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Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 3615
EVANGELIAR (lateinisch/deutsch)
Papier   179 Bl.   200/205×145/150   Mondsee, um 1427/1429 (?)
Provenienz/Letztbesitzer: Benediktinerkloster St. Michael (Mondsee)
Literatur zur Handschrift (Anzahl: 7)

Vor Bl. 1 ein Quaternio weggeschnitten. – Wasserzeichen: Ochsenkopf, ähnlich Piccard, Ochsenkopf, Abt. XII, Nr. 462 (1429-1435).
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   Figürlicher Buchschmuck   Federzeichnung(en)   Goldverwendung   
Ein- bis zweizeilige rote, selten blaue oder goldfarbene Lombarden (mitunter mit Schwarz bogenförmig gespalten, z. B. 137v), selten geringfügiger Blatt- und Trifoliendekor (z. B. 137v, 142v, 148r). – (150v) Cauda eines Q durch ein pferdeähnliches Tier in Federzeichnung verlängert. – (62r, 133r) zu Beginn von Mc und Lc zwei vierzeilige rot-braun bzw. rot-blau gespaltene Initialen, erstere mit Parallelstricheln und Frontalkopf. – (1r) zu Mt einzeilige rote Lombarde und ca. 45 mm hohes, mit Knospenfleuronnée hinterlegtes Bildfeld mit dem Evangelistensymbol: Engel in kolorierter Federzeichnung mit braunem Gewand, roter Stola und Schriftband (Matheus). – Weder der von ungeübter Hand gezeichnete Engel noch das diesen umgebende Fleuronnée ermöglichen eine stilistische Einordnung der Handschrift (siehe auch MeSch VI, Einleitung Mondsee).

Einband: Mondsee     um 1475/1480     Gotisch     Blindstempel        
Einbandfragment oder Abklatsch vorhanden
Blindstempel Nr. 2, 5 und 7 bei Holter 1984, 52 (500). Laut Holter "erst um 1475 ... in Mondsee ... Verwendung von Blindstempeln", andererseits die Stempel Nr. 1-5 nach 1480 nicht mehr zu finden. – Ein Fragment eines Graduales mit Neumen (1. Viertel 12. Jh.) in situ: Ansetzfalz vorne (Fragmentarium, F-wlqi). Zugehörig sind die aus dieser Handschrift abglösten Fragmente (ein unvollständiges Blatt und ein unvollständiges Doppelblatt), jetzt Wien, ÖNB, Fragm. 600 (Fragmentarium, F-3arr) sowie neun Fälze aus Wien, ÖNB, Cod. 3692, jetzt Teil von Fragm. 4 (Fragmentarium, F-rea0, hier Fragm. 4a). Siehe auch Klugseder 2012, 30-34, Kat. Nr. 4; Pfaff 1967, 87 (hier 2. Hälfte 11. Jh.).


Bemerkenswert an Cod. 3615 sind der im 15. Jahrhundert unübliche Buchtyp des Evangeliars, der häufige Schreiberwechsel und zwei widersprüchliche Datierungen in die Jahre 1459 (132r; für 1429?) und 1427 (177v; die Zehnerstelle unsicher). Eine Datierung in die 1420er Jahre machen jedoch die Wasserzeichen wahrscheinlich.
Martin Roland (Forschungsstand 2015, MeSch VI, Kurzbeschreibung; Redaktion Katharina Hranitzky 2022 [IN BEARBEITUNG])
"Piccard", "MeSch VI", "Holter 1984", "Klugseder 2012", "Pfaff 1967"
alle Initien
Evangelia quattuor cum notis et locis germanice versis, lat./dt.