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Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 5373
HUGUTIO PISANUS
Olim: Lunael. f. 86    Papier   I, 422 Bl.   295/300×200/210   Salzburg oder Ostösterrreich, um 1430
Provenienz/Letztbesitzer: Mondsee OSB
Literatur zur Handschrift (Anzahl: 7)

(56r-105r) mittelalterliche Paginierung 1-99. – Lagen: (VI-1)10 + 3.VI46 + (VI-4)54 + 30.VI414 + (VI-4)422. Je ein leeres Blatt vor Bl. I und nach Bl. 422, zumindest vier leere Blätter nach Bl. 54 und drei nach Bl. 419 herausgeschnitten. Teilweise (beschnittene) Reklamanten. – Wasserzeichen: Mohrenkopf mit Binde, z. B. 61, 118 fast identisch mit WZMA, AT8500-5319_254 (1431/1432) oder AT4000-437_228 (1432), 115 fast identisch mit WZMA, AT8500-5319_253 (1431/1432), AT4000-437_63 (1432) oder AT5000-300_184 (1431); des Weiteren zwei Ochsenköpfe mit zweikonturiger Stange und siebenblättriger Blume, ähnlich WZMA, AT5000-300_254 (1431); ein Ochsenkopf mit zweikonturigem Kreuz nicht bestimmt (Martin Roland 2013).
Schrift:
Schriftraum: 190/195 × 140/145    Spaltenzahl: 2 (4)    Zeilenzahl: 39-45   
Schriftart: Bastarda
Reglierung für vier (I-54) bzw. zwei Spalten (55-422). Mehrere Schreiber, z. T. schlaufenlose Bastarda.
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   Ranke(n)/Bordüre(n)   Federzeichnung(en)   
(56r-134v) rot gestrichelte Satzanfänge, rote Unterstreichungen und Paragraphzeichen (56r-110v, 400v-413r). – Ein- bis zweizeilige rote, blaue, hellgrüne (z. B. 58r, 73r) oder hellbraune (z. B. 123v) Lombarden (79r rot-blau gespalten), 126v-135r nur noch rot; 135r-398v Rubrizierung und Lombarden nicht mehr ausgeführt; 1r Freifläche für Initiale (24×34). – (69r, 80v-89v, 95v) Lombarden mit wenig schwarzem, rotem oder grünem Knospenfleuronnée. (79r) vierzeilige blaue Lombarde mit rotem Fleuronnée: Blattranke im Binnenfeld, Perlenpyramiden als Besatz. – (56r, 56v, 79v, 89v, 128v, 144v, 157r, 190v, 204v, 217r, 232r [2], 256v, 281r, 290v, 298v, 329v, 333r, 341r, 378r, 394v, 411r, 411v) 23 vorgezeichnete Intitialen am Beginn der Einleitung und der 22 Abschnitte zu den Buchstaben des Alphabets, acht- bis 16-zeilig, einige mit Ranken; (56r) historisiert. Die mit feiner Feder in Tinte ausgeführten Vorzeichnungen aufgrund von späteren Übermalungen großteils nicht mehr erkennbar: Die Buchstabenkörper als rot-blau gespaltene Lombarden ausgeführt; (290v) rot mit Aussparungen, (329v, 378r, 411r, 411v) jeweils nur rot. (56r) mit wenig Fleuronnéebesatz. Ausnahmen sind die Initialen auf 232r (die vorgezeichnete Initiale K durch zwei schmälere k-Minuskeln überschrieben) und 298v (die gemalte Buchstabenform deutlich von der gezeichneten abweichend), hier die Zeichnung noch auszunehmen.
(56r) zu Textbeginn historisierte Initiale: Autorbild. Im Binnenfeld der im Dreiviertelprofil dargestellte, durch seine Kleidung (weiter Surcot und oben spitz zulaufende Kappe) als Gelehrter gekennzeichnete, sitzende Autor; sich nach rechts zu seinem Schreibpult hinwendend schreibt er in ein auf diesem aufliegendes, aufgeschlagenes Buch. Sekundär wurden der Buchstabenkörper (s. u.) sowie Kappe, Kragen, Manschette und Ärmelausschnitt der Figur rot ausgemalt; des Weiteren wurde die Gesichtszeichnung des Autors nachgezogen und das Buch mit Schriftzeichen versehen. – Bei den weiteren Initialen keine Vorzeichnungen für die Binnenfeldfüllung außer auf 190v: glockenblumenartige Blüte, grob farbig ausgemalt. – (56r, 56v, 79v, 128v) Rankenausläufer; deren Hauptlinien (außer 56r) nachträglich mit derben roten und blauen Linien nachgezogen. Zu Textbeginn am reichsten (Beschreibung unter Kunsthistorischer Kommentar), bei den übrigen Initialen bescheidener. (157r, 204v) minimale Fortsätze.
Sehr ähnliche Rankenblätter finden sich insbesondere in den Werken rund um die Salzburger "Grillingerbibel" (1428/1430): so z. B. in deren ersten Band München, BSB, Clm 15701, 3v – hier auch Blüten mit verdrehten Petalen – oder im Missale Graz, UB, Ms 122 von 1426. Eine übereinstimmende Blütenform dann auch bei der etwas später, um 1435/1440, und in Wien entstandenen "Ambraser Bibel", die vom Albrechtsminiator illuminiert wurde (Wien, ÖNB, Cod. 1187, 5v). – Was die Figur betrifft, so weist sie gewisse Analogien etwa zur Zeichnung der sitzenden Andromeda in Wien, ÖNB, Cod. 5415, 224v auf (Wien, 1435).
Erlauben die angestellten Vergleiche zusammen mit den Wasserzeichen der Handschrift eine relativ genaue zeitliche Einordnung des Buchschmucks um 1430, so müssten für eine genauere Lokalisierung des Codex Werke namhaft gemacht werden können, die eine engere, über den Zeitstil hinausgehende Verwandtschaft zu Cod. 5373 aufweisen. (Zur Handschrift siehe auch MeSch VI, Einleitung Mondsee.)


