Bibliographie zu mittelalterlichen Handschriften in Österreich
Bibliography on Medieval Manuscripts in Austria
Bibliographie sur les Manuscrits Mediévaux conservés en Autriche
begründet von Alois Haidinger und Franz Lackner, ab 1993 fortgeführt von Christine Glaßner
© 1986-2005, Institut für Mittelalterforschung / Abteilung Schrift- und Buchwesen
Im Jahr 1986 begannen Alois Haidinger und Franz Lackner an der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit der systematischen, EDV-gestützten Sammlung von Literaturnachweisen zu österreichischen Handschriften des Mittelalters. Von Beginn der Arbeiten an, die für zwei Jahre (1986-1988) vom Hochschuljubiläumsfonds der Stadt Wien gefördert wurden (Projektleiter: Univ.-Prof. Dr. Winfried Stelzer [Institut für Österreichische Geschichtsforschung der Universität Wien]), bestand die Absicht, die erhobenen Daten nicht nur als internes Hilfsmittel zu nützen, sondern auch zu publizieren, wobei ursprünglich an einen Computerausdruck oder eine Mikrofiche-Ausgabe gedacht war.
Methodischer Ausgangspunkt war zunächst die im 'Bulletin codicologique' der Zeitschrift 'Scriptorium' genannte Literatur zu österreichischen Handschriften. Aus den Handschriftenregistern der Bände 1 (1946/47) - 39 (1985) wurden die Nennungen österreichischer Handschriften extrahiert, in eine Datenbank eingetragen und mit den bibliographischen Angaben verknüpft. Als erstes Ergebnis lag bald ein kumuliertes Register aus 39 Einzelregistern vor, das Literaturrecherchen aus dem 'Scriptorium' erheblich vereinfachte.
1988 umfaßte die Sammlung bereits 2438 Literaturzitate und 6181 zitierte Handschriften aus rund 80 verschiedenen österreichischen Bibliotheken.
Bei den weiteren Arbeiten zeigte sich, daß nicht alle in den bibliographischen Artikeln des 'Bulletin codicologique' genannten Handschriften in den Handschriftenregistern des 'Scriptorium' verzeichnet waren. Da für die Bände 40 (1986) - 42 (1988) etwa ein Fehlbestand von 50% festgestellt worden war, erfolgte für diese die Aufnahme der Handschriften nicht anhand der Register, sondern auf der Grundlage des 'Bulletin codicologique' selbst, was einen höheren Bearbeitungsaufwand erforderte. Neben den Neuaufnahmen wurden laufend die bereits bestehenden Einträge überprüft und korrigiert.
Nach der Bearbeitung der Bände 1-42 des 'Scriptorium' wurde die Literaturrecherche einerseits auf einschlägige Zeitschriften und selbständige Publikationen mit zahlreichen Handschriftennennungen, andererseits auf Ausstellungskataloge ausgeweitet. Zu den ausgewerteten Zeitschriften zählten:
Weiters wurde begonnen, unsystematisch jene Publikationen auszuwerten, die im Rahmen der laufenden Handschriftenkatalogisierungsarbeiten von den Mitarbeitern der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters benützt wurden.
Schlagartige Erweiterung erfuhr die Datenbank 1991 durch die Einspeisung der Zitate österreichischer Handschriften aus zahlreichen Repertorien und einigen Werkausgaben mit umfangreicher Handschriftendokumentation, zum überwiegenden Teil erarbeitet im Rahmen des vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in Österreich (FWF) geförderten Projekts 'Mittelalterliche Handschriften in Niederösterreich' (Projektleiter: Alois Haidinger, Projektmitarbeiterin: Christine Glaßner, Laufzeit: 1988-1990):
Repertorium/Edition | Anzahl der Zitate österr. Hss. |
---|---|
BGOC = E. Manning, Henri Rochais: Bibliographie Générale de l'Ordre Cistercien. Saint Bernard (Documentation Cistercienne 21, fasc. hors série 1-19). Rochefort 1979-1983. | 188 |
BHM = B. Lambert: Bibliotheca Hieronyminiana manuscripta. 4 Bde. (Instrumenta Patristica 4). Steenbrugge 1969-1972. | 1079 |
M. W. Bloomfield u.a.: Incipits of Latin Works on the Virtues and Vices, 1100-1500 A.D. Including a Section of Incipits of Works on the Pater Noster (The Mediaeval Academy of America Publication 88). Cambridge Mass. 1979. | 2277 |
G. L. Bursill-Hall: A census of medieval Latin grammatical manuscripts (Grammatica speculativa. Sprachtheorie und Logik des Mittelalters 4). Stuttgart-Bad Cannstatt 1981. | 536 |
