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Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 1796
MISSALE
Olim: Rec. 3310    Pergament   245 Bl.   343×247   Mondsee, 1498 (Kanonbild: um 1430)   
Provenienz/Letztbesitzer: Benediktinerkloster St. Michael (Mondsee)
Literatur zur Handschrift: CMD-A III 30, Abb. 614 (online).
Fehlerhaft gezählt 5-139, 150-259 (Sprung in der Zählung); das Kanonblatt ein eingeklebtes Einzelblatt: Bl. 138. – Quinionen, vor Bl. 5 fehlen vier Blätter (Textverlust).
Ausstattung: Illuminiert   Rubriziert   Fleuronnéeinitiale(n)   Deckfarbeninitiale(n)   Figürlicher Buchschmuck   
Das wenig sorgfältig in Braun gezeichnete Fleuronnée besteht vorwiegend aus Garben großer, punktförmig gekernter Knospen bzw. stilisierter Blätter mit gestricheltem Rand und Besatz aus kleinen Perlen. Der Dekor stammt zweifellos von einem Mondseer Florator. – Die unfigürlichen Deckfarbeninitialen von 1498 gehören derselben Stilgruppe an wie die eingeklebte Zierletter B in Wien, ÖNB, Cod. 4060 (21r) sowie die Initialen in den beiden Mondseer Inkunabeln ÖNB, Ink 23.B.14 und Linz, Oberösterr. Landesbibl., Ink.-560 (siehe Hranitzky–Schuller-Juckes–Rischpler 2018, 128-131). – Das in den Codex eingeklebte Kanonblatt mit dreifiguriger Kreuzigungsdarstellung (diese mit Rahmen 230×160 mm groß) ist wesentlich früher, um 1430, zu datieren und wurde höchstwahrscheinlich in Salzburg bzw. von einem Illuminator aus Salzburg geschaffen (siehe schon Holter 1981, 457 f. [828 f.], Nr. 11.29, hier S. 457 [828] als "sich in die Entwicklung in der Metropole [Salzburg] um 1430 ein[reihend]" bezeichnet, ohne Nennung von Vergleichswerken). Für eine Lokalisierung nach Salzburg sprechen allerdings vorerst nur ganz allgemein die malerische Qualität des Bildes und der Umstand, dass "geschulte" Mondseer Buchmaler aus dieser Zeit nicht bekannt sind. Einen konkreteren Hinweis auf Salzburg geben die Ranken, die den Seitenrand bedecken; allerdings könnten sie erst in der zweiten Jahrhunderthälfte zur Kreuzigung hinzugefügt worden sein (siehe Kunsthistorischer Kommentar). Siehe auch MeSch VI, Einleitung Mondsee.


Einband: Mondsee     bald nach 1498     Gotisch     Streicheisenlinien   Blindstempel   Rolle        
Einband restauriert
Einbandfragment oder Abklatsch vorhanden
Braunes Leder über Holzdeckeln. (Das Leder beschädigt, bei der Restaurierung teilweise mit neuem Leder hinterlegt.) Spuren von zwei Hakenschließen. Blattweiser aus braunem (verziertem) Leder. Kapitale weiß-grün umstochen. – Zu den Einzelstempeln und der Rolle siehe Holter 1984, 52-57 (500-505): Stempel 10, 26, 31, 33 und Rolle 7 (S. 56 [504]: "Jagdfriesrolle", "ohne Jäger"). – 14 abgelöste Fragmente in der ÖNB als Fragm. 107 aufbewahrt (zum Dekor eines zugehörigen Fragments s. Roland/Pirker-Aurenhammer 2000, 11 [bei Wien, ÖNB, Cod. 3659]). – Der Rücken ehemals mit weißem Papier überklebt (Mondsee, 17. Jh.), dieses bei der Restaurierung entfernt, dabei Titelaufschrift samt Formatangabe (Missale Q) erhalten und auf neues Papier aufkaschiert, danach zusammen mit den abgelösten Signaturschildern (die drei Mondseer ehemals aufeinandergeklebt) auf den HDS geklebt.


Vorbesitzer 1: Mondsee, Benediktinerkloster St. Michael (748-1791), 1498, 22 / 108 / 134
Vorbesitzer 2: Wien, Hofbibliothek, spätes 18. Jh., Lunael. f. 134
Nach der Aufhebung des Stiftes Mondsee gelangte Cod. 1796 in die Hofbibliothek. Hier erhielt er zunächst die Signatur Lunael. f. 134. Eine Auswahl des Mondseer Bestandes, darunter Cod. 1796, wurde anschließend in die Recentes-Signaturenreihe überführt.
Martin Roland (Forschungsstand 2015, MeSch VI; Redaktion Katharina Hranitzky 2022, mit Ergänzungen)
"CMD-A III", "Hranitzky–Schuller-Juckes–Rischpler 2018", "Holter 1981", "MeSch VI", "Holter 1984", "Roland/Pirker-Aurenhammer 2000", "VD 16"
alle Initien
(VDS) Einblattdruck: Messoffizium zum Fest des hl. Livinus von Gent (Augsburg, Johann Otmar, um 1515; Identifikation des Drucks durch Falk Eisermann und Oliver Duntze, Berlin; vgl. die Drucktypen in VD 16, G 776, die Initialen in VD 16, R 134).
(5r-245v) Missale, Anfang und Ende fehlen.
   1
129r Expl.   ... (Datierung) 1498
(138r) Leer.
(138v) Kanonbild.
(HDS) Aufgeklebte Signaturschilder und Fragment vom ehem. Papierrücken (Titel).