Zwei ursprünglich nicht zusammengehörige Teile. – Wasserzeichen: u. a. ähnlich Piccard, Ochsenkopf, Abt. XIII, Nr. 498 (1435-1437); Abt. XIII, Nr. 35 (1427-1435); ähnlich Abt, XII, Nr. 328 (1429-1435).
Teil 1
1-228 Papier Mondsee (?), um 1425/1435
Schrift: 2 verschiedene Schriften/Schreiber
Schrift 1
(1r-228v) Schriftart: Bastarda
Schrift 2
(81v, 86r, 87rv, 90r-92r) – Marginalien Ins Deutsche übersetzte Sentenzen, von demselben Schreiber wie der Text der letzten Lage (Nöcker 2009, 314, Anm. 72).
(1r, 2r) zwei sorgfältig, detailreichere Zeigehände mit Ärmelansatz und Knöpfen. – Zwei- bis sechszeilige rote Lombarden, teils mit schwarzem, nicht vegetabilen Ornament (z. B. 5v, 6r jeweils "wolkenförmig", 17r), teils mit rotem Fleuronnée: besonders aufwändig z. B. 8r, 21v, 65v; 77r Buchstabenkörper als Fisch gestaltet, 98r mit kurzem, rot gezeichnetem Rankenfortsatz. – (1r, 52v) am Textbeginn und am Anfang des im Codex als zweites Buch bezeichneten Abschnitts zwei große (zwölf- bzw. achtzeilige) rot-schwarz gespaltene Initialen; 1r die Aussparungen in Form von dünnen Zweigen, denen Eicheln sowie Eichen- bzw. Klee- und Herzblätter entwachsen. In den Binnenfeldern tintenbraunes Knospenfleuronnée: 1r durch eine waagrechte Knospenähre in zwei abgerundete Kompartimente geteilt, darin jeweils Arrangements aus Knospenähren, diese unten im Zentrum blütenförmig angeordnet, oben ein zentrales Medaillon umrahmend; das Medaillon besteht aus einem zu einem Kranz geschlungenen "Tuch" und einem darin eingefügten Frontalgesicht; entsprechndes Motiv im Außendekor der Lombarde 65v. Das Besatzornament rot: Trifolien, Profilblätter und Knospenähren als Eckmotive, des Weiteren Perlenbesatz, z. T. mittels C-förmiger doppelkonturiger Elemente zu kurzen Reihen zusammengefasst, sowie Profilmasken, z. T. auf den Perlenbesatz "aufgesetzt"; 1r Fadenfortsatz, der in einem Profilgesicht endet. – An dem vergleichsweise aufwändigen Fleuronnée waren offenbar mehrere Hände beteiligt. Dem Florator der beiden Hauptinitialen sind etwa die Initialen auf 21v, 29r, 30v, 44v, 65r, 115r zuzuordnen (jeweils mit Besatzgesichtern wie 1r, 65r zudem mit Frontalgesicht in "Tuchmedaillon" und Besatz wie 8r). Der Zeichner, der die Binnenfelder mit schwarzem Ornament füllt, ahmt auf 40v, 41r die Besatzgesichter des Hauptflorators nach, ist im Duktus jedoch klar von diesem zu unterscheiden. Bemerkenswert ist des Weiteren, dass die Binnenfeldfüllung der Lombarde auf 30v weitgehend derjenigen in der Mondseer Handschrift Wien, ÖNB, Cod. 3757, 192r entspricht ("FL 4", siehe MeSch VI, Einleitung Mondsee); von derselben Hand wohl auch die Binnenfeldfüllung auf 4v. Die an der Lombarde 30v außen angesetzte Maske entspricht jedoch vollkommen den vom Hauptflorator des vorliegenden Codex gezeichneten Masken (z. B. 1r, 21v). Eine dilettantisch arbeitende Hand war schließlich für die Binnenfeldfüllungen auf 45r und 130r verantwortlich. – Ob der Hauptflorator bereits in der späteren Bibliotheksheimat des Codex tätig war, kann, da stilistisches Vergleichsmaterial fehlt, vorläufig nicht beantwortet werden.
Teil 2
229-HDS Papier Mondsee (?), um 1425/1435
Schrift:
(Letzte Lage) Der Text, der die letzte Lage einnimmt, stammt vom Schreiber der deutschen Beifügungen im ersten Text (Nöcker 2009, 314, Anm. 72).
Einband: 15. Jh.
Vorbesitzer: Mondsee, Benediktinerkloster St. Michael (748-1791) (Ir) Mondseer Besitzvermerk von 1516.
Martin Roland (Forschungsstand 2015, MeSch VI, Kurzbeschreibung; Redaktion Katharina Hranitzky 2022)
Liber de moribus egregiisque dictis omnium philosophorum et poetarum (Prelog 1983, 15; Dicke, Grubmüller 1987, XXX f., Anm. 58 f.; Nöcker 2009, u. a. 302). Capitula 1-67; ein zweiter Band mit den Capitula 68-161 nicht erhalten.