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Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 3800
NIKOLAUS DE DINKELSBÜHL
Olim: Lunael. q. 125    Papier   146 Bl.   215×140   Lambach, 1437
Provenienz/Letztbesitzer: Mondsee OSB
Literatur zur Handschrift: CMD-A II 66, Abb. 356 (online).
Die Blätter beschnitten. – Lagen: I1 + 12.VI145 + I146. Bl. I bildet mit VDS ein Doppelblatt, Bl. 146 mit HDS. Reklamanten und Kustoden, z. T. beschnitten. – Wasserzeichen: Waage, sehr ähnlich Piccard, Waage, Abt. I, Nr. 161, 162, 165, 166 (alle 1434-1436).
Schrift:
(2r-145v) Schriftraum: 155 × 90    Spaltenzahl: 1    Zeilenzahl: 15-44   
Schriftart: Bastarda
Alle drei Texte wurde von demselben Schreiber kopiert (vermutlich irrtümliche Zuschreibung an Heinricus Immertheuer in der Mantissa Chronici Lunaelacensis, siehe bei Geschichte; zu diesem Schreiber siehe Einleitung Mondsee). Tintenlinierung.
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   Deckfarbeninitiale(n)   
Rote Überschriften und Unterstreichungen, rote Strichelungen von Majuskeln, rote Paragraphzeichen. – Zu Beginn der einzelnen Predigten 24 drei- bis siebenzeilige rote Lombarden mit meist schwarzem, selten rotem Fleuronnée. Das Ornament teils von unsicherer Hand gezeichnet, aber in ähnlichem Stil gehalten wie der Dekor der großen Initialen (siehe im Folgenden); es orientiert sich vor allem an den in Dreiecksformen eingepaßten Doppelblättern der großen Initialen (64r, 109v). Die meisten dieser im Binnenfeld zum Teil mit Silhouettenranken gezierten Lombarden waren offensichtlich nicht für derartigen Schmuck vorgesehen. – (2r, 117r, 129v) zu Beginn der einzelnen Predigtzyklen neun- bis 17-zeilige blaue bzw. rote Initialen in Deckfarben mit ausgesprochen unräumlichem Blattwerk im Buchstabenkörper und mit reicherem Fleuronnée. Das bei den großen Initialen in roter Farbe ausgeführte Fleuronnée wird von dicken, runden bis blattförmigen Knospen beherrscht, die in der Regel mit bis zu drei blauen Punkten bzw. Kreisen gekernt sind. Im Binnenfeld dominieren große Windradformen oder in rechteckige Kompartimente eingepasste Knospengarben. Im Initialfeld fallen die in Dreiecks- bzw. Trapezfelder eingefügten Knospengarben auf. Randbegrenzungen und gerade Fadenfortsätze sind durch Perlenreihen geschmückt, die durch stilisierte Palmetten rhythmisiert werden.


Einband: 15. Jh.     Streicheisenlinien        
Einbandfragment oder Abklatsch vorhanden
Rot gefärbter Ledereinband über Holzdeckeln. Auf VD und HD Rahmen und Diagonalen aus dreifachen Streicheisenlinien. Beschläge (je fünf Buckel) und die beiden Schließen verloren. Rücken mit hellem Papier beklebt (Mondsee,17. Jahrhundert), darauf Titel: Dinckelspihl / Tractatus et Sermones. D. H. (weitere Handschriften mit Rücken dieser Art siehe z. B. Fingernagel–Roland, Kat. 12: Wien, ÖNB, Cod. 1827; Kat. 32: Cod. 2013; Kat. 35: Cod. 825 sowie Pfaff 1967, 71). Unter dem Titel mehrfach die Signatur 125. Auf dem VD oben auf Papierstreifen spätmittelalterliche Inhaltsangabe: Tractatus magistri N. (de) Di(nck)ls(pühl) (de 7) peccatis mortalibusItem (con)fession(ale) Item tractatus eiusdam de 7. donis Spiritus Sancti. Darunter alte Signatur 1457. Auf Papierschildchen nochmals dieselbe Zahl. – Fragmente aus der Handschrift im Jahr 1963 abgelöst (jetzt Wien, ÖNB, Cod. Ser. n. 13707).


(109v) Kolophon: Die Handschrift wurde am 25.5.1437 fertiggestellt. – (HDS) spätmittelalterlicher Eintrag (eines Benützers?).
Vorbesitzer 1: Mondsee, Benediktinerkloster St. Michael (748-1791), 15. Jh.
(1r) Mittelalterlicher Besitzvermerk des Klosters Mondsee. – Im Catalogus generalis des Johannes Hörmann von 1632 (Wien, ÖNB, Cod. 3766, 163r-178r), auf Bl. 168rb als Nr. 12 zu identifizieren. In der Mantissa Chronici Lunaelacensis (1749) S. 377, genannt: Dinkelspichl (!) Tractatus de 7 Peccatis capitalibus, de 7 donis Spiritus S. Chart. 4, anno 1437, scripta per manus F. Heinrici Immertheuer Prof. Mons.
Vorbesitzer 2: Wien, Hofbibliothek, nach 1791
Mit den anderen Handschriften aus Mondsee gelangte der Codex nach 1791 über Linz in die Hofbibliothek. Im Übernahmekatalog der Mondseer Handschriften Cod. Ser. n. 2162 (1798) auf 42v mit der unmittelbaren Vorgängersignatur genannt.
Karl-Georg Pfändtner (Forschungsstand 2015, MeSch VI; Redaktion Katharina Hranitzky 2022)
"CMD-A II", "Piccard", "Mantissa Chronici Lunaelacensis", "Holter 1959", "Holter 1981", "MeSch VI", "Fingernagel–Roland", "Pfaff 1967", "Madre"
alle Initien
(1r) Besitzvermerk.
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1r Tit.: Liber iste est monasterii sancti Michaelis in Männsee [Mondsee OSB]
(1v) Leer.
(2r-116v) Nicolaus de DinkelspühlDe vitiis et virtutibus (Madre, 192-199, mit dieser Handschrift [S. 198]).
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109v Expl.   ... (Schlussschrift, Datierung) Explicit tractatus magistri Nicolay Dinkchlspuhl finitus in vigilia sancte trinitatis anno etc. xxxviio [25.5.1437] (zwischen Abschnitt 8 und 9 bei Madre)
(117r-129r) Nicolaus de Dinkelsbühl De septem peccatis capitalibus / Confessionale (Madre, 199-202, mit dieser Handschrift [S. 202]).
(129r-145v) Nicolaus de Dinkelsbühl De septem donis Spiritus sancti (Madre, 202-205, mit dieser Handschrift [S. 205)]).
(146r-146v) Leer.
(HDS) Eintrag.
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HDS Qualis unusquisque est, talis nititur alios [?] ...