Caplan, Caplan SH = H. Caplan: Mediaeval Artes Praedicandi. A Hand-list (Cornell Studies in Classical Philology 24). Ithaca/New York 1934; Ders.: A Supplementary Hand-list (Cornell Studies in Classical Philology 25). Ithaca/New York 1936. | 117 |
M. C. Díaz y Díaz: Index Scriptorum Latinorum Medii Aevi Hispanorum. 2 Bde. (Acta Salmanticensia Filosofia y Letras 13). Salamanca 1958-1959. | 357 |
W. Fauser: Die Werke des Albertus Magnus in ihrer handschriftlichen Überlieferung Teil I. Die echten Werke. Münster 1982. | 153 |
Gerson = P. Glorieux (Ed.): Jean Gerson, Oeuvres complètes. 10 Bde. Paris 1960-1973. | 502 |
Glorieux RT = P. Glorieux: Répertoire des maîtres en théologie de Paris au XIIIe siècle (Etudes de philosophie médiévale 17-18). 2 Bde. Paris 1933-1934. | 360 |
Glorieux RA = P. Glorieux: La faculté des arts et ses maîtres (Etudes de philosophie médiévale 59). Paris 1971. | 665 |
R. Goy: Die Überlieferung der Werke Hugos von St. Viktor. Ein Beitrag zur Kommunikationsgeschichte des Mittelalters (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 14). Stuttgart 1976. | 389 |
H. Grössing: Humanistische Naturwissenschaft. Zur Geschichte der Wiener mathematischen Schulen des 15. und 16. Jahrhunderts (Saecula spiritalia 8). Baden-Baden 1983. | 57 |
Kaeppeli = Th. Kaeppeli: Scriptores ordinis Praedicatorum medii aevi. 4 Bde. Bd. 4 unter Mitarb. v. Emilio Panella. Rom 1970-1993. | 2121 |
A. Lhotsky: Thomas Ebendorfer. Ein österreichischer Geschichtsschreiber, Theologe und Diplomat des 15.Jahrhunderts (Schriften der Monumenta Germaniae historica 15). Stuttgart 1957. | 541 |
A. Lhotsky: Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs (MIÖG Ergänzungsbd. 19). Graz 1963. | 886 |
Ch. H. Lohr: Medieval Latin Aristotle Commentaries. Traditio 23 (1967) 313-413; 24 (1968) 149-245; 26 (1970) 135-216; 27 (1971) 251-351; 28 (1972) 281-396; 29 (1973) 93-197; 30 (1974) 119-144. | 347 |
A. Madre: Nikolaus von Dinkelsbühl. Leben und Schriften. Ein Beitrag zur theologischen Literaturgeschichte (Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters 40,4). Münster 1965. | 3037 |
B. Munk Olsen: L'Etude des auteurs classiques latins aux XIe et XIIe siècles. 3 Bde. Paris 1982-1989. | 319 |
R. Röhricht: Bibliotheca Geographica Palaestinae. Chronologisches Verzeichnis der von 333 bis 1878 verfassten Literatur über das Heilige Land. Mit dem Versuch einer Kartographie. Berlin 1890. Verb. und verm. Neuausg. mit einem Vorwort v. David H. K. Amiran. Jerusalem 1963. | 152 |
J. B. Schneyer: Repertorium der lateinischen Sermones des Mittelalters für die Zeit von 1150-1350 (Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters 43, 1-11). Münster 1969-1990. | 1873 |
P. Spunar: Repertorium auctorum Bohemorum provectum idearum post Universitatem Pragensem conditam illustrans I (Studia Copernicana 25). Breslau 1985. | 418 |
Stegmüller RB = F. Stegmüller: Repertorium biblicum medii aevi. 11 Bde. Madrid 1950-1980. | 2491 |
Stegmüller RS = F. Stegmüller: Repertorium commentariorum in sententias Petri Lombardi. 2 Bde. Würzburg 1947. | 827 |
E. Zinner: Verzeichnis der astronomischen Handschriften des deutschen Kulturgebietes. München 1925. | 2218 |
A. Zumkeller: Manuskripte von Werken der Autoren des Augustiner-Eremitenordens in mitteleuropäischen Bibliotheken (Cassiciacum 20). Würzburg 1966. | 878 |
Mit Anfang 1993, bei einem Stand von 3207 ausgewerteten Publikationen und 40667 Handschriftennachweisen übernahm Christine Glaßner die Weiterbearbeitung der Bibliographie.
Der Schwerpunkt lag nun zunächst auf der Einarbeitung der in der Melker Stiftsbibliothek vorhandenen Literaturdokumentation zu den Melker Handschriften und auf der Aktualisierung, Korrektur und Pflege einheitlicher Signaturensysteme für die einzelnen Bibliotheken. Zudem wurden vermehrt germanistische Publikationen in die Bibliographie aufgenommen, so etwa zahlreiche Bände der Reihe 'Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters' und 'Texte und Textgeschichte', Artikel aus dem 'Verfasserlexikon', verschiedene Tagungsbände, etc. Damit wurde vereinzelt auch eine Ausdehnung des Berichtszeitraums bis ins 19. Jahrhundert erreicht.