Einband: 15. Jh.     Schmucklos        
Einbandfragment oder Abklatsch vorhanden
Braunes Leder über Holzdeckeln. Spuren von je fünf Buckeln und von zwei Schließen. Reste eines Inhalts- und Signaturschildes. Die Papierbeklebung des Rückens (Mondsee, 17. Jahrhundert) und zwei neuzeitliche Signaturschilder abgelöst und hinter dem Buchblock auf einen Falz montiert. Am seitlichen Schnitt Blattweiser aus Pergament mit alphabetischem Register (a-z). – Falzverstärkungen aus Pergamenthandschrift(en) bzw. einer Urkunde (14. und 15. Jahrhundert).


Cod. 5373 stellt eine aufwendige Enzyklopädie dar, deren Ausstattung jedoch nicht vollendet wurde: Der niederrangige Buchschmuck fehlt in über der Hälfte des Bandes ganz, die offenbar als Deckfarbeninitialen mit Akanthusranken gedachten Initialen zu Beginn und bei den einzenen Buchstaben des Alphabets sind als Vorzeichnungen stehengeblieben und erst sekundär und verändernd ausgemalt worden.
Vorbesitzer 1: Mondsee, Benediktinerkloster St. Michael (748-1791)
Im Handschriftenkatalog von 1632 (Johannes Hörmann), Wien, ÖNB, Cod. 3766, nicht bestimmbar; in der Mantissa Chronici Lunaelacensis (Katalog von 1749), S. 412 angeführt.
Vorbesitzer 2: Wien, Hofbibliothek, Ende 18. Jh.
Nach der Aufhebung des Stiftes Mondsee in die Wiener Hofbibliothek gelangt. In Wien, ÖNB, Cod. Ser. n. 2162 (Übernahmekatalog von 1798) auf 12v mit der unmittelbaren Vorsignatur der Hofbibliothek angegeben.
Martin Roland (Forschungsstand 2015, MeSch VI; Redaktion Katharina Hranitzky 2022 [IN BEARBEITUNG])
"WZMA", "MeSch VI", "Mantissa Chronici Lunaelacensis", "Marigo 1936", "Grubmüller 1967", "Bursill-Hall"
alle Initien
(VDS) Vermerk über Schreibkosten.
   1
VDS Tit.: Iste liber continet sexternos scriptos XXX pro III ducatis.
(Ir-Iv) Leer.
(1r-25r) Register (nicht in Marigo 1936). Versoseiten leer gelassen.
   1
1r Tit.: Incipit tabula Hugwincionis super presenti libro vocabulorum etc.
At partes quae in summa ...
(1v) Schreibervermerk. Erklärung zu den leer gelassenen Versoseiten 2-14.
   1
1v Tit.: Hic et in sequentibus foliis non est defectus littere sed papiri vel encausti seu incausti. Oportet te ymaginari semifolium pro integro etc.
(56r-413v) Hugutio Pisanus Liber derivationum (zum Text siehe Grubmüller 1967, 14, 22-26; Bursill-Hall, Nr. 299.116 [mit dieser Handschrift]; Marigo 1936, XI und XIV [zu Cod. 5373, 56rv und Addenda], 29).
(414r-422v) Leer.