 28r, 55r, 68v, 119r, 120r, 165r, 215r) mit Blattfortsätzen oder Rankenausläufern. Die Initialen (ausgenommen auf 165r) und das Kanonbild von einer einzigen Hand. — (119v) Kanonbild. Dreifigurige Kreuzigung. Christus hängt durchgestreckt und leicht nach rechts gewandt am Kreuz. Die frontal gesehene Maria hat ihr Haupt in die Rechte gestützt und rafft mit der Linken ihren Mantel. Johannes hat den Rücken zum Beschauer gewandt und die Linke zum Gesicht geführt, das als völlig leeres, verlorenes Profil gegeben ist. (120r) T(e igitur). Kanonbeginn. — Geißelung Christi. ''Christus ist an den als Säule dienenden Initialschaft gebunden und wird von zwei auf ihn losschlagenden Schergen flankiert.

68 Lambach (OSB), Cml. LV

Gregorius Magnus

Pap., Perg. · 129 Bl. · Ca.290x220 · Niederösterreich(?), um 1450

Schrift: Haupttext (1r-123v): Schriftraum ca. 175x135; zwei Spalten zu 28-30 Zeilen; geschrieben in großer, kalligraphischer Bastarda einer einzigen Hand. [Seite 270] Einband: Zeitgenössischer Kalbledereinband mit Rautenmuster aus gestrichenen Linien. Literatur: Ausst.-Kat. 1000 Jahre Christliche Kunst in Oberösterreich, Linz 1950, 62 f., Nr.108. — K. Holter, Die Handschriften und Inkunabeln, in: Die Kunstdenkmäler des Gerichtsbezirkes Lambach (ÖKT 34), Wien 1959, 220, 225 (Abb. 255), 240. — K. Holter, Beiträge zur Geschichte der Buchkunst im Stift Kremsmünster, in: Cremifanum 777-1977 (Mitteilungen des Oberösterreichischen Lamndesarchivs 12), Linz 1977, 170.

Inhalt: (1r-123v) Gregorius Magnus: Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum. Buchanfänge: 1r, 24r, 48r, 85v. (124v-128v) Nachtrag von anderer Hand.

Ausstattung: Rubrizierung. 1-5zeilige Lombarden in Rot und Blau; die Kapitelinitialen 3-5zeilig. Zu den Buchanfängen vier 8-11zeilige Deckfarbeninitialen (davon zwei historisiert) mit Rankenausläufern von einer einzigen Hand. — (1rb) Q(uadam). Autorbild. Papst Gregor der Große und ihm gegenüber kniender Kleriker. Letzterer hält ein geöffnetes Buch, auf das der Papst seine Hände gelegt hat. — (85vb) P(ostquam). Maria und Chorherrenpropst. Im Binnengrund der Initiale Maria auf einer Wiese hockend; auf den Knien ein geöffnetes Buch, neben sich ein Salbgefäß. Darunter, neben dem unteren Teil des Initialschaftes, ein kniender, zu ihr aufblickender Chorherrenpropst.