Zusätzlich zum 'Scriptorium' zählt seit dem Erscheinen des ersten Bandes im Jahr 1991 die 'Bibliographie annuelle du moyen-âge tardif' (BAMAT, hrsg. von J.-P. Rothschild. Bisher 14 Bde. Turnhout 1991 ff.) zu den wichtigsten Quellenwerken der Bibliographie.1996 erfolgte, bei einem Stand von 4310 ausgewerteten Publikationen und 56158 Handschriftennennungen, die Veröffentlichung einer ersten Internet-Version der Bibliographie.
Seither werden weiterhin die neu erscheinenden Bände von 'Scriptorium' und 'BAMAT' ausgewertet, sodaß in der vorliegenden Version der Bibliographie alle Zitate österreichischer Handschriften aus den Registern von
kumuliert sind.
Die Verdoppelung der Anzahl der Handschriftennennungen resultiert aus der Intensivierung der Autopsie der ausgewerteten Publikationen, in denen fast ausnahmslos mehr Handschriftenverweise zu finden sind, als in den gedruckten Bibliographien ausgewiesen werden. Weitergeführt werden auch unsystematische Aufnahmen von Literatur aus dem jeweiligen Arbeitsbereich der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kommission für Schrift- und Buchwesen, die Auswertung von zumeist als Belegexemplaren zugesandten Sonderdrucken, die Eingabe von per Email übermittelte Ergänzungen, usw. Vollständige und korrekte bibliographische Erfassung der ausgewerteten Publikationen wird angestrebt, kann jedoch oft erst bei Autopsie erfolgen.
Großen Zeitaufwand erfordert die Pflege der Signaturensysteme der diversen Bibliotheken. Nicht immer können Signaturen einer bestimmten Bibliothek zugewiesen werden, vermutlich fehlerhafte Signaturen bzw. Bibliothekszuweisungen werden, sofern dies möglich und erkennbar ist, mit einer Anmerkung versehen. Ebenso wird bei den gegenüber den gedruckten Quellenwerken korrigierten Zitaten verfahren. Bei mehreren, diachron gestaffelten, jedoch gleichartigen Signaturensystemen in einer Bibliothek ist es oft nicht möglich, das Zitat einem bestimmten Codex eindeutig zuzuordnen. Signaturenkonkordanzen zu einzelnen Handschriftenbibliotheken sollen hier dem Benutzer Hilfestellung leisten. Die Anordnung der Signaturen in den Verzeichnissen zu den einzelnen Bibliotheken erfolgt in der Regel nach der Signaturenfolge des maßgeblichen Handschriftenkatalogs (Abweichungen werden vermerkt). – Bei verkauften oder abgegebenen Handschriften wird, soweit dies ohne allzu großen Zeitaufwand zu ermitteln war, der heutige Aufbewahrungsort mit Signatur angegeben.
Das folgende Diagramm veranschaulicht die Datenzuwächse der Bibliographie von 1988 bis 2005:
Um die beiden Internetversionen vergleichbar zu machen, bleibt die Version von 1996 vorläufig online (https://manuscripta.at/ksbm/lit1996/frame.htm).
Zur Benützung der WWW-Fassung der Bibliographie (Die Struktur wurde gegenüber der Vorgängerfassung nicht verändert):
Ähnliche Dokumentationen im Internet:
Wien, Österreichische Nationalbibliothek: Literatur zu Handschriften (Datenbank mit Suchmöglichkeit nach Signaturen der ÖNB; bibliographische Erfassung der ausgewerteten Publikationen heterogen).
http://www.onb.ac.at/sammlungen/hschrift/bibliographie/literatur.htm – Online seit Juli 2003.
München, Bayerische Staatsbibliothek: Forschungsdokumentation zu Handschriften und Seltenen Drucken der Bayerischen Staatsbibliothek. Datenbank mit Suchmöglichkeit nach diversen Kriterien: Handschriftensignatur, Autor, Titel, Erscheinungsjahr, etc. (begonnen ca. 1950, Berichtszeitraum weit ins 19. Jh. zurückreichend; 109.000 gescannte Katalogkarten mit über 113.000 Literaturnachweisen; Inhalt heterogen: die suchbare Datenbank enthält sowohl bibliographisch vollständige Neuaufnahmen [seit 2003] als auch bibliographisch minimierte Aufnahmen aus dem konvertierten 'Literaturkatalog'; Blättern in den Karteikartenbildern des 'Literaturkatalogs' möglich)
http://www.bsb-muenchen.de/handruck/hsslit.htm – Online seit Juni 2004.
Für die deutschsprachigen Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts sei auf die nicht primär als Bibliographie angelegten, jedoch auch als solche lesbaren Marburger Repertorien hingewiesen. Über das Gesamtregister aller darin genannten Handschriften –
http://www.uni-marburg.de/hosting/mr/mr14/14hssverz.html
– können die Einzeleinträge zu den Codices und Fragmenten angesteuert werden, die zahlreiche Literaturhinweise bieten.
Zur Bibliographie (Version 2005) | Zur Bibliographie (Version 1996)
Institut für Mittelalterforschung / Schrift- und Buchwesen
Letzte Bearbeitung: 28.02.2005
Seitenerstellung:
Christine Glassner